1 Predigt zur Konfirmation über Apg. 8,39b am 10.4.2011 in Altdorf (Pfarrer Bernd Rexer) Liebe Konfirmanden, liebe Gemeinde, als ich über die Predigt für heute nachdachte, da fiel mir ein Satz der Bibel ein. Ein positiver Satz, ein sehr erfreulicher. Ein Mut machender Vers, Er zog aber seine Straße fröhlich." Apostelgeschichte 8,39b. Über diesen Satz möchte ich heute predigen. Denn genau das wünsche ich Euch für Euer Leben: dass Ihr Eure Lebensstraße fröhlich zieht. Nicht, weil Ihr ihn hinter Euch habt" den Konfi". Sondern weil etwas vor Euch liegt, was hoffentlich von Freude und Hoffnung geprägt sein wird: Eure Lebensstraße. Und dazu soll auch dieser Konfirmationsgottesdienst beitragen. Das wünsche ich übrigens nicht nur Euch, sondern Ihnen und uns allen. Dass auch Sie, diese Mut machende Zusage erreicht egal aus welcher Lebenssituation Sie auch kommen. Ob diese Woche eher mit Sorgen oder Erfreulichem gefüllt war, dass Sie Ihre Straße, Ihre Lebensstraße fröhlich ziehen können. Sie fragen: Wie soll das geschehen? Ich denke: Durch eine Begegnung heute morgen. Vielleicht durch eine ganz unverhoffte Begegnung. Dass Ihnen vor allem einer begegnet, den Sie heute morgen vielleicht gar nicht auf der Rechnung hatten.
2 So ist es nämlich demjenigen ergangen, der hier in diesem Bibeltext seine Straße fröhlich zieht. Diese Begegnung hatte er eigentlich nicht auf der Rechnung - die Begegnung mit Gott. Ich denke, ich muss Euch und Ihnen diesen Menschen einmal näher vorstellen. Aus dem Konfirmandenalter ist der längst raus. Deshalb ist es nicht nur eine Geschichte für junge Leute, sondern eine für uns alle. Die Fröhlichkeit, um die es hier geht, kann sich auch dann noch im Leben einstellen, wenn man den größten Teil seiner Lebensstraße sozusagen schon im Rückspiegel sieht. Was hat es also auf sich mit diesem Mann und seiner Begegnung? Was macht ihn so fröhlich? Was ist ihm widerfahren? Was ist das für ein Mensch? Er ist: 1. Ein Suchender - ohne Erfolg Eigentlich sollte man meinen, dieser Mann habe alles in seinem Leben erreicht. Er hat das erreicht, was sich viele Menschen - und manche Eltern auch für ihre Kinder wünschen: Er gehört zur Elite seines Landes. Er hat Karriere gemacht. Er ist, so verrät es uns die Bibel, Minister. Finanzminister. Finanzminister der äthiopischen Königin. Dieses Amt ist allerdings nicht der Grund seiner Fröhlichkeit. Heutzutage sind Finanzminister ja schon fast von Amts wegen eine Art Ritter von der traurigen Gestalt". Angesichts ihrer leeren Kassen.
3 Aber auch wenn die Kassen voll sind, stellt sich bei erfolgreichen Menschen oft die selbstkritische Frage ein: Was trägt denn wirklich im Leben?" Was trägt mich durchs Leben?" Was hält mich noch, wenn ich keinen Halt mehr finde?" Dabei wird deutlich: Diese Frage ist keine andere Frage als die Frage nach Gott. Das wusste wohl auch dieser Finanzminister. Von ihm wird einige Verse vorher berichtet, dass er von Äthiopien nach Jerusalem gekommen sei, um anzubeten". Im Konfi-unterricht haben wir gelernt: Das, was wir anbeten, ist unser Gott. Sag mir, woran dein Herz hängt, und ich sage Dir, wie Dein Gott heißt. Der Höchstwert unseres Lebens, für den wir bereit sind, anderes zu opfern: Zeit, Geld, Sonntagsruhe, vielleicht sogar die Familie opfern. Und die Frage ist: Was lohnt sich anzubeten? Was mich auf der Karriereleiter weiterbringt? Was mein Gehalt steigen lässt? Was mir Ansehen bringt? Oder was mein Herz fröhlich macht? Unser Finanzminister - äußerlich ein erfolgreicher Mann - und doch innerlich ein Suchender! Damit wir uns nicht missverstehen, liebe Gemeinde. Es gibt viele schöne Ziele im Leben, die erstrebenswert sind. Sie sollen überhaupt nicht miesgemacht werden.
4 Aber die Frage bleicht dabei: Welchen Stellenwert haben sie? Sind sie mein Gott? Die Kontrollfrage heißt: Habe ich die Ziele - oder haben die Ziele mich? Nehmen sie mich gefangen, machen sie mich unfrei? Unser äthiopischer Finanzminister jedenfalls ist - ein Suchender. Er war nach Jerusalem gekommen um anzubeten. Um mehr über Gott zu erfahren. Doch jetzt ist er frustriert. Niemand hatte ihm geholfen. Keiner war auf ihn eingegangen. Schade, traurig, ihr Lieben. Hoffentlich passiert das in unserer Gemeinde nicht. Dass einer nach Gott und dem Glauben fragt, aber allein bleibt. Oder keinen findet, der Zeit für ihn hat. Denn wir wollen offen sein, für Lebens- und Glaubensfragen, die Menschen bewegen, offen für Begleitung und Weggemeinschaft. Enttäuscht macht sich der Finanzminister mit seinem Reisewagen auf den Heimweg. Überhaupt nicht fröhlich, sondern frustriert. Ach so: Vor der Abreise ist er noch in eine Buchhandlung gegangen. Und hat sich eine Bibel gekauft - sozusagen als Reiselektüre. Er fährt ab Richtung Süden, beginnt zu lesen - und versteht nur Bahnhof.
5 Es scheint: Diese Reise hätte er sich wirklich sparen können - und die Suche auch. So denkt er. Aber denkste: Einer denkt anders: Gott! Er will, dass aus einem Suchenden ein anderer wird - nämlich: 2. Ein Gefundener - von Gottes Liebe Unser Finanzminister hatte die Sache wahrscheinlich schon abgehakt. Aber Gott hatte sie nicht abgehakt! So wie Gott auch Sie nicht abgehakt hat. So wie Gott auch Euch nie abhaken wird. Den Konfi-unterricht könnt Ihr abhaken. Aber bei Gott bleibt Ihr auf der Tagesordnung - lebenslang. Und manchmal rennt einer weg - und begegnet doch Gott. Irgendwann und irgendwo und unverhofft auf der Straße des Lebens. Und er entdeckt: Da wartet einer auf mich in Liebe. Zurück zur Geschichte: Ehe der Finanzminister frustriert in Afrika ankommt, schickt ihm Gott einen seiner Jünger über den Weg. Er heißt Philipp, genauer Philippus. Der steht an der Straße, die durch den Gazastreifen geht. Da soll er warten - bis Gott ihm zeigt: Da kommt einer, der Dich und mich braucht.
6 Und als er den Afrikaner sieht, da ist im klar: Das ist er. Da macht Philippus einen auf per Anhalter" - und wird mitgenommen. Er steigt auf den Reisewagen und sie kommen in ein Gespräch über die Reiselektüre. Und sie kommen ins Gespräch über den Text aus dem Propheten Jesaja - und der verweist auf Jesus. Darüber reden sie: über Jesus. Nicht über Gott nur, sondern über Jesus. Warum? Ist das denn so wichtig? Christen können gar nicht anders: Wenn sie über Gott reden, dann nehmen sie den Weg über Jesus. Warum? Damit es nicht bei so einem Allerweltsgott und so einem Allerweltsglauben bleibt: So ein Glaube, bei dem man glaubt ohne wirklich zu glauben. Man glaubt, dass es ihn gibt - und lässt ihn einen guten Mann sein. Gott ist dann eben ein Gedanke, gehört zum Bereich: kannst du vernachlässigen. Aber mit so einem wagen Glauben, wird man nicht fröhlich. Darin, liebe Gemeinde, liegt ja das Problem. Gottes Problem mit uns. Gott liebt uns. Und Liebe will keinen Abstand. Liebe will Gemeinschaft.
7 Deshalb kommt Gott in Jesus auf die Welt. In Jesus überwindet Gott diesen Abstand und landet mitten in unserem menschlichen Leben. Und siehe da: plötzlich bekommt Gott menschliche Züge, die ich verstehe. Durch Jesus entdecke ich plötzlich, wer Gott ist. Kein himmlischer gnadenloser Richter, sondern liebender Vater. Keiner, der über den Wolken thront, sondern bei uns sein will auf den Straßen des Lebens. Keiner, dem wir egal sind, sondern der die Wunden, die wir uns auf den Straßen des Lebens geholt haben, heilen will. Und so macht sich Gott in Jesus auf den Weg, damit Suchende zu Gefundenen werden. Wie der Finanzminister aus Äthiopien. Eine unerwartete Begegnung mit Folgen. Der Finanzminister hat nicht nur ein gutes Gespräch - sondern erkennt: Hier begegnet mir Gott. Und in dieser Begegnung liegt die Chance eines neuen Lebens. Er lässt sich taufen und vertraut auf den lebendigen Gott. Die Begegnung mit Philippus, hat sein Leben verändert. Durch das Wort Gottes hat er eine völlig neue Perspektive bekommen. Aus seiner Enttäuschung ist Hoffnung und Zuversicht geworden.
8 So wird aus dem Suchenden 3. Ein Begleiteter - von Gottes Treue Er zog aber seine Straße fröhlich." Die berechtigte Frage lautet natürlich: Wird das so bleiben - mit der Fröhlichkeit? Ist sie das durchgehende Kennzeichen eines von Gott gefundenen Menschen? Also: Immer nur lächeln, immer vergnügt!"? Nein! Ziemlich sicher nicht! Die Straße unseres Lebens ist auch für Christen eine Straße, auf der böse Dinge geschehen können. Auf der es mühsam sein kann. Auf der geweint werden wird und auch geklagt werden kann. Was bleibt dann aber von dem Satz:: Er zog aber seine Straße fröhlich." Was bleibt von dieser Erfahrung? Das bleibt: Jesus geht mit. Mit dir und mit mir. Und wenn mir nicht fröhlich zumute ist, dann bleibt doch dies: Eine tiefe Freude darüber, dass einer mein Leben in seiner Hand hält. Eine tiefe Freude darüber, dass er mir Wege zeigt, die nicht immer einfach sein werden, aber sinnvoll. Eine tiefe Freude darüber, dass ich weiß, wem ich im Leben - und auch noch im Sterben gehören werde: meinem treuen Gott.
9 Liebe Gemeinde, aus der Begegnung des Finanzministers mit Jesus Christus ist eine Weggemeinschaft geworden. Solche Begegnungen gibt es bis heute: Im Konfirmandenunterricht. Und vielleicht sogar - ganz unverhofft - in einem Konfirmationsgottesdienst. Zu dem man vielleicht eher nur aus Pflichtgefühl oder Höflichkeit gegangen ist. Doch ich spüre und erfahre: Ich bin von Gott erwartet worden. Um mich fragen oder erinnern zu lassen: Was ist mein Halt auf der Straße des Lebens? Oder: Was ist mein Ziel? Im Vertrauen auf Jesus dürfen wir glauben: Ich bin nie allein, Jesus ist mein Begleiter. Mein Leben soll kein Irrweg, sondern darf ein gesegneter Weg sein. Das macht mich froh und Euch und Sie hoffentlich auch. Und wir ziehen unsere Straße fröhlich. Amen.