Aufgaben und Übungen im DaF- Unterricht FLM0640 2017.1 23. Juni 2017
Rösler (2012) Kap. 4 Umfassende Konzepte der Fremdsprachenvermittlung 1. Die Grammatik-Übersetzungs-Methode 2. Die direkte Methode 3. Die audiolinguale Methode 4. Die audiovisuelle Methode 5. Unabhängigkeit von der Entwicklung in den Bezugswissenschaften 6. Der kommunikative Ansatz 7. Der interkulturelle Ansatz 8. Aufgabenorientierung als Kernkonzept des Fremdsprachenunterrichts 9. Alternative Methoden 10. Performatives Fremdsprachenlernen
12 methodische Prinzipien nach Funk (2010) 1. Handlungsorientierung 2. Inhaltsorientierung 3. Aufgabenorientierung 4. Individualisierung und Personalisierung 5. Autonomieförderung 6. Interaktionsorientierung 7. Reflexionsförderung 8. Automatisierung 9. Transparenz und Partizipation 10. Evaluationskultur 11. Mehrsprachigkeit 12. Lehr-/Lernkultursensibilität
Übung vs. Aufgabe Übung Fokus auf der Form sprachliche Strukturen und Fertigkeiten werden isoliert betrachtet und trainiert Ziel: Bewusstmachen, Verstehen und Automatisieren sprachlicher Strukturen starke Steuerung eine richtige Antwort geringe Fehlertoleranz Aufgabe Fokus auf dem Inhalt sprachliche Phänomene werden im Zusammenhang benutzt Ziel: authentische, individuelle und kreative Sprachverwendung viel Freiheit viele mögliche Ergebnisse relativ hohe Fehlertoleranz
Beispiel für eine Übung aus: DaF kompakt A2, p. 118
Beispiel für eine Aufgabe aus: DaF kompakt A2, p. 120
Merkmale von Aufgaben nach Ellis (2003) 1. Eine Aufgabe besteht aus mehreren Arbeitsschritten. 2. Der Schwerpunkt liegt auf dem Inhalt und nicht auf der sprachlichen Form. 3. Eine Aufgabe ermöglicht eine realitätsbezogene Sprachanwendung. 4. Eine Aufgabe integriert mehrere sprachliche Fertigkeiten. 5. Eine Aufgabe löst bei den Lernern kognitive Prozesse aus. 6. Eine Aufgabe hat ein klar definiertes Produkt, das auch vorgestellt wird.
Ablauf: der task cycle nach Willis (1996)
Task cycle nach Willis (1996)
Fokus auf Form: Definition Fokus auf Form bezeichnet eine Unterrichtsphase in einem inhalts- und aufgabenorientierten Fremdsprachenunterricht, in dem der Fokus explizit auf Sprachstrukturen einschließlich der Grammatik der Textgrammatik und der Regeln der Wortbildung liegt. (Funk, 2010, p. 86)
Form vs. Inhalt: (1) Focus on FormS traditionelle Ansätze (GÜM, ALM) die Grammatik bestimmt die Progression Unterrichtsziel: Regelwissen, korrekte Sprachproduktion Texte dienen als Verpackung einer grammatischen Regel Arbeitsformen: Übungen zur Bewusstmachung und zum Einüben von sprachlichen Strukturen
Form vs. Inhalt (2): Focus on Meaning Reformansätze der 70er und 80er Jahre (Natural Approach) die Kommunikation über Inhalte bestimmt die Progression Unterrichtsziel: in der Sprache lernen und handeln die Bedeutung von Texten zählt Arbeitsformen: Übungen und Aufgaben zu den vier Fertigkeiten
Form vs. Inhalt (3): Focus on Form typisch für den aufgabenbasierten Unterricht Aufgaben bestimmen die Progression; formale Aspekte werden erst am Ende des Aufgabenzyklus behandelt Unterrichtsziel: in der Sprache lernen und handeln; Zusammenhänge zwischen sprl. Form und Funktion erkennen und verstehen Arbeitsformen: Aufgaben und Projekte, am Ende eines Aufgabenzyklus auch Übungen zur Bewusstmachung und Einübung sprachlicher Strukturen
Im Überblick Focus on FormS Die Progression eines Sprachkurses richtet sich nach formalen Kategorien. Grammatik wird explizit und bewusst (intentionally) gelernt. Focus on Meaning Die Progression eines Sprachkurses richtet sich nach inhaltlichen Kategorien. Grammatik wird implizit und nebenbei (incidentally) erworben. Focus on Form Die Progression ist inhalts- und aufgabenorientiert, der Unterricht enthält aber auf Nachfrage der Lernenden auch formfokussierende Phasen.
aufgabenbasiert vs. aufgabenorientiert starke Version: task-based rein aufgabenbasiertes Curriculum (noch relativ selten) schwache Version: task-supported mehr oder weniger strukturell orientiertes Curriculum, ergänzt durch den Einsatz von Aufgaben (häufiger)
Traditionelle Unterrichtsplanung (PPP) Present Einstieg Practice Erarbeitung Produce Anwendung
Boomerang-Modell im aufgabenorientierten Unterricht Einstieg Erarbeitung Anwendung
Aufgabe 1 Sucht nach einem Beispiel für eine Aufgabe in vier aktuellen DaF-Lehrwerken für die Grundstufe (Menschen, Motive, studio 21, DaF kompakt). Wie ist die Aufgabe in die Lektion eingebettet? Gibt es Verbindungen zu formorientierten Elementen? Welcher Art?
Grammatikübungen - Typologie Analytische Aufgaben Einspielungen Inventionen Knobelstücke freie Gestaltungsaufgaben Häussermann/ Piepho (1996)
Analytische Aufgaben aus: Die Suche 1, Arbeitsbuch, S. 179
aus: Schritte international 4, S. 104 Einspielungen
Inventionen aus: Deutsch aktiv neu 1B, S. 59
Knobelstücke aus: Grundstufen-Grammatik, S. 112
Freie Gestaltungsaufgaben Original und Fälschung Sie haben das Original. Ihr Partner/Ihre Partnerin hat die Fälschung. Beschreiben Sie nun Ihrem Partner/Ihrer Partnerin genau Ihre Zeichnung, und stellen Sie dabei insgesamt 10 Unterschiede fest! Notieren Sie die Unterschiede! aus: Wechselspiel, S. 98-99
Aufgabe 2 Untersucht die Lehrwerke im Hinblick auf ihr Grammatikprogramm. Welchen Typ von Übungen oder Aufgaben findet ihr am häufigsten in den jeweiligen Lehrwerken? Welcher Typ ist eher wenig repräsentiert?
Aufgabe 3 Entwickelt Übungen zum Thema Perfekt nach der Übungstypologie von Häussermann und Piepho (1996). Ihr könnt euch in DaF- Lehrwerken Anregungen holen.
Bedeutung des Wortschatzes Deutschlernende in der Mittelstufe beklagen sich häufig darüber, dass sie keine Grammatik können, merken dann aber sehr schnell, dass es ihnen vor allem an Wortschatz fehlt. aus: Sichtwechsel neu. Allgemeine Einführung, p. 31.
Wortschatz 3000 Wörter: bis B1 5000 Wörter: bis B2 10.000 Wörter: bis C2 10.000-50.000 Wörter: Wortschatz eines Muttersprachlers 90.000 Wörter: Wortschatz in Goethes Werken 500.000 Wörter: Allgemeinwortschatz der deutschen Sprache Fachwortschätze: mehrere Millionen aus: Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Ein internationales Handbuch, Artikel 23.
Die Vergessenskurve Verstrichene Zeit Vergessen wird 20 Minuten 30-45 % 1 Tag 50-65 % 1 Woche 70-75 % 1 Monat 80 % aus: Kleinschroth (1994, p. 83).
Weitere Prinzipien (Bergemann 2005) Wortschatz sollte vom Lerner in sinnvollen Kontexten gelernt werden, beim Lernen sinnvoll strukturiert werden, sodass begriffliche Zusammenhänge entstehen, in möglichst vielen Bezugssystemen abgespeichert werden, extensiv (verteilt) und nicht intensiv (massiert) gelernt werden, mit bildhaften Vorstellungen verknüpft werden, mit Humorvollem und Absurdem verknüpft werden, sowohl kognitiv als auch unter Berücksichtigung der Sinne verarbeitet werden, mit persönlichen Inhalten verknüpft werden.
Wortschatz ordnen Teil Ganzes: Saite - Gitarre Oberbegriff Unterbegriff: Gemüse - Rotkohl Ursache Wirkung: Regen - Feuchtigkeit Produzent Produkt: Schriftsteller - Roman Tätigkeit Ergebnis: backen - Brot Gegenteile: nass - trocken Assoziationen: grün Gras, blau - Himmel Graduelle Abstufungen: nie selten manchmal oft......
Übungsformen in der Wortschatzarbeit 1. Wiedererkennen von Wortschatz 2. Auswählen von Wortschatz 3. Zuordnen von Wörtern 4. Sortieren 5. Reihengliederungen 6. Produktive Verwendung von neuemwortschatz Verarbeitungstiefe
Wortschatz: Semantisierungsformen 1. Visuelle Mittel Bilder und Realien Gestik, Mimik, Pantomime Skizzen 2. Auditive Mittel 3. Verbale Mittel Übersetzungen Definitionen und Umschreibungen Beispiele Synonyme Antonyme Gradierungen und Skalen Übergeordnete Begriffe Kontextuelle Ableitungen
Aufgabe 4 Welche Semantisierungsform(en) haltet ihr für die folgenden Wörter geeignet? Begründet eure Meinung. 1. die Kneipe, -n 2. abwaschen 3. echt 4. einsam 5. meistens