Statistik. kompakt. Zur Bedeutung kleiner und mittlerer Unternehmen für das Wirtschaftswachstum in Nordrhein-Westfalen. Einleitung

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Transkript:

05/11 Information Technik Nordrhein-Westfalen Geschäftsbereich Statistik Zur Bedeutung kleiner mittlerer Unternehmen für das Wirtschaftswachstum in Nordrhein-Westfalen Einleitung In den Jahren 2006 2007 konnte mit preisbereinigten Raten von 2,1 bzw. 3,1 Prozent das stärkste Wirtschaftswachstum seit der Wiedervereinigung verzeichnet werden. In der öffentlichen Diskussion dieser Entwicklung stehen zwar oft die Veränderungen der meist gut bekannten großen Gesellschaften im Vordergr. Gleichzeitig aber nehmen kleine mittlere Unternehmen (KMU) erhebliche Anteile an der Gesamtwirtschaft Nordrhein-Westfalens ein, da sie aufgr ihrer großen Zahl sehr umfangreiche Kapazitäten bündeln. Im Rahmen des vorliegenden Artikels wird der Frage nachgegangen, inwieweit KMU nicht nur Anteile an der Struktur einnehmen, sondern auch Einfluss auf die Konjunktur ausüben. Datenquelle Methode Viele der amtlichen Wirtschaftsdaten berücksichtigen keine Angaben von kleinen Einheiten, um Kleinunternehmer vom Mehraufwand für statistische Auskünfte zu entlasten. Um diese Lücke zu schließen, hat das Statistische Besamt für das Berichtsjahr 2005 entsprechende Schätzungen auf Besebene durchgeführt (Kless Veldhues 2008). Da sich diese aber nur begrenzt auf die Verhältnisse einzelner Besländer übertragen lassen, wurde die Schätzung für das Land Nordrhein-Westfalen wiederholt (Radmacher- Nottelmann 2008). Mit den erstmals verfügbaren Daten für das Berichtsjahr 2007 sind nun auch Aussagen zur konjunkturellen Bedeutung von KMU möglich geworden. Die hier präsentierten Ergebnisse basieren auf diesen früheren Arbeiten. Wie schon zuvor wurden die verschiedenen amtlichen Statistiken zum gesamten Produzierenden Gewerbe zu wesentlichen Teilen des Dienstleistungssektors über die Einzeldaten verknüpft fehlende Angaben für kleine Unternehmen durch Schätzungen ergänzt. Gemäß der Vorgaben der EU-Kommission zählt dabei ein Unternehmen als KMU, wenn es weniger als 250 Beschäftigte weniger als 50 Millionen Euro Jahresumsatz aufweist (EU- Kommission 2003, Kless Veldhues 2008, Jung 2010). Banken Versicherungsleistungen sind hier trotz ihrer wirtschaftlichen Bedeutung nicht enthalten, da deren Daten nicht durch die statistischen Ämter erhoben werden. Die Analyse berücksichtigt folgende Kennziffern: Anzahl der Unternehmen; Umsatz in Euro; Anzahl der Beschäftigten; Investitionen in Sachanlagen (in Euro); Bruttowertschöpfung gemessen zu Faktorkosten (in Euro). Im vorliegenden Beitrag werden ausgewählte Analysen sowohl für die Gesamtwirtschaft als auch für einzelne Wirtschaftszweige vorgestellt. Bei den Ergebnissen für einzelne Sektoren wird eine gewichtete Darstellung in Bezug zur Größe der betreffenden Branche verwendet. Auf diese Weise wird nicht das individuelle Wachstum des Sektors gezeigt, sondern dessen Bedeutung in Bezug zur Gesamtwirtschaft Nordrhein-Westfalens. Bei den verwendeten Datenquellen ist allerdings zu beachten, dass deren Ergebnisse häufig auf Stichproben basieren. Die damit unweigerlich verbenen Standardfehler werden aus methodischen Gründen immer größer, je kleiner die beobachteten Unternehmen sind. Aus diesem Gr können die geschätzten Ergebnisse von den Angaben anderer Statistiken zum selben Gegenstand abweichen. Eine weitere Einschränkung resultiert aus der Notwendigkeit, dass alle Daten einheitlich dem Sitz des Unternehmens zugerechnet werden müssen. Damit werden auch Aktivitäten von Betrieben in anderen Besländern einbezogen, sofern der Unternehmenssitz in Nordrhein-Westfalen liegt. Umgekehrt werden die regionalen Leistungen von Unternehmen mit Sitz in anderen Besländern vollständig ausgeschlossen. 1

Die genannten Mängel sind allerdings vor dem Hintergr akzeptabel, als die vorliegende Untersuchung Einblicke in die Struktur der verschiedenen Wirtschaftszweige ermöglicht. Im Vordergr stehen dabei die Verhältnisse der beiden Unternehmensarten KMU Großunternehmen zueinander sowie deren Veränderung im Zeitverlauf. Arbeitskräfte eingesetzt. Eine mögliche Ursache kann darin liegen, dass kleine Firmen auf Kostenvorteile verzichten müssen, welche durch Arbeitsteilung Fertigung in großen Stückzahlen erreicht werden können. Der geringere Verflechtungsgrad unterstützt diese Interpretation. Die KMU weisen demnach eine niedrigere Effizienz auf. Ergebnisse Beitrag der KMU zum Wirtschaftswachstum Anteil der KMU an der Gesamtwirtschaft Bereits im direkten Vergleich der Gesamtergebnisse wird der Stellenwert von KMU in der nordrhein-westfälischen Wirtschaft deutlich. Aufgr ihrer hohen Zahl tragen sie nicht nur zu r einem Drittel zu den in Nordrhein-Westfalen erwirtschafteten Umsätzen bei. Darüber hinaus sind mehr als die Hälfte aller Beschäftigten in einem KMU tätig auch die Anteile an Investitionen insbesondere an der erbrachten Wertschöpfung liegen zumindest in mit Großunternehmen vergleichbaren Größenordnungen (Tab. 1). Im Vergleich zum Umsatzanteil von etwa einem Drittel ist der Beitrag der KMU bei den übrigen Merkmalen also auffallend hoch. Dies zeigt zweierlei: Erstens können die KMU pro erwirtschafteten Euro eine relativ hohe Wertschöpfung aufweisen. Sie haben also oft eine relativ hohe eigene Produktionsleistung greifen bei ihren Arbeitsprozessen in tendenziell geringerem Maße auf die Vorleistungen Dritter zurück, als es bei den Großunternehmen üblich ist. Unabhängig von individuellen Unterschieden der Anbieter kann man auch davon sprechen, dass kleinere Unternehmen einen geringeren Verflechtungsgrad als große Produzenten aufweisen. Zweitens werden in vielen KMU für jeden einzelnen Euro Umsatz mehr Sachmittel mehr 1. Ausgewählte Kennzahlen kleiner mittlerer Unternehmen (KMU) sowie von Großunternehmen im Jahr 2007 KMU Großunternehmen Unternehmen Anzahl % Beschäftigte Anzahl % 398 386 99,1 2 944 633 54,2 3 426 0,9 2 486 855 45,8 Umsatz Mill. % 370 936 32,0 786 807 68,0 Unternehmensart Bruttoinvestitionen in Sachanlagen Mill. Vergleicht man den Stand des Jahres 2007 nun mit den Ergebnissen des Jahres 2005, so hat sich zunächst die Unternehmenszahl beider Größenklassen in einem ähnlichen Verhältnis um etwa 15 Prozent vergrößert (Abb. 1). Unverändert kommen auf ein Großunternehmen etwa 100 KMU (Tab. 1). Während der positiven Konjunkturphase in den Jahren 2006 2007 verlief also die Dynamik aus Neugründungen, Schließungen oder auch den Wechseln innerhalb der beiden Unternehmensarten in vergleichbaren Maßstäben. Auch bei den übrigen in dieser Untersuchung beobachteten Kennzahlen wird deutlich, dass der wirtschaftliche Aufschwung zu wesentlichen Teilen von den KMU getragen wurde. So sind sowohl der Umsatz (mehr als 15 %) als auch die Bruttowertschöpfung (mehr als 10 %) in beiden Unternehmensarten deutlich gegenüber dem Jahr 2005 gestiegen (Abb. 1). Darüber hinaus fällt auf, dass in den KMU die Investitionen in Sachanlagen um r das Dreifache kräftiger gewachsen sind, als dies bei großen Gesellschaften zu beobachten war. % 16 642 43,5 21 585 56,5 Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten Mill. % 128 479 42,2 176 313 57,8 Neben den hier gezeigten Finanzmerkmalen haben schließlich auch die Beschäftigtenzahlen im betrachteten Zeitraum lebhafter zugenommen als in den Großunternehmen. Aus diesem Gr hat der Anteil kleiner mittlerer Unternehmen an der Gesamtbeschäftigung in Nordrhein-Westfalen gegenüber dem Jahr 2005 um einen weiteren Prozentpunkt zugenommen liegt im Berichtsjahr 2007 bei 54,2 Prozent (Tab. 1). Das intensive Wachstum sowohl der Investitionen als auch der Beschäftigtenzahlen bestätigt den bereits eingangs beobachteten Zusammenhang, dass die kleineren 2

Abb. 1 Veränderung ausgewählter Merkmale kleiner mittlerer Unternehmen (KMU) sowie von Großunternehmen 2007 gegenüber 2005 +35,0 % +30,0 % +25,0 % +20,0 % +15,0 % +10,0 % +5,0 % 0 % KMU Großunternehmen +15,5 +14,4 +10,6 +6,3 +15,5 +17,0 +33,2 Anbieter tendenziell ihre einzelnen Arbeitsschritte im eigenen Unternehmen absolvieren. Wenn also Umsatz Wertschöpfung gleichermaßen steigen, so müssen die KMU dafür stärker in zusätzliche Produktionsmittel investieren. Der Bedarf an neuen Sachanlagen Mitarbeiter(inne)n steigt hier also schneller. Dieser Zusammenhang gilt allerdings keineswegs einheitlich in den verschiedenen Branchen. Gliedert man die Angaben der Abbildung 1 zusätzlich nach einzelnen Wirtschaftszweigen auf, so werden je nach Klasse sehr große Unterschiede deutlich (Abb. 2). Vor allem von Seiten der Unternehmen im Handel im Gastgewerbe sowie im Abschnitt K +5,0 +4,0 +3,0 +2,0 +1,0 0 1,0 C Bergbau Gewinnung von Steinen Erden Bruttowertschöpfung D Verarbeitendes Gewerbe E Energie Wasserversorgung F Baugewerbe G Handel; Instandhaltung Reparatur von von Kfz Kfz usw. +9,9 +12,8 +11,4 Unternehmen Beschäftigte Umsatz Bruttoinvestitionen Grafik: IT.NRW Abb. 2 Veränderung der Beschäftigung*) in kleinen mittleren Unternehmen (KMU) sowie in Großunternehmen 2007 gegenüber 2005 nach Wirtschaftszweigen**) %-Punkte +6,0 + 0 0,3 KMU Großunternehmen 0,3 +0,5 0 0 +0,2 0,2 +5,0 +2,6 *) gewichtet mit dem Anteil des Wirtschaftszweiges in der Unternehmensart im Jahr 2005 **) WZ 2003 +2,3 +0,3 ( Grstücks- Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen, wirtschaftliche Dienstleistungen anderweitig nicht genannt ) gehen sehr starke Beschäftigungseffekte aus. Im Abschnitt K sind unter anderem Unternehmensdienstleister wie EDV-Spezialisten, Beratungsgesellschaften, Wirtschaftsprüfer oder Personalvermittler erfasst. Die Unternehmen der übrigen Industriezweige hingegen konnten nur wenig zu dem in der Abbildung 1 gezeigten Anstieg der Mitarbeiterzahlen leisten. Neben der sehr unterschiedlichen allgemeinen Dynamik in den Industriezweigen zeichnet sich zusätzlich eine tendenzielle Verlagerung zugunsten der KMU ab. In mehreren der dargestellten Sektoren wächst die Belegschaft bei kleineren Unternehmen stärker, als es bei Großunternehmen der Fall ist. Die einzige wesentliche Ausnahme bildet der Abschnitt K. Hier ist allerdings auch zu bedenken, dass das in der Abbildung 2 dargestellte Wachstum der KMU im Handel im Gastgewerbe nur mit Einschränkungen interpretiert werden darf. Für die Berichtsjahre 2006 2007 wurde der Berichtskreis um Unternehmen ergänzt, die während der Jahre 2004 bis 2006 neu entstanden sind. Teile +0,7 0,3 +2,6 +3,8 H Gastgewerbe I K Verkehr Grstücks- Nachrich- Wohnungswesen, Vertenübermittlung mietung usw. Grafik: IT.NRW des Anstiegs bei den KMU gehen auch auf diese methodischen Änderungen zurück. Trotz der Einschränkungen macht die gewichtete Darstellung deutlich, dass von 2005 bis 2007 die Entwicklung der kleineren Unternehmen im Handel Gastgewerbe eine zentrale Triebkraft für die Erholung im nordrhein-westfälischen Arbeitsmarkt bildete. Gerade für das Gastgewerbe ist dies bemerkenswert, da die Zahl der Beschäftigten in diesem Wirtschaftszweig nur etwa einem Sechstel der Belegschaft des Handelssektors entspricht. Ausschlaggebend ist 3

im Gastgewerbe aber erstens ein sehr kräftiges Beschäftigungswachstum sowie zweitens der hohe Anteil von KMU. Weitere größere Beschäftigungseffekte gehen zudem vom Abschnitt K aus. Im Unterschied zum Handel Gastgewerbe ist hier der Wachstumsbeitrag der KMU zwar etwas geringer als bei den Großunternehmen, erreicht aber trotzdem eine auffallend hohe Dynamik. Entwicklung der Produktivität in KMU Abb. 3 Veränderung der Produktivitäten*) in kleinen mittleren Unternehmen (KMU) sowie in Großunternehmen 2007 gegenüber 2005 nach Wirtschaftszweigen**) +20 000 +17 553 +17 500 +15 000 KMU Großunternehmen +12 500 +11 425 +10 000 +8 715 +7 500 +5 000 +5 011 +2 500 +2 368 +1 621 50 179 695 956 + + + 0 + 48 25 + + + 475 2 500 1 102 17 1 C Bergbau Gewinnung von Steinen Erden D Verarbeitendes Gewerbe E Energie Wasserversorgung F Baugewerbe G Handel; Instandhaltung Reparatur von von Kfz Kfz usw. H Gastgewerbe I Verkehr Nachrichtenübermittlung K Grstücks- Wohnungswesen, Vermietung usw. In den bisherigen Ergebnissen wurde deutlich, dass sich die Anteile der KMU gegenüber den Großunternehmen bei den Umsätzen einerseits bei Beschäftigung, Wertschöpfung Investitionen andererseits deutlich unterscheiden. Obwohl die KMU den Einsatz von Rohstoffen Mitarbeiter(inne)n ebenso stark oder sogar stärker als Großunternehmen erhöhen, nimmt der Umsatz nur unterproportional zu. Unternehmen unterschiedlicher Größe weisen also eine unterschiedliche Effizienz bzw. Produktivität auf. Eine mögliche Messgröße für Produktivität ist der Umsatz je eigene Mitarbeiterin bzw. je eigenen Mitarbeiter. Wirft man einen Blick auf die Veränderung dieses Pro-Kopf-Umsatzes in den einzelnen Wirtschaftszweigen auch hier wieder gewichtet mit dem Anteil der Branche an der gesamten Wirtschaft des Landes, so zeigt sich eine gravierende Einschränkung der bisher beobachteten kräftigen Wachstumsbeiträge der KMU (Abb. 3): In fast allen Zweigen bleibt die Entwicklung der Produktivitäten in den kleineren Unternehmen deutlich hinter den Effizienzgewinnen in Großunternehmen zurück. Selbst dort, wo der Umsatz pro Mitarbeiter/-in gegenüber den Ergebnissen im Jahr 2005 auch in den KMU gestiegen ist, werden die Fortschritte von den Verbesserungen der großen Unternehmen übertroffen. Dies zeigt erstens, dass die kleineren Unternehmen trotz ihres Wachstums wenig oder zum Teil sogar keine Fortschritte hinsichtlich eines effizienten Produktionsprozesses erreichen konnten. *) Umsatz je Mitarbeiter/-in; gewichtet mit dem Anteil des Wirtschaftszweiges in der Unternehmensart im Jahr 2005 **) WZ 2003 Grafik: IT.NRW Dies ist nicht nur im Hinblick auf einen nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen Kapazitäten von Bedeutung. Die geringen Produktivitätsfortschritte zeigen zweitens, dass der Wert der von der einzelnen Mitarbeiterin bzw. vom einzelnen Mitarbeiter geleisteten Arbeit sich aus Sicht des Unternehmens kaum erhöht hat. Da aber von dieser Größe die Höhe des Entgelts für die geleistete Arbeit mitbestimmt wird, dürfte sich für viele Beschäftigte in den betroffenen Wirtschaftszweigen die Chance auf Teilhabe am starken Wirtschaftswachstum durch steigende Einkommen zumindest nicht verbessert haben. Drittens wird deutlich, dass die eingangs beobachtete Tendenz einer Verlagerung zugunsten der KMU auch davon abhängt, welche Kennziffern welche Branchen näher betrachtet werden. In diesem Zusammenhang muss beachtet werden, dass die Produktivitäten durch den üblichen Vergleich anhand der Anzahl der Beschäftigten ermittelt werden. Die Darstellungen berücksichtigen nicht, inwieweit die Arbeitskräfte als Teilzeitkräfte tätig sind. Ein Vergleich mit den Ergebnissen sowohl der Erwerbstätigenrechnung für Nordrhein-Westfalen als auch des Mikrozensus zeigt allerdings, dass sich die Anteile der Teilzeitbeschäftigten zwischen 2005 2007 nur marginal erhöht haben. Insgesamt lassen diese Daten keinen Hinweis erkennen, dass die erkennbar geringe Produktivitätsentwicklung der Dienstleistungsbereiche mit einem verstärkten Einsatz von Teilzeitkräften erklärt werden könnte. 4

Fazit Die hier dargestellten Ergebnisse für das Berichtsjahr 2007 zeigen, dass kleinere mittlere Unternehmen wesentliche Anteile der Wirtschaftsleistung in Nordrhein-Westfalen einnehmen. Im Vergleich zu den Ergebnissen der früheren Untersuchung zum Berichtsjahr 2005 hat der Stellenwert der KMU vereinzelt sogar noch zugenommen. Insbesondere wuchsen sowohl die Investitionen in Sachanlagen als auch die Zahl der tätigen Personen schneller als in den Großunternehmen. Gleichzeitig konnten die KMU ihre Umsätze die im Land erbrachte Wertschöpfung in einem vergleichbaren Tempo ausdehnen, wie es auch die großen Anbieter erzielt haben. Die beispielhaften Untersuchungen der Beschäftigtenzahlen der Pro-Kopf-Umsätze machten allerdings erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Wirtschaftszweigen deutlich. Die Erfolge der KMU sind zudem mit Einschränkungen verben. Trotz ihres Wachstums hat sich die Produktivität der KMU in fast allen beobachteten Wirtschaftszweigen deutlich schwächer entwickelt, als es bei den Großunternehmen der Fall war. Dies ist zum einen ein Hinweis darauf, dass KMU weniger Fortschritte im Hinblick auf einen effizienten Einsatz von Ressourcen erreichen konnten. Zum anderen zeigen diese Ergebnisse, dass sich für viele Beschäftigte von KMU in den Jahren 2006 2007 trotz des starken Wirtschaftswachstums die Argumentationsbasis zugunsten steigender Einkommen nur wenig verbessert haben dürfte. Insgesamt kann festgehalten werden, dass die KMU in Nordrhein-Westfalen nicht nur große Teile des Wirtschaftsvolumens ausmachen. Darüber hinaus wurde auch das kräftige Wachstum der Jahre 2006 2007 zu wesentlichen Teilen von den Erfolgen der kleinen mittleren Anbieter mitgetragen. Literatur EU-Kommission (2003), Empfehlung der Kommission vom 6. Mai 2003 betreffend die Definition der Kleinstunternehmen sowie der kleinen mittleren Unternehmen (2003/361/EG), veröffentlicht im Amtsblatt der EU Nr. L 124, S. 36 Jung, Sandra (2010), Ausgewählte Ergebnisse für kleine mittlere Unternehmen in Deutschland 2007, Wirtschaft Statistik 1, S. 41 51 Kless, Sascha Veldhues, Bernhard (2008), Ausgewählte Ergebnisse für kleine mittlere Unternehmen in Deutschland 2005, Wirtschaft Statistik 3, S. 225 241 Radmacher-Nottelmann, Nils (2008), Kleine mittlere Unternehmen in Nordrhein-Westfalen Ergebnisse für das Land NRW aus einer Studie des Statistischen Besamtes, Analysen Studien Nr. 53, S. 24 30 Dr. Nils Radmacher-Nottelmann Impressum Herausgegeben von Information Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), Geschäftsbereich Statistik Postfach 10 11 05, 40002 Düsseldorf Mauerstraße 51, 40476 Düsseldorf Telefon: 0211 9449-01 Telefax: 0211 442006 Internet: www.it.nrw.de E-Mail: poststelle@it.nrw.de Bestell-Nr.: Z259 2011 55 Zentrale statistische Information Beratung: Telefon: 0211 9449-2495/2525; E-Mail: statistik-info@it.nrw.de Publikationsservice: Telefon: 0211 9449-2494; E-Mail: vertrieb@it.nrw.de; www.it.nrw.de (siehe unter Publikationen) Information Technik Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, 2011 Vervielfältigung Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet. 5