Komplementärmedizin in der Onkologie Vortrag DGHO-Kongress 11.10.2015 in Basel Claudia M. Witt, MD, MBA Direktorin und Professorin Institut für komplementäre und integrative Medizin UniversitätsSpital Zürich Professor, Center for Integrative Medicine University of Maryland School of Medicine, Baltimore Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie Charité Universitätsmedizin Berlin
Offenlegung Potentieller Interessenkonflikte Vortragshonorar Abramson Cancer Center, Perelman School of Medicine at University of Pennsylvania Finanzierung wissenschaftlicher Untersuchungen zu Onkologie - Landesregierung Südtirol - Dorit und Alexander Otto-Stiftung - Deutsche Krebshilfe - Krebsliga Onkologie-relevante Mitgliedschaften - Deutsche Krebsgesellschaft - Society of Integrative Oncology
Krebspatienten - Nutzung von Komplementärmedizin Horneber et al Integr Cancer Ther 2011 Meta-Analyse: Studien aus 18 Ländern (152 Studien, > 65 000 Krebspatienten) 40% der Patienten (am höchsten USA und geringsten Italien) Anstieg 25% 1970-1980 32% um 1990 49% nach 2000
Komplementämedizinische Verfahren - Heterogenität Folie: Reinhard Saller (Auszug Zusatzversicherung, nach EMR, Basel)
Willich J Int Med 2009
Umgang mit dem Thema Komplementärmedizin Ärzte tendieren dazu das Thema zu vermeiden 1 u.a. aufgrund der Unsicherheit im Umgang mit den Thema (fehlende Informationen) 2 Patienten sprechen das Thema oft nicht an, da sie denken den Ärzten fehlt die Zeit und das Wissen 3 Möchten gerne von ihren Onkologen informiert werden 4 1 Schofield et al Support Care Cancer 2003 2 Corbin Winslow et al Arch Intern Med 2002 3 Huebner et al Oncol Res Treat 2014 4 Muenstedt et al Breast Care 2014
Bedarfsanalyse Information (Patienten, Ärzte, Pflege) Ärztliche Fachberatung für Patienten Fortbildung (Ärzte, Selbsthilfe, Pflege) Wissensdatenbank (Interaktion, Wirkung + Nebenwirkung) Zentrale Informationsplattform Onkologie/Hämatologie Onkologische Pflege Radioonkologie Epidemiologie Psychoonkologie Allgemeinmedizin Naturheilkunde Onkologische Rehabilitation Pharmakologie/ Pharmazie Kommunikationswissenschaften www.kompetenznetz-kokon.de
Cam Cancer und Onkopedia
Die ZUKUNFT PI Christoph Ritter, Universität Greifswald
Komplementärmedizin als Multimodale- Intervention Beispiel Komplementärmedizin am Krankenhaus Meran Projekt der Landesregierung Südtirol: Abteilung am Krankenhaus Meran Frage: Verbessert Komplementärmedizin die Lebensqualität? Patientinnen: 275 Frauen mit Brustkrebs aus 3 Brustzentren (zufällig zugeteilt zusätzliche Komplementärmedizin oder keine Komplementärmedizin) Therapie: 6 Monate individualisiert (u.a. Akupunktur und Phytotherapie) Ergebnis: Im Mittel relevante Besserung der Lebensqualität durch das Gesamtangebot Komplementärmedizin Cave: Keine Aussage über einzelne Verfahren möglich Witt C et al. Breast Cancer and Research 2015
Institut für komplementäre und integative Medizin am UniversitätsSpital Zürich Schwerpunkte - Onkologie (begleitend) - Muskuloskelettale Erkrankungen Verfahren - Akupunktur - Mind Body Medicine - Naturheilkunde/Phytotherapie Therapiekonzept - Multimodal und individualisiert Sprechstunde für onkologische Patienten Leitung: Dr. Matthias Rostock Onkologe, Hämatoonkologe, Naturheilverfahren (Deutschland), Phytotherapie (Fähigkeitsausweis) - Berücksichtigung der 3 Säulen der Evidenz-basierten Medizin: - Werte & Wünsche Patient - Ärztliche Expertise - Evidenz aus Klinischer Forschung
Akupunktur
Chemotherapieinduzierte Übelkeit und Erbrechen Akupunktur und Akupressur P6
Mind Body Medicine
Mind Body Medicine Herkunft: Herbert Benson (Harvard Medical School) Jon Kabat-Zinn (Massachusetts Medical School) Vorgehen: Nutzt die Interaktion zwischen Psyche und Körper Inspiriert Patienten eine aktivere Rolle in der self-care zu spielen und bietet Tools an (è Eigenkompetenz steigern) Möchte die Resilienz stärken Wirkt auf den Lebensstil ein
Was bewirkt der Relaxation Response (Forschung von H. Benson) x Atemfrequenz + Herzfrequenz sinken Gene die Stress, Metabolismus und Alterung kontrollieren werden aktiviert (Langzeit-Praktizierende) Gene die das Immunsystem und Entzündung steigern sind weniger aktiv Im Gehirn werden neurale Strukturen der Kontrolle des autonomen Nervensystem positiv beeinflusst
Techniken der Mind Body Medicine 1) Strategien der Stressbewältigung und Entspannung zur Erreichung des Relaxation Response Autogenes Training, Progressive Muskel- Entspannung Achtsamkeit, Meditation, Visualisierung Yoga oder Qigong/Tai Chi Biofeedback 2) Ernährung und Bewegung (Lebensstiländerung) 3) Positive Psychology 4) Komplementärmedizinische Selbsthilfemassnahmen (z.b. Tees, Wickel, Akupressur)
Achtsamkeit Auswirkung auf Telomerase Erste Hinweise Meta-Analyse (4 Studien, n=190 Patienten): effect size of 0.46 indicated that mindfulness meditation leads to increased telomerase activity in peripheral blood mononuclear cells 1 1 Schutte et al Psychoneuroendocrinology 2014
Mind Body Medicine Gruppe Begleitendes Angebot 10 Termine à 3,5 Stunden (1x pro Woche) Ziel Wiederherstellung Balance Körper und Psyche Krankheitsbezogene Inhalte Bewegung (z.b. Yoga, Qigong) Entspannung Stressbewältigung Ernährung Komplementäre Selbsthilfestrategien
Schlussfolgerung Krebspatienten nutzen häufig Komplementärmedizin Nichtmedikamentöse Verfahren (z.b. Mind Body Medicine und Akupunktur) können sinnvolle zusätzliche Angebote sein Bei medikamentösen Verfahren auf Interaktionen achten Wenn gute Arzt-Patienten-Interaktion, dann kann weniger mehr sein