Herbst 2016 Ergebnisse der IHK-Onlinebefragung
1. IHK-Ehrenamtsbefragung: Rahmenbedingungen des Arbeitsmarktes für die Beschäftigung von Flüchtlingen Die wichtigsten Ergebnisse: Teilnahmequote und Struktur der teilnehmenden Unternehmen Insgesamt 53 Unternehmen haben sich an der ersten Ehrenamtsbefragung der IHK Kassel-Marburg beteiligt, die vom 16. bis zum 25. November 2016 durchgeführt wurde. Damit war jeder fünfte Unternehmer bereit, sich zum Thema Integration von Flüchtlingen zu äußern. Die teilnehmenden Unternehmen gehören den Wirtschaftszweigen Industrie (32,1 Prozent), Handel (20,8 Prozent), Kreditund Finanzdienstleistungen (15,1 Prozent), sonstige Dienstleistungen (30,2 Prozent), Tourismus (7,6 Prozent) und Verkehr/Logistik (1,9 Prozent) an. Auf sonstige Branchen entfielen 3,8 Prozent. Die meisten Unternehmen (64,2 Prozent) beschäftigen weniger als 50 Mitarbeiter. 17 Prozent beschäftigen zwischen 50 und 250 Mitarbeitern, knapp 19 Prozent mehr als 250 Mitarbeiter. Momentane und geplante Einstellungssituation Die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt ist in den IHK- Mitgliedsunternehmen bereits präsent. 15,1 Prozent gaben an, derzeit Flüchtlinge im Praktikum zu beschäftigen, während 7,5 Prozent der Unternehmen sogar Flüchtlinge ausbilden. Auch hat ein geringerer Anteil von knapp vier Prozent bereits einen oder mehrere Mitarbeiter mit Flüchtlingshintergrund festangestellt. Demgegenüber stehen, mit über 75 Prozent, die Unternehmen, die momentan keinen Flüchtling oder Asylbewerber beschäftigen. Eine grundsätzliche Bereitschaft zur Einstellung respektive Ausbildung lässt sich jedoch bei über der Hälfte der Unternehmen erkennen. Viele zeigten sich offen für mehrere Beschäftigungsmöglichkeiten. So planen über 32 Prozent, Geflüchteten einen Ausbildungsplatz anzubieten, während 46 Prozent bereit sind, Praktikumsplätze anzubieten. Auch für die Möglichkeit einer Einstiegsqualifizierung signalisierte gut ein Viertel der Unternehmen eine klare Bereitschaft. Momentan keine Einstellungsperspektiven sehen hingegen 44 Prozent. 1
Deckung des Fachkräftebedarfs als treibende Motivation Von der Möglichkeit, dass der starke Zustrom von asylsuchenden Menschen auch eine Abmilderung des demografisch bedingten Fachkräftemangels darstellen kann, zeigten sich knapp 80 Prozent der Befragungsteilnehmer überzeugt. 35 der Unternehmen sehen die Sicherung des eigenen Fachkräftebedarfs als Hauptursache für ihr Engagement an, davon gaben 21 Unternehmen auch die humanitäre/gesellschaftliche Verantwortung als Motivation an. Für 31 Unternehmen war diese Verantwortung der wichtigste Grund. Einstellungshürden und Anforderungen für potenzielle Bewerber Über 80 Prozent der Unternehmen gaben die generelle Integrationsbereitschaft in betriebseigene Arbeitsprozesse als wichtigstes Einstellungskriterium an Flüchtlinge an. Weiterhin zeigte die Befragung deutlich, dass die Unternehmen auch Anforderungen an mögliche zukünftige Mitarbeiter stellen. So rangieren gute Sprachkenntnisse und ein geklärter Asyl- und Aufenthaltsrechtlicher Status an oberster Stelle. Sind diese beiden Voraussetzungen nicht gegeben, sehen die Unternehmen darin einen starken Hinderungsgrund für eine Einstellung. Eine Einschätzung der Qualifikation sowie ein höherer Aufwand bei der Suche nach einem geeigneten Bewerber werden hingegen nur selten als Einstellungshürde genannt. Unternehmen fordern Unterstützung während der Beschäftigung von Geflüchteten Als deutlicher Trend der Befragung ist zu erkennen, dass die Unternehmen Unterstützungsangebote für Flüchtlinge während eines Praktikums oder der Ausbildung erfragen. Über 75 Prozent forderten in diesem Bereich konkrete Hilfestellungen. Des Weiteren gaben jeweils 18 Unternehmen an, dass Informationen zum Aufenthaltsrecht sowie die Unterstützung der Flüchtlinge durch Mentoren gewünscht sind. Den Aufbau eines Netzwerkes zum Erfahrungsaustausch zwischen den Unternehmen fordern hingegen nur rund 35 Prozent der Unternehmen. 2
Umfrageergebnisse: Frage 1: Sind bereits Flüchtlinge in Ihrem Unternehmen beschäftigt? (Mehrfachnennungen möglich) % bezogen auf: 53 Teilnehmer Ja, im Praktikum Ja, als Einstiegsqualifizierung (EQ) Ja, in Ausbildung Ja, in Festanstellung Sonstige Anstellung 15,1% 5,7% 7,5% 3,8% 1,9% Nein, momentan nicht 75,5% Frage 2: Planen Sie oder können Sie sich grundsätzlich vorstellen Flüchtlinge einzustellen? (Mehrfachnennungen möglich) % bezogen auf: 52 Teilnehmer Ja, im Praktikum 46,2% Ja, als Einstiegsqualifizierung (EQ) 25% Ja, in Ausbildung Ja, in Festanstellung 17,3% 32,7% Sonstige Anstellung 3,9% Nein, momentan nicht 44,2% 3
Frage 3: Aus welchen Gründen würden Sie Flüchtlinge einstellen, ausbilden oder ein Praktikum anbieten? (Mehrfachnennungen möglich) % bezogen auf: 44 Teilnehmer Aus humanitärer/ gesellschaftlicher Verantwortung 68,2% Sicherung des eigenen Fachkräftebedarfs 79,6% Aus anderen Gründen 0,0% Frage 4: Wenn Sie einen Flüchtling einstellen würden, wie wichtig sind Ihnen folgende Anforderungen? % bezogen auf: 52 Teilnehmer Seine/ Ihre Integrationsbereitschaft in Seine/ Ihre Sprachkenntnisse Sein/ Ihr geklärter Asyl- und Aufenthaltsrechtlicher Status* Seine/ Ihre berufliche Qualifikation* Seine/ Ihre schulische Qualifikation* Seine/ Ihre Hochschulqualifikation** 25,5% 19,6% 51,0% 12,2% 16,3% 80,8% 71,2% 45,1% 51,0% 36,7% 13,5% 5,8% 25,0% 5,8% 33,3% 3,9% 11,8% 19,6% 9,8% 25,5% 5,9% 16,3% 20,4% sehr wichtig eher wichtig neutral eher unwichtig unwichtig *% bezogen auf 51 Teilnehmer ** % bezogen auf 49 Teilnehmer 4
Frage 5: Wie würden Sie Flüchtlinge bei der Integration in Ihr Unternehmen unterstützen? (Mehrfachnennungen möglich) % bezogen auf: 51 Teilnehmer Unterstützung im Berufs- und Alltagsleben durch Mentoren 47,1% Keine betriebsinterne Förderung möglich 41,2% Interne Schulung der Führungskräfte zur interkulturellen Sensibilisierung Sprachkurse im Unternehmen anbieten 17,7% 11,8% Frage 6: Was sind aus Ihrer Sicht Hinderungsgründe für eine Einstellung? % bezogen auf: 53 Teilnehmer Deutschkenntnisse nicht ausreichend 71,7% 15,1% 9,4% 3,8% stark Ungeklärter Asyl- und Aufenthaltsrechtlicher Status 50,0% 29,2% 14,6% 6,3% eher stark neutral eher schwach Schwierige Bewertung der Qualifikation 25,5% 29,4% 37,3% schwach 5,9% 2,0% Zu hoher Aufwand für die Suche nach geeignetem Flüchtling 10,9% 23,9% 47,8% 8,7% 8,7% 5
Frage 7: Welche konkrete Unterstützung erwarten Sie von Ihrer IHK beim Thema Flüchtlinge? (Mehrfachnennungen möglich) % bezogen auf: 42 Teilnehmer Sonstige Unterstützung 14,3% Erfahrungsaustausch/ Netzwerkaufbau mit anderen Unternehmen Unterstützung der Flüchtlinge durch Mentoren Informationen zum Aufenthaltsrecht 35,7% 42,9% 42,9% Unterstützungsangebote während eines Praktikums oder der Ausbildung 76,2% [Frage 8: Frage 9: Bei Bedarf können Sie hier auch einen Ansprechpartner in Ihrem Unternehmen nennen.] In welcher Branche ist Ihr Unternehmen tätig? % bezogen auf: 53 Teilnehmer Sonstige Branchenzugehörigkeit Sonstige Dienstleistungen Kredit- und Finanzdienstleistung Verkehr/Logistik Tourismus/ Gastronomie Handel Industrie 3,8% 30,2% 15,1% 1,9% 7,6% 20,8% 32,1% 6
Frage 10: Wie viele Mitarbeiter beschäftigt Ihr Unternehmen? % bezogen auf: 53 Teilnehmer über 250 Mitarbeiter 18,9% zwischen 50 und 250 Mitarbeiter 17,0% unter 50 Mitarbeiter 64,2% 7