Früherfassung Andreas Grassi, Projektverantwortlicher IFM Modul 5, EHB 01. April 2008, Zollikofen
Inhalt Übergang Sek I Sek II Früherfassung an Berufsfachschulen Vom Eintrittstest zur Standortbestimmung Andreas Grassi 2
Übergang Sek I Sek II Ziele für einen erfolgreichen Übergang (OECD 2000) Anerkannter Abschluss auf Sek.II Hohes Niveau an Fähigkeiten und Fertigkeiten Tiefe Jugendarbeitslosigkeit Stabile und positive Beschäftigung und Erwerbsverläufe Chancengleichheit bezüglich - Geschlecht, - sozialem Hintergrund - Religion - Region Andreas Grassi 3
Übergang Sek I Sek II Schlüsselfaktoren für einen erfolgreichen Übergang (OECD 2000) Gesunde Wirtschaft Gut organisierte Wege Erst-Ausbildung für den Übergang zu Erwerbsarbeit und weiteren Ausbildungen Vielfältige Kombinationsmöglichkeiten Ausbildung/Arbeitswelt Auffangnetz für Risikogruppen Effiziente Information und Beratung Wirkungsvolle Institutionen und Prozesse Andreas Grassi 4
Übergang Sek I Sek II Andreas Grassi 5
Übergang Sek I Sek II Andreas Grassi 6
Wichtigste Ergebnisse Bei durchschnittlichen Schulleistungen haben Schweizer Mädchen im Vergleich zu ausländischen Jungen doppelt so hohe Chancen, am Ende der Primarschule (in der Regel nach der 6. Klasse) einem Schultyp mit erweiterten Leistungsansprüchen (Sekundarschule) zugewiesen zu werden. Generell sind das Geschlecht und der Generationenstatus von Jugendlichen, sowie das zur Verfügung stehende soziale Netzwerk von grösserer Bedeutung für die Besetzung einer Lehrstelle als schulische Qualifikationen. Andreas Grassi 7
Wichtigste Ergebnisse Bei vergleichbaren Schulzeugnissen erhalten Jugendliche mit zwei Elternteile schweizerischer Herkunft am häufigsten eine Lehrstelle, gefolgt von Schülern mit einem nicht-schweizerischen Elternteil und schliesslich jenen mit zwei Elternteile ausländischer Herkunft. Bei gleichen Schulqualifikationen haben männliche Schweizer die besten, ausländische Mädchen die schlechtesten Chancen eine Lehrstelle zu erhalten. Andreas Grassi 8
Schlussfolgerung Jugendliche mit einem geringeren Vertrauensvorschuss bei den jeweiligen Abnehmern (Sekundarschule, Lehrbetriebe) sind von einer härteren Notenselektion durch Schulzeugnis betroffen, die ihr Leistungspotenzial ins Negative verzerrt abbilden. Andreas Grassi 9
Ausgewählte bildungspolitische Forderungen der Autoren Leistungsbeurteilungen durch die Schule erfolgen herkunfts- und geschlechtsunabhängig Benachteiligte Gruppen im Berufsfindungsprozess stärker unterstützen Ausbildungsplätze im privaten und öffentlichen Sektor erhöhen Im Übergang in die Berufsbildung soziale Netzwerke institutionalisieren Alle Beteiligten müssen sich der Problematik bewusst werden Sensibilisierungskampagne für Schulen, Berufsinformations- und Berufsberatungszentren, Betriebe und Verwaltung Schaffen frauenfreundlicherer Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt Andreas Grassi 10
Übergang Sek I Sek II Studie 2: TREE (Transition Erstausbildung Erwachsener) Thomas Meier 2005 Andreas Grassi 11
Ausbildungssituation 1-4 Jahre nach der obligat. Schulpflicht Andreas Grassi 12
Wer ist von Ausbildungslosigkeit auf Stufe II betroffen? n = 80 000 SchulabgängerInnen des Jahres 2004 (Quelle Studie Tree) Geschlecht: Frauen (n = 40 000) 9% Männer (n = 40 000) 13% abgeschl. Schultyp Sekundarschule (52 000) 8% Realschule (23 0009 19% sozio-ökonom. Status oberstes Viertel 6% der Eltern unterstes Viertel 19% Lesekompetenz PISA Niveau 4/5 (22 000) 5% PISA Niveau 01 (15 000) 24% Migrationshintergrund Vater in der Schweiz geboren 8% Vater in SE-Europa od. Portugal geboren 23% Andreas Grassi 13
Übergang Sek I Sek II Erste Befragung: 1 300 von einer Lehrvertragsauflösung Betroffene. Zweite Befragung: 700 von einer Lehrvertragsauflösung Betroffene. Andreas Grassi 14
Fragestellung Studie B. Stalder/E. Schmid Andreas Grassi 15
Die Ergebnisse Andreas Grassi 16
Die Ergebnisse Andreas Grassi 17
Die Ergebnisse Andreas Grassi 18
Einige Befunde Andreas Grassi 19
Betroffene nach Schulabgangsstatus Andreas Grassi 20
Anschlusslösung Unterbruch - Abbruch Andreas Grassi 21
Unterbruch oder Abbruch was dann? Andreas Grassi 22
Noch einige Befunde Andreas Grassi 23
Bildungspolitische Forderungen der Autorinnnen Andreas Grassi 24
Übergang Sek I Berufsbildung Es gilt weiterhin das Primat der Vertragsfreiheit, d.h. jede(r) Lernende, die mit einem Ausbildungsbetrieb einen Lehrvertrag abschliessen kann, muss in der Berufsfachschule in der entsprechenden Klasse aufgenommen werden. In zahlreichen Berufen ist deshalb zu Beginn der Lehre damit zu rechnen, dass die Lernvoraussetzungen der Lernenden recht heterogen sind. Berufsbildungsverantwortliche an Berufsfachschulen können nicht ohne weiteres damit rechnen, dass die Lernenden die Ausbildungsvoraussetzungen für den gewählten Beruf mitbringen. Andreas Grassi 25
Früherfassung an Berufsfachschulen Die Berufsfachschule muss sich über die Ausbildungsvoraussetzungen der Lernenden kundig machen, weil der Wissensaufbau konstruktiv, kumulativ erfolgt, d.h. Lernende neues Wissen nur integrieren können, wenn es an bestehendes Wissen angedockt werden kann. Über- und Unterforderung der Lernenden sich mittel- und längerfristig sich negativ auf ihre motivationale Gestimmtheit auswirken kann. Die Zahl der Lehrunter- und Abbrüche tief gehalten werden soll. Andreas Grassi 26
Früherfassung an Berufsfachschulen Leseleistungen der 15-Jährigen, PISA 2003 Niveau<1 5 11 23 31 22 8 Niveau 1 Niveau 2 Niveau 3 Niveau 4 Niveau 5 0% 20% 40% 60% 80% 100% Andreas Grassi 27
Früherfassung an Berufsfachschulen Mathematikleistungen der 15-Jährigen, PISA 2003 5 10 18 24 22 14 7 Niveau<1 Niveau 1 Niveau 2 Niveau 3 Niveau 4 Niveau 5 Niveau 6 0% 20% 40% 60% 80% 100% Andreas Grassi 28
Früherfassung an Berufsfachschulen Sekundarstufe 1 Brückenangebote Sekundarstufe 2; Berufsbildung Gegliedertes Schulsystem - gymn. Klassen - Sekundarschule - Realschule - Kleinklassen und Sonderschulen Brückenangebote Richtung - Allgemeinbildung - Praxis - Integration Vorlehre 4-jährige Grundbildung mit EFZ 3-jährige Grundbildung mit EFZ 2-jährige Grundbildung mit Attest Fachk. individuelle Begleitung Privatschulen befristeteter Stützunterricht für alle Lernenden Zwischenjahr - Sprachaufenthalt - Praktikum - Jobben, u.a.m Seco-Massnahmen Früherfassung 6 8 Wochen - Überqualifizierte - gute Passung - Risikogruppe - nicht passende Lernvoraussetzungen Andreas Grassi 29
Früherfassung an Berufsfachschulen Lehrerinnen und Lehrer sind Fachleute für das Lernen. Sie übernehmen dabei die Verantwortung für fördernd und unterstützend angelegte Lernprozesse. Lehrpersonen können lernende Menschen nur dann professionell begleiten, wenn sie selber über fundierte lernpsychologische Kenntnisse verfügen. Berufsleitbild LCH These 2 Andreas Grassi 30
Früherfassung an Berufsfachschulen Die Lehrperson kann frühzeitig erkennen, ob die Lernenden die grundlegenden Voraussetzungen für die Berufsbildung erfüllen und einschätzen, bei wem Fördermassnahmen angebracht sind. Standardkonzept von Oser (Standards: Kompetenzen von Lehrpersonen) Andreas Grassi 31
Konzept Früherfassung Verantwortlichkeit der Lehrpersonen Lehrpersonen können auf Grund von erhobenen Informationen die Lernenden ihrer Klasse nach 6-8 Schulwochen einteilen in a. Leistungsstarke, die evtl. im Berufsfeld unterfordert sind. b. Lernende, die die Anforderungen des gewählten Berufes voraussichtlich erfüllen können. c. Lernende, die Unterstützung brauchen, um die Anfordeungen des gewählten Berufes erfüllen zu können. d. Lernende, die die Lernvoraussetzungen für den gewählten Beruf nicht mitbringen. Andreas Grassi 32
Eintrittstests an Berufsfachschulen Die an den Berufsfachschulen verwendeten Eintrittstests sind nicht valide (aussagekräftig) und erfüllen ihren Zweck oft nur mangelhaft. Einmalmessungen machen keine zuverlässigen Aussagen über die Leistungsfähigkeit der Lernenden. In der Regel sind die gestellten Aufgaben im Fach Deutsch stark normorientiert und betonen einseitig die linguistische Kompetenz. Die Aufgaben in der Mathematik sind meist rückwärts auf den Stoff der Abschlussklasse bezogen und nicht auf den zukünftigen Beruf. Nonverbale Problemlöseaufgaben und eine Erhebung der strategischen Kompetenzen der Lernenden fehlt meist ganz. Andreas Grassi 33
Standortbestimmungen statt Eintrittstests 1. Die Lernenden haben in den ersten Wochen an der Berufsfachschule Gelegenheit, ihr Können zu zeigen. 2. Lehrpersonen an Berufsfachschulen erheben die Lernvoraussetzungen nach einem klaren Konzept. 3. Motto: Das erste Lehrjahr als Orientierungs- und Entscheidungsjahr. Andreas Grassi 34
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Andreas Grassi 35