Die Management- und Unternehmensberatung der Gesundheits- und Sozialwirtschaft Qualitätsprüfung, Stromausfall und Datenverlust Integriertes Risikomanagement in der Pflege QgP - Fachtagung 2009 Workshop g 3. November 2009 von 14.00 18.00 Uhr Cottbus Andre Peters Der gemeinsame Weg zum Ziel Bochum Berlin Stuttgart München
Inhalt I 1. Einführung Integriertes Risikomanagement in der Pflege 1.1 Komplexität des Pflegealltags 1.2 Ausgangssituation- und Folge 1.3 Besondere Bedingungen 1.4 Voraussetzungen 1.5 Begriffserläuterung 2. Risikomanagementsystem 2.1 Internes Überwachungssystem 2.2 Controllingsystem 2.3 Frühwarnsystem 3. Risikomanagementprozess 3.1 Risiko-Identifikation und -Kategorisierung 3.2 Risiko-Assessment und -Quantifizierung 3.3 Beurteilung des Handlungsbedarfs 4. Maßnahmenentwicklung 4.1 Qualitätsdimensionen und Risikomanagement 4.2 Indikatoren 4.3 externe Akteure 4.4 Steuerung 4.5 Dokumentation contec GmbH 2009 Folie 2
Inhalt III 5. Beispiel: Umsetzung des Ernährungs-Risikomanagements in der Pflege 4.1 Hintergrund 4.2 Werkzeuge 4.3 Verlauf Mangelernährung 4.4 Folgen Mangelernährung 4.5 Risikogruppe 4.6 Aufgaben der Pflege 4.7 MNA 4.8 Dehydration 4.9 Dokumentation 4.10 Maßnahmenplan 4.11 Pflegefehler 4.12 Behandlungsfehler contec GmbH 2009 Folie 3
1. Einführung Integriertes Risikomanagement in der Pflege 1.1 Komplexität des Pflegealltags 1.2 Ausgangssituation- und Folge 1.3 Besondere Bedingungen 1.4 Voraussetzungen 1.5 Begriffserläuterung contec GmbH 2009 Folie 4
1.1 Komplexität des Pflegealltages Staatliche Aufsicht Leistungserbringer Rahmenvertrag 75 SGB XI Versorgungsvertrag 72 SGB XI Vergütungs-/Pflegesatzvereinbarung LQV 80a SGB XI Mindestanforderungen 11 HeimG Überwachung 15 HeimG Beratung 16 HeimG Anordnung bei Mängeln 17 HeimG Pflegedokumentation Bewohner Verbraucher Information für Pflegende Transparenz für Pflegebedürftigen Grundlage für Abrechnung Gestärkte Rechte (Heimvertrag 5 HeimG, Entgelt 7 HeimG) Selbständig, selbstbestimmt, selbstverantwortlich In Würde, Interessen- und bedürfnisgerecht versorgt Grundsätze Pflegebedürftigkeit 14 ff SGB XI Wahl des Angebots 2 SGB XI Selbstbestimmung 2 SGB XI Aktivierende Pflege 6 SGB XI Kasse Sachwalter des Pflegebedürftigen 7 SGB XI Leistungsträger MDK Qualitätsprüfungen 80 SGB XI Begutachtung 15 SGB XI Beratung contec GmbH 2009 Folie 5
1.2 Ausgangssituation Risikomanagement Kommt ein Bewohner zu Schaden, gerät das Fürsorgeverhalten der Einrichtung unter die Lupe der Justiz, MDK, Heimaufsicht und Versicherung Was kann man also tun, um eine solche Situation zu vermeiden? Ein gezieltes Risikomanagement Denn bei Schadensfall, wird die Justiz folgendes fragen: Was hat die Einrichtung unternommen, um den Schaden zu vermeiden? War das, was die Einrichtung unternommen hat, angemessen? Gibt es in der Einrichtung ein System zur Schadensvermeidung? Wurde dieses System im konkreten Fall von den Mitarbeitern umgesetzt? contec GmbH 2009 Folie 6
1.2 Alltagssituation in der Pflege Überschreitung von Tabuzonen Spannungsfeld zwischen Freiheit des Einzelnen Angebot an Schutz und Fürsorge (durch die Einrichtung) Übergriffe infolge fürsorglicher Motivation aus Angst vor Stürzen und Verletzungen Neue fachliche Anforderungen (nationale Expertenstandards) Pflege nach dem allgemein anerkannten Stand der fachlichen Erkenntnisse Defizite bei Personalausstattung und Mitarbeitereinsatz Zunehmende Erwartungen an Qualitätssicherung contec GmbH 2009 Folie 7
1.2 Folgen der Alltagssituation Die Einrichtung ist zahlreichen Risiken ausgesetzt Der Umgang mit Risiken und die Einschätzung der Konsequenzen ist oft nicht professionell Verleugnung und Ängstlichkeit Die gängigen QM-Aktivitäten berühren zahlreiche Risikofelder, sind aber nicht systematisch ausgerichtet nach der Relevanz der Risiken Die Aktivitäten von MDK und Heimaufsicht fördern die Konzentration auf die Anforderungen der Kontrolleure (Bsp. MDKAnleitung, 11 HeimG); Risiko = Erwartung der Aufsichtsbehörde Teilweise fehlt die Entwicklung eines eigenen Risikoverständnisses contec GmbH 2009 Folie 8
1.3 Besondere Bedingungen in der stationären Pflege Pflegeheim ist langfristig der Lebensmittelpunkt der Bewohner Die Einrichtung und Mitarbeiter sind für die gesamte Alltagsgestaltung verantwortlich Pflegekräfte gehen eine besondere Beziehung zu den Bewohnern ein, fühlen sich einer ganzheitlichen Betreuung verpflichtet personelle Ausstattung wird als prekär erlebt Kontrolldichte von medizinischem Dienst, der Krankenversicherung und der Heimaufsicht Rechtliche Auseinandersetzungen z.b. im Zusammenhang mit Haftungsfällen Einrichtungen stehen untereinander im Wettbewerb umfassende Qualitätsmanagementansätze und ggf. externe Zertifizierungen werden erwartet -> Risiko-Management mit seiner Konzentration auf spezifische Risiken kann hilfreich und nutzbringend für die Einrichtungen sein contec GmbH 2009 Folie 9
1.4 Voraussetzungen für ein systematisches Risikomanagement relevante Daten für die Bewertung von Risiken Klassifizierung und Standardisierung des Pflegeprozesses Risikoindikatoren nationale Pflegestandards zu spezifischen Pflegerisiken, z. B. der Dekubitusprophylaxe (DNQP 2001) und dem Sturzrisiko (DNQP 2005) Nationalen Standards und ärztlichen Leitlinien abgestimmtes und strukturiertes Qualitätsmanagement + rationale Risikoprophylaxe contec GmbH 2009 Folie 10
Elemente des Risikomanagements Frühwarnsystem Risiken erkennen Risiken steuern Controlling-Prozess Sicherheit Wirtschaftlichkeit Ordnungsmäßigkeit Zweckmäßigkeit Methodik Internes Überwachungssystem 11
Elemente des RM-Systems Risikomanagement Internes Überwachungssystem Controlling Frühwarnsystem Sicherungsma ßnahmen Planung Indikatoren Interne Kontrollen Interne Revision Steuerung Informationssysteme Kontrollen Toleranzgrenz en Maßnahmenka talog 12
2.1 Internes Überwachungssystem contec GmbH 2009 Folie 13
Elemente des RM-Systems Risikomanagement Internes Überwachungssystem Controlling Frühwarnsystem Sicherungsma ßnahmen Planung Indikatoren Interne Kontrollen Interne Revision Steuerung Informationssysteme Kontrollen Toleranzgrenz en Maßnahmenka talog 14
2.1 Internes Überwachungssystem Organisatorische Sicherungsmaßnahmen Grundsatz der Funktionstrennung Organisatorische Sicherungsmaßnahmen in der EDV Organisatorische Sicherungsmaßnahmen durch Arbeitsanweisungen Z.B. Dokumentation der Pflegeplanung sowie deren Zielerreichung und der dazu durchgeführten Leistungen Organisatorische Sicherungsmaßnahmen durch ein innerbetriebliches Belegwesen Z.B. Aktenplan für die Gesamteinrichtung Ein eingeführtes und gelebtes Qualitätsmanagementsystem (Prozessmanagement) kann hierfür eine gute Grundlage sein. 15
Beispiele interne Sicherungsmaßnahmen Benutzerprofile und -gruppen Zugangsstruktur IT Schließplan Flucht- und Rettungsplan Geschäftsordnung Regelung von Zeichnungsberechtigungen Inventuranweisungen Regelung der Bankvollmachten Rechnungsprüfungs- und Anweisungsberechtigung Prozessbeschreibungen einheitlichen Rahmenkostenstellenplan systematisiertes Ablagesystem Personalhandbuch Personalentwicklungsleitlinien 16
Kontrollen: 2.1 Internes Überwachungssystem (in den Arbeitsprozess integrierte Soll-/ Ist-Vergleiche) Ziele: Sicherung des Vermögens Zuverlässigkeit des Rechnungs- und Berichtswesens gewährleisten (QM in der Verwaltung) Förderung der betrieblichen Effizienz Beispiele: Kontrolle durch Funktionstrennung Genehmigungskontrollen Vollständigkeitskontrollen 17
2.1 Internes Überwachungssystem Interne Revision: (prozessunabhängige Überwachungsmaßnahmen) Prüfungen im Bereich des Finanz- und Rechnungswesens Prüfungen im organisatorischen Bereich, insbesondere System- und Organisationsprüfungen Beratung und Begutachtung sowie Entwicklung von Verbesserungsvorschlägen z. B. durch Rentabilitäts- oder Wirtschaftlichkeitsanalysen, Rationalisierungsuntersuchungen oder Organisationsberatung 18
Diskussion: internes Überwachungssystem Diskutieren Sie folgenden Fragen: Über welche organisatorischen Sicherungsmaßnahmen verfügt Ihre Organisation? Wie sind interne Kontrollen gestaltet? 19
2.2 Controllingsystem contec GmbH 2009 Folie 20
Elemente des RM-Systems Risikomanagement Internes Überwachungssystem Controlling Frühwarnsystem Sicherungsma ßnahmen Planung Indikatoren Interne Kontrollen Interne Revision Steuerung Informationssysteme Kontrollen Toleranzgrenz en Maßnahmenka talog 21
Operatives Controlling: 2.2. Controlling Sammlung der Grundlagen für kurzfristige Entscheidungen Erfolg Rentabilität Liquidität Wirtschaftlichkeit Qualität Überwachung der Maßnahmen zur Erreichung der kurzfristigen Ziele Kostenstellenrechnung Kostenträgerrechnung Berichtswesen 22
Strategisches Controlling: 2.2 Controlling Sammlung der Grundlagen der strategischen Entscheidungen Beurteilung der künftigen Markt- und Umweltentwicklung mit den Chancen/Risiken für das eigene Unternehmen Beurteilung der eigenen Stärken/Schwächen Festlegung der strategischen Stoßrichtung: Geschäftsfelder ausbauen, halten oder aufgeben Entwicklung von Zielen und Strategien zur Umsetzung eines nachhaltigen Wettbewerbsvorteils Überwachung der Strategie-Umsetzung und Zielerreichung 23
Diskussion: Controllingsystem Diskutieren Sie folgenden Fragen: Planungssystem: Wie erfolgt bei Ihnen die Unternehmensplanung (Leistungen, Personal, Kosten, Erlöse, Investitionen, Instandhaltung, Liquidität)? Informationssystem: Welche Berichte existieren für welche Empfänger, wie häufig werden sie erstellt, in welcher Form liegen sie vor? Kontrollsystem: Wer kontrolliert die Soll-Ist-Abweichungen, Welche Konsequenzen werden im Bedarfsfall eingeleitet? Kennzahlensystem: Mit welchen Kennzahlen werden Leistung und Erfolg gemessen (Finanzen, Kunden, Mitarbeiter, Prozesse)? Strategisches Controlling (Wie analysieren Sie Ihr unternehmerisches Umfeld (Wettbewerber, Bedarf, Konzepte etc.)? 24
2.3 Frühwarnsystem contec GmbH 2009 Folie 25
Chancen + Risikomanagement Internes Überwachungssystem Controlling Frühwarnsystem Interne Kontrollen Interne Revision Planung Steuerung Information Kontrolle Indikatoren Sicherungsmaßnahme Toleranzgrenzen Maßnahmenkataloge 26
2.3 Frühwarnsystem Notwendig zur frühzeitigen Wahrnehmung des Eintritts von Risiken und Chancen Genutzt werden müssen interne und externe Daten quantitative und qualitative Daten Frühwarnindikatoren (Kennzahlen) sind wichtige Elemente des Berichtswesens Toleranzgrenzen (von bis) sind festzulegen Risikoverantwortliche müssen über Veränderungen von Frühwarnindikatoren zeitnah informiert werden (z.b. per automatischer E-Mail-Generierung) Ampelfunktion erleichtert die Übersichtlichkeit Verknüpfung des kaufmännischen mit dem fachlichen Controlling 27
Beispiele Frühwarnindikatoren Tarifentscheidungen Überstunden Auslastungsprognosen Struktur der Hilfebedarfsgruppen / Pflegestufen Verweildauern Beschwerden Konjunkturverlauf Forderungsausfälle Auswertung kritische Pflegeprozesse Systemabstürze Ausschöpfung Instandhaltungsbudget Demographische Entwicklung 28
3. Risikomanagementprozess Risiko-Management Prozess ist durch die folgenden Schritte gekennzeichnet: Risiko-Identifikation und -Kategorisierung Risiko-Assessment und -Quantifizierung Beurteilung des Handlungsbedarfs contec GmbH 2009 Folie 29
3.1 Risiko-Identifikation und -Kategorisierung Identifizierung /Screening von Risiken (Informationsbeschaffung) Sammlung möglicher Risiken aller Abteilungen Professionen und Abteilungen haben unterschiedliches Risikoempfinden Listung von Risiken -> erhöht das Risikobewusstsein unter den Mitarbeitern und die Akzeptanz für das Risiko-Management Techniken Brain-Storming Datenanalysen z.b. Mitarbeiterbefragungen, Szenario Technik, Arbeitsunfälle, Begehungen, etc. Ziel: unkommentierte Liste möglichst vieler Risiken Risiken mittels einer Mind-Map in erste Ordnung bringen contec GmbH 2009 Folie 30
3.1 Risiko-Identifikation und -Kategorisierung systematisches Risiko-Screening Bildung von Risikokategorien z.b. Unternehmensrisiken in zwei Risikokategorien: Finanz- und operationelle Risiken Risikokategorien Finanzrisiken Operationelle Risiken Operative Risiken Strategische Risiken Technologische Risiken Personalbezogene Risiken Organisatorische Risiken Externe Risiken contec GmbH 2009 Folie 31
3.1 Risiko-Identifikation und -Kategorisierung Technologie/ Entwicklung Beschaffungsmarkt Wettbewerb Ziele/Strategien Geschäftsprozesse Kapitalmarkt Altenhilfe Mitarbeiter Finanzen Naturereignisse/ Katastrophen Rechtliche und politische Rahmenbedingungen Kunden contec GmbH 2009 Folie 32
3.1 Risiko-Identifikation und -Kategorisierung Organisationsintern Organisationsextern Leitung/ Management Aufsichtsrat Vorstand Heimbeirat Pflegedienstleitung Personal Bewohner Etc. Heimaufsicht MDK Gerichte Kostenträger Ärzte Angehörige Medien Etc. contec GmbH 2009 Folie 33
3.1 Risiko-Identifikation und -Kategorisierung Expertenstandards (Dekubitusprophylaxe, Entlassungsmanagement, Schmerzmanagement, Sturzprophylaxe, chronische Wundversorgung, Ernährungsmanagement) Brandschutz Ernährungs- und Hygienevorschriften Dokumentation und Datenverlust -> internen Prioritäten der Qualitätspolitik mit den Prioritäten der Stakeholder abgleichen contec GmbH 2009 Folie 34
3.1 Risiko-Identifikation und -Kategorisierung Operationelle Risiken Operative Risiken Strategische Risiken Technologische Risiken (veraltete oder fehlende Hilfsmittel, bauliche Bedingungen) Fehlen eines Notfallkoffers Ungeeigneter Brandschutzvorkehrungen spezifische technologische Risiken Personalbezogene Risiken (Qualifikation der Mitarbeiter, Zahl der eingesetzten Mitarbeiter) Organisatorische Risiken (Aufbau- und Ablauforganisation) Verantwortungen unklar definiert Personelle und materielle Ressourcen fehlen mangelhafter Informationsfluss an den Schnittstellen Externe Risiken (Qualitäts- Defizite von Lieferanten, externen Partnern) Zulieferungsqualitäten Hygiene und Produktqualität (Reinigung, Ernährung, medizinische Hilfsmittel) Leistung der Ärzte, Apotheken, Therapeuten, etc. contec GmbH 2009 Folie 35
3.2 Risiko-Assessment und -Quantifizierung Risiko-Screening/Risikokategorisierung verdeutlichen, welche relevanten Risiken den Alltag begleiten Sofortige Bearbeitung aller Risiken ist illusorisch -> Einschränkung der zu bearbeitenden Risiken Stakeholder-Toleranz beachten (Aufsichtsbehörden, Lieferanten, Bewohner, gesetzliche Betreuer, etc. haben aus ihrer Perspektive unterschiedliche Toleranzen) Interne und Externe Stakeholder systematisch in RM einbeziehen contec GmbH 2009 Folie 36
3.2 Risiko-Assessment und -Quantifizierung Spezifische Risiken Sturz Dehydration Dekubitus Fixierung Etc. Schwer kalkulierbare Risiken Umweltkatastrophen Energieausfall Epidemien Streik Etc. Interne, unspektakuläre Risikopotentiale Interne Kommunikation Soziales Klima Aufbau- und Ablauforganisation Controlling Kultur der Verantwortung Etc. Risiken aus direktem Geschäftsbereich Versorgungsmängel Folge: physische und psychische Verletzung Vermeidung durch fachliche Versorgung Kollektive Risiken Minimierung durch Versicherungen Bedingungen für RM contec GmbH 2009 Folie 37
3.2 Risiko-Assessment und -Quantifizierung Der Risikokatalog Festlegung der zu bewertenden Risiken Festlegung wer welche Risiken bewerten muss 38
Diskussion: Risikokatalog Benennen Sie aus Ihren Einrichtungen interne und externe Risikogebiete Benennen Sie je Risikogebiet drei Risikobereiche 39
3.3 Beurteilung des Handlungsbedarfs Für die Risikoquantifizierung eignet sich die Operationalisierung von Risiken in Ihre beiden Variablen der Schadenshöhe und der Eintrittswahrscheinlichkeit In der Pflege: hohe, teilweise tödliche Schäden durch Unterlassung oder nicht fachgerechte Pflege für Einzelne ohne dass dies unbedingt einen ökonomischen Schaden nach sich zieht -> Die Risikoquantifizierung ist deshalb von der Perspektive der Betrachtung abhängig und setzt ethische Werteorientierungen voraus contec GmbH 2009 Folie 40
3.3 Beurteilung des Handlungsbedarfs Risikobewertung Berteilen Sie die Gesamtschadenshöhe je Risiko in einer 5-er Skala gravierend hoch mittel niedrig vernachlässigbar Beurteilen Sie die Eintrittswahrscheinlichkeit je Risiko in einer 5-er Skala. sehr oft manchmal selten nie 41
3.3 Beurteilung des Handlungsbedarfs Führen Sie eine exemplarische Risikobewertung durch. 42
Wahrscheinlichkeit Selten häufig 3.3 Beurteilung des Handlungsbedarfs Dehydration Freiheitsentziehende Maßnahmen Weglauftendenz bei Demenz Brandgefahr Sturz -> Kategorisierung und Quantifizierung von Risiken und das Instrument der Risikomatrix zeigen gute Erfolge hinsichtlich der Auswahl der Handlungsoptionen Suizid gering Schadenshöhe hoch contec GmbH 2009 Folie 43
4. Maßnahmenentwicklung 4.1 Qualitätsdimensionen und Risikomanagement 4.2 Indikatoren 4.3 externe Akteure 4.4 Steuerung 4.5 Dokumentation contec GmbH 2009 Folie 44
Dokumentation 4. Maßnahmenentwicklung Erkennen und Vermeiden von Risiken Konzept/Organisation -Ziel und Risikoabgleich -Ressourcenplanung -Anpassung der Ablauforganisation Gesicherte Praxis -Spezifische Planung und Dokumentation - Kooperation /Koordination -Versorgung für Zwischenfall -Controlling Begrenzen und Verlagern von Schadensfolgen Kontrakte -Nicht rechtsförmig ( Absprachen, Pflegeplanung) -Rechtsförmig( Verträge) Versicherungen -Betriebshaftpflicht -Haftungsübernahmeregelung -Privathaftpflicht der Bewohner contec GmbH 2009 Folie 45
4. Maßnahmenentwicklung Auswahl der spezifischen Risiken und Prüfung der Relevanz Umsetzung der Informationen der risikominimierten, fachlich gesicherten Versorgung und Betreuung Unterscheidung im RM wie im QM: Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität Das RM achtet explizit auf die Informationsdefizite aufgrund nicht angepasster Qualifikation und mangelnder Kommunikation zwischen den Bereichen Risiken in der Pflege: zur Verfügung stehendes Personal und unklare Zuständigkeiten contec GmbH 2009 Folie 46
4.1 Strukturqualität des Risikomanagements Strukturqualität bezieht sich auf Quantität und Qualität des Personals Für den Umgang mit spezifischen Risiken muss gesichert sein: Ausreichende Anzahl an Mitarbeitern Ausreichende Schulung transparente Darstellung und Vermittlung der Verantwortungsebenen contec GmbH 2009 Folie 47
4.1 Verantwortungsebenen in der Pflege Dienstliche Führungsverant - wortung des Trägers Fachliche Steuerungsverantwortung der leitenden Pflegekraft Durchführungsverantwortung der Pflegenden Managementverantwortung - Direktionsrecht - Ressourcenbereitstellung - Leitlinienkompetenz - Organisationsverantwortung Planung u. Sicherung der Pflegefachlichkeit -Pflegemodellorientierung - Ressourcenplanung - Organisation der Pflege Prioritätensetzung - Evaluation der Pflegeplanung - Schnittstellenplanung Umsetzung und Dokumentation (Bezugspflege) - Pflegeplanerstellung - Ressourceneinsatz - Umsetzung der Pflege Prioritätensetzung - Pflegedokumentation - Anleitung und Kontrolle der Hilfskräfte contec GmbH 2009 Folie 48
4.1 Prozessqualität des Risikomanagements Prozessqualität verweist im Risiko-Management auf die Qualität und die Sicherheit des Ablaufs der einzelnen Maßnahmen Regelung der Schnittstellen zwischen den einzelnen Mitarbeitern und den Organisationsbereichen Möglichkeiten durch: Checklisten für die Übergabe Gegenzeichnen contec GmbH 2009 Folie 49
4.1 Ergebnisqualität des Risikomanagements Ergebnisqualität verweist auf die Wirkung der eingeleiteten Maßnahmen Messbar durch Indikatoren Erfolgsparameter: inwieweit das Risiko in seiner Häufigkeit vermindert auftritt ob die Maßnahmen zu einer Schadensfolgenreduzierung und -verlagerung führen contec GmbH 2009 Folie 50
4.2 Indikatoren Messung: Zählung von Ereignissen und Merkmalen und ihre anschließende Auswertung (z.b. anhand von Sturzprotokollen) Indizes (ein aus mehren Merkmalen gebildetes Merkmal) Indikatoren z.b. durchschnittliche Lebenserwartung Scores (geschätzt oder gemessener Zahlenwert z.b. bei Testergebnissen) contec GmbH 2009 Folie 51
4.3 Externe Akteure mit einbeziehen Personale und organisatorische Risiken lassen sich durch Einbezug Externer (Ärzte, Angehörige, Ehrenamtliche, Betreuer) minimieren Angehörige kennen den Bewohner ( Bessere Versorgung durch Wissen) Ärzte zur Klärung der Diagnose und Therapie Betreuer, sie entscheiden relevante Vorgehensweisen contec GmbH 2009 Folie 52
msetzung 4.4 Steuerung Die Steuerung des Risiko-Management-Prozesses setzt die Klärung der Verantwortlichkeiten und Handlungen voraus. Es sollte geklärt sein: Zeitabstände zwischen dem Einsatz von Assessment-Instrumenten zur Risikoabklärung Zuständigkeit der Erhebung Zuständigkeit der Umsetzung Weisungsbefugnisse Zeitpunkt, wann externe Expertise, der Arzt, Betreuer oder die Angehörigen einbezogen werden Einheitlichkeit, sowie Nachvollziehbarkeit und Dokumentation sind zu beachten Evaluierung der Maßnahmen contec GmbH 2009 Folie 53
4.5 Dokumentation im Risikomanagement Absprachen und Verfahren verschriftlichen Risikomanagement sollte Platz im Qualitätsmanagement finden Risiko-Management qualifiziert die Pflegeplanung Gute Dokumentation kann Grundlage des Risikomanagements sein angebotene EDV-Pflegedokumentationsprogramme sind wenig risikosensibel Langfristig: Integration von Risiko-Management-Indikatoren, Assessment- und Controllinginstrumenten in bestehende Dokumentationssysteme contec GmbH 2009 Folie 54
5. Umsetzung des Ernährungs- Risikomanagements in der Pflege 5.1 Hintergrund 5.2 Werkzeuge 5.3 Verlauf Mangelernährung 5.4 Folgen Mangelernährung 5.5 Risikogruppe 5.6 Aufgaben der Pflege 5.7 MNA 5.8 Dehydration 5.9 Dokumentation 5.10 Maßnahmenplan 5.11 Pflegefehler 5.12 Behandlungsfehler contec GmbH 2009 Folie 55
5. Ausgewählte Risiken- was zu tun ist Umsetzung des Ernährungs-Risikomanagements in der Pflege -Mangel Ernährung und Dehydration- contec GmbH 2009 Folie 56
5.1 Hintergrund Eine Untersuchung des MDK Hessen in Pflegeheimen und der häuslichen Pflege zeigte, dass in den geprüften Pflegeheimen ca. 25% der Bewohner/innen einen BMI unter 18,5 aufwiesen Im home-care-bereich waren die Ernährungsumstände deutlich günstiger contec GmbH 2009 Folie 57
5.2 Werkzeuge zur Erfassung Waage Körpergrößenmesser BMI/KMI: Maßzahl für die Bewertung des Körpergewichts eines Menschen im Verhältnis zum Quadrat seiner Größe BMI = kg Körpergewicht m x m Körpergröße Grenzwerte vereinfacht: Untergewicht unter 18,5 Normalgewicht 18,5 25 Übergewicht über 26 contec GmbH 2009 Folie 58
5.2 BMI im Alter BMI Alter 19-24 19-24 20-25 25-34 21-26 35-44 22-27 45-54 Beispiel: Ein Mann mit 1,70 m Größe sollte im Alter von 19 Jahren nicht mehr als 69,4 kg wiegen, im Alter von 65 Jahren dürfen es dann 83,8 kg sein. 23-28 55-64 24-29 über 65 contec GmbH 2009 Folie 59
5.3 Verlauf einer Mangelernährung Normale Altersveränderung Krankheit, Medikamente, soziale Verluste Appetitlosigkeit Gewichtsverlust und Mangelernährung contec GmbH 2009 Folie 60
5.4 Folgen einer Mangelernährung Infektanfälligkeit Wundheilungsstörungen verlängerte Rekonvaleszenz Müdigkeit, Leistungsminderung kognitive Beeinträchtigungen Hautdefekte Zunahme des Morbiditäts- und Mortalitätsrisikos contec GmbH 2009 Folie 61
5.5 Beispiel einer Risikogruppe im Heimalltag Hohes Risiko Bildquelle: http://pflege-medizin.de/bmi/praesentation%20ernaehrungsrisikomanagement.pdf contec GmbH 2009 Folie 62
5.6 Aufgabe der Pflege professionelle, institutionalisierte Pflege muss einen gesunden Ernährungszustand der Kunden gewährleisten bzw. entsprechende Bemühungen umsetzen und dokumentieren Handlungsbedarf besteht bei BMI unter 18,5 contec GmbH 2009 Folie 63
5.6 Risikogruppe in der Pflege erkennen: 1x monatlich wiegen bei BMI unter 18,5 mind. zwei mal monatlich wiegen Screening durchführen, z.b. MNA und: Patientenbeobachtung Pflegeplanung Dokumentation Bilanzierung Immer den anatomischen Gegebenheiten und der Biographie Rechnung tragen! Risikomanagement BMI bedeutet nicht, alle Bewohner/innen mit der gleichen Figur und Statur zu versehen contec GmbH 2009 Folie 64
5.7 Konsequenz z.b. Erfassungsinstrument MNA Das von Nestle entwickelte MNA (Mini-Nutritional-Assessment) liefert in wenigen Minuten gut vergleichbare Risikobewertungen (analog z.b.: Bradon-Skala) Ergebnisse der MNA: über 24 Punkte: unauffällig 23,5 bis 17 Punkte: Risiko einer Mangel- oder Unterernährung unter 17 Punkte: Unterernährung contec GmbH 2009 Folie 65
5.7 Beispiel: MNA I contec GmbH 2009 Folie 66
5.7 Beispiel: MNA II contec GmbH 2009 Folie 67
5.8 Dehydration erkennen Flüssigkeitsbedarfs-Berechnung (nach Chidester & Spangler) bis 10 Kg 100 ml je kg 10 bis 20 kg 50 ml je kg für jedes Kg mehr 15 ml zusätzlich täglicher Gesamtflüssigkeitsbedarf (also i.d.r. 1500 ml + 15 ml je kg mehr...) Zeichen einer Dehydration vermehrter Durst Gewichtsverlust Verstopfung Hypotonie Schwindel, Schwäche Trockene Schleimhäute Thrombosen, Embolien Krämpfe stehende Hautfalte contec GmbH 2009 Folie 68
5.8 Empfohlene Maßnahmen contec GmbH 2009 Folie 69
5.8 Empfohlene Maßnahmen Bildquelle:http://pflegemedizin.de/BMI/Praesentation%20Ernaehrungsrisikomanagement.pdf contec GmbH 2009 Folie 70
5.9 Dokumentation Unumgängliche Inhalte: Stammblatt Pflegeanamnese Pflegeplanung Durchführungsnachweise Berichte Blatt ärztliches Verordnungsblatt Empfohlene Inhalte: Mini Nutritional Assessment Trinkprotokoll/-plan Ernährungsprotokoll/-plan Gewichtsprotokolle Bilanzierung contec GmbH 2009 Folie 71
5.9 Beispiel Ernährungsprotokoll Bildquelle:http://pflege-medizin.de/BMI/Praesentation%20Ernaehrungsrisikomanagement.pdf contec GmbH 2009 Folie 72
5.9 Beispiel: Gewichtsprotokoll contec GmbH 2009 Folie 73
5.10 Vorbeugende Maßnahmen Risikoanalyse mittels: BMI MNA Diverse Protokolle (Gewicht/Flüssigkeit/Nahrung) Ziel sollte es sein, diese in die Hauseigenen Standards einzubinden contec GmbH 2009 Folie 74
5.10 Beispiel für einen Maßnahmenplan Bei Risiko: Bei Handlungsbedarf: contec GmbH 2009 Folie 75
5.11 Pflegefehler: Mangel Ernährung und Dehydration I Risikofaktoren einer Mangelernährung oder Dehydration werden nicht erkannt Gewichtsdokumentation ist lückenhaft bei Einzug wurde bestehender Ernährungszustand nicht dokumentiert und auch keine Maßnahmen getroffen dokumentierten Gewichtsverlusten folgt keine Maßnahme in der Pflegeplanung und Durchführung contec GmbH 2009 Folie 76
Pflegefehler: Mangel Ernährung und Dehydration II bei drohender oder bestehender Mangelernährung wurde der individuelle Energiebedarf nicht ermittelt und geplant bei drohender oder bestehender Dehydration wurde der individuelle Flüssigkeitsbedarf nicht ermittelt und geplant Trinkprotokolle sind nicht geführt worden die Kommunikation mit dem Arzt zur Sicherstellung der Ernährung erfolgte nicht rechtzeitig oder wurde nicht dokumentiert contec GmbH 2009 Folie 77
5.12 Behandlungsfehler: Mangel Ernährung und Dehydration eine Diagnostik wurde nicht eingeleitet der behandelnde Arzt hat andere Instanzen nicht über die Mangelernährung informiert. es wurde keine ausreichende Therapie verordnet: Ergotherapie, Sondenkost die Menge der Sondenkost wurde dokumentiert, nicht aber die kcal-zahl contec GmbH 2009 Folie 78
Die Management- und Unternehmensberatung der Gesundheits- und Sozialwirtschaft contec der gemeinsame Weg zum Ziel Ihr Ansprechpartner: Andre Peters Prokurist & Partner peters@contec.de 0175/5861673 www.contec.de Bochum Berlin Stuttgart München