Deutschland in der Rezession: wie lange, wie stark?

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Transkript:

Deutschland in der Rezession: wie lange, wie stark? Prof. Dr. Thomas Straubhaar Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut HWWI Universität Hamburg Mitgliederversammlung Forschungsgesellschaft für Genossenschaftswesen Münster, 11. März 2009

Deutschland in der Rezession 3,0 Wachstum des realen deutschen BIP in 3,0 % 2,5 2,0 1,0 0,0-1,0 Potenzialwachstum -0,2 0,0 1,3 1,2 0,8 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009-2,0-3,0-3,0 Quelle: Prognose HWWI Januar 2009 2

V, U oder L? V-Rezession: Tief, aber kurz U-Rezession: Milde, aber länger L-Rezession: Tief und lange 3

Agenda 1. Diagnose und Prognose 2. Wege aus der Krise 3. Fazit 4

Vom Absturz der Börsen... DAX DOW JONES März 99 März 09 März 99 März 09 FAZ.net vom 7. März 09 5

zum Absturz der Weltwirtschaft 6

Überall gleichermaßen Source: OECD: Composite Leading Indicators, February 6, 2009 7

Weltwirtschaft in der Rezession Reales BIP Wachstum in % Source: IMF: World Economic Outlook, update January, 28, 2009 8

Handel bricht ein Source: IMF: World Economic Outlook, update January, 28, 2009 9

Agenda 1. Diagnose und Prognose 2. Wege aus der Krise 3. Fazit 10

Wege aus der Krise KONJUNKTURPOLITIK PREISNIVEAU BESCHÄFTIGUNG GELDPOLITIK FISKALPOLITIK ARBEITSMARKT- POLITIK AUSSENWIRT- SCHAFTSPOLITIK Psychologie der Erwartungen 11

Psychologie der Erwartungen Schlechte Nachrichten über-, gute unterbewertet Tiefe Preise = mehr Kaufkraft Billiger Euro (minus 20%) Aufschwung 2006-08 kommt jetzt erst bei Arbeitnehmern an! => Konsum überraschend stabil! 12

Deflationsspirale Aufgeschobene Konsumentscheidung Aufgeschobene Investitionsentscheidung Steigende Realzinsen Z real = Z nominal minus Inflationsrate => Rezession wird Depression 13

Geldpolitik ist expansiv Politik des billigen Geldes geht weiter! FAZ.net vom 6. März 08 14

Steigende Inflationserwartungen Aufschwungkräfte Energiepreise expansive Geldpolitik expansive Fiskalpolitik (kalte Entschuldung des Staates) Druck auf Währungsunion (Bail Out mit zu tiefen Zinsen) 15

Steigende Risikoprämien FAZ vom 6. März 2009 16

Gibt es eine Kreditklemme? Quelle: FAZ.net vom 7. März 09 17

Gibt es eine Kreditklemme? Kreditverknappung da geringere Möglichkeiten (Abschreibungen bei KfW und Banken verringern Eigenkapital und damit Potenzial für Kreditvergabe) Kreditverknappung durch restriktivere Vergabe (steigende Risikoprämien, Rationierung) mehr Eigenkapital für Banken (geringere Hebel für Kreditvergabe) 18

Expansive Fiskalpolitik 850 Mrd. $ in USA 450 Mrd. in China 2% des BIP in der EU Deutschland: 80 Mrd 19

Expansive Fiskalpolitik Vorsicht vor Rettungsschirmen für alle und alles! Konjunkturpolitik, nicht Strukturpolitik! Triple T: Timely, Targeted, Temporary! 20

Arbeitsmarktpolitik Nachlaufender Indikator Ausnutzung der (betrieblichen) Flexibilität (Teilzeit, Kurzarbeit, Elternzeit, Weiterbildung) Jahresdurchschnitt + 500.000 (saisonal gegen 4 Mio. Arbeitslose) Besser als vor dem Aufschwung! 21

Außenwirtschaftspolitik KMU: Technologieführerschaft und Prozessorientierung Export von Know How Export energieeffizienter Technologien Export von Anlage- & Investitionsgüter 22

Stark auf hohem Niveau 2008: 992,7 Mrd Die Welt vom 31.12.2008 * Destatis, 09.02.09 23

Der Obama-Effekt 24

Agenda 1. Diagnose und Prognose 2. Wege aus der Krise 3. Fazit 25

Folgen der Finanzmarktkrise I Vom Alpha- zum Beta-Fehler Der menschliche Dreisprung: Neugier, Gier, Absturz Wer wagt, der gewinnt: α-fehler No Risk, No Fun: β-fehler Minimierung von α- und β-fehler 26

Strengere Finanzmarktregulierung Gleiche Bankenaufsicht für alle (keine Sonderregeln für Investmentbanken) mehr Eigenkapital (keine Entbindung der Haftung bei Weiterreichung von Krediten) mehr Transparenz (keine Bilanzauslagerungen) Bessere Rating-Agenturen 27

Folgen der Finanzmarktkrise II Wachsender Staatseinfluss 28

Folgen der Finanzmarktkrise III Zunehmender Nationalismus und Protektionismus Economist, Feb 7, 2009 29

Deutschland in der Rezession: wie lange, wie stark? Prof. Dr. Thomas Straubhaar Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut HWWI Universität Hamburg Mitgliederversammlung Forschungsgesellschaft für Genossenschaftswesen Münster, 11. März 2009