Was sind Forschungswünsche von Patienten und Angehörigen? Institut für Allgemeinmedizin Prof. Dr. Nils Schneider

Ähnliche Dokumente
PALLIATIVBETREUUNG GESTERN HEUTE - MORGEN HERBERT WATZKE ABTEILUNG FÜR PALLIATIVMEDIZIN MEDIZINISCHE UNIVERSITÄT UND ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN WIEN

Ambulanter Sektor II: Leistungsmanagement und Beurteilung im internationalen Vergleich

Patientenwünsche zum Lebensende

PALLIATIVE CARE GESTERN HEUTE - MORGEN HERBERT WATZKE ABTEILUNG FÜR PALLIATIVMEDIZIN MEDIZINISCHE UNIVERSITÄT / AKH WIEN

Gibt es eine Palliative Geriatrie?

WHO Definition von "Palliative Care

Palliativversorgung im Pflegeheim

Palliative Care ein permanenter Ausnahmezustand. Beat Müller Medizinische Onkologie Schwerpunktabteilung Palliative Care LUKS Luzern

Soziale Arbeit in Hospizarbeit und Palliative Care in Deutschland eine Bestandsaufnahme. Prof. Dr. Maria Wasner

Möglichkeiten der palliativmedizinischen und hospizlichen Versorgung

Fragen. Palliative Geriatrie in der Altenhilfe

Blick zum Nachbarn nach dem Wechsel zur grundständigen Akademisierung der Gesundheitsberufe in der Schweiz

Die Rolle und Motivation Ehrenamtlicher in der Hospizarbeit und Palliativmedizin in Europa

Symptomkontrolle in der Palliativen Geriatrie. Dr. med. Roland Kunz Chefarzt Geriatrie + Palliative Care

Palliativversorgung im Pflegeheim. Arbeitsgruppe Palliative Care im Pflegeheim des Schleswig Holsteinischen Hospiz- und Palliativverbandes (HPVSH)

Unheilbar krank und jetzt?

Fleherstraße Düsseldorf-Bilk Tel Fax

Checkliste Palliative Care in der Gemeinde

Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin. Sterbeorte in Deutschland

Mehrdimensionales Erfassungstool

Beiträge forschender Pharma- Unternehmen zur Schmerztherapie. Dr. Siegfried Throm

Hospiz und Palliativpflege im stationären Bereich

Klinikum der Universität München Medizinische Klinik und Poliklinik III Großhadern

Modelle vernetzter Palliativversorgung. Standortbestimmung Möglichkeiten Gefahren

Zugang zur Hospiz- und Palliativversorgung aus der Sicht von Expert_innen und russischsprachigen Migrant_innen

Faktenbox zur palliativen Versorgung nach Lungenkrebsdiagnose

Migrationssensitive Palliative Care: Leitlinien, Anamnese Tool und Erfahrungen in der Praxis

Vermeidbare Aufnahmen ins Krankenhaus bei chronischen Erkrankungen

Miriam Schmuhl. Leitfaden zur Erstellung von Hausarbeiten

Frühe Integration der Palliativmedizin in die Onkologie

Leben dürfen sterben müssen. Oder manchmal eher umgekehrt? Dr. med. Roland Kunz Chefarzt Geriatrie und Palliative Care

Old People and Culture of Care.

Palliativmedizin. Eine Herausforderung für unser Gesundheitssystem. Stephanie Rapp Allgemeinmedizin Palliativmedizin

Vorstellung und Aufgaben der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) für Kinder und Jugendliche

THERAPIE DIREKT. Methode des Forschungsprojekts. Risiken und (Neben-) Wirkungen? Marcel Konrad (Dipl. Ergotherapeut)

Die Zeit, die bleibt Palliativ-Medizin und Schule

+ROLGD\V 1LYHDX$ )HUWLJNHLW+ UYHUVWHKHQ

Palliative Care und psychische Erkrankungen aus der Nutzerperspektive

Sterbeort Uniklinik Inauguraldissertation Robert Sarhatlic 2009

Forschungsprojekt: Vernetzte Versorgung 13+1

Forschungsbericht. Maßnahmen zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation von Menschen mit seltenen Erkrankungen in Deutschland

Christliches Hospiz Haus Geborgenheit Neustadt / Südharz

Volksbank Delbrück-Hövelhof e.g. Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung, Patientenverfügug

Forschungsagenda: Weshalb und wozu? Dr. Maria Müller Staub (PhD, EdN, MNS, RN) Präsidentin VfP

Statistische Kompetenz: Fallstricke der Dateninterpretation

Palliation. Palliation. Kuration. Kuration. SAPV und Altenpflege Freund oder Feind? Ein Paradigmenwechsel auf ganzer Linie.

Leben mit Luftnot bei COPD

25. Dresdner Pflegestammtisch

Sozialgesetzbuch 37b

So möchte ich leben. So möchte ich sterben.

Malteser Hospizdienste St. Christophorus Dortmund

Zubereitung von Zytostatika «Guidelines - right or wrong?»

Statistische Kompetenz: Fallstricke der Dateninterpretation

13. PraxisForum PflegeQualität 08. Mai Die Umsetzung der Expertenstandards Schmerzmanagement in der Pflege im stationären Bereich

Patient Advocacy: Was kann der Augenarzt vom Patienten lernen?

Spezialisierte Ambulante PalliativVersorgung (SAPV)

Logistik im Kontext des ausländischen Markteintritts

Welt Lymphom Tag Seminar für Patienten und Angehörige 15. September 2007 Wien

Erfahrungen beim Aufbau eines Palliative Care Teams. Fridtjof Biging Pflegeberatung Palliative Care Hochtaunuskliniken Bad Homburg ggmbh

Demenz im Blick. Die Bedeutung der Angehörigen bei der Betreuung von Demenzpatienten

Führung und Gesundheitsprävention: Maßnahmen zur Belastungsbewältigung von Mitarbeiterinnen und

Die Pflegeforschung in der Praxis. Inhalte

Akutversorgung von Menschen mit Behinderung im Krankenhaus Studentische Fachtagung, Universität Witten/Herdecke, 21. April 2015

Prof. Dr. Dr. Martin HärterH

Erfolgsfaktoren und Bewertungskriterien in Change Management Prozessen

Psychoonkologische Betreuung für Palliativpatienten

Aufbau einer Wundsprechstunde für Praxis und Forschung

Therapieentscheidungen am Lebensende

Interventionsstudie zur barrierearmen und bedürfnisorientierten Versorgung lern- und körperbehinderter Patienten im Krankenhaus

Streetwalker (1) == Streetwalker == Why don't you give me some time? Won't you give me some...

Sterben im Heim Stiefkind der Hospizlandschaft?

Auswertungsbericht Lehrveranstaltungsbewertung Mobile Communication and Ad Hoc Networks

Leben nach Krebs. Joachim B. Weis. Belastung und Krankheitsverarbeitung im Verlauf einer Krebserkrankung

EbM in Qualitätsmanagement und operativer Medizin

Notfallkoffer Palliativmedizin der Einstieg

Spiritualität/Religiosität in der intensivmedizinischen Begleitung. Werner Köllner 7.Grazer Schmerztag,

Unser Leitbild. Identifikation. ehrgeizig. Qualität. Wirtschaftlichkeit. Evidence-Based Practice (EBP) Netzwerke. Beziehung.

Ernährung in der Onkologie Sinn und Unsinn

Students intentions to use wikis in higher education

Depressive Frauen und Männer in der Allgemeinpraxis

Freiheitsentziehende Maßnahmen in der stationären Altenhilfe: Um wessen Sicherheit geht es eigentlich? Ein emotionaler Perspektivwechsel

Palliativmedizin neue Hilfen für die letzte Lebensphase

Sterben in Luxemburg

In Würde sterben St. Gallen, 5. Nov 2010

Kostenreduktion durch Prävention?

Finally, late in the evening, our Romanian guests arrived at the train station in St. Valentin.

Fahrtauglichkeit bei Demenz Entwicklung einer Vorgehensempfehlung für die hausärztliche Praxis

Universitätsklinikum Regensburg PSYCHOONKOLOGIE. Krebs und Psyche wie kann psychoonkologische Unterstützung helfen? Manja Girbig, Dipl.-Psych.

Pflege und Betreuung von Menschen mit einer Behinderung im Alter «Was uns betrifft»

Aktive Überwachung (Active Surveillance)

Was bleibt? Nachhaltige Palliative Kultur im Alten- und Pflegeheim

Die palliative Versorgung im stationären Hospiz

Priorisierung und Rationierung am Krankenbett. Ergebnisse empirischer Studien

Die Bedeutung von Homecare in der

Palliative Care für Demenzkranke

Diagnostik von Infektionen. Professor Christian Ruef Institut für Infektiologie und Spitalhygiene

Technische Oberschule Stuttgart

Verbesserte Lebensqualität für Brustkrebspatientinnen unter Chemotherapie

Wie soziale Ungleichheiten den Behandlungsund Versorgungsverlauf bei Diabetes Mellitus Typ-2 beeinflussen

Professuren Palliativmedizin

Transkript:

Was sind Forschungswünsche von Patienten und Angehörigen? Institut für Allgemeinmedizin Prof. Dr. Nils Schneider

Übersicht 1. Klinische Perspektive 2. Wissenschaftliche Perspektive 3. Synthese und Fazit

Klinische Perspektive Menschen in der letzten Lebensphase haben den Wunsch nach Unterstützung und Zuwendung aber Forschungswünsche?

Wissenschaftliche Perspektive Publikationsschwerpunkte: 1. Einbeziehung von Patienten und Angehörigen in Forschungsprojekte wichtig und möglich 2. Befragungen von Patienten nach ihren Forschungsprioritäten 3. Einbeziehung von Patienten und Angehörigen in die Ermittlung von Forschungsprioritäten

Wissenschaftliche Perspektive Publikationsschwerpunkte: 1. Einbeziehung von Patienten und Angehörigen in Forschungsprojekte 2. Befragungen von Patienten nach ihren Forschungsprioritäten 3. Einbeziehung von Patienten und Angehörigen in die Ermittlung von Forschungsprioritäten

Befragungen von Patienten

Qualitative Phase Setting: Palliativstation und Tagesklinik Methodik: 6 Fokusgruppen mit insgesamt 19 Patienten mit onkologischen Grunderkrankungen Leitfrage: Welche Forschung sollte durchgeführt werden, um Menschen zu helfen, die eine Erkrankung wie Sie haben? Auswertung: Thematische Inhaltsanalyse Perkins et al., Pall Med 2007

Ergebnisse Hohe Priorität: Themen rund um Kommunikation Arzt-Patient-Kommunikation The consultant was... turning it into some sort of doctor language and then expecting me to understand that Unsicherheit über Prognose I find it very difficult to know what`s coming next Weitere Themen: Unterstützung für Familien, Notfälle, onkologische Therapien, Symptomkontrolle Perkins et al., Pall Med 2007

Diskussion Haben die Patienten wirklich darüber gesprochen, welche Themen für Forschung ihnen wichtig sind? Oder ging es um Versorgung? Oder ist es nicht zu trennen? Patients spent most of the time in the groups talking about their own illnesses and how they had affected them and their families. Invstigators brought discussions back to the issues of research priorities. Perkins et al., Pall Med 2007

Quantitative Phase Fragebogen auf Basis der Ergebnisse aus den Fokusgruppen: a) 17 Aussagen: Einschätzung der Wichtigkeit (VAS 0-100) b) 4 übergeordnete Themengebiete: Priorisierung Sample: 112 Patienten in 4 Hospizen (stationär und Tagesklink), onkologische Erkrankungen Perkins et al., Pall Med 2008

Ergebnisse: Priorisierung von Themengebieten Perkins et al., Pall Med 2008

Bewertung von 17 Einzelaussagen (0-100) Perkins et al., Pall Med 2008

Befragung von Patienten zu Forschungswünschen: Zwischenfazit Hohe Bedeutung: Themen rund um Kommunikation und unklare, bedrohliche Situationen Beziehen sich Patienten tatsächlich auf Forschung?

Bedürfnisse und Erleben von Patienten und Angehörigen Qualitative Studien: Serien-Interviews mit Patienten im Krankheitsverlauf und Angehörigen nach dem Tod des Patienten Lungenkrebs Stanze et al, GMS 2014; COPD Marx et al, J Pall Med 2014; Herzinsuffizienz Klindtworth et al, BMC Geriatrics 2015; Frailty Klindtworth et al., Z Gerontol Geriat 2015 Kernthemen: Kommunikation, Zuwendung Ängste, Unsicherheiten

Wissenschaftliche Perspektive Publikationsschwerpunkte: 1. Einbeziehung von Patienten und Angehörigen in Forschungsprojekte 2. Befragungen von Patienten nach ihren Forschungsprioritäten 3. Einbeziehung von Patienten und Angehörigen in die Ermittlung von Forschungsprioritäten

Beteiligung von Patienten und Angehörigen Smith et al., Identifying palliative and end-of-life care research priorities: a UK approach to consult end users. Eur J Pall Care 2015 Baker et al., Research priorities in pediatric palliative care. J Pediatr 2015

End users : Teilnehmer (n=1403) Smith et al., Eur J Pall Care 2015

Methodik Smith et al., Identifying palliative and end-of-life care research priorities. Eur J Pall Care 2015

Ergebnisse: Forschungsprioritäten Smith et al., Identifying palliative and end-of-life care research priorities. Eur J Pall Care 2015

Methodik: Delphi-Studie Teilnehmer Baker et al., Research priorities in pediatric palliative care. J Pediatr 2015

Ergebnisse Rangliste mit 20 Forschungsprioritäten Themenfelder: Entscheidungsfindung, Koordination der Versorgung, Symptomkontrolle, Qualitätsverbesserung, Qualifizierung Höchste Priorität: Entwicklung und Evaluation von Strategien zur Unterstützung von Familien bei der Entscheidungsfindung am Lebensende Baker et al., Research priorities in pediatric palliative care. J Pediatr 2015

Beteiligung von Patienten & Angehörigen an nationaler Forschungsagenda?

Forschungswünsche: Synthese und Fazit 1. Wenig sinnvoll: direkte Befragung von Patienten und Angehörige nach ihren Wünschen an die Forschung Betroffene haben Bedürfnisse und Wünsche an die Versorgung Aufgabe der Wissenschaft, Forschungsthemen daraus zu entwickeln 2. Sinnvoll: Beteiligung von Angehörigen und Patientenvertretern Forschungsagenda, Projektkonzeption, Durchführung 3. Im Fokus: Themen mit hohem Praxisbezug Kommunikation, Entscheidungsfindung, Notfallsituationen 4. Nicht vergessen: Bedeutung von Grundlagenforschung Natur- und Geisteswissenschaften

Vielen Dank! schneider.nils@mh-hannover.de