> Demographischer Wandel und Kulturarbeit: Wird alles anders? Dr. Frank Bröckling Kulturkonferenz des Kreises Steinfurt 2012 Demographie wandel(t) Kultur Kunsthaus Kloster Gravenhorst, 13. September 2012
> Was ändert sich eigentlich? Schlagworte: > Demographischer Wandel & Kulturarbeit: Wird alles anders? weniger älter bunter
> Zur Ausdifferenzierung von Kulturverständnissen künftig deutlicher voneinander abgegrenzte Kulturverständnisse (Individualisierung und Pluralisierung) Zwischen den Alterskohorten innerhalb der Alterskohorten
> Die aktuelle Demographie-Debatte Auswirkungen des demographischen Wandels auf den Kulturbereich als Belastungsdiskurs Ältere Menschen nicht nur als Empfänger von Versorgung ansehen, sondern aktiv einbinden und als Potenzial verstehen Demographischer Wandel ist eine Chance, den immer wichtiger werdenden Standortfaktor Kultur zukunftsweisend (neu) zu gestalten
> Die künftigen Kulturkonsumenten Neue Senioren" mit sehr vielfältigen kulturellen Interessen und Bedürfnissen Besondere Bedürfnisse der Jugendlichen an Kultur (besonderes kulturspezifisches Verhalten): Eventorientiert Mobil Nicht-spezialisiert Spontan Serviceorientiert Menschen mit Migrationshintergrund mit ganz eigenen kulturellen Verständnissen, Interessen und Bedürfnissen
> Auswirkungen auf den Kulturbereich unterschiedliche generationenspezifische Ansprüche und Bedürfnisse an Kultur / heterogene Kulturnachfrage rückläufige Steuereinnahmen, dadurch (noch) knapper werdende öffentliche Gelder für Kultur Rückgang der Anzahl der potenziellen Besucher kultureller Angebote / wachsende Konkurrenz auf dem Freizeitmarkt neue Herausforderungen an die kulturelle Infrastruktur (Tragfähigkeit, Barrierefreiheit etc.) Fachkräftemangel im Kulturbereich, v.a. durch Abwanderung junger Menschen kulturelle Bildungsarbeit im Kinder-, Jugend- und Familienbereich wird trotz rückläufiger Geburtenraten wichtiger Standortfaktor sein
> Fokus: ländlicher Raum > Demographischer Wandel & Kulturarbeit: Wird alles anders? Mobilitätssicherung, um Zugang zu kulturellen Angeboten zu ermöglichen Stadt-Land-Beziehungen berücksichtigen dezentrale vs. zentrale Kulturangebote Potenziale im Bereich Kulturtourismus Zusammenhalt über Kultur? bessere Engagementsschwelle
> Fokus: bürgerschaftliches Engagement Ehrenamt bietet alternative Möglichkeiten der Organisation kultureller Einrichtungen, darf jedoch auch nicht überstrapaziert werden Wissen und Erfahrung der jungen Alten stellt enormes Potenzial dar, welches es zu aktivieren gilt Kulturelle und soziale Einrichtungen, die an die Bürger abgegeben werden, können wichtige Identifikationsorte für Menschen einer Stadt oder Region werden
> Zwischenfazit mehr unterschiedliche Zielgruppen und Ansprüche stärker ausdifferenzierte Angebote Anpassung der Infrastruktur Management und Service (Know-how und Fachkräfte) ungenutzte Potenziale heben Räume für innovative Kulturangebote schaffen Hintergrund: knapper werdende öffentliche Gelder
> Konsequenzen für die Akteure des kulturellen Sektors Kulturpolitik Kultureinrichtungen Kulturmanagement & Kulturmarketing Kulturförderer Sich verschärfende finanzielle Restriktionen Zielrichtung & Förderschwerpunkte festlegen Lebensphasenorientierte Nutzerbindung Frühzeitiger Aufbau von Verbundenheit Projektunterstützungen am demogr. Wandel ausrichten (bspw. Projekte mit intergenerativem oder integrierendem Charakter gezielt fördern) Schließung nicht tragfähiger Einrichtungen? Kulturelle Angebote in den Zentren konzentrieren? Direkte Zielgruppenansprache Emotionale Ansprache der Zielgruppen Schaffung & Erhalt kultureller Einrichtungen: Demogr. Komponente berücksichtigen und nur langfristig tragbare Einrichtungen unterstützen?
> Vier strategische Ausrichtungen > Demographischer Wandel & Kulturarbeit: Wird alles anders? Ausbau versus Abbau Grundversorgung versus Nischenangebot Strategie Wettbewerb versus Kooperation Institutionalisierung versus Flexibilisierung
> Strategische Ausrichtung: Ausbau versus Abbau > Demographischer Wandel & Kulturarbeit: Wird alles anders? Gezielte Erweiterung oder Reduzierung der kulturellen Infrastruktur? Kulturelle Infrastruktur als weichen Standortfaktor stärken, um dem demographischen Wandel (insbes. der Abwanderung junger Familien) zu begegnen Welche Stärken sollen ausgebaut und in welchen Bereichen können durch Konsolidierung Mittel für andere Verwendungen freigesetzt werden?
> Strategische Ausrichtung: Grundversorgung versus Nischenangebot Eher Nischenangebote mit engen inhaltlichen Schwerpunktsetzungen oder flächenhaftes, umfassendes kulturelles Angebot? Bei Nischenangeboten besteht die Gefahr des Abkoppelns von der lokalen Bevölkerung Ansatz: Fördervereine mit Einbindung regionaler Multiplikatoren Nische steht nicht zwangsläufig im Widerspruch zur Multifunktionalität von Kultureinrichtungen
> Strategische Ausrichtung: Institutionalisierung versus Flexibilisierung Kultur benötigt institutionellen und organisatorischen Rahmen; Beschränkung knapper werdender Fördermittel auf Erhalt bestehender Strukturen birgt Gefahr der Überinstitutionalisierung, welche den Spielraum für neue Entwicklungen einschränkt Projekte und Ansätze, die Aspekte des demographischen Wandels beinhalten, sind häufig eher temporär ausgelegt Fördermittel stärker auf Aspekte der Flexibilität ausrichten
> Strategische Ausrichtung: Wettbewerb versus Kooperation > Demographischer Wandel & Kulturarbeit: Wird alles anders? Mehr Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen (regionalen) Standorten und den kulturellen Sparten oder stärkerer Wettbewerb? Nebeneinander beider Ansätze ist möglich Kooperationen werden vor allem bei dezentralen Kulturangeboten weiter an Bedeutung gewinnen; Gleichberechtigung der Akteure ist wichtig
> Konsequenzen für die Kulturarbeit (I) Zielgruppen besser kennen lernen: Empirische (Nicht-)Besucherforschung Zielgruppenorientierung Prioritäten setzen und Strukturen anpassen, Adressierung prüfen flexible und vielschichtige Programmplanung Mitarbeiterqualifizierung auf den Umgang mit älteren Menschen ausweiten barrierefreie Angebote (Service und Komfort)
> Konsequenzen für die Kulturarbeit (II) endogene Potenziale mobilisieren (bspw. kulturellen Leerstand wiederbeleben, Ehrenamt stärken und Kultur für ältere Mitmacher öffnen, Sponsoring etc.) Mehrfachnutzung von spartenübergreifenden Kulturstätten mobile Kulturangebote Austausch und Kooperation (Kulturnetzwerk, auch mit bspw. privaten Anbietern und anderen Ressorts wie dem Tourismus oder der Wirtschaftsförderung etc.) Kulturarbeit: Netzwerk mit regionaler Strategie
> Fazit & Diskussion älter weniger - bunter trifft auch auf den Kulturbereich zu Ansprüche und Bedürfnisse an Kultur werden sich verändern ältere Menschen nicht als zu Versorgende behandeln, sondern aktiv mit einbinden Jugendarbeit und Familien nicht aus dem Blick verlieren Den Demographischen Wandel als Chance begreifen!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!