Private Pflegearbeit und Erwerbsarbeit: Wie lässt sich das vereinbaren?

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Transkript:

Private Pflegearbeit und Erwerbsarbeit: Wie lässt sich das vereinbaren? Dr. Wolfgang Dunkel Arbeit und Leben unter Druck Abschlusskonferenz des Projekts Lanceo am 15. November 2012 Forum 2 gefördert vom

Untersuchung bei der LH München Ausgangsfragen: Wie sieht die Lebenssituation von Beschäftigten aus, die zuhause Angehörige zu pflegen haben? Mit welchen Problemen sind sie konfrontiert und wie versuchen sie diese zu bearbeiten? Welche Bedeutung haben dabei die Arbeitsbedingungen? Was kann der Arbeitgeber tun, um diese Beschäftigtengruppe zu unterstützen? Wer wurde befragt? Interviews mit 21 Beschäftigten 16 Frauen, 5 Männer 16 mit pflegebedürftigen älteren Menschen, 5 mit pflegebedürftigen Kindern Hohe Variation bei Arbeitsbereichen, Arbeitszeiten, Position, etc. Abschlusskonferenz des Projekts Lanceo, Forum 2, 15.11.2012 Folie 2

Das Problem für die pflegenden Angehörigen Die neue Lebenssituation: Alles wird anders, manchmal von einem Tag auf den anderen: Ein Beispiel Hauptanforderung: Die Neuorganisation des Alltags / doppelte Lebensführung: das eigene Leben und das Leben der pflegebedürftigen Person auf die Reihe kriegen Problem 1: Wenn ein pflegebedürftiger Angehöriger zu versorgen ist, verringern sich die zeitlichen Spielräume im Alltagsleben dramatisch. Problem 2: Die Pflege von Angehörigen ist nicht nur zeitlich aufwändig, sondern auch anstrengend und psychisch belastend. Problem 3: Um den Anforderungen häuslicher Pflege gerecht zu werden, muss Unterstützung organisiert werden. Problem 4: Man weiß nicht, wie lange es dauern wird. Problem 5: Man weiß, wie lange es dauern wird. Problem 6: Die Anforderungen des Privatlebens müssen mit Anforderungen der Erwerbsarbeit und mit den eigenen beruflichen Ansprüchen neu austariert werden. Folie 3

Ergebnisse aus dem Projekt carers@work Studie der VW-Stiftung (2009 bis 2011) zu pflegenden Angehörigen Internationaler Vergleich: Deutschland, Großbritannien, Italien, Polen (jeweils 60 qualitative Interviews) Große Ähnlichkeiten bei den Problemlagen, zum Beispiel: Zeitmangel Nie Entspannung Zu wenig Zeit für Familie und Freunde Müdigkeit am Arbeitsplatz Begrenzte Aufstiegsmöglichkeiten Stress und gesundheitliche Einschränkungen (siehe www.carersatwork.tu-dortmund.de) Abschlusskonferenz des Projekts Lanceo, Forum 2, 15.11.2012 Folie 4

Das neue Arrangement von Arbeit und Leben: Was machen die Beschäftigten? Strikte Alltagsorganisation Verzicht auf die Befriedigung individueller Bedürfnisse Reduktion der Arbeitszeit Wechsel des Arbeitsplatzes Soziale Netzwerke: informelle Unterstützung Professionelle Unterstützung Folie 5

Die Folgen Zu wenig Erholung Das eigene Leben wird der Pflegeaufgabe untergeordnet: Gefahr der Selbstüberforderung Gesundheitliche Folgen Schlafprobleme psychosomatische Erkrankungen Burnout Depression Etwas dagegen tun: Eigenes Leben ermöglichen Der eigene Beitrag zur belastenden Situation Folie 6

Was das Unternehmen tun kann Die Kolleginnen und Kollegen: Soziale Unterstützung im beruflichen Umfeld (Voraussetzung: Man spricht darüber) verständnisvolle Führungskräfte umfangreiches Teilzeitangebot umfangreiches Beratungsangebot ein zuverlässiger Arbeitgeber, der einen nicht ins Wasser schmeißt Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung und Veränderung Folie 7