15 Auflösbarkeit durch Radikale

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Transkript:

Chr.Nelius: Algebra (SS 2006) 1 15 Auflösbarkeit durch Radikale f [T] sei ein normiertes Polynom vom Grade 1. Wir wollen die Frage untersuchen, ob sich die Nullstellen von f formelmäßig berechnen lassen. Nach dem Fundamentalsatz der Algebra ist klar, daß f Nullstellen in besitzt, genauer: es gibt α 1,..., α r und natürliche Zahlen m j 1 mit f = (T α 1 ) m1... (T α r ) mr und r m j = grad(f) j=1 Hierbei sind α 1,..., α r die verschiedenen Nullstellen von f, und m j ist die Vielfachheit der Nullstelle α j. Z := (α 1,...,α r ) ist dann der Zerfällungskörper von f über. Nach (13.8) ist Z : eine Galois Erweiterung. Wir schauen uns jetzt einmal Polynome vom Grade 1,2,3 und 4 etwas genauer an: grad(f)=1: f = T + q [T] Die einzige Nullstelle ist α 1 = q, also ZFK (f) = (α 1 ) =. grad(f)=2: f = T 2 + pt + q [T] Aus der Schulzeit ist sicher noch die folgende Formel für die Nullstellen von f bekannt, die man durch quadratische Ergänzung erhält. In Spezialfällen kommt sie schon bei den Babyloniern ca. 1900 v.chr. vor! α 1,2 = p 2 ± p 2 4 q Die Nullstellen von f lassen sich also aus den Koeffizienten von f durch rationale Rechenoperationen und Wurzelziehen berechnen. Dabei ist D := p2 q die sog. Diskriminante 4 von f, von der es abhängt, ob f zwei verschiedene reelle Nullstellen, eine doppelte Nullstelle oder zwei nichtreelle konjugiert komplexe Nullstellen besitzt. Wegen α 1,2 = p 2 ± D folgt ZFK (f) = ( D). grad(f)=3: [T] Durch die Substitution T = T a 3 wird aus dem Polynom T 3 +at 2 +bt +c ein Polynom der Form f = T 3 + pt + q, in dem das quadratische Glied verschwindet. Für die Nullstellenbestimmung ist dies unbedeutend, da man anschließend die Substitution wieder rückgängig machen kann.

Chr.Nelius: Algebra (SS 2006) 2 (15.1) SATZ: Cardano (1545), Tartaglia (1515) Die Nullstellen α 1, α 2, α 3 des Polynoms f = T 3 +pt +q lassen sich folgendermaßen angeben: α 1 = a + b, α 2 = ε 2 a + εb, α 3 = εa + ε 2 b (q ( ) q p 3 mit a = 3 2 + +, b = 2)2 p 3 3a und ε = 1 2 + 1 2 i 3 (ε 3 = 1). Es ist dann Z := (α 1, α 2, α 3 ) der Zerfällungskörper von f. Wir wollen jetzt körpertheoretisch die Eigenschaft beschreiben, daß sich die Nullstellen von f formelmäßig angeben lassen. (q ( ) p 3 ( ) q 2 ( ) p 3 Für β 1 := + gilt β1 2)2 2 3 = + =: K0 2 3 β 1 liegt in K 1 := (β 1 ) = K 0 (β 1 ) mit β 2 1 K 0. Für β 2 := 3 q 2 + β 1 gilt β 3 2 = q 2 + β 1 (β 1 ) = K 1 β 2 liegt in K 2 := K 1 (β 2 ) mit β 3 2 K 1. a = β 2 K 2 = b = p 3a K 2 = α 1 = a + b K 2. Adjungiert man jetzt noch β 3 := ε zu K 2, so liegen alle Nullstellen von f in K 3 := K 2 (β 3 ), wobei wieder gilt β 3 3 = ε3 = 1 K 2. Es folgt: α 2 = ε 2 a + εb K 3 und damit Z = (α 1, α 2, α 3 ) K 3. α 3 = εa + ε 2 b K 3. Insgesamt also α 1, α 2, α 3 K 3 und Der Körper K 3 wird also schrittweise durch Adjunktion von Wurzeln aus Elementen eines darunterliegenden Körpers aufgebaut: K 0 = K 1 = K 0 (β 1 ) K 2 = K 1 (β 2 ) K 3 = K 2 (β 3 ) β 2 1 K 0 β 3 2 K 1 β 3 3 K 2 grad(f)=4: Durch die Substitution T = T a 4 wird aus dem Polynom T 4 + at 3 + bt 2 + ct + d [T] ein Polynom der Form f = T 4 + pt 2 + qt + r [T]. Die Nullstellen dieses Polynoms lassen sich formelmäßig bestimmen, wobei dieser Fall auf den kubischen Fall zurückgeführt wird. Eine erste Lösung stammt von Ferrari (1540). grad(f) 5 : Es wurde lange Zeit vergeblich versucht, auch für Gleichungen vom Grade 5 allgemeine Lösungsformeln zu finden, bis sich herausstellte, daß dies unmöglich ist. Abel (1802 1829) bewies 1824, daß es für allgemeine Gleichungen vom Grade 5 keine Lösungsformel geben kann. Galois (1811 1832) gab 1832 konkrete Beispiele für solche Gleichungen an.

Chr.Nelius: Algebra (SS 2006) 3 Wir wollen im folgenden versuchen, diese Zusammenhänge richtig zu verstehen. Motiviert durch die Überlegungen im Falle grad(f)=3 kommen wir zu der folgenden Definition: (15.2) DEF: Eine Körpererweiterung L : heißt eine Radikalerweiterung (abgekürzt RE), wenn eine Körperkette = K 0 K 1... K r 1 K r = L und Elemente β j L (j = 1, 2,..., r) existieren, so daß gilt: i) K j = K j 1 (β j ) (j = 1, 2,..., r) ii) Es gibt ein n j IN mit β n j j K j 1 (j = 1, 2,..., r). (15.3) BEM: a) β n j j K j 1 bedeutet, daß β j eine n j te Wurzel aus einem Element aus K j 1 ist. Damit ist β j algebraisch über K j 1, und es gilt grad Kj 1 (β j ) n j. b) Da K j : K j 1 endlich ist, ist auch L : nach dem Gradsatz endlich und damit algebraisch. c) Ist L : eine Radikalerweiterung, so gibt es einen Erweiterungskörper R L, so daß R : eine Radikalerweiterung ist, die gleichzeitig eine Galois Erweiterung ist. Einen Beweis hierfür erhält man durch Induktion nach [L : ]. Liegen nun alle Nullstellen eines Polynoms f [T] in einer Radikalerweiterung L :, d.h. ZFK (f) L, so lassen sich die Nullstellen von f formelmäßig darstellen. Man definiert daher (15.4) DEF: Ein Polynom f [T] heißt durch Radikale auflösbar, wenn es eine Radikalerweiterung L : gibt, so daß f über L in Linearfaktoren zerfällt (d.h. ZFK (f) L). Wir wollen uns jetzt überlegen, welche Konsequenzen diese Eigenschaft auf die Galois Gruppe von ZFK (f) : hat. (15.5) BEM: Sei f [T] durch Radikale auflösbar. Man kann dann einen Erweiterungskörper R von L konstruieren, so daß R : K sowohl eine Galois Erweiterung als auch eine Radikalerweiterung ist. RE {}}{ Z L R }{{} } {{ } + RE Diese Konstruktion kann so vorgenommen werden, daß die zu der Radikalerweiterung gehörige Körperkette ( ) = K 0 K 1... K r 1 K r = R folgende Eigenschaften besitzt: 1) K i+1 : K i ist eine Galois Erweiterung mit zyklischer Galois Gruppe (i = 1, 2,..., r 1) 2) K 1 : K 0 ist eine Galois Erweiterung mit abelscher Galois Gruppe. Geht man nun von ( ) mit Hilfe der Abbildung η aus dem Hauptsatz zu den Untergruppen der Galois Gruppe H von R : über, so erhält man

Chr.Nelius: Algebra (SS 2006) 4 Gal(R : ) Gal(R : K 1 ) Gal(R : K 2 )... Gal(R : K r 1 ) Gal(R : K r ) U 0 U 1 U 2 U r 1 U r mit U 0 = H und U r = {id}. Für 1 i r 1 haben wir die Galois Erweiterungen {}}{ R Nach dem Teil II des Hauptsatzes ist dann wobei die Gruppe K i+1 K i }{{}. U i+1 = Gal(R : K i+1 ) Normalteiler in U i = Gal(R : K i ), Gal(K i+1 : K i ) = U i /U i+1 zyklisch und damit abelsch ist. Es bleibt der Fall i = 0: Wieder ist wobei die Gruppe {}}{ R K 1 K 0 = }{{} U 1 = Gal(R : K 1 ) Normalteiler in U 0 = Gal(R : K 0 ), Gal(K 1 : K 0 ) = U 0 /U 1 abelsch ist. Insgesamt gibt es also in H eine Kette H = U 0 U 1 U 2... U r 1 U r = {id} von Untergruppen U i, wobei U i+1 Normalteiler in U i ist und die Faktorgruppe U i /U i+1 abelsch ist. Wir nehmen dieses Ergebnis zum Anlaß, auflösbare Gruppen zu definieren Einschub: Auflösbare Gruppen (15.6) DEF: G sei eine Gruppe. Eine Folge (U j ) j=0,1,...,r von Untergruppen von G heißt Normalreihe in G, wenn gilt: i) {e} = U r U r 1... U 1 U 0 = G ii) Für jedes j = 1, 2,..., r ist U j Normalteiler in U j 1. Die Faktorgruppen U j 1 /U j heißen die Faktoren der Normalreihe (U j ) j=0,1,...,r. (15.7) DEF: Eine Gruppe G heißt auflösbar, wenn es in G eine Normalreihe mit abelschen Faktoren gibt.

Chr.Nelius: Algebra (SS 2006) 5 (15.8) BEISPIELE: a) Jede abelsche Gruppe G ist auflösbar (es ist nämlich {e} G eine Normalreihe mit abelschen Faktoren), aber nicht umgekehrt (s.b)). b) S 3 und S 4 sind auflösbar. Im ersten Fall ist {id} A 3 S 3 eine Normalreihe mit abelschen Faktoren, und im zweiten Fall {id} V A 4 S 4 eine solche. c) Die Diedergruppe D n ist für n 2 auflösbar. Eine Normalreihe mit abelschen Faktoren ist {id} < d > D n, wobei d D n eine Drehung der Ordnung n ist. (15.9) BEM: a) Untergruppen und Faktorgruppen von auflösbaren Gruppen sind wieder auflösbar. b) Eine endliche Gruppe ist genau dann auflösbar, wenn es eine Normalreihe mit zyklischen Faktoren gibt. Eine Normalreihe mit abelschen Faktoren läßt sich in diesem Falle zu einer Normalreihe mit zyklischen Faktoren verfeinern. c) Eine Gruppe G ist genau dann auflösbar, wenn es ein n IN gibt, so daß die n te Ableitung trivial ist. Die Ableitung G einer beliebigen Gruppe G ist die Untergruppe von G, die von allen Kommutatoren aba 1 b 1 (a, b G) erzeugt wird. G ist Normalteiler in G, und die Faktorgruppe G/G ist abelsch. G ist genau dann abelsch, wenn G trivial ist. Für n IN 0 ist die n te Ableitung G (n) rekursiv definiert als Ableitung der (n 1) ten Ableitung (n 1), wobei G (0) := G gesetzt wird. Gilt G (n) = {e}, so ist G (n) G (n 1)... G (2) G (1) G (0) = G eine Normalreihe mit abelschen Faktoren. d) Die symmetrische Gruppe S n ist genau dann auflösbar, wenn n 4 ist. Man kann zeigen: S n = A n ( n 2) und A n = A n ( n 5). Daraus folgt für n 5 S (k) n {id} ( k IN) Also ist S n für n 5 nicht auflösbar. Nach (15.8) sind S 1, S 2, S 3 und S 4 auflösbar. Kommen wir jetzt wieder zum Problem der Auflösbarkeit zurück. (15.10) SATZ: Für ein Polynom f Q[T] sind folgende Aussagen äquivalent: a) f ist durch Radikale auflösbar b) Die Galoisgruppe von f ist auflösbar. (15.11) KOROLLAR: Jedes Polynom f Q[T] vom Grade 4 ist durch Radikale auflösbar. (15.12) BEM: Man kann zeigen, daß es zu jedem n IN ein irreduzibles Polynom f n Q[T] vom Grade n gibt mit Gal Q (f n ) = S n. Da S n für n 5 nicht auflösbar ist, gibt es also zu jedem n 5 ein irreduzibles Polynom über Q vom Grade n, das nicht durch Radikale auflösbar ist. Folglich kann es keine allgemeingültigen Lösungsformeln für die Nullstellen von Polynomen vom Grade 5 geben.

Chr.Nelius: Algebra (SS 2006) 6 (15.13) BEISPIELE: a) Nach (14.7) ist die Galoisgruppe des irreduziblen Polynoms f := T 5 4T + 2 Q[T] isomorph zu S 5 und daher nicht auflösbar. Folglich ist auch f nicht durch Radikale auflösbar. 15 10 5 3 2 1 0 1 2 3 x 5 10 T^5 4T+2 b) Die Galoisgruppe des irreduziblen Polynoms g := T 5 5T + 2 Q[T] ist isomorph zu D 5 und daher nach (15.8c) auflösbar. Folglich ist g durch Radikale auflösbar. 20 15 10 5 3 2 1 0 1 2 3 x 5 T^5 5T+12