PATIENTENINFORMATION
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INHALTSVERZEICHNIS Vorwort: Priv.-Doz. Dr. Christian Dejaco 04 Krankheitsbild Leitsymptome Verlauf 05 Diagnostik 07 Behandlungsmöglichkeiten 09 Tipps für den Alltag 12 Weitere Infos & Selbsthilfegruppen 15 03
VORWORT Priv.-Doz. Dr. Christian Dejaco Rheuma Ambulanz Medizinische Universität Graz Viele Menschen leiden im Laufe ihres Lebens an Rheuma. Rheuma umfasst allerdings mehr als 400 verschiedene Erkrankungen, meist sind die Gelenke, aber auch innere Organe davon betroffen. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten, die unter Rheuma leiden, besteht eine degenerativ-rheumatische Erkrankung, ein sogenanntes Abnutzungsrheuma. Degenerativ-rheumatische Erkrankungen verursachen mitunter ausgeprägte Schmerzen an Gelenken, Sehnen und der Wirbelsäule. Im Unterschied zu den autoimmunen Rheumaerkrankungen sind sie aber durch eine geringe entzündliche Komponente gekennzeichnet. Die häufigste Form der autoimmunen Gelenkerkrankung ist die rheumatoide Arthritis. Chronische, mitunter sehr starke Entzündungen verursachen nicht nur Schmerzen, sondern bei unzureichender Behandlung auch eine zunehmende Zerstörung der betroffenen Gelenke. Dank neuer diagnostischer Verfahren und wirksamer Medikamente kann der Verlauf der Erkrankung aber entscheidend beeinflusst werden, und einige Patienten sind über Jahre sogar vollständig beschwerdefrei. Leider kann die rheumatoide Arthritis bislang noch nicht geheilt werden. Die Wissenschaft bemüht sich aber ständig um eine Verbesserung der diagnostischen und therapeutischen Verfahren, um für alle Patienten ein optimales Behandlungsergebnis erzielen zu können. 04
KRANKHEITSBILD LEITSYMPTOME VERLAUF Unter dem Begriff Rheuma werden eine Reihe unterschiedlicher Erkrankungen zusammengefasst. Bei Gelenkbeschwerden gilt es, zwischen degenerativem Rheuma und entzündlichem Rheuma zu unterscheiden. Als degeneratives Rheuma werden Abnützungserscheinungen vor allem an den Gelenken bezeichnet, die zwar schmerzhaft, aber nur wenig entzündlich sind. Entzündliches Rheuma hingegen ist eine Störung des Immunsystems (eine sogenannte Autoimmunerkrankung ), die mit einer hoch aktiven Entzündung einhergeht und unbehandelt zu beträchtlichen Langzeitschäden und Funktionseinschränkungen führen kann. Diese hoch aktive rheumatische Entzündung kann verschiedene Organe und Organsysteme wie Haut, Gefäße, Augen oder eben auch Gelenke befallen. Ein wichtiger Vertreter der entzündlichen Gelenkerkrankungen ist die rheumatoide Arthritis, bei der vorwiegend die Hand- und Fingergelenke betroffen sind. Im Gegensatz zu degenerativem Rheuma tritt eine rheumatoide Arthritis auch schon in jüngeren Jahren, am häufigsten aber zwischen dem 4. und 6. Lebensjahrzehnt auf. 05
KRANKHEITSBILD LEITSYMPTOME VERLAUF ERSTE SYMPTOME Frühsymptome einer rheumatoiden Arthritis sind Gelenkschwellungen und -schmerzen, die oft symmetrisch, also auf beiden Körperseiten, auftreten und in den frühen Morgenstunden am intensivsten sind. Viele Patienten klagen auch über eine ausgeprägte Morgensteifigkeit, die sich oft erst nach Stunden bessert. Prinzipiell können bei der rheumatoiden Arthritis alle Gelenke betroffen sein, am häufigsten kommt es aber zur Entzündung der Hand- und Fingergelenke. DER WEITERE VERLAUF Im Allgemeinen verläuft eine rheumatoide Arthritis fortschreitend und schubförmig. Je früher die Erkrankung daher erkannt und behandelt wird, desto günstiger kann der Verlauf hinsichtlich der Folgeschäden durch die fortschreitende Zerstörung der Gelenke beeinflusst werden. 06
DIAGNOSTIK MÖGLICHE AUSLÖSER Die rheumatoide Arthritis ist durch eine chronische Störung des Immunsystems gekennzeichnet. Die genauen Ursachen für diese Entgleisung des Immunsystems sind bislang nicht bekannt, es wird aber vermutet, dass genetische und Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Als Folge der Immunstörung wandern Immunzellen vom Blut in die Gelenke ein und verursachen dort eine hoch aktive Entzündung. Körpereigene Botenstoffe wie der Tumor-Nekrose-Faktor-(TNF)-alpha fördern die Entzündung und werden daher auch in hoher Konzentration in betroffenen Gelenken gefunden. 07
DIAGNOSTIK SCHRITTE ZUR DIAGNOSE UND BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN Bei Verdacht auf Vorliegen einer rheumatoiden Arthritis ist eine fachärztlich-rheumatologische Abklärung erforderlich. Dabei werden Patienten gezielt nach typischen Symptomen der Erkrankung befragt und betroffene Gelenke genau untersucht. Im Labor wird das Blut auf Entzündungswerte und bestimmte Autoantikörper untersucht, die bei Patienten mit rheumatoider Arthritis häufig vorkommen. Das Vorhandensein dieser Blutparameter alleine beweist allerdings noch nicht das Vorliegen der Erkrankung. Umgekehrt kann ein negatives Resultat die Erkrankung nicht ausschließen. Mittels bildgebender Verfahren werden Veränderungen an den Gelenken erfasst. Üblich ist die klassische Röntgenuntersuchung. Bei unklarem klinischem Befund wird oft zusätzlich eine Ultraschalluntersuchung oder Magnetresonanztomographie (MRT) der Gelenke veranlasst. Erst wenn die Ergebnisse der Befragung, der körperlichen Untersuchung, der Blutbefunde und der bildgebenden Verfahren vorliegen und andere Erkrankungen wie zum Beispiel eine Gicht oder nicht entzündliche Abnützungen an den Gelenken ausgeschlossen sind, kann die Diagnose einer rheumatoiden Arthritis gestellt werden. Die vollständige Heilung einer rheumatoiden Arthritis ist nach wie vor nicht möglich. Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren aber entscheidend verbessert, sodass heute bei den meisten Patienten eine Verbesserung der Gelenkentzündungen erreicht wird. Das erklärte Behandlungsziel der rheumatoiden Arthritis ist das vollständige Nachlassen der Krankheitserscheinungen ( Remission ), um die Funktion der Gelenke zu erhalten und Schäden an den Gelenkstrukturen und anderen Organen, etwa an den Gefäßen, zu minimieren oder ganz zu vermeiden. 08
BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN Leider kann eine Remission noch nicht bei allen Patienten erreicht werden. Der Erfolg der medikamentösen Therapie wird in der Regel engmaschig (meist im Abstand von drei bis sechs Monaten) überprüft, und gegebenenfalls wird eine Änderung oder Ergänzung der Behandlung vorgenommen. MEDIKAMENTE BASISTHERAPEUTIKA (DMARDs) Die Basistherapeutika (sogenannte disease modifying antirheumatic drugs, DMARDs) sind der Grundpfeiler in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis. Man unterscheidet dabei zwischen konventionellen Basistherapeutika (synthetische DMARDs) und Biologika. Basistherapeutika können den Entzündungsprozess bei der rheumatoiden Arthritis reduzieren und dadurch das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen oder sogar aufhalten. Diese Medikamente müssen aber über einen längeren Zeitraum eingenommen werden und brauchen meist mehrere Wochen (in einzelnen Fällen auch länger), bis sie vollständig wirken. Einige Patienten sind durch den Einsatz der Basistherapeutika über einen sehr langen Zeitraum nahezu beschwerdefrei und haben trotz der Erkrankung eine hohe Lebensqualität. 09
BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN SYNTHETISCHE DMARDs Die Substanz der ersten Wahl ist Methotrexat, aber auch Sulfasalazin, Hydroxychloroquin oder Leflunomid werden bei Unverträglichkeit, Kontraindikation oder fehlender Wirkung von Methotrexat verordnet. Synthetische DMARDs werden meist in Form von Tabletten oder Spritzen eingesetzt und von den meisten Patienten sehr gut vertragen. Dennoch sind regelmäßige Kontrollen notwendig, um mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erfassen. BIOLOGIKA Die meisten dieser modernen biotechnisch hergestellten Arzneimittel (daher der Name Biologika ) blockieren den entzündungsfördernden Botenstoff TNF-alpha. Andere Biologika blockieren die Funktion bestimmter Immunzellen, vermindern die Anzahl bestimmter Zellen des Immunsystems oder richten sich gegen andere entzündungsfördernde Botenstoffe. Biologika werden bei der rheumatoiden Arthritis nur nach Versagen der synthetischen DMARDs eingesetzt. Üblicherweise werden sie mit synthetischen DMARDs kombiniert, da die Kombinationstherapie in der Regel wirksamer ist als die alleinige Gabe des Biologikums. Biologika werden in regelmäßigen Abständen gespritzt oder als Infusion verabreicht das Intervall ist dabei von Medikament zu Medikament verschieden. Sie werden auch von den meisten Patienten gut vertragen, chronische Infektionen (insbesondere eine Tuberkulose) und aktive Krebserkrankungen müssen vor Beginn der Behandlung aber ausgeschlossen werden. 10
BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN NSAR Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) sind entzündungs- und schmerzhemmende Medikamente, die bei der rheumatoiden Arthritis zusätzlich zur Basistherapie verordnet werden, beispielsweise während eines Schubes der Erkrankung. KORTISON Kortisonpräparate wirken rasch und sind stark entzündungshemmend. Auch Kortison wird üblicherweise zusätzlich zur Basistherapie verordnet, zum Beispiel zur Behandlung eines Krankheitsschubes. Der Rheumatologe versucht dabei, die niedrigste wirksame Dosis einzusetzen, um Nebenwirkungen zu vermeiden oder so gering wie möglich zu halten. Das Ziel muss aber sein, die Entzündung so rasch wie möglich in den Griff zu bekommen, da auch kurz andauernde Schübe irreparable Schäden anrichten können. NICHT MEDIKAMENTÖSE MASSNAHMEN Regelmäßige aktive, gegebenenfalls auch passive, physio- und ergotherapeutische Maßnahmen tragen dazu bei, die Beweglichkeit und Funktionalität der Gelenke zu erhalten. In bestimmten Fällen kann eine Operation sinnvoll sein, um die Funktion eines durch die Erkrankung zerstörten Gelenks zu verbessern. 11
TIPPS FÜR DEN ALLTAG TIPPS FÜR DEN ALLTAG Dank moderner Medikamente können heute die Entzündungen bei vielen Patienten über viele Jahre gut kontrolliert werden. Führen Sie daher trotz der Diagnose rheumatoide Arthritis ein möglichst normales Leben! Nutzen Sie aber rechtzeitig die Möglichkeit von Patientenschulungen, und scheuen Sie sich nicht, psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen oder Entspannungstechniken zu erlernen. Suchen Sie Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe: Dort können Sie sich mit anderen Betroffenen austauschen und erhalten wertvolle Tipps für Ihre Lebensführung. Auf Seite 15 finden Sie einen Überblick über Selbsthilfegruppen in Österreich. BEWEGUNG UND ERNÄHRUNG Durch körperliche Aktivität können Sie die Beweglichkeit Ihrer Gelenke erhalten und verbessern! Ein entzündetes Gelenk sollte geschont werden, genereller Bewegungsmangel hingegen ist nicht nur schlecht für Ihre Gelenke, sondern auch für Ihr Herz-Kreislauf-System. Achten Sie im Interesse Ihrer Gelenke, aber auch Ihres Herz-Kreislauf-Systems auf Ihr Körpergewicht. Am besten gelingt dies durch ausgewogene Kost eine spezielle Rheumadiät gibt es nämlich nicht. Schränken Sie den Konsum von fettreichen Lebensmitteln, Zucker und Salz ein, greifen Sie dafür bei Milch- und Milchprodukten, Obst und Gemüse zu. 12
TIPPS FÜR DEN ALLTAG Ein guter Tipp ist die sogenannte Mittelmeerdiät - essen Sie all das, was Ihnen im Urlaub am Mittelmeer gut schmeckt: Viel Fisch, denn dieser enthält die wertvollen entzündungshemmenden Omega- 3-Fettsäuren, sowie Olivenöl, Gemüse und Salat, aber wenig Gebackenes, Fettes und Eingebranntes. ERLEICHTERUNGEN IM ALLTAG UND REHABILITATION Sorgen Sie rechtzeitig vor, wenn Sie merken, dass die Erkrankung zu Bewegungseinschränkungen führt. Schon kleine vorbeugende Maßnahmen wie ein Haltegriff an der Badewanne geben Ihnen Sicherheit. Im Rahmen einer ergotherapeutischen Beratung erfahren Sie mehr über solche und andere Hilfsmittel, die Ihnen den Alltag erleichtern können. Informieren Sie sich über Rehabilitationsmaßnahmen. Je früher Sie damit beginnen, desto besser können Sie die Funktion Ihrer Gelenke erhalten. 13
TIPPS FÜR DEN ALLTAG ALTERNATIVE HEILMETHODEN Viele Patienten mit chronischen Erkrankungen interessieren sich für alternative Heilmethoden. Leider gibt es für die meisten dieser Verfahren keine belegte Wirksamkeit aus kontrollierten Studien. Für viele alternative Heilmethoden ist auch wenig über mögliche unerwünschte Wirkungen bekannt. Sollten Sie sich dennoch für eine alternative Heilbehandlung entscheiden, so sollten diese nur zusätzlich, niemals aber anstelle der vom Rheumatologen verordneten Medikamente eingesetzt werden. Eine Warnung zum Schluss: Kaufen Sie niemals vermeintliche Wundermittel über das Internet oder andere Vertriebsquellen, denn Wundermittel gibt es (leider) nicht. Im besten Fall erleichtern Sie nur Ihre Geldbörse, im ungünstigsten Fall erhalten Sie Substanzen, die die Wirksamkeit Ihrer vom Arzt verschriebenen Medikamente beeinflussen oder sogar abschwächen können. Daher: Hände weg! 14
WEITERE INFOS & SELBSTHILFEGRUPPEN Österreichische Rheumaliga Dorfstraße 4 5762 Maria Alm Tel.: 0699/15 54 16 79 E-Mail: info@rheumaliga.at www.rheumaliga.at PSORIASIS- PSO Austria Obere Augartenstraße 26 28 1020 Wien Telefon: 01/350 12 86 E-Mail: office@pso-austria.org www.pso-austria.org MORBUS BECHTEREW Österreichische Vereinigung Morbus Bechterew Obere Augartenstraße 26 28 1020 Wien Telefon und Fax: 01/332 28 10 Mobil: 0676/406 44 28 E-Mail: office@bechterew.at www.bechterew.at Informationen über spezialisierte Ärzte in Ihrer Wohnumgebung finden Sie auch auf: www.netdoktor.at/health_center/rheumatologie/ 15
PHOTOGRAPHY: Felicitas Matern, www.feelimage.at (Black & White) Wikipedia (Color) 2012 IDS Media 01-14 -RHEU-1025595-0000 Rheumatoide Arthritis Erstellt Jänner 2012 www.zcommunications.cc DIE NEUE APP FÜR iphone UND ANDROID MIT HILFREICHEN TIPPS BEI R Eine von MSD geförderte Initiative österreichischer Rheumatologen