Hotel, Tourism and Leisure Special Market Reports Ausgabe 7 - WESTAFRIKA August 2014
GENERELLE ENTWICKLUNG Westafrika erlebte zwischen 2010 und 2013 ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 6,4% und konnte sich dadurch als die am schnellsten wachsende Region Afrikas positionieren. Ein Ergebnis das sich auch 2014 bestätigen soll (prophezeite Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts von 7,1%), wenn man den Zahlen der Economic Community of West African States Glauben schenkt. Begründet liegt dieser Anstieg im anhaltenden Wachstum der Rohstoffpreise (Öl, Mineralien, Landwirtschaft) und der Dienstleistungsbranche (Telekommunikation, Banken, etc). Laut der Weltbank, ist Nigeria für 75% von Westafrikas Bruttoinlandprodukts verantwortlich, gefolgt von Ghana (8%) und der Elfenbeinküste (4%). Die Wachstumsdynamik wird vor allem von den größeren Küstenstädten vorangetrieben. Dazu zählen unter anderem Lagos, Accra, Abidjan, Lome, Cotonou und Dakar. Diese Städte dienen als internationale Drehscheibe für die angrenzenden Binnenländer. Aufgrund ihrer wichtigen Hafeninfrastruktur können Waren von der Küste Westafrikas über Straßen und Züge ins Hinterland befördert werden. Allgemein betrachtet ist das Niveau an sozialer und politischer Stabilität in der Region sehr unterschiedlich, wobei sich etliche Länder durchaus als eine Hochburg der Demokratie bezeichnen lassen (z.b.: Ghana und Senegal). Bedrohungen durch Terrorismus und Konflikte lassen sich auf einige wenige Gebiete eingrenzen. Demnach bleiben auch die wirtschaftlichen Aussichten, speziell was den Tourismussektor betrifft, weiterhin vielversprechend. Westafrika ist seit Anfang 2014 vom Ausbruch der Ebola betroffen. Der Ausbruch betrifft Guinea, Nigeria, Sierra Leone und Liberia. Die Epidemie wirkt sich über den Handels- und Reiseverkehr mittlerweile auch auf einzelne Volkswirtschaften aus und wird voraussichtlich auch das Wachstum beeinflussen. TOURISMUS Im Gegensatz zum Rest Afrikas, das im vergangenen Jahrzehnt ein ganz wesentliches Tourismuswachstum verzeichnete, spielt der Tourismus in Westafrika eine untergeordnete Rolle. Basierend auf ihrem begünstigten Jahresklima entwickelten sich die westlichen Länder vor allem im Badetourismus (Kap Verde in großem Ausmaß, gefolgt von Senegal an zweiter Stelle und Gambia) Die nördlichen Länder sind aufgrund ihrer Sicherheitslage derzeit nicht imstande ein nachhaltiges Tourismusangebot zu gewährleisten. Der Anstieg der Terrorismusbedrohung in den Ländern der Sahel-Zone hat die Tourismusentwicklungen der Vergangenheiten vehement gestört und so auch aufstrebende Tourismusgebiete beeinträchtigt.
Geschäftsreisen dominieren den Markt der gesamten Region. Der größte Teil sämtlicher Firmen-, Meeting-, Incentive-, Kongress- und Messaktivitäten konzentriert sich auf die Küstenstädte. Eine besonders günstige Lage für regionale Konferenzen nimmt dabei Accra ein, gefolgt von Dakar. Zusätzlich sind die starken Entwicklungen von Abidjan, Lagos, Abuja sowie das große Potential von Lome zu erwähnen. LUFTFAHRT UND VERKEHR Zu den wichtigen internationalen Flughäfen Westafrikas zählen Lagos, Abuja, Port Harcourt, Accra, Dakar und Abidjan, welche gemäß Angaben der Tourismusministerien und der internationalen Flughäfen 2013 allesamt über 1 Million Fluggäste verzeichnen konnten. Nichtsdestotrotz, leidet Westafrika unter den teuren Flugkosten, während die lokale Infrastruktur und Fluglinien ihrerseits unter dem Image schlechter Qualität und Unzuverlässigkeit leiden. Dennoch konnte der Luftverkehr im letzten Jahrzehnt durch verschiedene Projekte ganz wesentliche Fortschritte erzielen: die Erschließung neuer Destinationen durch die Gründung der panafrikanischen Fluglinie Asky im Jahre 2010 sowie nationaler Gesellschaften (Arik Air, 2006; Gambia Bird, 2012; Air Côte d lvoire, 2012) und der Einführung von Low-Cost Flügen; Programme zur Renovierung und dem Bau von wichtigen Knotenpunkten (Lagos, Abidjan, Dakar, Lome), zum Teil begünstigt durch die Entwicklung von naheliegenden Flughafenstädten; sowie die zunehmende Anzahl von Langstreckenzielen mit direkter Anbindung an Westafrikas Flughäfen (Südamerika, Mittlerer Osten, etc.). Aufgrund des schlechten und sanierungsbedürftigen Straßennetzes bleibt die Bedeutung anderer Transportarten im marginalen Bereich. Züge werden von ausländischen Gästen kaum genutzt. HOTEL DEVELOPMENT & TRENDS Das Hotelangebot Westafrikas wird von unabhängigen Hotels dominiert. Generell ist das Angebot unterentwickelt und von schlechter Qualität, was zu großem Nachfragedruck führt. Durch den vorherrschenden Bedarf an Betrieben, werden Hotelentwicklungen vorwiegend durch den Zuwachs an ausländischen Geschäftsreisenden vorangetrieben, was wiederum auf dem Wirtschaftswachstum der Region basiert. Die Markenpenetration im Hotelsektor ist bisweilen gering, wobei Accor historisch gesehen den Markt dominiert. Durch das Eintreffen von internationalen Hotelbetreibern im Vier-Sterne-Segment (Hilton Worldwide Holdings, Marriott International, Rezidor Hotel Group, Starwood Hotels & Resorts Worldwise, Kempinski), wird das Hotelangebot schrittweise verbessert. Das Budget-Angebot wird durch das Eindringen von internationalen Produkten strukturiert. Das obere Luxus-Segment beschränkt sich auf einzelne spezifische Märkte (Lagos, Accra), nachdem die anderen Märkte noch nicht ausreichend entwickelt sind. Die Hotelleistungen in den Geschäftsstädten sind zufriedenstellend unterstreichen aber zugleich sowohl das mangelnde Angebot als auch die Dynamik des Markts (Erholung von Abidjans Hotels nach der Krise). Es gibt zwei wesentliche Typen von Besucherströmen: Inländische und regionale Ströme, auf welche mittlere Hotels von lokalen Initiativen (Azalaï, Protea, Onomo...) und Budget-Marken wie Ibis abzielen. Ausländische Ströme (ausländische und regionale Firmen...), welche durch internationale Hotelmarken vor allem im 4-Sterne-Segment erreicht werden Zahlen von Horwath HTL gemäß, werden in Westafrika derzeit circa 13.000 Zimmer entwickelt, wovon sich rund 6.500 im Bau befinden. In jeder Hauptstadt der Region befindet sich derzeit ein Minimum von drei internationalen Markenhotels mit einer Kapazität von 150 bis 200 Zimmern und dem Potential zum Ausbau von 15.000 weiteren Zimmern. Dies bedeutet, dass weitere 1.500 Zimmer gebaut werden können ohne eine direkte Auswirkung auf die Belegungsrate zu haben. Wenn man davon ausgeht, dass sämtliche derzeit im Bau befindliche Projekte aufgrund von finanziellen und technischen Gründen nicht fertig gestellt werden, ist die tatsächliche Wahrscheinlichkeit noch um einiges höher. In diesem Zusammenhang müssen Hotelinvestitionsstrategien auf einem regionalen Niveau gedacht werden, wobei zuerst die
Hauptstädte der Küstenlinie in Betracht gezogen werden und erst danach sekundäre Städte. Ein Multiplikationseffekt des Markenbewusstseins ist in Ländern mit mehreren operierenden Hotels derselben Marke zu erwarten. Prinzipiell kann Westafrika als zweigeteilte Region verstanden werden: Teil 1: In Nigeria (Lagos, Abuja, Port Harcourt) und zu geringerem Anteil Ghana (Accra, Takoradi) sowie der Elfenbeinküste (Abidjan, Yamoussoukro) lässt sich die Schaffung eines Hotelnetzwerks in den Hauptstädten und ausgewählten regionalen Städten rechtfertigen. Teil 2: In allen anderen Ländern sind die Märkte derzeit entweder zu klein oder nicht ausreichend entwickelt um Hotelentwicklungen außerhalb der Hauptstädte zu rechtfertigen. VERFASST VON: BEATRICE MONTAGNIER Director Horwath HTL Senegal email: bmontagnier Beatrice Montagnier arbeitete für 5 Jahre als Beraterin in der Tourismus- und Freizeitberatungsindustrie, bevor sie 2006 zu Horwath HTL wechselte. Sie spezialisierte sich auf Marktstudien und Erarbeitung von Hotelkonzepten sowie Hotelstrategien von Stadt- und Resort-Projekten. Mit Sitz in Dakar, ist sie für das Horwath HTL Büro in Senegal verantwortlich. Ihre internationale Erfahrung umfasst die Maghreb Region, den Mittelmeerraum sowie Subsahara-Afrika. OR AT T SENEGAL Point E, BP 45235, Dakar, Senegal +221 77 288 77 77 RESÜMEE Horwath ist der Meinung, dass Hotelinvestitionsmöglichkeiten in Westafrika durchaus gegeben sind. Diese werden durch die folgenden Faktoren vorangetrieben: Die Steigerung der Nachfrage, gestützt durch das anhaltende Wirtschaftswachstum, die Zunahme des Flugverkehrs und des zunehmenden Regionalhandels; Ein Defizit in der Hotelkapazität und Qualität, wodurch in bestimmten Destinationen das Angebot nicht ausreicht um die Nachfrage zu decken. Ein entscheidender Faktor zur Realisierung von Westafrikas Hotelpotential liegt vor allem in der Fähigkeit die politische Stabilität und Sicherheit aufrechtzuerhalten. Speziell in den Ländern der Sahel- Zone bleibt dies weiterhin eine der größten Herausforderungen.
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