Grundlagenpapier Fachgruppe Jugendkultur

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Transkript:

Grundlagenpapier Fachgruppe Jugendkultur Ein Grundlagenpapier der Fachgruppe Jugendkultur des Verband offene Kinder- und Jugendarbeit Kanton Bern

Inhalt 1. Ausgangslage 3 2. Begriffsklärung Jugendkultur 4 2.1 Begriff Jugendkultur 4 2.2 Bedeutung der Jugendkultur 5 2.3 Funktionen von Jugendkulturen 5 3. Rolle der OKJA in der Jugendkultur 6 3.1 Thematische Einbettung 6 3.2 Rolle und Aufgabe der Jugendarbeit 6 4. Ziele und Haltung der Fachgruppe Jugendkultur 7 4.1 Leistungsziele 7 4.2 Haltung der Fachgruppe Jugendkultur 7 5. Literatur 8

Ausgangslage Laut ASIV (Verordnung über die Angebote zur sozialen Integration) ist ein Wirkungsziel der offenen Kinder- und Jugendarbeit die Stärkung der Jugendkultur. Die Fachgruppe Jugendkultur geht davon aus, dass die aktuellen Rahmenbedingungen das Ausleben in Jugendkulturen und das Experimentieren mit Jugendkulturen behindern. Der Zugang zu Ressourcen und Infrastruktur ist für Jugendliche oft erschwert. Entweder sind die Möglichkeiten gar nicht bekannt oder sie lassen sich nur mit hohem finanziellen oder organisatorischen Einsatz nutzen. (FAG Jugendkultur, 2007) Weiter sind aktuelle jugendkulturelle Trends und Entwicklungen in einem steten Wandel begriffen. Dies beinhaltet auch wechselnde Herausforderungen für die Jugendarbeit. Die Fachgruppe Jugendkultur möchte eine zeitgemässe Auseinandersetzung mit relevanten Aspekten rund um das Thema «Jugendkultur» innerhalb der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) bieten. Damit soll die OKJA auf die Relevanz des Themas sensibilisiert und gleichzeitig die Multiplikatorenfunktion der Jugendarbeit gezielt genutzt werden. Das vorliegende Dokument geht in einem ersten Teil (Kapitel 2) der Frage nach, was unter Jugendkultur zu verstehen ist. Es wird der Begriff geklärt und die Bedeutung sowie die Funktionen der Jugendkultur(en) für die Jugendlichen erläutert. In einem zweiten Teil (Kapitel 3) wird die Rolle der Jugendarbeit im Themenbereich Jugendkultur ausgeführt. Dies dient als Grundlage, um die Position der Fachgruppe in Form von Haltungen und Zielen zu konkretisieren (Kapitel 4). 3

2. Begriffsklärung Jugendkultur 2.1 Begriff Jugendkultur Jugendkultur ist mehr als die Summe dessen, was Jugendliche fühlen, denken, was sie toll finden, was sie gerne machen und warum. Jugendkulturen befriedigen das Bedürfnis nach temporären Beziehungsnetzwerken, sie bringen Ordnung und Orientierung in die überbordende Flut neuer Erlebniswelten und füllen als Sozialisationsinstanzen das Vakuum an Normen, Regeln und Moralvorräten aus, das die zunehmend unverbindlichere, entgrenzte und individualisierte Gesamtgesellschaft hinterlässt. sich in diesen Kulturen (Techno, Fitness, Game-Szene etc.). Dies führt zwar dazu, dass es weniger Konflikte zwischen Erwachsenen und Jugendlichen gibt, aber aus Sicht der Jugendlichen ist diese Durchmischung problematisch. Dazu äussert sich der Jugendforscher Heinzlmaier (Gnehm, 2013) wie folgt: «Es wäre schön, wenn sich die Generationen wieder mehr reiben könnten. Wenn die Diskussion wieder hitziger wäre.» In der Lebensphase Jugend wird der gesellschaftliche Wandel und die damit einhergehende Stellung der Jugendlichen in der jeweiligen aktuellen gesellschaftlichen Struktur sichtbar. Jugendkulturen und Jugendszenen sind dabei Gruppen von jungen Menschen, die gemeinsame Interessen und Stile teilen, wobei der Begriff Jugendszene vorwiegend eine soziale Gruppe beschreibt, die gleiche Interessen - wie Musik, Lebensstil, Religion oder auch politische Meinungen - vertritt, während eine Jugendkultur eher kulturelle Aktivitäten und Stile einer Gruppe sowie das eigentliche Netzwerk der Jugendlichen bezeichnet. (Stangl, 2015) Als Jugendkultur werden die kulturellen Aktivitäten und Stile von Jugendlichen innerhalb einer gemeinsamen Kulturszene bezeichnet. Der Begriff wurde von Gustav Wyneken (1875 1964) geprägt. Der Kern einer Jugendkultur ist die Etablierung einer eigenen Subkultur innerhalb einer bestehenden Kultur der Erwachsenen, da diese den Heranwachsenden keine befriedigenden Ausdrucksmöglichkeiten für ihr als neu empfundenes Lebensgefühl anbietet. (Wikipedia) Gemäss dem Jugendkulturforscher Bernhard Heinzlmaier (Gnehm, 2013) zeigt sich zudem, dass sich der Definitionsbereich für Jugendkulturen enorm ausgedehnt hat. Die Altersgruppe der Jugend ist grösser geworden; sie beginnt früher und endet später. Dazu kommt, dass die Jugendkulturen auch eine Vorbildfunktion für Erwachsene übernommen haben. Erwachsene sind gerne Teil einer Jugendkultur und bewegen

2.2 Bedeutung Jugendkultur Erfahrungsräume zur Entwicklung gesellschaftspolitischer Normen und Werte Jugendkultur eröffnet Jugendlichen und jungen Erwachsenen wichtige Erfahrungsräume. Sie ermöglicht ihnen durch eigene kulturelle Aktivitäten, an bestehenden, gesellschaftlichen, politischen aber auch ästhetischen Normen und Werten zu rütteln und bietet Plattformen und Lernfelder, um eigene Stile und Weltanschauungen zu entwickeln und zu vermitteln. Die aktive Teilnahme und Partizipation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen am gesellschaftspolitischen Leben wird gefördert. Experimentierfelder im Selbstfindungsprozess zur Stärkung der Selbstkompetenz Jugendkulturelle Aktivitäten und Angebote bieten einmalige Experimentierfelder im Selbstfindungs-, Selbstdarstellungs- und Selbstdeutungsprozess der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Sie ermöglicht den Jugendlichen und jungen Erwachsenen zum Ausdruck zu bringen, was sie im Alltag und in ihrer Lebenssituation beschäftigt. Diese aktive Auseinandersetzung fördert Selbstvertrauen, Flexibilität, Erfindungsgabe, Ausdauer, Beharrlichkeit, verschiedene Sichtweisen sowie die Fähigkeit ungewöhnliche Lösungen zu suchen. Begegnungs- und Vernetzungsmöglichkeit zur Eröffnung neuer Horizonte Jugendkultur schafft Raum für schöpferischen und kreativen Ausdruck ohne Leistungsdruck. Sie bietet Begegnungsmöglichkeiten für Jugendliche und junge Erwachsene aus allen Sozial- und Bildungsschichten und ermöglicht ihnen Austausch und Vernetzung. Sie fördert damit Verständnis und Wertschätzung, baut Schranken ab und eröffnet Horizonte. 2.3 Funktionen von Jugendkulturen Enkulturative und integrative Funktion Selbstwahrnehmung, Selbstdarstellung und kultureller Austausch stimuliert und ermöglicht das Hineinwachsen von Individuen und Gruppen in die Kultur der sie umgebenden Gesellschaft. Auf der Suche nach der eigenen kulturellen Identität unterstützt Jugendarbeit Perspektivenwechsel und fördert damit Verständnis und Interesse für andere Menschen und Gruppen. Unabhängig von Sprache können gemeinsame Ziele verwirklicht werden. Präventive Funktion Es besteht ein grosser gesellschaftlicher Bedarf an dialogischer, gewaltfreier Bewältigung von Alltagskonflikten. Demokratie ist eine Form des kultivierten Austragens von Konflikten und kann in Jugendgruppen geübt und erfahren werden. Auch in Bezug auf die gesundheitliche Gefährdung durch Suchtmittel können Jugendkulturen Halt und Orientierung geben. Jugendkulturen sind aber nicht immer nur positiv; so können extreme Formen dazu führen, dass andere Menschen diskriminiert und abgewertet werden. Hier hat die OKJA eine wichtige Vermittlungsaufgabe. Ressourcen erschliessende und vernetzende Funktion Jugendkulturen können auf der individuellen wie auf der gruppenorientierten Ebene ein kreativer Gegenpol zur globalisierten Massenkultur sein. Jede Person kann ihre ganz eigenen Fähigkeiten und Facetten mit ins Spiel bringen, um bei der Gestaltung der Lebenswelt aktiv tätig zu sein (Mitwirkung). 5

3. Rolle der OKJA in der Jugendkultur 3.1 Thematische Einbettung Jugendkultur befindet sich in stetem Wandel. Sie ist schnelllebig und wird im Regelfall erst dann wahrgenommen, wenn sie bereits etabliert ist. Es gibt heutzutage weniger subkulturelle Szenen, dafür aber eine stärkere Durchmischung von Szenecodes. Eine Art Patchwork-Kultur, bei welcher sich in diversen Strömungen das Passende zusammengestellt wird. Jugendkultur ist heute weniger sichtbar in der Öffentlichkeit oder in Treffräumen, vieles bewegt sich in virtuellem Raum, Social Network, Neuen Medien. Doch nach wie vor bieten jugendkulturelle Strömungen und entsprechende Peers signifikante Räume und Möglichkeiten für das Individuum. Hier werden kulturelle Eigenschaften entwickelt und in geschütztem Rahmen ausprobiert, welche in ihrer Gesamtheit den gesellschaftlichen Wandel mitbestimmen. Durch die vermehrte Durchstrukturierung und Verzweckung des öffentlichen Raums steigt jedoch gleichzeitig der Stellenwert von Freiräumen an denen Jugendkultur entstehen und gelebt werden kann. 3.2 Rolle und Aufgabe der Jugendarbeit Die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den aktuellen Phänomenen ist somit relevant. Die aktuellen Herausforderungen für Politik, Gemeinden und Gesellschaft sind nicht immer direkt ersichtlich. Hier sollte die Rolle der OKJA in Bezug auf Jugendkultur ansetzen. Sie kann Offenheit und Interesse für entsprechende Themen auf Gemeindeebene fördern, ist Übersetzerin, Botschafterin, Vernetzerin. Sie ist Sprachrohr, betreibt Lobbyarbeit, sensibilisiert für den Stellenwert von Freiräumen, greift Dynamiken und Trends in der alltäglichen Arbeit auf und unterstützt die Jugendlichen mit und bei entsprechenden Projekten (z.b. Etablierung von Zwischennutzungen). Jugendarbeit kann heutzutage nicht mehr nur mit Jugendlichen arbeiten. Sie muss viel mehr auch die gesellschaftlichen Entwicklungen beobachten, Lobbyarbeit leisten, Rahmenbedingungen mitgestalten, Vermittlungsfunktion übernehmen. Ältere Generationen sind tendenziell liberaler und müssen mit an Bord geholt werden. Jugendliche sind mobil unterwegs. Moderne Jugendarbeit begleitet die Jugendlichen auf ihren Wegen und ist nicht zwingend primär im Treff tätig. Jugendarbeit sollte auch unbedingt in sozialen Netzwerken unterwegs sein. Bei all diesen jugendkulturell relevanten Aufgaben sollte die OKJA stets im Bewusstsein agieren, dass Jugendkultur auch ohne die Jugendarbeit entsteht und stattfindet, der OKJA jedoch eine wichtige Schlüssel- und Vermittlungsfunktion sowie hoher Einfluss auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen innewohnt. Die Fachgruppe Jugendkultur des Verband voja setzt sich dafür ein, dass Jugendkultur im Kanton Bern gefördert und ermöglicht wird. Sie beabsichtigt eine Stärkung der Jugendkultur, wie dies in der ASIV festgehalten ist, sowie eine Auseinandersetzung mit aktuellen, jugendkultur-relevanten Themen. 6

4. Ziele und Haltung der Fachgruppe Jugendkultur 4.1 Leistungsziele 4.2 Haltung der Fachgruppe Die Fachgruppe Jugendkultur sensibilisiert die Jugendarbeitenden innerhalb der voja zum Thema Jugendkultur und fördert deren Auseinandersetzung damit. Die Fachgruppe Jugendkultur sensibilisiert die Jugendarbeitenden für ihre Rolle innerhalb der Gemeinde zum Thema Jugendkultur. Jugendkulturell relevante Themen, Strömungen und Aktivitäten im Kanton Bern werden aufgegriffen, diskutiert und bearbeitet. Jugendkultur wird im Kanton Bern durch projektmethodische Aktivitäten sichtbar gemacht. Die Fachgruppe Jugendkultur ist Ansprechpartnerin für Jugendarbeitende oder Stellenleitende. Bei Bedarf unterstützt sie die Fach- und Geschäftsstelle es Verband voja bei Fragen von Partnerorganisationen, Politik und Verwaltung zum Thema Jugendkultur im Kanton Bern. Die Fachgruppe unterstützt die Fach- und Geschäftsstelle und den Vorstand beim Erarbeiten des Issue Jugendkultur. Jugendkultur und jugendkultureller Leistung wohnt hohes Potential inne. Das Ausleben von Jugendkultur hat in verschiedenen Bereichen grossen Einfluss auf die Entwicklung des Individuums. Die jungen Erwachsenen tragen aktiv zum gesellschaftlichen Wandel bei. Entsprechende Freiräume im Gemeinwesen müssen, um Jugendkultur zu leben und zu entwickeln, gefördert werden (z.b. Jugendliche haben keine Lobby, Freiraumverlust durch zunehmende Funktionalisierung des öffentlichen Raumes, dadurch Verdrängung etc.). Jugendkultur entsteht und findet auch ohne Jugendarbeit statt. Eigene Haltungen sollen entwickelt und Grenzen ausgetestet werden. Provokative Produkte sollen nicht unterdrückt, sondern nötigenfalls in einem professionellen Prozess begleitet werden. Jugendkulturelle Aktivitäten werden nicht unterstützt, wenn die Freiheit oder das Wohlbefinden Anderer negativ beeinflusst werden. 7

Literatur Gnehm, M. (2013). «Es gibt keine klassischen Jugendkulturen mehr». Basler Zeitung, 27.08.2013. Stangl, W. (2015). Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. Abgerufen am 26. Oktober 2017 von http://lexikon.stangl.eu/527/jugendkultur/. Wikipedia. (kein Datum). Jugendkultur. Abgerufen am 27. Oktober 2017 von https://de.wikipedia.org/wiki/ Jugendkultur. Fachgruppe Jugendkultur Mitwirkende Norman Gattermann Philippe Eggenschwiler Simon Kramel Überarbeitet Oktober 2017