Die Behandlung von Substitutionspatienten mit Hepatitis C Möglichkeiten und Grenzen



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Transkript:

Die Behandlung von Substitutionspatienten mit Hepatitis C Möglichkeiten und Grenzen Anna Kreil 14. Substitutions-Forum Schloss Mondsee 10. April 2011 Otto Wagner Spital, Wien Krankenanstalt Rudolfstiftung, Wien anna.kreil@wienkav.at

Epidemiologie HCV Überblick Verlauf und Komplikationen Derzeitige Therapiestrategien und NW Zukunftsaussichten Möglichkeiten und Grenzen bei Substitutionspatienten Projekt Interfall Zusammenfassung

Weltweite Prävalenz WHO. Wkly Epidemiol Rec. 2000;75:18-19

Hepatitis C - Epidemiologie Kleines, einzelsträngiges RNA-Virus, Flaviviren ~ 200 Mio. Infizierte weltweit ~ 50-80.000 Infizierte in Österreich

Übertragung Blut und Blutprodukte (Bluttransfusionen) Plasmaspenden i.v.-drogenabusus Piercen, Tätowieren Sexualkontakte (<1%) Während Geburt von Mutter auf Kind (Risiko etwa 5%) Bei bis zu 10-40% bleibt Infektionsmodus unklar

Infektionsraten IVDA 6 Monate nach Beginn IVD Prävalenz schon >75%, d.h. Infektion bereits früh Nach 1 Jahr IVD 50-80% Nach 8 Jahren intravenösem Drogenkonsum 99% > 50% aller Neuinfektionen sind auf IVD zurückzuführen Behandlung als Präventionsmassnahme Thomas DL, et al. Medicine (Baltimore). 1995;74:212-220. Des Jarlais DC, et al. AIDS. 2005;19(suppl 3):S20-S25. Vassilev ZP, et al. Int J STD AIDS 2006;17:621-626. Kemp R, et al. N Z Med J. 1998;111:50-53. Davis et al. NEJM 2001;345:215-7

HCV Genotypen

HCV Infektion: Weltweite Verteilung der Genotypen 1a, 1b 2a, 2b, 3a 4 1a, 1b 2a, 2b, 2c, 3a 4 1b, 3a 2a 1b, 6 1b 1a, 1b, 2b, 3a 5a 3b 1b, 3a Fang JWS et al. Clin Liver Dis. 1997;1:493-514

Bedeutung der HCV-Genotypen Unterschiedliche Therapiedauer Unterschiedliche Dosis Unterschiedliche Heilungschancen Kein Einfluss auf Schwere der Lebererkrankung Kein relevanter Einfluss auf Spontanverlauf

Hepatitis C Virus - induzierte Lebererkrankungen Infektion mit HCV akute Hepatitis (<20%) chronische Hepatitis (>80%) Ausheilung (+/- Therapie) Zirrhose (bis zu 30%) Hepatom

Mittleres Zeitintervall zwischen Transfusion und Hepatitis C assoziierten Erkrankungen (n=131) Jahre nach Transfusion 40 30 20 10 13,7±10,9 18,4±11,2 20,6±10,1 28,3±11,5 chron. Hepatitis chr. akt. Hepatitis Zirrhose Hepatom Tong et al. NEJM 1995

Komplikationen Leberzirrhose mit portaler Hypertension Aszites SBP Varizenblutung HCC Extrahepatische Manifestationen

Extrahepatische Manifestationen Hämatologische Manifestationen (Leukopenie, Thrombopenie,..) Essential mixed cryoglobulinemia (palpable Purpura, Athralgien, Schwäche) Monoklonale Gammopathie, Lymphome Autoimmunerkrankungen (SLE, Sjögren, ITP, ) Schilddrüsenerkrankungen Nierenerkrankungen (membranoprolif. GN, ) Dermatologische M. (Lichen planus, Porphyria cut. tarda, ) Muskuloskeletale (MG, CMP, ) und neurokognitive M.

Diagnostik bei Hepatitis C Anamnese klinische Untersuchung erhöhte Transaminasen (mind. 6 Monate) Hepatitis C AK pos; HCV-RNA (PCR) pos. (quantitativ) Histologie (PCR aus Lebergewebe)

Faktoren die den Therapieerfolg beeinfussen Patient Alter Geschlecht Adipositas Alkohol Rasse IL28 Polymorphismus Therapieversagen Virus Genotyp Virusmenge Krankheitsfaktoren Koinfektion Fortgeschrittene Fibrose Therapie Nebenwirkungen Compliance Dauer Dosis Pol & Bourliere, Antiviral Therapy 11:955-970 3.; Labie D, Gilgenkrantz H; Med Sci.

Aktuelle Standarttherapie bei chronischer HCV Pegyliertes Interferon-α PegIntron (Peginterferon α -2b) 1,5µg/kg KG 1 x wö. s.c. Pegasys (Peginterferon α -2a) 180µg 1 x wö. s.c. Plus Ribavirin (Rebetol, Copegus ) 1000-1200 mg tgl. (Genotyp 1 und 4) 800 mg tgl. (Genotyp 2 und 3) Therapiedauer: (24-)48 (72) Wochen bei Genotyp 1 und 4 (12-)24 (48) Wochen bei Genotyp 2 und 3 Hadziyannis et al. Ann Intern Med 2004

Therapieziele Normalisierung der Transaminasen HCV-RNA (PCR) neg. Besserung der Histologie Besserung der Lebensqualität Verhinderung der Komplikationen Senkung des Hepatomrisikos Normalisierung der Lebenserwartung

Ansprechtypen auf antivirale Therapie Baseline Therapiephase Nonresponder HCV RNA HCV RNA nicht nachweisbar Nachweisgrenze Zeit Breakthrough Relapser Sustained responder (Heilung) 6 Monate

Prognosefaktoren für Therapieerfolg Genotyp 2 und 3 besser als 1 und 4 Viruskonzentration im Serum niedrige Viruskonzentration besser als hohe Histologie zirrhotisches Stadium ungünstig Alter Prognose besser bei niedrigem Alter Keine Coinfektion (HBV, HIV) (Interferonsensitivität) Vortest mit konventionellem Interferon Neumann AU et al. Science. 1998 Jessner W. et al. Lancet 2001

Therapieerfolg - Ansprechrate sustained virological response: (SVR, HCV PCR negativ 6 Monate nach Therapieende) GT 1/4 40-55 % GT 2/3 75-85 % Fried MW et al. N Engl J Med. 2002 Manns MP et al. Lancet. 2001

Nebenwirkungen von Interferon α plus Ribavirin Zu Therapiebeginn: Grippeartige Symptome Fieber, Müdigkeit Kopfschmerzen Gelenks- und Muskelschmerzen Übelkeit Dauer meist etwa 2-6 Wochen

Nebenwirkungen von Interferon α plus Ribavirin Während der gesamten Therapiedauer: Müdigkeit, Schlafstörungen, Depressionen Gastrointestinale Unverträglichkeit, Übelkeit, Diarrhoe Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust Anämie, Leukozytopenie, Thrombozytopenie Anstieg von Blutfetten und Harnsäure Juckreiz, Hautausschläge, Haarausfall Gelenks- und Muskelschmerzen Austrocknen von Schleimhäuten, chronischer Reizhusten Schilddrüsenfunktionsstörungen Induktion von Autoimmunerkrankungen Teratogenität

Kontraindikationen gegen Interferon α Endogene Depressionen, Schizophrenie, Epilepsie Schwere Allgemeinerkrankung Autoimmunerkrankung Gleichzeitige Heparintherapie Fortgeschrittene Leberzirrhose (Stadium CHILD-PUGH B und C) Hepatische Enzephalopathie, Aszites, Ösophagusvarizenblutung Schwangerschaft oder unzureichende Empfängnisverhütung Thrombozytopenie, Leukozytopenie Aktiver Drogen (?)- oder Alkoholabusus Psoriasis und andere Hauterkrankungen

Kontraindikationen gegen Ribavirin Anämie (Ribavirin führt bei praktisch allen Patienten zu einem Abfall der Hämoglobinwerte um etwa 2 g/dl) Symptomatische koronare Herzkrankheit Vorsicht bei Vorliegen von vaskulären Risikofaktoren (Diabetes mellitus, Hypertonie, Hyperlipidämie, Nikotinabusus, Adipositas) Gicht Schwangerschaft oder insuffiziente Kontrazeption (unabhängig davon, ob der Mann oder die Frau therapiert werden) Vorsicht bei Alter über 65 Jahren

Depression während Interferontherapie Therapie der Wahl: Seropram (Citalopram) oder Seroxat (Paroxetin) Strategie I: Bereits vor Beginn der antiviralen Therapie mit antidepressiver Therapie beginnen Strategie II: Erst beim Auftreten von Symptomen mit antidepressiver Therapie beginnen

Konsequenzen? Dosisreduktion in bis zu 40 % der Patienten Abbruch der Therapie in bis zu 20% der Patienten Reduktion der Ansprechrate!

Pro und Contra der antiviralen Therapie bei HCV Pro Jugendliches Alter Keine Comorbidität Keine Kontraindikationen Hohes Fibrosestadium Genotypen 2/3 Kurze Krankheitsdauer Hohe Interferonsensitivität Kein Kinderwunsch Gute Compliance Therapiewunsch Contra Fortgeschrittenes Alter Begleiterkrankungen Kontraindikationen Niedriges Fibrosestadium Genotypen 1/4 Lange Krankheitsdauer Niedrige Interferonsensitivität Kinderwunsch Schlechte Compliance Kein Therapiewunsch

Welcher Patient sollte womit behandelt werden und wie lange? Individuelle Entscheidung!!

Neues der letzten Jahre Therapiedauer GT 1 72 vs. 48 W late/nonresponder 24 vs. 48 W rapid early responder REPEAT Study Jensen D et al. Eur J Gastroenterol Hepatol 2005 Berg T et al. Gastroenterology 2006 Sanchez-Tapias JM et al. Gastroenterology 2006 GT 2/3 16 (14/12) vs. 24 W responder Ferenci P et al. Hepatology 2005 Jensen DM et al Hepatology 2006 Dalgard O et al. Heptology 2004 Mangia A et al. NEJM 2005

Neue Substanzen (GT 1) + Telaprevir (Proteaseinhibitor) bisherige Studien zeigten höhere RVR und höhere SVR, aber auch NW (Anämie, GI, Exanthem) + Boceprevir (Proteaseinhibitor) andere... McHutchison JG, N Engl J Med. 2009 Apr 30;360(18):1827-38. Manns MP. Curr Opin Investig Drugs. 2009 Feb;10(2):181-9.

Substitutionspatienten Möglichkeiten und Grenzen

Vorurteile des Arztes Incompliance und Adherence mit hoher Drop-out Rate (80/80/80-Regel) geringer Therapieerfolg hohe Re-Infektionsrate durch Rückfälle unbeherrschbare psychiatrische Komplikationen hohe Todesrate durch andere Erkrankungen kein Interesse an körperlicher Gesundheit

Vorurteile des Patienten Nebenwirkungen Depressionen Rückfall Nadeln(!!!) Häufige Kontrollen

Re-Infektionsrate bei IVDA Studie FU Reinfektionsrate Ravnal 1998 2-18a 0-5% Backmund 2001 1a 0 McHutchinson 2001 7a 1,8% Maylin 2008 3a 2 % Farley 2008 Ca 2a ca.10 % (Gefängnis) IVDA-Relaps Studie IVDA Relaps Ravnal 1998 5a > 50 % Dalgard 2002 Ca 1,5a 33 % Backmund 2001 1a 56 %

SVR-Raten Studie Pat.no Therapie SVR Backmund et al 2001 50 3xwö IFN/Riba 36 % Mauss et al 2004 50 PEG-α2b/Riba 42 % Sylvestre et al 2005 76 3xwö IFN/Riba 28 % Schaefer et al 2007 18 Peg/Riba 72 % Guadagnino et al 2007 53 Peg/Riba 55% Belfiori et al 2007 24 PEG-a2b/Riba 29 % Belfiori et al 2009 52 Peg/Riba 36/64%

Psychiatrische Erkrankungen Früher KI für antivirale Therapie mit IFN/Ribavirin: aktiver IVDA (6 Monate), schwere Depressionen oder bipolare Störungen, wahnhafte Störungen, Schizophrenie/Psychosen, Angststörungen, Borderlinepersönlichkeiten,... Aktiver Alkoholkonsum psychiatrische Stabilität bzw. psychiatrische Vortherapie und Substitutionstherapie ermöglicht Interferontherapie

Interdisziplinärer Ansatz Steigerung der Adherence - Evaluierung der Substanzabhängigkeit und Therapie - Evaluierung psychiatrischer Comorbiditäten/Therapie - Evaluierung der Hepatologischen Erkrankung Therapieindikation stellen und laufende interdisziplinäre Kontrolle gewährleisten Integriertes interdisziplinäres Setting Backmund et al, CID 2005; 40:S330-5 Sylvestre et al, Eur J Gastroenterol Hepatol 2007; 19:741-7

Entzug, Therapie oder beides? Nicht beides gleichzeitig beginnen! Aufgrund der sich potenzierenden Symptomatik dramatisch reduzierte Compliance und Adherence für Entzug als auch für HCV-Therapie Unter stabiler Substitution Therapie möglich (vor allem GT 2/3 kurze Dauer) Im Rahmen eines Langzeitentzugs HCV-Therapiebeginn möglich

Projekt INTERFALL Patientenzahlen in der Diagnostikambulanz (11/06-2/09) ca. 500 Pat. HCV AK neg (ca 37%) HCV Ak pos (ca 63%) Weitere Beobachtung und regelmäßiges screening HCV PCR pos (28%) HCV-Therapie (21%)

Therapie 85 Patienten 10 Pat. in laufender Behandlung 42% RR 20 Patienten auf Warteliste 18% Relaps 61% SVR 16% Abbruch/NR

Compliance und Therapiedauer Ca 70 % der Patienten zeigten eine sehr gute Compliance (wöchentliche Visiten) unter Therapie mit vollständiger Therapiedauer, Compliance nach TE eher schlecht 18 % mit gelegentlichem Nichterscheinen 12 % Reduktion der Therapiedauer um 4-10 Wochen.

Zusammenfassung Effektive Therapie bei Substitutionspatienten, trotz kontinuierlichem IVDA Backmund et al, Hepatolo 2001; Dalgard et al, Eur Addict Res 2002; Robaeys et al, Acta Gastroenterol Belg 2005,.. Responserate (SVR) mit Nicht-Substitutionspatienten vergleichbar Cobra Wittchen et al, Suchtmed 2005, Backmund et al, Suchtmed 200, Schaefer, Hepatology 2007 Reinfektionsrate 2-5 % Dalgard et al, Eur Addict Res 2002 Grebely et al. AASLD 2007, abstr. 296 Gölz et al. NW und Komplikationen im integrierten interdisziplinären Setting gut managebar Schaefer et al, Hepatol 2003; Jowett et al, QJM 2001; Neri et al, Clin Ther 2002

Zusammenfassung II Substitution reduziert IVDA und Neuinfektionsrate Nebenwirkungsprofil und Sicherheit ähnlich wie bei Nicht-Substanzabhängigen Schaefer et al, Hepatol 2003; Jowett et al, QJM 2001; Neri et al, Clin Ther 2002 HCV suspizieren diagnostizieren therapieren integriertes Setting - interdisziplinäre Expertise

VIELEN DANK FÜR DIE AUFMERKSAMKEIT!