Migrantinnen gründen Unternehmen. Beratungspraxis für Gründerinnen mit Migrationshintergrund zwischen Wunsch und Wirklichkeit

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Transkript:

Migrantinnen gründen Unternehmen. Beratungspraxis für Gründerinnen mit Migrationshintergrund zwischen Wunsch und Wirklichkeit Dr. Ute L. Fischer Ute.Fischer@tu-dortmund.de Unna, den 28.4.2008

Gliederung 1. Das Forschungsprojekt: Migrantinnen gründen Unternehmen 2. Ergebnisse 3. Beratungserfahrungen und Beratungspraxis 4. Beratungskonzept

Erforschung des Gründungsgeschehens von Migrantinnen zur Erhöhung ihrer Gründungsaktivitäten in Deutschland welche Bedeutung hat der Migrationshintergrund Welche Bedeutung hat das Geschlecht für die Gründungsaktivität und den Erfolg? Potenziale und Hindernisse Entwicklung innovativer Beratungskonzeptionen 1. das Projekt: Ziele

Frauen mit polnischem oder türkischem Migrationshintergrund, die im Ruhrgebiet oder in Berlin ein Unternehmen gründen, übernehmen oder weiterführen 1. Forschungsdesign Berlin & Ruhrgebiet = Zentren der Arbeitsmigration in Deutschland Türkischer und polnischer Migrationshintergrund = größte ethnische Communities in Deutschland

30 Leitfaden gestützte, narrative Interviews mit Unternehmerinnen - Unna: 2 Polinnen, 2 Türkinnen 1. Forschungsmethode 20 ExpertInneninterviews mit Gründungsberatenden - Unna: 5 Beratende Diskursanalyse der Websites bedeutender beratender Institutionen & Organisationen in Deutschland

1. Beteiligte am Projekt Universitäten: Münster Dortmund Forschungseinrichtungen: GAUS GmbH, Dortmund Unique GmbH, Berlin ZfT, Essen andere Organisationen z.b.: ISI NIKE Retra, etc.

2. Ergebnisse: unternehmerisches Leitbild Unternehmerisches Leitbild = Normalunternehmertum Personenbezogene Charakteristika: Berufserfahren, ohne anderweitige Verpflichtungen, männlich; deutscher Herkunft; 25-54 Jahre; angemessenes ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital; Ausbildung unternehmerischer Persönlichkeit unternehmerische Charakteristika: geplante Unternehmensgründung, strategisch und ressourcenorientierter Gründungsverlauf; starke & schnelle Unternehmensexpansion

2. Leitbild: Anders oder besonders? Allgemeines Besonderes normal anders

2. Ergebnisse: Leitbild Ver-Anderung (Othering): Frauen gründen anders! Migranten gründen anders! Migrantinnen gründen anders! Normalunternehmertum Realität zwischen Gleichheit und Differenz!

Ergebnisse 2. Ergebnisse: Gleichheit und Differenz 1. Gründerinnen sehen sich selbst weder als Frau noch als Türkin/Polin Gründungserfolg durch Gleichheit 2. Differenzen bestehen aber bzgl. Geschlecht und Migration - Lebenszusammenhänge, Kulturstandards - Fähigkeitsprofile - arbeitsinhaltliche Interessen - Habitus/Haltung Versteckte Ressourcen 3. Beratungen müssen dem gerecht werden Professionalität

Normalunternehmerin oder nicht? Habitus Geschlecht Migrationshintergrund? Passung zur Gründungstätigkeit Kulturelle Zugehörigkeit

Ergebnisse 2. Ergebnisse: Gleichheit und Differenz 1. Gründerinnen sehen sich selbst weder als Frau noch als Türkin/Polin Gründungserfolg durch Gleichheit 2. Differenzen bestehen aber bzgl. Geschlecht und Migration - Lebenszusammenhänge, Kulturstandards - Fähigkeitsprofile - arbeitsinhaltliche Interessen - Habitus/Haltung Versteckte Ressourcen 3. Beratungen müssen dem gerecht werden Professionalität

Beratungserfahrungen 3. Ergebnis: Beratung - Keine Beratung - Gelungene Beratung fallspezifisch auf Augenhöhe Beratungswünsche - Allgemeine Informationen über Beratungs- und Förderangebote - einzelfallbezogene Beratung - Fortbildungen - Austausch in Netzwerken - längerfristige Begleitung, Mentoring

hinderlich: - Differenzen nicht erkannt - Gleichbehandlung - Schematismus Gleichbehandlung von Differentem führt zu Ungleichheit förderlich: - Blick auf Differenzen - Vorurteilsfreie Deutung - Fallspezifische Beratung 3. Beratungspraxis

4. Beratungskonzeption Diversity Mainstreaming 1 Kennen von Differenzen -Mit Bezug zum Geschlecht -Mit Bezug zum kulturellen Hintergrund -Mit Bezug zur Migrationserfahrung 2 Er-Kennen der fallspezifischen Form der Spezifika und vorurteilsfreie Deutung - als zu überwindende Hindernisse - als zu unterstützende Potenziale 3 An-Er-Kennen respektvolle Bearbeitung der Spezifika geschlechts- und migrationssensibel