Von benigner Prostatahypertrophie und chemischer Kastration ein klinisches Update!

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1 Sitzung der ÖGT Von benigner Prostatahypertrophie und chemischer Kastration ein klinisches Update! S. Schäfer Somi Besamungs und Embryotransferstation November 2010 Ein andrologischer Notfall was ist zu beachten oder erste Eindruck Körperhaltung, Gang o Nationale (Alter, Rasse, Begleit oder Zuchthund) o Vorbericht Unabhängig von der Erkrankung: Voruntersuchungen, behandlungen Dauermedikamente Welche Symptome liegen vor? Seit wann Auslandsreisen Prostata Klinik und Diagnostik Wie lang Harn, Kotabsatz Impfungen, Entwurmungen Untersuchungen bisher Vorbehandlungen Dauermedikamente Untersuchungen bei der Hündin? Gab es Probleme? Erste und letzte Deckung Deckrüden: Deckerfolge? Symptomatik oft ähnlich Erste Symptome: Präputialfluor, Hämaturie, Blut im Nachsekret später Harn und zuletzt Kotabsatzstörungen Gründliche Diagnostik und Befundinterpretation ist wichtig Prostataerkrankungen Diagnostik Die klinische Untersuchung sollte den ganzen Hund umfassen (stets auch die Hoden) Palpation Harnkontrolle (Katheter, BU) Sonographie Röntgen (Karzinome) Samenkontrolle (Spermiogramm, Zytologie, Bakteriologie) FNA oder Biopsie Aspiration von Drüsensekret Hormone, Enzyme? (Canine Prostate Specific Arginin Esterase CPSE wäre brauchbar, aber kein Test kommerziell erhältlich) Resistenzen (Multiresistenzen) gegenüber bestimmten Keimen nehmen zu: Staphylokokkus pseudointermedius Escherichia Coli Pseudomonas aeruginosa Proteus sp. Aber auch Streptokokken, Staphylokokken, Pasteurellen... Wenn möglich daher nur nach Antibiogrammbehandeln Probenmaterial: am besten Hauptsekret (Sperma), alternativ Harn oder Prostatasekret, Bioptat 1

2 Sonographie Röntgen Sinnvoll bei VD Prostatatumor (Metastasen: ventrale LWS, inguinale LNN, Lunge) Verbesserung der Diagnostik durch Kontraströntgen (Harnblase) Retrogrades Urethrozystogramm (Prostatastück der Urethra) Normale Prostata Normale Grösse nicht mehr als 50% des Beckendurchmessers bei dorsoventraler Messung Vergrösserung auf >90% der Pektenvertikale deutet auf Tumor, Abszess oder Zyste hin Benigne Prostatahyperplasie Sonographie Beginnt als Hyperplasie ab dem 3. Lj. Später zusätzlich Hypertrophie der Zellen Betroffen sind > 95 % der Rüden im 9.Lj. Pathogenese: Änderung des Testosteron: Östrogen Verhältnisses Aufregulierung der Androgenrezeptoren Überproduktion von DHT in der Prostata später Zystenbildung möglich Diagnose Vorbericht (blutiger Präputialfluor, Hämaturie, Harnabsatzstörungen, bei Zuchtrüden: Verschlechterung der Samenqualität) Digital rektal (Drüse vergrössert) Sonographie (auch der Hoden!) Harnkontrolle (BU/Mykoplasmen) Zuchtrüden: Samenkontrolle (Qualität, BU/Mykoplasmen) Benigne Prostatahyperplasie Intraprostatische Zysten Therapie Bei ca 80% der Rüden sind ab dem 5./6. Lebensjahr erste klinische Zeichen der BPH bemerkbar Bei chronischem Verlauf kommen intraprostatische Zysten dazu In einer Studie waren 66,6% aller Ejakulate von Rüden mit BPH bakteriologisch positiv, 50% wiesen Teratozoospermie auf BPH kann chronische Prostatitis verursachen und bei Zuchtrüden zu Infertilität führen Therapie nach Antibiogramm Anti Androgene Androcur (Cyproteronazetat, 3 mg/kg s.c.) Tardak (δ Delmadinonazetat, 3 mg/kg s.c.) Ypozane (Osateronazetat, 1 Tab. / Tag) GnRH Implantate (s.c.) Suprelorin 4,6 mg Deslorelin Gonazon 18,5 mg Azagly Nafarelin Signifikante Verkleinerung der Hoden und Prostata innerhalb von 8 Wochen nach Implantation Problem: langsamer Wirkungseintritt, nicht für Notfälle!! Kastration Verkleinerung beginnt nach 1 2 Wochen, Reduktion der Grösse um 70% innerhalb von 4 Monaten 2

3 Therapie Für Notfälle Androcur (2 5 mg/kg sc), Kastration Chemische Kastration wegen Hypersexualität, Streunen, Harnmarkieren Androcur, Wirkung nach 1 2 Wochen, Dauer 3 6 Mo Ypozane, Wirkung nach 1 2 Wochen, Dauer 3 6 Mo GnRH Implantat, Wirkung nach 6 8 Wochen, Dauer 8 Mo Chemische Kastration wegen BPH Androcur, Ypozane, GnRH Implantat Akute Prostatitis Ursache: Infektionen E. Coli, Pseudomonas, Streptokokkus sp., Proteus sp., Staphylokokkus sp., Mycoplasma canis, Brucella canis.. Symptome/Diagnose: Fieber! Anorexie, Erbrechen, Dysurie, steifer Gang, blutiger Präputialfluor Palpation: Drüse vergrössert, schmerzhaft (Abszess) Urin: Erythrozyten, Leukozyten, Bakterien Samen: Qualität Sonographie! Klinische Befunde Mischling, Tommy, 12 J. Plötzlich unruhig, inappetent, aufgezogenes Abdomen, Winseln, Brechreiz Vorstellig als Notfall in der Nacht IKT 39,7 C, LBH, MSH ggr gerötet Abdomen hgr schmerzhaft, nicht durchtastbar Hoden palpatorisch unauffällig Digital rektale Palpation schmerzhaft Sonographie Drüse vergrössert (3x6 cm), hochgradig inhomogen, intraprostatische Zysten Hoden: beidseits Rundherde (1 cm), VD Hodentumore Prostata Hoden 3

4 Weitere Befunde Harnkatheter Harnröhre ggr eingeengt, aber durchgängig Blut HK 46%, TP 7,2 g, Crea 0,7, ALT 47 U/l, AP 167 U/l, Glu 116 mg/dl, Leuk: 28190/µl, Segmentkernige 81%, Stabkernige 79,1% Harn 1,020 g/l, Bilirubinurie +, Protein +++, Blut +++, Leukos +++, ph 8 BU (Bakterien und Mykoplasmen, Differenzierung, Quantifizierung) Befund: hgr. mukoide E. Coli (multiresistenter Stamm) Diagnose: akute Prostatitis Therapie Notfall Sofort Analgetika, Antiphlogistika Anti Androgen (Androcur, Cyproteronacetat, 3 mg/kg s.c.) Antibiotika, 4 Wochen lang Laut Antibiogramm wirksam: Gentamycin, Tetrazyklin, Cephalexin Therapie ansonsten symptomatisch, DTI Wiederholung der BU 10 Tagen nach Ende der Therapie Tommy wurde kastriert Zuchtrüden: Samenkontrolle nach 2 3 Monaten Prostataabszess Ursache: Infektion von Zysten Diagnose: Sonographie, keine Punktion!!! Therapie: Operation Resektion (Marsupialisation, Drain) Testectomie Grosspudel, 5,5 J., Sergio War im Mai vorstellig wegen blutigem Präputialfluor Diagnose damals: ggr BPH, BU negativ, Therapie Kürbiskerne (Projekt) Ende Juli Nachkontrolle mit überraschendem Befund Klinische Befunde IKT 38,5 C Abdomen nicht schmerzhaft, nicht durchtastbar Hoden palpatorisch unauffällig Digital rektale Palpation Drüse prall elastisch Sonographie Drüse vergrössert, inhomogen, paraprostatische Zyste (5x7 cm) Resektion der Zyste 1) Harnkatheter 2) Laparotomie Vorverlagerung von Prostata/Zyste 4

5 Resektion der Zyste Resektion der Zyste 3) Sterile Punktion der Zyste (BU)) 4) Inzision der Zyste ausserhalb des Abdomens 5) Sofortige Drainage (Absaugen) 6) Resektion der Zystenwand 7) Naht 8) Nachbehandlung: Antibiose, Anti Androgene oder Kastration Fazit Jede BPH kann durch Zysten kompliziert werden oft Zufallsbefund Zysten bis 3 cm Grösse können medikamentös behandelt werden Bakterien müssen nicht beteiligt sein, trotzdem ist BU (Harn, Samen) ratsam Bei Infektion besteht Lebensgefahr Regelmässige Kontrollen des alternden Rüden sind empfehlenswert (1 2x/Jahr) WHW Terrier, 8 Jahre, kastriert War wiederholt wegen BPH und Zystitis vorstellig Therapie mit Androcur und Antibiose Vorbericht diesmal: hgr Kotabsatzstörung Notfall! Befunde Sonographie Allgemeinverhalten ggr vermindert Kein Fieber Ernährungszustand mindergut Haarkleid struppig Hautelastizität ggr vermindert Digital rektal: Rektum stark eingeengt, Palpation ggr. schmerzhaft Prostata vergrössert, fleckig, schlecht abgrenzbar VD: chronische Prostatitis 5

6 Weitere Diagnostik / Therapie Harnentnahme BU Urethra kaum durchgängig Anti androgen (Androcur, 3 mg/kg s.c.) Nachinjektion nach 1 Woche, weil keine Besserung Analgetikum, Antiphlogistikum (Rimadyl ) DTI, Klistier, suppiges Futter Da keine Besserung, FNA geplant Nach 1,5 Wochen: blutiger Fluor aus dem Rektum D: Prostatatumor Euthanasie Akute Orchitis / Epididymitis Ursache: Trauma, autoimmun, Infektion (hämatogen) E. Coli, Pseudomonas, Streptokokkus, Proteus sp., Staphylokokkus, Mycoplasma canis, Brucella canis Symptome Hoden vergrössert, warm, schmerzhaft Manchmal Fieber, Anorexie, steifer Gang Samen: Qualität Diagnose: Adspektion, Palpation Blutbild (B.canis Kultur) Samengewinnung meist nicht möglich Sonographie! DD: Tumor, Hodentorsion, Skrotalhernie Bouvier de Flandre, 8 J., unkastriert Vorstellig wegen spiessigem Gang, Schlecken am Hoden, Inappetenz Klinische Befunde IKT 40 C, LBH hgr gerötet, aufgezogenes Abdomen Skrotum: hgr entzündet, nässendes Ekzem bis auf die Innenschenkel Diagnose: Skrotaldermatitis Rüde musste sediert werden, dann Analgetika, Antiphlogistica, Lokalanästhesie Rasur des Skrotums, Reinigung Sonographie des Hodens DD: Hodentumor D: Biopsie, Histologie Sonographie Hoden: inhomogene Struktur Diagnose: Orchitis 6

7 Weitere Therapie Anti Androgen im Notfall: Androcur, Cyproteronacetat, 3 mg/kg s.c. Antibiotika, 4 Wochen lang Antibiogramm nicht möglich: breit wirksame, hodengängige Antibiotika (Gyrasehemmer, Tetrazykline) Ansonsten symptomatisch, DTI Bei hgr Skrotaldermatitis Kastration Brucella canis Nachweis im zertifizierten Labor war positiv Brucella canis ein update Aktueller Anlass Positive Fälle wurden in Hundezuchten in Niederösterreich und Holland von Tierärzten berichtet B. canis ist nicht meldepflichtig, wir sind von privaten Meldungen abhängig Anlass der Untersuchungen waren Fälle von Unfruchtbarkeit, Fruchtresorption und Aborte in den Zwingern klassisch! Probleme: Bei einer IKZ von 4 21 Tagen verbreitet sich die Seuche schnell Es wird selten auf B. canis getestet Mangel an Bewusstsein Die Seuche kann vertuscht werden, es besteht keine Meldepflicht Brucella canis ein update Zooanthroponose Erreger, Gram negativ Symptome beim Menschen: hohes Fieber, Splenomegalie, granulomatöse Hepatitis, Osteomyelitis, Endokarditis Übertragung: Fressen erregerhältiger Plazenten und Lochien nach Abort, Deckakt Ausscheidung: auch über Speichel, Harn, Augen und Nasensekren (intermittierend) Latente Träger : ca. 50 % der Infektionen klinisch inapparent. Persistenz in der Prostata (5 Jahre), im Blut (1 Jahr) Symptome: Fieber, Schwellung der LNN. Epididymitis + Hodenatrophie, chronische, eitrige und abszedierende Geschwüre am Skrotum. Vereinzelt Prostatahypertrophie. Arthritis, Spondylitis, Splenomegalie, Abszesse, Glomerulonephritis, Uveitis recurrens, Korneaödem. Trächtige Hündinnen abortieren häufig. Brucella canis Diagnostik Erregernachweis im Blut (monatelang möglich), sonst 2 serologische Untersuchungen im Abstand von 2 4 Wochen BU abortierter Feten, Nachgeburten Cave: Blutkultur kann nach wochenlanger Inkubation positiv werden, bei negativer Serologie Untersuchung nur in akkreditierten Labors (BA für Tierseuchenbekämpfung Mödling) Zum Screening: Canine Brucellosis Antibody Test Kit, D Tec CB, Synbiotic corporation Wenn positiv oder intermediate: Wiederholte Verifizierung mit Slow Serum Agglutination in zertifiziertem Labor! Brucella canis Massnahmen Alle Tiere 3mal i.a. von 4 Wochen mittels Blutkultur und Serologie untersuchen Serologie kann in chron. Fällen falsch negativ sein Hunde dürfen nicht antibiotisch vorbehandelt sein Bei Rüden Samen und Blutkultur untersuchen Gesunde Tiere von latent infizierten trennen Während der Abklärungsphase keine Deckungen, Ausstellungen Optimal: alle Tiere kastrieren, Zucht auflösen, alles desinfizieren, neue Tiere zukaufen Neuzukäufe unter Quarantäne (4 Wo) Danke für Ihre Aufmerksamkeit 7