Wie gelingt eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft? Helmut Schmidt / München / September 2017
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- Ruth Siegel
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1 Wie gelingt eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft? Helmut Schmidt / München / September 2017
2 Agenda Machen wir die Dinge richtig? Was kann die Kreislaufwirtschaft zum Klima- und Ressourcenschutz beitragen? Machen wir die richtigen Dinge? Wo liegen die Grenzen des Recyclings? Was bedeutet Produktverantwortung? Fazit Die eigentliche Herausforderung 2
3 Grundpflichten der Kreislaufwirtschaft Schonung vorhandener Ressourcen Schließung natürlicher Kreisläufe Schließung technischer Kreisläufe Schadstoffelimination und energetische Verwertung Umweltschonende Beseitigung Quelle: EU-Kommission 3
4 Machen wir die Dinge richtig? 4
5 Beitrag der Kreislaufwirtschaft zum Klima- und Ressourcenschutz 5
6 Schließung natürlicher Kreisläufe 6
7 Schließung technischer Kreisläufe (1) PPK-Kreislauf 7
8 Schließung technischer Kreisläufe (2) Thermisches Recycling Abfallheizkraftwerk München Nord Kapazität: Mg/a Stromproduktion: ca Mwh/a Wärmeerzeugung: ca Mwh/a Ersatz für fossile Brennstoffe wie Kohle und Erdgas Abfallheizkraftwerk München Nord Ganzjährige Nutzung der KWK -> hohe Energieeffizienz Modernste Rauchgas-Reinigungsanlagen -> Schadstoffsenke Verwertung der Schlacken und Metalle 8
9 Verwertung von Kunststoffabfällen (BKV und Verwerter) Die bedeutendsten Beiträge zur Ressourceneffizienz liefern Kunststoffe in der Nutzungsphase von Produkten (Verpackung, Gebäude, Fahrzeuge...). In entwickelten Abfallwirtschaftssysteme sind qualitative Ziele wichtiger als Mengenziele. Verpackungskunststoffe sind immer schwieriger zu recyclen. bvse 2014 Die energetische Verwertung ist für kunststoffreiche Abfallströme unverzichtbarer Bestandteil eines ressourceneffizienten Abfallwirtschaftssystems. Der Einsatz einer Tonne EBS spart 11,8 Tonnen Primärressourcen (z.b. Braunkohle). ALBA
10 Fakten zum Recyclateinsatz bei Kunststoffprodukten Verpackung 25,2 % Bau 38,2 % Fahrzeuge 7,9 % Elektro/Elektronik 5,1 % Haushaltswaren 2,8 % Möbel 1,6 % Landwirtschaft 10,2 % Sonstiges 9,0 % Durchschnitt 20 % Quelle: BKV,
11 Machen wir die richtigen Dinge? 1. Kann Recycling ordnungspolitisch gegen den Markt durchgesetzt werden? 2. Wo liegen die Grenzen des Recyclings? 3. Was sind Märchen und wie sehen die Fakten aus? 4. Arbeiten wir mit den richtigen Zahlen? 5. Was bedeutet eigentlich Produktverantwortung? 11
12 Irrtümer der Kreislaufwirtschaft 12 12
13 Irrtümer der Kreislaufwirtschaft BMUB und Duale Systeme: Recycling First Produktverantwortung kann auf Finanzierungsverantwortung reduziert werden. Freiwillige Selbstverpflichtungen sind ausreichend, um ökologisch sinnvolle Entwicklungen zu generieren. Das Verhalten der Bürger und regionale Besonderheiten werden ausgeblendet. Abfallvermeidung kann durch Appelle erreicht werden s. Abfallvermeidungsprogramm des Bundes von
14 REUSE RECYCLE REDUCE 14 14
15 Das Recycling-Märchen Hohe Quoten im Gesetz führen zu hohen Recycling-Mengen 15 15
16 Das Recycling-Märchen Fakten zu Kunststoffverpackungen: 1,5 % des Rohölverbrauchs in Deutschland wird für Kunststoffverpackungen aufgewendet. 70 % der Kunststoffverpackungen werden verwertet: ca. 80 % davon energetisch (= 20 kg/e/a) ca. 20 % stofflich (= 5 kg/e/a) 70 % der Kunststoffverpackungen sind Mischkunststoffe Mischkunststoffe lassen sich nur downcyclen! Die Recyclingquote für Mischkunststoff-Verpackungen beträgt 2,2 % (Bothe, 2016) 16
17 Der Quotenzauber Verwertungsvs. Wiedereinsatzquote 17 17
18 Der Quotenzauber 18
19 Das GI-GO-Prinzip der Kreislaufwirtschaft 19 19
20 Recycling funktioniert nur, wenn am Ende des Prozesses Sekundärrohstoffe erzeugt werden, die am Markt nachgefragt werden. 20
21 Evaluation der Verpackungsverordnung Die Mehrweg-Quote ist um 30 % gesunken. Die Verpackungsmengen haben um 30 % zugenommen. Wiedereinsatz-Quote bei Kunststoffen beträgt ca. 20 %. Mischkunststoffrecycling funktioniert nicht unter Marktbedingungen. Die VerpackV ist ein Musterbeispiel für Marktversagen. (Prof. Baum) PPK-Verpackungen sollten aus dem Regime der VerpackV herausgenommen werden. (HWWI) Das Wettbewerbsprinzip der Dualen Systeme: Tarnen und Täuschen 21
22 Aktuelle Ergebnisse zum Recycling von Kunstoff-Verpackungen F. Dinkel, R. Bunge e.a.: KuRVE, 2017, Ch Das System Gelber Sack liegt mit einem Umweltnutzen von rund 0,3 Mio. UBP pro Tonne am unteren Ende der Skala für den ökologischen Nutzen aller Kunststoffverwertungen. Würde im Referenzscenario eine optimierte KVA (MVA) verwendet, reduziert sich der Umweltnutzen um rund zwei Drittel und liegt bei einigen Systemen sogar bei Null. Der potentielle ökologische Nutzen entspricht etwa der Einsparung einer Autofahrt von 30 km pro Person und Jahr. Fazit: Mit dem Kunststoffrecycling wird ein vergleichsweise geringer Umweltnutzen ziemlich teuer erkauft. 22
23 Grenzen des Recyclings Recycling muss technisch möglich sein. Recycling muss wirtschaftlich vertretbar sein. Problemstoffe wie SM, Phthalate, Bisphenole und bromierte Flammschutzmittel dürfen nicht im Kreislauf geführt werden. Für die Output-Produkte muss eine Nachfrage am Markt gegeben sein oder erzeugt werden können. (BMUB) Eine Zero-Waste-Economy durch überrissenes Recycling erzwingen zu wollen, ist weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll. Rainer Bunge (Ch)
24 Was echte Produktverantwortung bedeutet Produktverantwortung macht nur Sinn, wenn dadurch materialarme, langlebige, reparaturfreundliche und recyclebare Produkte erzeugt werden. Carport-Dach AWM Produktverantwortung muss bei der Produktentwicklung beginnen und nicht bei der Entsorgung. Wird Produktverantwortung auf Finanzierungsverantwortung begrenzt, bewirkt es das Gegenteil. 24
25 Fazit Abfallvermeidung braucht stringente, messbare Vorgaben statt freiwilliger Selbstverpflichtungen. Hochwertiges Recycling erfordert eine recyclinggerechte Produktion. Beim Kunststoff-Recycling sollte der Fokus auf Hohlkörper, saubere Folien und Hartplastik liegen. Außerdem sollte ein Recycling-Label eingeführt werden. Durch Recycling müssen Produkte von hoher Qualität erzeugt werden, die am Markt nachgefragt werden; s. PPK, Glas, Metalle. Die Abfallwirtschaft arbeitet mit falschen Zahlen: Recyklat- statt Erfassungsquoten wäre der richtige Maßstab. 25
26 Die Herausforderung für die deutsche Wirtschaft: Reduktion um Faktor 4 26
27 Nachhaltiges Wirtschaften erfordert andere Produkte und anderes Konsumverhalten. Beides gelingt nur mit einem anderen Policy-Mix! 27 27
28 Vielen Dank für Ihr Interesse! Vielen Dank. Helmut Schmidt Zweiter Werkleiter Abfallwirtschaftsbetrieb München Georg-Brauchle-Ring München Telefon: Fax: HERAUSGEBER HERAUSGEBER Abfallwirtschaftsbetrieb München Abfallwirtschaftsbetrieb Georg-Brauchle-Ring 29München Georg-Brauchle-Ring München München
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