Gute Praxis in der sozialen Sicherheit. Gute Praxis umgesetzt ab: 2011
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- Christian Kästner
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1 Gute Praxis in der sozialen Sicherheit Gute Praxis umgesetzt ab: 2011 Integrierte Lösung für die Auswahl von Fällen für die Kontrolle der Sozialversicherungsbeiträge unter Verwendung eines prädiktiven Modells Eine Praxis der Bank für Sozialversicherung Bank für Sozialversicherung Uruguay Erscheinungsjahr:
2 1 Zusammenfassung Mit dem Ziel einer erhöhten Effizienz und Wirksamkeit bei der Erkennung von Unregelmäßigkeiten und Betrug hat die Bank für Sozialversicherung (BPS) gestützt auf den Einsatz von prädiktiven Modellierungs- und Analysetechniken eine integrierte Lösung zur Auswahl der zu kontrollierenden Beitragszahler entwickelt (Integrierte Lösung zur Auswahl der zu prüfenden Fälle / Solución Integral de Selección de Casos a Fiscalizar, SISCA). Diese Lösung ermöglicht die Identifizierung, Analyse, Bestimmung und Auswahl von Fällen (gestützt auf das Verhalten der Beitragszahler anhand der Analyse von fiskalischen Risikomodellen) sowie die Weiterverfolgung der Ergebnisse. Sie ist mit den bestehenden Systemen zur Informationsnutzung, Weiterverfolgung und Verwaltung integriert. Diese gute Praxis bringt folgende Vorteile: Erhöhte Effizienz bei der Qualität der Beitragszahlerauswahl durch den Einsatz von prädiktiven Modellen und unter Einbeziehung der Ergebnisse früherer Kontrollen; Erhöhte Effizienz durch die Automatisierung der Abläufe, wodurch der Zeitaufwand für die Auswahl von 5 Tagen auf 20 Minuten verkürzt wird; Verbesserte Informationsqualität für die Feldarbeit des Prüfers durch die Berücksichtigung der Informationen über den Beitragszahler; Abstützung auf verwaltungsrelevante Indikatoren und Berichte. KRITERIUM 1 Auf welche Frage/Problematik/Herausforderung geht Ihre gute Praxis ein? In Uruguay ist die freiwillige Compliance bei den registrierten Beitragszahlern sehr hoch (mehr als 94 % der Unternehmen bezahlen ihre Beiträge pünktlich). Zwar legt die Bank für Sozialversicherung die Höhe der Beiträge fest und stellt sie zum Voraus in Rechnung, berechnet werden sie aber gestützt auf die von den Unternehmen eingereichten Informationen. Die Herausforderung besteht darin, auf geeignete Art und Weise diejenigen Beitragszahler, die Angaben falsch erfassen und daher Beiträge nicht korrekt bezahlen, sowie diejenigen Arbeitnehmer zu ermitteln, die nicht registriert sind und sich außerhalb des Systems befinden, um sicherzustellen, dass sie Zugang zu den Rechten der sozialen Sicherheit erhalten.
3 2 Vor SISCA erstellte die BPS eine Auswahl gestützt auf funktionelle Kriterien, ohne jegliche Automatisierung und ohne Berücksichtigung der Ergebnisse. Die Auswahl und Analyse der Daten nahm mehrere Tage in Anspruch, und es wurden keine spezifischen Informationen ermittelt, die dem Prüfer seine Aufgabe erleichterten. KRITERIUM 2 Was waren die Hauptziele und die erwarteten Ergebnisse? Die Ziele von SISCA waren: 1. Schaffung eines Instruments zur Vorhersage von unregelmäßigem Verhalten seitens der Beitragszahler, gestützt auf die Bestimmung der Wahrscheinlichkeit von Meldungslücken bei den Pflichten, von Unterlassung oder Betrug, um eine optimale Fallauswahl zu ermöglichen; 2. Verbesserung und Automatisierung des Auswahlverfahrens, angereichert durch Informationen aus unterschiedlichen, sowohl organisationsinternen wie auch externen Quellen, und Integration mit den bestehenden Systemen; 3. Verbesserung der Integration der Arbeitnehmer in das System der sozialen Sicherheit und Verbesserung ihres Leistungszugangs. KRITERIUM 3 Welche/r innovative Ansatz/Strategie wurde zum Erreichen der Ziele verfolgt? SISCA vereint verschiedene innovative Aspekte. Besonders hervorzuheben ist die Eingliederung von Business-Intelligence-Werkzeugen, kombiniert mit der prädiktiven Analyse (Cognos Suite und SPSS). Die Verwendung eines prädiktiven Modells ermöglicht die Entdeckung neuer Verhaltensmuster bei den Beitragszahlern, die mit den traditionellen Systemen nicht erkennbar sind. Die implementierte Lösung verfügt über ein System zur intelligenten Zahlungsprüfung basierend auf SPSS, das gestützt auf mehr als 600 unterschiedliche Variablen Risikomodelle analysiert. Dadurch können Unternehmen mit einem höheren fiskalischen Risiko (Hinterziehung, Unterlassung, Meldungslücken und Betrug) erkannt werden, und das System berechnet einen Unregelmäßigkeits-Score.
4 3 Unter den verwendeten Variablen ist besonders das Ranking von Hinterziehung und Meldungslücken (mittels eines anderen Prognosemodells berechnet, das ebenfalls basierend auf SPSS entwickelt wurde) zu erwähnen, dessen Informationsgrundlage die laufende Haushaltserhebung (Encuesta Continua de Hogares) bildet, die alle zwei Jahre vom Nationalen Institut für Statistik von Uruguay durchgeführt wird. Die zu prüfenden Fälle werden bestimmt, indem das Ergebnis aus der Analyse des prädiktiven Modells mit den integrierten und konsolidierten Informationen der Beitragszahler, über die die BPS verfügt, kombiniert und Kriterien professioneller Analysten angewandt werden. Die Auswahl kann berufsgruppenübergreifend oder -spezifisch sein. SISCA erstellt für jedes ausgewählte Unternehmen eine Übersicht mit den vom Beitragszahler erfassten Informationen sowie seinem Score und den Variablen, die zu seiner Auswahl geführt haben. Diese Informationen werden vom Prüfer für die Vorbereitung seiner Feldarbeit verwendet. Ein weiterer innovativer Ansatz besteht in der Registrierung der Ergebnisse der durchgeführten Prüfungen nach der Auswahl. So wird die Rückmeldung als Variable ins Auswahlmodell integriert. Schließlich ist zu betonen, dass die Lösung sich auf einen bedeutenden Umfang an Indikatoren und Berichte (mehr als 30 Indikatoren und 30 Berichte) abstützt, sowohl für die betriebliche Analyse wie auch für eine Führungsanalyse, die über mobile Geräte eingesehen werden kann. KRITERIUM 4 Wurden Ressourcen und Inputs optimal eingesetzt, um die Ziele und erwarteten Ergebnisse zu erreichen? Bitte geben Sie an, welche internen oder externen Evaluationen der guten Praxis durchgeführt wurden und welche Auswirkungen/Resultate bisher erkannt/erzielt wurden. Diese Praxis wurde von Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank eingehend geprüft und mit einer sehr positiven Bewertung versehen. Insbesondere der IWF empfahl, sie im uruguayischen Finanzamt (Dirección General Impositiva) zu übernehmen. Im Jahr 2014 wurde sie außerdem für eine Präsentation an der IBM Insight-Konferenz in Las Vegas ausgewählt. Gegenwärtig ist man dabei, das System in einem gemeinsamen Projekt mit dem uruguayischen Ministerium für Arbeit und soziale Sicherheit für diese Institution anzupassen.
5 4 SISCA wurde über ein Projekt der Weltbank (IBTAL) mit einem gemischten Team aus Mitarbeitern der Bank für Sozialversicherung und von der Weltbank zur Verfügung gestellten Beratern umgesetzt. Diese Ressourcenkombination ermöglichte die Zusammenlegung der fachlichen Kenntnisse des Geschäfts und der Erfahrung bzw. des Know-hows rund um die eingesetzten Werkzeuge. Das Projekt dauerte zehn Monate und umfasste den Transfer von Wissen und Methodologie durch die Berater an das BPS-Team, um die Nachhaltigkeit der Lösung sicherzustellen. SISCA ist nun vollständig implementiert und wurde in die übrigen Prüfungsverfahren integriert. Die durchschnittliche Dauer für die Erstellung einer Prüfauswahl wurde um 900 % verbessert und von 5 Tagen auf 20 Minuten reduziert. Die Erkennung von Unregelmäßigkeiten für die großen Beitragszahler stieg von 60 auf 90 %. KRITERIUM 5 Welche Lehren wurden gezogen? Inwieweit eignet sich Ihre gute Praxis für die Replikation durch andere Institutionen der sozialen Sicherheit? Unter den Lehren, die gezogen wurden, ist besonders hervorzuheben, wie positiv es war, für dieses Projekt unterschiedliches Wissen zu kombinieren, einerseits durch eine Institution, die die fachlichen Kenntnisse und die Erfahrung des Geschäfts einbrachte, und andererseits durch Berater, die ihre Kenntnisse und die Erfahrung mit den Modellierungstechniken und den eingesetzten Werkzeugen beisteuerten. SISCA ist vom Konzept her eine allgemeine Lösung, die an unterschiedliche Realitäten angepasst werden kann und nicht nur für die Prüfung geeignet ist. Die Bank für Sozialversicherung hat eine ähnliche Lösung implementiert, um den gerichtlich angeordneten Schuldeneinzug umzusetzen, und sie wendet derzeit eine Lösung für den Schuldeneinzug auf dem Verwaltungsweg an. Beide Projekte sind Erweiterungen des IBTAL-Projektes mit der Weltbank. Dies zeigt, dass es möglich ist, diese Praxis in anderen Institutionen der sozialen Sicherheit zu replizieren, ebenso wie in anderen Steuer- und Gesundheitsverwaltungen.
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