Ländliche Neuordnung in der Kulturlandschaft. Förderung der allgemeinen Landeskultur durch die Ländliche Neuordnung

Transkript

1 Ländliche Neuordnung in der Kulturlandschaft Fachtagung am in Thum Förderung der allgemeinen Landeskultur durch die Ländliche Neuordnung

2 Gliederung Teil 1 Was ist Ländliche Neuordnung? Ziele der Flurbereinigung Förderung der allgemeinen Landeskultur durch die Teilnehmergemeinschaft Beispiele Kosten in der Flurbereinigung

3 Was ist Ländliche Neuordnung? ein Instrument zur Neugestaltung des ländlichen Raumes Verfahren nach dem Flurbereinigungsgesetz (FlurbG) Regelverfahren Vereinfachtes Flurbereinigungsverfahren Unternehmensverfahren Beschleunigtes Zusammenlegungsverfahren Freiwilliger Landtausch Verfahren nach dem 8. Abschnitt des Landwirtschaftsanpassungsgesetz (LwAnpG) zur Zusammenführung von getrennten Boden- und Gebäudeeigentum

4 Was ist Ländliche Neuordnung? behördlich geleitete und unterstützte Verfahren mit festgelegtem Verfahrensgebiet in der Trägerschaft der beteiligten Grundeigentümer als Teilnehmergemeinschaft, die eigene Planungen (Wegebau, Pflanzungen, Wasserbau) in Koordination mit Planungen Dritter aufstellt, eigene Planungen ausführt und Drittplanungen unterstützen kann, eine Bodenordnung durchführt.

5 Ziele der Flurbereinigung ( 1 FlurbG) Förderung der allg. Landeskultur Förderung der allg. Landentwicklung Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft

6 Förderung der allgemeinen Landeskultur Erweiterung der Definition der Landeskultur mit Novellierung des FlurbG 1976 vorher: die nachhaltige Erhöhung der Fruchtbarkeit und Ertragssicherheit landwirtschaftlicher Nutzflächen nun: alle ökonomischen und ökologischen Aspekte, die den Bemühungen um die landund forstwirtschaftlich genutzte und betreute Landschaft zugrunde liegen umfassender gesetzlicher Gestaltungsauftrag durch 37 FlurbG Landschaftspflegerischer Begleitplan als Bestandteil des Planes nach 41 FlurbG enthält nicht nur Maßnahmen zur Kompensation, sondern soll darüber hinaus gestalten

7 Förderung der allgemeinen Landeskultur ökonomische Aspekte ökologisch gestalterisch Aspekte ökologischbewahrende Aspekte Bodenordnung (Zusammenlegung) Wegeausbau Erosionsschutz Gewässernetz Biotopverbunde (Pflanzmaßnahmen) Ausweisung und Gestaltung von Gewässerrandstreifen und Feldrainen Entsiegelung von Flächen Gewässernetz Zeugnisse der Siedlungsgeschichte Zeugnisse traditioneller Landwirtschaft Zeugnisse der Restnatur (oft kleinflächig)

8 Förderung der allgemeinen Landeskultur durch die Teilnehmergemeinschaft (TG) Plan nach 41 mit landschaftspflegerischen Begleitplan Umsetzung der Vorgaben der ofb (Neugestaltungsgrundsätze) durch TG eigene Planungen zur Neugestaltung im Verfahrensgebiet (Maßnahmenbereiche Verkehr, Wasserwirtschaft, Bodenkultur und Bodenschutz, Dorfentwicklung, Naturschutz und Landespflege) nach Plangenehmigung/ -feststellung Umsetzung der Maßnahmen durch TG

9 Förderung der allgemeinen Landeskultur Maßnahmen des Naturschutzes und der Landespflege aus Sicht der Eigentümer positiv Gliederung der ausgeräumten Feldflur überwiegend neutral skeptisch kein Landabzug keine Kosten Betroffenheit des Alteigentums Zerschneidung von Feldblöcken zusätzliche Kostenbeteiligung abweisend temporärer Landentzug großer Flächen

10 Förderung der allgemeinen Landeskultur Maßnahmen des Naturschutzes und der Landespflege aus Sicht der Landwirte positiv bis neutral: Anlage auf unwirtschaftlichen oder kleinen Flächen überwiegenden Vorteil durch FNO skeptisch bis abweisend stärkere Betroffenheit als andere Bewirtschafter Zerschneidung von Feldblöcken aus der Maßnahme resultierende Wirtschaftserschwernisse wenn Eingriff stärker als bisheriger Nutzen ist dauerhafter Entzug von Flächen

11 Beispiel 1 Rückbau Teilstück Jakobsweg Ausgangssituation Wegestück ist geschottert, wobei unterschiedliche Materialien für die Deckschicht verwendet wurden der Weg ist stellenweise ausgefahren durch Neubau einer Ortsumfahrung wird Weg zur Erschließung nicht mehr benötigt Beseitigung der zusätzlichen Zerschneidung der Feldflur

12 Beispiel 1 Rückbau Teilstück Jakobsweg Maßnahmebeschreibung: Vorbereitung für eine ackerbauliche Nutzung durch Entnahme der Tragschicht und des Wegeunterbaus Verbesserung der Bewirtschaftung der Schlageinheiten nachfolgend Auffüllen mit Mutterboden Übernahme des Eigenanteil der Teilnehmergemeinschaft für diese Maßnahme durch das Keisstraßenbauamt Rückbaulänge gesamt 895 m, Breite 7 m

13 Beispiel2 Herstellung der Bewirtschaftbarkeit von Flächen Ausgangssituation Ablagerungen von Erdaushub vom Bau der Eigenheime aus der Ortslage auf einem ehemaligen Wildacker wilde Kiesgrube innerhalb des Waldgebietes wurde immer mehr zum Kompostlagerplatz permanenter Zutrag von Grünschnitt aus der Ortslage Gefahr der Vermüllung der Fläche

14 Beispiel 2 Herstellung der Bewirtschaftbarkeit von Flächen Maßnahmebeschreibung: Abtragung der Erdablagerungen (auf einer Fläche von 2400 m²) Transport der Erdmassen Freilegung der geol. Senke vom Strauchund Holzbestand Auffüllung der Senke ( Fläche 1100 m²)

15 Beispiel 3 Abriss Bahnwärterhaus Ausgangssituation ungenutztes ehemaliges Bahnwärterhaus einsturzgefährdet Gefahr für Leib und Leben Beeinträchtigung des Landschaftsbildes Anregung des Rückbaus durch Gemeinde

16 Beispiel 3 Abriss Bahnwärterhaus Maßnahmebeschreibung: Abriss des Bahnwärterhäuschen zur Vermeidung von Einsturzfolgeschäden nachhaltige Aufwertung des Landschaftsbildes Rekultivierung der Fläche mit Mutterboden Bepflanzung der Fläche mit einheimischen standortgerechten Pflanzen

17 Beispiel 4 Grabenöffnung am Angerweg Ausgangssituation Anstau des Grabens bei hohen Niederschlagsmengen und Überlauf in die Ortslage zu geringer Durchmesser der Verrohrung verrohrter Abschnitt teilweise eingebrochen

18 Beispiel 4 Grabenöffnung am Angerweg Maßnahmebeschreibung: Öffnung des 110 m langen, verrohrten Teilstückes nachhaltige Aufwertung des Landschaftsbildes (Wieder)herstellung von 2 Überfahrten zu den landwirtschaftlichen Flächen

19 Beispiel 5 Abrundung Waldsaum Ausgangssituation ungünstige Bewirtschaftung durch gestuften Waldrand Schattenwurf und Wurzelwerk

20 Beispiel 5 Abrundung Waldsaum Maßnahmebeschreibung: 3 reihige Heckenpflanzung mit Einzelgroßgehölzen und Sukzessionsfläche Länge: 130 m Fläche: 0,18 ha

21 Beispiel 6 Reichenhainer Weg Ausgangssituation unbefestigter Feldweg sehr schlechter Zustand Funktion als Hauptwirtschaftsweg nicht gegeben

22 Beispiel 6 Reichenhainer Weg Maßnahmebeschreibung: Ausbau der Fahrspuren mit Betonverbundsteinpflaster und der Mittelspur mit Rasenverbundsteinpflaster anschließend Obstgehölzreihe doppelseitig des Weges (200 Stück)

23 Beispiel 7 Ausbildung Weichholzauenstandort Ausgangssituation am Ende des Lebenszyklus angekommene Hybridpappeln sehr schlechter Zustand Neuanpflanzung der Schwarzpappel als Genreserve in der unmittelbaren Nachbarschaft

24 Beispiel 7 Ausbildung Weichholzauenstandort Maßnahmebeschreibung: Gestaltung des Landschaftsbildes und Ausbildung eines naturnahen Gewässerrandes ersetzen der Hybridpappeln durch Schwarzpappeln und standorttypische Sträucher Förderung der typischen Tierund Pflanzenarten des Weichholzlebensraums

25 Kosten in der Flurbereinigung Verfahrenskosten Einleitung des Verfahrens Eigentümerermittlung Vermessung der Verfahrensgrenze Tätigkeit des Vorstandsvorsitzenden Aufstellung Plan nach 41 FlurbG Herstellung der Verfahrenskarten Wertberechnungen Vermessung der neuen Flurstücke (ohne Betriebskosten) Berichtigungen von Kataster und Grundbuch Die Verfahrenskosten werden zu 100 % vom Freistaat Sachsen getragen.

26 Kosten in der Flurbereinigung Ausführungskosten Herstellung und Unterhaltung der gemeinschaftlichen Anlagen (Wege, Gewässer, Pflanzungen,... ) Betriebskosten der Vermessung der neuen Flurstücke (Grenzsteine, Messgehilfen,... ) Betriebskosten der Teilnehmergemeinschaft (Vorstand) Beiträge zum Verband der Teilnehmergemeinschaften (VLN) bzw. Planungsleistungen, Kassenführung der TG Die Ausführungskosten werden nach der Richtlinie Ländliche Entwicklung (RL LE/2014) von Bund und dem Freistaat Sachsen in Abhängigkeit der LVZ und der ökologischen Zielsetzung zu % gefördert.

27 Gliederung Teil 2 Förderung der allgemeinen Landeskultur durch die Teilnehmergemeinschaft Bewahrende Aspekte Zeugnisse der Siedlungsgeschichte Zeugnisse traditioneller Landwirtschaft Zeugnisse der Restnatur Beispiele Diskussion

28 Bewahrenswerte Landschaftselemente Zeugnisse der Siedlungsgeschichte Zeugnisse traditioneller Landwirtschaft Zeugnisse der Restnatur (oft kleinflächig) Gedenksteine Burgwälle historische Wegweiser Kruzifixe Ehemalige Grenzlinien aufgelassene Vorwerke Dämme aufgelassener Teiche offene Entwässerungssysteme Systeme von Erosionsschutzpflanzungen Steinwälle Moore erodierte Kuppen Feldgehölze / Gebüsche / Einzelgehölze naturbelassene Abflussrinnen

29 Ziel Landschaftselemente erhalten Probleme der Eigentümer / Rechteinhaber lösen Häufige Defizite Eigentümer der Flächen können nur sehr begrenzt Nutzen ziehen Verfügbarkeit des Eigentums nicht vollumfänglich gegeben Bereitschaft der Betroffenen zur Mitwirkung ist gering Interesse zu einer Lösungsfindung muss erst geweckt werden Lösung liegt nicht auf der Hand Betroffene Eigentümer und Interessenten an den Flächen verfügen nicht über rechtliche Mittel und Befugnisse, die unterschiedlichen Positionen zu vereinen.

30 Lösung durch Bodenordnung Schaffen von Win-Win-Situationen Freiwilligkeit Eigentümer weichen zugunsten der Interessenten aus den Flächen, können eigene Wünsche und Vorstellungen realisieren (wertgleicher Tausch mit Land an anderer Stelle, Geld ) Interessenten erhalten Rechte an den Flächen und können ihre Vorstellungen verwirklichen

31 Beispiel 1 Radener Runze Kurzbeschreibung Sehr ungünstig und schlecht geformte Eigentumsflächen in den Nutzungsarten Grünland und Waldfläche Nutzungsmöglichkeit seit vielen Jahren wegen Nässe und fehlender Erschließung eingeschränkt Schutzstatus als Flächennaturdenkmal Naturschutzfachlich sehr wertvoll altpleistozänes Quellmoor mit entsprechender Artenvielfalt

32

33 Beispiel 1 Radener Runze Ziel Abfindung der bisherigen Eigentümer mit nutzbaren Flächen oder Geld Interesse zweier Naturschutzverbände an den Moorflächen sichern Voraussetzung der Überführung des rechtlich überholten Schutzstatus in ein Naturschutzgebiet

34 Beispiel 2 Kiesgrube Raden Kurzbeschreibung Ehemalige Dorfkiesgrube mit anschließender industrieller Nutzung Kiesabbau beendet Betreiber insolvent Zwei kleine Restgewässer Da ehemals bergfreier Bodenschatz, ist Eigentum an den Flurstücken noch teilweise privat, aber oft nicht verfügbar. Eigentum infolge Kiesabbau stark entwertet Illegale Freizeitnutzung Moto-Cross, Grillpartys (Lärmbelästigung) Gefahr durch wilde Müllentsorgung Gefährdung der öffentlichen Sicherheit (Baden in Gewässern, Standsicherheit der Böschungen ohne Nachweis) Fortgeschrittene Sukzession Sich entwickelnde gegenseitige Ergänzung mit benachbarter Radener Runze

35

36 Beispiel 2 Kiesgrube Raden Ziel Entflechtung der Eigentümerrechte und Rechte Dritter Tausch der Privatflächen mit Flächen der Teilnehmergemeinschaft oder Dritter zur künftigen eigenen Verfügung Übergabe der Flächen der Kiesgrube an LANU, Gemeinde oder Naturschutzverband Entwicklung eines Lehrpfades für Schulklassen u. ä. Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit Sicherung der fortschreitenden Sukzession

37

38 Beispiel 3 Feuchtwiesenstandort Spansberg / Nieska Kurzbeschreibung Schwierig bewirtschaftbares natürliches Grünland externe Beweidung, z. T. ohne Nutzung Offenes Entwässerungssystem mit Einstauoption Entwicklungsfähiges aktuell bedeutendes Kiebitzbrutgebiet nach Untersuchung des LfULG Kleinflächiges, z. T. zersplittertes Grundeigentum Möglichkeit der Selbstnutzung durch Eigentümer beschränkt

39

40 Beispiel 3 Feuchtwiesenstandort Spansberg / Nieska Ziel Beibehaltung der aktuellen Nutzung mit Kiebitz gerechtem Management Prädatorenmanagement Dadurch Beitrag zur Bewahrung des Kiebitzvorkommens Übernahme der Flächen durch LANU Weichende Eigentümer erhalten besser zu bewirtschaftende und damit auch besser zu verpachtende Flächen

41

42 Beispiel 3 Feuchtwiesenstandort Spansberg / Nieska Voraussetzung / Probleme Überwindung der Probleme der Flächenbereitstellung Tauschflächen im Eigentum des Freistaates Sachsen Zuordnung erfolgte an SBS (Wald-, Acker- und Grünlandflächen) Noch keine erfolgreiche Verhandlung zur Abgabe von ca. 6 ha landwirtschaftlicher Fläche aus Pool von 30 ha!

43 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Landratsamt Meißen Kreisvermessungsamt Sachgebiet Flurneuordnung Herr Hartung Telefon: (03522) Mail: Postanschrift: PF , Meißen Besucheradresse: Remonteplatz Großenhain Verband für Ländliche Neuordnung Sachsen Herr Wilhelms Telefon: (035242) Mail: info@vlnsachsen.de Web: Anschrift: Augustusberg Nossen