Wie machen es die anderen? Beispiel Schweiz. Dr.med. Thomas Maier Chefarzt St. Gallische Kantonale Psychiatrische Dienste Sektor Nord
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- Nicole Huber
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1 Wie machen es die anderen? Beispiel Schweiz Dr.med. Thomas Maier Chefarzt St. Gallische Kantonale Psychiatrische Dienste Sektor Nord
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3 Kanton St. Gallen Einwohner Sektor Nord Einwohner Sektor Süd Einwohner 3
4 Krisenintervention St. Gallen 20 Betten Klinik Wil 203 Betten stationäre Einrichtungen Total: 366 Betten Einwohner Bettenziffer: 0.75 (pro 1000 Einwohner) Klinik Pfäfers 143 Betten 4
5 7 Ambulanzen 8 Tageskliniken 5
6 Gesundheitswesen in der Schweiz Es besteht ein gesetzliches Krankenkassen-Obligatorium. Der Leistungsumfang der obligatorischen Grundversicherung ist genau festgelegt. Krankenkassen-Prämien sind Kopf-Prämien (= nicht einkommensabhängig). Bei wirtschaftlich schwächeren Personen werden die KK- Prämien teilweise oder ganz von der Gemeinde übernommen (das ist bei ca. 30% der Bevölkerung der Fall). 6
7 Gesundheitswesen in der Schweiz Die obligatorische Grundversicherung deckt sämtliche stationären und ambulanten psychiatrischpsychotherapeutischen Leistungen. Bis zu 40 ambulante Therapiestunden (egal ob ärztlich, psychologisch, sozialarbeiterisch und/oder pflegerisch) können ohne grössere Formalitäten abgerechnet werden. Danach ist ein Bericht an die Kasse erforderlich. Sozialpsychiatrische Behandlungen bei chronisch Kranken werden oft auch unbegrenzt fortgesetzt und bezahlt. 7
8 Gesundheitswesen in der Schweiz Die stationäre Gesundheitsversorgung im Bereich der Grundversicherung wird über Spitallisten von den Kantonen reguliert. Nur Listenspitäler sind als Leistungserbringer zu Lasten der Grundversicherung zugelassen. Für die ambulante Gesundheitsversorgung gibt es hingegen keine staatliche Planungshoheit. Es gilt die Wirtschafts- und Gewerbefreiheit. Für Ärzte gilt (noch) die freie Niederlassungsfreiheit, die gleichbedeutend ist mit der Grundversicherungs- Kassenzulässigkeit. Die gleichen Bedingungen gelten für institutionelle Anbieter ambulanter Leistungen. Für ambulante Leistungen können die Versicherten den Dienstleister in der ganzen Schweiz frei wählen. 8
9 Die psychiatrische Versorgung in der Schweiz Die Anbieter von stationären psychiatrischen Dienstleistungen im Bereich der Grundversicherung sind zumeist staatliche (=kantonale) Institutionen. Für die ambulante Versorgung lassen die Kantone grundsätzlich den privaten Anbietern den Vortritt. Sie sehen ihre Aufgabe darin, die Versorgung jener Patienten sicherzustellen, die im privaten Markt nicht ausreichend versorgt werden. Es gibt aber keine gesetzlichen Vorgaben dazu. In der Regel sind dieselben Institutionen Anbieter von ambulanten Leistungen, die auch die stationäre Versorgung sicherstellen. Es gibt aber auch Institutionen, die nur ambulante Leistungen anbieten. 9
10 Die psychiatrische Versorgung in der Schweiz Die institutionellen ambulanten Anbieter versorgen de facto einen grossen Teil der schwerer und chronisch Kranken Patienten, dazu viele Migranten, Suchtkranke und andere eher marginalisierte Patientengruppen. Es gibt aber keine gesetzlichen Vorgaben, wer welche Patienten behandeln darf. Sozialpsychiatrische Behandlungen, aufsuchende psychiatrische Pflege und tagesklinische Behandlungen sind die Domänen der institutionellen Anbieter. Das Personal von institutionellen ambulanten Anbietern besteht in der Regel aus Ärzten, Psychologen, Sozialarbeiterinnen und Pflegefachpersonen. Je nach Subventionierungsgrad macht der Anteil des ärztlichen Personals zwischen 30% und 60% aus. 10
11 Die psychiatrische Versorgung in der Schweiz Die institutionelle Schnittstelle von ambulant zu stationär und umgekehrt funktioniert in den Institutionen recht gut. Da sowohl die privaten als auch die institutionellen ambulanten Anbieter in der Regel überlastet sind, gibt es kaum einen Konkurrenzkampf um Patienten. Bei der Wahl des Nachbehandlers ist zumeist der Wunsch des Patienten das entscheidende Kriterium. Die Patienten haben freie Wahl. Wohnheime haben oft ihren Hauspsychiater. Auch die Institutionen versorgen manche Wohnheime mit ambulanten Dienstleistungen. 11
12 Aktuelle Zahlen zur psychiatrischen Versorgung 2012 wurden in der Schweiz Personen psychiatrisch behandelt (= 6% der Bevölkerung). Davon wurden stationär behandelt (12.5%) wurden von niedergelassenen Psychiatern ambulant behandelt wurden von Institutionen ambulant behandelt. Die ambulanten Behandlungen werden zu 70% von den niedergelassenen Psychiatern geleistet. 12
13 Finanzielle Aspekte Alle ambulanten medizinischen Dienstleistungen egal ob sie von Privaten erbracht werden oder von Institutionen werden mit dem Tarifsystem TARMED abgerechnet. TARMED erlaubt bei ärztlich-psychiatrischen Dienstleistungen einigermassen kostendeckende Einnahmen, nicht hingegen für psychologische und noch weniger für sozialarbeiterische oder pflegerische Dienstleistungen. Rechenbeispiele: 60 Psychiater: 215 Taxpunkte 178 CHF ( 143 ) 60 Psychologe: 147 Taxpunkte 122 CHF ( 98 ) 60 Pflege oder Sozialarbeit: 107 Taxpunkte 89 CHF ( 71 ) 13
14 Finanzielle Aspekte Da die institutionellen Anbieter sozialpsychiatrisch und multiprofessionell arbeiten, können sie über die TARMED- Einnahmen nur rund 60-80% ihrer Kosten decken. Alle Kantone subventionieren daher die institutionellen ambulanten und tagesklinischen Anbieter mehr oder weniger stark, damit diese Angebote überhaupt aufrecht erhalten werden können. Im Kanton St. Gallen wird für uns der Taxpunktwert durch Kantonsbeiträge von 0.83 CHF auf 1.34 CHF aufgestockt. Da diese Subventionen nicht gesetzlich verankert sind, geraten sie in Zeiten erhöhter Sparbemühungen unter Druck. 14
15 Fazit Die Schweiz hat eine verhältnismässig gute Abdeckung mit psychiatrischen, sozialpsychiatrischen und psychotherapeutischen Dienstleistungen. Patienten haben gewisse Wahlmöglichkeiten zwischen privaten und institutionellen Anbietern. Das Schweizerische Versorgungssystem enthält noch Restelemente des freien Marktes. Es kann aber (möglicherweise) das Kostenwachstum nicht genügend bremsen. Das System ist an bestimmten Stellen auf staatliche Subventionen angewiesen. Deshalb wird eine Mengenausweitung im Bedarfsfall durch staatliche Eingriffe begrenzt werden. 15
16 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 16
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