Grundkompetenzen und Arbeitsmarktsituation von Personen mit einem Lehrabschluss in Deutschland und Österreich eine vergleichende Analyse
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- Stephanie Lehmann
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1 Eduard Stöger Jakob Peterbauer Grundkompetenzen und Arbeitsmarktsituation von Personen mit einem Lehrabschluss in Deutschland und Österreich eine vergleichende Analyse Wir bewegen Informationen
2 Lehre in DE und AT Überblick 1) Forschungsergebnisse zum Thema Kompetenzen von LehrabsolventInnen in Österreich -> Ergebnisse der AK-Studie Lehre und BMS im Vergleich 2) Hintergrundinformationen zur Lehre in DE und AT 3) Blick in die Vergangenheit: PIAAC-Ergebnisse (Grundkompetenzen und Arbeitsmarktindikatoren von Lehrabsolventinnen in DE und AT) 4) Blick auf die Gegenwart : PISA-Ergebnisse, PIAAC-Ergebnisse von in Ausbildung befindlichen Lehrlingen, Arbeitsmarkteinstieg 5) Ausblick auf die Kompetenzentwicklung von Lehrabsolventen in DE und AT Folie 2
3 Hintergrund zu dieser Analyse waren die Ergebnisse unserer Studie für die AK-Wien Absolventinnen und -absolventen von Lehre und BMS. Zwei Ausbildungswege im Vergleich (2017) Folie 3
4 PIAAC: Niedrige Lesekompetenz Niedrige Lesekomp. (Stufen <1 und 1): einzelne Wörter, Sätze, kurze Texte bewältigbar, aber Probleme bei sinnerfassendem Lesen von längeren Texten Personenanteil mit niedriger Lesekompetenz ist bei Lehrabschluss fast doppelt so hoch wie jene mit BMS-Abschluss 30,0 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0 28,1 16,5 8,3 2,9 0,0 in % in % in % in % Max. Pflichtschulabschluss Lehrabschluss BMS-Abschluss (2 Jahre und länger) Höhere Schule/ Uniabschluss Folie 4
5 Arbeitslosigkeit: Stichtag ,0% 25,0% ALQ von Personen mit max. Pflichtschulabschluss 20,0% ALQ von Personen mit Lehre1) 15,0% ALQ von Personen mit BMS2) 10,0% ALQ von Personen mit höherer Schule/ Universitätsabschluss 5,0% 0,0% 20 bis 24 Jahre25 bis 29 Jahre30 bis 34 Jahre35 bis 39 Jahre40 bis 44 Jahre45 bis 49 Jahre50 bis 54 Jahre55 bis 59 Jahre Folie 5
6 Zentrale Forschungsfrage für diese Analyse: Welche Kompetenzverteilung weisen die Personen mit einem Lehrabschluss in Österreich bzw. in Deutschland auf? Vorsicht: Kontrolle der unterschiedlichen Schullaufbahnen (z.b. Volksschule, Sek. I) nicht möglich -> aber gesamte Schullaufbahn ist zentraler Einflussfaktor -> denn höchster Abschluss stellt nur letzte Ausbildungsphase dar -> Längsschnittstudie wünschenswert Folie 6
7 Hintergrundinformationen zur Lehre in DE und AT Folie 7
8 Hintergrundinformationen zur Lehre in DE und AT Durchschnittlicher Anteil der Lehrlinge pro Altersjahrgang Anteil Lehrlingsbetriebe ab 10 Beschäftigte (ÖNACE C bis N, R, S) DE AT 55% 37% 64% 45% Anteil schulische Ausbildung 20-40% 20% Frauenanteil bei Lehrlingen bzw. Neuabschlüssen 2015 Frauenanteil bei LehrabsolventInnen bei PIAAC (20 bis 65-Jährige) 40% 33% 49% 42% Alter Vorbildung Nächste Folien Nächste Folien Folie 8
9 Neue Entwicklung: Schulische Vorbildung in DE PIAAC: LehrabsolventInnen Schulvorbildung Keine Matura Matura Total 20- bis 29-Jährige 84,5% 15,5% 100,0% 30- bis 39-Jährige 83,3% 16,7% 100,0% 40- bis 49-Jährige 89,9% 10,1% 100,0% 50- bis 65-Jährige 95,4% 4,6% 100,0% 89,9% 10,1% 100,0% Folie 9
10 Durchschnittsalter beim Lehrabschluss Deutlicher Unterschied zw. DE und AT bei Abschlussalter Deutsche Kohorte im Durchschnitt um 1,3 Jahre älter als öst. Kohorte 22,0 21,5 21,0 20,5 20,0 19,5 AT DE 19,0 18,5 18,0 Abschlussalter: 20- bis 29-Jährige Abschlussalter: 30- bis 39-Jährige Abschlussalter: 40- bis 49-Jährige Abschlussalter: 50- bis 65-Jährige Folie 10
11 Blick in die Vergangenheit PIAAC-Ergebnisse -> Grundkompetenzen und Arbeitsmarktindikatoren von Lehrabsolventinnen in DE und AT Folie 11
12 PIAAC: Messung von Schlüsselkompetenzen OECD-Studie: Bislang 33 Teilnehmerländer Schlüsselkompetenzen (relevant in Beruf und Alltag): Lesekompetenz Alltagsmathematische Kompetenz Problemlösen im Kontext neuer Technologien ABER KEINE keine handwerkl./beruflichen Kompetenzen Zielgruppe: Erwachsene 16- bis 65-Jährige Lesekompetenz: in Öst. in deutscher Sprache gemessen Stichprobensample in Öst: Zufallsauswahl aus dem ZMR; Nettostichprobe Personen Kompetenzskala: 0 bis 500 Punkte Einteilung der Kompetenzskala in 6 Kompetenzstufen (<1, 1, 2, 3, 4, 5) Folie 12
13 LehrabsolventInnen: Lesekompetenz im Generationenvergleich - Kein Unterschied bei der mittleren Lesekompetenz von LehrabsolventInnen DE AT bis 29-Jährige 30- bis 39-Jährige 40- bis 49-Jährige 50- bis 65-Jährige Folie 13
14 Lesekompetenz von LehrabsolventInnen nach schulischer Vorbildung in DE Vorsicht: Geringe Fallzahlen bei LehrabsolventInnen mit Vorbildung Matura: 256 Personen DE (Vorbildung Matura) DE (Vorbildung Keine Matura) AT bis 29-Jährige 30- bis 39-Jährige 40- bis 49-Jährige 50- bis 65-Jährige Folie 14
15 Alltagsmathematik-Kompetenz im Generationenvergleich - Signifikanter Unterschied (5 Punkte Differenz) bei der mittleren Alltagsmathematik- Kompetenz zugunsten der österreichischen Lehr-AbsolventInnen DE AT bis 29-Jährige 30- bis 39-Jährige 40- bis 49-Jährige 50- bis 65-Jährige Folie 15
16 Mittlere Alltagsmathematikkompetenz nach Geschlecht - Geschlechterdifferenz in beiden Länder gleich groß, ABER in Deutschland sind nahezu die Hälfte der PIAAC-LehrabsolventInnen weiblich AT 60% 40% DE 51% 49% 250 DE AT 0% 20% 40% 60% 80% 100% Männer Frauen Anteil Männer Anteil Frauen Folie 16
17 Kulturelles Kapital von LehrabsolventInnen Österreichische LehrabsolventInnen verfügen über geringeres kulturelles Kapital 0-25 Buecher mehr als 25 Buecher AT 37% 63% DE 26% 74% DE (Vorbildung Keine Matura) 32% 68% DE (Vorbildung Matura) 9% 91% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Folie 17
18 Kompetenzunterschiede zwischen österreichischen und deutschen LehrabsolventInnen Literacy AT: 261 vs DE: 260 Punkte -> kein signifikanter Unterschied Ohne Personen mit Vorbildung Matura (D) Numeracy AT: 261 vs DE: 256 Punkte -> hochsignifikanter Unterschied AT: 269 vs DE: 263 Punkte -> hochsignifikanter Unterschied Ohne Personen mit Vorbildung Matura (D) AT: 269 vs DE: 259 Punkte -> hochsignifikanter Unterschied Folie 18
19 Kompetenzunterschiede zwischen österreichischen und deutschen LehrabsolventInnen Bleiben Kompetenzunterschiede bei Kontrolle zentraler soziodemographischer Einflussfaktoren bestehen? Kontrollvariablen: Alter Geschlecht Kulturelles Kapital im Elternhaushalt Umgangssprache Deutsch Alle vier Variablen unterscheiden sich zwischen österreichischen und deutschen Lehrabsolventen signifikant Folie 19
20 Kompetenzunterschiede zwischen österreichischen und deutschen LehrabsolventInnen Literacy: Bei Kontrolle zentraler soziodemographischer Einflussfaktoren kein signifikanter Unterschied Ohne Personen mit Vorbildung Matura (D) ebenfalls kein signifikanter Unterschied Numeracy: Bei Kontrolle zentraler soziodemographischer Einflussfaktoren ebenfalls kein signifikanter Unterschied Allerdings ohne Personen mit Vorbildung Matura (D) hochsignifikanter Unterschied (rund 7 Punkte) Folie 20
21 Arbeitslosigkeit von Personen mit Lehre in Österreich und Deutschland Arbeitslosigkeit von Lehrabsolvent und absolventinnen unterscheidet sich nicht signifikant zwischen Österreich und Deutschland (AT: 3%, DE: 4,9%) Welchen Einfluss haben Lesekompetenzen und Alltagsmathematikkompetenzen auf das Arbeitslosigkeitsrisiko von Personen mit Lehre in Österreich und Deutschland? -> logistische Regression Folie 21
22 Arbeitslosigkeit von Personen mit Lehre in Österreich und Deutschland Ergebnis der logistischen Regression Unabhängige Variable Chance (Odds)/Signifikanz Schultyp (Referenzkat: Lehre) Max. Pflichtschule 2,183** Höhere Schule/Universität 0,616 Alltagsmathematikkompetenzen 0,991** Alter (Referenzkat: 18- bis 44-Jährig) Land (Referenzkat: Österreich) 45- bis 65-Jährig 0,478** Deutschland 1,646** Q: STATISTIK AUSTRIA, PIAAC 2011/12. - Eigene Berechnungen. n = * p<0,05. - ** p<0,01. Folie 22
23 Blick auf die Gegenwart : PISA-Ergebnisse PIAAC-Ergebnisse von in Ausbildung befindlichen Lehrlingen Berufseinstieg Folie 23
24 PISA: Lesekompetenz in AT und DE Maßnahmen zur Leseförderung seit PISA 2000 (PISA 2015: Reiss, Sälzer, Schiepe- Tiska Klieme & Olaf Köller): 2003 in mehreren Fächern (auch Deutsch ) bundesweit geltende Bildungsstandards von der Kultusministerkonferenz eingeführt Darüber hinaus zahlreiche Projekte (zu einem großen Teil auf Ebene der Bundesländer) im Bereich Maßnahmen zur Förderung der Sprachkompetenz sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Grundschulbildung und durchgängige Verbesserung der Lesekompetenz PISA 2000 PISA 2003 PISA 2006 PISA 2009 PISA 2012 PISA 2015 Österreich (Durchschnitt) Deutschland (Durchschnitt) Folie 24
25 PISA: Mathematikkompetenz in AT und DE PISA 2003 PISA 2006 PISA 2009 PISA 2012 PISA 2015 Österreich (Durchschnitt) Deutschland (Durchschnitt) Folie 25
26 PISA-Ergebnisse: Lehrlinge in Österreich Anteil an Lehrlingen, die über eine niedrigere Lesekompetenz verfügen ((Level <1 und 1) 48% Lehre 46% 46% 44% 42% 40% 39% 39% 39% 38% 36% 34% Folie 26
27 Lesekompetenz und Alter bei den in Ausbildung befindlichen Lehrlingen Lehrlinge in DE mit Vorbildung Keine Matura haben signifikant höhere Lesekompetenz als öst. Lehrlinge -> ABER diese sind auch signifikant älter Lesekompetenz: In Ausbildung befindlich ,0 22,0 Durchschnittl. Alter: In Ausbildung befindlich 22,2 21, , , ,0 18,0 18,2 230 DE (Vorbildung Matura) DE (Vorbildung Keine Matura) AT 17,0 DE: Matura DE: Keine Matura AT Folie 27
28 Lehrabschlüsse in Öst. nach Ausbildungsfeldern u. Arbeitsmarktstatus nach 18 / 48 Monaten Q: STATISTIK AUSTRIA, Bildungsbezogenes Erwerbskarrierenmonitoring (BibEr) im Auftrag von BMASK und AMS. Schuljahre 2008/09 bis 2009/10. Folie 28
29 Ausblick auf die Kompetenzentwicklung von Lehrabsolventen in DE und AT Folie 29
30 Ausblick Lehre in Deutschland im Wandel Formale Vorbildung der Lehrlinge wird immer besser (deutliche Zunahme an Abiturienten) Lehrlinge werden immer älter Mittlere Lesekompetenz bei PISA-Tests steigt kontinuierlich -> Bei PIAAC 2022 könnten die jungen Lehrabsolventinnen höhere Kompetenzwerte erreichen Lehre in Österreich relativ unverändert PISA-Tests bei Deutsch und Mathe relativ stabil, beim letzten PISA aber Verschlechterung (Anteil von niedriger Lesekompetenz: von 39% auf 46%) Durchschnittsalter unverändert -> Bei PIAAC 2022 dürften die jungen Lehrabsolventinnen nur geringfügige höhere Kompetenzwerte erreichen Folie 30
31 Diskussionspunkte Vermittlung von Grundkompetenzen vor der Lehre UND/ODER Vermittlung von Grundkompetenzen während der Lehre Herausforderungen: 1) Verstärkte Konkurrenz in der Berufsbildung in Öst durch mit Zunahme an BHS ->Trend zu Höherqualifizierung 2) Demografischer Wandel 3) Verberuflichung von Studiengängen an Unis (nicht nur wiss. Bildung) und Ausbau von FHs -> Zukunft der Lehre? Folie 31
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