Teleosemantik / Biosemantik
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- Hertha Graf
- vor 5 Jahren
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1 Teleosemantik / Biosemantik Vorlesung: Was ist Naturalismus? FS 13 / Di / Markus Wild & Rebekka Hufendiek Sitzung 10 ( )
2 Vertreterinnen Ruth Millikan Karen Neander
3 Vertreter Fred Dretske David Papineau
4 Was ist Teleosemantik? Eine Familie von Theorien über intentionale (= mentale und semantische) Gehalte, die solche Gehalte mithilfe des Begriffs der biologischen Funktion naturalistisch erklären. Beispiele 1. Der Satz Der Apfel ist rot handelt (wenn wahr) von einem bestimmten Apfel, der rot ist. 2. Der Gedanke DER APFEL IST ROT handelt (wenn wahr) von einem bestimmten Apfel, der rot ist. 3. Die Wahrnehmung eines roten Apfel, handelt (wenn wahr) von einem bestimmten roten Apfel. Sätze, Gedanken, Wahrnehmungen sind Beispiele von Dingen, die von Objekten, Eigenschaften und Sachverhalten (= Objekt + Eigenschaft) handeln. Es sind Beispiele für Repräsentationen. Repräsentationen haben einen intentionalen Inhalt, d.h. sie handeln von etwas als etwas, z.b. von diesem Apfel (Objekt) als rot (Eigenschaft). Struktur Repräsentation Inhalt
5 Das Problem der Intentionalität Auf welchem Grunde beruhet die Beziehung desienigen, was man in uns Vorstellung [Repräsentation] nennt, auf den Gegenstand [Inhalt]? (Kant an Herz, ) Wie kommt eine Repräsentation dazu, von einem bestimmten Inhalt zu handeln? Anders: Wie kommen Repräsentationen zu ihrer Intentionalität? Schlechte Antwort Wir wollen uns mit Sätzen, Gedanken, Wahrnehmungen auf etwas beziehen. Woher hat dieses Wollen seinen Intentionalität? Besonderheiten der intentionalen Relation 1) Wahrheit: Repräsentationen können wahr oder falsch sein 2) Irrealität: Repräsentationen können von nicht real existierenden Dingen handeln 3) Aspekt: Repräsentationen handeln von etwas (Apfel) als etwas (rot) 4) Asymmetrie: Repräsentationen handeln von einem Inhalt, aber Inhalte handeln nicht von Repräsentationen
6 Grundidee der Teleosemantik Teleologische Theorien erklären die Intentionalität von Repräsentationen mithilfe des (teleologischen) Begriffs der Funktion. Vage Grundidee: Eine Repräsentation handelt von einem Inhalt, wenn sie die Funktion hat, diesen Inhalt zu repräsentieren. Aber: Funktion = Selektierte Wirkung! Hat eine Repräsentation die selektierte Wirkung einen Inhalt zu repräsentieren? Bewirkt die Repräsentation, dass sie repräsentiert? Genauere Grundidee: Was eine Repräsentation repräsentiert (d.h. ihre Intentionalität) hängt von der Funktion des Systems ab, das die Repräsentation (a) erzeugt (produziert) und/oder (b) verwendet (konsumiert). Neander, Dretske (a) // Papinenau (b) // Millikan (a) & (b)
7 Beispiel 1: Magnetbakterium Bakterien in der nördlichen Hemisphäre: Magnete richten sich zum geomagnetischen Nordpol aus. Zug Richtung Norden, Antrieb durch Geisseln. Magnetische Erd-Linien weisen in tiefere (= sauerstoffarme) Wasserschichten. Bakterium kann nur in sauerstoffarmen Schichten überleben. Intuitiv: Zeigen die Magnete (a) Richtung Nordpol, (b) Richtung sauerstoffarme Schichten, (c) etwas anderes, (d) gar nicht
8 (b) Richtung sauerstoffarme Schicht 1) Wahrheit 2) Irrealität 3) Aspekt 4) Asymmetrie 1) Auf der südlichen Hemisphäre / Magnet im Labor: Fehlrepräsentation 2)??? 3) Richtung/Schicht als sauerstoffarm 4) Magnet repräsentiert die Richtung, nicht Richtung den Magnet
9 Beispiel 2: Sandskorpion
10 S = Hirn des Sandskorpions V = Vibrationssinn R = neuronale Repräsentation L = Laufrichtung K = Kakerlake B = Beute Q = Quelle der Vibration Was wird durch R repräsentiert? Was ist die Funktion des Systems S, das R hervorbringt? K, B, Q, etwas anderes (X), gar nichts (0)? Es ist die Funktion von S Repräsentationen hervorzubringen, die anzeigen.
11 B: Beute 1) Wahrheit 2) Irrealität 3) Aspekt 4) Asymmetrie 1) Ungeniessbares Tier/ Fressfeind/ Stein, der fällt/ Manipulation im Labor etc.: Fehlrepräsentation 2) Künstliche Reizung des Neuronenensembles 3) Vibrationsquelle als Bete 4) Neuronenensemble repräsentiert Beute, umgekehrt
12 Beispiel 3: Kellenschlag & Bienentanz Inhalt: Jetzt-hier-Gefahr Funktion: Bewirkt Abtauchen bei Artgenossen Sender/Produzent: Kellenschlag Empfänger/Konsument: Abtauchen Inhalt: Jetzt-dort-Futter (von der Art...) Funktion: Bewirkt Abflug bei Artgenossen Sender/Produzent: Tanz Empfänger/Konsument: Abflug
13 Nochmals Bsp. 1 & 2 Magnetbakterium Sandskorpion Inhalt: Richtung saurerstoffarm Funktion: Bewirkt Fortbewegung nach... Sender/Produzent: Magnetotaktisches System Empfänger/Konsument: Motorisches System für Fortbewegung (Geissel) Inhalt: Jetzt-dort-Beute Funktion: Bewirkt Laufen zu... Sender/Produzent: Neuronenensemble Empfänger/Konsument: Motorisches System für Fortbewegung (Beine)
14 Zwei Arten Repräsentationen Innere Repräsentationen Äussere Repräsentationen Magnet (Sauerstoffarmes Wasser: Los!) Neuronenensemble (Richtung von Beute: Los!) Kellenschlag (Gefahr: Abtauchen!) Bienetanz (Futter: Sammeln!) Solche einfachen (angeborenen)repräsentationssysteme sind sowohl indikativ (sie zeigen etwas an) als auch direktiv (sie weisen etwas an) Millikan nennt solche Repräsentationen Pushmi- Pullyu-Repräsentationen
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