GASMARKT-TELEGRAMM. Ausgabe August Inhalt. Speicher Entwicklung der deutschen Speicherfüllstände
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- Meike Bretz
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1 GASMARKT-TELEGRAMM Ausgabe August Inhalt Speicher Entwicklung der deutschen Speicherfüllstände Gasflüsse Deutsche Importpunkte für russisches Gas LNG Entwicklung der europäischen und asiatischen LNG-Märkte Gastkommentar Fracking Disclaimer Diese Daten und Informationen wurden von uns sorgfältig zusammengestellt. Da sich jedoch Fehler nie ganz ausschließen lassen, können wir keine Gewähr für deren Richtigkeit übernehmen und bitten diesbezüglich um Verständnis. Gastkommentare sind die Meinung des Verfassers und müssen nicht mit der Meinung der Redaktion identisch sein. Die Autoren der GVS bestätigen hiermit, dass es sich um eine persönliche Sicht der Themen handelt und damit kein Einfluss auf Kundenbeziehungen oder GVS-Geschäftsvorgänge ausgeübt wird. Das Gasmarkt Telegramm wird an alle Empfänger gleichzeitig versendet. Es findet keine Bevorzugung Seitens GVS statt. 1
2 Speicher Entwicklung der deutschen Speicherfüllstände Am war es soweit, der bisherige Rekordstand der deutschen Speicher aus dem November 2011 wurde übertroffen. Aktuell (Stand ) liegen die Speicherstände bei mcm (89,16%). Sie liegen damit um 1.235mcm über dem durchschnittlichen Stand zum der letzten Jahre. Trotz der laufenden Wartungsarbeiten an der europäischen, insbesondere der norwegischen, Gasinfrastruktur liegt bei mcm liegen, das entspräche einem Füllstand von 97,8%! Bei einer Einspeicherung die dem Juli entsprach, könnten mcm (96,1%) erreicht werden. Welcher Stand Anfang Oktober nun erreicht wird, die Speichersituation ist sehr komfortabel. Begünstigt wurde die hohe Einspeiserate im August sicherlich auch durch den großen Preisspread zwischen Day Ahead und den Winterkontrakten. Der Aggregierter Speicherfüllstand Deutschland [mcm] O N D J F M A M J J A S O Spannbreite Min-Max 2010/ / / /2014 Abbildung 1: Entwicklung der aggregierten deutschen Speicherfüllstände; Quelle: GSE die tägliche (Netto-Einspeisemenge) im August mit ca. 59mcm/d in deutlich über dem Niveau des Vormonats (ca. 44mcm/d). Wird im September im gleichen Maße eingespeichert wie im August, so könnte der Speicherstand zum Spread zwischen Day Ahead und Q4/14 zum Beispiel liegt zwar aktuell nur noch bei rund 4,50 Euro/MWh (Settlementpreis vom ), ist im Vergleich zum Spread des vergangenen Jahres (Spread am zum Q4/13 = 1,01 Euro/MWh) doch deutlich größer. 2
3 Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, scheint sich das Speichergeschäft dieses Jahr wieder zu lohnen. Ein Blick auf die europäischen Speicher zeigt ein ähnliches Bild wie in Deutschland: In Summe sind diese mittlerweile zu 87,4% gefüllt (70176mcm). Die beiden Länder neben Deutschland mit den größten Speicherressourcen, Italien und Frankreich zeigen ebenfalls sehr komfortable Speicherstände. Der Füllstand in Italien beträgt mcm (91,23%) und in Frankreich mcm (83,98%). Um ein rundes Bild der Speichersituation in Europa zu bekommen, sollten noch die LNG Speicherständer berücksichtigt werden. Diese liegen aktuell bei 5Mio.m³ LNG, das entspricht einer Menge von ca mcm Gas. Ukraine Abschließend noch ein Blick auf die Speicherstände in der Ukraine. Diese werden weiteren moderat gefüllt. Zwar sind die durchschnittlichen Einspeicherungen gegenüber dem Juli von ca. 19mcm/d auf 25mcm/d angestiegen. Für die Erreichung eines Speicherstandes von mcm zu Beginn des Winters ist diese jedoch zu wenig. Um das von der EU angenommen Minimum von mcm zum noch zu erreichen, wäre eine Einspeiserate von gut 71mcm/d notwendig. Dies sollte die Versorgungssicherheit Westeuropas jedoch nicht zu stark beeinflussen. Die Transportkapazitäten der europäischen Pipelines, insbesondere der Nordstream, sind noch nicht ausgereizt. Zudem gelangt aufgrund der aktuellen Preisentwicklungen auch wieder LNG nach Westeuropa. 3
4 Gasflüsse Deutsche Importpunkte für russisches Gas Den Rang als vorherrschende Pipeline hat die Yamal in 2014 allerdings an die Nordstream abgegeben. Seit im November die NEL (Nordeuropäische Erdgasleitung) vollständig zu Verfügung steht, wurden bis zu 50 GWh in der Stunde über die Nordstream (blaue Linie) transportiert. In Deutschland verzweigt sich die Nordstream in die NEL und die OPAL (Ostsee-Pipeline-Anbindungs- Leitung). Über die Verwendung der Kapazitäten der OPAL herrscht zwischen Abbildung 1: Wesentliche deutsche Importpunkte für russische Gaslieferungen ; Quelle: Netzbetreiberdaten Das Rückgrat der russischen Lieferung ist die Yamal-Pipeline, die durch Weißrussland und Polen führt und deren deutscher Einspeisepunkt in Mallnow liegt (gelbe Kurve im unten stehenden Diagramm). Die Mengen die durch diese Pipeline strömen liegen im Durchschnitt bei knapp 40 GWh in der Stunde (siehe Bild unten). Im August liegen die Lieferungen Saisonbedingt etwas niedriger, auch fällt in den August die Wartung an der Pipeline. Der Einspeisepunkt in Mallnow ist in hohen Lieferungsphasen zu gut 95% ausgelastet. Die Route kommt somit nicht in Frage, wenn es um den Ausgleich von Mengen aufgrund von zum Beispiel Wartungsarbeiten geht. der EU und Russland (bzw. Gazprom) Uneinigkeit. Die Pipeline wird zurzeit nur zu 50% von Gazprom ausgelastet, die restlichen 50% stehen Dritten zur Verfügung. Allerdings werden die freien Kapazitäten aktuell nicht genutzt, so 4
5 dass Gazprom diese gerne verwenden möchte. Das EU-Recht verbietet jedoch einen dominanten Einfluss auf eine Pipeline. Eine Entscheidung der Europäischen Kommission über die Nutzung der freien Kapazität wurde im Juli auf unbestimmte Zeit vertagt. Im Rahmen von Gesprächen über die zukünftigen Transitlieferungen Russlands zwischen Vertretern der EU-Kommission und Russland am soll auch über die Nutzung der OPAL gesprochen werden. Die gleiche Diskussion über einen Zugang Dritter führen beide Parteien auch zur South Stream. Der Anstieg der Mengen über die Nordstream geht auf Kosten der Route Ukraine-Slowakei-Tschechien, die in Deutschland im Grenzübergangspunkt Waidhaus mündet (hell graue Kurve). Die gelieferten Mengen über diese Route sind seit Dezember 2013 signifikant gesunken. Lediglich im Juni wurden die Mengenlieferungen wieder erhöht. Grund hierfür waren Wartungsarbeiten an der Nordstream, die über Waidhaus ausgeglichen wurden. Das Ziel Russlands mit der Nordstream die Ukraine zu umgehen kann als erreicht angesehen werden. Mit Inbetriebnahme der South Stream ist ein weiteres Nachlassen der Mengen über Waidhaus und damit auch über die Route Ukraine- Slowakei-Tschechien zu erwarten. Die Gesamtmengen die ins deutsche Pipelinenetz aus Russland kommend eingespeist werden sind gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Die Nettoimporte sind wetterbedingt gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken, dennoch ist der Anteil russischer Importe per Juni 2014 um 1,5 %-Punkte auf 37,9% angestiegen ( dgas/ausgewaehlte_statistiken/egasmon.pdf). Die viel diskutierte Abhängigkeit zu (derzeit alternativlosen) russischen Lieferungen ist also weiter unvermindert hoch. Mit den hohen Lieferungen auch in den Sommermonaten sorgt Russland für einen liquiden Markt und beweist sich als zuverlässiger Lieferant, auch in unruhigen politischen Lagen. 5
6 LNG Entwicklung der europäischen und asiatischen LNG-Märkte isch Markt über lange Zeit konstant seitwärts und pendelte dabei zwischen 8-11 US$/MMBtU. Parallel hierzu stiegen die Preise in Japan deutlich an. Bereits ein halbes Jahr nach Fukushima kostete LNG gut 17$/MMBtU und erreichte in Q1/14 den (saisonalbedingten) Höhepunkt von 20,50$/MMBtU. Zeitweise konnte LNG somit im asiatischen Markt zum doppelten Preis wie in Europa verkauft werden. Im Juli 2014 ist der Preis in Japan dann aufgrund einer geringeren Nachfrage und einer sehr guten LNG- Versorgungslage zum ersten Mal seit März 2011 wieder unter die 11$-Marke gefallen. Ein Blick auf den amerikanischen Markt, der seit dem Shale Gas Boom von einem Abbildung 1: LNG Preise (Landed Pices) nach Regionen (August 2014); Quelle: Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima, stieg der japanische Gasbedarf aufgrund des Wegfalls der Atomenergie deutlich an. Dies führte zu einer Verlagerung von LNG-Flüssen in den asiatischen Markt, da dort höhere Preise als in Europa und in den anderen Märkten erzielt werden konnten. Zum Zeitpunkt der Reaktorkatastrophe lagen die Preise in Europa und Asien mit ca. 10US$/MMBtU auf etwa gleichem Niveau. Danach bewegte sich der europä- immensen Preisverfall geprägt ist, zeigt, dass der Gaspreis am Henry Hub in den letzten Jahren im Wesentlichen auf einem Niveau von rund 4$/MMBtU notierte und somit über lange Zeiträume nicht nur bis zu 4 mal so günstig wie in 6
7 Asien sondern auch 2-3 mal so günstig wie in Europa war. Nun sah es noch Ende Juli 2014 danach aus, dass Japan diesen August/September damit beginnen könnte, zwei seiner Atomreaktoren wieder in Betrieb zu nehmen, nachdem diese einige Sicherheitstests bestanden hatten. Neueste Meldungen besagen nun aber, dass der Neustart auf Ende 2015 verschoben wurde und Japan somit weiterhin auf Gas/LNG in großem Umfang angewiesen sein wird. Da die japanischen Preise für LNG jedoch bereits heute auf ein vergleichsweise niedriges Niveau gesunken sind (obwohl noch keine Atomkraftwerke wieder in Betrieb genommen wurden), Weltmarkt gibt und sich dieses unter aktuellen Rahmenbedingungen bearish auf die Preise, bzw. den Preisspreads zwischen den Märkten auswirkt. Für die LNG-Produzenten ist der aktuelle Preisverfall und die Verringerung der Preisspreads zwischen den Märkten jedoch bereits kritisch, da ihre Projektund Produktionskosten unter bestimmten Preisentwicklungen kalkuliert wurden und der Return on Invest mit immer geringeren Margen nun minimiert wird. Abbildung 1: Europäische LNG-Importe; Quelle: Waterborne könnte dies ab dem Zeitpunkt einer tatsächlichen Rückkehr zu Atomenergie zu noch weiter fallenden Preisen führen. Die aktuelle Nachfrage für Lieferungen in den Frontmonaten zeigt, dass es mehr als ausreichend LNG auf dem Für Europa bedeuten die gesunkenen asiatischen Gaspreise eine neuerdings wieder attraktive, zusätzliche Versorgungsquelle. Nachdem die aktuelle asiatische Nachfrage erhebliche LNG- Mengen auf dem Weltmarkt zurücklässt und nicht abruft, fungiert Europa wie bereits vor einigen Jahren als globaler Speicher für LNG. Zu sehen ist dies an der jüngsten Zunahme an LNG- 7
8 Importen in NW-Europa, die in Zeiten voller europäischer Speicher erfolgen. Importe überschüssiger LNG-Mengen in Europa bedeuten aber auch, dass sich die Anzahl der europäischen Re-Exporte oder Umleitungen von LNG-Schiffen nach Asien verringern und die Arbitragemöglichkeiten reduzieren. Vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise und der Möglichkeit eines Lieferausfalls von Russland nach West-Europa nutzen die ersten Händler daher die Chance und haben damit begonnen, sogenannte Floating Storages, sprich LNG-Schiffe als schwimmende Speicher zu mieten und hierbei das Ausfallrisiko gegen steigende Preise im Winter zu hedgen. 8
9 Gastkommentar Dr. Joachim Pfeiffer Wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Fracking Die Krise in der Ukraine zeigt deutlich, dass sich Deutschland bei der Energieversorgung nicht einseitig abhängig machen darf. Zwar hat sich Russland selbst in Zeiten des kalten Krieges als verlässlicher Partner erwiesen, allerdings werfen die völkerrechtswidrige Annexion der Krim, die fortdauernde Destabilisierung der Ostukraine sowie die wiederkehrende Drohung eines Rohstoff-Lieferstopps in Deutschland und Europa zwangsläufig die Frage nach der Verlässlichkeit des Energielieferanten Russland auf. Scheint es auf den ersten Blick so, als ob das größte Land der Welt mit seinem Exportpotenzial ein wirksames politisches Druckmittel gegenüber dem Westen hätte, so beruhen die Lieferbeziehungen auf gegenseitigen Abhängigkeiten, die auch russisches Handeln stark begrenzen. Fakt ist, dass Russland Deutschlands wichtigster Öl- und Gaslieferant ist. So wird ein Drittel unseres Gas- und Ölbedarfs aus russischen Lieferungen gedeckt. Allerdings besteht hier eine wechselseitige Abhängigkeit. Seit vielen Jahrzehnten zählen die Bundesrepublik und Europa zu Russlands wichtigsten und verlässlichsten Gasabnehmern, die aufgrund der Pipeline-Gebundenheit der Gaslieferungen auch nicht ohne Weiteres ersetzbar wären. Selbst wenn Russland seine Lieferbeziehungen mit China ausbaut, dauert es mehr als zehn Jahre bis Erdgas in signifikantem Ausmaß ins Reich der Mitte geliefert werden kann. Sinkende Erlöse aus seinem Rohstoffhandel kann Russland jedoch nicht ohne Weiteres verkraften. Schließlich es ist in hohem Maße auf die Einnahmen aus seinen Rohstoffexporten zur Finanzierung seines Haushalts und seiner Sozialleistungen angewiesen. Der Export von Öl und Gas macht rund 77 Prozent der gesamten Ausfuhren aus und finanziert circa 55 Prozent des russischen Staatshaushalts. Diversify, diversify, diversify! Das Motto mit dem Winston Churchill, als erster Seelord in 1913, den Umstieg von Kohle auf Öl bei der britischen Marine begründete, ist heute noch genauso relevant wie vor 100 Jahren. Eine sichere Energieversorgung basiert auf einem 9
10 breitem Energiemix. Um eine einseitige Abhängigkeit bei der Energieversorgung zu vermeiden, muss auch Deutschland die bisherige Diversifizierungsstrategie der Energiequellen und Transitrouten weiter fortführen. Hierzu gehören Maßnahmen wie die die Steigerung der Energieeffizienz, der Ausbau der Erneuerbaren Energien, der Bau neuer Pipelines, die Errichtung von Flüssiggasterminals oder das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP). Durch TTIP soll auch der transatlantische Energiehandel ausgeweitet werden und Europa könnte leichter Zugang zu den neu erschlossenen Gasreserven in den USA erhalten. Darüber hinaus gilt es, unsere heimischen Rohstoffpotenziale zu nutzen. Neben der heimischen Braunkohle kann insbesondere die Schiefergasförderung einen wichtigen Beitrag zu einer sicheren und wettbewerbsfähigen Energieversorgung für den Wirtschafts- und Industriestandort Deutschland leisten. Deutschland wird noch Jahrzehnte auf fossile Energieträger angewiesen sein trotz des mengenmäßig erfolgreichen Ausbaus der erneuerbaren Energien. Regenerative und konventionelle Energieträger sind dabei keine Gegenspieler, sondern Partner. Wenn die Sonne nicht scheint und kein Wind weht, müssen konventionelle Kraftwerke die Stromversorgung sicherstellen. Aufgrund seiner guten Klimabilanz und der Flexibilität von Gaskraftwerken spielt Gas dabei eine entscheidende Rolle. Als Brückentechnologie kann die unkonventionelle Erdgasgewinnung mittels hydraulischer Frakturierung einen erheblichen Beitrag auf dem Weg zu regenerativen Energien leisten. Mit einem geschätzten Vorkommen von bis zu Milliarden Kubikmetern, liegen die Schiefergasreserven in Deutschland deutlich über den konventionellen Reserven (ca. 150 Milliarden Kubikmeter). Laut der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) könnte Schiefergas damit den derzeitigen jährlichen Gasverbrauch Deutschlands für 13 Jahre decken. Bei der hydraulischen Fraktuierung wird Gestein mit Hilfe eines flüssigen Gemisches aus Wasser, Sand und Chemikalien in bis Metern Tiefe mit hydraulischem Druck aufgebrochen, sodass darin eingeschlossenes Gas entweichen und entsprechend gefördert werden kann. Es handelt sich dabei auch keinesfalls um technologisches Neuland. Bereits seit 1961 wird die Fracking-Technologie bei der konventionellen Gasförderung in Deutschland eingesetzt. Über 300 Bohrungen dieser Art gab es bereits in der Bundesrepublik - ohne schädliche Auswirkungen auf Umwelt oder Trinkwasser. Dennoch wird Fracking als Fördermethode seit einiger Zeit in der öffentlichen Debatte als Umweltmonster und ökologische Katastrophe verteufelt sowie ein Generalverbot gefordert. Statt technologiefeindlicher Panikmache und unsachlichen Diskussionen ist allerdings eine vorurteilsfreie Debatte über Fracking notwendig. Gefragt sind verantwortungsvolle Versuchsprojekte, die eine klare Faktenlage über Vorkommen sowie Förderprozesse schaffen. Zeigen diese Versuchsprojekte keine Gefährdung, muss den Unternehmen die Möglichkeit einer kommerziellen Nutzung der erkundeten Gasvorkommen eröffnet werden. Sonst wird niemand investieren. Klar ist, dass der Schutz des 10
11 Trinkwassers und der Umwelt absoluten Vorrang hat. Die Große Koalition plant kurzfristige Änderungen im Wasserhaushaltsgesetz und im Bergrecht, um einen noch besseren Schutz des Trinkwassers und der Umwelt bei Fracking-Maßnahmen sicherzustellen. So soll unter anderem vor der Zulassung von Maßnahmen zur Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten eine obligatorische Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) und eine erweiterte Öffentlichkeitsbeteiligung eingeführt werden. Damit werden die schon heute geltenden strengen Umweltvorschriften bei der Anwendung der Fracking- Technologie weiter verschärft. Klar ist dabei jedoch: Deutschland hat ein modernes und bewährtes Bergrecht. Es gilt, dieses zu optimieren. Eine grundsätzliche Änderung des Rechtsrahmens brauchen wir hingegen nicht. Die Debatte um Schiefergas muss auch vor dem globalen Kontext geführt werden. Die Schiefergasrevolution in den USA hat tiefgreifende Veränderungen in der globalen Energielandschaft zur Folge. Ging man vor zehn Jahren noch davon aus, dass die USA größter Importeur von Erdgas werden, so zeichnet sich durch den Schiefergas-Boom dort nun die gegenteilige Entwicklung ab. Mittlerweile haben die USA Russland als weltgrößten Erdgasproduzenten überholt und werden nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) bis 2035 weitgehend unabhängig von Energieimporten sein. Dabei wurde die Technologie, die bei der Förderung zum Einsatz kommt, übrigens weitgehend hierzulande entwickelt. Die energiepolitischen Veränderungen in den USA bringen erheblichen Konsequenzen für die globale Wirtschaft mit sich. Deshalb spielt Schiefergas nicht nur aus Gründen der Versorgungssicherheit, sondern auch aus Sicht der Wettbewerbsfähigkeit eine erhebliche Rolle für Deutschland und Europa. Während amerikanische Unternehmen für Gas lediglich rund drei bis vier US$ /MMBtu (British Thermal Unit) bezahlen, ist der Gaspreis in Europa fast dreimal, in Asien sogar mehr als viermal so hoch. Auch für Strom bezahlen europäische Industrieverbraucher mehr als doppelt so viel wie vergleichbare Branchen in den USA, so die IEA. Die billige Energie jenseits des Atlantiks ist eine ernst zu nehmende Gefahr für den Industriestandort Deutschland. Aus diesem Grund könnte die Nutzung der heimischen Reserven gerade für energieintensive Unternehmen in Deutschland, wie Aluminium-, Stahl-, Zement- oder Chemieunternehmen, Nachteile gegenüber globalen Wettbewerbern reduzieren. Klar ist, dass eine kategorische Blockadehaltung gegenüber zukunftsweisenden Technologien die deutsche Energiewende keinen Schritt weiter bringt. Deutschland als energierohstoffarmes Industrieland ist auf Innovationen angewiesen. Technologiefeindlichkeit kann sich Deutschland unter keinen Umständen leisten. Hierbei ist auch die globale Entwicklung im Auge zu behalten. Die Förderung von Schiefergas wird in den nächsten Jahren weltweit auch außerhalb der USA kommen. Länder wie Polen, Großbritannien, Argentinien, Kanada oder China sind fest entschlossen, diesen Weg zu gehen. 11
12 Wir können nicht aus allen Technologien aussteigen. Das sind Luftschlösser. Statt einer neuen Welle von Aussteigeritis ist es unumgänglich, die heimischen Rohstoffpotenziale zu nutzen - unter strengsten Umweltanforderungen, aber auch ohne ideologische Scheuklappen. 12
13 Anfrage zum GVS-Marktgespräch Sie interessieren sich für aktuelle energie- und gaswirtschaftliche Themen und benötigen eine fundierte Einschätzung hierzu? Mit unseren Marktgesprächen bieten wir Ihnen eine Plattform, die aktuellsten Entwicklungen dieser Themen kennenzulernen und in einem persönlichen Gespräch mit uns zu diskutieren. Name: Funktion: Unternehmen: Telefon: Gerne möchte ich einen Termin für ein Marktgespräch vereinbaren. Gerne möchte ich mehr Informationen zu den Marktgesprächen der GVS erhalten. Kontakt: Helmut Kusterer Tel Fax
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