Workshopkonzept. Schichtarbeit und Ausstiegsmodell
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- Mareke Schreiber
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Workshopkonzept Schichtarbeit und Ausstiegsmodell
2 Workshopkonzept Schichtarbeit und Ausstiegsmodell Einführung und Struktur
3 Einführung Adressatenkreis Obligatorisch für alle Beschäftigten in der Dauernachtschicht und für solche, die in die Dauernachtschicht wollen. Freiwillig für alle Beschäftigten in der Zweier- und Dreierwechselschicht Zeitpunkt Einmal im Jahr, und zwar bevor ein neuer Zyklus der Dauernachtarbeit beginnt. Warum ein Workshop SICK hat, um den Mitarbeitern - vor allem den älteren unter ihnen - eine Ausstiegsoption zu eröffnen, eine freiwillige und begrenzte Dauernachtschicht eingerichtet. Dies ist unter den gegebenen Bedingungen bei SICK (5-Tagewoche, kein Kontischichtbetrieb, freies Wochenende) die einzige Möglichkeit, ohne Infragestellung des betrieblichen Interesses am Dreischichtbetrieb einen Ausstieg aus der Nachtarbeit zu ermöglichen. Das Unternehmen ist sich bewusst, dass die gefundene Lösung ihre Schattenseiten hat: Nachtarbeit ist keine erstrebenswerte Arbeitsform und sie birgt hohe Risiken. Um diese Gefährdungen einzudämmen, sind mehrere Vorkehrungen getroffen worden. Dauernachtarbeit ist freiwillig, Dauernachtarbeit ist begrenzt und die Dauernachtarbeiter unterliegen der besonderen Betreuung durch das Gesundheitsmanagement. Ein elementarer Bestandteil der gesundheitlichen Betreuung ist die Teilnahme der Dauernachtschichtler und der Aspiranten auf Dauernachtschicht an einem Workshop, in dem in das neue Schichtmodell eingeführt wird und in dem die Risiken der Dauernachtarbeit und ein gesundheitsgerechter Umgang mit ihnen thematisiert werden. Der Workshop hat eine doppelte Funktion: er soll aufklären über das Gefährdungspotential der Nachtarbeit und die Betroffenen zum Nachdenken bringen, ob sie diese Arbeitsform wirk- 2
4 lich wählen wollen und er soll die Betroffenen beteiligen an der humanen Ausgestaltung der Nachtarbeit und des Modells. Bestandteile des Workshop-Konzepts Der Workshop besteht im Wesentlichen aus vier Blöcken, zwei Informations- und zwei Interaktionsblöcken. In den Informationsblöcken werden die Teilnehmer in das Schichtmodell und die ihm zugrunde liegende Betriebsvereinbarung eingeführt (Informationsblock 1) sowie mit den Gefährdungen/Risken der Schichtarbeit und einem gesundheitsgerechten Umgang damit vertraut gemacht (Informationsblock 2) In den Interaktionsblöcken haben die Teilnehmer die Gelegenheit, ihre Erfahrungen mit dem Modell sowie mit Nachtarbeit generell einzubringen (Interaktionsblock 1) sowie Verbesserungen in der Ausgestaltung der Nachtarbeit und des Modells anzuregen (Interaktionsblock 2) Unterlagen/Materialien Für die Durchführung liegen folgende aufbereitete Materialien vor: Strukturierung und Dramaturgie des Workshops (Word-Datei) Informationsblock 1: Einführung in das Modell (Powerpoint-Datei) Informationsblock 2: Schichtarbeit und Gesundheit a) Dreier-Wechselschicht und Dauernachtschicht (Powerpoint-Datei) b) Umgang mit Gesundheitsrisiken (Powerpoint-Präsentation von Frau Dr. Pleuger) Interaktionsblock 1: Leben im Modell Erfahrungen mit der Nachtarbeit (Powerpoint- Datei) 3
5 Interaktionsblock 2: Verbesserungsvorschläge (Powerpoint-Datei) Weitere Materialien Weitere hilfreiche Materialien, die Verwendung finden oder den Teilnehmern zu Verfügung gestellt werden können, sind Betriebsvereinbarung Freiwillige und begrenzte Dauernachtschicht bei der SICK AG als Pilotversuch Leitfaden zur Einführung von und Gestaltung von Nacht- und Schichtarbeit. Hrsg. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2005 Gesund bleiben mit Schichtarbeit. Hrsg. Techniker Krankenkasse Tipps für Schichtarbeiter/innen. Papier der Abteilung Gesundheit & Soziales der SICK AG Gutachten Dauernachtarbeit von Toni Holenweger, Gruppe Corso LEGESA-Handreichung: Nacht- und Schichtarbeit für alle Altersgruppen 4
6 Strukturierung und Dramaturgie des Workshops Teilnehmer Eine Teilnehmerzahl von 20 sollte nicht überschritten werden. Unter den Teilnehmern sollten sich nicht nur die eher jungen Dauernachtschichtler befinden, sondern auch ältere Mitarbeiter, die durch dieses Modell aus der Nachtschicht aussteigen konnten. Erst dadurch kommt Würze in die Sache, werden die Jungen mit den Folgen langjähriger Nachtarbeit konfrontiert. Beteiligt sein sollten neben den Schichtarbeitern Repräsentanten des Betriebsrats, des Personalbereichs (Gesundheit & Soziales) sowie des Arbeitsschutzes (Betriebsarzt etc.). Dauer Ca. 4 Stunden Struktur/Ablauf 0) Einführung in den Zweck und die Ziele des Workshops 5 Minuten 1) Vorstellungsrunde 5 Minuten 2) Informationsblock 1: Einführung in das Modell 30 Minuten 3) Interaktionsblock 1: Leben im Modell Erfahrungen mit Nachtarbeit 75 Minuten 4) Pause 10 Minuten 5) Informationsblock 2: Gesundheit und Schichtarbeit 45 Minuten 5
7 6) Diskussion 30 Minuten 7) Interaktionsblock 2: Verbesserungen 30 Minuten 8) Resümee und Feedback 10 Minuten Dramaturgie Der Workshop ist konzipiert als eine Abfolge von Information und Diskussion/Beteiligung. Was in jedem Fall vermieden werden sollte, ist eine frontale Unterrichtung/Belehrung der Schichtarbeiter über die Arbeitsform Schicht-/Nachtarbeit. Die Verkündung von Gewissheiten wird der schwierigen Materie nicht gerecht. Eher sollte man das Ganze als einen Erfahrungsund Meinungsaustausch begreifen, bei dem man das Für und Wider dieser Arbeitsform abwägt und bei dem man sich bewusst bleiben muss, dass es eine hohe Individualität in der Verarbeitung der mit Schichtarbeit verbundenen Belastungen gibt. Gleichwohl muss man der Tendenz der Verharmlosung der Nachtarbeit, die vielen Nachtarbeitern eigen ist, vorbeugen. Die Dramaturgie des Workshops versucht, diesen beiden Seiten - der Seite des Meinens und der Selbstkonstruktion der Schichtarbeiter und der Seite der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Folgen und Risiken von Schicht- und Nachtarbeit - gerecht zu werden. In den ersten beiden Stunden spielen wissenschaftliche Erkenntnisse praktisch keine Rolle, hier geht es um Erläuterungen des Modells und Erfahrungen in der Praxis. Hier berichten die Schichtarbeiter von ihrer Wirklichkeit der Schichtarbeit und es ist damit zu rechnen, dass sie sich als im Einklang mit dieser Arbeitsform lebend darstellen. Hier droht die Gefahr der Verharmlosung und der Wegrationalisierung der Risiken. Man sollte in diesem Stadium diese Gefahr ruhig zulassen; nicht zu früh mit den Schattenseiten der Schichtarbeit einsetzen. Man muss schließlich bedenken, dass die Nachtarbeit die freie Wahl der Teilnehmer ist und diese Wahl lässt man sich nicht gerne madig machen. Niemand will im Zwiespalt mit sich leben und von daher versucht jeder, eine Harmonie zwischen innen (seiner Wahl) und außen (der Realität der Schichtarbeit mit ihren Zumutungen) herzustellen. Erst im zweiten Teil wird entsprechend der vorgeschlagenen Dramaturgie die heile Welt Dauernachtschicht ins Wanken gebracht. Die Aufklärung über den wissenschaftlichen Erkenntnisstand ergibt ein anderes Bild als dasjenige, das die Schichtarbeiter zeichnen. Diese Konfrontation ist heilsam; sie hat nicht das Ziel, die 6
8 Nachtarbeit madig zu machen, aber sie will ein Risikobewusstsein erzeugen. Denkt immer daran, dass Nachtarbeit zwar nicht notwendig Eure Gesundheit schädigt, dass sie aber Gefährdungspotential hat und dass Ihr sorgsam mit Euch umgehen und anders leben müsst als die Normalarbeiter - dies ist die Botschaft des arbeitsmedizinischen Informationsblocks. Diese Botschaft und die Sicht der Schichtarbeiter muss man in der darauf folgenden Diskussion übereinander legen und die verschiedenen Positionen auch austragen. Damit ist eine Basis geschaffen für Verbesserungsvorschläge, die i.d.r. erst kommen, wenn man die harmonische Sichtweise überwunden hat. Erst wenn ich einsehe, dass es in der Frage des Gesund- bleibens trotz Dauernachtschicht auf mich, meinen Umgang mit der Nachtarbeit und auf die Gestaltung der Schichtarbeit ankommt, wird die Verbesserung meiner Situation auf der Schicht ein Anliegen, das mich ergreift. Hinweise zu den einzelnen TOPs ad 1) Bei der Vorstellungsrunde sollte lediglich abgefragt werden, in welchem Schichtsystem die Einzelnen arbeiten und welche Vorerfahrungen sie mit Wechsel- und Nachtschicht haben. Die Frage nach den Motiven für die Wahl der Dauernachtschicht ist an dieser Stelle nicht zielführend, weil sie die Teilnehmer veranlasst, sofort und ungeordnet mitten in die Thematik zu springen. Das Ganze lässt sich dann kaum mehr kontrollieren. Auch die Erwartungen an den Workshop sollte man nicht abfragen. Realistischerweise muss man annehmen, dass die Leute kommen, weil sie das als eine Pflichtveranstaltung ansehen oder im Falle der Freiwilligen (Zweier- und Dreierwechselschichtler) als bezahlte Arbeitszeit, in der sie nicht malochen müssen. ad 3) Interaktionsblock 1 bedarf einer sorgfältigen Strukturierung. Die Gefahr ist groß, dass es in der Diskussion drunter und drüber geht, dass die Perspektiven der Dauernachtschichtler und der anderen Schichtarbeiter durcheinander laufen. Es empfiehlt sich, hier mit einem Flip- Chart zu arbeiten und wesentliche Positionen und Aussagen schriftlich festzuhalten. ad 5) und ad 6) Der arbeitsmedizinische Teil sollte neben der Thematisierung der generellen Probleme von Nachtarbeit und des Umgangs mit Nachtarbeit auch auf einen Vergleich der Dauernachtarbeit und der Dreier-Wechselschicht eingehen. Die Dauernachtarbeiter vergleichen sich nicht mit den Tagesarbeitern, sondern mit den Beschäftigten in der Dreier- Wechselschicht. Vor dieser Folie bewerten sie die Dauernachtschicht. Weiterhin ist es von 7
9 zentraler Bedeutung, dass der Referent im Informationsblock 2 (Schichtarbeit und Gesundheit) die ganze Veranstaltung über zugegen ist, also auch die im ersten Teil des Workshops geäußerten Sichtweisen der Beschäftigten kennt. Nur so kann eine produktive Diskussion im Anschluss an den Informationsblock entstehen. ad 7) Die von den Teilnehmern gemachten Verbesserungsvorschläge sollten schriftlich festgehalten und priorisiert werden Generelle Empfehlung zur pädagogischen Strategie im Workshop Es sollte nach Möglichkeit nicht mit Kartenabfragen und Metaplan gearbeitet werden. Derartige Methoden finden bei der Zielgruppe des Workshops keine besonders positive Resonanz. 8
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