Entwicklung. Mögliche Definitionen für den Netzwerkbegriff
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- Elisabeth Koenig
- vor 8 Jahren
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1 Der Blick über den institutionellen Zaun - Netzwerkarbeit zur ganzheitlichen Gestaltung einer Bildung für nachhaltige Entwicklung Bildung für nachhaltige Entwicklung im Kindergarten heißt unter anderem Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen, den Kindern Kreisläufe z.b. in der Natur oder einzelner Produkte aufzuzeigen oder ein Thema aus verschiedenen Blickwinkeln heraus zu betrachten und zu untersuchen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, kann es sinnvoll sein, sich Partner und Unterstützer zu suchen, sich Netzwerke und Kooperationen aufzubauen, um die eigenen Kompetenzen und Sichtweisen zu erweitern und für alle gewinnbringend zu nutzen. Den Kindern wird so die Möglichkeit geboten, ihre eigene Weltsicht zu erweitern und eine Sache bzw. einen Gegenstand unter verschiedenen Aspekten kennenzulernen. Gleichzeitig erkennen sie sich als Teil einer Gemeinschaft, in dem ihre eigene Sicht ebenso wertgeschätzt wird wie die anderer Beteiligter. Die isolierte Wahrnehmung aus der eigenen Perspektive der eigenen Einrichtung muss jedoch überwunden werden zugunsten einer professionellen Betrachtungsweise, der es um die funktionale Lösung von Handlungsproblemen geht. (Bienzle) Mögliche Definitionen für den Netzwerkbegriff - Netzwerke können verstanden werden als spezifische Kooperation mehrerer Organisationen > zur Erreichung gemeinsam festgelegter Ziele auf einen längeren Zeitraum hin angelegt - Unterschied Kooperation und Netzwerk: Kooperation ist die Zusammenarbeit einzelner Organisationen (ohne bestimmten Zeitrahmen, gemeinsame Ziele und feste Strukturen), Netzwerke zielen auf eine Vielzahl von Kooperationspartnern ab Beginnt man, sich mit den Begriffen Netzwerk und Vernetzung zu beschäftigen, stellt sich schnell heraus, dass es sich hierbei um äußerst komplexe Terminologie handelt. Der Netzwerkdiskurs kann verglichen werden mit einem Dschungel, in dem immer weitere Bäume gepflanzt werden. Nähert man sich also diesem Netzwerkdschungel, so ist man mit einer Vielfalt unterschiedlicher Bezugsgrößen, Definitionen und Akzentsetzungen konfrontiert. Das Netzwerk wird in allen sozialwissenschaftlichen Disziplinen verhandelt Jeder pflanzt einen eigenen Baum im Begriffsdschungel. Dabei wird deutlich, dass der Begriff des Netzwerk eine Geschichte hat und in verschiedenen Disziplinen verankert ist. (Bienzle) - jedes Netzwerk ist einzigartig und muss jeweils neu entwickelt und gestaltet werden > sie geben sich unterschiedliche Organisationsformen, die jeweils für ihren Kontext funktional sind - Netzwerke zeichnen sich aus durch gemeinsame Intentionen, das Prinzip der Unabhängigkeit und Freiwilligkeit und durch das Tauschprinzip
2 Mögliche Gründe für die Arbeit in Netzwerken: - Vernetztes Arbeiten wird als professionelle Einstellung und Grundeinstellung der pädagogischen Arbeit verstanden - die Unterschiedlichkeit und Zergliederung der Bildungslandschaft erfordert die Vernetzung unterschiedlicher Akteure, um Bildung ganzheitlich gestalten zu können - individueller Nutzen (z.b. Lobbyarbeit für ein bestimmtes Thema, Verbesserung der beruflichen Kompetenzen, persönliches Interesse an Austausch, ) Mehrwert der Netzwerkarbeit für die Netzwerkakteure: - Netzwerke sind Motor für Innovationen und Vielseitigkeit/ Kreativität - N. ermöglichen gezielten Ressourceneinsatz, um gute Praxis noch besser zu machen (unbürokratische Bündelung von Ressourcen) - N. dienen der schnelleren Umsetzung von Ideen und Projekten (flexibles, schnelles Reagieren) - es ergeben sich Synergieeffekte und dadurch die Entlastung des Einzelnen durch Erfahrungsaustausch und Zusammenarbeit - ein ganzheitliches Verständnis eines Sachverhaltes wird entwickelt, gemeinsames Denken und Handeln über institutionelle Grenzen hinweg - N. haben dezentrale Strukturen (wenig Hierarchie) - N. geben Rückhalt, Wert- und Normorientierung Mehrwert der Netzwerkarbeit für Kinder und Eltern - Netzwerkpartner haben verschiedene Perspektiven auf das einzelne Kind und können Aktivitäten somit umfassender gestalten - Erfahrungen mit dem einzelnen Kind können auch von anderen Netzwerkpartnern genutzt werden (in abgestecktem Rahmen) > Anknüpfungsmöglichkeiten für den Einzelnen - Kinder und Eltern können sich im Netzwerk einbringen (Partizipation) - Kitas werden durch die Netzwerkarbeit als bedeutsame Bildungsinstitution wahrgenommen - Netzwerkarbeit kann gelungene Bildungsprozesse begünstigen und somit Kompetenzen für eine nachhaltige Lebensweise und lebenslanges Lernen mit bestärken -Netzwerke ermöglichen Wissens-/Informationsgewinnung, soziale Unterstützung, Beratung, gemeinsame Aktionen/Geselligkeit,
3 Im Weltcafé haben Sie sich bereits mit einigen Fragen zum Thema Netzwerke auseinandergesetzt. Die Ergebnisse Ihrer Diskussionen sind in der folgenden Tabelle abgebildet. Runde 1 - Hat Ihre Kita bereits in Netzwerken mitgearbeitet? - Welche Motivation könnte für eine Kita bestehen, sich nach außen hin zu öffnen und für die Arbeit mit den Kindern externe Partner und Institutionen hinzuzuziehen? Welcher Gedanke hat Sie im Gespräch besonders beschäftigt? - Öffnung nach außen, Umwelt nutzen - externe Experten werden für die Zielerreichung benötigt, sonst Umsetzung von Projekten nicht möglich - Expertenwissen in die Kita holen Welche wichtige Erkenntnis konnten Sie gewinnen? - wir benutzen unbewusst mehr Netzwerke als gedacht - Wir haben viele Partner aber kein Netzwerk - Netzwerke gibt es viele, es gibt vielseitige Gründe für Netzwerke - natürliche Ressourcen im Umfeld suchen - Netzwerknutzen beruht auf Wechselwirkung - gemeinsame Ziele sind wichtig - kompetente Partner in der Nähe entscheidend Welche Frage hat besondere Diskussionen ausgelöst? - Was ist ein Netzwerk? - Was gehört zu einem Netzwerk? Wann beginnt es, wo hört es auf? - Was bedeutet ein Netzwerk für die Kita? - Wie können wir mehr Zeit für Projekte (mit Netzwerkpartnern) finden? - Prozesse der Entwicklung - Wiederholung gut - Wie kann man ein Netzwerk aufbauen? - Hat Netzwerkarbeit für Bildung für nachhaltige Entwicklung einen besonderen Nutzen? - gemeinsam sind wir stark - Experten sind wichtig - Blick der Kinder erweitern - Gibt es evt. Gründe, die gegen Netzwerkarbeit sprechen? - Umsetzung oft schwierig - Zeitfaktor (Netzwerkarbeit ist zusätzliche Arbeit) - Verlässlichkeit ist wichtig bei Zusammenarbeit - Abhängigkeiten - Vorbildwirkung der Eltern und des Teams nicht ausreichend (bzw. nur für kurze Zeit)
4 Runde 2 - Für wen kann der Kindergarten als Teil eines Netzwerkes von Nutzen sein? (z.b. Eltern, Erzieher, Kinder, ) - Datenschutz - unterschiedliche Ziele - schlechte Erreichbarkeit in ländlichen Gebieten (Netzwerktreffen schwierig) - Hat Nutzen für alle > neue Erkenntnisse werden gewonnen und weitergegeben > gemeinsam gesteckte Ziele werden erreicht - Netzwerke sind verschieden - bessere Erreichbarkeit der Ämter zu Eltern - Öffnung nach außen ist auch ein Netzwerk - Was macht Netzwerkarbeit erfolgreich? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit für alle Netzwerkpartner ein Nutzen aus der gemeinsamen Arbeit entsteht? - wechselseitiger Austausch von Informationen - gemeinsame Ziele, Rahmenplan - Steuerung und Kontrolle der Zielsetzung sollte geklärt sein - Zugang zum Netzwerk muss leicht sein - Ortsverbundenheit - Sammlung von Netzwerkmöglichkeiten - eigene Netzwerke bilden zum Erfahrungsaustausch und zur Motivation - regelmäßiges Treffen/ Kontakt halten - Unterschiede zwischen Stadt und Land - verantwortlichen Mitarbeiter bestimmen, der Netzwerkarbeit betreibt (Zusammenarbeit pflegt, Telnr. austauscht ) - Wie können Eltern in die Netzwerkarbeit einbezogen werden? - Wie kann man neue Partner finden? - eigene Netzwerke unter Kitas, die Ziele der Nachhaltigkeit verfolgen - Gibt es evt. Regeln, die für alle Netzwerkpartner gelten sollten? - wechselseitige Achtung, Anerkennung - verlässliche Partner - Zuständigkeiten festlegen
5 Runde 3 - Was könnten gemeinsame Ziele und Inhalte eines Netzwerkes für nachhaltige Entwicklung sein? - Welche Rolle könnte der Kindergarten dabei übernehmen? Wer könnte weiterhin Partner in einem solchen Netzwerk sein? - Lebensgrundlage für nachfolgende Generationen erhalten - Informationsaustausch über Möglichkeiten der Zusammenarbeit - Nutzen für Wirtschaft durch zielführende Heranführung an Berufe - Kita muss Initiator sein - kleine Geschenke für kleine Leute in unserer Umgebung (z.b. Postfrau, Busfahrer, Bäcker) - Netzwerk geht oft von Kita aus - der Kindergarten ist immer der Initiator - Gegenseitigkeit (Kita und Partner) - Kitakinder haben großes Wissen (nutzbar) - manche nutzen die Kinder für persönliche Publicity - Welche Rolle hat der Kindergarten? - Sind Betriebe oder andere Institutionen, die man einmal im Jahr besucht bereits ein Netzwerk? - Unterschied Netzwerk und Kooperationspartner? - Wie findet man Partner? - Wie kann ich Eltern mehr einbinden? - Welche Ressourcen (personell, materiell, Kompetenzen, ) sind für ein solches Netzwerk wichtig und gewinnbringend? - mögliche Partner: Betriebe, Ämter, Schulen, Eltern, Großfamilien, externe Experten - Herzblut (das Wollen) - Verantwortlichen festlegen
6 So kann es gelingen: - von der Kooperation zum Netzwerk: verschiedene Systeme eines Sozialraums zusammenführen (Bürgermeister, Beigeordnete, Fachberatungen, Schulaufsicht, Jugendamts- oder Schulverwaltungsamtsleitung, Freie Träger, Kita-Leitungen, Schulleitungen und Eltern können Konsensfindung und Abstimmung von Bildungsprozessen anregen) > Handlungschancen des Netzwerkes hängen dabei nicht nur von materieller Ausstattung oder der personellen Besetzung ab sondern auch vom sozialen Kapital (der Fähigkeit, Beziehungen untereinander kreativ zu nutzen) - Initiativgruppe gründen, die erste bzw. innere Prozesse steuert (damit direkt eine gemeinsame Planung auf Augenhöhe möglich wird, sollten die Akteure an der Gremiumsarbeit mitwirken, die zur Entwicklung von Problemlösungen benötigt werden und die entscheidungsbefugt sind) - danach Klärung, wer die langfristigen Aufgaben erledigt und wer für Projektteilaufgaben zuständig ist. Ein Startpunkt wird gesetzt (z.b. Kooperationsvertrag siehe unten etc.) - Gremien einrichte richten wie eine Kommunale Steuergruppe, Kommunale Konferenz der Netzwerkpartner und Arbeitsgruppen für befristete Aufträge. - Kooperationsvereinbarung: was leistet das Netzwerk für die Mitglieder, was leisten die Mitglieder für das Netzwerk, Bedingungen für Aufnahme neuer Netzwerkpartner, Organisationsstrukturen, evt. soziale Vereinbarungen - Zeitplan mit Etappen und Teilzielen erstellen - Tipps für die Netzwerkarbeit: Ressourcenkatalog anlegen mit Netzwerkpartnern und Möglichkeiten; Absprachen, Auswertungen und Änderungsvorschläge sollten protokolliert werden; gelungene Projekte sollten gefeiert werden - Erfolgsfaktoren: Sinn (Ziele, gemeinsames Verständnis), realistische Einschätzung der Potentiale und des Nutzens, Bereitstellung einer Informationsplattform, Organisation (Steuerung und Kontrolle, Moderation), Rahmenbedingungen (nicht beeinflussbar aber auch ausschlaggebend) - moralische Grundprinzipien: gegenseitiger Respekt, Ehrlichkeit, Verbindlichkeit im Umgang miteinander, Geduld, Akzeptanz, Toleranz, Vertrauen, Dialogbereitschaft, Offenheit für Ideen, Veränderungsbereitschaft, gemeinsames Ziel, Transparenz, Vertrauenskultur, Prinzip der Gegenseitigkeit, - Ansprüche an Vernetzung: Aktivität, Ressourcenorientierung, gestaltende Partizipation Quellen: Dokumentation der Fortbildungsveranstaltung Gemeinsame Fortbildungsveranstaltung für Pädagogen und Elternvertreter Chemnitz Holger Bienzle u.a.: Die Kunst des Netzwerkens. Europäische Netzwerke im Bildungsbereich. Verlegt durch Die Berater Unternehmensberatungsgesellschaft mbh, Wien 2007
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