Wahrnehmen Beobachten - Dokumentieren

Transkript

1 Wahrnehmen Beobachten - Dokumentieren Manfred Pfiffner, Prof. Dr. habil. Catherine Walter-Laager, PD Dr. habil. SchiLF-Anlass Custerhof Rheineck, 9. Mai 2015 Planungskreislauf auf der Basis von Beobachtungen

2 (Walter-Laager, Pfiffner, Bruns & Schwarz, 2014) Planungskreislauf 1) Alle Klienten / Kinder be(ob)achten 6) Klienten / Kinder durch Angebote und Impulse angemessen unterstützen bzw. herausfordern 2) Verschiedene Bereiche, Situationen und soziale Konstellationen beobachten 5) Unterstützung und Herausforderungen aufgrund der Einschätzungen planen 3) Beobachtungen dokumentieren 4) Bedürfnisse, Interessen und Fähigkeiten aufgrund dokumentierter Beobachtungen und Fachkenntnisse einschätzen 3 Ziele der Arbeit im eigenen Berufsfeld analysieren Gruppenauftrag: a) Halten Sie die wichtigsten Ziele Ihrer Arbeit bezüglich der Klienten/Kinder in Ihrem Berufsfeld fest. Beispiele: - FaBe-B: Selbständigkeit erweitern - FaBe-K: vielfältige Interessen entwickeln - FaBe-G: Selbständigkeit erhalten b) Welche dieser Ziele benötigen Beobachtung und worauf richtet sich diese Beobachtung? Beispiele aus dem Bereich FaBe-K: - Gute Peerbeziehung Interaktionsebene - Fähigkeiten erweitern Skills in spezifischen Situationen - Vielfältige Interessensfelder entwickeln Womit beschäftigen sich Kinder, womit nicht

3 Dokumentieren Dokumentieren Form der Dokumentation und damit verbundene Auswahlprozesse: Wie dokumentiere ich (Film, Fotos, Text, Ankreuzen von vorformulierten Aussagen)? Wie halte ich Kontext-Infos fest und welche kenne ich selbst nicht? Wann dokumentiere ich? Die eigenen sprachlichen Fähigkeiten bei Beschreibungen: Wie formuliere ich meine Beobachtung? Die zur Verfügung stehenden Ressourcen

4 Offene Notizen Sprachniveaus nach Graumann (1960) Verbales Niveau: Die Beobachtung wird überwiegend durch Verben dokumentiert, wodurch Verhaltensweisen und Abläufe wie in einem Drehbuch festgehalten werden. Adverbiales Niveau: Die Beobachtung wird durch Adverben nuanciert beschrieben, wobei damit bereits eine Bewertung des Verhaltens durch den Beobachter einhergeht. Adjektivische Niveau: Durch die Benutzung von Adjektiven in der Notiz werden Verhaltensweisen zusammenfassend dargestellt. Adjektive spiegeln in diesem Zusammenhang (relativ stabile) Persönlichkeitsmerkmale wieder. Nominales Niveau: Durch die Verwendung von Substantiven wird der höchste Abstraktionsgrad erreicht und die beobachtete Person wird kategorisiert. Die Beobachtungsnotiz wird so pauschal und undifferenziert. 7 Empirische Ergebnisse

5 Situationen dokumentieren Wie wird eine Situation aus ihrer Beiläufigkeit heraus gehoben und zum bedeutsamen Ereignis transformiert (eine Situation, die die Professionellen innerhalb des Felders schliesslich als bildungsrelevant kategorisieren)? Die Inszenierung der Beobachtungsdokumentation lässt für die Beobachterin zu, dass sie sich ganz aus dem Geschehen herausnimmt, selbst schweigt oder auch (störende) Fragen stellt und aber nicht in einen partnerschaftliche Dialog eintritt. Ausgewählte Beobachtungssituationen: Kinder üben über längere Zeit eine Tätigkeit aus und sind aktiv. Nicht ausgewählt werden Situationen, wenn die Kinder körperlich inaktiv oder zu aktiv sind. Die Situationen müssen überschaubar und das Gesprochene hörbar sein. (Schulz, 2011) 9 Offene Notizen (n=9 607) Insgesamt wurden offene Notizen erstellt. Für Kinder formulierten die Pädagoginnen Notizen, für wurden keine erstellt. (Forschungsprojekt KiDiT, 2014)

6 Offene Notizen Notiz S. sagt, er kenne das Bärenspiel nicht. Als dann aber jemand anderes erklärt, korrigiert er plötzlich. Kennt es also doch. Er muss dann erklären, macht das aber sehr lückenhaft. Ich muss immer wieder nachfragen. Sprache ist auffällig! Gewisse Buchstaben kann sie nicht. Sehr stark, kann beschreiben, erzählen, mitteilen. Differenzierter Wortschatz. Sprachniveau (nach Graumann) Verbales und adverbiales Niveau Nominalniveau/ Adverbialniveau Adjektivisches Niveau/ Nominalniveau Konkretes, wertfreies Beschreibungen von Einzelsituationen sind selten in den Daten zu finden Die Notiz sind meist interpretative Zusammenfassungen (1500 Notizen aus «Sprache und Kommunikation»). (Luthardt & Oertel, 2015) 11 Standardisierte Beobachtungspunkte Teilstichprobe Zürich Kindergarten (n = 576) (Walter-Laager, Pfiffner, Bruns & Schwarz, 2014)

7 Beobachtungsfokus Teilstichprobe Zürich Kindergarten (n = 576 aus 83 Gruppen) (Walter-Laager, Pfiffner, Bruns & Schwarz, 2014) 13 Fachwissen 3 Jahre 2.5 Jahre 2 Jahre 1.5 Jahre 1 Jahr Anmerkungen: Altersstufen 0,5 Jahre; richtige Antwort ab 3 Jahren. Antwortverteilungen zum Item «Das Kind beugt seinen Körper beim Fangen eines Balls nach vorne und beugt die Arme beim Fangen.» (Eichen, in Vorbereitung)

8 Analyse und Handlungsschritte Dokumentation Inhalte der Beobachtung Hauptziele des Arbeitsfelds Individualität aufbauen Gesellschaftsfähig werden Individuum kennen lernen Menschen sind aktiv und holen sich, was sie brauchen. Prozesse erfassen Menschen lernen unterschiedlich. Themen/ Bedürfnisse beobachten Interessen und Bedürfnisse aktivieren. Kompetenzen erkennen Gewisse Fertigkeiten erleichtern das Leben. Themen, Aktivitäten, Beziehungen in der Gruppe Aktivitäten beschreiben, teilweise unter Berücksichtigung von Engagement Themen und Aktivitäten beschreiben Kompetenzen/ Fertigkeiten beobachten Texte Fotos Videos Texte Fotos Videos Texte Checklisten ausfüllen Texte Soziogramm Signale bewerten Beobachtungsraster ausfüllen Checklisten ausfüllen Keine spez. Auswertung; Achtung und Beachtung schenken; zurückhaltend Angebote machen unklar Interessen erweitern oder vertiefen; allenfalls neue Interessen anstossen; Hilfestellungen bei Klippen Förderung in der Zone nächster Entwicklung Ziele der Arbeit im eigenen Berufsfeld analysieren Gruppenauftrag: a) Ergänzen Sie Ihr Ablaufschema vom Vormittag mit den von Ihnen präferierten Dokumentationsarten Beispielsweise: - Soziogramm - Beschreibung in Form eines Textes - Skizze - Checkliste b) Bewerten Sie die getroffenen Dokumentationsarten entlang von explizierbaren Kriterien (z. B. Effizienz, Korrektheit, Handhabbarkeit im pädagogischen Alltagssetting)