ein Sessel auf Reisen...
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- Eugen Winter
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 ein Sessel auf Reisen
2 Pr k T Eigentlich hatte Stefan Sirtl überhaupt keine Ahnung von Fotografie und wollte im Kameraladen nur mal stöbern. Eigentlich suchte Julia Müller auf dem Sperrmüll nur Möbel für einen Freund mitgenommen hatte sie dann den staubigen alten Sessel, der seitdem in ihrer Zimmerecke stand und stets belächelt wurde. Eigentlich sollte es lediglich ein gemeinsames Wochenende in Heidelberg werden, und eigentlich sollte auch nur Julia im Sessel fotografiert werden alles eigentlich. Denn am Ende hatte nicht nur Julia in dem Sessel Platz genommen, sondern es hatten sich mehr als zweihundert Menschen auf ihm niedergelassen. Inspiriert von der Energie dieses Tages entstand die Idee: SIENTATE ein Sessel auf Reisen. Guatemala El Salvador Mexico Belize Honduras Costa Rica Nicaragua Panama Die erste Reise führte quer durch Mittelamerika von Panama nach Mexico. Mit Rucksäcken, Gitarren, Kamera und Sessel reisten die beiden mit Bus, Taxi, Boot oder einfach zu Fuß durch acht Länder und hielten Begegnungen in Fotoportraits fest. So entstanden viele eindrucksvolle Bilder, vom Truckfahrer auf der Panamericana über den Straßenkünstler in Guatemala City bis hin zu Fischern an der mexikanischen Pazifikküste. Die Menschen ließen sich durch einen rollenden roten Sessel nicht so einfach aus der Ruhe bringen und waren dem Projekt gegenüber stets aufgeschlossen und gerne bereit mitzumachen. Auch sonst war es tatsächlich kein Problem mit La Silla, wie der rote Sessel getauft wurde (spanisch: Der Stuhl), zu reisen. Die Fotoportraits entstanden meist ganz nebenbei. Mit offenen Augen ließen sich Stefan und Julia treiben und stießen so auf facettenreiche Menschen und Motive. Wenn die Möglichkeit bestand, portraitierten sie die Menschen vor ihrem persönlichen Hintergrund, bei der Arbeit oder zu Hause. Während der Vorberei tungen eines solchen Fotoshootings (die Räder und Achse des Sessels mussten entfernt und die Kamera sowie das Stativ aufgebaut werden), bot sich die Gelegenheit, im Gespräch etwas über die Menschen und ihre Geschichten zu erfahren. La Silla öffnete viele Türen zu Orten und Menschen, die die beiden ohne ihn sicher nicht so kennen gelernt hätten Flaschensammler in Nicaragua oder Plantagenbesitzer und Fischer in Mexico. ein Sessel auf Reisen... Mit Rucksack, Kamera und Sessel um die Welt Stefan Sirtl, der nach seinem abgeschlossenen Lehramtsstudium in den Fächern Mathematik und Physik derzeit in Physik an der Universität Freiburg promoviert, plant aktuell weitere Reisen. Nach und nach will er mit La Silla die Welt umrunden. Die Reise mit Sessel geht weiter Die Vielfalt und Einzigartigkeit des Menschen, festgehalten in Fotoportraits auf Reisen um die Welt Mit dem Verkauf dieses Kalenders unterstützen wir das Frauenzentrum Claudia Chamorro in Nicaragua. Titelbild: Wäsche im Wind Isla de Ometepe Nicaragua Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung des Projektes bei: 2012 open for books, Brühl Text und Fotos: Stefan Sirtl und Julia Müller, Freiburg Gestaltung: Annette Liese, Dortmund Alle Rechte vorbehalten. Printed in Germany
3 Das Glaskugelspiel Guatemala City Guatemala Guatemala City hat den Ruf, eine der gefährlichsten Städte Lateinamerikas zu sein. Und tatsächlich beherrschen Drogenkartelle und die Jugendbanden der Maras weite Teile der Stadt. Doch offenbart Guatemala City auch ihre anderen Gesichter. Auf den Straßen herrscht reges, buntes Treiben. Es wimmelt von Künstlern und Studenten, und viele Menschen sind aus Honduras und El Salvador hierher gekommen, um sich mit Musik, Jonglierkunst oder Malerei etwas Geld zu verdienen J u Neujahr Heilige Drei Könige
4 Kinderreich Granada Nicaragua Auf dem bunten, chaotischen Markt Granadas findet man alles, was das Herz begehrt. Von Schuhen und Klamotten über Werkzeuge, CDs, Fleisch und Fisch türmt sich einiges auf alten Ladentheken. Gerüche von Gewürzen und Küchen mischen sich in der Luft. Und zwischen dem Obst und Gemüse vertreiben sich die Kinder der Verkäuferinnen den Tag spielerisch. Jede Abwechslung ist hier willkommen, vor allem rollende rote Sessel F u
5 Warum ist die Banane krumm? Santiago Astato Mexico Auf den Bananenplantagen Lateinamerikas wachsen sowohl Obst- als auch Kochbananen. Die Früchte brauchen etwa drei Monate, um zu reifen. In der Regel erhält eine Frucht mehr Aroma, je länger sie Zeit hatte, an der Pflanze auszureifen. Bei der Banane verhält es sich ganz anders. Sie muss grün geerntet werden, da sie sich an der Staude nicht bis zur Genussreife entwickeln kann. Zunächst beugen sich die Früchte bei ihrem Wachstum der Schwerkraft. Fällt das Tragblatt aber weg, wächst die Blüte der Sonne entgegen daher die Krümmung M Karfreitag Ostersonntag
6 Flaschenmeer Granada Nicaragua Die 1524 gegründete Kolonial stadt Granada hat zwei Gesichter. Massen von Touristen schieben sich durch eine belebte Straße im Zentrum, die mit Bars, Boutiquen und Bier lockt. In dem Rest der Stadt toben Kinder und Hunde, auf bunten Märkten versuchen fliegende Verkäufer und Köchinnen ihre Waren an den Mann zu bringen. Andere bringen täglich ihre gesammelten Plastikflaschen zu El Chino. Dieser zahlt pro Kilo und Plastik ist leicht. Diese Frau bekam für ihre Ausbeute von zwei Tagen 20 Córdobas, das ist umgerechnet knapp ein Dollar A Ostermontag
7 Limpiabotas Granada Nicaragua Im Zentrum Granadas, auf der Plaza Parque Mayor, trifft man tagtäglich die gleichen Gesichter. Frauen verkaufen Empanadas und Refrescos, Leute flanieren oder lesen Zeitung, man sitzt, quatscht und beobachtet. Mitten in diesem bunten Treiben bauen auch sechs Männer jeden Morgen ihren Arbeitsplatz auf. Sie hocken im Schatten, dösen und spielen Karten oder sind einfach nur da. Hin und wieder kommt Kundschaft vorbei und verlässt sie mit glänzenden Schritten M Tag der Arbeit Christi Himmelfahrt Pfingstsonntag Pfingstmontag Fronleichnam (nicht in allen Bundesländern)
8 Nach Haiti und Guatemala ist Nicaragua das drittärmste Land Lateinamerikas. 44 Prozent der Bevölkerung lebt von weniger als zwei Dollar am Tag, Arbeitslosigkeit ist weit verbreitet. Die Bewohner von Ometepe leben zum einen vom Tourismus und zum anderen von der Landwirtschaft. Hier werden vorwiegend Kochbananen und Tabak angebaut. Auch dieser 15-jährige Junge kommt gerade von den Feldern seiner Familie. Horse with no name Isla de Ometepe Nicaragua J
9 Frische Fische fischt Fischer Jorge Puerto Angel Mexico Mit der aufgehenden Sonne fahren Jorge und seine Brüder täglich hinauf aufs offene Meer. Gefischt wird auf herkömmliche Art und Weise mit Schnur und Angel haken. Nach zwei Stunden kehren die Fischer in die Bucht von Puerto Angel zurück, um ihren blutigen Fang am Strand zu verkaufen, jedoch nicht ohne sich einige Doraden für das Mittag essen aufzusparen J
10 Kolosse der Straße Peñas Blancas Costa Rica Die Panamericana ist die Hauptschlagader Amerikas: von Alaska bis Patagonien führt sie über Kilometer an der Westküste des Kontinents entlang. Wie hier am Grenzübergang zwischen Nicaragua und Costa Rica müssen die Truckfahrer sich meist auf lange Wartezeiten einstellen: rund Lastwagen passieren hier jeden Tag die Grenze Au us Mariä Himmelfahrt (nicht in allen Bundesländern)
11 Die Heimat der Papaya ist Mittelamerika und Südmexico. Der Legende nach soll Christoph Kolumbus der erste Europäer gewesen sein, der in den Genuss dieser Frucht kam, und zwar zur besseren Verdauung nach einem sehr üppigen Mahl. Da die Pflanzen gleichzeitig Blüten und Früchte tragen können, ist eine ganzjährige Ernte möglich. Die mexikanischen Papayas können bis zu fünf Kilo auf die Waage bringen. Papaya, Papaya! Barra Santa Elena Mexico S p
12 Mit Taxi zur Uni León Nicaragua Um sein Jurastudium zu finanzieren, fährt Eduardo Taxi. Im klapprigen Auto chauffiert er Touristen durch ganz Nicaragua, nicht ohne Abstecher zu seiner Heimatstadt. Um sich und seinen Kindern Träume zu erfüllen, arbeitet er hart und stolz Okt Tag der Deutschen Einheit Reformationstag (nicht in allen Bundesländern)
13 Arme Schweine und freie Vögel Guatemala City Guatemala Im Herzen dieser großen Stadt baut ein 82-jähriger Mann jeden Morgen um fünf Uhr seinen Stand auf, um den Tag über Tüten mit Taubenfutter zu verkaufen. Der ehemalige Boxer freut sich über die idyllische Ruhe vor dem Sonnenaufgang. Er kann sich in etwa denken, was in den Köpfen der Touristen vor sich geht, wenn sie mitleidig durch die Fenster ihrer gesicherten Busse auf ihn herabblicken. Und wenn er sie dort so eingesperrt an sich vorüberfahren sieht, dann tun sie ihm wiederum leid N Allerheiligen Buß- und Bettag (beide nicht in allen Bundesländern)
14 Mystische Schönheit Lago Atitlán Guatemala Der Lago Atitlán liegt in einer malerischen Umgebung, eingesäumt von Bergen und Vulkanen im Hochland Guatemalas. Künstler und Aussteiger finden hier seit jeher Inspiration. Auch der Schöpfer des Kleinen Prinzen Antoine de Saint- Exupéry entnahm sein Bild der Riesenschlange, die einen Elefanten verdaut, diesem Ort. Der kleine Prinz fragt die Großen, ob sie vor seiner Zeichnung keine Angst hätten. Doch die Erwachsenen antworten immer, vor einem Hut könne man sich doch nicht fürchten. Haben diese Kinder die Riesenschlange wohl schon entdeckt? Д Heiligabend 25./26.12 Weihnachten Silvester
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