I N F O R M A T I O N

Transkript

1 I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Dr. Michael Strugl Wirtschafts-Landesrat am 18. März 2014, Uhr zum Thema "JobCoaches unterstützten Jugendliche bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz" Weitere Gesprächsteilnehmer: Mag. Martina Engelberger, JobCoach im JugendService des Landes OÖ Gudrun Wiesinger, B.A., Jobcoach4you, Verein 4YOUgend Viktoria Puchner, Lehrstelle als PKA im AKH ab 1. September Abdilahi Mohamed, Lehrstelle als Bodenleger /

2 LR STRUGL 2 Initiative "Perspektive Job Jugend hat Vorrang" läuft auf Hochtouren Unterstützung an der Schnittstelle Schule und Beruf Das zweite Semester läuft auf Hochtouren und rund Jugendliche in Oberösterreich werden nach Beendigung der Pflichtschule vom "geschützten System" Schule in den Arbeitsmarkt wechseln. Dabei erhalten die Jugendlichen Unterstützung bei der gezielten Suche von rund 40 JobCoaches in einem der 14 JugendService Regional-Points in ganz Oberösterreich ( Im Rahmen des kostenlosen JobCoachings wird jenen Jugendlichen persönliche Beratung geboten, die nach Ende der Pflichtschule noch keinen Lehrplatz oder keine passende Ausbildungsstelle gefunden haben. Das JobCoaching orientiert sich in besonderer Weise an den individuellen Bedürfnissen der Jugendlichen und bietet auf freiwilliger Basis vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten bei der Berufsinformation, -orientierung und -vorbereitung für den Einstieg ins Berufsleben. "Die JobCoaches unterstützen die Jugendlichen bei allen Aktivitäten rund um die Jobsuche, von der Berufsorientierung über das Erstellen und Üben von Bewerbungsunterlagen und Vorstellungsgesprächen bis hin zur Begleitung über die Jobvermittlung hinaus, um den Jugendlichen einen bestmöglichen Start ins Berufsleben zu ermöglichen", so Wirtschafts-Landesrat Dr. Michael Strugl. Im Jahr 2013 wurde mit Jugendlichen nach einer Abklärung der IST-Situation der JobCoaching-Prozess gestartet. Dies sind rund 40% mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. "Da die demographische Entwicklung der 15- jährigen Jugendlichen nach wie vor leicht im Sinken begriffen ist, kann deshalb von einer stärkeren Inanspruchnahme nach einem persönlichen JobCoach mit individueller und bedürfnisgerechter Unterstützung ausgegangen werden", so Strugl.

3 LR STRUGL 3 JobCoaching im Jahresvergleich Quelle: Land OÖ Wirtschafts-Landesratt Dr. Michael Strugl Beratung soll helfen, Jugendliche auf den für sie geeigneten Ausbildungsweg zu bringen Das JobCoaching, beginnend mit der Kontaktaufnahme der JobCoaches mit der Schule bis hin zur Übernahme von Jugendlichen in ein individuelles Coaching, gliedert sich in unterschiedliche Arbeitsschritte. In einem Workshop werden die Schülerinnen und Schüler zunächst über die Angebote eines kostenlosen Coachings informiert und der jeweilige Coach kann sich einen guten Überblick über die aktuelle Situation des Jugendlichen verschaffen. "Da Jugendliche sehr oft eine begonnene Ausbildung wieder abbrechen, ist auch im Sinne der Nachhaltigkeit der Kontakt und die Information an alle Schülerinnen und Schüler sehr wichtig. So können sich die Jugendlichen bei Bedarf jederzeit an die JobCoaches des JugendService zur Unterstützung wenden", so der Wirtschafts-Landesratt Michael Strugl. In einem weiteren Schritt wird mit den Schülern/innen ein individuell auf den einzelnen Jugendlichen abgestimmtes Coaching gestartet, in dem von der

4 LR STRUGL 4 Berufsorientierung über das Erstellen von Bewerbungsunterlagen und dem Üben von Vorstellungsgesprächen alle Fragen rund um das Thema "Einstieg in das Berufsleben" beantwortet und gemeinsam erarbeitet werden. Rund 2/3 der Jugendlichen im JobCoaching nutzen die Möglichkeit einer Abtestung ihrer Fähigkeiten, Stärken und Neigungen für eine bessere Unterstützung bei der Orientierung und Konkretisierung von Berufsvoraussetzungen und Berufsmöglichkeiten. Darüber hinaus werden auch die Eltern an Elternabenden und sprechtagen persönlich und mittels Elternbriefen, die in den gängigsten Sprachen (Deutsch, Englisch, Kroatisch, Serbisch, Bosnisch, Französisch, Türkisch, Albanisch, Spanisch) vorhanden sind und sehr gut sowohl von den Eltern als auch von den Lehrkräften angenommen werden, über das Projekt JobCoaching informiert. "Durch das Miteinbeziehen der Eltern wird die Zahl der Jugendlichen, die an der Schnittstelle Schule Beruf "verloren" gehen, zusätzlich gesenkt. Wichtig dabei ist auch, die Erziehungsberechtigten einerseits über das kostenlose Angebot und andererseits über das duale Ausbildungssystem zu informieren", so Strugl. Ergebnisse 2013 vorzeitig beendet 7% Alternative 7% Jobmaßnahme 14% Lehre 47% Lehre Schule Jobmaßnahme Alternative vorzeitig beendet Schule 25% Quelle: Land OÖ

5 LR STRUGL 5 Aktuelles aus dem Projekt: Durch das JugendService mit seinen 40 JobCoaches haben im letzten Jahr Jugendliche ein persönliches Unterstützungsangebot erhalten. Mit einem Lehrvertrag beendeten rund 600 Jugendliche das Coaching. Die restlichen Jugendlichen nutzten unterschiedliche Möglichkeiten, wie eine Höherqualifizierung, ein freiwilliges 10. Schuljahr, einen vorzeitigen Zivil- oder Präsenzdienst oder einen freiwilligen Einsatz im In- und Ausland. Seit sind bereits mehr als 500 Jugendliche ins aktive JobCoaching eingetreten und insgesamt werden aktuell 800 bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz von einem JobCoach unterstützt. Regionale Verteilung des JobCoachings nach Bezirken: Die Inanspruchnahme eines niederschwelligen und kostenlosen JobCoachings ist nach wie vor im Steigen begriffen und unterstreicht die Notwendigkeit dieses Angebotes, unabhängig von der demographischen Entwicklung. An den Zahlen zeigt sich, dass das Projekt JobCoaching in allen 14 JugendService Regional-Points von den Jugendlichen sowohl zur Berufsorientierung und unterstützung als auch zur Information und Beratung zu weiteren Themen, wie zum Beispiel Arbeiten im Ausland, Nachholen von Schulabschlüssen, Engagement und freiwillige Einsätze ungebrochen oft genutzt wird. Coaching im Jahresvergleich - nach Bezirken BR EF FR GM GR KI L LL PE RI RO SD SR SE UU VB WE WL Quelle: Land OÖ

6 LR STRUGL 6 Erfolgsbilanz JobCoaching Betrachtet man die Gesamtlaufzeit des JobCoachings ab , so ergibt sich folgendes Bild: Von den kontaktierten Jugendlichen sind ins aktive JobCoaching eingetreten und wurden mit Stichtag mit den unten ersichtlichen Ergebnissen abgeschlossen. Ergebnisse seit Juni 2006 bis Dezember vorzeitig beendet 12% Alternative 7% Jobmaßnahme 17% Lehre 43% Lehre Schule Jobmaßnahme Alternative vorzeitig beendet Schule 21% Quelle: Land OÖ Seit Projektstart konnten somit bereits mehr als Jugendliche einen Ausbildungsplatz in der Lehre bekommen und insgesamt haben 88% der Jugendlichen das JobCoaching positiv abgeschlossen.

7 LR STRUGL 7 JobCoaching KONKRET: Viktoria Puchner, Lehre als pharmazeutisch-kaufmännische Assistentin Viktoria, eine 17jährige Jugendliche aus Engerwitzdorf, kommt im letzten Frühjahr zum JobCoaching ins JugendService in Linz. Sie besucht die 6. Klasse des Körnergymnasiums in Linz, möchte diese aber beenden und entweder die Schule wechseln oder sich eine Lehre suchen. Beim Erstgespräch ist Viktoria noch sehr orientierungslos, was ihre berufliche oder schulische Zukunft betrifft. Sie war noch nie in einem Lehrberuf schnuppern und hat bis jetzt noch keine Bewerbungen verfasst. Sehr bald kristallisiert sich heraus, dass sie anstatt einer Schule lieber eine Lehre beginnen möchte. Der nächste Schritt im Coaching ist daher die Absolvierung der Potenzialanalyse, damit sie sich über ihre beruflichen Interessen und Stärken klarer werden kann. Die Ergebnisse der Potentialanalyse weisen auf unternehmerische, aber auch technische Lehrberufe hin. Außerdem wird ihr zu einer Lehre mit Matura geraten. In den gemeinsamen Coachingeinheiten werden zunächst mögliche Lehrberufe durchbesprochen, wobei sich Viktoria damals noch sehr für technische Lehrberufe, wie z.b. Mechatronik interessiert. Da zu dieser Zeit aufgrund der frühen Bewerbungsfristen nicht mehr viele Lehrstellenangebote frei waren, nutzte Viktoria die Übergangszeit und arbeitete in einem Nebenjob, bzw. besuchte auch einen AMS-Kurs. Im weiteren Coachingverlauf werden passende Firmen gesucht und Bewerbung und Lebenslauf überarbeitet. Nachdem sich Viktoria intensiv mit den unterschiedlichen Lehrberufen auseinandergesetzt hat, kristallisiert sich Anfang des Jahres heraus, dass sie unbedingt pharmazeutisch-kaufmännische Assistentin werden möchte. Sie bewirbt sich unter anderem im AKH für diesen Lehrberuf. Nach einem Aufnahmetest, wird sie zum Schnuppern eingeladen, was sie in ihrer Berufwahl bestätigt. Vor dem Vorstellungsgespräch werden im Coaching noch gemeinsam die Fragen geübt und schlussendlich konnte sie überzeugen. Sie bekam eine fixe Zusage, dass sie ab September 2014 mit der Lehre als PKA beginnen kann. Viktoria freut sich schon sehr auf den Lehrbeginn.

8 LR STRUGL 8 Abdilahi Mohamed, Lehrstelle als Bodenleger Abdilahi Mohamed floh aufgrund von Unruhen im Jahr 2007 als Jugendlicher alleine aus seiner Heimat Somalia und landete in Österreich. Nach einem Aufenthalt in Traiskirchen wurde Abdilahi in einem Flüchtlingswohnhaus für unbegleitete Minderjährige in Linz untergebracht. Seit seiner Ankunft versuchte Abdilahi sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Er lernte Deutsch, holte seinen Hauptschulabschluss nach und versuchte sich durch etliche Hilfsjobs finanziell über Wasser zu halten. Sein großer Wunsch war jedoch eine Lehrstelle zu suchen, und so fand er den Weg ins JugendService Linz zum Projekt JobCoaching. Schon beim Erstgespräch wird klar dass Abdilahi mehr Unterstützung braucht, als "nur" Bewerbungsschreiben aufzusetzen oder Vorstellungsgespräche zu üben. Jugendliche mit Migrations- bzw. Fluchtgeschichte sind häufig ganz auf sich selbst gestellt und es fehlt meist ein soziales Netzwerk wie Familie und Freunde. Auch die Existenzsicherung ist ein wichtiges Thema für Abdilahi gewesen, da er sich innerhalb kürzester Zeit eine kleine Wohnung finanzieren konnte, die es natürlich auch im Zuge der Ausbildung zu halten galt. Somit umfasste das Coaching einerseits die Begleitung zu Behörden und rechtliche Information als auch die Vorsprache bei Firmen und Unterstützung bei allen Bewerbungsagenden. Nachdem sich Abdilahi im Coaching intensiv mit den verschiedensten Berufssparten auseinandergesetzt hat, wurde im handwerklichen Bereich nach einer Lehrstelle gesucht. Es wurden im Rahmen des Coachings Bewerbungsunterlagen erstellt, einige Schnuppertage in verschiedenen Firmen organisiert und die finanzielle Situation, nach einigen bürokratischen Hürden, gesichert. Nach nur wenigen Wochen konnte Abdilahi nach einigen Schnuppertagen bei der Firma Polzinger überzeugen und bekam mit Juli 2012 eine Lehrstelle als Bodenleger angeboten. Heute hat Abdilahi bereits die ersten beiden Berufsschuljahre positiv absolviert und ist ein beliebter und unverzichtbarer Mitarbeiter der Firma geworden. Er fühlt sich wohl im Betrieb und kann es kaum erwarten, die Lehre im Herbst 2014 erfolgreich abzuschließen. Der Geschäftsführer des Unternehmens hofft bereits jetzt, dass Abdilahi auch nach Beendigung seiner Lehrzeit in der Firma bleibt.