die stallgass Züchtertreff des Ponyzuchtverbands in Wolfskehlen Kurzzusammenfassung

Transkript

1 die stallgass 2015/I Züchtertreff des Ponyzuchtverbands in Wolfskehlen Kurzzusammenfassung Inhalt 1. Änderung der Richtlinie zur Vergabe der Staatsprämie für Zuchtstuten (zukünftig nur noch, wenn auf Schenkelbrand verzichtet wird) Das Land Hessen hat ab 2015 eine Vorschrift erlassen, die die Staatsprämie nur noch zulässt, wenn a) die Fohlen nicht mehr gebrannt werden (Schenkelbrand) und b) die Stute selbst auch keinen Brand trägt (natürlich nur für Stuten ab Geburtsjahr 2015). 2. Weiter Staatsprämie oder alternative Prämierung für Stuten Der Hessische Verband erwägt daher, auf die Staatsprämie generell zu verzichten und statt dessen, die Anforderungen der Verbandsprämie höher anzusetzen (hinzu käme für die betroffenen Stuten eine Leistungsprüfung, wie bei den Hengsten). Die meisten Züchter haben dem zugestimmt. Ein Beschluss findet endgültig dann auf der Jahreshauptversammlung am 7. März in Lich statt. 3. Neue FN-Leistungsprüfungs-Richtlinien Erfahrungen aus dem ersten Jahr der Umsetzung Die neuen FN-Leistungsprüfungsrichtlinien sind für alle Zuchtverbände, die diese in den FN-Richtlinien genannten Rassen vertreten, verpflichtend und müssen auch für geprüfte Hengste und Stuten generell anerkannt werden. D. h.: ein in Hessen gekörter und leistungsgeprüfter Hengst muss auch z. B. in Bayern und Niedersachsen gekört und anerkannt werden.interessant ist auch eine Zuchtwertbeurteilung, vor allem was erbliche Gesundheits-Beeinträchtigungen angeht (Beispiel: Myotonie): seit diesem Jahr müssen New Forest Ponys und Deutsche Reitponys auf erbliche Myotonie getestet werden. Ebenfalls verpflichtend sind DNA-Tests jetzt auch für Hengstmütter und werden mit 10 Euro vom Verband bezuschusst. Leistungsprüfungen werden national ausgeschrieben: Stationsprüfungen in Erbach und Adelheidsdorf für die in den FN-Richtlinien vorgeschriebenen Rassen Feld-/Kurzprüfungen für gerittene Stuten Gangpferdeprüfungen in Weilrod Kaltblut-Zugprüfungen in Dillenburg Fahrprüfungen in Alsfeld Neu ist, dass hier auch Wallache und Pferde mit grünem Equidenpass geprüft werden können, um mehr über die Vererbungsqualitäten der Eltern zu erfahren. 4. Neues aus den FN-Rassebeiräten- und Rasseparlamenten Hier wurde darüber informiert, dass nicht alle Rassen durch Beiräte vertreten werden. Die entsprechenden Rasse-Interessengemeinschaften sind als Rassevertretung anzusehen. 5. Gastvortrag von Christian Tschoepke/Eckhard Scharf (Geschäftsführer vom Ponyforum): Bei der Hengstauktion wechselte ein Hengst (Numerus Clausus) für Euro den Besitzer, aber auch die Fohlenauktion brachte gute Ergebnisse. Im Schnitt gingen die Fohlen im August 2014 für Euro weg. Besonders gefragt sind bei Käufern von Ponies, außer Typ und Gangwerk vor allem die Umgänglichkeit, das Interieur des Pferdes. Leider lässt sich genau das schlecht bei einer Leistungsprüfung beurteilen. Südkoreanische Käufer haben im letzten Jahr 150 Ponys in NL, D und A gekauft, vor allem trächtige, gerittene Haflingerstuten, Welsh- B-Stuten und Shettys. 6. Termine 2015 Hengstleistungsprüfung (30-Tage-Test) auf dem Rollehof: bis (Abschlusstest) Stutenleistungsprüfung (30 Tage-Test) auf dem Rollehof: bis Jahreshauptversammlung am 7. März 2015 in Lich mit Vortrag von Aileen Nikolay Leistungsprüfungen in Hessen 11. April 2015 in Standenbühl: große Schauveranstaltung mit Züchtern aus Rheinland-Pfalz 7. Wünsche und Anregungen aus der Züchterschaft Hier gab es nur einzelne Anfragen, nichts von allgemeinem Interesse. Verena Scholian Bericht Don-Pferde S. 2 Working Equitation S. 3 Karabaghzucht S. 4 Fragebogen Fellfarben S. 6 Nachruf Unser Tobel hat uns leider ganz unerwartet verlassen. Tobel war ein sehr eleganter Hengst in ansprechender Lichtfuchsjacke mit sehr guten Grundgangarten, ein sehr gutes Springvermögen, Ausstrahlung und einen guten Charakter Im Ursprungsland erhielt er das Prädikat ELITE. Im Jahr 2001 wurde er als erster Hengst in das Zuchtbuch für Ukrainer Reitpferde in Österreich eingetragen. Sein unerwarteter Tod ist ein Tiefschlag für die ganze Familie - wir haben gedacht er wird 100. Impressum Mitgliederzeitung der IG Karabagh und eurasische Pferderassen e.v. Erscheint 3-4 Mal jährlich 1. Vorsitzende: Verena Scholian, Vogelsbergweg 11, Ginsheim-Gustavsburg verena@scholian.de Redaktion & Grafik: Silke Ehrenberger, Neubergstr. 8, Dossenheim silke.ehrenberger@turtledesign.de

2 Bericht Zu Gast bei Russlands engagierten Don-Pferdezüchter Pavel Moshchalkov Es hat schon lange nicht mehr geregnet. Seit ein paar Tagen ist die 30 Grad Marke überschritten und ein Ende der Trockenheit noch nicht in Sicht. Wir sitzen im Schatten unter dunklem Grün, das den Holzanbau am Haus von Pavel Moshchalkov fast völlig überwuchert. Bienen summen um uns herum, es wird Saft gereicht und Tee zur Erfrischung. Das ist nur der Auftakt, wir werden mit noch vielen Köstlichkeiten verwöhnt an diesem Tag. Wieder zu Gast sein bei einem der wenigen privaten Don-Pferdezüchter Russlands ist ein Erlebnis, auf das ich mich schon sehr lange gefreut habe. Vor zwei Jahren waren Verena und ich schon einmal hier. Damals habe ich mit Pavel Moshchalkov auf den Kauf seines schönen Don-Hengstes Gabr angestoßen, in den ich mich auf dem Marsch der Kosaken von Moskau nach Paris verliebte. Gabr, ein großer goldener Fuchs, hat sich inzwischen in meinem Stall im Hunsrück gut eingelebt und schaut zufrieden auf seine kleine Herde aus ebenso goldenen Don- und Budjonny-Stuten. Ein neues Projekt, wieder ein großer Ritt, ist für Don-Hengst Gabr von Glicerin aus der Babura (Bentos) dieses Jahr geplant, erzählt unser Gastgeber. Jetzt wird die neue deutsch-russische Freundschaft in einem teils gemeinsam gerittenen Treck von Moskau durch Polen nach Berlin manifestiert werden und gleichzeitig des Endes des Zweiten Weltkriegs gedacht werden, das sich 2015 zum 70sten Mal jährt. Die Liebe zu den Pferden soll einstige Feinde neu verbinden und die Schrecken des Krieges vergessen machen. Es gibt noch viel zu organisieren und vielleicht können wir ein Stück weit mit dabei sein. Noch sehr lebendig sind mir die Bilder der Kosaken, die 2012 die Ereignisse aus dem Jahr 1812 wiederaufleben ließen, als napoleonische Truppen von Kosaken auf Don-Pferden attackiert und bis nach Fontainebleau verfolgt wurden. Siegreich kehrten die Kosaken auf ihren eigenen Pferden wieder nach Russland zurück eine enorme Leis- Kosaken auf Don-Hengsten auf Station in Mainz (Ritt Moskau-Paris 2012) tung dieser Pferde, die für ihre Ausdauer, Kraft und Härte bekannt sind. Pavel Moshchalkov hatte das aufwendige Ereignis federführend organisiert und mit eigenen Hengsten reiten lassen. In vielen Ländern auf dem Weg von Moskau nach Paris wurden die goldenen Pferde staunend begrüßt. Ich bin gespannt auf die Don-Hengste im Stall hinter uns, jetzt in ihrem Sommerfell, und auf die Stuten, die ihre Fohlen bei Fuß haben. Auch auf ein Wiedersehen mit einigen Hengsten vom Ritt freue ich mich und will mir noch einmal den preisgekrönten Hengst Grach ansehen, der Vater meiner Stute Galograma, und vor allem auch ihre Mutter kennenlernen. Grach wird uns in der Reithalle vorgeführt, wirklich ein bildschöner Hengst und als Don-Hengst prämiert. Der Stutenstall ist etwas weiter entfernt auf einer kleinen Anhöhe gelegen. Als wir eintreffen kommen gerade Stuten und Fohlen von den riesigen Weiden zur Tränke an den Stall zurück. Es glänzt in allen Schattierungen von Gold. Wir stehen inmitten der Stuten, die Fohlen springen um uns herum. Ein sehr beeindruckendes Bild. Beim letzten Mal als wir die Stuten sahen war es Winter, und sie trugen alle einen dicken roten Pelz. Es gibt nur noch wenige Don-Stuten in Russland, zu gering wird ihr Wert anscheinend inzwischen geschätzt, und das, obwohl sie ein so wichtiger Teil der russischen Identität, Geschichte und Kultur sind. Pferderassen aus dem Westen sind en vogue und verdrängen die einheimischen Pferde. Auch die eigentliche Heimat der Don-Pferde, die Steppe, wo sie noch in der Herde aufwachsen können, wird immer mehr zu Ackerland umgegraben. Stutenherde Don-Hengst Grach von Garnison aus der Tschekuschka (Elite-prämierter Don- Hengst, Besitzer Pavel Moshchalkov) Die goldenen Zeiten der Don-Pferde scheinen fast vorbei zu sein. Aber es gibt Bemühungen von privater Seite, dies noch einmal umzukehren. Ich hoffe, es gelingt. Ich habe zwischen den Stuten die Mutter meiner jungen Don-Stute gefunden. Sie gefällt mir; es ist eine sehr typvolle Stute. Nach dem ich nun beide Elterntiere kennen gelernt habe bin ich gespannt, in welche Richtung sich Galograma weiter entwickeln wird. Es wird Zeit, wieder zum Haus zu gehen, das Abendessen und interessante Gespräche erwarten uns im Haus von Pavel Olegovitch Moshchalkov. Der Tisch biegt sich fast unter den Köstlichkeiten und Kochkunst und Gastfreundschaft sind kaum zu überbieten. Wir kehren am nächsten Morgen zurück in unsere Welt. Es bleibt die Erinnerung an interessante Gespräche und schöne Augenblicke mit den Pferden. Ich hoffe, es wird sich bald wieder die Gelegenheit ergeben, sich noch einmal zu sehen. Ich freue mich darauf. Und ich bin stolz meinem Traum, diese schönen Tiere hier in Deutschland zu züchten, ein Stück näher gekommen zu sein. Claudia Micke Weissbach 02

3 Bericht Working Equitation in Bayern Am 12. und am wurde auf Gut Ising in Bayern im Rahmen der Deutschen Polo Meisterschaft Medium Goal 2014 die Pferderasse Karabagh vorgestellt. Die Präsentation passte sehr gut in diesem Rahmen, da im Dezember 2013 in Aserbaidschan die historische Polopferderasse Karabagh in Verbindung mit dem Reiterspiel Chovgan, eine Urform des modernen Polosports, von der UNES- CO als Weltkulturerbe eingetragen wurde. (Quelle: Deutsche Unesco-Kommission e.v. Liste des dringend erhaltungsbedürftigen immateriellen Kulturerbes ) v.l.: Angela Mersch mit Gartal, Sophia Schelle mit Ilmah, Helga Obermüller mit Ibochan, Sohn von Gartal aus der Ilmah auf Gut Ising. Die Fahnen symbolisieren das Feuer. Dass die typischen Eigenschaften der Karabaghen wie Schnelligkeit, extreme Wendigkeit und Leistungsbereitschaft diese Pferde auch für andere Disziplinen des Reitsports auszeichnen, konnte an diesen beiden Tagen in einer musikalisch untermalten Show eindrucksvoll vorgeführt werden. In dieser Show wurden unter anderem Auszüge aus dem Stil-Trail des Reitsports Working Equitation vorgestellt. Angela Mersch mit Gartal, Sophia Schelle mit Ilmah, Helga Obermüller mit Ibochan. Die Pirouette zu dritt. Dieser in Deutschland noch recht junger Turniersport findet seinen Ursprung in den alten europäischen Reitweisen der Rinderarbeit und ist in verschiedene Disziplinen aufgeteilt. In der Dressur wird die Rittigkeit geprüft. Sie wird anfänglich zweihändig, in höheren Klassen einhändig geritten. Im Stil-Trail wird geprüft, wie zuverlässig Pferd und Reiter verschiedene Hindernisse und Geschicklichkeitsaufgaben bewältigen können. Im Speed-Trail werden die gleichen Aufgaben auf Schnelligkeit unter Beibehaltung der Präzision geprüft. In der Rinderarbeit geht es darum, ein einzelnes Rind aus der Herde in einen abgesteckten Bereich zu treiben. Sophia Schelle und Angela Mersch sind seit einigen Jahren turniermäßig in Deutschland und Österreich unterwegs und können bereits einige Turniererfolge vorweisen. Sophia Schelle nahm z.b mit ihrer Stute Ilmah bei Working Equitation in Pullman City in 2012 und 2013 in der Klasse M Teil und erreichte in 2013 den 4. Platz. In Monheim 2014 erreichte sie ebenfalls den 4. Platz. Einen schönen Turniereindruck zeigt ein YouTube-Video unter folgendem Link: Mit ihrem noch jungen Wallach Ibochan startete Sophia in Pullman City 2012 in der Klasse A und erreichte hier den 3. Platz. In 2013 startete sie in Wien ebenfalls in der Klasse A und in 2014 bereits in der Klasse L in Monheim. Angela Mersch mit Gartal: Ringstechen die Stange wird im Galopp aus einer Tonne aufgenommen, der Ring gestochen und die Stange wieder in eine Tonne abgestellt. Angela Mersch hat mit ihrem inzwischen 14jährigen Hengst Gartal in 2014 ebenfalls einige Turniere bestritten. Im Doma Vaquera-Turnier (Dressur) im Bayerischen Kochel in der Klasse DV1 erreichte sie den 2. Platz. In Working Equitation in Monheim 2014 startete sie in der Klasse L. Klasse M beinhaltet alle Turnierteile: Dressur, Stil- Trail, Speed-Trail und Rinderarbeit. Klasse A beinhaltet nur Dressur und Stil-Trail. Klasse L beinhaltet Dressur, Stil-Trail und Speed- Trail. Sophia Schelle mit Ilmah: Slalom mit fliegenden Wechseln im Stil-Trail. Helga Obermüller mit Ibochan: Sidepass über eine Stange. Im Laufe des Sommers 2014 hat das Bayerische Fernsehen einen Fernsehbeitrag für die Sendung Zeit für Tiere - Goldene Pferde für Bayern erstellt. In diesem Beitrag wurde ebenfalls die Rasse Karabagh vorgestellt. Die Sendung wurde am , 15:00 Uhr ausgestrahlt. Ein Ausschnitt vom Auftritt auf Gut Ising wurde in diesem Film ebenfalls gezeigt. Abrufbar ist diese Sendung in der Mediathek des Bayerischen Fernsehens. sendungen/zeit-fuer-tiere/goldene-pferde-bayern-100.html Weitere Bilder der Show kann man unter folgendem Link sehen: Bericht: Nan Brünig 03

4 Bericht Gedanken zur Karabaghzucht Karabaghpferde zählen zu den aussterbenden Pferderassen. Das rotgoldene Edeltier aus Karabagh ist ein wertvolles Kulturgut einer jahrhundertealten Konzentration von auf Reiteignung in bergigem Gelände selektierten Traditionsgenen. Diese zu erhalten ist Satzungsziel der IG Karabagh und Eurasische Pferderassen e.v. Über die Entstehung der Rasse ist nicht viel bekannt (siehe Rasseflyer im Netz, Link), umso tragischer ist die Tatsache, dass es reine Karabaghpferde heute nicht mehr gibt und der Anteil der Pferde mit hohem Originalblutanteil verschwindend gering ist und weiter sinkt. Das von der Vereinsvorsitzenden Verena Scholian in mühevoller Kleinarbeit gepflegte Zuchtprogramm erlaubt einen Überblick über die vorhanden Zuchtpferde und ihren Anteil an Originalblut, auch kann mithilfe dieses Programmes bei möglichen Anpaarungen der Inzuchtgrad berechnet werden. Wer sich hier einen Überblick verschafft, erkennt den Ernst der Lage: Da ein weltweiter Austausch der Gene zu Zeit nicht möglich ist, sind bei Vermeidung von Inzucht und einer Zuchtphilosophie aufbauend auf Wahrung traditioneller Gene nur wenige Anpaarungen möglich. Eine andere Zuchtphilosophie besteht darin, Araber in die Karabaghrasse einzukreuzen. Die Idee stammt von den Russen, die nach dem zweiten Weltkrieg mit den wenigen verbliebenen Karabaghen alten Blutes einen Neubeginn der Zucht starteten. Neben Arabern verwendeten sie dazu in der Anfangsphase auch einen Tersker und einen Budjonnyhengst. Die so entstandenen Kreuzungsprodukte und Originalpferde sollten dem Zuchtbuch II der Karabaghen zufolge in den kommenden Generationen untereinander weiter gekreuzt werden, um die Gene zu konsolidieren. Eine Besonderheit hierbei bildete die bis heute noch in Aserbaidschan eingehaltene Regel, dass niemals Araberstuten in der Zucht Verwendung fanden, sondern nur Karabaghstuten sowie deren Stutfohlen aus arabischen Hengsten oder Arabo-Karabaghhengsten. Obwohl auch sie mit arabischem Blut angereichert wurden und werden, blieben auf diese Weise die Stutenlinien erhalten und lassen sich lückenlos auf Originalkarabaghstuten zurückführen. Diese Regel hat nicht nur den interessanten Effekt, dass die mütterliche Originalkarabaghmitochondrien-DNA (mtdna) erhalten geblieben ist, sie hat auch einen bedeutenden Einfluss auf das Interieur. Während die mtdna die Energiegewinnung der Zellen sicherstellt - und damit das Leistungspotential bestimmt wirkt sich der unterschiedliche Lebensraum der Ursprungszuchtgebiete von Araber und Karabagh auf das Verhalten der Tiere aus. Ihr Verhalten lernen die Fohlen überwiegend von ihren Müttern, bei denen sie mehrere Monate oder - im natürlichen Herdenverband sogar bis zu mehreren Jahren bleiben. So kann, ähnlich wie bei uns Menschen ein Kinderlied oder ein Weihnachtsbrauch, bei den Pferden ein irgendwann einstudiertes Verhaltensmuster, das möglicherweise zum Überleben wichtig ist, über Generationen erhalten bleiben. Ein Beispiel für ein solches Verhalten wäre etwa die den Karabaghen nachgesagte Angewohnheit, bei Gefahr zu verharren und nicht wie einem Fluchttier angeboren wegzurennen. Angepasste Leistungsfähigkeit und Verhalten sind zwei grundlegende Pfeiler für den Gebrauchswert des Pferdes. Dieser muss bei den Originalkarabaghen außerordentlich gut gewesen sein, sonst hätte man diese Pferde nicht weltweit verschifft und nach dem Zweiten Weltkrieg mühevoll alle kläglichen Reste zusammengesucht. Mit der aserbaidschanischen Regel haben wir also eine entscheidende Formel für den Erhalt der Karabaghrasse in ihrer ursprünglichen Qualität. Aber können wir in Europa aserbaidschanisch züchten? In Europa gibt es gerade mal fünf Stuten mit einer Originalkarabagh-mtDNA [Sevin (von Inturist), Sirli (von Peshwaz), Sabah (von Peshwaz), sowie die Töchter von Sirli: Sheki (von Kizil) und Sevda (von Pushkin)], diese Stuten sind zudem eng verwandt. Der Anteil an Originalkarabaghblut ist allerdings bei diesen Stuten mit 12 bzw. 15/32 noch relativ hoch und wenigstens zwei dieser Stuten verfügen über die besonders gefragte karabaghtypische Goldfärbung. Die beliebte Goldfarbe (Sarylar) war, wohl weil der genaue Erbgang bis heute unbekannt ist, schon immer selten. In der Beschreibung des Karabaghpferdes von Marian Graf von Hutten-Czapski (1876) hatten nur 10 Prozent der Zuchtstuten diese Farbe. Um die in der gesamten Literatur zum Karabaghpferd als außergewöhnlich beschriebene Färbung zu erforschen, hat die IG-Karabagh einen Fragebogen ausgearbeitet (siehe Seite 6-8). Jeder Karabaghbesitzer, -züchter oder freund ist herzlich eingeladen, sich an der Erfassung der Farb- und Fellmerkmale zu beteiligen. Ziel ist, die äußerlich vorhandenen, sicht- und fühlbaren Eigenschaften zu sammeln und zu versuchen, ihre Vererbung zu entschlüsseln. So können wir vielleicht weitere seltene Merkmale der Karabaghpferde für die Nachwelt erhalten. Weiteres wertvolles Karabaghblut ist in Europa verfügbar als Gefriersperma mittlerweile verstorbener Hengste (Peshwas, 15/32 Karabaghblutanteil (KBA), Inturist 10/32 KBA), durch zwei rennleistungsgeprüfte Originalimporte aus Aserbaidschan (Ada mit 10/32 KBA und Gartal mit 7/32 KBA), und Nachzucht aus der Schweiz und Deutschland, z.b. Sagh-ol (14/32 KBA), Peshawar (13/32 KBA), Serko (11,3/32 KBA), oder Tilsim (7/32 KBA). Auch Arabo-Karabaghstuten enthalten, selbst wenn ihnen die karabaghtypische mtdna fehlt, seltene Karabaghgene hier wären z.b. die distanzerprobte Iswestija (5/32 KBA) die Prämienstute Tülay (6,5/32 KBA) oder das prämierte Stutfohlen Ebony-Aischa (5,5/32 KBA) beispielhaft zu nennen. Obwohl unsere heute lebenden Zuchtpferde also bestenfalls rechnerisch noch knapp zur Hälfte alte Karabaghgene besitzen, haben wir trotzdem in Europa verfügbar noch alles, was für die Zucht eines Original-Karabagh notwendig ist: Original-Karabaghstuten-mtDNA, Original-Karabaghverhaltensweisen, karabaghtypische Goldfarbe, Karabaghgene verschiedener (wenn auch nicht aller) Hengstlinien. Je nachdem, welches Zuchtziel sich Züchter setzen, fallen Fohlen mit hohem oder niedrigem KBA, die man strenggenommen bei der Bezeichnung sauber untergliedern sollte in Karabaghpferd (nach aserbaidschanischer Zuchtregel) Arabo-Karabagh (Fohlen von Stuten mit arabischer Mutterlinie) Karabaghkreuzung (Nur ein Elterntier Karabaghpferd oder Arabo-Karabagh, das andere kein Araber) Gemessen an dem wenigen Karabaghblut, das uns überhaupt noch zur Verfügung steht, stellt sich die Frage: Können wir es uns leisten, die Elterntiere nach weiteren Kriterien auszusieben? Im Gespräch sind Exterieurmängel wie beispielsweise eine weiche Fesselung oder eine kuhessige Stellung der Hinterbeine. Dazu sollte man wissen, dass das, was man sieht, sich zwar vererben kann - dies aber nicht muss. Ein Pferd, das seit 6 Generationen sowohl mütterlicherseits als auch väterlicherseits ein gutes Fundament hat, wird die dazu nötigen Gene auch sehr wahrscheinlich vererben. Doch in welchem Stammbaum unserer Karabaghpferde können wir das über 6 Generationen sagen? Viele Exterieurmängel sind zudem außerhalb der deutschen Warmblutzucht erwünschte oder übliche Eigenschaften als Anpassung an eine Spezialnutzung: Die lange Fessel ist für schnellste Bewegungen (Rennpferd) unerlässlich. Sie wirkt wie die schnellende Feder, die Schleuder für den Körper (Wrangel, Buch der Pferde, 1928). Oder: Senkrückige Pferde zeichnen sich meistens durch besonders bequeme Gänge aus. Es sitzt sich auf ihnen wie auf einem Schaukelstuhl (ebenda). Ob Mangel oder nicht - was sich an sichtbaren Äußerlichkeiten mit welcher Wahrscheinlichkeit vererbt, kann man spaßeshalber im Fall der Abzeichen überprüfen. Auch hinsichtlich des Exterieurs und der Gangveranlagung gibt es markante Unterschiede bei den Vollbrüdern. Während Fecske nach seiner Mut- 04

5 Bericht Aufruf Farbvererbungs- Fragebogen Liebe Karabaghbesitzer, Auf den folgenden 3 Seiten hat Silke Dehe einen Fragebogen zusammengestellt. Bitte seid o lieb und füllt ihn aus und schickt ihn an Silke Dehe. Gerne könnt ihr den Bogen auch digital unter folgendem Link ausfüllen: informationen/fragebogen.htm Hilfen dazu: informationen/farbmerkmale_ Karabagh.pdf Vorschau Bei der Anpaarung Baba (Kabardinerstute, Rappe ohne Abzeichen) x Agdam (Fuchs, Blesse, linker Hinterfuß weiß; Abstammung Ada x Tamar) fielen die beiden Vollbrüder Fecske (Dunkelfuchs mit Flocke) und Zorro (Fuchs, Blesse, linker Hinterfuß und rechter Vorderfuß weiß) ter kommt und einen wenig spektakulären Trab bei normaler Fesselung zeigt, präsentiert der um zwei Jahre jüngere Zorro (Lugh) hierbei enormen Raumgriff und elastischen Schwung, der auch seinem Vater eigen ist und auf einer eher langen Fessel basiert. In Bezug auf die Körpergröße kann schon jetzt festgehalten werden, dass Zorro seinen knapp vierjährigen Bruder überwachsen hat. Allerdings hat Fecske vier Jahre auf einer energiearmen Koppel in Ungarn verbracht, während Zorro von dort als Absetzer auf eher üppige Weiden im Taunus umgezogen ist. Hier ist also nicht zweifelsfrei erkennbar, ob Gene oder das höhere Nahrungsangebot den Größenunterschied bewirkt haben. Und wie sieht es mit dem anderen, für Reiter mindestens ebenso wichtigem Interieur aus? Das kennen wir oft noch nicht einmal aus der Elterngeneration. Der größte Unterschied der oben betrachteten Vollbrüder besteht im Temperament. Der eher mäßig bewegungsfreudige Fecske ist sehr darauf Bedacht, zu Menschen Abstand zu halten, man würde ihn schon als scheu bezeichnen und im Umgang deswegen schwierig. Zorro dagegen ist energiebeladen, neugierig und Menschen gegenüber aufgeschlossen und freundlich. Da nicht bekannt ist, welche Erfahrungen Fecske in Ungarn mit Menschen gemacht hat, ist der Aussagewert hinsichtlich Vererbbarkeit dieser Eigenschaften gering. Beide Elterntiere sind menschenfreundlich und unkompliziert in der Handhabung. Charakterisieren wir heutige Karabaghpferde dann dürfen wir nicht vergessen, dass sie rechnerisch zumeist bedeutend mehr Araberblut haben. Wir wissen, (Otto Saenger, 1981) dass die Beduinen ihre Araber nicht auf Exterieur und Typ selektierten. Das Produkt, was sie dadurch erhielten, wurde und wird dennoch als Veredler für einen Großteil der heutigen Rassen eingesetzt. Was aber ist arabertypisch was ist karabaghtypisch, was ist pferdetypisch? Wer Zuchttiere selektieren will, muss sich vorerst darüber Klarheit verschaffen. Bis wir wissen, was wir eigentlich züchten (wollen), sollten wir vorsichtig darin sein, unsere Goldstücke zu verwerfen, weil sie Exterieurmängel haben, die zudem für die Reitponyzucht definiert wurden. Bei der Erfassung unserer Karabaghmerkmale stehen wir am Anfang und vor einer großen Aufgabe. Silke Dehe In der nächsten Stallgass: Distanzerfolge von Patricia Kern mit ihrem Karabagh Sharcan Buryatenpferd, Zabaikalsky, Transbaikalpferd Aufruf: Liebe Mitglieder, bitte schickt mir Berichte und Bilder über eure Pferde um so bunter und interessanter kann ich die Stallgass für euch machen. Auch Verkäufe - Pferde oder auch Pferdebedarf könt ihr an mich mailen: silke.ehrenberger@turtledesign.de Danke und liebe Grüße Silke 05

6 Fragebogen für die Erfassung von Farb- und Fellmerkmalen bei Karabaghen Name des Pferdebesitzers: Datum der Erfassung: (Fellzustand: Sommerfell/ Winterfell/ Fohlenfell?) Name des Karabagh Arabo-Karabagh Geboren am: Geschlecht: Stute Hengst Wallach Abstammung: Vater: Mutter: I. Grundfarbe: 1. Fuchs Brauner Rappe Schimmel Andere, nämlich 2. Beschreibung der Farbe des Schutzhaars (= Langhaar: Mähne und Schweif): a) einfarbig mehrfarbig, nämlich: b) weiße Haare: überwiegen viele wenige keine c) graue/silbrige Haare: überwiegen viele wenige keine d) hellbraune Haare: überwiegen viele wenige keine Diagramm zur Erfassung der Haarwirbel auf Seite 8 - bitte mit rotem Stift ankreuzen. Danke e) rötliche Haare: überwiegen viele wenige keine f) dunkelbraune Haare: überwiegen viele wenige keine g) schwarze Haare: überwiegen viele wenige keine h) Sonstige Farbe? überwiegen viele wenige keine i) Werden die Haare an den Spitzen andersfarbig? Nein Ja, und zwar 3. Bei mehrfarbigem Schutzhaar: Ist eine Hülse erkennbar? Ja / nein 4. Beschreibung des Deckhaars (= Kurzhaar, Abzeichen hierbei bitte nicht berücksichtigen) a) einfarbig mehrfarbig, nämlich b) weiße Haare: überwiegen viele wenige keine c) graue/silbrige Haare: überwiegen viele wenige keine d) hellbraune Haare: überwiegen viele wenige keine e) rötliche Haare: überwiegen viele wenige keine f) dunkelbraune Haare: überwiegen viele wenige keine g) schwarze Haare: überwiegen viele wenige keine h) Sonstige Farbe? überwiegen viele wenige keine i) Werden die Haare an den Spitzen andersfarbig? Nein Ja, und zwar II. Aufhellungen 1. Ist das Falbgen sicher vorhanden? ja nein nicht bekannt 2. Ist der Creamfaktor sicher vorhanden: ja nein nicht bekannt III. Wildmerkmale Folgende Merkmale sollten im Fohlenfell, Sommerfell und Winterfell überprüft werden, da sie nicht immer erkennbar sein können. 06

7 Fragebogen für die Erfassung von Farb- und Fellmerkmalen bei Karabaghen 1. Ist ein Aalstrich sichtbar? a) Nein Ja, immer sehr deutlich ja, aber undeutlich b) Wenn vorhanden: Scheint der Aalstrich farblich ins Langhaar auszulaufen? Ja nein c) Wie sieht der Aalstrich von oben gesehen aus? (bitte Skizze oder Foto beifügen) 2. Hat das Pferd Zebrastreifen an den Beinen? a) Ja nein b) Wenn ja, wo? An den Vorderbeinen an den Hinterbeinen 3. Ist ein dunklerer Streifen/ Fleck an der Schulter erkennbar? a) Ja nein b) Wenn ja, wie ist die Ausprägung: ein dunkler Streifen mehrere Streifen dunkles Dreieck Sonstiges? 4. Hat das Pferd eine Maske? Ja nein IV. Weiße Abzeichen 1. Hat das Pferd weiße Abzeichen am Kopf? a) Nein Ja (wenn ja, bitte Foto oder Skizze bzw. Kopie aus Equidenpass beifügen) b) Wenn Blesse vorhanden: Erreicht die Blesse ein Auge? Ja nein c) Wenn Blesse vorhanden: Ist die Unterlippe weiß? Ja nein d) Gibt es weiße Flecken am Kopf, die nicht mit der Blesse verbunden sind? Ja nein 2. Hat das Pferd weiße Abzeichen an den Beinen? a) Nein Ja (wenn ja, bitte Foto oder Skizze bzw. Kopie aus Equidenpass beifügen) b) Bei Beinabzeichen: Reicht das Weiß über ein Sprunggelenk oder Vorderfußwurzelgelenk hinüber? Ja nein c) Gibt es weiße Flecken an den Beinen, die nicht mit den Beinabzeichen verbunden sind? Ja nein 3. Hat das Pferd einen weißen Bauchfleck? a) Bauchfleck vorhanden: Ja nein b) Wenn Bauchfleck: Wie groß ist er ungefähr? Erbse Apfel Fußball Sonstiges? c) Hat das Pferd außerhalb von Kopf und Beinen weiße Punkte (nicht gemeint sind Stichelhaare!) Ja nein d) Wenn weiße Punkte vorhanden: Es sind mehr als 10 weniger als 10 e) Weiße Punkte: Sie haben eine Größe von bis cm Durchmesser. 4. Hat das Pferd Stichelhaare? Ja nein 5. Hat das Pferd dunkle Kronrandflecken? Ja nein V Sonstige Farbmerkmale: 1. Gibt es Königsflecken im Deckhaar? Ja nein 2. Sieht das Deckhaar wie mit Rauch oder Ruß überzogen aus? Ja nein VI Farbe der Augen: 1. Ist die Iris ähnlich wie beim Menschenauge von weiß umgeben? Ja nein 2. Wie ist die Farbe der Iris? 07

8 Fragebogen für die Erfassung von Farb- und Fellmerkmalen bei Karabaghen Schwarz dunkelbraun hellbraun bernsteinfarben grün blau dunkelviolett anders 3. Welche Haarfarbe haben die Wimpern am Oberlid? VII Farbe der Hufe 1. Welche Huffarben kommen vor? a) An Bein/en ist das Hufhorn einfarbig dunkel b) An Bein/en ist das Hufhorn einfarbig hell c) An Bein/en ist das Hufhorn zweifarbig gestreift d) Korrelieren weiße Abzeichen mit hellen Hufen? Ja nein e) Gibt es helle Hufe/ gestreifte Hufe an Beinen ohne Abzeichen? Ja nein VIII Hautfarbe: 1. Gibt es Areale mit unpigmentierter (rosa) Haut? Ja nein a) Wenn ja: nur in Verbindung mit weißen Abzeichen auch unabhängig von weißen Abzeichen b) Wenn rosa Haut ohne Abzeichen, wo? Nüstern Bauchunterseite Schweifrübenansatz innen Geschlechtsteile IX Fellmerkmale: 1. Ist das Fell lockig? Ja nein a) Wenn ja: Locken gibt es im Sommerfell Winterfell (Photo?) b) Gelockt sind: Langhaar Kurzhaar 2. Auf welche Seite (vom Reiten aus gesehen) fällt die Mähne? a) Überwiegend nach rechts überwiegend nach links b) Etwa regelmäßig mit Scheitel in der Mitte zu beiden Seiten c) Anders, nämlich: 3. Glänzt das Kurzhaar? Ja nein a) Wenn ja: normaler gesunder Fellglanz/ eigentümlicher Goldglanz (z.b. wie bei Achaltekkinern, teilw. nur im Sommerfell erkennbar)/ nicht bekannt b) Wenn Goldglanz: Fühlt sich das Deckhaar im Vergleich zu nicht goldglänzendem Fell anderer Pferde anders an? Ja nein c) Wenn anderes Fellgefühl bei Goldglanz: Wie fühlt es sich an? 4. Hat Ihr Pferd Haarwirbel? Ja nein a) Wenn ja: Bitte geben Sie die Lage der Haarwirbel mit einem Kreuz im Diagramm auf Seite 6 an. X. Ergebnis der Erfassung Farb- und Fellmerkmale bei Karabaghen 1. Sind Sie am Ergebnis unserer Erfassung interessiert? Ja nein Wo dürfen wir Ihnen unsere Zusammenfassung hinsenden? Name: Tel. Adresse: Gibt es weitere Auffälligkeiten bei Ihrem Karabagh, die Sie uns mitteilen wollen? Wir freuen uns über jeden Hinweis und auch Fotografien von Ihrem Pferd. Sie würden uns sehr helfen, wenn Sie diesem Fragebogen noch eine Kopie des Abzeichendiagramms aus dem Equidenpass beifügen würden oder die Abzeichen im Diagramm mit den Haarwirbeln (Anlage 1) skizzieren. Senden Sie den Fragebogen und ggf. weitere Informationen über Ihr Pferd bitte bis an: Silke Dehe Lindenstraße Hunzel DANKE! 08