Vorlesung Beschneidung. F. Schier Kinderchirurgie Universität Mainz
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- Franka Kohler
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1 Vorlesung Beschneidung F. Schier Kinderchirurgie Universität Mainz
2 physiol. Circumcidere = herumschneiden - vielleicht älteste Operation - häufigste Operation im Kindesalter
3 physiol. Gründe - medizinisch (pathologische [= Vorhautverengung] und deren ) - rituell
4 physiol. - ab 3. Schwangerschaftsmonat Bildung aus der Penisschafthaut - embryonal Präputium und Glans verbunden - intrauterin zunehmende lakunäre Lösung beider Strukturen, bei Geburt meist noch nicht abgeschlossen
5 physiol. während erster Monate physiologische komplette Präputiallösung ( % ) neonatal 6. Monat 1. Jahr Lebensalter 2. Jahr 3. Jahr
6 physiol. physiologische in den ersten 24 Lebensmonaten ist sowohl die nicht zurückstreifbare Vorhaut als auch das fehlende Erkennen des Meatus urethrae normal
7 physiol. Meatus sichtbar beim männlichen Neugeborenen ja 54,0% 46,0% nein
8 physiol. besser nicht Zurückstreifen Lösungsversuche in den ersten 24 Lebensmonaten präputiale Längseinrisse sekundäre pathologische
9 physiol. pathologische 1.) jenseits des 24. Monats nicht über Glans streifbar 2. Harnverhalt wegen in ersten 24 Monaten
10 physiol. pathologische 3.) Paraphimose ( = spanischer Kragen ) 4.) rezidivierende Balanitis (Entzündung der Glans) und Posthitis (Vorhautentzündung)
11 physiol. pathologische 5.) Harnabflußstörung (akut, chronisch) 6.) rezidivierende Harnwegsinfekte aber: 195 circumcisions would be needed to prevent one hospital admission for urinary-tract infection in the first year of life (To T. et al.; Lancet 352 (1998), )
12 physiol. Louis XVI Unfähigkeit des Vollzugs der Ehe mit Marie Antoinette wegen einer mit schmerzhafter Erektion. 4 Jahren danach Zirkumzision (Heirat mit 15, Marie Antoinette war 14)
13 physiol. Zirkumzision und Peniskarzinom 8 5, Penis-Ca 115, Kontrolle 355 3,2 2,8 0-2 keine Zirkumzision Genitalwarzen chron. Raucher
14 physiol. Peniskarzinom, HIV - Risiko signifikant erhöht: Genitalwarzen, kein Kondomgebrauch - nicht signifikant: Prostituiertenkontakt, keine Zirkumzision, viele Sexualpartner - Zusammenhang mit HIV-Risiko noch nicht nachgewiesen
15 physiol. Therapie der 1.) lokale Applikation von Steroiden oder Östrogenen 2.) radikale Zirkumzision = Vorhautentfernung 3.) normale Zirkumzision = Vorhautkürzung 4.) dorsale Inzision = Längsspalten und Quervernähen
16 physiol. Östrogene - nicht invasiv - umstritten - kaum erfolgreich - zeitaufwendig
17 physiol. konventionelle Zirkumzision
18 physiol. konventionelle und - Video
19 physiol. alternative Technik: Plastibell Plastibell (Plastikring zwischen Eichel und Glans mit äußerer Schnürfurche)
20 physiol. alternative Technik: TaraKlamp
21 physiol. der Beschneidung (1) - Nachblutung - Infektion - Rezidiv - Glans- oder Penisamputation - Kompartment-Syndrom - Meatusstenose (?)
22 physiol. Meatusstenose nach Beschneidung - meist Folge der chronischen Balanoposthitis vor Zirkumzision - selten intraoperativ Meatusverletzung
23 physiol. der Beschneidung (2) Lösen der Vorhaut teilweise Amputation des Penis
24 physiol. der Beschneidung (3) vollständige Amputationen des Penis Es gibt Spezialisten für Penisrekonstruktionen (Ägypten)
25 physiol. Geschichte - männliche Beschneidung - erste Beschreibungen im späteren Paläolithikum, J, Höhlenmalereien, z.b. in Neuguinea - meist Inzisionen von Präputium, Glans oder gesamten Penis als männliche Menstruation zur Selbstreinigung - Ägypten bis v. Chr., Papyrus Ebers: Mittel bei Nachblutung nach Zirkumzision: Vermische..., Honig..., Tintenfischknochen..., Maulbeerfeigenbaum..., Früchte von..., und lege es auf. Relief aus Ankh-ma-Hor in Sakkarah
26 physiol. weit verbreitet - Phönizier - Azteken - Mayas - Aborigines - Abyssinier - Polynesier - Fidschi - Samoaner
27 physiol. Beschneidung in den USA 100 neonatale Beschneidung (%) heute
28 physiol. rituelle Beschneidung Christen: Abraham ließ sich mit 99 Jahren aus Verbundenheit mit Gott beschneiden (Genesis 17) Juden: Beschneidung am 8. Lebenstag Moslems: Ismael, Abrahams ältester Sohn, ließ sich mit 13 Jahren gemeinsam mit seinem Vater beschneiden. Muhammeds Überlieferungen / Rundbrief der Deutschen Muslim-Liga 1997: -Entfernen der Schamhaare, -Beschneidung, -Kürzen des Schnurrbartes, -Entfernung des Achselhaars, -Schneiden der Fingernägel. Islamisches Rechtssystem (Fiqh): empfohlen mit 7 bis 10 Jahren. oft durchgeführt mit Fest durch einen Beschneider zu Hause
29 physiol. nicht erlaubt - juristisch Körperverletzung : Beschneiden von Kindern ohne medizinischen Grund (auch wenn durch rituellen Beschneider oder Arzt vorgenommen) - auch Körperverletzung, wenn Eltern unterschrieben haben! - ebenfalls verboten: Schwanzkupieren bei Hunden ohne Narkose und Sterilität
30 physiol. Geschichte - Beschneidung bei der Frau - Römer: bei Sklaven Metallklammern oder -Spangen durch große Labien oder Vorhaut - Moslems: unterschiedlich, nicht festgelegt - früher in Frankreich und Spanien häufig Jhrhdt päpstliches Dekret zur Durchführung - USA und England: zur Th von Masturbation, Hysterie, Melancholie, Epilepsie, lesbischen Lebensformen - bis Anfang des 20. Jahrhunderts bei den Skopten in Russland und Rumänien
31 physiol. Beschneidung bei der Frau - derzeitige Lage weltweit
32 physiol. Beschneidung bei der Frau in Afrika - WHO: 132 Millionen beschnittene Frauen - jährlich weitere 2 bis 5 Millionen neue Beschneidungen - nicht nur Islam, auch Christen (Katholiken, Protestanten, Kopten) und Juden z.b. Nigeria 29 Mio Frauen = 50% aller Frauen Ägypten 25 Mio = 80% Somalia 5 Mio = 98%
33 physiol. Beschneidung bei der Frau - Video
34 physiol. Beschneidung bei der Frau - Techniken totale oder subtotale Klitoridektomie plus totale oder subtotale Entfernung der kleinen Schamlippen plus inkompletter Verschluß der großen Schamlippen (Infibulation)
35 physiol. sonstige Techniken - Inzision - Einbringen von Nadeln oder Ringen - Dehnen von Klitoris oder Schamlippen - Verbrennungen - Einbringen korrosiver Substanzen in die Vagina etc.
36 physiol. Früh- - Harnverhalt - Blutungen, ggf. hypovolämischer Schock - Infektionen,z.B. Gangrän, Tetanus, aufsteigende Infektionen von Uterus, Adnexen, Harnblase, Nieren - Verletzungen von Harnröhre und -Blase bis zur Inkontinenz - Verletzungen des Rektums mit Inkontinenz - Verletzungen der Scheidenwand - Zungenbißverletzungen, Frakturen von Clavicula, Femur und Humerus, Hüftkopfluxation
37 physiol. Langzeit- - Infektionen (Vulvaabszesse, chronische Urethritiden, Pyelonephritiden, Adnexitiden) - im Sudan Grund für 25 % aller kinderlosen Ehen - Zysten (epidermale Einschlüsse) - Neurome mit schmerzhaften Dyspareunien - behinderter Abfluß von Urin, Vaginalsekret und Menstruationsblut - Vaginalsteine - Menstruationsschmerzen und -Unregelmäßigkeiten, ggf. Hämatometrie und Hämatokolpos
38 physiol. Geburtskomplikationen - perineale Zerreißungen - Verletzungen von Urethra und Vagina - Verletzungen des kindlichen Kopfes - Uterusrupturen - verzögerte Geburt - kindliche Asphyxien
39 physiol. Maßnahmen gegen Beschneidung 1946 Verbot im Sudan durch Engländer 1958 erste WHO-Studie 1977 erste Broschüren von Terre des Hommes 1979 erste afrikanische Konferenz in Khartoum 1980 Weltkonferenz der UNO 1992 abgelehnt durch WHO und International Federation of Gynecology and Obstetrics 1995 abgelehnt durch American College of Obstetricians and Gynecologists verboten in: Großbritannien, Norwegen, Schweden, Benelux-Staaten, USA (bis 18. Lebensjahr), etc.
40 physiol. Zusammenfassung - menschenverachtend und unethisch: jede medizinisch nicht-indizierte Beschneidung von Mädchen und Jungen - verstümmelnd: besonders die weibliche Beschneidung - abzulehnen: jede Art der Durchführung, auch durch Ärzte oder rituelle Beschneider
41 physiol. dennoch 4 von 16 Bundesländern bezahlen über das Sozialamt die Kosten einer Beschneidung, auch einschließlich der anschließenden Feierlichkeit z.b. Thüringer Verwaltungsvorschriften zum Asylbewerbergesetz: : Die Kosten zur Gewährleistung des religiösen Existenzminimums, insbesondere die Kosten der Beschneidung von Muslimen und Juden, sind zu übernehmen.
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