Wissenswert. Kranke Geschäfte mit der Antibaby-Pille? Von Anna Florenske

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1 Seite 1 von Hessischer Rundfunk hr2-kultur Redaktion: Heike Ließmann Wissenswert Kranke Geschäfte mit der Antibaby-Pille? Von Anna Florenske Sendung: , Uhr, hr2-kultur Sprecherin Sprecher für Nachrichtenmeldungen Musik/Atmos O-Töne Copyright Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Der Empfänger darf es nur zu privaten Zwecken benutzen. Jede andere Verwendung (z.b. Mitteilung, Vortrag oder Aufführung in der Öffentlichkeit, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verteilung oder Zurverfügungstellung in elektronischen Medien, Übersetzung) ist nur mit Zustimmung des Autors/der Autoren zulässig. Die Verwendung zu Rundfunkzwecken bedarf der Genehmigung des Hessischen Rundfunks.

2 Seite 2 von Anmoderation: Heute wird die Antibabypille 50. Vor genau 50 Jahre kam das erste hormonale Verhütungsmittel in den USA auf den Markt. Ein Jahr später dann auch in Deutschland. Ein Meilenstein in der Medizingeschichte: Die Pille bescherte vielen Paaren endlich sexuelle Freiheit ohne die Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft. Die Pille ist hierzulande das beliebteste Verhütungsmittel. Doch weil kaum bekannt ist, dass das hochwirksame Medikament auch hohe Risiken für die Anwenderinnen bergen kann, hat Anna Florenske zum heutigen Geburtstag diese Hintergründe für Sie:

3 Seite 3 von Atmo 1: Pille aus Blisterverpackung rausdrücken O-Ton 1 (Anna 0 11) Die meisten Mädchen, die wir kennen, unsere ganzen Freundinnen, haben eigentlich alle die Pille. Sprecherin: Mehr als die Hälfte aller erwachsenen Frauen in Deutschland verhütet mit der Antibabypille. Bei den jungen Frauen unter 29 sind es sogar fast drei Viertel. Deutschland ist damit in Europa führend: das Land, in dem die meisten Frauen die Pille nehmen. O-Ton 2 (Anna 0 57) Ich kannte das halt von Freundinnen und von anderen Mädchen. Und mir war soweit klar, dass das das sicherste ist Das haben alle genommen und dann wollte ich das auch nehmen. Sprecherin: Mit der Pille verhütet es sich leicht und zuverlässig, das überzeugt besonders viele Mädchen und junge Frauen. Und so wirkt eine Antibabypille: Fast alle Präparate enthalten zwei künstliche Hormone, die den natürlichen Hormonen im weiblichen Eierstock entsprechen: nämlich ein Östrogen und ein Gestagen. Diese Hormone hemmen die Eireifung und damit den Eisprung. Dadurch kann es nicht zur Befruchtung kommen. Außerdem verändern die Hormone den Schleim im Gebärmutterhals, so dass männliche Samen nicht in die Gebärmutter eindringen können. Ein Medikament, das vor ungewollten Schwangerschaften schützt. Eine Errungenschaft in der Medizingeschichte. Seit einem halben Jahrhundert können Frauen Sexualität und Mutterschaft nun selbstbestimmt voneinander trennen. Atmo Blisterverpackung/ evtl verblenden mit Musik Je t aime.

4 Seite 4 von Die Antibabypille hat sich weiter entwickelt. Im Vergleich zu den Präparaten der ersten Generation enthalten heutige Pillen meist andere Wirkstoffe, sind wesentlich geringer dosiert und meist besser verträglich. Inzwischen gibt es mehr als 200 verschiedene Antibabypillen auf dem deutschen Markt. Atmo Blisterverpackung Und: es werden immer mehr. Denn: Das Geschäft mit den Verhütungspillen ist lukrativ. Wie lukrativ genau, das behalten die Pharmahersteller gern für sich. Gerd Glaeske von der Abteilung für Gesundheitsökonomie an der Universität in Bremen kennt die Verkaufszahlen trotzdem. O-Ton 3 (2 ) Und ich kann dann eben sagen: Im Jahr 2009 wurden 21 Millionen Packungen verkauft. Zu einem Umsatz, bei den Herstellern, von ungefähr 430 Millionen Euro. Wenn man das in der Apotheke hochrechnet, dann kommt man rund auf 700 bis 800 Millionen Euro. Sprecherin: Ein florierendes Geschäft. Unbestritten: Alle Antibabypillen verhüten heute ziemlich sicher. Aber: die Pille hat auch Schattenseiten. Wirkung ohne Nebenwirkung gibt es bei kaum einem Medikament. So leiden manche Frauen, die die Pille schlucken, unter Übelkeit, Brustspannen oder Kopfschmerzen. Auch psychische Verstimmungen treten auf, bei manchen führt die Einnahme auch zum Libidoverlust. In einzelnen Fällen aber kann das Verhütungsmittel sogar lebensbedrohliche Risiken haben. O-Ton 4 (V5) Die Ausbildung von Blutgerinnseln und deren mögliche Verschleppung in die Lungenarterien ist eine bekannte Nebenwirkung bei der Anwendung von hormonalen Verhütungsmitteln.

5 Seite 5 von Sprecherin: erklärt Bernhardt Sachs vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. O-Ton 5 (5f) Diese Ausbildung von Blutgerinnseln kann in seltenen Fällen tödlich verlaufen. Das sind dann sehr tragische Fälle. Auf diese Nebenwirkungen wird aber in den Produktinformationen //hingewiesen. Sprecherin: Blutgerinnsel auch Thrombosen genannt sind eine seltene, aber die gefährlichste aller Nebenwirkungen bei der Pille. Wandert so ein Blutgerinnsel z.b. in die Lunge, kann es eine tödliche Lungenembolie auslösen. Frauen, die die Antibabypille einnehmen, bekommen viermal häufiger Blutgerinnsel als Frauen, die nicht hormonell verhüten. Dass die Pille die Gefahr für Blutgerinnsel erhöht, ist lange bekannt. Umstritten war allerdings bisher, ob bestimmte Wirkstoffe gefährlicher sind als andere. Im September 2009 schlagen die Wellen dann hoch. Die Pille macht Schlagzeilen, schlechte Schlagzeilen Atmo Nachrichtenticker Sprecher (Zeitungsschlagzeilen): Tod durch Antibabypille? Todesfälle lenken Verdacht auf Antibabypille Auf die Verhütung folgte der Tod Lungenembolie durch Pille Sprecherin: Im September 2009 stirbt eine junge Schweizerin an einer Lungenembolie. Sie hatte eine Antibabypille mit einem recht neuen Wirkstoff namens Drospirenon eingenommen. Für die schweizerische und dann auch die europäischen Arzneimittelbehörden war dies Anlass, in einer Untersuchung der Sache genau auf den Grund zu gehen.

6 Seite 6 von Zentrale Frage dabei: Können verschiedene Pillen- Wirkstoffe, wie das recht neue Drospirenon das Risiko auf Blutgerinnsel ihrerseits noch zusätzlich erhöhen? Bernhard Sachs von der deutschen Arzneimittelbehörde kennt die Antwort. O-Ton 6 (Sachs 2): Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind, dass // die Anwenderinnen von oralen Verhütungsmittel, die Drospirenon enthalten - also von solchen jüngeren Verhütungsmitteln - ein höheres Risiko haben für die Ausbildung von Blutgerinnseln in den Venen und deren Verschleppung in die Lunge als das Anwenderinnen haben, die orale Verhütungsmittel die das Gestagen Levonorgestrel enthalten also das sind solche, die schon sehr viel länger auf dem Markt sind. Sprecherin: Es ist somit jetzt klar: Das Risiko, ein Blutgerinnsel zu bekommen, ist nicht bei jeder Antibabypille gleich groß. Neuere Pillenwirkstoffe wie das Drospirenon sind gefährlicher als ältere Wirkstoffe. Der Hintergrund: Östrogene und Gestagene haben in ganz unterschiedlicher Weise einen Einfluss darauf, wie hoch das Risiko für Blutgerinnsel bei einer Pille ist. Bei den Östrogenen kommt es vor allem auf die Menge an: Unter 35 Mikrogramm befürchten Experten keine Gefahr das ist bei vielen heute verkauften Pillen der Fall. Anders ist es bei den Gestagenen zu ihnen zählt auch das Drospirenon: Hier ist vor allem entscheidend, welches Gestagen verwendet wird, wenn man das Risiko von Blutgerinnseln oder Gefäßverschlüssen gering halten möchte. Atmo Blisterverpackung Sprecherin: Die Untersuchungen der Arzneimittelbehörden bestätigen, was kritische Pharmakologen wie Gerd Glaeske von der Uni in Bremen schon lange betonen!

7 Seite 7 von O-Ton 7 (1/7 36) Wir haben ältere Gestagene, die eigentlich sehr gut erprobt sind. Und wir haben immer wieder neue Gestagene, die dann weniger gut erprobt sind. Bei denen aber die Sorge berechtigt ist, dass die Gefäßverschlüsse ansteigen. Und das ist in der Tat bei den neuen Gestagenen der Fall: Hier ist es nicht mehr eine Frau auf 7000 Frauen, sondern eine Frau auf 3500 Frauen. D.h. das Risiko, einen Gefäßverschluss zu erleiden, ist doppelt so hoch. Atmo Blisterverpackung O-Ton 8 (2/2 43) Und wenn man sich dann anschaut: Wie hat sich dieser Markt verändert in Richtung neuer Gestagene - //dann stellen wir fest, das bei dieser wichtigsten Gruppe der Einphasenpräparate, // rund drei Viertel aller Präparate mit neuen Gestagenen vermarktet werden D.h. mit Gestagenen, die in der medizinischen Literatur als problematischer dargestellt werden im Vergleich zu den bisher verfügbaren älteren Gestagenen. 26 Insofern haben wir tatsächlich //einen Risikomarkt. Sprecherin: Das bedeutet: Neuere Präparate mit neueren Gestagenen sind doppelt so riskant für die Frauen im Vergleich zu älteren. Und trotzdem werden heute zunehmend die neueren Antibabypillen verkauft die mit den gefährlicheren Wirkstoffen. Und diese Entwicklung kritisiert Professor Gerd Glaeske scharf. O-Ton 9 (2/9 30) Hier habe ich es mit gesunden Frauen zu tun. Und da zählt das Thromboserisiko als wichtigstes Risiko, dass im Mittelpunkt steht. Und darum ist es auch so unverständlich, dass offensichtlich dieser schleichende Übergang hin zu einer Produktpalette, die mehr und mehr diese neuen Gestagene und damit die problematischeren Wirkstoffe enthält, sich im Markt erkennbar zeigt. Sprecherin: Warum? Warum nehmen Frauen heute häufig die gefährlicheren Antibabypillen?

8 Seite 8 von Atmo Blisterverpackung Sprecherin: Einen medizinischen Grund, der für die neueren Antibabypillen spricht, gibt es nach Ansicht von Gerd Glaeske nicht: O-Ton 10 (1/10 21) Die älteren Pillen verhüten prima. Man hat gute Erfahrungen damit. Wir wissen, dass es eine hohe Wirksamkeit ist. Die neuen können nichts besser. Sprecherin: Aus Sicht der Frauen ist es also gar nicht nötig, dass es immer wieder neue Antibabypillen mit neuen Wirkstoffen gibt sagt Gerd Glaeske. Nur die Hersteller haben einen guten Grund dafür: neue Wirkstoffe bringen ihnen mehr Geld als ältere! O-Ton 11 (1/10 30f) Dieser neue Wirkstoff beschert den Firmen wieder ein neues Patent. Sie können wieder mit hohen Preisen in den Markt. Sie machen viel Marketing für diese neuen Produkte. Und dieses Marketing wirkt sich natürlich aus (blenden) Sprecherin: Auch wenn sich an der Wirkungsweise nichts ändert: Eine Antibabypille gilt als neu, wenn sie einen neuen Wirkstoff enthält. Der Nachbau ist dann für ein paar Jahre durch ein Patent geschützt und die Hersteller können den Preis für ihre patentgeschützten Medikamente selbst festlegen. Deshalb verdienen die Pharmaunternehmen besonders stark an ihren neuen Produkten. In der Regel laufen zehn Jahre nach Markteinführung die Patente für die Präparate aus. Dann ist es aus mit dem exklusiven Profit der Pharmafirmen: Nachahmer wie Ratiopharm und Stada stellen die Produkte dann kostengünstiger her. Solche nachgebauten Medikamente nennt man Generika.

9 Seite 9 von Sprecherin: Neuere Antibabypillen sind deshalb meist wesentlich teurer als ältere Pillen. Um sie zu verkaufen, müssen daher gute Gründe her, erklärt Professor Glaeske. O-Ton 12 (1/21 55) Da alle Pillen ja nichts anderes tun als im Mittelpunkt verhüten, // müssen die Firmen natürlich davon ausgehen, dass sie andere Begleiteffekte in den Vordergrund setzen Pillen machen schön, sie machen eine gute Haut, sie unterdrücken nicht die Libido. // Damit man eben nicht in den großen Teich kommt mit allen Pillen, sondern damit man sagen kann: wir sind was Feineres // und wir können das viel besser. Sprecherin: Zwei Beispiele belegen, wie Unternehmen vorgehen, um die für sie lukrativere, aber für die Frau gefährlichere Pille zu bewerben. Auszug aus der Internetseite zur Pille Belara des Pharmaunternehmens Grünenthal: Musik: ruhig, instrumental (folgenden Text damit unterlegen) Sprecherin schmeichelnd - : Deine Blutung wird dadurch regelmäßiger und kann schwächer und beschwerdefreier werden Akne und Pickel verschwinden langsam, der Teint wird wieder rosig, Haare und Nägel sind weniger brüchig, und - dick machen die so genannten Mikropillen auch nicht: Nebenwirkungen erwünscht! Musik: ruhig, instrumental (blenden) Sprecherin: Wie hier betonen die Pharmaunternehmen häufig die angeblich positiven Nebeneffekte von ihren neuen Präparaten. Und das, obwohl diese wissenschaftlich nicht bewiesen sind. Die Pharmaindustrie steckt immense Summen in das Marketing für neue Pillen, wesentlich mehr

10 Seite 10 von als in ihre Erforschung. Und die Vermarktungsstrategien sind so subtil wie erfolgreich. O-Ton 13 (aus Internetseite) Hallo, ich bin Miss Q. Herzlich willkommen. Wir werden sicherlich eine Menge Spaß miteinander haben. Sprecherin: Das Pharmaunternehmen Bayer Schering gibt den größtenteils jungen Anwenderinnen im Internet z.b. eine virtuelle Freundin an die Hand: O-Ton 14 (weiter) Schön, dass Du bei mir vorbeischaust. Ich habe auch schon so einiges für Dich vorbereitet. Lass Dich überraschen. Sprecherin: Auch wenn dies auf der Seite nicht ausdrücklich gesagt wird: Das Q der Miss Q steht für Qlaira einer der neuesten und teuersten Antibabypillen des Unternehmens. Sucht man unter dann landet man direkt bei Miss Q. Mädchen und Frauen können hier einen Psychotest durchklicken und sich den Harmony Song herunterladen: Musik 3: Harmony den Q-Song (kurz frei stehen lassen) 0 17 My Body is like a cloud dann Übersetzung als Voice Over) Sprecherin: Mein Körper ist wie eine Wolke, er wandelt umher ohne Anstrengung, und Harmonie und Frieden umgeben mich Musik Harmony den Q-Song (kurz frei stehen lassen, dann blenden) Sprecherin: Alles ist easy, alles ist leicht und harmonisch und natürlich sowieso. Und dazwischen, subtil versteckt, die Werbebotschaft des Pharmariesen: So natürlich wie Miss Q ist auch die Pille mit dem Q. Angeblich im Einklang mit dem natürlichen Zyklus.

11 Seite 11 von Musik 3: Harmony Song 0 57 I m in Harmony (kurz frei stehen lassen) O-Ton 15 (Anna 11 30) Also da ist ja alles erklärt. Wie man die einnimmt, wie die wirkt und das hat mich dann einfach noch mal interessiert. // 12 Nee, auf der Seite wird nichts von Nebenwirkungen gesagt. Sprecherin: Ein professionelles Internetmarketing, passgenau zugeschnitten auf die Zielgruppe. Geschickt schwören die Pharmaunternehmen im Internet junge Frauen und Mädchen auf neue Antibabypillen ein, bemängelt der kritische Pharma-Brief : Und zwar mit Verharmlosungen, unseriösen Versprechungen und mit versteckter Werbung. Und das, obwohl Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel wie die Pille nach EU-Recht verboten ist. O-Ton 16 (11 13) Ich glaube, dass diese zusätzlichen Angebote für die Pille offensichtlich so attraktiv dargestellt werden und vielfach auch mit wissenschaftlichem Fortschritt verbunden werden, mit einer besseren Verträglichkeit verbunden werden mit was auch immer dass auf alle Fälle dieses Marketingkonzept dieser Firmen letzten Endes aufgeht. Sprecherin: ist die Einschätzung des Pharmakologen Gerd Glaeske. O-Ton 17 (11 30f) Und es scheint so zu sein, dass das in der ärztlichen Praxis auch dann genutzt und umgesetzt wird.

12 Seite 12 von Sprecherin: Denn es sind es ja die Gynäkologen, Frauenärztinnen und -Ärzte, die den Frauen und Mädchen die Präparate verschreiben. O-Ton 18 (Anna 2 41) Meine Frauenärztin hat dann entschieden, welches Präparat ich nehme// und hat mir die dann verschrieben Wir haben nicht über die Nebenwirkungen gesprochen und über die Risiken. O-Ton 19 (20 02) Und das ist für mich die Schwierigkeit, überhaupt nachzuvollziehen, warum es in diesem Markt immer wieder neue Produkte und vor allen Dingen auch ökonomisch erfolgreiche Produkte gibt. Ich frage mich, was die Ärztinnen und Ärzte da reitet, diese neuen Produkte da einzusetzen. Ist für mich völlig schleierhaft, wenn man weiß // wie die Studien aussehen. Und das es überhaupt keinen Grund gibt jetzt Gestagene auszutauschen! Sprecherin: Ein unhaltbarer Zustand ist das für den Wissenschaftler Gerd Glaeske. Die wirtschaftlichen Interessen der Pharmaindustrie wirken sehr weit - bis in viele Arztpraxen hinein. Jörg Schaaber von der pharmakritischen Zeitschrift Gute Pillen, schlechte Pillen erklärt sich das so: O-Ton 20 (6 33) Ich glaube, dass im ärztlichen Alltag solche wissenschaftlichen Erkenntnisse oft untergehen oder wenig Beachtung finden. Und das hängt natürlich auch mit dem sag ich mal hohen werbemäßigen Grundrauschen zusammen, dem Ärztinnen und Ärzte ausgesetzt sind. Die Pharmaindustrie gibt viele, viele Millionen für Werbungen aus, beeinflusst Fortbildungen usw. // Also wer sich unabhängige Informationen holen will, der kann das schon irgendwie. Aber im Alltag sind Ärztinnen und Ärzte sehr vielen Beeinflussungen ausgesetzt durch die Industrie. Das ist leider so.

13 Seite 13 von Sprecherin: Von den über 200 Antibabypillen auf dem deutschen Markt gibt es ausreichend viele mit empfehlenswerten Wirkstoffen. Der Bremer Professor Gerd Glaeske hat alle Wirkstoffe von Antibabypillen für die Stiftung Warentest untersucht. Er spricht Klartext. Folgende Wirkstoffe gelten als unbedenklich: Levonorgestrel, Lynestrynol und Norethysteron. Gefährlich, weil mit höherem Risiko behaftet, seien hingegen: Gestoden, Dienogest, Norestimat und Drospirenon. Welche Wirkstoffe eine Antibabypille enthält, das lässt sich im Beipackzettel nachlesen.