15 Jahre Bologna. Fachbereichstag Soziale Arbeit , München. Dr. Olaf Bartz
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1 15 Jahre Bologna Fachbereichstag Soziale Arbeit , München Dr. Olaf Bartz
2 Das Kleingedruckte Bei Aussagen in Präsentation und Vortrag, die über das Mandat der Stiftung zur Akkreditierung von Studiengängen hinausgehen, handelt es sich um meine persönliche Auffassung. 2
3 Anatomie des Bologna-Prozesses oder: Wer ist der Bologna-Prozess, und wenn ja, wie viele?
4 Bestandteile von Bologna Internationale Vereinbarungen Nationale Politiken Nationale Moden 4
5 Internationale Vereinbarungen Sorbonne-Erklärung, Bologna-Erklärung, alle weiteren Ministererklärungen: Die verbindlichsten Dokumente des Bologna-Prozesses*, aber: Keine Rechtskraft sui generis (kein Europarecht) -> freiwillige Vereinbarungen! *: EQAR: European Quality Assurance Register for Higher Education, gilt als einzige paneuropäische institutionelle Folge von Bologna 5
6 Ziele in der Bologna-Erklärung (1999): 1) Einführung eines Systems leicht verständlicher und vergleichbarer Abschlüsse, auch durch die Einführung des Diplomzusatzes (Diploma Supplement) 2) Einführung eines Systems, das sich im wesentlichen auf zwei Hauptzyklen stützt 3) Einführung eines Leistungspunktesystems 4) Förderung der Mobilität 5) Förderung der europäischen Zusammenarbeit bei der Qualitätssicherung 6) Förderung der erforderlichen europäischen Dimensionen im Hochschulbereich 6
7 Ziele in der Bologna-Erklärung (1999): 1) Einführung eines Systems leicht verständlicher und vergleichbarer Abschlüsse, auch durch die Einführung des Diplomzusatzes (Diploma Supplement) vgl. 2) 2) Einführung eines Systems, das sich im wesentlichen auf zwei Hauptzyklen stützt Bund/Länder 1996, KMK 1997, HRG ) Einführung eines Leistungspunktesystems Bund/Länder 1996, KMK 1997, HRG ) Förderung der Mobilität Dauerziel aller Akteure in D 5) Förderung der europäischen Zusammenarbeit bei der Qualitätssicherung QS/Akkreditierung: HRG 1998, KMK und HRK ) Förderung der erforderlichen europäischen Dimensionen im Hochschulbereich Dauerziel aller Akteure in D 7
8 Zwischenfazit Die deutschen Vertreter haben 1999 in Bologna nichts unterschrieben, was nicht bereits nationale Politik war Gleichwohl: starker Umsetzungsimpuls durch den europäischen Hintergrund 8
9 Nationale Politiken Modularisierung (an sich sowie in der Art und Weise) Umstellung von Blockprüfungen auf studienbegleitende Prüfungen Entfall der vormals obligatorischen Rahmenprüfungsordnungen Vorgaben für die zulässigen Abschlussbezeichnungen Emanzipation der Fachhochschulen Max. Regelstudienzeit Bachelor/Master 5 Jahre (außer Kunst, Musik) 300 ECTS für (konsekutiven) Master Unterscheidung konsekutiver, nicht konsekutiver [abgeschafft], weiterbildender Master (KMK 1996/97, HRG 1998, Ländergemeinsame Strukturvorgaben etc.) 9
10 Ursachen Zentrale treibende Kraft: gewaltige quantitative Expansion der Hochschulbildung im 20. Jahrhundert ( massification ) 1913: Studierende, 1980: 1 Mio., 2014: >2,5 Mio. (Faktor 50) social revolution (Eric Hobsbawm) Überkommene Strukturen erweisen sich als dysfunktional, sowohl Binnenstrukturen der Hochschulen als auch Detailsteuerung durch Ministerien Zahlreiche Reformbestrebungen seit den 1960er Jahren Man trägt dieses Jahr Hochschulreform (Franz-Josef Strauß 1964) Hochschul- und Studienreformen seither auf der Agenda 10
11 Hochschulreformen (Stichworte) Anhebung der Ingenieur- und Höheren Fachschulen zu Fachhochschulen (-> HAW, Hochschulen) Neue Binnenstrukturen: von der Kuratorial- zur Einheitsverwaltung, Rektorats-/Präsidialmodell V.a. seit 1980er Jahren: Stärkung der Leitungsstrukturen Hochschulautonomie, Globalhaushalte 1968: von der Selbstkooptation zur öffentlichen Ausschreibung von Professuren (zuletzt wieder Headhuntingmodelle) Alternativen zur Organisation in Fakultäten (Fachbereiche, Departments, heute: Cluster und andere Forschungsgroßstrukturen) (langsame) Abkehr von der Ordinarienstruktur (Universitäten) U.v.a.m. 11
12 Studienreformen (Stichworte) Einführung von Studienabschlüssen und Zwischenprüfungen, Promotion nicht mehr erster grundständiger Studienabschluss (Schavan 1980) Erste gewichtige Forderung nach einer Zweiteilung des Studiums: Wissenschaftsrat 1966 (Studium-Aufbaustudium) Regelstudienzeiten und Rahmenprüfungsordnungen, Suche nach Lösungen für die Unordnung im Studienbetrieb (Ludwig Raiser 1964) Studienzeitverlängerung (1960er-2000er) mangelnde Studierbarkeit (seit 2000er) Politische Konfliktlinien/ Schuldfrage : mangelnde Studierfähigkeit, entwertetes Abitur vs. Hochschulen kommen ihrem Ausbildungsauftrag nicht nach, Stoffüberfrachtung U.v.a.m. 12
13 Nationale Moden in der Studienstrukturreform seit 1999: Gefühlte Pflicht zur Verschulung [cave: betroffen im Wesentlichen lediglich geistes- und sozialwissenschaftliche Studiengänge an Universitäten] Stopfen der Inhalte aus 8-9 Semestern in einen sechssemestrigen Bachelor Studienbegleitende Prüfungen im Extrem: Lehrveranstaltung = Modul = (endnotenrelevante) Prüfung Anwesenheitspflicht in Vorlesungen 13
14 Wo stehen wir heute? Bologna hieß in Deutschland vor allem: Größte Studienstrukturreform in der bundesrepublikanischen Geschichte Kinderkrankheiten der Studienstrukturreform im Wesentlichen geheilt (auch durch Studienrendenproteste 2009 veranlasst) Zufriedenheit mit Studiengängen und ihrer Struktur steigt (Studienqualitätsmonitor DZHW, Studierendensurvey Konstanz) Zweistufiges System in D implementiert, HRK fordert im Prinzip Umstellung auch in Staatsexamina (Handlungsempfehlungen Europäische Studienreform) Studierendenmobilität konstant, Wissenschaftlermobilität steigt Qualitätssicherung wird akzeptierter und internationaler Studienzeiten/Studierbarkeit und Studienabbruch: Fortschritte, aber sehr differenziertes Bild, Thema weiter aktuell 14
15 Herausforderungen in Studium und Lehre Mobilität, Studierbarkeit, Studienabbruch (inkl. kritischer Reflexion der Erwartungen!) shift from teaching to learning, studierendenzentriertes Lernen, Lernergebnisse/learning outcomes, Qualifikationsrahmen Heterogenität der Studierendenschaft, soziale Dimension Differenzierung im Hochschulsystem (und damit im Studiensystem) müssen immer alle alles machen? Qualitätssicherung: Von der Studienstrukturreform zur Studienqualität Dauerstellen für Daueraufgaben in der Lehre 15
16 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Dr. Olaf Bartz Geschäftsführer Stiftung zur Akkreditierung von Studiengängen in Deutschland Adenauerallee Bonn bartz (at) akkreditierungsrat.de 16
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