Erfahrungsbericht aus Bristol 09/10

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1 Erfahrungsbericht aus Bristol 09/10 Zunähst sei gesagt, dass ein Auslandsstudium in Bristol in meinen Augen die perfekte Ergänzung zu dem normalen hannoverschen Studium ist. Die Uni gehört zu den Renommierten in Großbritannien, die Organisation und Betreuung ist sehr gut und die Kontaktmöglichkeiten zu anderen Studenten ist großartig. Alles in Allem kann ich jedem ein Auslandsstudium in Bristol empfehlen. Ich bin im Wintersemester 09/10 in Bristol gewesen, es wäre mein 5. in Hannover. Der Ablauf des Studienjahres in England ist etwas anders als in Deutschland. Das Jahr ist in 3 Terms aufgeteilt und beginnt Ende September. In den ersten Beiden Terms finden Vorlesungen statt und im 3. Term werden Klausuren geschrieben. Da die meisten Kurse ein ganzes Jahr andauern empfiehlt es sich im ersten Term anzufangen, um nicht Inhalte zu verpassen. Ort Anreisen kann man mit dem Zug durch den Eurotunnel oder (meist günstiger) fliegen. Direkte Flugverbindungen von Hannover nach Bristol gab es zu meiner Zeit nicht. Nächste Anflug- Flughäfen waren Southampton und Birmingham (mit flybe.com) oder London Heathrow (mehrere Fluggesellschaften). Der mit Ryanair günstig erreichbare Flughafen London Stansted ist etwa 4,5 Stunden Fahrt von Bristol entfernt. In England selbst reist man mit dem Coach (Linienverkehr mit dem Reisebus). Die größten Gesellschaften sind National Express ( und Megabus ( Aber auch mit der Bahn kann man gut Reisen. Eine zusammenfassenden Plan der vielen englischen Bahngesellschaften sind auf zu finden. Insbesondere aus Southampton kommend würde ich die Bahn empfehlen. In Bristol angekommen fällt einen sofort die bergigen Straßen auf, insbesondere im Zentrum. Der Kern der Stadt ist die Park Street, die Queen s Road, sowie das Triangle. Dort anschließend ist auch

2 der Uni Campus. Bristol hat rund Einwohner, davon sind rund Studenten. Das Leben ist studentisch geprägt. Die Stadt ist recht weit ausgedehnt, aber von den Randbezirken habe ich wenig mitbekommen. Alles Nötige, wie Geschäfte, die meisten Sehenswürdigkeiten und Ausgehmöglichkeiten, sind rund um die Park St. zu finden. Sehenswert in der Stadt ist natürlich das eindrucksvolle Neu- Gotische Uni-Hauptgebäude, das Wills Memorial Building. Aber auch andere Uni-Gebäude wie die Victoria Rooms oder das Royal Fort des Physik- Department sind prächtige Bauten. Außerhalb der Uni ist der Park Brandon Hill ein schöner Ort für einen Picknick bei guten Wetter. Mein persönlicher Lieblingsort zum entspannen ist aber die Clifton Suspension Bridge gewesen. Kulturell sind besonders das Blue Reef Aquarium, das Erlebnismuseum At-Bristol und das Theater Hippodrom, mit vielen guten Musical Aufführungen zu erwähnen. Aber auch zum Shoppen gibt es in Bristol gute Möglichkeiten. Neben der Park Street ist der riesige Einkaufkomplex zwischen der Bristol Mall und der Cabot Circus erste Anlaufstationen. Wenn man schon in England ist, sollte man auch andere britische Städte und Sehenswürdigkeiten besuchen. In unmittelbarer Nähe zu Bristol sind die römischen Bäder in Bath und die walisische Hauptstadt Cardiff. Die schöne Landschaften in Cornwall und das prähistorische Stonehenge sind in 1,5 Std. erreichbar. Die Innenstadt von London ist mit 2,5 Std. Fahrt mit dem Bus auch schnell erreichbar, sodass einige Kurztrips in die Metropole zu einen Auslandssemester in Bristol gehören. Aber auch weiter entfernte Städte wie Dublin oder Glasgow sind aufgrund der vielen Billigflieger in Großbritannien günstig zu erreichen. Wer seinen Aufenthalt in Bristol plant, sollte früh die Ausflüge einplanen, da man am Ende des Semester viel mit den Essays zu tun hat. Campus Der Campus befindet sich zentral zusammenhängend im Zentrum der Stadt. Die School of Economics, Finance and Management mit dem Erasmusbüro befindet sich in der Priory Road. Es ist in mehreren Villen aufgeteilt. Die meisten Vorlesungen finden in dem anschließenden Social Science Komplex statt. Die Informationen zu der Anmeldeterminen und -orten werden einen rechtzeitig zugeschickt. Im Allgemeinen war die Organisation sehr gut. Zu empfehlen ist auch ein Besuch des Career Service ( Es werden viele gute Veranstaltungen angeboten, wie CV Checks oder Kennenlerntreffen mit großen Unternehmen in vornehmen Hotels. Etwas außerhalb auf der Queen s Road befindet sich die studentische Vertretung, die Student

3 Union. In dem Gebäude ist das International Office, das Accommodation Office, sowie das Schwimmbad, Sporthallen und einigen studentischen Pubs. Jeden 2. Montag ist hier die Comedy Night. Mein Tipp für humorvolle Abende mit manchmal bekannten Stand-Up Comedians. Die Social Science Bibliothek auf der Tyndall Ave. hat mir dagegen nicht gefallen. Das Bücherangebot ist übersichtlich und die Ausleihfrist beträgt nur 7 Tage. Vorlesungen Der Aufbau der Kurse in Bristol unterscheidet sich etwas von denen in Hannover. Man hat zwar auch in jedem Kurs Vorlesungen und Tutorien. Diese dauern aber nur 50 min. Die Vorlesungen sind inhaltlich zwar anspruchsvoll, aber machbar. Die Dozenten sind meistens gut verständlich. Die Vorlesungen sind zwischen 30 und 150 Personen groß und es besteht keine Anwesenheitspflicht. Die Tutorien finden immer in kleinen Gruppen statt (max. 12 Personen) und sind das eigentlich Anspruchsvolle. Man muss mindestens 80% der Tutorien besuchen und sich immer vorbereiten. Die Aufgabenblätter werden in Gruppen besprochen und eingesammelt. Die Tutorien werden auch immer von den Dozenten oder anderen Professoren geleitet. So hat man viel näheren Kontakt zu den Lehrkräften als in Hannover. Daneben muss man in einigen Fächern entweder eine Präsentation halten oder ein Essay (mit 1500 Wörtern) schreiben. Wer, wie ich, nur für ein Semester in Bristol bleibt, muss auch anstatt der der Klausuren, die im Sommer sind, als Studienleistung ein long-essay (mit 3000 Wörtern) schreiben, welches benotet wird und als Kursnote nach Hannover geschickt wird. Für die Pauschalanrechnung im 5. Semester braucht man mindestens 28 ETCS Credit Points, das sind in der Regel 6 Kurse. Das entspricht der durchschnittlichen Belastung der heimischen Studenten. Die University of Bristol hat allerdings eigenes Bewertungssystem. Für einen normalen Kurs in Bristol erhält man 20 Bristol Points pro Jahr. Diese Bristol Points sind halb so viel Wert wie ETCS Points, also werden daraus 10 ETCS Points. Wenn man also nur für ein Semester bleibt erhält man davon nur die Hälfte, also ist ein durchschnittlicher Kurs mit 20 Bristol Points pro Semester 5 ETCS Credit Points wert. Für die Pauschalanrechnung im 5. Semester werden nur Kurse aus dem 3. Jahr akzeptiert. Eine Beschreibung aller Kurse findet man hier: Davon sind für Erasmusstudenten aber nicht alle wählbar. Eine Liste mit allen wählbaren Kurse

4 findest du im Study-Guide für Economics ( Als besonders anspruchsvoll gelten die beiden Kurse von Herrn Dr. Francesco Giovannoni, Intermediate Microeconomics und Public Economics. Diese würde ich nicht empfehlen. Des weiteren gilt der Kurs Growth and Development aus dem 2. Jahr als gut aber arbeitsaufwendig und Advaced Topics in Finance wird für Auslandsstudenten nicht empfohlen, da er stark mathematisch ist, aber dazu später mehr. Alle anderen Kurse können ohne Bedenken und nach Interesse gewählt werden. Im folgenden werde ich kurz die von mir gewählten Kurse kurz beschreiben. Financial Markets & Corporate Finance: Ein Dozent aus der Praxis der viel aus der Praxis erzählt. Den Inhalt der Vorlesung muss man aus dem Buch nacharbeiten. Wer die Klausur schreiben muss sollte das bedenken. Die Vorlesung ist etwa 100 Personen groß. Das Tutorium findet jede 2. Woche statt und man bearbeitet Rechenaufgaben. Advanced Topics in Finance: Der Kurs wird von der Erasmuskoordinatorin ausdrücklich nicht empfohlen. In der Vergangenheit haben sich wohl viele Auslandsstudenten damit schwer getan. Ich kann den Kurs allerdings nur empfehlen. Die Inhalte sind zwar mathematisch anspruchsvoll, vielleicht auch schwerer als die Kurse in Hannover, aber trotzdem machbar. Gerade diejenigen die sich für das Fach interessieren und nicht die Klausur schreiben müssen kann ich es nur empfehlen, da man einen tiefen Einblick in das Fach erhält. Der Kurs ist mit etwa 40 Personen recht klein. Das Tutorium ist praxisorientiert und das Einzige welches freiwillig ist. International Finance ist vergleichbar mit Geld und Währung. Der Dozent ist nicht der Interessanteste, die Inhalte sind aber spannend. Die Vorlesung ist mit rund 150 Personen recht groß. In den zweiwöchigen Tutorium muss man schon innerhalb des Semester ein kurzes Essay schreiben. Labour Economics: Der Kurs war für mich nicht so spannend, ist aber auch nicht so schwer. Die Tutorien finden jede 2. Woche statt und man bespricht vorher gelesenen wissenschaftliche Artikel. Außerdem werden pro Semester 2 Tests geschrieben. Environmental Economics: Dieser Kurs ist neu und auch sehr interessant. Der Dozent spricht ein perfekt verständliches Englisch. Allein aus dem Grund kann ich diesen Kurs empfehlen. In den

5 zweiwöchigen Tutorium werden Präsentationen gehalten. Man hat nicht so viel Vorbereitungsarbeit, muss aber selber auch eine Präsentation halten. English for Academic Purposes wird von dem Language Center angeboten ( Das Niveau des Kurses war nicht so hoch, aber hilfreich. Man lernt wie man Essays schreibt und Präsentationen hält. Die Vorbereitung ist nicht so groß und man muss nur zwei kleine Essays schreiben (400 und 1000 Wörter) ohne das long-essay. Der andere Kurs Advanced English Language Studies soll deutlich aufwendiger sein. Wohnen Wer in Bristol studiert, muss auch irgendwo wohnen. Am besten sucht man sich schon vor der Anreise einen Platz, um eine wochenlange Wohnungssuche in der spannendsten Zeit zu vermeiden. Grundsätzlich sind die Wohnstandards niedriger als in Deutschland. Die Preise sind etwas teurer. Ich hatte Glück und habe einen Platz in einem der Wohnheime bekommen. Dafür habe ich 87 Pfund pro Woche bezahlt (also rund 400 Euro im Monat). Das entspricht etwa den durchschnittlichen Preisen in der Nähe der Uni. Ich würde jedem empfehlen in sich einen Platz in uni-nähe zu suchen. Da es kein Semesterticket gibt und die Busse unregelmäßig fahren, kann eine Wohnung außerhalb den Besuch vieler Abendaktivitäten erschweren. Eine erste Anlaufstation bei der Wohnungssuche sollte das Accommodation Office sein ( Wenn man Glück hat erhält man einen Wohnheimplatz. Das hat mehrere Vorteil: Die Organisation wie Telefon, Internet und Möbel wird einen gegeben, die meisten Wohnheime sind in uni-nähe und man hat immer Kontakt zu anderen Studenten. Das ist eine prima Möglichkeiten mit Nativ-Speakern in Kontakt zu kommen. Sonnst hilft einen das International Office bei der Wohnungssuche. Die Unterhaltskosten in England sind grundsätzlich höher als in Deutschland. Etwa 250 bis 300 Euro sollte man pro Monat für die Verpflegung einplanen. Nachtleben/ Freizeitaktivitäten Das Nachleben in Bristol lässt natürlich auch keine Wünsche offen. Besonders zu erwähnen sei da der größte Club Südwest Englands, Syndicate, der Club auf dem Schiff, Thekla und die vielen Pubs und Clubs am Triangle.

6 Vor der Anreise sollte man sich in die Erasmus Facebook Gruppe eintragen. Dort erhält man aktuelle Informationen zu den vielen Kennenlernveranstaltungen, die wirklich gut organisiert sind. Man wird sich gerade am Anfang oft auf Erasmus-Partys oder einen typischen Sunday Roast Lunch wiederfinden. Der Kontakt mit den Erasmusstudenten war immer herzlich und mit den Einen oder Anderen findet man Freunde fürs Leben. Der Kontakt zu Engländern ist etwas schwieriger. Man sollte auf jeden Fall zum Freshers Fair in der ersten Woche gehen und sich in so viele Societies wie möglich eintragen. Das ist der beste Weg um zum Einen in Kontakt mit Engländern zu kommen und zum Anderen seinen Interessen nachzugehen. Eine Liste aller Societies findet man hier: Man sollte auch die Veranstaltungen des Bristol International Student Centre beachten ( Diese organisieren Ausflüge nach London, Oxford oder Stonehenge und auch Veranstaltungen wie die British Night. Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen und die schwere Entscheidung für einen Auslandsaufenthalt in Bristol etwas erleichtern. Ich bereue diese im Nachhinein nicht und würde mich wieder dafür entscheiden.