RECYCLING- UND ENTSORGUNGSWIRTSCHAFT VR CHINA

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1 RECYCLING- UND ENTSORGUNGSWIRTSCHAFT VR CHINA

2 VR China - Recycling- und Entsorgungswirtschaft Branche kompakt: VR China - Recycling- und Entsorgungswirtschaft (September 2015) Shanghai (gtai) - Seit Jahren ist sich die VR China des Problems wachsender Müllberge und unkontrollierten Recyclings von beispielsweise Elektroschrott bewusst. Nur langsam werden jedoch die Vorschriften umgesetzt, die teilweise bereits seit Jahren bestehen. Zunehmend setzt das Land bei Hausmüll und Klärschlamm auf Verbrennungsanlagen. Die Abfallwirtschaft ist inzwischen für private und ausländische Firmen geöffnet. Die Chancen können jedoch nur bei erfolgreicher Eindämmung des Schwarzmarkts genutzt werden. Marktentwicklung/-bedarf Das rasante Wirtschaftswachstum der letzten Jahre hat in der VR China nicht nur Produktion, Lebensstandard und Verstädterung erhöht, sondern auch die Müllberge. Allein 179 Mio. t städtische Siedlungsabfälle fielen 2014 an. An industriellem Festmüll waren es 2013 laut China Statistical Yearbook on Environment 2014 rund 3,3 Mrd. t sowie weitere 31,6 Mio. t Sondermüll (hazardous waste). Bereits 2004 überholte die VR China die USA als weltweit größter Abfallproduzent, so das Europe China Research and Advice Network (ECRAN). Etwa 90% des städtischen Siedlungsmülls werden zumindest geringfügig behandelt und zu 70% deponiert. Obwohl die Deponiekapazität 2015 weiter um t auf rund t pro Tag steigen soll, reicht sie bei weitem nicht aus. Behandlung städtischen Siedlungsabfalls in China (in Mio. t; Anteil und Veränderung in %) Siedlungsabfall Anteil behandelten Veränderung (in Mio. t) Siedlungsabfalls ,8 84,8 4, ,4 89,3 0, ,0 90,5 4,0 Quelle: China Statistical Yearbook on Environment 2014 Angesichts beschränkter Deponiekapazitäten sowie wachsender Umweltbelastungen durch vorhandene Deponien (fehlende Filteranlagen, mangelhafter Grundwasserschutz, CO2-Emissionen usw.) setzt die Regierung auf Müllverbrennung. Ende 2013 waren landesweit 164 städtische Müllverbrennungsanlagen (MVA) in Betrieb. Branchenkenner schätzen, dass die Zahl bis Ende 2015 auf knapp über 220 Anlagen steigen wird. Dennoch dürfte mit einer Kapazität von dann knapp t pro Tag (plus t Tageskapazität auf dem Land) das im zwölften Fünfjahresprogramm anvisierte Ziel von rund t pro Tag nicht erreicht werden. Germany Trade & Invest 1

3 VR China - Recycling- und Entsorgungswirtschaft Städtischer Hausmüll in Chinas Regionen mit dem größtem Müllaufkommen 2013 (in Mio. t) Landesweidondong Guang- Jiangsu Zhejiang Shang- Liaoning Entsorgungsvolumen 172,4 20,9 12,0 11,2 10,1 9,3 behandelt 153,9 17,7 11,7 11,2 10,0 8,1 Deponierung 104,9 12,0 4,3 4,7 5,5 7,3 Verbrennung (Anteil in %) 30,1 32,2 63,0 57,8 43,5 7,8 Quelle: China Statistical Yearbook on Environment 2014 Der hohe Anteil an Wasser und organischen Substanzen stellt große Anforderungen an die thermische Verwertung der Siedlungsabfälle. Niedrigere Verbrennungstemperaturen führen zu höheren Schadstoffemissionen, beispielsweise Dioxin. Zwar liegen die chinesischen Grenzwerte unter den europäischen, sie sind jedoch selbst mit moderner Filtertechnik teilweise nur schwer einzuhalten. Hinzu kommt der hohe Anteil organischer Verbundstoffe aus Plastikmüll. Auch eine energetische Nutzung zur Stromproduktion ist schwierig. Zunehmend kommt es zu Anwohnerprotesten und teilweise zum Stopp geplanter Anlagen. Zahlreiche MVA werden in Form von Public-private Partnerships (PPP) als BOT (build, operate, transfer)- oder BOO (build, operate, own)-projekte umgesetzt - mit vereinbarter Betriebszeit (in der Regel 25 bis 30 Jahre) und einem häufig mengenabhängigen Festpreis pro t behandelten Mülls. Auch europäische und deutsche Firmen sind am Wachstum des Sektors beteiligt - sei es durch Bau der gesamten Anlage, durch Lieferung von Komponenten oder Filtersystemen oder durch vorgelagerte Sortier- und Recyclinganlagen. Aktiv sind beispielsweise Fisia Babcock mit eigener Produktion vor Ort oder die Alba Gruppe. Pressemeldungen zufolge plant letztere über ihr mit zwei chinesischen Partnern in Hongkong gegründetes Joint Venture, in verschiedenen Regionen acht Recyclinganlagen zu bauen und zu betreiben. Andere deutsche Firmen liefern Kräne, Greifer, Steuerungsanlagen und Filter. Zwar wächst die chinesische Konkurrenz, doch vor allem preisgünstige deutsche Anbieter können mit entsprechender Technologie und Ingenieurs-Know-how durchaus konkurrieren. Noch gibt es kein flächendeckendes Recyclingsystem. Bereits im 12. Fünfjahresprogramm waren Finanzmittel von 264 Mrd. Renminbi Yuan (RMB; etwa 42 Mrd. US$, Durchschnittskurs 2012: 1 US$ = 6,313 RMB) für die Festmüllbehandlung vorgesehen, davon 21. Mrd. RMB für Sortieranlagen. Branchenkenner erwarten, dass die Regierung dieses Budget im 13. Fünfjahresprogramm erhöhen wird. Bislang sind Recycling- und Sortieranlagen vor allem in Pilotprojekten mit Regierungsunterstützung zu finden. Bis Ende 2015 sollen landesweit 25 Recyclingzentren für Verpackungsabfälle sowie 50 Vertriebszentren entstehen. Auch der Mangel an Kapazitäten für die Klärschlammbehandlung sowie für die Behandlung von biologischen Abfällen ist groß. Hier bieten sich vor allem Chancen für Technologien aus Deutschland wie Trocknungs- und Sortieranlagen, Bau und Betrieb von Biogasanlagen, die an die lokalen Bedingungen angepasst werden. 2 Branche kompakt

4 Das neue Fünfjahresprogramm (2016 bis 2020) dürfte eine weitere Erhöhung der Wiedernutzungsquote für Industrieabfälle von 61% auf 72% sowie eine Recyclingquote von 95% bei Kfz-Schrott als Ziele enthalten. Nach Angaben des Ministry of Environmental Protection (MEP) wurden 2013 rund 62,2% des industriellen Festmülls wiederverwertet; 836,7 Mio. t landeten auf Deponien. Rund 434 Mio. t lagerten Ende 2013 teilweise mangels Entsorgungsmöglichkeiten auf Firmen- und Werksgeländen. China importiert seit Jahren recycelbare Abfallstoffe wie Papier, Glas, Elektroschrott oder verschiedene Metallabfälle zur Rohstoffgewinnung. Seit gilt jedoch die Green Fence Policy, nach der keine Abfallstoffe mehr eingeführt werden dürfen, deren Verschmutzungsgrad mit nichtrecycelbaren Stoffen bei über 1,5% liegt. Zwar brauchen Unternehmen inzwischen Lizenzen für das Recyceln von beispielsweise Elektroschrott. Doch immer noch verbleibt ein erhebliches Volumen im nicht regulierten, zu erheblichen Gesundheits- und Umweltbelastungen führenden Schwarzmarkt. Die Regierung versucht, die Entwicklung einer nachhaltigen Entsorgungswirtschaft durch Modellprojekte zu unterstützen. Eines davon ist der Technologiepark Sino-German-Metal-City in Jieyang, wo chinesische und deutsche Firmen (zum Beispiel Alba) unter anderem an der Gewinnung und Wiederverwertung von Metallabfällen arbeiten. China setzt auf das Konzept einer Kreislaufwirtschaft, auch wenn es noch in den Anfängen steckt. Als drittes Land weltweit hat die Volksrepublik nach Deutschland und Japan zum ein Kreislaufwirtschaftsgesetz in Kraft gesetzt. Dadurch ist der Druck auf die Industrie deutlich gestiegen. Es präzisiert sowohl Wiederverwertungsauflagen als auch Recyclinggrundlagen für verschiedene Branchen. Die Umsetzung erfolgt schrittweise und regional mit unterschiedlichem Tempo. Einzelne Bereiche wie die Behandlung von Krankenhausmüll oder das Recycling von Elektroschrott sind in weiteren Rechtsvorschriften geregelt. Auch in diesen Bereichen sind importierte Technologien gefragt, die an die lokalen Bedingungen anzupassen sind. Wichtige Projekte in Chinas Abfall- und Recyclingwirtschaft (Investitionen in Mio. RMB, Müllbehandlungsvolumen in t pro Jahr) Vorhaben Investition Projektstand Müllbehandlungsvolumen Sino-German Metal Eco- City in Jieyang (Provinz Guangdong) Recyclinganlage für Altreifen in Huai An (Provinz Jiangsu) Recyclingpark für Kfzund Schiffsverschrottung, Elektroschrott in Pingtan (Provinz Fujian) Schiffsverschrottungsund Recyclinganlage in Jiangmen (Provinz Guangdong) im Bau; geplante Fertigstellung bis 2020 rund 1.000; drei Phasen Bauvertrag für Phase I (900 Mio.) am unterzeichnet Rahmenvertrag unterzeichnet von drei lokalen Partnern am Fertigstellung 1. Phase: Sommer 2015 durch Veolia Environmental Services k.a geplantes Handelsvolumen: Kupfer: , Stahlschrott: 1 Mio.; Plastikmüll: Germany Trade & Invest 3

5 VR China - Recycling- und Entsorgungswirtschaft Wichtige Projekte in Chinas Abfall- und Recyclingwirtschaft (Investitionen in Mio. RMB, Müllbehandlungsvolumen in t pro Jahr) (Forts.) Hengyang (Provinz Hunan) Hausmüllverbrennungs-/Stromerzeugungsanlage Hausmüllverbrennungs-/ Stromerzeugungsanlage in Xiaoxian (Provinz Anhui) Recycling von Industrieabfällen (Keramik, polierte Keramikschlacke, Flugasche)in Shaoguan (Provinz Guangdong) gesamt: 420,0 Phase I: 250,0 Quellen: Presseberichte; Recherchen von Germany Trade & Invest 428 Finanzmittel sind durch Ministry of Finance bereit gestellt Durchführung: China Everbright International; BOO-Projekt; 30 Jahre Laufzeit; Bau in zwei Phasen 100,0 im Bau durch CT Environmental Group; Produktionslinie zur Ziegelherstellung Produktion/Branchenstruktur Chinas Abfallwirtschaft steht erst am Anfang. Der Bereich Hausmüll ist wohl am besten entwickelt. Müllsammlung und -transport übernehmen häufig Lokalunternehmen im (Teil-)Besitz der Lokalregierung. Zwar hat sich durch die Umsetzung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes vor allem während des 12. Fünfjahresprogramms auch einiges in der Behandlung und Entsorgung von industriellem Fest- und Sondermüll getan, doch auch hier ist noch großer Bedarf. Nur langsam etablieren sich inländische Anbieter, die überregional Projekte verfolgen, wie das an der Shenzhener Börse notierte Unternehmen GEM (Green Eco-Manufacturer). Eine Ausnahme bildet das größte Recyclingunternehmen, die 1989 gegründete staatliche Recycling Development Co. mit landesweit tausenden von Sammelstationen und zahlreichen Demonstrationsprojekten. Ansonsten handelt es sich meist um kleine, oft nur regional tätige Recyclingfirmen. Angesichts eines immer noch starken grauen Sektors bleibt es in der Branche schwierig, nachhaltig Gewinn zu erwirtschaften. Nach jüngsten Angaben des MEP umfasste die Abfallbehandlungsbranche in China Ende 2013 knapp Unternehmen. Die tatsächliche Anzahl inklusive Kleinbetrieben dürfte deutlich höher liegen. Laut China Economic Information Network (CEIN) erzielten rund Firmen mit einem Mindestumsatz von 20 Mio. RMB pro Jahr im Abfallmanagement im 1. Halbjahr 2015 knapp 170 Mrd. RMB Umsatz - ein Plus von 2,1% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Gewinn stieg deutlich um 65,1%. Im Bau und Betrieb von MVA hat sich inzwischen rund ein Dutzend Unternehmen mit überregionaler Bedeutung etabliert, darunter die Hangzhou Jinjiang Group, die China Environmental Protection Corp., die Dynagreen Environmental Protection Group, China Everbright International oder die Shenzhen Energy Group. Viele sind inzwischen börsennotiert und nutzen diesen Kapitalzugang zur Projektfinanzierung. Auch ausländische Firmen zeigen steigendes Interesse und ver- 4 Branche kompakt

6 folgen Projekte im Entsorgungs- und Recyclingmarkt, beispielsweise die Alba Gruppe sowie Veolia Environmental Services. Bau und Betrieb von Anlagen erfolgt dabei in der Regel in Partnerschaften oder Joint Ventures mit lokalen Entsorgungs-/Recyclingunternehmen. Geschäftspraxis China hat die Abfall- und Recyclingwirtschaft für ausländische Investoren geöffnet. Gemäß dem jüngsten Investitionslenkungskatalog für ausländische Direktinvestitionen vom April 2015 werden sowohl Bau als auch Betrieb von Müllbehandlungsanlagen durch ausländische Investoren ermuntert. Die gilt ebenfalls für die Herstellung einer Vielzahl von Recycling- und Sortiermaschinen sowie für Recycling von Elektronikschrott, Kfz, elektromechanischen Geräten, Gummi, Metall und Batterien. Deponien, Müllverbrennungsanlagen oder Recyclingcenter werden in der Regel von der öffentlichen Hand zumindest teilfinanziert und daher auch ausgeschrieben, teilweise als PPP-Projekte. Öffentliche Ausschreibungen sind nach wie vor eher intransparent und bevorzugen gerne inländische Angebote. Häufig sind die Informationen für ausländische Firmen zu spät zugänglich, der Übersetzungsaufwand groß. Gültige Branchenstandards können in chinesischer Sprache auf der Website des MEP abgerufen werden. Zollinformationen gibt es beim chinesischen Zollamt ( Kontaktadressen Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen AHK China Anlaufstelle für deutsche Unternehmen Econet Netzwerk deutscher Umweltschutzfirmen unter dem Dach der AHK China German RETech Partnership e.v. Ministry of Environmental Protection National Development and Reform Commission (NDRC) China Association of Circular Economy China Association of Environmental Protection Industry (CAEPI) Netzwerk deutscher Unternehmen und Institutionen der Entsorgungsund Recyclingbranche zur Exportförderung Ministerium für Umweltschutz der VR China Nationale Reform- und Planungskommission chinesischer Verband für Kreislaufwirtschaft chinesischer Branchenverband Germany Trade & Invest 5

7 VR China - Recycling- und Entsorgungswirtschaft (Forts.) Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen All-China Environment NGO im Bereich Umweltschutz Association IE Expo führende Branchenmesse, jährlich in Shanghai China International Environmental Protection Exhibition & Conference (CIEPEC) China Environment Protection Web Umweltschutzkonferenz alle zwei Jahre in Beijing, veranstaltet von der CAEPI Internetplattform, in chinesischer Sprache China Solid Waste Net Internetplattform,in chinesischer Sprache 6 Branche kompakt

8 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße Bonn Tel.: +49 (0)228/ Fax: +49 (0)228/ Internet: Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autor: Corinna Abele, Shanghai Redaktion: Daniela Vaziri Tel.: +49 (0)228/ Ansprechpartnerin: Christina Otte Tel.: +49 (0)228/ Redaktionsschluss: September 2015 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

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