Predigt Faschingssonntag 1 (Text: Mt 7,21-29)
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- Helmuth Otto Müller
- vor 8 Jahren
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1 Predigt Faschingssonntag 1 (Text: Mt 7,21-29) Ihr lieben Brüder, liebe Schwestern! Wer meint, die Bibel sei von gestern, wer sie für abgedroschen hält, für überholt und kaltgestellt, der sieht dies Buch im falschen Licht und ahnt auch im geringsten nicht, welch` Themen, zeitgemäß und heiß, dies Buch uns anzubieten weiß. Heut` glauben manch in der Tat, das immer mehr der Automat das Leben in der Welt bestimmt und uns die Arbeit gänzlich nimmt. Der Mensch wird zunehmend apathisch; Denn was geschieht, geht automatisch. Beim Wäschewaschen ist`s bequem. Da brauchste nur das Schmutzzeug nehm`, füllst eine Trommel, Pulver rein, wählst ein Programm, drückst`s Knöpfchen ein. Der Rest geschieht dann automatisch. Das findet jeder sehr sympathisch. Denn nach zwei Stunden wasche wisch Kommt unten raus, weiß duftend, frisch, gestärkt, geschleudert, fast schon trocken der ganze Kram: Hemd, Hose, Socken. Ein Automat gibt Wechselgeld, ein andrer mit Kaffee gefällt. Ein Automat im Parkhochhaus, ein andrer spuckt Milde Sorte aus, 1
2 selbst S-Bahnkarten, Sechserblock, in Kneipen heißen Sound und Rock. Mit Automatik wird gegrillt, mit Automatik knipst` ein Bild. Selbst Autofahrer satteln um; Wer heut noch schaltet, der ist dumm. Darum ist`s mancher schon gewohnt, das Selbermachen nicht mehr lohnt. Der Automat, gut programmiert, besorgt, das alles funktioniert. Doch geht nicht alles streng nach Wunsch Dann zieht der Kunde einen Flunsch. Und das ist haargenau der Punkt, an dem es in der Bibel funkt. Da sagt uns Christus ungeschminkt: Wie sehr doch euer Glaube hinkt! O nein, was seid ihr doch phlegmatisch! Ihr meint, auch hier ging`s automatisch. Man ruft ein paar Mal nur Herr, Herr! Und denkt dies frömmelnde Geplärr erregt ne` Kettenreaktion. Es landet prompt an Gottes Thron. Gott Vater lächelt froh und heiter, reicht das Geplärr an mich dann weiter. Ich aber geb es meinerseits Hinüber an den Heil`gen Geist. Der stupst Maria sanft am Arm; Maria gibt gleich Großalarm. 2
3 Die Engel sammeln sich zuhauf und stürzen fort im schnellen Lauf, die Heiligen zu alarmieren. Und die nun öffnen alle Türen am Gnadenschatz vom Himmelreich. Daraus ergießt sich all sogleich Ein breiter Strom von Gottes Gnad`. Das wär ein schöner Automat. Doch nein, sagt Christus, dreimal nein, so wird es nicht im Himmel sein. Ich hasse diese Heilsroutine. Gott ist wahrhaftig nicht Maschine. Er ist auch keine Feuerwehr; Denn die ruft jedermann nur her, wenn`s brennt, und sonst vergisst er sie. Doch Gott vergisst die Menschen nie! Deshalb erwartet er mit Recht, dass ihr nicht dann und wann mal sprecht Herr, Herr vielleicht gar sehr emphatisch Und denkt: der Rest geht automatisch. Zwar kann sich niemand selbst erlösen. Zu stark ist noch die Macht des Bösen. Reicht Gott euch nicht die Hand zur Rettung, bleibt ihr in ew`ger Schuldverkettung. Doch müsst ihr selber auch was tun, dürft nicht in Heilsgewissheit ruh`n. Wer meine Worte hört und hält, der hat den richt`gen Weg gewählt, der baut auf festem Fundament, weil er genau die Ford`rung kennt, mit der ich vor euch aufgetreten. Dazu gehört dann auch das Beten. 3
4 Nur: Beten geht nicht maschinell, nicht abgeleiert, flott und schnell, nicht hingefetzt, nur weil`s sein muss, mit Blick zur Uhr Wann ist denn Schluss? Vor allem nicht mit Wunsch im Stillen: Gott wird mein Beten gleich erfüllen. Gebet verlangt Beharrlichkeit, verbunden mit der Möglichkeit, dass Gott bei uns was ändern kann. Es kommt auf die Beziehung an, die sehr persönlich aufgebaut und die selbst dann nicht abgeflaut, wenn Gott ganz anders denkt als wir. Das ist die schwerste Prüfung hier. Gott geht nicht ein auf jeden Plan, drum wird er auch schnell abgetan. So spricht der Herr zu uns, ihr Leut`. Sein Wort trifft haargenau die Zeit mit ihrer Hast und Eil und Hetz. Wir leben nach dem Grundgesetz: Mit Gott verkehrt man nur sporadisch. Der ganze Rest geht automatisch. So wird der Glaube degradiert Und als Folklore vorgeführt, als Rankenwerk für frohe Feste. In unserm Volk gibt`s nur noch Reste Von alter Glaubensherrlichkeit. Da wird es langsam wieder Zeit, dass wir aufs rechte uns besinnen und mit dem Glauben frisch beginnen. Man sagt es doch seit langem schon: Wir sind ein Land der Mission. 4
5 In Afrika und anderwärts, da glauben viele heiß mit Herz. Hier aber glaubt man in der Tat: Das Christsein läuft wie`n Automat. Man wir getauft, kriegt Kommunion, man wird gefirmt dann hat sich`s schon. Das wird genauso konsumiert, wie man ein Kind zum Impfen führt. Das muss so sein, das ist so Brauch, das nimmt man mit dann hat sich`s auch. Vielleicht doch sicher ist`s nicht mehr Kommt man zur Trauung noch mal her. Und führt der Pfarrer dich zum Grab, dann hakste froh dein Christsein ab. Sei bloß im Glauben nicht fanatisch! Erlösung geht ganz automatisch. Ja, hat sich was mit Automatik! Das ist ne schauderhafte Statik, wenn man sein Haus auf Sand gesetzt! Flugs kommt ein Sturm, und der zerfetzt Dein Lebenshaus zur Ruine. Dann haste was von der Routine! Dann suchste Halt, dann schreiste Ach Und trauerst deinem Glauben nach. Dann schnappste Luft, fast schon asthmatisch. Der Untergang kommt automatisch. So ging es manchem, geht es vielen. Doch lasst uns nicht nach jenen schielen, die ihren Glauben abgehakt. Es ist ja längst noch nicht gesagt, dass unser Haus auf Felsen steht. 5
6 Auch wer sehr oft zur Kirche geht, viel betet, andren Gutes tut, der sei sehr wohl auf sich`rer Hut, dass sich in seine Lebensweise nicht heimlich still, ganz sacht und leise dieselbe Fehleinschätzung schleicht und dann sein Fundament aufweicht. Auch hier an dieser heil`gen Stell geschieht so manches maschinell. Wenn mancher hier nach vorne drängt und dann die Kommunion empfängt weiß der, dass dieser Augenblick der ganzen Feier höchstes Glück?? Die Hände irgendwo vorm Bauch! Das Amen ein genuschelt` Hauch! Und auf dem Weg zurück zum Sitz das Auge durch die Kirche flitzt. Und ist man wieder in der Bank wo bleibt die Sammlung für den Dank? Die äußre Haltung ist Signal fürs Innenleben allemal. Auch hier gilt guter Rat: Der Glaube ist kein Automat. Und wär`es uns noch so sympathisch: Erlösung kommt nicht automatisch. So ist`s in Kirche und Kapell`. Hier kommt nur eines maschinell. Ihr alle kennt dies Wort beim Namen: Es ist das gute alte Amen. 6 Pfarrer Dieter Reutershahn
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