Technische Universität Braunschweig. Carl-Friedrich-Gauß-Fakultät. Absolventenfeier
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- Christoph Schmitz
- vor 8 Jahren
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1 Technische Universität Braunschweig Absolventenfeier Festrede Karriere in Großunternehmen: Gibt es Erfolgsrezepte? Thorsten Sponholz Sprecher der Betriebsleitung Siemens am Standort Braunschweig Redemanuskript Sehr geehrter Herr Präsident Hesselbach, sehr geehrter Herr Dekan Haux, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Absolventinnen, liebe Absolventen, an diesem heutigen Tage haben Sie einen wichtigen Meilenstein in Ihrem Leben erreicht, genauer gesagt, Sie haben die Voraussetzung für ein erfolgreiches Berufsleben geschaffen. Sie werden ganz unterschiedliche Berufsvorstellungen haben und unterschiedliche Wege gehen, aber eines wird Ihnen gemeinsam sein: Sie alle werden Erfolg im Beruf haben wollen, wie auch immer Sie diesen Erfolg definieren. Als Hr. Prof. Haux mich gebeten hat, diesen Vortrag zu halten, habe ich relativ schnell zugesagt, ohne selbst über einen möglichen Inhalt nachgedacht zu haben. Zunächst hielt ich es für eine gute Idee, etwas über Siemens in Braunschweig und dem wirklich interessanten Umfeld Eisenbahnsicherungstechnik mit unseren 3000 Mitarbeitern am Standort zu berichten. Bei näherer Betrachtung und auch nach Diskussionen mit Freunden und meinem Sohn, der Betriebswirtschaft studiert, konnte ich aber erkennen, dass es viel interessanter ist für Sie, die Sie am Berufsanfang stehen, nützliche Tipps von einem alten Hasen für das Berufsleben zu bekommen. Seite 1 von 5
2 Demzufolge habe ich den Titel gewählt: Karriere im Großunternehmen Gibt es Erfolgsrezepte? Jetzt brauchen diejenigen, die sich nicht für einen Weg zu einem Großunternehmen entschieden haben, keine Angst zu haben: Die Themengebiete, auf die ich eingehen werde, sind auf mittelständische Unternehmen, Kleinbetriebe, Universitäten, Behörden usw. übertragbar. Letztes Jahr hat Herr Krentel, ein erfolgreicher Unternehmer mit 500 Mitarbeitern, bei diesem Anlass eine bemerkenswerte Rede gehalten. Einige Tipps, die er auch den Absolventen mitgegeben hat, kann ich 1:1 für einen Großkonzern wie Siemens mit über Mitarbeitern übernehmen. Christian Krentel hat einen tollen Berufsweg hinter sich; er hat als Lehrer ein Software-Startup in Braunschweig gegründet und hat es zu einem erfolgreichen Unternehmen entwickelt. Aber er hat das alles in der Region Braunschweig getan. Bei einem Großunternehmen sehen die Karrieren anders aus! Wenn Sie als Berufseinsteiger anfangen, sind Sie einer von vielen; Sie müssen sich durchsetzen gegenüber anderen in dem Unternehmen, wenn Sie Karriere machen wollen, müssen Sie räumlich mobil sein. Und das führt mich zu meinem ersten Themenkomplex, beginnend mit einer Frage: Kann man eine Karriere planen? Hier gibt es sehr unterschiedliche Standpunkte und Meinungen. Ich selber habe bei meinem Einstieg bei Siemens relativ schnell einige Eckpunkte für mich festgelegt. - Ich möchte mit 30 Jahren ein erstes Team führen, einen Auslandsaufenthalt hinter mir haben, und dies muss mit meiner Lebensplanung (Familie mit Kindern) zusammenpassen. Und gleichzeitig wollte ich natürlich auch Spaß im Leben und Beruf haben, also nicht nur für den Beruf leben. Mehr habe ich aber nicht festgelegt und auch nicht festlegen wollen. Ich habe in den ersten Berufsjahren viele Gespräche mit Personalreferenten und Personalchefs geführt, alle haben nach einem ähnlichen Schema gepredigt: - 2 Jahre Job in X, - Auslandsaufenthalt in Y - 2 Jahre Job in Z Dann erste Führungsverantwortung in # X, Y, Z usw. Im Nachhinein bin ich der Meinung, dass diese Gespräche zwar sinnvoll zur Orientierung gewesen sind, Sie sollten auch einem Personaler nicht offen Ihre Skepsis zeigen, wer weiß, wo Sie sich wiedersehen - aber Sie sind nur ein Prinzip. Meist kommt es dann doch anders als gedacht. Zuerst bin ich in Hamburg tätig gewesen, dann war ich in Australien, habe danach in Nürnberg für 2 Jahre Seite 2 von 5
3 gearbeitet und dann bin ich zurück nach Hamburg gegangen - gegen den Widerstand der Personalreferenten! Dort habe ich meine erste Führungsverantwortung mit 28 Jahren übernommen, und auch das Thema Familienplanung hat sich realisiert. Meine Empfehlung zur Karriereplanung : Definieren Sie Eckpunkte - einen Auslandsaufenthalt bis 30 Jahre - erste Teamführung mit 30 - Mitglied des Leitungskreises/des Entscheidungszirkels mit 40 usw. Mehr Details sollten Sie nicht planen. Und seien Sie darauf vorbereitet und flexibel, wenn es anders kommt als gedacht. Die ersten Berufsjahre In den ersten Jahren stellen Sie wichtige Weichen für eine Karriere: - Sie müssen inhaltlich einen guten Job leisten, das ist Voraussetzung, aber mindestens genauso wichtig: Sie müssen auch sichtbar werden! Suchen Sie sich Themen, die einen hohen Aufmerksamkeitswert haben, sichern Sie sich Verbündete, die ähnlich wie Sie ticken ( Networking ), gründen Sie einen Nachwuchskreis, wenn noch nicht vorhanden, u.ä. Wenn es schon solche Foren gibt, bewerben Sie sich um eine Aufnahme und machen Sie aktiv mit. Falls es einen Mentorenplan gibt, nutzen Sie ihn. Wählen Sie einen Mentor, dem Sie vertrauen und der Sie auch unterstützen will und kann. Meine Empfehlung: Ein guter Mentor oder auch Förderer, gepaart mit ein paar guten Kollegen/Kolleginnen aus dem Nachwuchskreis helfen Ihnen in den ersten Jahren. Ausschlaggebend für meinen Wechsel von Hamburg nach Braunschweig waren tolle Kollegen aus Braunschweig sowie ein Chef, bei dem ich einen in einem überregionalen Nachwuchskreis eine Präsentation geleistet habe. Auch oder gerade in einem Großunternehmen sieht man sich häufig wieder auch das sollten Sie beachten. Wenn Sie wechseln, was zwangsläufig passieren wird, hinterlassen Sie einen guten Eindruck, sprechen Sie öffentlich nie schlecht über alte Kollegen, Chefs oder auch Ihre alten Aufgaben. Das wird Sie später wieder einholen. Jetzt komme ich zu zwei Themengebieten, die mir auch wichtig sind: Seite 3 von 5
4 Netzwerke und Auslandsaufenthalt Beginnen wir mit Netzwerken. Hier gibt es ein weiteres Spektrum: soziale Netzwerke (Facebook), berufliche Netzwerke wie LinkedIn. Netzwerke durch Sport, Freizeitgemeinschaften und ähnliches. Glauben Sie nicht, dass Sie bei möglichst vielen Netzwerken mitmachen müssen. Meine Erfahrung ist da etwas anders: Schließen Sie sich Gruppen an, mit denen Sie Spaß haben, mit denen Sie gerne reden oder etwas gemeinsam unternehmen wollen. Eine gute Gelegenheit sind Seminare und überbetriebliche Veranstaltungen, Nachwuchszirkel usw., um Kollegen aus anderen Abteilungen und Standorten kennenzulernen und halten Sie danach Kontakt zu den Ihnen sympathischen Menschen, mit denen Sie auf gleicher Wellenlänge sind. Dies trifft insbesondere auch für einen Auslandsaufenthalt zu. Ein Auslandsaufenthalt ist etwas Tolles. Sie bekommen eine andere Sicht, dürfen sich mit fremden Kulturen (die müssen räumlich gar nicht entfernt sein) auseinandersetzen und Sie müssen sich dort Respekt verdienen. Als Deutscher wird man schnell in eine Schublade gesteckt. Für die Entwicklung zu einer Führungspersönlichkeit ist diese Erfahrung sehr, sehr nützlich und wertvoll. Aber auch hier gilt eine Garantie für eine erfolgreiche Karriere ist ein Auslandsaufenthalt nicht. Deswegen auch hier mein Ratschlag: Gehen Sie nicht nur ins Ausland, weil dies für die Karriere förderlich ist. Sie müssen die Ambition haben, das betreffende Land kennenzulernen, sich auf die Menschen und natürlich auch auf die Aufgaben in dem Land freuen. Nur dann werden Sie Erfolg haben. Ich habe viele Kollegen kennengelernt, die eine Aufgabe im Ausland nur der Karriere wegen übernommen haben, für die meisten hat sich das nicht gelohnt. Dafür gibt es zwei Hauptgründe: Je länger der Auslandsaufenthalt, desto schwieriger können die Kontakte gepflegt werden. Chefs wechseln, Organisationen ändern sich usw. Weiter kann es vorkommen, dass Sie zurückkommen, und es ist keine attraktive Anschlussaufgabe vorhanden und Sie fangen wieder weiter unten an. Vor diesen Dingen können Sie sich manchmal nicht schützen, deswegen muss der Auslandsaufenthalt an sich Ihnen Spaß machen, und Sie müssen diese Zeit für sich sinnvoll nutzen. Generell hat ein Aufgabenwechsel viele Vorteile. Sie betrachten Dinge aus einer anderen Perspektive, lernen neue Kollegen kennen, Sie müssen sich neu beweisen und können damit Ihren guten Ruf festigen. Trotzdem muss so ein Wechsel gut überlegt werden, denn es gibt auch Fallstricke, daher auch dazu ein paar Tipps: Wenn Ihnen ein Wechsel angeboten wird, stellen Sie sich 3 Fragen: 1. Reizt Sie die neue Aufgabe an sich? 2. Bringt die neue Aufgabe Sie in Ihren Zielsetzungen weiter? 3. Sind Sie davon überzeugt, dass Ihr neuer Vorgesetzter Sie fördern wird? Seite 4 von 5
5 Wenn Sie alle 3 Fragen mit Ja beantworten können, sollten Sie nicht zögern. Haben Sie Zweifel (was häufig völlig normal ist), nehmen Sie sich die Zeit, sich Informationen und Ratschläge einzuholen. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen! Und wenn Sie dann zum Entschluss kommen, dass die angebotene Aufgabe nicht für Sie passt, sagen Sie nein mit Angabe von nachvollziehbaren Gründen. Natürlich sollen Sie nicht zu häufig nein zu guten Angeboten sagen, aber wenn Sie wirklich gut sind, werden weitere Gelegenheiten kommen. Mein letzter Punkt lautet Lebensqualität Bei all dem berechtigen und nachvollziehbaren Wunsch, Erfolg im Beruf haben zu wollen, sollten Sie die Lebensqualität nicht aus den Augen verlieren. Dazu zählt, dass Sie auch ein Privatleben haben mit Freunden und Bekannten, die nicht nur Kollegen aus Ihrer Firma sind. Passen Sie auf, dass Ihre persönlichen Hochs und Tiefs nicht nur aus Ihren beruflichen Ereignissen resultieren. Nehmen Sie sich Zeit für ein Privatleben. Da es keine 100-prozentigen Erfolgsrezepte für eine Karriere gibt und damit auch keine Garantie, sollten Sie Ihren Lebensinhalt nicht nur an Ihrem beruflichen Erfolg ausrichten. Ein beruflicher Erfolg ist aus meiner Sicht nur möglich, wenn Sie auch Spaß an der Aufgabe haben, wenn Sie das Umfeld mögen, gerne mit den Sie umgebenden Menschen im Beruf zusammenarbeiten, auch wenn Sie sich natürlich manchmal über sie ärgern. Lassen Sie Ihre Umgebung spüren, dass Sie Spaß an dem Job haben und motiviert sind. Ein Griesgram wird selten Karriere machen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Spaß in Ihrem (Berufs-)Leben. Seite 5 von 5
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