Pressekonferenz am 12. März, um 11:45 Uhr mit BM Nahles zum Fortschrittsbericht 2013 der Bundesregierung
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- Walther Walter
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1 Pressekonferenz am 12. März, um 11:45 Uhr mit BM Nahles zum Fortschrittsbericht 2013 der Bundesregierung Statement Eric Schweitzer Meine sehr geehrten Damen und Herren, das Thema Fachkräftesicherung, das zeigen die Ausführungen der Bundesministerin, gehört weiter ganz oben auf die Agenda. Das sehen auch die Unternehmen in Deutschland so: Deutlich mehr als jedes dritte Unternehmen sieht im Fachkräftemangel schon heute und nicht erst in ferner Zukunft ein erhebliches Risiko für seine Geschäftsentwicklung. Das sind so viele wie noch nie. (2010 lag der Wert noch bei 16 Prozent). Fachkräftesicherung ist in erster Linie Aufgabe der Unternehmen. Und die Betriebe engagieren sich deshalb auch vielfältig. Das zeigen nicht zuletzt die positiven Entwicklungen, die im Fortschrittsbericht der Bundesregierung beschrieben sind. An erster Stelle stehen Aus- und Weiterbildung. Mehr als jedes zweite Unternehmen will mit noch mehr Anstrengungen in diesen Bereichen auf kommende Fachkräfteengpässe reagieren. Denn gerade bei den beruflich qualifizierten Fachkräften müssen wir künftig mit erheblichen Engpässen rechnen. Deshalb ist die Stärkung unserer dualen Ausbildung so wichtig. 1
2 Dem Wirtschaftsstandort Deutschland droht nachhaltiger Schaden, wenn wir auf Akademisierung um jeden Preis setzen. Bis Ende dieses Jahrzehnts werden bis zu 1,4 Millionen Facharbeiter in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik fehlen - aber nur MINT-Akademiker (IW Köln). Die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes hängen aber auch in hohem Maße von unserer Facharbeiter- und Meisterausbildung ab. Eine ganze Reihe von Berufsausbildungen - wie etwa die zum Mechatroniker oder Fachinformatiker - kann qualitativ mit Hochschulausbildungen anderer Länder ohne weiteres mithalten. Eine weitere ungebremste Akademisierung in Deutschland könnte sogar zu einer höheren Arbeitslosigkeit führen, wenn bestimmte Qualifizierungsprofile am Arbeitsmarkt einfach nicht gebraucht werden. Schon heute üben zahlreiche Akademiker Sachbearbeitertätigkeiten aus und mancher Architekt tut das, was früher ein Technischer Zeichner erledigt hat. Natürlich gilt: Jeder Jugendliche sollte sich seinen Talenten und Fähigkeiten entsprechend frei entfalten können. Aber nicht jeder Abiturient ist mit einem Studium gut beraten. Hohe Abbruchquoten an den Hochschulen machen mir Sorgen, weil sie die Chancen der jungen Menschen am Arbeitsmarkt gefährden: Rund 25 Prozent der Studienanfänger in den Ingenieurwissenschaften sogar fast 50 Prozent beenden ihr Studium ohne 2
3 einen Abschluss. Die Industrie- und Handelskammern helfen Studienaussteigern gerne, passende Alternativen in der dualen Ausbildung zu finden und wo immer möglich Vorleistungen aus dem Studium anzuerkennen. Umgekehrt muss es künftig auch für beruflich Gebildete noch leichter werden, an eine Hochschule zu wechseln und sich berufliche Vorqualifikationen anrechnen zu lassen. Deutschlands Unternehmen brauchen beides: hervorragende Absolventen der beruflichen Bildung e- benso wie akademisch geschulte Fach- und Führungskräfte. Eine weitere wichtige Säule zur Fachkräftesicherung sind die Älteren auch das zeigt der Fortschrittsbericht. Ihre Kenntnisse und Erfahrungen sind in den Betrieben Gold wert. Nicht umsonst ist ihre Erwerbsbeteiligung in den letzten Jahren deutlich gestiegen (ZAHLEN HAT BM NAHLES SCHON GE- BRACHT). Erfreulich ist, dass laut unserem aktuellen DIHK- Arbeitsmarktreport gut jedes dritte Unternehmen mit einer Ausweitung der Beschäftigung Älterer auf Fachkräfteengpässe reagieren will. Zur Wahrheit gehört, dass eine längere Lebenserwartung mit einer längeren Lebensarbeitszeit einhergehen muss. Ansonsten ist unser Rentensystem einfach nicht finanzierbar. Wir dürfen jetzt nach den genannten Beschäftigungserfolgen nicht wieder so tun, als würden die Älteren nicht gebraucht das Gegenteil ist der Fall. 3
4 Richtig und wichtig ist es, die längere Erwerbstätigkeit zu flankieren. Hier sind die Unternehmen in der Pflicht und viele sind bereits auf dem richtigen Weg. Sieben von zehn Unternehmen reagieren schon heute mit personalpolitischen Maßnahmen auf die Alterung der Belegschaften. Flexible Arbeitszeiten stehen dabei an der Spitze mehr als 40 Prozent bieten z.b. Gleitzeit, Teilzeit, Arbeitszeitkonten, Telearbeit oder auch flexible Übergänge in die Rente an. Die individuellen Lösungen müssen dabei betrieblichen Anforderungen ebenso Rechnung tragen wie der Situation der Beschäftigten. Das geht nicht mit starren Vorschriften. Auch der Weiterbildung älterer Mitarbeiter kommt mehr und mehr Bedeutung zu. Der technische Fortschritt und kürzere Innovationszyklen stellen hohe Anforderungen auch an ältere Beschäftigte. Die Betriebe sehen in der Weiterbildung ein strategisches Handlungsfeld. So unsere Unternehmensbefragungen der letzten Jahre. In der Förderung älterer Mitarbeiter sind viele Betriebe bei flexiblen Arbeitszeiten (42 Prozent), Wissenstransfer (41 Prozent) und Gesundheitsförderung (33 Prozent) bereits unterwegs. Weiterbildung (27 Prozent) nimmt ebenfalls an Bedeutung zu: In den letzten fünf Jahren gab es einen rasanten Anstieg bei deren Beteiligung an Weiterbildung. Zwischenzeitlich bilden sich die älteren Beschäftigten auf dem gleichen Niveau weiter 4
5 wie die jüngeren Altersgruppen. Die älteren Erwerbstätigen greifen dabei auch auf Angebote der außerbetrieblichen Weiterbildung zurück. Neben den Älteren sind es gerade die Frauen, auf deren Qualifikationen wir noch stärker setzen müssen. Das hat die Bundesministerin deutlich gemacht. Dazu ist es aus Sicht der Wirtschaft nötig, dass die Eltern sich auf gute und flexible Betreuungsstrukturen verlassen können. Wer sein Kind gut betreut weiß, der kann besser arbeiten. Mit dem Ausbau der Kindertagesbetreuung sind wir mittlerweile auf einem guten Weg. Wichtig ist es nun, die Ganztagschulangebote weiter auszubauen. Nur so kann letztlich auch das große Engagement der Unternehmen zur besseren Vereinbarkeit greifen. Hier stehen familienfreundliche Arbeitszeitmodelle an erster Stelle. Teilzeitmodelle können auch in der Aus- und Weiterbildung noch einen stärkeren Beitrag leisten. Gemeinsam mit der Bundesregierung hat die IHK-Organisation im letzten Jahr eine Initiative zur familienbewussten Aus- und Weiterbildung gestartet. Damit nehmen wir gezielt die Potenziale von Müttern in den Blick, die nach einer längeren Familienpause den Wiedereinstieg suchen oder in jungen Jahren sich mit dem Einstieg schwer tun. Es reicht nicht, wenn unsere Bemühungen zur Fachkräftesicherung an der Landesgrenze aufhören. Die Zuwanderung ausländischer Fachkräfte wird künftig eine wichtige ergänzen- 5
6 de Rolle spielen: Fast jedes fünfte Unternehmen will mit ausländischen Arbeitskräften auf Engpässe hierzulande reagieren. Vor zwei Jahren war dieser Wert mit 12 Prozent deutlich geringer. Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, Zuwanderung funktioniert nicht auf Knopfdruck. Kluge Köpfe aus aller Welt stehen nicht vor Deutschlands Grenzen Schlange. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns alle gemeinsam noch stärker für mehr Offenheit einsetzen, wirkliche Willkommenssignale senden und für den Arbeitsort Deutschland werben. Die IHK- Organisation wird noch stärker die Unternehmen in Deutschland gerade kleine und mittlere über die Chancen und Möglichkeiten der Zuwanderung informieren und sie auch bei Fragen der Integration unterstützen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bin der festen Ü- berzeugung, dass wir der großen Zukunftsaufgabe der Fachkräftesicherung erfolgreich begegnen können, wenn wir uns weiterhin alle gemeinsam dafür einsetzen letztlich vor allem vor Ort, wobei regionale Netzwerke von Agenturen, Kammern, Verbänden und Unternehmen eine wichtige Rolle spielen. Die aktuellen Erfolge machen Mut und zeigen, dass sich das Engagement hierfür lohnt. 6
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