Mutige Reformagenda für ein ausgeglichenes Budget. Univ.-Prof. Dr. Christian Keuschnigg WKO OÖ, Lunchgespräche, 28. Februar 2014
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- Hinrich Hermann
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1 Mutige Reformagenda für ein ausgeglichenes Budget Univ.-Prof. Dr. Christian Keuschnigg WKO OÖ, Lunchgespräche, 28. Februar 2014
2 Der Plan 6 Herausforderungen für die Politik 1. Rückführung Staatsschuld 2. Steuerreform 3. Pensionsreform 4. Bankenunion und Hypo-Alpa-Adria 5. Arbeitslosigkeit und Krisenrobustheit 6. Bildung, Innovation und Österreich 2050 Prof. Christian Keuschnigg 2
3 Nr. 1: Rückführung Staatsschuld 80 Öffentlicher Bruttoschuldenstand Österreich (% BIP) Prof. Christian Keuschnigg 3
4 Nr. 1: Rückführung Staatsschuld 180 Öffentlicher Bruttoschuldenstand, 2012, % BIP Prof. Christian Keuschnigg 4
5 Nr. 1: Rückführung Staatsschuld Staatsschuld: Kreditwürdigkeit hat Grenzen unzweifelhafte Bonität, niedriger Zinsendienst neue Spielräume für Finanzpolitik (Stabilisierung) Vorsorge für künftige Generationen, den Familien helfen! Aber wie? mehr Steuern / weniger Ausgaben Grundsatzentscheidung: mehr oder weniger Staat Niedrigere Ausgaben: nachhaltige Wirkung neue Vorbelastung durch weniger Zukunftsausgaben echtes Sparen heisst weniger Konsumausgaben Steuerwettbewerb Höhere Steuern: wenig nachhaltige Wirkung Mehrbelastung: wir zahlen 2 mal Steuern höhere Steuerquote, progressiv höhere Steuerkosten neue Vorbelastung, da Steuern Wachstum hemmen Prof. Christian Keuschnigg 5
6 Nr. 2: Steuerreform Lohnsteuer + Arbeitnehmer- + Arbeitgeber- Beiträge zur Sozialversicherung, in % der Arbeitskosten, Income tax Employee SSC Employer SSC3 Quelle: OECD Taxing Wages 2013 Prof. Christian Keuschnigg 6
7 Nr. 2: Steuerreform Vermögensverteilung mit Sach- und Pensionsvermögen Gini-Koeffizienten ca. 0,26 ca. 0,4 ca. 0,7 Quelle: OeNB, OECD, STATAT, IHS Prof. Christian Keuschnigg 7
8 Nr. 2: Steuerreform Prof. Christian Keuschnigg 8
9 Nr. 2: Steuerreform Prof. Christian Keuschnigg 9
10 Nr. 2: Steuerreform Absolute Differenz der Gini-Koeffizienten des Einkommens vor und nach Steuern/Transfers Quelle: OECD Prof. Christian Keuschnigg 10
11 Nr. 2: Steuerreform Steuersystem: einfach, effizient, fair Reform: aufkommensneutral oder Steuersenkung? horizontale und vertikale Steuergerechtigkeit Steuersystem: alle Steuern zusammen betrachten EKST: Umverteilung nur über Tarif, wenige Abzüge MWST in echte Konsumsteuer verwandeln Spezielle Verbrauchssteuern: Lenkungssteuern KÖST & KEST: Gewinne, Dividenden, Zinsen Wachstumskräfte und Standortattraktivität erhalten! Streitpunkte: Vermögens- und Erbschaftssteuer welche Begründung für Vermögenssteuer? Prof. Christian Keuschnigg 11
12 Nr. 2: Steuerreform Besteuerung Kapitaleinkommen: Gesamtbelastung von mehreren Steuern verschiedene Formen unterschiedlich besteuert (Unternehmer, Investor, Grund-, Hausbesitzer) Scheingewinnbesteuerung Doppelbelastung gespartes Arbeitseinkommen (Ungleichbehandlung Spar- versus Konsumtyp) Internationale Reformvorschläge: normale Kapitalerträge zu Lebzeiten steuerfrei umfassende Erbschafts- und Schenkungssteuern Prof. Christian Keuschnigg 12
13 Nr. 3: Pensionsreform 70% 65% 60% Alterslastquote: 60+ zu 60-55% 50% 45% 40% 35% Quelle: Statistik Austria 30% Hauptszenario Obere Wanderungsvariante Untere Wanderungswariante Prof. Christian Keuschnigg 13
14 Nr. 3: Pensionsreform Länger und gesünder Leben: Alterslastquote verdoppelt sich bis 2050 Drei Alternativen: egal, welches System 1. Beiträge und Steuern für Zuschuss - Junge 2. geringere Pensionshöhe (Ersatzquoten) - Alte 3. Neutral: höheres Ruhestandsalter - neutral Regel für konstante Beiträge/Ersatzquoten: heisst ¾ aktiv, ¼ pensioniert 8 Jahre länger leben: 6 J. aktiv, 2 J. pensioniert Prof. Christian Keuschnigg 14
15 68 Nr. 3: Pensionsreform 67 effektives Ruhestandsalter Männer Quelle: OECD Österreich Deutschland Italien Schweden Prof. Christian Keuschnigg 15
16 Nr. 3: Pensionsreform Pensionskonto: grosse Reform, lebenslange Durchrechnung aber kein automatischer Ausgleich des Kontos: Nettoempfänger und Nettozahler ist nicht selbststeuernd bei Alterung Umverteilung in alle Richtungen! was ist Subvention, was ist Geschäft? Beitragsorientiertes System: wie Pensionskonto, mit automatischem Ausgleich was man einzahlt, bekommt man heraus keine Quersubventionierung im Pensionssystem Verteilung und Armutsbekämpfung nur einmal transparent über Steuer- und Transfersystem für Aktive genauso wie für Pensionisten Prof. Christian Keuschnigg 16
17 Nr. 4: Bankenunion und Hypo-Alpe-Adria Juni, 2008 Dezember, * 2012 Juni 2011 Quelle: ECB (Statistics on Consolidated Banking Data) Per Cent Spain Greece* Italy Austria Portugal Netherlands France Germany Ireland Prof. Christian Keuschnigg 17
18 Nr. 4: Bankenunion und Hypo-Alpe-Adria 60% Anteil Bankfinanzierung nach Unternehmensgröße in Österreich Medianwerte per % 20% 0% Sehr klein Umsatz < 1 Mio. Klein Umsatz 1-7 Mio. Mittel Umsatz 7-40 Mio. Groß Umsatz: Mio. Sehr groß Umsatz: > 100 Mio. Prof. Christian Keuschnigg 18
19 Nr. 4: Bankenunion und Hypo-Alpe-Adria Bankenunion: Finanzmarktrisiko mindern Basel III: mehr Eigenkapital und Liquiditätspuffer zentrale Aufsicht, 130 Banken mit 85% der Aktiva Restrukturierung/Abwicklung & Insolvenzfonds Haftungsreihenfolge, Marktdisziplin, implizite Staatsgarantie weg Ziele: gemeinsamen Kapitalmarkt stärken sichere Kreditversorgung zu korrekten Preisen Strukturbereinigung im Bankensektor Kosten: neue Beiträge zu Insolvenzfonds, Kosten Basel III eher höhere Kreditzinsen, knappere Kreditversorgung Probleme: zu kleine Insolvenzfonds gerade in Übergangsphase, ESM Basel III: Staatsschulden nicht bevorzugen Versicherungsbeiträge müssen spezielle Bankensteuern ersetzen Prof. Christian Keuschnigg 19
20 Nr. 4: Bankenunion und Hypo-Alpe-Adria Hypo-Alpe-Adria: Schaden schon 2009 da Garantien haben riskante Kreditvergabe ausgelöst Verstaatlichung: für Abwicklung nicht vorbereitet aus Angst vor «Flächenbrand» Verluste eingekauft mit 4 viel zu teuer gekauft, frühere Eigentümer «enthaftet» Was muss passieren? Kredite auf Marktwert abschreiben zum Buchwert erworben, jetzt zum Marktwert «verkaufen» zum Marktwert in die Abbaueinheit (Anstaltslösung) langsame Abwicklung ohne Neugeschäft Umfang der Abschreibung: Verluste jetzt oder später Prof. Christian Keuschnigg 20
21 Nr. 4: Bankenunion und Hypo-Alpe-Adria Wer trägt Verluste? 19 Mrd. abzuwickeln - 6 Mrd Treasury 4,5 Mrd gute Werte = 8,5 Mrd. problematisch, - 60% Abschreibung? = 4-5 Mrd. Nettoverlust Haftungsreihenfolge wie in Bankenunion, aber: Anleihen: durch Garantien geschützt Eigentümer ist Staat: Verlust EK und Garantien Staatsschuld steigt (netto) um Betrag Verlustrealisierung! Keine Optionen: Bankenbeteiligung: sind Konkurrenten, nicht Komplizen! Bankensteuern: gleich viel Steuern zahlen wie andere! Zweck ist Versicherung, aber nicht im Nachhinein! Insolvenz: staatliche Glaubwürdigkeit nicht antastbar! Garantien nicht einlösen? Geschäfte rückgängig machen? Wie sicher bleiben andere Verpflichtungen wie Pensionen? Prof. Christian Keuschnigg 21
22 Nr. 5: Arbeitslosigkeit und Krisenrobustheit Source: Eurostat Greece Spain Portugal Ireland Italy EU 27 France Netherlands Germany Austria Prof. Christian Keuschnigg 22
23 Nr. 5: Arbeitslosigkeit und Krisenrobustheit Arbeitslosigkeit und Sozialstaat: Vorbeugen anstatt heilen Bildung und Qualifikation anstatt Versicherung Unternehmen «versichern» Arbeitnehmer BIP -1% erhöht AL-Rate +0.15% Japan, +0.6% Spanien Krisenrobustheit: Innovation und Wettbewerbsfähigkeit Eigenkapital vs. Fremdkapital Flexible Arbeitszeitmodelle: Aufträge bearbeiten, wie sie reinkommen Politik: Abbau Steuern Faktor Arbeit / Standortattraktivität Erwerbsanreize auf breiter Front stärken aktive Arbeitsmarktpolitik Prof. Christian Keuschnigg 23
24 Nr. 6: Bildung und Innovation 2011 India 6% 2060 China 17% United States 23% India 18% United States 16% Japan 3% Japan 7% Euro area 9% Other non- OECD 12% Euro area 17% China 28% Other OECD 14% Other OECD 18% Quelle: OECD (2012) Other non- OECD 12% Prof. Christian Keuschnigg 24
25 Nr. 6: Bildung und Innovation Anstieg der Forschungsquote Austria Denmark Finland Germany Sweden Switzerland Quelle: OECD Database Prof. Christian Keuschnigg 25
26 Nr. 6: Bildung und Innovation Bildung: Voraussetzung für Innovation Primär: bestimmt Erfolg auf späteren Stufen Sekundär: Technologie-«Verbesserung» Tertiär: F&E-Personal, Grundlagenforschung F&E: privat und öffentlich Grundlagenforschung und Technologietransfer F&E in grossen und kleinen (start-up) Firmen Mobilität von F&E und Standortattraktivität Prof. Christian Keuschnigg 26
27 Nr. 6: Bildung und Innovation Reallokation und Wettbewerb: spezialisierte Firmen => Zugang zu Weltmarkt träge Firmen stehlen Marktanteile: Marktaustritt von schrumpfenden zu wachsenden Unternehmen von niedrigem zu hohem Ertrag Umlenkung Arbeit: rascherer Wandel der Arbeit, höheres Risiko Einkommensschutz, neue Beschäftigung Arbeitsmarktflexibilität, lebenslanges Lernen Umlenkung Kapital: Wagniskapital für innovative Jungfirmen Finanzierung & Kreditstopp: Kreditwürdigkeitsprüfung Konzerne: Ausschüttung versus Überinvestition Prof. Christian Keuschnigg 27
28 Nachhaltiges Wachstum für Alle Herausforderungen an die Politik Leistungsfähiger Staat: erträgliche Steuerbelastung Umverteilung und Versicherung Bildung: vorbeugen ist besser als heilen! Information: was ist Geschäft, was Geschenk? Treffsicherheit: weiss die Politik, wohin sie umverteilt? künftige Generationen: Staatsschuld, Pensionslast und produktive Ausgaben: Bildung, Grundlagenforschung Innovationsgetriebenes Wachstum setzt Bildung voraus, hat Wandel zur Folge kreative Zerstörung, Umlenkung von Arbeit und Kapital Österreich 2050: Spitzenstellung pro Kopf Prof. Christian Keuschnigg 28
29 Nachhaltiges Wachstum für Alle Das Szenario Österreich 2050 vorbereiten Einkommen absolut, Mrd. USD, konstante Preise, Quelle: HSCB (2012) Einkommen pro Kopf, in USD, konstante Preise Prof. Christian Keuschnigg 29
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