Prof. Dr. Christian Wopp Universität Osnabrück. Veränderungen im Bildungsbereich. 1 Frühkindliche Bildung und Erziehung
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- Ingeborg Graf
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1 Prof. Dr. Christian Wopp Universität Osnabrück Veränderungen im Bildungsbereich Bedrohung für den organisierten Sport? Veränderungen im Bildungsbereich 1. Ausbau der frühkindlichen Bildung und Erziehung 2. Rückgänge bei den Schülerzahlen mit Schulschließungen 3. Ausweitung von Ganztagsschulen 4. Verkürzung des Abiturs auf 12 Schuljahre 5. Umstellung der Studiengänge auf Bachelor und Master 6. Zunahme privater Nachhilfe 7. Ausweitung lebenslanger Lernprozesse 1 Frühkindliche Bildung und Erziehung 1
2 Kinder in Tageseinrichtungen und Tagespflege 3 Jährige Ost Deutschland: 92% Westdeutschland: 74% Spätestens der dritte Geburtstag ist der Regelbeginn des Kindergartens (mit Länderdifferenzen) Unter 3 Jahre Ost Deutschland: 40,5% Westdeutschland: 15% Geplante Erhöhung auf 24% im Jahr 2013 Herausforderung 1 Ausbau umfangreicher und vielfältiger Angebote für eine motorische Entwicklung in der frühkindlichen Bildung und Erziehung. Lösungen für den organisierten Sport Kooperationen mit Kindergärten Gründung und Betrieb eigener, bewegungsorientierter Kindergärten 2 Rückgang der Schülerzahlen 2
3 2 Rückgang bei den Schülerzahlen Nach Berechnungen der Kultusministerkonferenz wird die Zahl der Schüler von knapp 12,5 Mio. im Jahr 2003 um 2,2 Mio. (17,6%) auf knapp 10,3 Mio. im Jahr 2020 zurückgehen. Gegenwärtig sind es 11,5 Mio. Schülerinnen und Schüler. Konsequenz In der Regel ist jede Schule mit einer Schulsportanlage ausgestattet. Durch Schulschließungen ist der Betrieb dieser Anlagen gefährdet und es bedarf angesichts knapper öffentlicher Mittel guter Ideen, Konzepte und intensiven bürgerschaftlichen Engagements, um den Weiterbetrieb langfristig zu sichern. Beispiel ( meissen.de) 3
4 Herausforderung 2 Schulschließungen aufgrund rückläufiger Schülerzahlen mit der Gefahr der Aufgabe von Schulsportanlagen. Lösungen für den organisierten Sport Konzepte für Sportanlagen an aufgegebenen Schulstandorten Reduzierung der Spielerzahlen in Mannschaftssportarten Kooperationen (Fusionen?) von Sportvereinen 3 Ganztagsschule Formen von Ganztagsschulen Offene Ganztagsschule Unterricht vormittags Mittagessen für angemeldete Schülerinnen und Schüler Freiwillige Teilnahme an der Hausaufgabenbetreuung Freiwillige Teilnahme an Freizeitangeboten nachmittags Gebundene Ganztagsschule Unterricht ganztägig Mittagessen für alle Arbeitsgruppen für alle 4
5 Prof. Dr. Christian Wopp (Universität Osnabrück) 13 Herausforderung 3 Ausbau von Ganztagsschulen mit einer Neupositionierung des Sports in dieser Schulform und Auswirkungen auf andere Sportanbieter im Kinder und Jugendbereich. Lösungen für den organisierten Sport Ganztagsschulen als Chance begreifen (s. später) 4 Abitur nach 12 Jahren 5
6 Herausforderung 4 Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur auf 12 Schuljahre mit sich verschärfender Konkurrenz zwischen schulischen Erfordernissen und Freizeitaktivitäten. Lösungen für den organisierten Sport Sport in die Schule verlagern (s. später Ganztagsschule) 5 Zunahme der privaten Nachhilfe Tabellen aus Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2010). Bildung in Deutschland 2010, S. 264 und 265. Bielefeld: Bertelsmannverlag. Herausforderung 5 Zunahme der privaten Nachhilfe mit einer Reduzierung der Zeiten für Sportaktivitäten Lösungen für den organisierten Sport Ganztagsschule, damit nach der Schule keine Nachhilfe erforderlich ist (s. später) Nachhilfe durch Sportvereine als Stadtteilvereine 6
7 Um Uhr haben wir Schluss Keine Hausaufgaben 6 Bachelor und Master Als Folge des Beschlusses in Bologna mit dem Ziel, in Europa einen einheitlichen Bildungsraum zu schaffen, werden in Deutschland alle Studiengänge auf Bachelor und Master umgestellt. An ein dreijähriges Studium, das mit dem Bachelor abschließt, können Studierende ein zweijähriges Masterstudium anhängen. Herausforderung 6 Bachelor Master Studienstrukturen in den Studiengängen begrenzen zeitliche Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten Lösungen für den organisierten Sport Keine 7
8 7 Lebenslanges Lernen Herausforderung 7 Verwerfungen in der Weitergabe von Handlungswissen erfordern in der Gesellschaft und im Sport Prozesse lebenslangen Lernens. Lösungen für den organisierten Sport Ausweitung von Sportangeboten für Neu und Wiedereinsteiger Verbesserungen bei den Vermittlungsformen durch Übungsleiterfortbildungen Herausforderungen Ausbau von Angeboten zur motorischen Entwicklung in der frühkindlichen Bildung und Erziehung Rückgänge bei den Schülerzahlen mit Schulschließungen und der Aufgabe von Schulsportanlagen Ausbau von Ganztagsschulen mit einer Neupositionierung des Sports in dieser Schulform und Auswirkungen für andere Sportanbieter im Kinder und Jugendbereich Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur auf 12 Jahre mit sich verschärfender Konkurrenz zwischen schulischen Erfordernissen und Freizeitaktivitäten Zunahme der privaten Nachhilfe mit Reduzierung der Zeiten für Sportaktivitäten Bachelor Master Studienstrukturen in den Studiengängen begrenzen zeitliche Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten Verwerfungen bei der Weitergabe von Handlungswissen auch im Sport erfordern Prozesse lebenslangen Lernens 8
9 Ganztagsschule Unterschiedliches Tempo Hamburg 154 von 393 sind Ganztagsschulen, bis 2012 sind 50 neue Ganztagsschulen geplant Bremen 52 von 182 Schulen haben Nachmittagsangebote. Jährlich sollen 4 neue Ganztagsschulen hinzu kommen Schleswig-Holstein 430 von 941 Schulen haben Nachmittagsangebote. Niedersachsen Von Schulen sind Ganztagsschulen. 220 neue Ganztagsschulen eröffneten im Schuljahr 2009/2010, 271 gingen diesen Sommer an den Start. 26 Begründungen für Ganztagsschulen Gesellschaftspolitische Vereinbarkeit von Familie und Beruf Familienpolitische Erhöhter Erziehungsbedarf Bildungspolitische Mehr Chancengleichheit Schulpolitische Erhöhter Förderbedarf Veränderung der Unterrichts- und Lernkultur Neuber, N. (2008). Zwischen Betreuung und Bildung Bewegung, Spiel und Sport in der Offenen Ganztagsschule Laging, R. & Hildebrandt-Stramann (2006). Ganztagsschulen bewegungsorientiert entwickeln. (in StudIp) 9
10 Mehr Zeit für Kinder Mehr Zeit für Bildung, Erziehung und Betreuung Mehr Zeit zum Lernen Mehr Zeit für musisch-kulturelle ll Bildung Mehr Zeit für Bewegung, Spiel und Sport Mehr Zeit für Hausaufgaben und gezielte Fördermaßnahmen Wir haben Zeit für Projektarbeit Begründungen aus Sicht von Bewegung und Sport Chancen zur Einbeziehung von Bewegungsaktivitäten in den ganzen Schultag Rhythmischer Tagesablauf unter Berücksichtigung von Körper und Bewegung Konzentriertes Lernen und bewegte Zerstreuung Zeit itfür zusätzliche Lernförderung föd auch zur Föd Förderung von Bewegungskompetenzen Kennenlernen bewegungsorientierter Freizeitaktivitäten Verminderung sozialökonomischer Selektionsprozesse durch die Teilhabe aller am Sport Laging, R. (2008). Bewegung und Sport Zur integrativen Bedeutung von Bewegungsaktivitäten im Ganztag. In Coelen & Otto (Text in StudIp) 10
11 Sportvereine und Ganztagsschulen Herausforderungen/Probleme Kinder und Jugendliche haben weniger Zeit für ein Engagement im Sportverein Konkurrenzen zwischen Schulen und Sportvereine bei der Belegung von Sportanlagenzeiten Sportvereine benötigen zusätzliches, qualifiziertes Personal, das an frühen Nachmittagen einsetzbar ist Das Personal muss im Umgang mit altersgemischten, sozial und motorisch heterogenen Gruppen umgehen können Ein Wettrennen einzelner Fachverbände bei den Kooperationen ist zu vermeiden Sportvereine und Ganztagsschulen Chancen für Sportvereine Es werden Kinder und Jugendliche erreicht, die bisher nicht erreicht wurden Es können (neue) Angebote mit einer Stärkung sportpädagogischer Ansprüche (z. B. Sozialverhalten, Integration, Gesundheit) geschaffen werden Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können gewonnen werden Talente können entdeckt und gefördert werden Zusätzliche finanzielle Ressourcen lassen sich für den Sportverein erschließen Das Wettkampfsystem im Kinder- und Jugendbereich muss neu strukturiert werden Es entstehen neue (Schul-)Sportvereine Sportvereine und Ganztagsschulen Konsequenzen für die Sportvereine Sportvereine müssen für Schulen als Kooperationspartner im Sinne von Bildungspartnern attraktiv sein Sportvereine müssen sich professionalisieren, da Ehrenamtliche für die Kooperationsangebote schwer zu finden sind Sportvereine müssen ihr Personal qualifizieren Sportvereine müssen in Netzwerken mit Schulen, Jugendhilfe und anderen Trägern der Kinder und Jugendarbeit kooperieren 11
12 Sportvereine und Ganztagsschulen Fazit Die Ganztagsschulen werden die zentrale Institution im Alltag der Kinder und Jugendlichen sein Die Ganztagsschulen werden aufgrund ihres Profils bestimmen, mit wem sie in welcher Form und mit welchen Inhalten kooperieren Die Ganztagsschulen werden dankbar über jeden qualifizierten Kooperationspartner sein Sportvereine werden im Wettbewerb mit anderen Kooperationspartnern stehen Ganztagsschule als Lebenswelt Unabhängig vom Tempo des Ausbaus bei den Ganztagsschulen und bei dem noch geringen Umfang der gebundenen Ganztagsschulen (8%) lässt sich prognostizieren, das die Schule die zentrale Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen sein wird 35 Wir verbringen 60 70% unserer Tageszeit in der Schule 12
13 Sozialräumliche Öffnung Schule mit stadtteilorientiertem Schulprogramm Ist eine teilweise geöffnete Schule, die in ihrem Schulprogramm Themen, Probleme und Institutionen berücksichtigt, die im außerschulischen Sozialraum liegen. Gemeinwesen (offene) Ganztagsschule Ist Teil des Sozialraumes und bietet Initiativen, Gruppierungen und Institutionen Platz, Themen in die Schule hineinzutragen. Stadtteilschule Beherbergt Institutionen aus dem Stadtteil, die bisher getrennt arbeiteten. Deiner, U. (2008). Sozialraumorientierung und Raumaneignung. In T. Coelen & H.U. Otto (Hrsg.), Grundbegriffe Ganztagsbildung, S Wiesbaden: VS Verlag Bildungslandschaften Durch sozialräumliche Öffnungen der Ganztagsschulen entstehen Bildungslandschaften mit der Integration formeller (in der Schule), nonformeller (z. B. im Sportverein) informeller (z. B. auf dem Schulhof) Lernprozesse und Handlungsformen 38 Bildung oder Betreuung in offenen Ganztagsschulen? Formales Lernen Organisierte Lernvorgänge Sportunterricht Wahlpflichtunterricht Sportförderunterricht SportlehrerInnen Nonformales Lernen Organisierte Lernvorgänge außerhalb des Sportunterrichts Arbeitsgemeinschaften Z. B. in Kooperation mit Sportvereinen, Zusatzangebote wie Wettkämpfe, Fahrten ÜbungsleiterInnen BetreuerInnen Informelles Lernen Nicht geplante Lernvorgänge Pausen, Nachmittage SchülerInnen untereinander 13
14 Ganztags schule Quartiers Management Jugendhilfe Sportvereine Gewerbliche Anbieter Selbstorganisation öffentliche Zentren 40 Kooperationen Arnold, B. (DJI) (2009). Ergebnisse aus StEG Fazit Wenn sich das System Schule verändert, wird sich auch das System des Sportvereins verändern Es hat Vorteile, sich an skandinavischen Ländern oder an Canada zu orientieren, wo jene Schulformen schon länger bestehen, die es (vermutlich) bald auch in Deutschland geben wird Ganztagsschulen sind der entscheidende Schlüssel zur Entfaltung der Potentiale aller Kinder Die Sportvereine können, müssen aber nicht von dieser Entwicklung profitieren Kooperationen sind abhängig von der Struktur der Schule und der Sportvereine sowie von der Kommunikationsfähigkeit der verantwortlichen Personen 14
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