Flaches Land soweit das Auge reicht.

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1 14 INTERNATIONAL Fleckvieh 3/ 2012 Mehr Kraft für Frau Antjes Kühe Fleckvieh wird in Holland zunehmend gerne als Kreuzungspartner für Holstein-Kühe eingesetzt. Die holländische Kuh soll wieder mehr Kraft bekommen. Aber auch in der Fleckvieh-Reinzucht gibt es eine kleine, stetig wachsende Population. Flaches Land soweit das Auge reicht. Die einzigen Erhebungen sind die Deiche und Dämme, die das Land vor dem Wasser schützen. Dazwischen Viehweiden, bestückt mit unzähligen Kühen, Pferden und Schafen. Wir sind in Holland, im Land der Holstein-Kühe und von Frau Antje, der Werbe-Ikone des niederländischen Molkereiverbandes, die in Deutschland zum Wahrzeichen für den weltbekannten Gouda-Käse und für Butter aus Holland wurde. Neben den schwarzen und roten Holstein-Kühen tummeln sich auf den saftigen Weiden aber zunehmend Kühe anderer Rassen oder Kreuzungstiere aus diesen Rassen. Zu diesen neuen Rassen gehört auch Fleckvieh. Ein Umstand den vor 15 Jahren noch kaum jemand für möglich gehalten hätte. Heute grasen fast 700 reine Fleckviehkühe und 6182 Fleckvieh-Kreuzungskühe auf Hollands Weiden. Zahlreiche Nachzucht steht noch in den Startlöchern, und in 2011 machte Fleckvieh in Holland Besamungen das ist eine Steigerung um oder 74 Prozent innerhalb von nur drei Jahren. Inzwischen macht Fleckvieh rund mehr Besamungen als die einheimische Doppelnutzungsrasse MRIJ. Die MRIJ (Maas-Rhein-Ijsel)-Rasse ist Hollands ursprüngliche Doppelnutzungsrasse, die bis 2011 noch häufig anzutreffen war. Dem verherenden MKS-Zug von 2001 fiel aber ein Großteil der Population zum Opfer. Holstein-Kühe ersetzten die MRIJs. Heute gibt es nur noch rund 7000 reine MRIJ-Kühe in den Niederlanden. Dass Fleckvieh in Holland so gut ankommt, hat es sicherlich auch der MRIJ- Rasse zu verdanken. Viele Bauern, die früher diese Rasse hielten, haben die Doppelnutzungskühe noch in guter Erinnerung. In der Doppelnutzungsrasse Fleckvieh erkennen sie nun eine populationsmäßig breit aufgestellte Alternative, sowohl in der Reinzucht, vor allem aber auch in der Kreuzungszucht. Bei der Einkreuzung spielt nicht der erwartete Mehrertrag durch die Schlachtkuh oder das männliche Kalb die Hauptrolle, denn mit Nutzkälbern kann hier längst noch nicht so gut verdient werden wie in Deutschland. Ein männliches Nutzkalb bringt im Alter von drei Wochen etwa 290 bis 300 Euro, etwa 100 Euro mehr als ein HF-Kalb. Der am häufisten genannte Grund für das Einkreuzen von Fleckvieh ist, dass die Züchter den oft zu leicht gewordenen Kühen wieder mehr Kraft mehr Muskel-

2 Fleckvieh 3/ 2012 INTERNATIONAL 15 Kraft haben diese niederländischen Herren genug, es sind die Weltmeister im Tauziehen. Ein Symbol für die Kraft und Stärke, die Fleckvieh der holländischen Kuhpopulation bringen kann. masse geben wollen, um Gesundheit und Stoffwechselstabilität zu verbesssern und zu gewährleisten. Denn viel Milch wollen Hollands Bauern nach wie vor erzeugen. Land ist hier knapp und teuer, da heißt es, viel Milch mit guten Inhaltsstoffen (vor allem Eiweiß) vom Hektar zu holen. Die Leistung der Fleckviehkreuzungen in Holland lag 2011 bei ,39 3,55, die der Reinzuchttiere bei ,32 3,51 Tendenz steigend, denn die Populationen sind im Schnitt noch jünger als andere. Stark verbesserte Fruchtbarkeit, weniger Zellzahlen und allgemein unkompliziertere Kühe sind weitere, häufig genannte Attribute mit denen Landwirte ihre Fleckviehkreuzungen oder auch Reinzuchttiere beschreiben. Inzwischen sind diese Vorteile auch wissenschaftlich belegt. Ein Kreuzungsversuch an der Wageningen Universität im Auftrag von Fleckvieh Austria ergab unter anderem bessere Besamungsindices in der 1.- und 2. Laktation, geringere Rast- und Verzögerungszeiten, höhere Non-Return- Raten, weniger Totgeburten und bessere Zellzahlen bei den Kreuzungstieren. Vor allem der Zellzahl-Aspekt wird in Holland immer wichtiger und ist somit ein Türöffner für Fleckvieh. Grund: der Antibiotika-Verbrauch auf den landwirtschaftlichen Betrieben wird in den Niederlanden streng überwacht und dokumentiert. Werden bestimmte Grenzen (Antibiotikabehandlungen/Tier und Jahr) überschritten, wird der Betrieb kontrolliert. Antibiotische Trockensteller werden deshalb nur noch selektiv eingesetzt. Am stärksten vertreten sind am holländischen Markt derzeit die Bayern-Genetik (Vertreter Stef Beunk) und CRV (Jan Hiddink), ein ursprünglich niederländisches Unternehmen, das auch für den Besamungsverein Neustadt/Aisch (BVN) das Sperma vertreibt. Xsires aus Österreich sowie das Rindergenetik-Handelsunternehmen Spermex sind ebenfalls aktiv. CRV, ein Global Player im Genetikgeschäft, übernimmt in Holland auch die Milchleistungskontrolle, die Herdbucheintragung sowie die Einstufung der Kühe (auf Holsteinbasis). Das hauseigene Anpaarungsprogramm deckt auch die Belange der Kreuzungszucht mit ab. Hinsichtlich des Herdbucheintrages gibt es mit den Kreuzungstieren in Holland kein Problem, alle Tiere werden in das offene HB eingetragen und der Rasse mit dem höchsten Anteil zugeordnet. Die Rasseanteile werden für jedes Tier ausgewiesen waren Vanstein, Imposium und Momo aber auch Rureif, Willenberg und Vangelis Pp (gesext) die bei CRV am stärksten eingesetzten Bullen. Über die Bayern-Genetik wurden vor allem Mandela, Enrico, Engadin, Rurex und Waldbrand stark eingesetzt. Bisher viel Nachzucht haben unter anderem Bullen wie Mandela, Enrico, Engadin, Samut, Ruap, Vanstein und Hippo hinterlassen hier sind bereits zahlreiche Töchter in Milch und sorgen dafür, dass die Akzeptanz der Rasse Fleckvieh stetig voranschreitet. Im Oktober 2006 wurde das Fleckvieh Stamboek gegründet und hat inzwischen etwa 155 Mitglieder. Das Fleckvieh Stamboek arbeitet eng mit dem Zuchtverband in Miesbach zusammen. So werden in Miesbach die Exterieurdaten der Kühe aus den Benelux-Ländern verwaltet. Die Tierbeurteiler Ard Tetteroo, Ronald Diersen und Andrè Nieuwenhuis wurden in Grub geschult. AH Die Fleckviehkuh 2012 Zur holländischen Fleckviehkuh des Jahres wurde heuer die Roibos-Tochter Cato 160 vom Betrieb Ruesink Harbers aus Borculo gewählt. Cato 160 milkt aktuell 48 Liter und wird voraussichtlich ihre 4. Laktation mit kg Milch bei 3,98 % Fett und 3,50 % Eiweiß abschließen. Die rahmige Kuh glänzt mit einem Zellgehalt von und einem Besamungsindex von von 1,3. Eine Voraussetzung zur Teilnahme an dem Wettbewerb ist unter anderem, dass die Kuh nicht mit Antibiotika behandelt wurde. Die Wahl wird vom Fleckvieh-Stamboek veranstaltet und fand heuer am Betrieb der Familie Erinkveld (Te Melktap), statt, die Kühe wurden anhand von Videos bewertet. Stef Beunk/AH Hidde und Jetske Harbers mit Hollands Fleckviehkuh des Jahres 2012, der Roibos-Tochter Cato 160. De Melktap Die Familie Erinkveld aus Geesteren hat sich neben der Milchviehhaltung weitere Einkommensquellen geschaffen. Dazu gehört ein kleiner Selbstbedienungs-Bauernladen mit einer sogenannten Milchzapfstelle (De Melktap) sowie diverse Aktivitäten für Besucher ihres Bauernhofes. Etwa das Bauerngolf, ein Maislabyrinth in Form einer Kuh oder das Ausrichten von Feierlichkeiten. Um dieses Angebot leisten zu können, musste dafür im Kuhstall etwas zurückgeschraubt werden. Mit der Einkreuzung von Fleckvieh realisierten sich die Erinkvelds eine pflegeleichte Herde, die etwa 7500 kg im Schnitt milkt. AH Ein Fleckvieh-ähnlicher Stier begrüßt die Besucher.

3 16 INTERNATIONAL Fleckvieh 3/ 2012 Mehr Kraft, Fruchtbarkeit und eine bessere Eutergesundheit waren wichtige Gründe dafür, dass die Familie Te Peele aus der Nähe von Winterswijk, nicht weit von der deutschen Grenze entfernt, vor sieben Jahren mit der Einkreuzung von Fleckvieh begann. Sie gehörten damit zu den ersten in der Region und inzwischen haben auch einige Nachbarn mit dem Einkreuzen von Fleckvieh begonnen entschieden sich Te Peeles dann für eine Dreirassen- Kreuzung aus RH, Schwedisch Rotvieh und Fleckvieh um den Heterosis-Effekt noch besser nutzen zu können. Obwohl sich die auf dem Betrieb produzierten Kreuzungstiere (männlich und weiblich) gut zur Zucht verkaufen lassen, sehen sich Te Peeles als reiner Produktionsbetrieb. Die Milcherzeugung steht im Vordergrund. Mit 100 bis 110 Kühen kann eine Quote von kg mit 4,27 % Referenzfettmenge erfüllt werden. Der Betrieb umfasst 51 Hektar. Die Herdenleistung 2011 betrug 8801 kg Milch mit 4,36 % Fett und 3,54 % Eiweiß, das Erstkalbealter liegt zwischen 24 und 26 Monaten. Aktuell sind etwa 70 Prozent der Herde Kreuzungstiere, darunter auch einige mit 75 Prozent Fleckviehblut. Wird eine Kuh zu breit für das Empfinden der Te Peeles oder lässt in der Milchleistung etwas nach, dann wird mit Schwedischem Rotvieh oder auch wieder RH eingekreuzt. Neben einer guten Milchleistung mit möglichst hohem Eiweiß-Gehalt legt die Familie auch viel Wert auf gute Euter und Fundamente bei ihren Kühen, um so einen Grundstein für langlebige Tiere zu legen. Enorm wichtig ist auch die Zellzahl und allgemein die Eutergesundheit, da der Antibiotikaverbrauch auch hier streng kontrolliert wird. Da das Trockenstellen ohne Antibiotika aber nicht so gut funktioniert hat, werden Kühe, die im Zellgehalt unter Wüchsige Kreuzungskälber am Betrieb TePeele, beispielsweise von Vanstein oder Waldbrand. Guter Start dank geprüfter Bullen Seit sieben Jahren kreuzt Familie Te Peele Winterswijk-Corle Fleckvieh ein Janna, Doreen, Wim und Lisbeth Te Peele mit ihrer Mangfall-Tochter Henny 106. Im Hintergrund das Wohnhaus und der Kuhstall. Zwei Kreuzungskühe aus dem Stall Te Peele auf der NRM 2012, der großen niederländischen Viehschau in Zwolle. Links die Vanstein-Tochter Madonna 6 (1/ ,51 3,78) und rechts, die Imposium-Tochter Annie 164 (1/ ,41 3,59) liegen, seit Kurzem nicht mehr trockengestellt, sondern durchgemolken. Mit niedrigen Zellgehalten stechen vor allem die Fleckvieh-Kreuzungen hervor. Der Versuch verlief bisher erfolgreich, wie eine Mangfall-Kuh im zweiten Kalb zeigt: Zum Zeitpunkt der Kalbung gab sie 18 kg Euterstark: die Vanstein-Tochter Helena 51. Foto: Arkink und steigerte sich in kurzer Zeit auf 50 kg. Da Te Peeles noch nicht so lange Einkreuzen, setzen sie ausschließlich sicher geprüfte Bullen ein und nutzen auch ein Anpaarungsprogramm.»Hippo war der erste Bulle, der bei uns am Betrieb eingesetzt wurde«, erinnert sich Wim Te Peele. Aktuell stehen noch 10 Hippos in Milch im Stall. Von Vanstein sind es sogar rund 20 Kühe. Eingesetzt wurden auch Engadin, Enrico, Malach, Samut, Rorb, Mangfall, Roibos, Resolut und Hupsol. Schöne Kühe und Kalbinnen gibt es derzeit auch von Imposium, von Waldbrand wurden bereits schöne Kälber geboren und von Wille stehen noch einige Trächtigkeiten aus.»kraft, Milchmenge und Fundament sind die entscheidenden Kriterien für die Bullenauswahl«, sagt Wim. Eine völlig neue Variante von Besamungsbullen haben auch TePeeles bereits eingesetzt: die so genannten New Generation Stiere sind in sich eine Kreuzung aus verschiedenen Rassen. Sie sind bei den holländischen Bauern sehr beliebt und der Stier Reladon mit 50 % Montbéliarde, 31 % Holstein, 12 % Braunvieh und 6 % MRIJ ist sogar der am drittstärksten eingesetzte Vererber über alle Rassen. Ein jüngerer Vertreter ist Imposant, ein Imposium-Sohn mit 31 % HF, 12,5 Brown Swiss und 6,25 % MRIJ auf der Mutterseite. Mit dem Kreuzungsprogramm haben Te Peeles begonnen, sich eine stabile, gesunde aber auch leistungsstarke Herde aufzubauen. Der Hof soll einmal so weiterentwickelt werden, dass er von einer Person gemanagt werden kann. AH Foto: Arkink

4 Fleckvieh 3/ 2012 INTERNATIONAL 17»Wir wollen auch mästen«nach knapp zehn Jahren Kreuzungszucht hat sich Familie Esselink aus Lochem eine inzwischen einheitliche Herde aufgebaut. Bald schon soll auch mit der Mast der männlichen Tiere begonnen werden. Schon etwa acht Jahre arbeiten Reint und Albert Esselink mit Fleckvieh in ihrer Herde. Die Geschichte der Kreuzungszucht auf diesem Betrieb reicht aber noch etwas weiter zurück. Ursprünglich war der Betrieb ein MRIJ-Betrieb, der schließlich damit begonnen hat, Holsteins auf die Doppelnutzungskühe einzukreuzen. Danach folgte Braunvieh als Kreuzungspartner und schließlich landeten Esselinks beim Fleckvieh, da sie auf der Suche nach einer echten Doppelnutzungsrasse als Kreuzungspartner waren. Ihr Ziel war und ist eine Herde mit gut melkenden Kühen, die problemlos und gesund sind, sowie anpassungsfähige Tiere, die im Sommer genügend Grundfutter auf der Weide und im Winter aus dem Weelink-Fütterungssystem im 2009 neu errichtenen Laufstall aufnehmen. Auf gute Inhaltsstoffe (vor allem Eiweiß) wird großer Wert gelegt und auch die Fleischleistung der Tiere hat einen hohen Stellenwert denn noch in diesem Jahr wollen Esselinks in die Mast von männlichen Tieren einsteigen. Pro Jahr verkaufen Esselinks etwa 20 bis 30 weibliche Tiere, zumeist abgekalbte Jungkühe, aber auch Zweit- oder Drittkalbskühe. Der Erlös liegt zwischen 900 und 1300 Euro. Mit ihren Tieren sind Esselinks auf einem erfolgreichen Weg. Aktuell milkt die 96- köpfige Herde bei einem MLF-Aufwand von 1500 kg/kuh und Nachzucht rund 8000 kg Milch mit 4,75 % Fett und 3,75 % Eiweiß. Die Zwischenkalbezeit liegt bei 365 Tagen, der Besamungsindex bei 1,6 und der Zellgehalt liegt zwischen und Esselinks gefällt, dass ihre Kühe so gut händelbar und ruhig sind. Insgesamt werden aktuell 85 Prozent Fleckviehkreuzungen gemolken. Aktuelle Besamungsbullen sind Waldbrand, Wille, Imposium, Weinfur und Wolkentanz. Ganz vorsichtig werden auch die ersten hornlosen Stiere eingesetzt. Esselink ist seit 26 Jahren Eigenbestandsbesamer, das Sperma bezieht Esslink von der kleinen Station FertiPlus. Kälber gibt es zur Zeit von Wilhelm, Imposium und Waldbrand. Rinder stehen gehäuft von Imposium und Mandela im Stall. Mandela gehört, wie bei vielen niederländischen Kollegen, die mit Fleckvieh arbeiten, zu einem stark genutzen Stier, der gute Nachzucht auf Holstein hinterlassen hat. Die besten Kühe aus der ersten Welle brachten Engadin, Enrico, Epo und Roibos und auch von Mandela, Waterberg, Hofherr, Engadin, Romel, Rumba, oder auch Mangfall sind Kühe in Milch. Am besten fährt Esselink mit Fleckviehkühen mit einem Schuss Holstein.»Das ist der Turbo für die Milch und für viele Holländer eine ideale Kuh«, ergänzt auch Bayern-Genetik-Berater Stef Beunk. Die Betriebe wollen viel Milch melken, lernen aber immer mehr, dass Fruchtbarkeit, Zellzahl, Lebensleistung und Fleisch ebenso wichtig sind. Und das bringt Fleckvieh. AH/JB Dinanda, eine Rustico-Tochter (50 % FV) am Betrieb Esselink, die in der ersten Laktation 7741 kg mit 4,25 % Fett und 3,72 % Eiweiß brachte. Die Seladon-Tochter Colita (50 % FV) war im Jahr 2011 in der Endauswahl zu Hollands Fleckviehkuh des Jahres. 2. Lakt ,22 4,03. Nachzucht von Epo und Mandela. Die Herde der Familie Esselink entstand auf einer Basis aus MRIJ-Kühen, die später mit HF, dann mit Braunvieh und schließlich mit Fleckvieh eingekreuzt wurden.

5 18 INTERNATIONAL Fleckvieh 3/ 2012 Bertus Doppenberg kontrolliert seine Trockensteher auf der Weide direkt an der IJsel.»Wir haben schon 75 Prozent Reinzucht-Kühe«Bis ins Jahr 2001 wurden am Hof von Bertus Doppenberg in Wapenveld MRIJ-Kühe und Kreuzungen aus MRIJ und Holstein-Kühen gehalten. Bei der großen MKS-Sanierung verlor er alle Tiere und baute seine Herde danach aus Holstein-Tieren wieder auf, da MRIJ-Kühe kaum noch zu bekommen waren. Doch die reinen, hochleistenden Holstein-Kühe kamen mit dem Standort und der hier gebenen Futtergrundlage nicht zurecht. Die Weiden liegen direkt an der IJsel und werden im Winter in manchen Teilen regelmäßig überschwemmt. Das Gras ist allgemein arm an Struktur und sehr reich an Eiweiß. Um Struktur ins Grünfutter zu bekommen wird der Schnittzeitpunkt weit nach hinten verschoben, Kraftfutter wird an dem relativ extensiv geführten Betrieb nur wenig verfüttert (15000 kg/ Jahr bei 110 Kühen). Stoffwechsel- und Labmagenprobleme innerhalb kurzer Zeit waren die Folge. Der Landwirt wünschte sich die stoffwechselstabilen Doppelnutzungskühe zurück, war aber ohne Alternative, bis Sampras-Tochter Romi von Bertus Doppenberg. Bertus Doppenberg ist der Vorsitzende vom Fleckvieh Stamboek er bei einem Onkel auf Fleckvieh-Kreuzungskälber stieß. Das Interesse an dieser Rasse war schnell geweckt, und er begann mit Fleckviehbullen zu besamen. Im Jahr 2005 wurden außerdem fünf Kühe in Miesbach zugekauft. Diese Tiere überzeugten Bertus Doppenberg so sehr, dass er im Jahr 2008 einen radikalen Schnitt machte. Alle tragende HF-Kühe wurden verkauft und durch Fleckviehkühe ersetzt. Insgesamt kaufte Doppenberg in diesem Jahr 50 Kühe in Miesbach. Von den 110 Milchkühen sind inzwischen 75 Prozent reine Fleckviehkühe.»Heute«, so Doppenberg,»habe ich nach dem Melken keine Arbeit mehr mit kranken Kühen, denn die Tiere kommen mit den betrieblichen Grundlagen bestens zurecht. Das schöne an meinen Kühen ist, dass ich sie nicht mehr mit Kraftfutter puschen muss, damit sie Milch geben ich belohne sie sozusagen«. Die Herde milkt im Schnitt 7100 kg. Die Milchquote von Doppenberg beträgt kg, wurden seit 1996, als Doppenberg diesen Betrieb übernahm, zugekauft. Die Milch verkauft Doppenberg zusammen mit einer Gruppe von Bauern am freien Markt. Begeistert ist der Landwirt, der seit 2011 auch der Vorsitzende des niederländischen Fleckvieh Stamboek ist, von seinen Hippo- Töchtern, oder auch von der Kombination Engadin Hippo. Malefiz brachte schwere Kühe und auch die Huascaran-Töchter schauen gut aus, auch wenn sie manchmal etwas leichter ausfallen. Herich brachte kleine, proppere Kühe und zufrieden ist er auch mit Ilion und Manitoba, die er aktuell als Eigenbestandsbesamer noch einsetzt. Bei den Bullen in der künstlichen Besamung setzt Bertus Doppenberg auf sicher geprüfte Bullen. Im Herbst läuft dann ein Bulle in der Herde mit. Doppenberg versucht die Kalbungen auf die Zeit von Februar bis November zu konzentrieren. Sein Ziel:»Ich will eine problemlose Herde und die Schlachterlöse verbessern. Der Verkauf der Bullenkälber zu besseren Preisen soll angekurbelt werden.«ein Schritt in die richtige Richtung ist schon getan. Ein Restaurant in der Nähe ist an dem Fleisch von seinen Tieren interessiert. AH Die Herde der Familie Doppenberg in Wapenveld in der Nähe von Zwolle. 75 % Fleckviehkühe und 25 % Kreuzungskühe HF Fleckvieh. Foto: Veeteld

6 Fleckvieh 3/ 2012 INTERNATIONAL 19 Ard und Monique Tetteroo aus Neede im Achterhoek im Osten der Provinz Gelderland. Ard Tetteroo beurteilt Fleckviehkühe für das Stamboek und arbeitet außerdem als Anpaarungsberater. Viel Milch vom Hektar Der Zeit- und Kostenaufwand ihrer Milchviehherde war Familie Tetteroo aus Neede zu groß geworden Fleckvieh sollte Abhilfe schaffen. Inzwischen wird mit 90 Prozent Fleckviehsperma besamt. Land in Holland ist teuer, da muss man viel Milch herunterholen«, erklärt Ard Teteroo.» bis sollten es schon sein, das Minimum liegt bei Litern/ Hektar.«Und die Holsteinkühe der Familie Tetteroo machten ihre Sache diesbezüglich gut und gaben ordentlich viel Milch. Allerdings wurden der Zeitaufwand und die Kosten irgendwann zu hoch und Ard Tetteroo suchte nach einer Möglichkeit, den Tieren wieder mehr Stärke und Kraft zu geben, um diese Leistung problemloser erreichen zu können. Nach einigem Probieren lernte er bei einem deutschen Landwirt Fleckvieh kennen und startete im Jahr 2004 vorsichtig mit den ersten Fleckviehbesamungen (ca. 30 Prozent). Ein Jahr später stieg der Anteil und 2006 wurden bereits alle Kühe mit Fleckvieh besamt. Seit 2008 werden auch alle Rinder mit Fleckvieh besamt. Heute liegt der Einsatz von Fleckviehsperma bei den rund 110 Kühen bei 90 Prozent. Nur wenn eine Kuh zu rund und kurz wird, besamt Ard Tetteroo dieses Tier wieder mit einem Holstein-Stier.»Länge bringt Milch und Gewicht«, so Tetteroo. 25 Prozent der Kühe sind noch reine Holsteins, der Rest Kreuzungen oder auch einige reine Fleckviehkühe die älteste hat inzwischen sechs Kalbungen. Insgesamt wünscht er sich lange, kräftige Kühe auf stabilen Fundamenten, die viel Milch geben können und dabei eutergesund und fruchtbar sind. Sein Wunsch, die Milchleistung halten zu können, wurde voll erfüllt. Die Fleckviehkreuzungen bringen oft sogar mehr Milch als die reinen Holsteins, und dabei sind die Inhaltsstoffe noch etwas verbessert und die Zellgehalte verringert. Im Jahr 2011 lieferten Tetteroos Kühe Mandela-Tochter Heidi 24 als Jungkuh fotografiert. Sie wird die 2. Laktation mit rund 9000 kg und fast 4 % Eiweiß abschließen. 1. Lakt. 305: ,41 3,85. im Schnitt 9305 kg Milch mit 4,49 % Fett und 3,64 % Eiweiß. Der Zellgehalt liegt bei , die ZKZ bei 392 Tagen, der Besamungsindex bei den Kühen liegt bei 1,5. Die Tierarztkosten pro Kuh und Jahr beliefen sich 2011 auf 37 Euro (nur kurativ). Bullen, die ihm bisher gute und langlebige Kreuzungskühe geliefert haben sind unter anderem Engadin (10 Nachkommen), Hofherr (7), Samut (8) und Mandela, von dem insgesamt 16 Nachkommen im Bestand stehen.»diesen Bullen kann man einfach auf alles nehmen«, fasst Ard Tetteroo zusammen, der inzwischen an einem Tag die Woche als selbständiger Anpaarungsberater und als Klassifizierer für das Fleckvieh-Stamboek arbeitet. Aber auch Don Juan, Mangfall, Roibos und Rau lieferten gute Nachzucht. Jungrinder stehen aktuell von Monte (11), Rurex, Mandela, Round Up (10) und Manitoba vermehrt in Aufzucht. Aktuelle Besamungsbullen sind Round Up, Ilion, Rurex, Waldbrand, Witzbold und Wille. Auch wenn Gesundheit und Muskulatur an Bedeutung gewinnen, wollen die Holländer nicht auf Milch verzichten. Gas gegeben wird auch auf den Wiesen: Tetteroo mäht fünfmal jährlich. Um aus den rund 55 ha die Menge von 1,1 Mio. kg Milch erzeugen zu können, gibt er neben 55 cbm Gülle/ha auch jährlich 600 kg Kalkammonsalpeter/ha. AH Engadin-Tochter Heidi 18, hier als Zweitkalbskuh. Inzwischen hat sie 5 Kalbungen und Liter Milch gemolken. 5. Lakt. prog ,52 3,47 Die etwa 110 Kühe der Familie Teteroo werden seit 2006 von zwei Melkrobotern gemolken. Die Tiefboxen werden mit Pferdemist eingestreut. Die Familie bewirtschaftet 55 ha (davon 15 ha gepachtet). Weibliches Jungvieh ist bis einem Jahr an einem anderen Betrieb ausgelagert wurde ein neuer Trockensteherstall gebaut.