Zutrittskontrolle im Stadion- Umfeld
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- Hermann Schräder
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1 Zutrittskontrolle im Stadion- Umfeld Version 1.0 1
2 01 Zutrittskontrolle im Stadion- Umfeld Das elektronische Zutrittskontrollsystem ist in modernen Fußball-Stadien das erste sicherheitsrelevante IT-Gewerk, mit dem der Fan beim Stadionbesuch in Berührung kommt. Die BTD Gruppe aus München hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der erfahrensten ganzheitlichen Beratungsunternehmen IT im Stadion- und Clubumfeld entwickelt und verfügt über einen großen Erfahrungsschatz in der Planung, Konzeption, Implementierung sowie im Betrieb von Zutrittskontrollsystemen, unter anderem in der Allianz Arena München und im Bremer Weser-Stadion. Insbesondere mit Vergabe der FIFA Weltmeisterschaft 2006 an Deutschland hat die elektronische Zutrittskontrolle in deutschen Fußballstadien stark Einzug gehalten. Dabei unterscheiden sich Zutrittssysteme in Fußballstadien äußerlich nicht sehr stark von Zutrittssystemen in Unternehmen, im Detail sind die Anforderungen jedoch kaum miteinander zu vergleichen. Insbesondere der 2
3 Betrieb in unterschiedlichsten Wetterbedingungen Regen, Eis, Schnee, Sonnenschein, Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter sowie die Betriebsgeschwindigkeit sind elementare Unterschiede zu Anforderungen in einem Unternehmen, die in der Planungsphase bereits berücksichtigt werden müssen. Hier gilt es insbesondere mit Hinblick auf internationale Spiele, die entsprechenden Vorgaben der Kontinentalverbände und des Fußball- Weltverbands FIFA zu beachten. Daneben kommt während der Konzeptionsphase den notwendigen Systemschnittstellen besondere Bedeutung zu. Diese müssen in der Lage sein, unterschiedliche Ticketing- und Akkreditierungs-Systeme flexibel und performant anzubinden. So sind beispielsweise in der Allianz Arena München zwei Clubs beheimatet der FC Bayern München und der TSV 1860 München die jeweils über ein eigenes, anzubindendes Ticketing-System verfügen. Daneben verfügt die Allianz Arena selbst über ein Akkreditierungs-System, um die Mitarbeiter der beteiligten Firmen am Spieltag und auch während der spielfreien Zeit mit Zutrittsberechtigungen für die Bereiche zu versorgen, in die sie zur Erbringung ihrer Leistungen zutreten müssen. Darüber hinaus finden in der Allianz Arena regelmäßig DFB-Länderspiele statt, oder wie am 19. Mai 2012 das UEFA Champions League Finale, wobei weitere Ticketing-Systeme an das bestehende Zutrittskontrollsystem angebunden werden müssen und somit weitere Systemschnittstellen im laufenden Betrieb geschaffen werden müssen. Dabei ist es mit der Anbindung unterschiedlicher Systeme alleine noch nicht getan. Vielmehr muss das Zutrittssystem in der Lage sein, Tickets aus unterschiedlichen Systemen mit unterschiedlichen Prüfroutinen parallel während des Zutritts zu einer Veranstaltung gesichert validieren zu können. Auch die Anforderungen an die Flexibilität des Zutrittssystems unterscheidet eine Stadion-Installation wesentlich von einer Unternehmens-Installation. Während in Unternehmen sehr häufig klar definiert ist, welche Art von Zutrittsmedium zum Einsatz kommt, muss das Stadion-System sehr flexibel auf Innovationen und neue Ticketing-Systeme reagieren können. Während in heutigen 3
4 Zeiten sehr häufig auf Papiertickets mit 1 D Barcodes im Tageskarten-Geschäft gesetzt wird und im Jahreskarten-Umfeld multifunktionale RFID Chipkarten zum Einsatz kommen, unterscheiden sich die Tickets bereits heute untereinander teilweise stark. Hier sind sowohl unterschiedliche Kodierungs-Formen des Barcodes als auch unterschiedliche Code-Inhalte zu berücksichtigen, die dem Zutrittssystem ein Maximum an Flexibilität abverlangen. Hinzu kommt, dass die technische Entwicklung dank der Verbreitung von Smartphones sehr stark in Richtung NFC (Near Field Communication) und QR-Code deutet. Hinsichtlich NFC löst sich langsam das Henne-Ei-Problem auf, indem fast alle Smartphone- Hersteller inzwischen NFC-Chips in ihre Smartphones integriert haben, mit Ausnahme von Apple, die im iphone5 erneut auf einen NFC-Chip verzichtet haben und die QR-Code Technologien mit der Passbook-Funktionalität aktiv vorwärts treiben wollen. In beiden Fällen ist die Branche der Zutrittskontrollsystem-Anbieter derzeit noch vor verschiedene Herausforderungen gestellt, die es zu lösen gilt, bevor diese Technologien verbreitet eingesetzt werden können, insbesondere hinsichtlich der Lesbarkeit von QR-Codes vom Smartphone-Screen und hinsichtlich eines tatsächlich durchgängigen NFC-Standards bei den Ticketing-Applikationen. Unabhängig von der technischen Entwicklung ist jedoch aufgrund der Emotionalität des Produkts Fußball kaum damit zu rechnen, dass das Papierticket mit Barcode in Gänze aussterben wird. Anders als ein Flug- oder Bahnticket verbindet der Fan mit seiner Eintrittskarte Emotionen, somit wird das Sammlerstück Fußballticket in seiner Papierform die nächsten Jahre überdauern. Ein wesentlicher Bestandteil der Konzeptionsphase für Zutrittskontrollsysteme im Stadion-Umfeld ist das sog. People-Flow-Konzept. Das People-Flow-Konzept beinhaltet die Menschenströme auf den Zuwegen und Zufahrten zum Stadion und determiniert somit maßgeblich die Positionierung der 4
5 Zugänge, Vereinzelungsanlagen, Personenvorkontrollen und Drehkreuz- Einheiten. Bei der Erstellung des People-Flow-Konzepts ist es elementar, ständig mit den lokalen Behörden und dem zuständigen Sicherheitsdienst vor Ort abgestimmt zu sein. Auch innerhalb des Stadions ist das People-Flow-Konzept ein relevantes Entscheidungskriterium bei der Erstellung des Zonenkonzepts. Hieraus ergeben sich Unterscheidungen zwischen öffentlichen und nichtöffentlichen Bereichen, um beispielsweise VIP- Bereiche, Medien- Bereiche, Spielerund Offiziellen- Bereiche, Sicherheitsbereiche, usw. vom öffentlichen Besucherverkehr abgrenzen zu können. Diese Abrenzung muss sich dann verständlicherweise im Konzept des Zutrittssystems wiederspiegeln, um Besucher und Akkreditierte an Zonenübergängen elektronisch auf deren Berechtigung prüfen zu können und somit die Sicherheit in den einzelnen Bereichen zu gewährleisten. Auch hier ist besonders auf die Balance zwischen zuverlässiger Personenidentifizierung und Zutrittsgeschwindigkeit zu achten, da im Unterschied zu Unternehmenssystemen auch diese sensiblen Bereiche teilweise einen regen Personenverkehr aufweisen. Der Auswahl der benötigten Hardware sollte während der Konzeptionsphase besonderes Augenmerk gelten. Hier können einerseits durch Fehlplanungen bottle-necks an den Eingangsbereichen entstehen, andererseits lassen sich Investitionssummen leicht unnötig in die Höhe treiben, wenn zu vorsichtig kalkuliert wird und somit deutlich zu viel Hardware angeschafft wird. Neben den reinen Anschaffungs- und Installationskosten eines Drehkreuzes samt Leser ist zu beachten, dass die Hardware laufende Kosten in Form von Betriebs-, Serviceund Wartungskosten produziert. Hierbei ist neben der Anzahl an benötigter Hardware auch frühzeitig festzulegen, an welchen Stellen mit fest installierten Drehkreuzen gearbeitet wird, an welchen Stellen mannshohe Drehsperren zum Einsatz kommen (häufig im Gästefan-Bereich, teilweise im gesamten Stadion z.b. TurkTelecom Arena Istanbul), wo Zutrittsmöglichkeiten für Fans mit 5
6 eingeschränkter Mobilität geschaffen werden müssen und an welchen Stellen nur mit flexibel einsetzbaren Handscannern gearbeitet werden kann. Hier ist neben den Sicherheitsaspekten auf die teilweise sehr unterschiedlichen Durchsatzraten der verschiedenen Arten von Drehsperren zu achten, was sich wiederum auf das Investitionsvolumen, die Betriebskosten und den Platzbedarf auswirkt. Somit sollte das Mengengerüst und die Auswahl der geeigneten Hardware gemäß der zu erwartenden Wetterbedingungen, des People-Flow-Konzepts und der geltenden Vorschriften (z.b. FIFA Requirements) und Gesetzgebung erfolgen. So wurde beispielsweise in der Türkei kürzlich ein Gesetz verabschiedet, welches den Clubs und Stadienbetreibern in der ersten und zweiten Liga vorschreibt, dass der Ticketinhaber aus Sicherheitsgründen beim Stadionzutritt identifiziert werden muss. Dies lässt natürlich unweigerlich den Ruf nach biometrischen Prüfungsmerkmalen wie sie in Unternehmen teilweise bereits Gang und Gäbe sind laut werden. Biometrische Prüfungen haben sich im Stadionumfeld bislang nicht durchgesetzt. Es gibt sehr vereinzelt Showcases, beispielsweise in Krakau/Polen, jedoch noch keine durchweg erprobten Installationen. Aus Sicht der Zutrittskontrollanbieter dürfte die größte Herausforderung sein, trotz der erweiterten Checks die Zutrittsgeschwindigkeit zum Stadion hoch zu halten. Hierfür ist eine zuverlässige und dennoch schnelle Personenidentifizierung notwendig. Die Zeit, die beispielsweise an Flughäfen zur Personenkontrolle aufgewendet werden kann, steht im Stadionumfeld nicht zur Verfügung. Sollte dies nicht gelingen, wären die Stadienbetreiber und Clubs darauf angewiesen, weitere Zugangsbereiche zu schaffen, was neben der Schaffung der Möglichkeit von biometrischen Checks weitere Investitionen und somit deutliche Kosten verursachen würde. Daneben müssen Clubs bereits beim Ticketverkauf auf eine durchgängige Personalisierung der Tickets und Erfassung der biometischen Merkmale achten, was sich wiederum auf die Vertriebskanäle der Clubs auswirken würde. Vor dem Hintergrund internationaler Entwicklungen, wie z.b. in der Türkei oder in Polen und nationaler Diskussionen, wie sie durch das Papier zur Stadionsicherheit der Deutschen Fußball-Liga und die vorher gehenden Fehlverhalten von Fußballfans ausgelöst wurden, geht die Entwicklung derzeit stark in Richtung Personalisierung und erweiterter Personenprüfung beim Stadionzutritt. Ob dies gleichermaßen mit biometrischen Prüfungen gleich ob Gesichtserkennung, Finger-/Handabdruck, usw. einhergeht ist derzeit auch aufgrund der Datenschutz-Lage in Deutschland noch nicht abzusehen. 6
7 Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Implementierung eines Zutrittskontrollsystems in einem Fußball-Stadion immer im Zusammenhang mit der Gesamtinfrastruktur betrachtet werden sollte. Fehler, die in der Konzeptionsphase begangen werden beispielsweise mangelnde Integration in die Landschaft der ticketausstellenden Systeme, mangelnde Adaptierbarkeit zukünftiger Technologien führen zu hohen Folgekosten, die sich in erhöhtem Betriebsaufwand oder in Aufwänden zur Beseitigung der Konzeptionsmängel auswirken. 7
8 Kontakt BTD Group Goethestrasse München Tel.: +49 (0) Fax: +49 (0)
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