Normales, krankhaftes, optimales Altern
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- Silke Bruhn
- vor 8 Jahren
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1 Normales, krankhaftes, optimales Altern Normales Altern : Erreichen der durchschnittlichen Lebensspanne bei lediglich altersbedingt üblichen Funktionseinbußen. Krankhaftes Altern : Auftreten von Krankheitssymptomen, die nicht alterstypisch sind und zu vorzeitigem Tod führen. Optimales Altern : verläuft unter so günstigen Bedingungen, dass sowohl erreichte Lebenszeit als auch Funktionstüchtigkeit gegenüber dem Durchschnitt erhöht sind. Probleme: Was ist altersbedingt üblich, alterstypisch, normal? (Problem der Abgrenzung von statistischen Normen und funktionalen Normen; Einfluss von kulturellen Wertungen, gegebenen Änderungsmöglichkeiten usw.)
2 Normales Altern - maximale individuelle Lebenszeit: ca. 120 Jahre - mittlere Lebenserwartung (MLE; statistisches Konstrukt!): Männer: 76,5 Jahre; Frauen: 82,0 Jahre (für 60-Jährige: Männer 80,5; Frauen 84,5) (Ursachen der geschlechtsgebundenen Unterschiede?) - MLE seit 1900 deutlich angestiegen (um 1900: 47 Jahre) (Gründe vor allem: Reduzierung der Neugeborenensterblich- keit, effektive Behandlung von Infektionskrankheiten) Anstieg der Lebenserwartung (Restlebenserwartung) ist um so geringer, je höher das Grundalter angesetzt wird. Frage der maximalen durchschnittlichen Lebenserwartung (MDL): Position A: MDL ist genetisch fixiert bei ca. 85 Jahren (+ / - 5 Jahre) (z.b. Fries, 1989) Position B: MDL ist grundsätzlich nicht fixiert und wird weiter zunehmen (z.b. Brody, 1984)
3 Argumente für Position A (Fries) - Extrapolierung der Lebenserwartungsfunktionen bei variiertem Grundalter - Rektangularisierung der Überlebenskurve ( Morbiditätskompression ) - funktionelle Organreserven (Erreichen einer minimalen Funktionsschwelle) Argumente für Position B (Brody) - Schädigende externe Einflüsse (z.b. solche, die die homöo- statischen Kapazitäten des Organismus überschreiten) erschei- nen als prinzipiell vermeidbar (Abwägen pro und contra?)
4 Biomedizinische Änderungen, Ressourcenverluste Gesundheit: - Einschränkung physiologischer Funktionen - abnehmende körperliche Leistungsfähigkeit (Veränderung des Herz-Kreislauf-Systems, der Lunge, der Muskulatur) - Zunahme von Risikofaktoren, die das Entstehen chronischer Erkrankungen begünstigen können (Blutdruck, Cholesterinspiegel, Glukosetoleranz; Demineralisation des Skeletts) Evolutionsbiologische Argumente (z.b. antagonistische Pleiotropie ); präventive Möglichkeiten Kognitive Funktionen: - Verluste im Bereich grundlegender sensorischer Kapazitäten - Verluste im Bereich der fluiden Intelligenz - reduzierte Reizaufnahme und-verarbeitung - Schwierigkeit, verschiedene Sachverhalte gleichzeitig im Arbeitsgedächtnis präsent zu halten Erklärungsansätze: Veränderung in neuroanatomischen und neurochemischen Bedingungen, die für die funktionale Integration kortikaler Prozesse bedeutsam sind (z.b. reduzierte Effizienz der Neurotransmittersysteme)
5 Soziale Ressourcen: - Rollenverluste, Marginalisierungseffekte - Reduzierung des Entwicklungskonvois - Selektivität sozialer Kontakte - biographische Distanz zwischen Generationen - Vereinsamungsprobleme Lebenszeitliche Ressourcen: - Zeit bzw. Lebenszeit als Handlungs- und Sinnressource - Schwinden zeitlicher Reserven, um Verluste zu bewältigen oder zu kompensieren Variabilität normalen Alterns: - Alternsprozesse sind universell, aber nicht uniform! - Große Variationsbreite der meisten biologischen und psychologischen Parameter - Modifizierbarkeitsspielräume, zum Teil präventiv nutzbar - Gewinne und Verluste: Bilanzierungen c:\eigene Dateien\bra\folien\EntB-Biomed-Änderungen.doc (2 Seiten)
6 Krankhaftes Altern Krankheit als Abweichung von funktionalen Normen; als Folge von Belastungen, die durch homöostatische Funktionen des Organismus nicht mehr ausgeglichen werden (Einfluss gesellschaftlicher Wertungen auf den Krankheitsbegriff!) - Alter und Mortalität (steigt nach 75 deutlich an) - Multimorbidität, chronische Erkrankungen
7 Klassifikation chronischer Alterskrankheiten 1) Lebensbedrohliche Krankheiten, aber durch Ausschaltung von Risikofaktoren beeinflussbar: - Arteriosklerose und ihre Folgen (Angina pectoris, Herzinfarkt, Schlaganfall) - Lungenkarzinom - Lungenemphysem - Leberzirrhose - Diabetes mellitus 2) Nicht lebensbedrohliche Krankheiten, durch Ausschaltung von Risikofaktoren beeinflussbar: - Osteoporose - Magengeschwüre - Muskelschwäche - Zahnverfall und Paradentose 3) Nicht lebensbedrohliche altersbedingte Krankheiten und Veränderungen ohne bekannte Risikofaktoren: - Linsentrübung am Auge - Gehörverlust - Inkontinenz - Demenz [- Depression]
8 Optimale Entwicklung (Successful aging - erfolgreiches Altern ) Kriterien/Kriterienprobleme - subjektive Kriterien (Lebenszufriedenheit, Glück; Selbstwirksamkeit, Kontrolle; etc.) - objektive Kriterien (Indikatoren objektiver Lebensumstände; gesundheitlicher Status; etc.) - Multidimensionalität der Begriffe und Kriterien Probleme: - Begründungsprobleme - Validierung objektiver Kriterien - Validität, Stabilität, Reliabilität subjektiver Kriterien (Anspruchsregulationen; normative Einflüsse; situative Effekte) - Zufriedenheitsparadoxien (oft geringe Korrelationen zwischen subjektiven und objektiven Kriterien!) - Konsistenz und Kohärenz der Kriterien; theoretische Integration
9 Subjektives Wohlbefinden im Alter - Befunde Lebenszufriedenheit - korrelative Beziehungen inkonsistent; kein allgemeiner negativer Trend erkennbar - deutlichere Reduzierung des Wohlbefindens evtl. in terminalen Lebensabschnitten, insbesondere im letzten Lebensjahr Depressive Störungen - keine generell erhöhte Inzidenz/Prävalenz depressiver Störungen erkennbar (ausgenommen evtl. terminale Lebensabschnitte) Perzipierte Kontrolle - keine generelle Reduzierung generalisierter Kontrolle und Selbstwirksamkeit im höheren Alter (evtl. ausgeprägtere Alterskorrelation in bereichsspezifischen Indikatoren)
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