Ratgeber. Mutterschutz. Ambulantes und stationäres Gesundheitswesen. Niedersachsen
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- Katarina Arnold
- vor 8 Jahren
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1 Ratgeber Mutterschutz Ambulantes und stationäres Gesundheitswesen Niedersachsen
2 Allgemeines Zum Schutz der werdenden und der stillenden Mutter vor Gefahren, Überforderungen und gesundheitlichen Schäden am Arbeitsplatz hat der Gesetzgeber entsprechende Bestimmungen erlassen. Grundsätzlich verpflichtet das Gesetz zum Schutz der erwerbstätigen Mutter (Mutterschutzgesetz - MuSchG) den Arbeitgeber in Eigenverantwortung die erforderlichen Vorkehrungen und Maßnahmen zu treffen, die zur Abwendung von Gefahren für Mutter oder Kind im Hinblick auf den Arbeitsplatz, den Arbeitsablauf und die Arbeitsbedingungen erforderlich sind. Außerdem muss der Arbeitgeber nach der Verordnung zum Schutze der Mütter am Arbeitsplatz (Mutterschutzarbeitsplatzverordnung -MuSchArbV) rechtzeitig für jede Tätigkeit, bei der werdende oder stillende Mütter durch chemische Gefahrstoffe, biologische Arbeitsstoffe, physikalische Schadfaktoren, Verfahren oder Arbeitsbedingungen gefährdet werden können, Art, Ausmaß und Dauer der Gefährdung beurteilen. Zweck der Beurteilung ist es, sämtliche Gefahren für die Sicherheit und Gesundheit sowie alle Auswirkungen auf Schwangerschaft oder Stillzeit der betroffenen Arbeitnehmerinnen abzuschätzen und die zu ergreifenden Schutzmaßnahmen zu bestimmen. Der Arbeitgeber hat die werdende oder stillende Mutter, die übrigen bei ihm beschäftigten Arbeitnehmerinnen und, wenn vorhanden, den Betriebs-, Personalrat oder die Mitarbeitervertretung über das Ergebnis der Beurteilung zu unterrichten. Ergibt die Beurteilung, dass die Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmerin gefährdet ist, so trifft der Arbeitgeber die erforderlichen Maßnahmen zur Umgestaltung der Arbeitsbedingungen. Die nachstehenden Informationen sollen Arbeitgebern und Arbeitnehmerinnen helfen, spezifische Gefährdungen werdender oder stillender Mütter, die im ambulanten und stationären Gesundheitswesen (z.b. Krankenhäuser, Arztpraxen, Tageskliniken und ähnlichen Einrichtungen) beschäftigt sind, zutreffend zu beurteilen, die notwendigen Schutzmaßnahmen zu treffen sowie die zum Schutz von Mutter oder Kind erforderlichen Beschäftigungsbeschränkungen und -verbote zu berücksichtigen. Spezifische Gefährdungen Grundsätzlich dürfen werdende und stillende Mütter nicht mit schweren körperlichen Arbeiten und nicht mit Arbeiten beschäftigt werden, bei denen sie schädlichen Einwirkungen von gesundheitsgefährdenden Stoffen oder Strahlen, von Staub, Gasen oder Dämpfen, von Hitze, Kälte oder Nässe, von Erschütterungen oder Lärm ausgesetzt sind. Im Einzelnen ist Folgendes zu beachten: Gefahrstoffe Verbot des Umgangs für werdende oder stillende Mütter mit sehr giftigen, giftigen, gesundheitsschädlichen oder in sonstiger Weise den Menschen chronisch schädigenden Gefahrstoffen, sofern der Grenzwert überschritten wird. Das bedeutet, dass werdende oder stillende Mütter nur mit diesen Gefahrstoffen umgehen dürfen, sofern durch Messungen nachgewiesen ist, dass der Grenzwert nicht überschritten wird, und ein Hautkontakt ausgeschlossen ist. Der Grenzwert ist überschritten, wenn die Einhaltung des Luftgrenzwertes nicht nachgewiesen ist. Verbot des Umgangs mit krebserzeugenden, fruchtschädigenden oder erbgutverändernden Gefahrstoffen für werdende Mütter. Dies gilt nicht, wenn die werdenden Mütter bei bestimmungsgemäßem Umgang den Gefahrstoffen nicht ausgesetzt sind. Die werdende Mutter ist einem Gefahrstoff ausgesetzt, wenn eine über die ubiquitäre Luftverunreinigung (Hintergrundbelastung) hinausgehende Exposition vorliegt. Stillende Mütter dürfen mit den Gefahrstoffen nicht beschäftigt werden, sofern der Grenzwert überschritten wird. 2
3 Beispiel: Reinigungs- und Desinfektionsmittel Nach der Gefahrstoffverordnung hat der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer mit einem Stoff, einer Zubereitung oder einem Erzeugnis beschäftigt, festzustellen, ob es sich im Hinblick auf den vorgesehenen Umgang um einen Gefahrstoff handelt. Daher müssen für die verwendeten Reinigungsmittel Sicherheitsdatenblätter vorliegen, die bei Bedarf vom Hersteller der Reinigungsmittel angefordert werden können. Mit Desinfektionsmitteln, die Gefahrstoffe enthalten, dürfen werdende oder stillende Mütter nur umgehen, wenn sichergestellt ist, dass der Arbeitsplatzgrenzwert und der biologische Grenzwert nicht überschritten wird. Grundsätzlich sind beim Umgang mit Desinfektionsmitteln, die Gefahrstoffe enthalten, geeignete Schutzhandschuhe (CE-Prüfung) zu tragen. Beispiel: Narkosegase Die Beschäftigung einer werdenden oder stillenden Mutter in Bereichen, in denen mit dem Auftreten von Narkosegasen der Halogenkohlenwasserstoffreihe gerechnet werden muss, ist nur dann zulässig, wenn sichergestellt ist, dass der Arbeitsplatzgrenzwert sicher und dauerhaft nicht überschritten wird. Dies muss gegebenenfalls durch ausreichend häufige Messungen nachgewiesen werden. Bei fruchtschädigenden Narkosegasen (zum Beispiel Halothan) ist eine Beschäftigung nicht zulässig. Für Lachgas (Distickstoffoxid - N 2 O) wurde der Arbeitsplatzgrenzwert gemäß Gefahrstoffverordnung auf 180 mg/m³ festgelegt (TRGS 900). Eine Einstufung hinsichtlich fruchtschädigender Eigenschaften ist noch offen. Für eine Reihe von Narkosegasen (Isofluran, Desfluran, Sevofluran und Xenon) existieren bisher weder Grenzwerte noch eine Einstufung hinsichtlich krebserzeugender, erbgutverändernder oder fruchtschädigender Eigenschaften. Die Beschäftigung werdender Mütter mit Exposition gegenüber diesen Narkosegasen stellt zurzeit ein nicht ausreichend abschätzbares Risiko dar. Beispiel: Krebserzeugende, mutagene, fruchtschädigende (CMR-) Arzneistoffe Beschäftigungsverbot für Zubereitung und Verabreichung, bei Entsorgung von Ausscheidungen (nach oraler Aufnahme, Hochdosistherapie), bei Umgang mit Arzneimittelresten oder kontaminierten Materialien sowie beim Reinigen verunreinigter Flächen und Geräte. Krankheitserreger Verbot des Umgangs für werdende oder stillende Mütter mit Stoffen oder Zubereitungen oder Erzeugnissen, die ihrer Art nach erfahrungsgemäß Krankheitserreger übertragen können, wenn sie den Krankheitserregern ausgesetzt sind (biologische Arbeitsstoffe, siehe Biostoffverordnung -BioStoffV). Krankheitserreger können möglicherweise noch unerkannt vorhanden sein in: Blut, Blutprodukten oder Blutbestandteilen, Plasma, Serum, Körperflüssigkeiten oder -ausscheidungen, wie Speichel oder Tränenflüssigkeiten, Sekrete/Exsudate zum Beispiel Sperma, Vaginalsekrete, seröse Exsudate. Als Infektionserreger mit Risiken für die Schwangerschaft und rascher Ausbreitung sind Influenza- und Noroviren zu nennen. Erkrankte sollen nicht von einer schwangeren Beschäftigten betreut werden. Bei Ausbruchssituationen, zum Beispiel in Krankenhäusern, soll ein Beschäftigungsverbot befristet bis 1 Woche nach dem letzten Erkrankungsfall ausgesprochen werden. Dies gilt nicht, wenn die Schwangere wirksam gegen Influenza geimpft wurde oder eine Ausbreitung in den Arbeitsbereich der Schwangeren nicht zu erwarten ist. Schwangere ohne Antikörper gegen Hepatitis A dürfen infektiöse Patienten nicht betreuen. 3
4 Im Bereich der Pädiatrie sind auch die Krankheitserreger zu beachten, die die sogenannten Kinderkrankheiten verursachen (siehe auch Ratgeber Vorschulische Kinderbetreuung ). Für Zytomegalieviren gilt hier wegen des hygienischen Umgangs ein deutlich niedrigeres Infektionsrisiko. Der Einsatz werdender Mütter ohne Antikörper gegen Zytomegalie soll aber nur nach Beratung mit dem Betriebsarzt erfolgen. Bei Umgang mit diesen Stoffen oder damit benetzten Instrumenten, Geräten oder Oberflächen kann die werdende Mutter dann weiter beschäftigt werden, wenn ausreichende Schutzmaßnahmen getroffen wurden. Als ausreichende Schutzmaßnahmen gelten zum Beispiel die Arbeit mit geeigneten Schutzhandschuhen, Schutzbrille, Mundschutz, Schürze. Wird mit schneidenden oder stechenden Instrumenten/Gegenständen umgegangen wie zum Beispiel Skalpellen oder Injektionsnadeln, die mit Blut, Serum, Sekreten oder Exkreten kontaminiert sind, reichen Handschuhe als Schutzmaßnahme nicht aus, weil ein Verletzungsrisiko und damit verbundene Infektionsmöglichkeit weiterhin besteht. Auch ein Aufräumen/Reinigen und Desinfizieren von Instrumenten ist aufgrund der Infektionsmöglichkeiten daher nicht zulässig. Unzulässig ist somit die Beschäftigung werdender oder stillender Mütter zum Beispiel: Blutabnahme, dem Verabreichen von Injektionen, Tätigkeiten im Labor, bei denen das Risiko des Kontakts mit Blut besteht, in der Sterilisation auf der unreinen Seite, bei Operationen. Der Einsatz sicherer Arbeitsgeräte zur Verhütung von Stich- und Schnittverletzungen reduziert zwar das Risiko von Nadelstichverletzungen, verhindert diese jedoch nicht, bis weitere Erfahrungen vorliegen. Berufskrankheiten Weiterhin dürfen werdende Mütter insbesondere nicht mit Arbeiten beschäftigt werden, bei denen sie infolge ihrer Schwangerschaft in besonderem Maße der Gefahr, an einer Berufskrankheit zu erkranken, ausgesetzt sind oder bei denen durch das Risiko der Entstehung einer Berufskrankheit eine erhöhte Gefährdung für die werdende Mutter oder eine Gefahr für die Leibesfrucht besteht. Dieses generelle Beschäftigungsverbot findet auch Anwendung auf stillende Mütter. Ionisierende Strahlen Nach der Verordnung über den Schutz vor Schäden durch Röntgenstrahlen (Röntgenverordnung - RöV) und durch ionisierende Strahlen (Strahlenschutzverordnung - StrlSchV) darf schwangeren Frauen der Zutritt zu Kontrollbereichen nur erlaubt werden, wenn sie zur Durchführung oder Aufrechterhaltung der darin vorgesehenen Betriebsvorgänge tätig werden müssen, der Strahlenschutzbeauftragte dies ausdrücklich gestattet und durch geeignete Überwachungsmaßnahmen sicherstellt, dass der besondere Dosisgrenzwert (1 msv) eingehalten und dies dokumentiert wird. Der Zutritt als helfende Person darf nur gestattet werden, wenn zwingende Gründe dies erfordern. Für ein ungeborenes Kind, das auf Grund der Beschäftigung der Mutter einer Strahlenexposition ausgesetzt ist, beträgt der Grenzwert der Dosis aus äußerer und innerer Strahlenexposition vom Zeitpunkt der Mitteilung der Schwangerschaft bis zu deren Ende 1 Millisievert. Die berufliche Strahlenexposition ist arbeitswöchentlich zu ermitteln und der werdenden Mutter mitzuteilen. Es sind in jedem Fall besondere Schutzmaßnahmen beim Umgang mit offenen radioaktiven Stoffen nötig. Darüber hinaus ist sicherzustellen, dass die betreffenden Arbeitnehmerinnen nicht mit Patienten oder deren Ausscheidungen in Berührung kommen, denen radioaktive Stoffe appliziert wurden. Bei einem Patienten, bei dem ein Radionuklid appliziert worden 4
5 ist, kann ein temporärer Kontrollbereich (je nach applizierter Dosis in einem Umkreis bis etwa 3 Meter) entstehen. Frauen sind im Rahmen der Unterweisungspflicht des Arbeitgebers darauf hinzuweisen, dass eine Schwangerschaft im Hinblick auf die Risiken einer Strahlenexposition für das ungeborene Kind so früh wie möglich dem Arbeitgeber mitzuteilen ist. Für den Fall einer Kontamination der Mutter ist weiterhin darauf hinzuweisen, dass der Säugling beim Stillen radioaktive Stoffe inkorporieren könnte. Sobald eine Frau ihren Arbeitgeber darüber informiert hat, dass sie schwanger ist oder stillt, sind ihre Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass eine innere berufliche Strahlenexposition ausgeschlossen ist. Wegen des unter Umständen hohen Schutzaufwandes wird empfohlen, dass beim Umgang mit offenen radioaktiven Stoffen (zum Beispiel im Labor) sowie bei Röntgenarbeiten die bisherige Praxis, werdende Mütter in andere Bereiche (zum Beispiel administrativen Bereich) umzusetzen, beibehalten wird. Nichtionisierende Strahlen In bestimmten Bereichen von starken magnetischen oder elektromagnetischen (Streu-) Feldern ist eine nachteilige Wirkung auf den menschlichen Organismus, insbesondere auch auf die werdende Mutter und die Leibesfrucht, nicht auszuschließen. Es wird daher empfohlen, Schwangere nicht einzusetzen: im Magnetraum von MR-Tomographieanlagen, an Hyperthermie-Arbeitsplätzen, an Hochfrequenzwärmetherapiegeräten. Arbeiten mit Notfallcharakter Auch in Notfallsituationen dürfen werdende Mütter keine Hilfeleistungen/Tätigkeiten ausführen, für die ein Beschäftigungsverbot besteht. Heben und Tragen von Lasten Werdende und stillende Mütter dürfen nicht mit schweren körperlichen Arbeiten und insbesondere nicht mit Arbeiten beschäftigt werden, bei denen regelmäßig Lasten von mehr als 5 kg Gewicht oder gelegentlich Lasten von mehr als 10 kg Gewicht ohne mechanische Hilfsmittel von Hand gehoben, bewegt oder befördert werden. Sollen größere Lasten mit mechanischen Hilfsmitteln von Hand gehoben, bewegt oder befördert werden, so darf auch dabei die körperliche Beanspruchung der werdenden oder stillenden Mutter nicht größer als die dargestellte Beanspruchung sein. Schwere körperliche Arbeiten sind solche, die die Körperkraft stark in Anspruch nehmen, anstrengende Haltungen oder Bewegungen verursachen oder bestimmte Körperteile oder Organe besonders belasten. Nicht zulässig ist zum Beispiel die Krankengymnastik mit immobilen Patienten oder das Führen dieser Patienten vom Bett zur Toilette. Sofern das Halten oder Stützen von Patienten mit erheblichem Kraftaufwand verbunden ist, muss die Hilfe durch eine zweite Person in jedem Fall gewährleistet sein. Ständiges Stehen Nach Ablauf des 5. Monats der Schwangerschaft dürfen werdende Mütter nicht mit Arbeiten beschäftigt werden, bei denen sie ständig stehen müssen, soweit diese Beschäftigung täglich 4 Stunden überschreitet. Mit "Ständigem Stehen" sind solche Arbeiten gemeint, welche durch Gehen oder Sitzen nicht unterbrochen werden können oder dürfen. 5
6 Häufiges Strecken und Beugen Mit Arbeiten, bei denen die werdenden oder stillenden Mütter sich häufig erheblich strecken oder beugen oder bei denen sie dauernd hocken oder sich gebückt halten müssen, dürfen diese nicht beschäftigt werden. Mehrarbeit/Nachtarbeit/Sonn- und Feiertagsarbeit Werdende und stillende Mütter dürfen nicht mit Mehrarbeit über 8,5 Stunden täglich oder 90 Stunden in der Doppelwoche (Frauen unter 18 Jahren über 8 Stunden täglich oder 80 Stunden in der Doppelwoche) und nicht in der Nacht zwischen 20:00 Uhr und 06:00 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen beschäftigt werden. Ausnahmen von dem Sonn- und Feiertagsarbeitsverbot gelten für Krankenhäuser und vergleichbare Einrichtungen, wenn der werdenden oder stillenden Mutter in jeder Woche einmal eine ununterbrochene Ruhezeit von 24 Stunden im Anschluss an eine Nachtruhe gewährt wird (Nachtruhe 5 Arbeitszeitgesetz -ArbZG). Zu ergreifende Maßnahmen Arbeitsunterbrechung Wer eine werdende oder stillende Mutter mit Arbeiten beschäftigt, bei denen sie ständig stehen oder gehen muss, hat für sie eine Sitzgelegenheit mit Rückenlehne zum kurzen Ausruhen in der Nähe ihres Arbeitsbereiches bereitzustellen Liegemöglichkeit Werdenden oder stillenden Müttern ist während der Pausen und, wenn es aus gesundheitlichen Gründen erforderlich ist, auch während der Arbeitszeit (unabhängig von den gesetzlich vorgeschriebenen Ruhepausen) zu ermöglichen, sich in einem geeigneten Raum auf einer Liege auszuruhen. Arbeitsplatzwechsel/Freistellung Ist die Umgestaltung der Arbeitsbedingungen und/oder der Arbeitszeiten unter Berücksichtigung des Standes von Technik, Arbeitsmedizin und Hygiene sowie sonstiger gesicherter arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse nicht möglich oder wegen des nachweislich unverhältnismäßigen Aufwandes nicht zumutbar, so hat der Arbeitgeber die erforderlichen Maßnahmen für einen Arbeitsplatzwechsel zu treffen. Ist der Arbeitsplatzwechsel nicht möglich oder nicht zumutbar, dürfen werdende oder stillende Mütter so lange nicht beschäftigt werden, wie dies zum Schutze ihrer Sicherheit und Gesundheit erforderlich ist. Auch die Zustimmung der werdenden oder stillenden Mutter, die bisher ausgeübte Tätigkeit fortzusetzen, entbindet den Arbeitgeber nicht von der Pflicht und Verantwortung zur Beachtung der Beschäftigungsverbote und Umsetzung der mutterschutzrechtlichen Bestimmungen. Im Mutterschutz gilt das Risikominimierungsgebot in besonderem Maße; so bedürfen werdende oder stillende Mütter in einigen Fällen einen über den normalen Umfang des Arbeitsschutzes hinausgehenden Schutz. Dabei sind auch Risiken zu berücksichtigen, die durch Unachtsamkeiten, Arbeitsplatzbedingungen und besondere Belastungen, wie Zeitdruck, Notfall, Personalknappheit entstehen. 6
7 Krankenhausbereiche mit besonderer Belastung In Bereichen mit besonders intensiver und/oder mehrfacher Belastung ist ein effektiver Schutz kaum zu gewährleisten. Dies gilt für Bereiche, in denen der Anteil an infektiösen Patienten besonders hoch ist und/oder besonders intensiver Kontakt mit infektiösem Material besteht (Infektionsstationen, Dialysen, Labore), Mehrfachbelastungen bestehen (Operationsabteilungen und Intensivstationen), die Arbeit durch Tätigkeiten mit Nothilfecharakter oder besonderen Zeitdruck bestimmt wird (Erste-Hilfe-Einrichtungen, Blutbank) und kurze Arbeitsunterbrechungen aufgrund des Arbeitsablaufes nicht möglich sind. Das Herausnehmen von werdenden Müttern aus Infektionsstationen ist gängige Praxis. Die erhöhte Infektionsgefährdung für die dort Tätigen ist unumstritten. Ein vergleichbares Risiko ist dort zu erwarten, wo zwar der Anteil infektiöser Patienten geringer, die Zahl der Tätigkeiten mit direktem Kontakt zu infektiösem Material (zum Beispiel zu Blut und Blutprodukten) aber ungleich größer ist. Dies gilt zum Beispiel für Blutbanken, wo aufgrund der Arbeitsaufgabe und Arbeitsorganisation ein konsequenter Schutz gegen die genannten Gefahren nicht möglich ist. Bereiche mit Mehrfachbelastungen sind zum Beispiel Anästhesie (intensiver Blutkontakt, Narkosegase, ionisierende Strahlen, mechanische Belastungen, Arbeiten unter Zeitdruck, plötzlich auftretende Stressfaktoren) oder Kreißsaal (Arbeiten unter erhöhter körperlicher Belastung und Zeitdruck bei Infektionsrisiko). Die nachstehenden Hinweise dienen als Anhaltspunkte für den Einsatz werdender Mütter in Krankenhäusern und vergleichbaren Einrichtungen. Nach Prüfung im Einzelfall ist eine Beschäftigung werdender oder stillender Mütter unter Einhaltung der mutterschutzrechtlichen Beschäftigungsbeschränkungen oder -verbote und vorstehender Empfehlungen in diesem Ratgeber möglich. Operative Fächer, zum Beispiel Chirurgie, Gynäkologie Der Einsatz von Ärztinnen darf nur unter strengen Auflagen unter Ausschluss folgender Gefährdungen erfolgen: 1. Infektionsgefährdung o Ausreichender Immunschutz der Schwangeren gegen Hepatitis B o Voruntersuchung der Patienten auf HIV, HBV, HCV mit negativem Ergebnis 2. Notfallsituation o Ausschließlich geplante Eingriffe innerhalb der Regelarbeitszeit o Ständige Assistenz eines ärztlichen Kollegen, der jederzeit verantwortlich übernehmen kann 3. Keine Planung von Eingriffen mit ionisierender Strahlung oder Einsatz von mutagenen oder kanzerogenen Substanzen 4. Heben und Tragen von Lasten o Keine Beteiligung an der Patientenlagerung 5. Narkosegase o Durchführung als Injektionsnarkose 6. Stechende und schneidende Instrumente o Hautschnitt und Hautnaht durch ärztlichen Kollegen 7. Längeres Stehen o Eingriff wird bei Bedarf mit Stehhilfe durchgeführt, ärztlicher Kollege kann jederzeit übernehmen 8. Chirurgische Rauchgase o Schwangere verlässt vor Ablassen der Gase den OP Die Gefährdungen durch chirurgische Rauchgase werden häufig unterschätzt. Es handelt sich dabei um Pyrolyseprodukte, die durch die Anwendung von Laserverfahren und elektrochirurgische Verfahren im OP entstehen. Bestandteile des Rauches 7
8 können sowohl kanzerogene, mutagene und teratogene Eigenschaften aufweisen als auch biologisch aktiv sein. Einsatz von sonstigem Operationspersonal darf in der Regel nur außerhalb des Operationssaales erfolgen, wobei eine Gefährdung durch Narkosegase auch über Umgebungseinwirkungen zu berücksichtigen ist. Der Einsatz von Personal auf operativen Stationen ist entsprechend den generellen Schutzbestimmungen erlaubt. Anästhesie Einsatz von ärztlichem Personal ist möglich bei Prämedikation wissenschaftlicher Tätigkeit, bei Regionalanästhesien unter bestimmten Auflagen (empfohlen wird die Verabredung von Rotationsmöglichkeiten Anästhesie/Innere). Einsatz von Pflegepersonal: Umsetzung auf internistische oder Allgemeinstationen. Innere Ärztliches und pflegerisches Personal ist unter Beachtung der Schutzbestimmungen einsetzbar mit Ausnahme von: Infektions-, Intensiv-, Onkologische Stationen, Blutbanken, Notfallambulanzen, Erste-Hilfe-Einheiten. Dialyse Hier ist ein Einsatz werdender oder stillender Mütter nur auf der weißen Seite bei guten hygienischen und räumlichen Bedingungen ohne Kontakt mit Körperausscheidungen (inklusive Erbrochenem) sowie Blut/Serum erlaubt (kein Reinigen der Geräte, Anlegen oder Abnehmen von Shunts). Auf eine notwendige Einzelbeurteilung wird verwiesen. Pädiatrie Möglicher Einsatz im nichtoperativen Bereich unter Beachtung der generellen Schutzbestimmungen. Dermatologie Möglicher Einsatz im nichtoperativen Bereich unter Beachtung der generellen Schutzbestimmungen. Labor Einsatz unter Beachtung der generellen Schutzbestimmungen zur Beurteilung fixierter Blutausstriche. Urinuntersuchung mit Pipette und Handschuhen, Eingabe von serumgefüllten Plastikröhrchen in Autoanalyser unter Verwendung von Handschuhen. Pathologie Einsatz im Umgang mit fixierten Präparaten. Im Übrigen sind die generellen Schutzbestimmungen zu beachten. Sterilisation Einsatz nur auf der reinen Seite ohne Exposition gegenüber krebserzeugenden, erbgutverändernden, fruchtschädigenden Gefahrstoffen (zum Beispiel Etylenoxiyd) oder sonstigen Gefahrstoffen, sofern der Arbeitsplatzgrenzwert überschritten wird. Hinweis Wenn werdende Mütter wegen eines Beschäftigungsverbotes teilweise oder völlig mit der Arbeit aussetzen müssen, ist ihnen vom Arbeitgeber mindestens der Durchschnittsverdienst der letzten 13 Wochen oder der letzten 3 Monate vor Beginn des Monats, in dem die Schwangerschaft eingetreten ist, weiter zu gewähren ( 11 Absatz 1 MuSchG). Nach dem Gesetz über den Ausgleich der Arbeitgeberaufwendungen für Entgeltfortzahlung (Aufwendungsausgleichsgesetz - AAG) nehmen alle Arbeitgeber am Ausgleichsverfahren der Arbeitgeberaufwendungen für Mutterschaftsleistungen (U2-Verfahren) teil. 8
9 Erstattet werden: 1. Zuschuss des Arbeitgebers zum Mutterschaftsgeld für die Zeit der Schutzfristen vor und nach der Entbindung. 2. Arbeitsentgelt für die Dauer von Beschäftigungsverboten nach dem Mutterschutzgesetz. 3. Arbeitgeberbeitragsanteile auf die an die Arbeitnehmerinnen bei Beschäftigungsverbote fortgezahlten Arbeitsentgelte. Die Ausgleichszahlungen sind bei der Krankenkasse, bei der die werdende Mutter versichert ist, zu beantragen. 9
10 Die Staatlichen Gewerbeaufsichtsämter des Landes Niedersachsen Braunschweig Ludwig-Winter-Str Braunschweig Celle Im Werder Celle Cuxhaven Elfenweg 15/ Cuxhaven Emden Brückstraße Emden Göttingen Alva-Myrdal-Weg Göttingen Hannover Am Listholze Hannover Hildesheim Goslarsche Str Hildesheim Lüneburg Auf der Hude Lüneburg Oldenburg Theodor-Tantzen-Platz Oldenburg Osnabrück Johann-Domann-Straße Osnabrück Telefon: Telefax: Poststelle@gaa-bs.niedersachsen.de Telefon: Telefax: Poststelle@gaa-ce.niedersachsen.de Telefon: Telefax: Poststelle@gaa-cux.niedersachsen.de Telefon: Telefax: Poststelle@gaa-emd.niedersachsen.de Telefon: Telefax: Poststelle@gaa-goe.niedersachsen.de Telefon: Telefax: Poststelle@gaa-h.niedersachsen.de Telefon: Telefax: Poststelle@gaa-hi.niedersachsen.de Telefon: Telefax: Poststelle@gaa-lg.niedersachsen.de Telefon: Telefax: Poststelle@gaa-ol.niedersachsen.de Telefon: Telefax: Poststelle@gaa-os.niedersachsen.de Herausgeber Staatliches Gewerbeaufsichtsamt Göttingen Zentrale Unterstützungsstelle für Berichtswesen, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit (ZUSBIÖ) Alva-Myrdal-Weg Göttingen Telefon: Telefax: zusbioe@gaa-goe.niedersachsen.de Inhalt: Staatliche Gewerbeaufsichtsämter Niedersachsen Redaktionsgruppe Mutterschutz Gestaltung: ZUSBIÖ Stand: Februar
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