Multimorbidität. Prof. Edouard Battegay Klinik und Poliklinik für Innere Medizin Universitätsspital Zürich
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- Ina Diefenbach
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1 Multimorbidität Prof. Edouard Battegay Klinik und Poliklinik für Innere Medizin Universitätsspital Zürich 1
2 Multimorbidität wissenschaftlich im Trend Total number (N) and proportion (per 100) of articles on multimorbidity published from 1990 to Marengoni et al, 2011, Ageing Res Rev In press 2
3 Definitionen klären, Grundbegriffe einführen Reale und häufige Situationen bei internistisch Patienten vorstellen, die wir beforschen. Methodik: Stufenweise Einführung von Variabeln mit Beispielen Begleitende Darstellung der ersten Ergebnisse Multimorbidity.Net Ziele und Methodik 3
4 Chronische Erkrankungen in der Schweiz Personen in ärztlicher Behandlung: 2007, in % der Wohnbevölkerung ab 15 Jahren Total Männer Frauen Hoher Blutdruck Heuschnupfen / Allergien Arthrose, (rheumatische) Arthritis Depression Migräne Asthma Krebs / Geschwulst Nierenkrankheit Chronische Bronchitis / Emphysem Diabetes Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür Osteoporose Herzinfarkt Schlaganfall Schweizerische Gesundheitsbefragung (SGB), BFS 4
5 Medicare Spending for Chronic Conditions (US) Number of Conditions Beneficiaries (%) Expenditures (%) % 95%
6 Multimorbidität ein Altersproblem? Prävalenz der Multimorbidität nimmt mit dem Alter zu 1 von 15 Kindern ist multimorbid Nahezu 3 von 4 Personen im Alter 65+ sind multimorbid 100.0% 80.0% 60.0% 40.0% 20.0% 0.0% 27.0% Percentage of population with chronic conditions one ore more chronic conditions two ore more chronic conditions 6.7% 40.3% 16.8% 68.0% 42.8% 90.7% Age groups 73.1% Quelle: Medical Expenditure Panel Survey, USA
7 Prävalenz von Multimorbidität Marengoni et al, 2011 Ageing Res Rev 2011;10:
8 Chronic Disease: Relevanz erkannt Historischer UN Summit, 9/11, New York The UN General Assembly has decided to hold a UN Summit on Non-Communicable Diseases (NCDs). The UN Summit on NCDs is the second of its kind to focus on a global disease issue (first summit 2001: HIV/AIDS) The Summit will focus on the four most prominent non-communicable diseases, namely, cancers, cardiovascular diseases, chronic respiratory diseases and diabetes. AIM: to agree on a global strategy to address NCDs. 8
9 Multimorbidity Multimorbidity is the co-occurrence of multiple chronic or acute diseases and medical conditions within one person. von den Akker M et al. Eur J Gen Pract. 1996;2:65 72 Multimorbidity is the co-existence of two or more chronic conditions where one is not necessarily more central than the others. Boyd, CM and Fortin M. Public Health Reviews 2010; 2:
10 Komorbidität Multimorbidität Index disease condition condition condition Comorbid disease Comorbid disease Comorbid disease condition 10
11 Die meisten internistisch stationären Notfalleintritte sind multimorbid according to "active diagnoses" according to "ICD- Chapters" according to "Charlson Index" Prevalence [% ] monomorbid multimorbid 11
12 Multimorbidität und Interaktionen Hypertonie, Dyslipidämie, Diabetes: Keine wesentlichen Interaktionen ausser viele Medikamente und bei Lebensstil Synergien Diabetes und Arteritis temporalis: Wesentliche Interaktion bei Gabe von Steroiden 12
13 Disease-Disease- und Disease-Medication Interactions spiegeln die Anzahl Diagnosen relative contraindication (grey) absolute contraindication (black) Markun S. at al., in preparation 13
14 Killer Kombinationen Magenblutung und Zwang zur Blutverdünnung Zwang zur Blutverdünnung und dringliche Operationsindikation Stürze und schwere Osteoporose Kombination psychiatrischer und somatischer Conditions Demenz und Bipolare Störung und Herzinsuffizienz Schwerste Depression und regelmässige Tabletteneinnahme 14
15 Grenznutzen und Grenzschaden 45-jährige Patientin mit leicht erhöhtem Blutdruck unter ausdosierter Viererkombination (ACE-Hemmer, Kalziumantagonist, Diuretikum, Betablocker), kein Diabetes. Sie finden zusätzlich eine leichteste Mikroalbuminurie, stabil seit Jahren. Patientin gestresst, in Scheidung. Leicht depressiv. Leichte Makrozytäre Anämie Therapieeskalation Hypertonie? 15
16 Hypertonie: Clinical Action Modell 16
17 Weitere Überlegungen zum Patienten Unsicherheit Mehr als 4 teilweise ineinander verzahnte Variabeln auf verschiedensten Ebenen Studien untersuchen nur eine Variable Kognitive Analyse teilweise nicht mehr möglich. Es braucht Intuition. 17
18 Prozesse bei Diagnose & Therapie: Interaktionen (ähnlich Pharmaka) Wunsch, EBM, DRG Prozessorientierung Realität 18
19 Multimorbidität tritt in Clustern auf Marengoni et al. J Am Geriatr Soc 2009;57:
20 Häufigsten Kombinationen von Multimorbidität (Triaden) 1. Hypertonie + Dyslipidämie + Chronischer Rückenschmerz 2. Hypertonie + Chronischer Rückenschmerz + Arthrose 3. Hypertonie + Dyslipidämie + Koronare Herzkrankheit 4. Hypertonie + Dyslipidämie + Diabetes mellitus 5. Hypertonie + Dyslipidämie + Arthrose 6. Dyslipidämie + Chronischer Rückenschmerz + Arthrose 7. Hypertonie + Dyslipidämie + Gicht 8. Hypertonie + Chronischer Rückenschmerz + Koronare Herzkrankheit 9. Hypertonie + Chronischer Rückenschmerz + Diabetes mellitus 10. Hypertonie + Diabetes mellitus + Koronare Herzkrankheit Van den Bussche et al. BMC PH 2011, 11:101 20
21 Ziel: Forschungs- und Lehrschwerpunkt Multimorbidität: Multimorbidity.Net Multimorbidität als Krankheitssituation erforschen und lehren mit folgenden Themenschwerpunkten: Epidemiologie, Versorgungsforschung ärztliche Entscheidungsfindung Prioritätensetzung Multiple Goal Management Ressourcenorientierung der Patienten Multimorbidität im Alter/Healthy Aging Prävention Inter- und transdisziplinär Nationale und internationale Kooperationen Nachwuchsförderung 21
22 Beteiligte Institutionen Medizinische Fakultät Klinik und Poliklinik für Innere Medizin Institut für Hausarztmedizin Institut für Sozial- und Präventivmedizin Institut für Naturheilkunde Ausgesuchte Kompetenzen Medizinische Entscheidungsfindung, Methodenentwicklung, medikamentöse Adherence Versorgungsforschung, Chronic Care Modell Epidemiologie, Präventionsforschung Wirkstoffe mit Multitarget-Eigenschaften Philosophische Fakultät Zentrum für Gerontologie Psychologisches Institut, Sozial- und Gesundheitspsychologie Multiples Zielmanagement, gesundes Altern Gesundheitsbezogene Lebensqualität, Gesundheits- und Krankheitsmodelle Zusammenarbeit seit Projekteingabe: Horten-Zentrum Zentrum für Klinische Forschung, ZKF Praxisorientierte Forschung, Aus- und Weiterbildung Projekt- und methodenbezogener Beizug 22
23 23
24 Zusammenfassung Multimorbidität ist eine sehr häufige Konstellation Disease-Disease (-Medication) Interactions sind häufig Entscheidungen berücksichtigen sich verändernde und sich beeinflussende Variabeln. Bezüglich Multimorbidität gibt es wenig Evidenz. Die meisten Multimorbiden werden von randomisierten Medikamentenstudien ausgeschlossen. Erforschung komplexer Systeme notwendig Multimorbidität erfordert angepasste Forschung, Ansätze und Systeme im Gesundheitswesen 24
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