Master. Reference. Die Übersetzertätigkeit in der DDR Der Einfluss des Staates. BERG, Vivien

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1 Master Die Übersetzertätigkeit in der DDR Der Einfluss des Staates BERG, Vivien Abstract Ce mémoire traite de la profession du traducteur dans l'ex-rda. Dans les différents chapitres, on présente les études, le travail pour l'état, le travail comme traducteur littéraire ou traducteur technique, traducteur indépendant ou le travail pour le service linguistique. L'influence de l'état sur la profession et les acteurs est aussi décrite. A la fin du mémoire, on traite quelques textes politiques et littéraires et leurs traductions. En somme, en expliquant les aspects positifs et négatifs de la profession et les difficultés des traducteurs dans l'ex-rda, on donne un aperçu assez complet du métier. Reference BERG, Vivien. Die Übersetzertätigkeit in der DDR Der Einfluss des Staates. Maîtrise : Univ. Genève, 2012 Available at: Disclaimer: layout of this document may differ from the published version. [ Downloaded 16/06/2016 at 01:53:50 ]

2 Vivien Berg Die Übersetzertätigkeit in der DDR Der Einfluss des Staates Mémoire présenté à la Faculté de Traduction et d Interprétation pour l obtention de la Maîtrise en Traduction, mention Traduction spécialisée Directrice du mémoire : Prof. Dr. Hannelore Lee-Jahnke Jurée : Madame Suzanne Ballansat Université de Genève Mai 2012

3 Inhaltsverzeichnis Einleitung 8 A DER HISTORISCHE HINTERGRUND 10 1 Die Geschichte und die gesellschaftspolitische Entwicklung der DDR Der Einfluss des Staates Der Einfluss auf das Bildungswesen Der Einfluss auf das Arbeitsleben Der Einfluss auf Literatur und Presse Der Einfluss auf die Sprache Die Bedeutung der offiziellen Staatsphilosophie Marxismus-Leninismus 38 B DIE ÜBERSETZUNGSWISSENSCHAFT IN DER DDR Die Sprachmittlerausbildung Möglichkeiten neben dem Studium Die Ausbildungsinhalte und deren Strukturierung im Diplomstudiengang Die Weiterbildung Von der Sektion Theoretische und Angewandte Sprachwissenschaft der Karl-Marx-Universität Leipzig zur Leipziger übersetzungswissenschaftlichen Schule Das Proprium quid der Übersetzungswissenschaft Die Hauptvertreter der Leipziger Schule a) Otto Kade b) Gert Jäger c) Albrecht Neubert Ideologische Spuren in den Arbeiten der Leipziger Schule Wie sehen andere Übersetzungswissenschaftler die Leipziger Schule? Abschließende Betrachtung zur Leipziger Schule C DIE ÜBERSETZERISCHE PRAXIS IN DER DDR Die Übersetzertätigkeit Der Fremdsprachendienst Intertext Vivien Berg ii

4 Freiberuflich vs. fest angestellt Zur Literaturübersetzung Der Umgang mit Übersetzungsproblemen Realienbezeichnungen als Übersetzungsproblem a) Begriffsbestimmung und Definition b) Merkmale von Realienbezeichnungen c) Auflösungsverfahren von Realienbezeichnungen Propaganda als Übersetzungsproblem Zensur bei der Übersetzung Textbeispiele zum Umgang mit den Übersetzungsproblemen Realienbezeichnungen, Propaganda und Zensur a) La politique étrangère de la R.D.A. b) 750 Jahre Berlin und Die DDR stellt sich vor c) La religieuse und Die Nonne Fazit der Textanalyse Terminologiearbeit in der DDR 139 Schlussfolgerung und Ausblick 142 Literaturverzeichnis Anhang Eidesstattliche Erklärung Vivien Berg iii

5 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abb. 1 Translation als zweisprachige vermittelte Kommunikation 55 Tab. 1 Tab. 2 Tab. 3 Tab. 4 Tab. 5 Tab. 6 Tab. 7 Tab. 8 Tab. 9 Tab. 10 Tab. 11 Tab. 12 Tab. 13 Tab. 14 Tab. 15 Tab. 16 Tab. 17 Tab. 18 Tab. 19 Tab. 20 Tab. 21 Tab. 22 Tab. 23 Tab. 24 Textbeispiel 1 La politique étrangère de la R.D.A Textbeispiel 2 La politique étrangère de la R.D.A Textbeispiel 3 La politique étrangère de la R.D.A Textbeispiel 4 La politique étrangère de la R.D.A Textbeispiel 5 La politique étrangère de la R.D.A Textbeispiel Jahre Berlin Textbeispiel Jahre Berlin Textbeispiel Jahre Berlin Textbeispiel Jahre Berlin Textbeispiel Jahre Berlin Textbeispiel Jahre Berlin Textbeispiel Jahre Berlin Textbeispiel Jahre Berlin Textbeispiel 1 Die DDR stellt sich vor Textbeispiel 2 Die DDR stellt sich vor Textbeispiel 3 Die DDR stellt sich vor Textbeispiel 4 Die DDR stellt sich vor Textbeispiel 5 Die DDR stellt sich vor Textbeispiel 1 La religieuse / Die Nonne Textbeispiel 2 La religieuse / Die Nonne Textbeispiel 3 La religieuse / Die Nonne Textbeispiel 4 La religieuse / Die Nonne Textbeispiel 5 La religieuse / Die Nonne Textbeispiel 6 La religieuse / Die Nonne Vivien Berg iv

6 Abkürzungsverzeichnis ADN AS AT BRD CDU DBD DDR DFD EOS FDGB FDJ FIT IALT IWS KPD KPdSU LDP LKG MfS MVR NATO NDPD NVA POS QS Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst Ausgangssprache oder ausgangssprachlich (in Komposita) Ausgangstext (in Komposita) Bundesrepublik Deutschland Christlich-Demokratische Union Demokratische Bauernpartei Deutschlands Deutsche Demokratische Republik Demokratischer Frauenbund Deutschlands Erweiterte Oberschule Freier Deutscher Gewerkschaftsbund Freie Deutsche Jugend Fédération Internationale des Traducteurs Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie Institut für Weiterbildung Kommunistische Partei Deutschlands Kommunistische Partei der Sowjetunion Liberal-Demokratische Partei Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft Ministerium für Staatssicherheit Mongolische Volksrepublik Organisation des Nordatlantikvertrags (North Atlantic Treaty Organisation) National-Demokratische Partei Deutschlands Nationale Volksarmee Polytechnische Oberschule Quellensprache oder quellensprachliche (in Komposita) Vivien Berg v

7 RGW SBZ SED SKET SMAD SPD TAS TGL UdSSR UNO ÜS USA UTP VdJ VdS VEB VR ZK ZS ZT Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe Sowjetische Besatzungszone Sozialistische Einheitspartei Deutschland Schwermaschinenbau-Kombinat Ernst Thälmann Sowjetische Militäradministration in Deutschland Sozialdemokratische Partei Deutschlands Sektion Theoretische und Angewandte Sprachwissenschaft Technische Güte- und Lieferbedingungen Union der sozialistischen Sowjetrepubliken Vereinte Nationen (United Nations Organization) Übersetzung- oder Übersetzungs- (in Komposita) Vereinigte Staaten von Amerika (United States of America) Unterricht in der sozialistischen Produktion Vereinigung der Journalisten Vereinigung der Sprachmittler Volkseigener Betrieb Volksrepublik Zielkultur Zielsprache oder zielsprachlich (in Komposita) Zieltext (in Komposita) Vivien Berg vi

8 Anmerkung Um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten, steht die maskuline Form in dieser Arbeit stellvertretend für die feminine. Übersetzer, die mir Informationen zur Verfügung gestellt haben und nicht genannt werden wollten, erscheinen anonymisiert in dieser Arbeit. Vivien Berg vii

9 Einleitung Erst war die DDR reduziert auf Unrechtstaat, jetzt wird, was man Anfang der neunziger Jahre demontierte, als Kuriositätenkabinett vorgeführt. Die Ostalgie-Welle ist genauso eine oberflächliche Verfälschung der Wirklichkeit wie das Klischee vom Stasi-Staat. Das beweist: Die DDR ist noch kein abgegoltenes Thema. (Christa Wolf, 2003 im Spiegel-Gespräch) Das große Thema DDR, das für immer ein Teil der deutschen Geschichte bleiben wird und das für zahlreiche Menschen noch immer zu ihrem Leben gehört, setzt sich aus vielen Bereichen zusammen. Einer dieser Bereiche ist die Übersetzertätigkeit. Nachdem Wolfgang Ghantus im Jahr 2011 in seinem Buch Ein Diener vieler Herren den Beruf des Dolmetschers in der DDR in seinen verschiedenen Facetten dargestellt hat, fehlt bis heute eine solche Betrachtung für den Beruf des Übersetzers. Mit dieser Arbeit soll ein erster Beitrag auf diesem Gebiet geleistet werden. Kommunikation findet in einem komplexen System statt. Innerhalb dieses Systems nehmen sowohl die Kommunikationspartner als auch die äußeren Umstände Einfluss auf die Kommunikation. Gleiches gilt für die Übersetzung als besondere Form der Kommunikation. Auch auf sie wirken verschiedene Faktoren. Ein Faktor ist die Kommunikationsgemeinschaft des jeweiligen Senders bzw. Empfängers. Auch die Bevölkerung der DDR bildete eine solche Kommunikationsgemeinschaft. Auf diese soll in der Arbeit nachfolgend eingegangen werden. Dabei soll ermittelt werden, welchen Einfluss der Staat als ein äußerer Faktor auf die Übersetzertätigkeit hat. Um dieses Ziel zu erreichen, gliedert sich die Arbeit in drei Teile, wobei sich der erste Teil dem historischen Hintergrund widmet. Wie bereits das Zitat zu Beginn dieser Einleitung zeigt, ist die Geschichte für dieses Thema von großer Bedeutung. Die gesellschaftspolitischen Entwicklungen während des 40-jährigen Bestehens der DDR und der Einfluss des Staates sowie des Marxismus-Leninismus werden umfassend, aber nicht vollständig dargestellt. Mithilfe dieses bewusst großen Kapitels soll die Grundlage für ein besseres Verständnis der Thematik zur Übersetzertätigkeit in der DDR gelegt werden. Zu eben dieser Übersetzertätigkeit gehören auch die Ausbildung und die Übersetzungswissenschaft, die im zweiten Teil dieser Arbeit behandelt werden. Dabei werden Vivien Berg 8

10 die Inhalte und der Aufbau des Sprachmittlerstudiums erläutert und die Entwicklung der Translationswissenschaft anhand der Leipziger übersetzungswissenschaftlichen Schule, die für die deutschsprachige Übersetzungswissenschaft von großer Bedeutung ist, nachgezeichnet. Im letzten Teil der Arbeit stehen die praktische Übersetzertätigkeit sowie Übersetzungsprobleme und deren Lösung im Mittelpunkt. So werden zunächst die verschiedenen Arbeitsmöglichkeiten: der Fremdsprachendienst Intertext, die Freiberuflichkeit und die Literaturübersetzung vorgestellt. Abschließend beschäftigt sich die Arbeit mit dem Umgang mit bestimmten Übersetzungsproblemen wie Realienbezeichnungen, Propaganda und Zensur, die mithilfe von Textbeispielen aus den Bereichen Politik, Literatur und Technik veranschaulicht werden. Damit soll auch in diesem Gebiet zur Aufarbeitung und zum Erkenntnisgewinn beigetragen werden, sodass die Geschichte der DDR, auch ihre Sprachgeschichte, [nicht] marginalisiert wird, als habe sie wenn überhaupt irgendwo im Ausland stattgefunden. Auch die Sprachgeschichte der DDR ist zu dokumentieren, zu kodifizieren, zu beschreiben und zu erinnern als Teil unserer gemeinsamen deutschen Geschichte. (Hellmann 2004:13) Schließlich möchte ich mich an dieser Stelle zuerst bei Frau Prof. Dr. Hannelore Lee-Jahnke bedanken, die mir als Betreuerin dieser Arbeit beratend zur Seite stand und mir insgesamt großen Freiraum dabei einräumte. Großer Dank gebührt Herrn Manfred Schmitz, der mir nicht nur mit Texten und bei der Literaturrecherche behilflich war, sondern mir auch in Gesprächen und beim Lesen meiner Arbeit zahlreiche Hinweise, Ratschläge und Informationen gegeben hat und dafür kostbare Zeit investierte. Mein Dank gilt ebenfalls den Übersetzern und Übersetzerinnen, die mir ihre Erfahrungen freundlicher Weise in Telefonaten oder in schriftlicher Form schilderten. Zuletzt bedanke ich mich auch bei meiner Mutter, meinen Freunden und Kommilitonen, die mich während dieser Phase meines Studiums auf vielfältige Weise unterstützt haben. Vivien Berg 9

11 A DER HISTORISCHE HINTERGRUND 1 Die Geschichte und die gesellschaftspolitische Entwicklung der DDR Für die Vollständigkeit dieser Arbeit ist es notwendig, auch die Geschichte der DDR zusammenfassend darzustellen. Auf diese Weise wird ein besseres Verständnis der Thematik gewährleistet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) am 09. Juni 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) die Verantwortung. Die SBZ schien zu diesem Zeitpunkt der Motor eines demokratischen Neuanfangs zu sein: Bereits fünf Wochen nach der Kapitulation gestattete die SMAD mit ihrem Befehl Nr. 2 vom 10. Juni die Gründung von Parteien und Gewerkschaften in ihrem Herrschaftsgebiet. Innerhalb weniger Wochen formierten sich die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), die Christlich-Demokratische Union (CDU) sowie die Liberal-Demokratische Partei (LDP). (Mählert 2011:8) Dabei bekannten sich die Kommunisten zu den Rechten und Freiheiten für das Volk (Mählert 2011:8). Gleichzeitig schlossen sie zu diesem Zeitpunkt die Einführung des sowjetischen Systems ausdrücklich aus. Die Parteispitze der KPD bestand aus einer Gruppe von Kommunisten, die sich während des Krieges im sowjetischen Exil aufhielten und nun die Macht in der Besatzungszone übernehmen wollten: Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand halten (Mählert 2011:9). Die KPD wurde auch von der UdSSR-Besatzungsmacht unterstützt. Um ihre Ziele zu verwirklichen, forcierte die KPD den Zusammenschluss mit der SPD: Im Herbst 1945 bahnte sich eine grundlegende Veränderung im Parteiensystem an. Ab September trat die KPD-Führung für eine rasche Vereinigung der beiden Arbeiterparteien ein, die sie noch wenige Monate zuvor brüsk abgelehnt hatte. Zwar war es den Kommunisten in der Zwischenzeit gelungen, ihren Parteiapparat aufzubauen, sie mussten jedoch feststellen, dass sie nicht über den erwarteten Rückhalt innerhalb der Bevölkerung verfügten. Derweil hatte die SPD Vivien Berg 10

12 mit zunehmendem Selbstbewusstsein einen politischen Führungsanspruch formuliert. (Mählert 2011:10f) Auf dem Vereinigungsparteitag der beiden Parteien wurde am 21. und 22. April 1946 die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) gegründet. Zwar wurden alle Positionen paritätisch von Vertretern beider Parteien besetzt, doch durch die Unterstützung der UdSSR und das einheitliche Auftreten der ehemaligen KPD-Mitglieder standen diese schnell an der Spitze. Die ersten Wahlen in der SBZ im Herbst 1946 wurden dank der Parteienlandschaft und dem ausgeglichenen Wahlergebnis als Schritt in die Demokratie gedeutet (vgl. Schmidt 2010:4). Die Blockparteien CDU und LDP verloren jedoch bald an Eigenständigkeit. Durch die von SMAD und SED veranlasste Gründung der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD) und der National-Demokratischen Partei Deutschlands (NDPD) sollte der Schein des Mehrparteiensystems gewahrt werden. Die SED wurde nach sowjetischem Vorbild zur Partei neuen Typus umgeformt und ihr Führungsanspruch von den anderen Parteien anerkannt. Die SED war die führende Kraft beim Aufbau des Sozialismus und bereits im Sommer 1948 mit 1,8 Mio. Mitgliedern eine Massenpartei, deren Kurs der Bevölkerung in der Zeitung Neues Deutschland nähergebracht wurde (vgl. Schmidt 2010:4f.). Auch die einst überparteilich konstituierten Organisationen der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB), die Freie Deutsche Jugend (FDJ) und der Demokratische Frauenbund Deutschlands (DFD) ordneten sich den Interessen der SED unter und wirkten als Transmissionsriemen [, die] die Politik der SED in ihrer jeweiligen Zielgruppe vermitteln (Mählert 2011:14). Die Entwicklungen in Deutschland müssen in ihrer Gesamtheit vor dem Hintergrund des Kalten Krieges zwischen den Westmächten unter der Führung der USA und dem Ostblock, an dessen Spitze die UdSSR stand, gesehen werden. Einige Prozesse ergeben sich als Aktion und Reaktion. Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen wurden zu dieser Zeit in der SBZ immer mehr dem sowjetischen Vorbild angepasst, dessen politisches Gedankengut nicht nur die staatliche Grundlage bilden, sondern auch die Sprache prägen sollte (vgl. Schmidt 2010:5). International nahmen derweil die Spannungen zwischen der UdSSR und den anderen Vivien Berg 11

13 Besatzungsmächten zu, sodass über mehrere Schritte 1 die Teilung Deutschlands eingeleitet und schließlich 1949 vollzogen wurde. Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 23. Mai 1949 stimmte die UdSSR den Plänen der SED-Führung und damit der Gründung des ersten Arbeiter-und-Bauern-Staates auf deutschem Boden am 27. September 1949 zu. Am 07. Oktober 1950 wurde die Deutsche Demokratische Republik gegründet und aus dem im Mai 1949 gewählten Volkskongress ging der Volksrat hervor, der sich zur Provisorischen Volkskammer erklärte und Otto Grotewohl zum Ministerpräsidenten und Wilhelm Pieck zum Präsidenten wählte. In der Volkskammer bestand zwar formal noch immer ein Mehrparteiensystem, dieses konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die SED in der Praxis die allein bestimmende Kraft war (vgl. Mählert 2011:16). Mit dem Beitritt zum Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) ist die Ostintegration der DDR erfolgt. Es kam zu einem politischen Kurswechsel, der sich nicht nur gegen das westliche Ausland richtete, sondern durch wirtschaftliche Beschlüsse wie Preissteigerungen oder die Erhöhung von Akkordsätzen Auswirkungen auf die eigene Bevölkerung hatte, deren Unmut über die verschlechterte Versorgungslage wuchs. Der Kurswechsel bedeutete ebenfalls eine militärische Aufrüstung, mit der die Gründung der Nationalen Volksarmee einherging. In diese Periode fällt auch die Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit. Zudem wurden die Landwirtschaft und das Handwerk umgestaltet, indem landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften sowie Produktionsgenossenschaften des Handwerks geschaffen wurden (vgl. Mählert 2011:17ff). Die 50er-Jahre galten dem Aufbau des Sozialismus, der auf regelmäßigen Parteitagen der SED bis ins kleinste Detail geplant wurde. Die Staatsführung der DDR (ab 1950) unter Walter Ulbricht ließ die Bevölkerung spüren, nach welchem politischem Regime sich die zukünftige Politik, die Wissenschaften und kulturelle Einrichtungen zu richten hatten (Schmidt 2010:6). Es wurde zunehmend versucht, auch die intellektuellen Kreise von der Parteiideologie zu überzeugen. Die Unzufriedenheit der Menschen stieg angesichts der Parteipolitik der SED und der sich zunehmend verschlechternden Lebenswirklichkeit, was zu Abwanderungen der Bevölkerung führte. Erste Streikversammlungen von Arbeitern gipfelten am 17. Juni 1953 in 1 Zu diesen Schritten gehören die Währungsreformen in West- und Ostdeutschland, die Berlin-Blockade durch die UdSSR sowie die Bundestagswahl und die Wahl Konrad Adenauers zum Bundeskanzler in der BRD. Vivien Berg 12

14 flächendeckenden Demonstrationen für Demokratie, Einheit und freie Wahlen. Aus ihrer Ohnmacht heraus ließ die Staatsführung sowjetische Panzer an den Demonstrationsorten vorfahren, wodurch die Lage beinahe eskaliert wäre. Nach diesem Vorfall sah sich die SED gezwungen, Änderungen vorzunehmen, um die Abwanderung der Menschen zu stoppen und das System zu festigen. Der nun verfolgte Neue Kurs beinhaltete den Ausschluss von Parteifunktionären, die am 17. Juni 1953 politisch geschwankt hatten, aber auch Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensverhältnisse im Land. So sollten die Wirtschaft angekurbelt, das Konsumgüterangebot erhöht und damit die Kaufkraft gesteigert werden. Gleichzeitig wurde die Kontrolle durch das Ministerium für Staatssicherheit 2 verschärft (vgl. Mählert 2011:22f.). Tatsächlich sanken die Flüchtlingszahlen nach 1953 wieder. Mit dem Vertrag über die Beziehungen zwischen der DDR und der UdSSR garantierte die Sowjetunion der DDR 1955 formal volle Souveränität. Nur ein Jahr später traten die Staaten des Ostblocks zum Warschauer Pakt 3 zusammen, wodurch die DDR im kommunistischen Machtbereich integriert war 4 (Mählert 2011:23). In dieser Zeit des politischen Tauwetters (Narosch 2008:5) keimte die Hoffnung auf, dass durch Reformen, die auf dem XX. Parteitag der KPdSU durch die Thematisierung von Stalins Verbrechen eingeleitet wurden, eine positive Entwicklung genommen wird. Zwar nahm die SED Abstand von Stalin, an ihrem System hielt sie allerdings fest, wodurch die Kritik an der Herrschaftspraxis erneut lauter wurde. Der gestiegene Lebensstandard und die verbesserten Freizeit- und Urlaubsangebote sicherten jedoch Ulbrichts Position, und es wurde unter dem augenscheinlich positive[n] Ende der Durchsetzung des Sozialismus (Schmidt 2010:8) auf dem Parteitag deren Vollendung beschlossen: 2 Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) wurde am als Sicherheitsdienst der DDR gegründet. Es unterstand der SED und diente der Schutz- und Sicherungsarbeit. Das MfS sollte die politische Macht der Partei sicherstellen. Zu diesem Zweck durchdrangen die offiziellen und inoffiziellen Mitarbeiter das gesamte gesellschaftliche Leben und versuchten, Systemgegner auszuschalten. Zu den weiteren Aufgaben vor allem nach außen zählten die Spionage, die Spionageabwehr und die Wirtschaftsspionage. Das MfS verkörperte das Sicherheitsbedürfnis der Staatsführung. In der Bevölkerung gab es zahlreiche Synonyme für das MfS, wie z. B. die Firma, Guck und Greif oder VEB Horch und Guck (vgl. Wolf 2000:147 und Schmidt 2010:67). 3 Warschauer Pakt ist die Kurzbezeichnung für das Militärbündnis zwischen den kommunistischen Staaten Europas, das im Deutschen offiziell Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand hieß und als Gegenpol zur NATO geschlossen wurde (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung 2002). 4 Zuvor hatte die BRD am die Pariser Verträge unterzeichnet, erhielt auf diese Weise ihre Souveränität und trat der NATO bei. Der Schritt der DDR kann also als Reaktion gesehen werden, wodurch das komplexe Wechselspiel zwischen Ost und West in der Welt unterstrichen wird. Vivien Berg 13

15 Bis 1961 sollte die DDR die Bundesrepublik wirtschaftlich ein- und schließlich überholen. Tatsächlich erfolgte 1958/59 eine für die Bevölkerung spürbare Konsolidierung der DDR- Wirtschaft. Erholungs- und Ferienheime der Gewerkschaft, Kulturhäuser, Kinderhorte und Polikliniken wurden als Errungenschaften des Systems angenommen. Der Ausbau der Konsumgüterindustrie zeigte erste Erfolge. Die letzten Lebensmittelkarten wurden endlich abgeschafft. Der Lebensstandard der Bevölkerung stieg. Mehr Menschen begannen, sich mit dem System zu arrangieren, das vor allem Arbeitern bisher ungekannte Aufstiegschancen bot. Die Flüchtlingszahlen sanken 1959 mit auf den tiefsten Stand seit (Mählert 2011:25f.) Die Haltung der Bürger deutete die SED allerdings fehl, indem sie darin deren politische Zustimmung zu erkennen glaubte. Auf dieser Grundlage entschied die Partei, den Wandlungsprozess des Staates abzuschließen. Von nun an stand das Kollektiv im Vordergrund. Nach dem Tod Wilhelm Piecks 5 baute Walter Ulbricht seine Stellung im Staat aus und übernahm zusätzlich zu seiner Funktion als Generalsekretär der SED und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates den Vorsitz des neugeschaffenen Staatsrates. Damit wurden alle entscheidenden Funktionen in einer Person vereint (vgl. Mählert 2011:26f.) und die letzte Phase der sozialistischen Umgestaltung konnte beginnen. Mit der Veröffentlichung der Zehn Gebote der sozialistischen Moral auf dem V. Parteitag stellte Ulbricht das sozialistische Manifest der DDR dar. Vergleichbar mit den 10 Geboten der Kirche präsentierte Ulbricht in seinen 10 Geboten die Gesetze und Regeln des Sozialismus. Sie begannen mit den immer gleichen Worten Du sollst und benannten den Bürgerinnen und Bürgern der DDR ihre Pflichten. (Schmidt 2010:9) Mit diesem Manifest sollte erreicht werden, dass sich jeder Bürger selbst an die Regeln des Sozialismus anpasst und darauf achtet, dass die ganze Familie systemtreu agiert. Damit wurde für jeden ersichtlich, dass sich der politische Kurs der SED verschärfte. Zusätzlich kam es in dieser Phase durch die Kollektivierung der Landwirtschaft erneut zu Versorgungsschwierigkeiten, wodurch eine Massenflucht (Mählert 2011:27) ausgelöst wurde. 5 Wilhelm Pieck wurde am in Guben geboren und starb am in Berlin (vgl. Stiftung Deutsches Historisches Museum). Vivien Berg 14

16 Um diesem Flüchtlingsstrom Einhalt zu gebieten, ließ die SED am 13. August 1961 an der Grenze von Ost- zu Westberlin durch Pioniereinheiten, NVA-Soldaten und Betriebskampfgruppen 6 zunächst Absperrungen und Barrikaden und später eine massive Mauer errichten. Damit war die Trennung der beiden deutschen Staaten auch physisch vollzogen (vgl. Schmidt 2010:11). Mit dem Mauerbau waren die Menschen gezwungen, in der DDR zu bleiben und ihr Leben bestmöglich einzurichten. Das Verhältnis zwischen der Politik und der Bevölkerung wurde in der Folgezeit sachlicher und die Zahl der staatlichen Schikanen sank. Die weitere Entstalinisierung der KPdSU wirkte sich auch mildernd auf das gesellschaftliche Klima in der DDR aus (vgl. Mählert 2011:29). Die Partei unternahm den Versuch, die Bevölkerung politisch zu neutralisieren. Es sollte jedoch jegliche westdeutsche beziehungsweise ostdeutsche systemkritische sprachliche Beeinflussung [verhindert werden]. So kletterten FDJ-Kommandos auf die Dächer der Häuser, um die nach Westen gedrehten Rundfunk- und Fernsehantennen auf die Sender des Friedens und Sozialismus zu richten. (Mählert 2007:102) Gleichzeitig versuchte die Staatsführung, ihre Handlungen an die Bedürfnisse einer komplexer werdenden Industriegesellschaft auszurichten und von der Stimmung des Klassenkampfes der 1950er-Jahre abzurücken. Mit dem Neuen Ökonomischen System der Planung und Leitung sollte das Wirtschaftssystem 1963 modernisiert werden. Auch die Beziehung zu den Frauen und den Jugendlichen änderte sich zum Positiven. Es galt Die Republik braucht alle, alle brauchen die Republik (Mählert 2011:30). Unter den Parteimitgliedern, insbesondere in einer Gruppe um Erich Honecker, wurde Misstrauen gegenüber der liberalen Haltung laut erfolgte auf dem 11. Plenum des Zentralkomitees die Abrechnung mit schädlichen Tendenzen in Filmen und Literatur, die Reformen in der Wirtschaft wurden aufgehoben und die neue Liberalität endete (vgl. Mählert 6 Als Kampfgruppe wurden seit 1959 die in den meisten Großbetrieben, aber auch in größeren staatlichen Institutionen oder den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften gebildeten paramilitärischen Einheiten, die außerhalb ihrer Arbeitszeit von Verantwortlichen der Volkspolizei oder der NVA ausgebildet wurden (Wolf 2000:115), bezeichnet. Sie unterstanden der SED und dienten dem Schutz des Betriebes und der Wahrung der inneren Ordnung und Sicherheit. Im Kriegsfall sollten sie die Nationale Volksarmee unterstützen (vgl. Wolf 2000:115). Vivien Berg 15

17 2007:107). Mit der neuen Ideologisierung änderte sich ein weiteres Mal der Kurs der Partei, die 1968 zur Verfassungsänderung führte und bei der Bevölkerung die Hoffnung auf eine Besserung der Situation oder sogar eine Annäherung an die BRD wieder zerstörte. Der erste Artikel umfasste nun den Führungsanspruch der SED, der auf diese Weise Verfassungsrang erhielt: Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat deutscher Nation. Sie ist die politische Organisation der Werktätigen in Stadt und Land, die gemeinsam unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei den Sozialismus verwirklichen. (Deutsche Demokratische Republik 1968) Am 03. Mai 1971 endete schließlich die Ära von Walter Ulbricht auf Verlangen der Partei, die seinen nationalgeprägten Sozialismus für überholt hielt. Hinzu kamen außerdem die unterschiedlichen Vorstellungen von Ulbricht und der sowjetischen Führung zur Eigenständigkeit der DDR gegenüber der UdSSR und den wirtschaftlichen Beziehungen zur BRD. Die DDR war inzwischen zum zweitstärksten Industriestaat im Ostblock geworden, weshalb Ulbricht der KPdSU mit gestärktem, jedoch nicht erwünschtem Selbstbewusstsein gegenübertrat. Offiziell wurde jedoch ein freiwilliges Ausscheiden Ulbrichts aus der Politik proklamiert: Das Zentralkomitee der SED beschloss einstimmig, der Bitte des Genossen Walter Ulbrichts zu entsprechen und ihn aus Altersgründen von der Funktion des Ersten Sekretärs des Zentralkomitees zu entbinden, um diese Funktion in jüngere Hände zu geben. (Mählert 2011:32f.) Die Nachfolge Ulbrichts trat Erich Honecker an, der auf dem VIII. Parteitag der SED im Juni 1971 zum Ersten Sekretär des Zentralkomitees ernannt wurde: Die neue Hauptaufgabe der SED bestand für ihn primär darin, das materielle und kulturelle Lebensniveau des Volkes weiter zu erhöhen. Weiterhin wollte er die Werktätigen stärker an den Ergebnissen ihrer Arbeit teilhaben lassen beziehungsweise sollten die Sozialmaßnahmen verstärkt die unteren Einkommensschichten, die Schwachen, Kranken und Alten berücksichtigen. (Henschel 2002:75f.) Vivien Berg 16

18 Da mit der Wirtschaft jedoch nicht die für die Sozialpolitik notwendigen finanziellen Reserven eingebracht werden konnten und sich die Sozialleistungen und die Produktion nicht im gleichen Maße entwickelten, entstand für die DDR ein verhängnisvoller Schuldenkreislauf (vgl. Mählert 2011:35). Honecker verfolgte zunächst einen sachlichen Führungsstil. Die Bürger wurden stärker in lokale Entscheidungsprozesse einbezogen, die Jugendlichen bei Mode und Musik weniger eingeschränkt und auch die deutsch-deutschen Beziehungen verbesserten sich schrittweise. Eine Wiedervereinigung strebte Honecker jedoch nicht an und betonte die Trennung sogar noch stärker. Es wurden nicht nur die Wörter Deutschland und deutsch aus den Namen von staatlichen Einrichtungen gestrichen (vgl. Mählert 2007:124f.), sondern auch in der Öffentlichkeit durch den Parteivorsitzenden auf die Teilung aufmerksam gemacht: Unsere Republik und die BRD verhalten sich zueinander wie jeder von ihnen zu einem anderen dritten Staat. Die BRD ist somit Ausland, und noch mehr: Sie ist imperialistisches Ausland. (Mählert 2011:36) Auch wenn sich die SED nach außen sachlicher und offener präsentierte, hielt sie an ihrem Vormachtanspruch mit allen Mitteln fest. Dafür wurde auch das Ministerium für Staatssicherheit weiter ausgebaut. Honecker wollte eine stabile und tolerante Welt darstellen, im Stillen die Kontrolle jedoch verschärfen (vgl. Hubert 2003:3). Die Verfassung von 1974 stellte unmissverständlich dar, dass eine Wiedervereinigung ausgeschlossen wurde und die DDR als unabhängiger, sozialistischer Staat gelten sollte. Der Verweis auf die deutsche Nation wurde aus Artikel 1 entfernt und der Bezug zur UdSSR in Artikel 6 unterstrichen: Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern. Sie ist die politische Organisation der Werktätigen in Stadt und Land unter der Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei. (Deutsche Demokratische Republik 1974 Artikel 1) Die Deutsche Demokratische Republik ist für immer und unwiderruflich mit der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken verbündet. Das enge und brüderliche Bündnis mit ihr Vivien Berg 17

19 garantiert dem Volk der Deutschen Demokratischen Republik das weitere Voranschreiten auf dem Weg in den Sozialismus und des Friedens. (Deutsche Demokratische Republik 1974 Artikel 6 Punkt 2) Trotz dessen strebte die Staatsführung weiterhin nach der Anerkennung durch andere Staaten, insbesondere durch die BRD, mit der in den 1970er-Jahren zahlreiche Verträge, wie zum Beispiel das Transitabkommen (1971) oder der Grundlagenvertrag (1972), geschlossen wurden. Dabei wurden zwar Unabhängigkeit und Selbständigkeit der DDR respektiert, eine völkerrechtliche Anerkennung lehnte die Regierung der BRD aber ab (vgl. Mählert 2011:37). Nach der Aufnahme beider deutschen Staaten 1974 in die UNO wurde die DDR bis 1978 von 123 Staaten anerkannt (vgl. Schmidt 2010:14). Diese Fortschritte konnten in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre die Versorgungsmängel allerdings nicht mehr ausgleichen. Die erneute Krise wurde nicht nur durch die schwache Wirtschaft ausgelöst, sondern in erster Linie durch die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann im Jahr Die Folge dieser politischen Handlung waren nicht nur Proteste anderer Künstler, die zu Parteistrafen, Publikationsverboten oder Haftstrafen führten, sondern auch weitere zahlreich gestellte Ausreiseanträge (vgl. Schmidt 2010:17). Die Biermann-Ausbürgerung war weit mehr als nur ein neuerlicher kulturpolitischer Klimawechsel, von denen es in der DDR-Geschichte mehrere gab. Sie markierte einen Einschnitt, in dessen Folge große Teile der kritischen DDR-Intelligenz von der Idee Abschied nahmen, die DDR mit bzw. in der SED reformieren zu können. Nicht wenige hatten gerade in jenen Jahren ihre Hoffnungen auf den Eurokommunismus gesetzt, der eine Demokratiesierung der kommunistisch regierten Staaten und größere Unabhängigkeit von Moskau möglich erscheinen ließ. Die starre Haltung der eigenen Staats- und Parteiführung ließ sie immer mehr resignieren. (Mählert 2011:40) Die Oppositionsbewegungen nahmen zu. Doch musste sich die SED nicht nur um die Intellektuellen sorgen. Auch die Abschottung vom Westen verursachte Probleme. Wenngleich sich der Lebensstandard verbesserte und in das Bildungs- und das Gesundheitswesen investiert wurde, ließ sich die Bevölkerung nicht besänftigen. Die zahlreichen Versprechungen und die in der BRD vorzufindende Lebenswirklichkeit hatten höhere Erwartungen geweckt (vgl. Mählert 2011:42f.). Wie in früheren Krisen verfolgte die SED eine mehrgleisige Strategie. Zum einen wurden die Vivien Berg 18

20 Partei und die Massenorganisationen mobilisiert und die Propaganda erhöht, zum anderen wurde das Überwachungssystem erweitert. Des Weiteren bemühte man sich, die Wirtschaft anzukurbeln. Alle Initiativen schlugen ebenfalls zum wiederholten Mal fehl. International verschärfte sich der Konflikt zwischen den beiden Machtblöcken, was die Angst vor einem Einsatz von Atomwaffen schürte und die Grundlage für die deutsch-deutschen Beziehungen verschlechterte. Trotz aller ideologischen Abgrenzung nach Westen war sich die DDR-Führung jedoch wohl bewusst, dass die ostdeutsche Volkswirtschaft zunehmend von der Kooperation mit den westlichen Industriestaaten und hier vor allem mit der Bundesrepublik abhing. (Mählert 2011:46) Aus diesem Grund und trotz des persönlichen Risikos trat Honecker an die Regierung der BRD heran und verlangte neben der Anerkennung der DDR-Staatsbürgerschaft die Aufwertung der Ständigen Vertretungen in Bonn und Berlin. Die außenpolitischen Entwicklungen wurden kritisch von der UdSSR beobachtet. Die Kontakte zwischen der DDR und der BRD nahmen jedoch tatsächlich zu (vgl. Mählert 2011:46f.). In den 1980er-Jahren konnte der Zerfall der DDR allerdings nicht mehr aufgehalten werden: Bereits 1982 stand die DDR vor der Zahlungsunfähigkeit, welche kurzfristig nur durch einen Milliardenkredit von bundesdeutschen Banken abgewendet werden konnte. Da die SED weder in der Wirtschaft noch in der Politik bereit war, von ihrer Vormachtstellung abzurücken, um somit Platz für neues kreatives und eigenständiges Denken zu machen, steuerte sie weiter ihrem Ende entgegen. Mit allen Mitteln wurde versucht, Geld in die Staatskasse zu bringen. Die SED scheute daher nicht davor zurück, Kunst- und Antiquitätenbesitzer aus der DDR zu enteignen, um ihren Besitz in den Westen zu verkaufen oder aber den Müll aus dem Westen gegen Bargeld in die DDR zu importieren, um ihn auf riesigen Deponien zu lagern. (Schmidt 2010:18) Michael Gorbatschow als Generalsekretär der KPdSU führte mit seiner Politik zur Entspannung der internationalen Beziehungen, wodurch die deutsch-deutschen Bemühungen um ein besseres Verhältnis bestätigt wurden. Mit dem Staatsbesuch Erich Honeckers 1987 in der BRD wurde die Unabhängigkeit und Gleichberechtigung beider deutscher Staaten Vivien Berg 19

21 [dokumentiert], [ ] ihre Souveränität und de[r] völkerrechtliche[ ] Charakter ihrer Beziehungen [unterstrichen] (Mählert 2011:48). Die SED stand dem stetig wachsenden Einfluss des Westens in Kultur und Wirtschaft machtlos gegenüber. Die Bevölkerung erlebte zum ersten Mal unabhängige Zeitungen, was eine einschneidende Änderung für die Menschen bedeutete (vgl. Henschel 2002:107) und 1988 zu einer weiteren Zunahme der gestellten Ausreiseanträge führte. Der von der Perestroika angetriebenen Entwicklung hatte die SED nichts mehr entgegenzusetzen. Im Frühjahr 1989 wurde die tiefe Krise der Partei deutlich und die Proteste der Opposition wurden stärker und deutlicher (vgl. Mählert 2011:50). Nach der Grenzöffnung zwischen Ungarn und Österreich am 06. Mai 1989 versuchten Hunderte DDR-Bürger, über diesen Weg in die BRD zu gelangen. Andere suchten in den westdeutschen Vertretungen in Prag, Budapest, Warschau oder Ostberlin Zuflucht, sodass innerhalb weniger Wochen über Menschen die DDR verließen. Im Land, das durch die Fluchtbewegung destabilisiert und dessen Führung reformunfähig wurde, kam es gleichzeitig zu den ersten friedlichen Montagsdemonstrationen (vgl. Schmidt 2010:19). Als im Oktober Menschen demonstrierten, sah sich die SED zu einer Reaktion gezwungen: Erich Honecker wurde am 18. Oktober 1989 von Egon Krenz als Generalsekretär der Partei und Staatschef ersetzt. Auf diese Weise sollte das Schlimmste abgewendet werden. Die zusätzlich unternommenen Reformversuche scheiterten an der Zahlungsunfähigkeit des Staates. In der Nacht zum 10. November 1989 überschlugen sich schließlich die Ereignisse: Auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz sollte Günter Schabowski die Neuregelungen für die Ausreis[e]bestimmungen bekanntgeben. Der SED-Spitze war in diesen Tagen klar geworden, dass vor allem die Ausreisebestimmungen gelockert werden müssen, um die DDR-BürgerInnen langfristig für ihr Land zu begeistern. Die neuen Ausreisebestimmungen lauteten wie folgt: Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen (Reiseanlässen und Verwandtschaftsverhältnisse) beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt. Versagungsgründe werden nur in besonderen Ausnahmefällen angewandt. (Hertle 1996:131) Diese Pressekonferenz führte letztendlich zur Öffnung der Grenzen. Die SED wollte die Ausreise ursprünglich nur mit einem Reisepass genehmigen, den nur wenige Menschen besaßen. Die Partei glaubte, dass die Bürger ohne Reisepass Monate bis zu dessen Vivien Berg 20

22 Ausstellung warten würden. Günter Schabowski antwortete jedoch auf die Frage des Inkrafttretens mit Sofort, unverzüglich (vgl. Schmidt 2010:20). Die Öffnung der Grenzen bedeutete sowohl das Ende der SED als auch das Ende der DDR. Am 01. Dezember 1989 wurde der Führungsanspruch der SED aus Artikel 1 der Verfassung gestrichen. Am 18. März 1990 fand die erste und einzige demokratische Wahl der Volkskammer in der DDR statt, aus der die Regierung um Ministerpräsident Lothar de Maizière hervorging, die mit der deutschen Wiedervereinigung beauftragt war. Diese erfolgte schließlich kurz vor dem 40. Jahrestag der DDR am 03. Oktober Der Einfluss des Staates Der Staat hat in der DDR auf vielfältige Weise Einfluss auf die Bürger genommen. Dieser Einfluss erstreckte sich auf alle Bereiche des Lebens und alle Lebensabschnitte. Das Umfeld und die Sozialisierung eines Menschen wirken sich immer auch auf dessen Handeln und Denken aus, das sich wiederum in dessen Sprache äußert. In diesem Abschnitt sollen daher die Aspekte des Bildungswesens, des Arbeitsalltags und der Bereiche Presse und Literatur im Allgemeinen dargestellt werden, in denen eine Beeinflussung erkennbar wird, die sprachliche Auswirkungen 7 hat. Auf die Übersetzertätigkeit im Speziellen wird im Anschluss in den Kapiteln B und C eingegangen. Das Leben der DDR-Bevölkerung war geprägt vom wirtschaftlichen und politischen System des real existierenden Sozialismus der DDR. In dieses System wurden die Menschen über Organisationen und Institutionen eingebunden. Auf diese Weise wollte die SED einerseits ihre Macht wahren und andererseits sollten die Menschen von der vertretenen Ideologie überzeugt werden: Die politische Herrschaftsstruktur der DDR ist in diesem Zusammenhang als moderne Diktatur (Jürgen Kocka) bezeichnet worden. Demnach war Herrschaft einerseits durch den fortwährenden Anspruch der SED gekennzeichnet, auf der Grundlage einer umfassenden, einzig richtigen Weltanschauung in allen poltischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen über die alleinige Entscheidungskompetenz zu verfügen. Andererseits hat die Partei mittels moderner Medien sowie über Bildungsinstitutionen und Massenorganisationen 7 Der Punkt A 2.4 beschäftigt sich mit der Sprache in der DDR. Vivien Berg 21

23 einschließlich entsprechender Überwachung permanent versucht, die Gesellschaft von der Richtigkeit dieser Ideologie und ihrer daraus notwendig resultierenden Führung zu überzeugen und wenn nötig, auch zu deren Akzeptanz zu zwingen. Nicht zu Unrecht ist deshalb von der DDR auch als einer Erziehungsdiktatur gesprochen worden. (Heydemann 2002) 2.1 Der Einfluss auf das Bildungswesen Als erster Aspekt soll das Bildungswesen angeführt werden, da dies auch die erste Einflussmöglichkeit des Staates auf die DDR-Bürger war. Der Erziehungsanspruch der Staatsund Parteiführung führte zu einem umfangreichen System, das auf die Menschen vom Kindergarten über die Schule, die Lehrwerkstätten oder die Universität bis ins Erwachsenenalter einwirkte. Da es das Ziel der SED war, allseitig gebildete sozialistische Persönlichkeiten (Heydemann 2002) heranzubilden, begannen ihre Erziehungsmaßnahmen bereits im Kindesalter. Daran beteiligt waren die Massenorganisationen wie die Pionierorganisation Ernst Thälmann und die FDJ 8, die paramilitärische Formen und Rituale praktizierten (Heydemann 2002). Insgesamt war die Politik der SED gegenüber der heranwachsenden Generation zwiespältig. Auf der einen Seite hielt sie beständig an einem Erziehungsanspruch fest, der durch Kindergarten, Schule, Junge Pioniere, FDJ und sonstige Einrichtungen bis hinein in die Diskothek verfolgt wurde, auf der anderen Seite war diese Förderung der Jugend durchweg von einem tiefen Misstrauen begleitet. Auf die Verteufelung des Westeinflusses (Abschneiden von langen Haaren, Verbot von Jeans, Ablehnung der Rockmusik etc.) noch in den siebziger Jahren folgte die Aufnahme einer eigenen Jeans-Produktion, die widerwillige Zulassung von Rockbands und die flächendeckende Einrichtung von Jugendklubs war allerdings kaum weniger ambivalent. (Heydemann 2002) Die Schulzeit in der DDR war durch diese Organisationen geprägt. Mit der Einschulung und 8 Die FDJ ist die [a]m gegründete, einzige zugelassene Massenorganisation für die Jugend in der DDR. Mitglied wurde fast jeder Jugendliche ab 14 Jahren, oftmals auch, um sich durch eine Nichtmitgliedschaft seine berufliche Zukunft nicht zu verbauen. Die Hauptaufgabe der FDJ bestand in der politischen Erziehung im Geiste des Marxismus-Leninismus und des proletarischen Internationalismus. Die SED bezeichnete die FDJ als Kampfreserve der Partei der Arbeiterklasse, zu deren Aufgaben es gehörte, Nachwuchs für die Partei heranzubilden. Die FDJ versuchte, durch jugendgerechte Veranstaltungen die jungen Leute für sich zu gewinnen [ ]. Sie bot in Jugendklubs, Ferienlagern oder auch nur in der Gemeinschaft der FDJ-Gruppen den Jugendlichen Gelegenheiten zur gemeinsamen Freizeitgestaltung. Die Führung der FDJ bestand aus hauptamtlichen Funktionären, die oft die Altersgrenze gemäß Statut bereits überschritten hatten [ ] und nach den für Parteifunktionären geltenden Grundsätzen ausgewählt und weitergebildet wurden (Wolf 2000:61). Vivien Berg 22

24 dem Beitritt in die Pionierorganisation wurden die Kinder bis zur vierten Klasse Junge Pioniere, danach Thälmann-Pioniere, bis sie in der achten Klasse in die FDJ übertraten. Die Kinder waren zwar nicht verpflichtet, der Thälmann -Organisation beizutreten, da eine Mitgliedschaft aber angeraten wurde und förderlich für die schulische Laufbahn war, waren 98 Prozent aller Schulkinder zwischen sechs und 13 Jahren Pioniere. Der Großteil der Jugendlichen blieb auch nach der Pionierzeit in einer Jugendorganisation. 77 Prozent der 14- bis 25-Jährigen waren Mitglieder der FDJ, auch weil die berechtigte Gefahr [bestand], ohne FDJ-Mitgliedschaft Nachteile bei der Berufswahl und im beginnenden Arbeitsleben zu bekommen (Schmidt 2010:25). Die Organisationen waren durch Pioniernachmittage, Fahnenappelle oder gemeinnützige Aktionen aktiv am Schulalltag beteiligt und übernahmen zudem die Freizeitgestaltung, in der die Kinder zu jungen Sozialisten erzogen werden sollten. Dazu gehörten auch sprachliche Rituale 9, Pioniergesetze und Lieder, die auswendig rezitiert werden mussten (vgl. Schmidt 2010:25f.). Des Weiteren gab es verschiedene Institutionen von Partei oder Organisationen, die der Erziehung der DDR-Bürger dienten, wie zum Beispiel die Parteischule, das Parteilehrjahr oder das FDJ-Studienjahr. Alle diese Einrichtungen dienten dazu, den Teilnehmern die neusten politischen Erkenntnisse und Beschlüsse der Partei- und Staatsführung sowie Kenntnisse des Marxismus-Leninismus (Wolf 2000:167) zu vermitteln und treue Staatsbürger sowie Kader für die Parteiführung heranzubilden. In der Bevölkerung wurde das Parteilehrjahr auch als Rotlichtbestrahlung bezeichnet (vgl. Wolf 2000:167f.). Ein weiteres Ziel der Staatsführung war es, den Einfluss der Religion zu mindern. Zu diesem Zweck wurde 1955 die Jugendweihe, die bereits in den 1920er-Jahren begangen wurde, wieder eingeführt, die die christliche Konfirmation ersetzte. Auch die Jugendweihe war nahezu verpflichtend, sodass bereits Prozent der 14-Jährigen daran teilnahmen, da eine Verweigerung den Besuch der Erweiterten Oberschule und damit das Abitur ausschloss (vgl. Schmidt 2010:27). Die Jugendweihe war ebenfalls von Gelöbnissen und Regeln geprägt, die von den Jugendweihlingen bei der Feierstunde vorgetragen werden mussten. 9 Ein klassische Formel der Pioniere war der Ausspruch Für Frieden und Völkerfreundschaft Seid bereit., auf den die Antwort Immer bereit. erwidert wurde (vgl. Schmidt 2010:25). Vivien Berg 23

25 Neben diesen Punkten wurde auch das Schulwesen selbst mehrere Male reformiert. So wurden mit der Gründung des Staatssekretariats für Bildungswesen am 19. Januar 1951 die Pflichtfächer Russisch und Marxismus-Leninismus eingeführt wurde sowohl die Vorschulerziehung als auch die Polytechnische Oberschule (POS) als zehnklassige, allgemeinbildende Schule verpflichtend. Auf diese Weise war der Einfluss des Staates vom fünften bis zum 17. Lebensjahr sichergestellt und der Übergang von der Pionierorganisation in die FDJ gewährleistet. Durch Betriebspraktika und Unterrichtstage in der sozialistischen Produktion (UTP) wurde früh der Kontakt zur Arbeitswelt hergestellt, was durchaus als positiv bewertet werden kann (vgl. Mählert 2011:30). Das Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen war für die Universitäten und Hochschulen der DDR zuständig. Wie alle staatlichen Institutionen der DDR sollten auch die Universitäten die Lehren des Sozialismus verbreiten, doch anders als in den Schulen wurden in den Universitäten keine Organisationen mehr aktiv, um die Studenten zu führen : Dies sollte von den Lehrinhalten übernommen werden, die dementsprechend konzipiert wurden: alle Studenten hatten Unterricht in körperlicher Erziehung und Marxismus-Leninismus (vgl. Schmidt 2010:38). Um ein Studium in der DDR antreten zu können, reichte ein guter Abschluss der Oberschule allein nicht aus. Es bedurfte zusätzlich eines Motivationsschreibens, und selbst wenn in diesem keine Mängel zu finden waren, war eine Zulassung nicht sicher. Ein systemgerechtes Leben war ebenfalls förderlich. Die DDR förderte außerdem Kinder aus Arbeiterfamilien stärker als Kinder aus Akademikerelternhäusern: Der Arbeiter- und Bauernstaat wollte keine junge Generation heranziehen, die sich in der Forschung und Wissenschaft betätigen [sic]. Werktätige benötigte das marode Wirtschaftssystem und somit kamen nur wenige Schülerinnen und Schüler in den Genuss, das Abitur an der EOS abzulegen. Der Vorteil am Bildungssystem der DDR war jedoch, dass man nach Absolvierung der Lehre an einer Fachhochschule ein Studium wählen konnte. (Schmidt 2010:38) Mit der Zulassungspolitik verfolgte die DDR das Ziel, den Großteil der jungen Erwachsenen nach der 10. Klasse für einen Ausbildungsberuf in Industrie und Handwerk zu gewinnen. Eine Zulassung zum Studium sollte von den Studenten als Auszeichnung gesehen werden, die sich mit ihrer Immatrikulation dazu verpflichteten, diszipliniert zu arbeiten, sich für den Staat Vivien Berg 24

26 einzusetzen und die ihnen zugeschriebene Arbeitsstelle anzutreten (vgl. Schmidt 2010:39). 2.2 Der Einfluss auf das Arbeitsleben Nach der Ausbildung folgte der direkte Übertritt in das Berufsleben, in dem die Bürger von der sozialistischen Industriegesellschaft geprägt waren. Die Arbeit vollzog sich unter den Bedingungen der zentralen Planwirtschaft. Der Arbeitsort war dabei nicht nur Beschäftigungsort, sondern auch ein Versorgungs- und Bildungsort, ein Treffpunkt und Zentrum des politischen Lebens (vgl. Heydemann 2002). Die Arbeit dominierte den Handlungsraum und die Lebenswelt der Menschen und hatte eine große gesellschaftlichsoziale Bedeutung und wirkte auf die Individuen (vgl. Reiher 2004:161): Sie wurde noch verstärkt durch eine arbeitszentrierte Ideologie seitens Partei und Staat, in der menschliche Arbeit eine besondere, in der Propaganda permanent hervorgehobene Wertschätzung erfuhr. Aus dem Anspruch heraus, dass sich die SED als Vorhut der Arbeiterklasse verstand und damit letztlich aller Werktätigen, suchte die Partei ihre Führungsposition für die gesamte DDR-Gesellschaft zusätzlich zu legitimieren. (Heydemann 2002) Die Arbeitswelt war von sozialistischen Praktiken und politischen Vereinigungen geprägt. Sie brachte zahlreiche Neologismen hervor, die ihren Ursprung teilweise auch im Russischen hatten wie Brigade oder Subbotnik (vgl. Schmidt 2010:47). Die meisten Menschen waren in staatlichen Betrieben 10, organisationseigenen Betrieben (z. B. Verlage der Parteien) oder Produktionsgenossenschaften beschäftigt, die von einem Kreis oder einem Bezirk geleitet wurden oder direkt einem Ministerium unterstanden (vgl. Schmidt 2010:47). Wie in allen gesellschaftlichen Bereichen wurde auch in der Arbeitswelt ab Ende der 1950er- Jahre das Kollektiv dem Individuum vorgezogen. Die teils schwierigen Arbeitsbedingungen und die geringen Löhne versuchte die SED, mit Ehrungen für besondere Arbeitsleistungen auszugleichen und die Arbeiter auf diese Weise zufriedenzustellen. Die große Zahl an Auszeichnungen, darunter solche wie Held der Arbeit, Aktivist der sozialistischen Arbeit oder den Banner der Arbeit für langjährige Zusammenarbeit von Betriebsmitgliedern oder Kollektiven, und die stets gleiche Begründung 10 Staatliche Betriebe hatten stets den Namenszusatz VEB bzw. Volkseigener Betrieb (Wolf 2000:233). Vivien Berg 25

27 hervorragende und langjährige Leistungen bei der Stärkung und Festigung der Republik (Schmidt 2010:48) führten jedoch entgegen dem Glauben der Staatsführung nicht mehr dazu, dass die Motivation der Arbeiter stieg. Zu den üblichen Textsorten der Arbeitswelt kam 1955 das Brigadetagebuch hinzu, mit dem die SED einerseits die Arbeiter zum Schreiben anregen und damit Kunst und Arbeitsleben näher zusammenbringen wollte, andererseits über eine weitere Überwachungsmöglichkeit verfügte (vgl. Schmidt 48f.). Mit dem Brigadetagebuch sollten die Bereiche Produktion und Literatur miteinander verschmelzen. Doch auch die industriefreie Literatur blieb nicht unberührt. 2.3 Der Einfluss auf Literatur und Presse Nicht nur diejenigen, die geschrieben und übersetzt haben, sondern auch die Leser wurden in der Deutschen Demokratischen Republik direkt oder indirekt vom Staat beeinflusst. Durch die komplexe Beziehung von Sender und Empfänger innerhalb der Kommunikation, die auch von gesellschaftlichen, sozialen und politischen Aspekten abhängt, ist es notwendig, auch den Empfänger und die äußeren Einwirkungen auf die Kommunikationsteilnehmer darzustellen. Für diesen Zweck lohnt es sich, die Literatur und die Presse als Teil des kulturellen Lebens zu betrachten. Die Literatur war ein wichtiger Kulturbereich. Dabei waren literarische Werke mehr als nur Kunst. Sie stellten ein Form der Lebenshilfe dar und waren ein Vermittler zwischen der einzelnen Person und der Gesellschaft (vgl. Charbon 1998:177f.). Dementsprechend war das literarische Interesse nicht nur bei Germanisten groß. Die DDR galt als Leseland 11 und die Bevölkerung als Literaturgesellschaft: Bibliotheken 12 waren ebenso gut ausgestattet wie der Volksbuchhandel und den Bürgerinnen und Bürgern wurden kostengünstig Bücher bereitgestellt. Vor allem Kinderbücher, günstige Literaturbände und Bücher zum Marxismus-Leninismus waren in großer Zahl zugänglich. Zudem war die Leipziger Buchmesse stets ein wichtiger Termin im Jahresverlauf, der vor allem dem 11 Dieser Begriff wurde vom stellvertretenden Minister für Kultur und Leiter der Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel im Ministerium für Kultur, Klaus Höpcke, Anfang der 1980er-Jahre geschaffen (vgl. Meyer-Gosau, 2009:9). 12 Im Jahr 1988 gab es in der DDR Allgemeinbibliotheken und Bibliotheken in den Betrieben (vgl. Charbon 1998:169). Vivien Berg 26

28 ausländischen Publikum die Literaturbegeisterung der DDR zeigen und als Leistungsschau der Errungenschaften des DDR-Verlagswesens (Zeckert 2009:42) dienen sollte. Frauke Meyer-Gosau äußert sich in ihrem Essay Leseland? Legoland? Lummerland? Kummerland! zu den Schwierigkeiten, die es im kulturellen Leben in der DDR im Bereich der Literatur gab. Während sich eine Vielzahl der Menschen als Mitglied einer literaturbegeisterten Gesellschaft sah und hinter der Bezeichnung Leseland stand, sieht Meyer-Gosau in diesem Begriff eher eine zynische Täuschung als einen Euphemismus, da die Literatur der DDR systematisch mit Außerliterarischem aufgeladen (Meyer-Gosau 2009:10) wurde, das in erster Linie in einem politischen Zusammenhang zu sehen war. Bereits in der ersten Verfassung machte die Staatsführung ihren Anspruch auf Kunst und Wissenschaft deutlich: Die Kunst, die Wissenschaft und ihre Lehre sind frei. Der Staat nimmt an ihrer Pflege teil und gewährt ihnen Schutz, insbesondere gegen den Mißbrauch für Zwecke, die den Bestimmungen und dem Geist der Verfassung widersprechen. (Deutsche Demokratische Republik 1949 Artikel 34) Die Entwicklung der Literaturgeschichte der DDR vollzog sich parallel zur politischen Entwicklung des Staates. Von der antifaschistischen Erneuerung des Landes mit der Hinwendung zur klassischen Literatur ging es zum Aufbau des Sozialismus. Auch hier wollte man eine Umwälzung der Ideologie erreichen (vgl. Mählert 2007:89). Dabei sollte die Partei von einer Literatur zum Wiederaufbau von Industrie und Landwirtschaft und über die Enttarnung des Klassenfeindes unterstützt werden. Ab 1961 rückte der sozialistische Alltag in den Mittelpunkt der Literatur, gleichzeitig wurde die Kritik am System aber auch lauter. Dies änderte sich auch nicht, als Walter Ulbricht von Erich Honecker abgelöst wurde. Nach der Ausweisung von Wolf Biermann resignierten viele Künstler, als ihnen so vor Augen geführt wurde, dass eine freie Meinungsäußerung nicht möglich war (vgl. Schmidt 2010:60). Am 17. März 1951 beschloss das Zentralkomitee der SED, dass die Kunst der Politik untergeordnet sein soll, was Proteste auslöste und zur Ausreise von Künstlern und Studenten Vivien Berg 27

29 führte wurde der Deutsche Schriftstellerverband 13 gegründet, dessen Veranstaltungen und Handlungen jedoch auch vom Staat kontrolliert wurden. Die Verlage der DDR waren lizenziert und das 1954 gegründete Kulturministerium 14 übernahm die Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel. Eine Aufgabe war dabei die Vergabe von Druckgenehmigungen 15, wodurch die Politik direkt bestimmen konnte, was in welchem Umfang veröffentlicht wurde und welche Schriften der Öffentlichkeit verwehrt bleiben sollten. So galt in der DDR: [ ] jeder durfte schreiben, aber nur bestimmtes wurde veröffentlicht (Charbon 1998:175). Vertuscht wurden die nicht vergebenen Druckgenehmigungen, die nichts anderes waren als die Folge von staatlicher Zensur, häufig mit Papier- oder Devisenmangel: Die Zensur bestimmte, was gedruckt wurde und was nicht Letzteres häufig mit Papier- oder Devisenmangel kaschiert. (Golz 2009:2). Im gleichen Maße waren öffentliche Lesungen eingeschränkt (Meyer-Gosau 2009:12). Die Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel im Ministerium für Kultur galt als literaturpolitische Superbehörde und ökonomische Planzentrale (Lokatis 2009:23) für das Buchwesen. Wie die meisten Lebensbereiche war auch das Verlagswesen zentralisiert und unterlag dem System der Planwirtschaft. Die literarischen Erzeugnisse, die ebenfalls in Jahresplänen erfasst wurden, wie beispielsweise 1978, als im Plan zur langfristigen Entwicklung der sozialistischen Kultur und ihrer materiell technischen Basis festgelegt wurde, dass die Buchneuerscheinungen von auf gesteigert werden sollten (vgl. Henschel 2002:89). Die 78 lizenzierten Verlage in der DDR, bei denen zahlreiche Lektoren, Übersetzer und Zensoren beschäftigt waren, wurden wie die Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft (LKG), die Buchhandlungen und Bibliotheken von der Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel gesteuert. Neben Zensurentscheidungen, 13 Der Schriftstellerverband wurde am im Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands gegründet und am zum selbständigen Künstlerverband. Der Verband unterlag dem Ministerium für Kultur, von dem er auch finanziert wurde. Der Schriftstellerverband war eine politische Organisation und trug dazu bei, die Kulturpolitik der SED umzusetzen. Mitglieder konnten nicht nur Autoren, sondern auch Herausgeber, Kritiker, Literaturwissenschaftler und Übersetzer werden, wenn ihre Kandidatur angenommen wurde. Für eine Kandidatur mussten zwei Mitglieder des Verbandes für den Bewerber bürgen und die Veröffentlichung von eigenen Arbeiten musste nachgewiesen werden. Als Mitglied war man sozial abgesichert (Krankenversicherung, Altersversorgung oder Ferienplätze), verpflichtete sich aber, die sozialistische Gesellschaft zu gestalten und den sozialistischen Realismus zu akzeptieren (vgl. Theil 2002:5). 14 Die offizielle Bezeichnung lautete Ministerium für Kultur. 15 Diese Genehmigung musste nicht nur für Romane eingeholt werden, sondern für sämtliche Drucksachen, also auch für Broschüren, Eintrittskarten oder Kochbücher (vgl. Lokatis 2009:27). Vivien Berg 28

30 Druckgenehmigungen und der Verteilung von Papierkontingenten war die Hauptverwaltung für verschiedene Literaturpreise zuständig gemeinsam mit dem Ministerium für Staatssicherheit, was die politische Einflussnahme auf die Kunst verdeutlicht und konnte des Weiteren Ausreiseanträge und Devisenprivilegien bewilligen, Rezensionen beeinflussen und über Auflagenhöhen Verkaufschancen steuern (Lokatis 2009:24). Auf die Verhältnisse im Staat reagierten die Künstler unterschiedlich. Während die einen aus Angst vor einer Bestrafung Selbstzensur an ihren Werken verübten oder Ereignisse nach dem Wunsch der Partei dargestellt haben, widmeten die anderen ihre Werke aus Überzeugung dem Staat und sahen sich als Mitautoren der sozialistischen Wirklichkeit (vgl. Charbon 1998:165). Wiederum andere äußerten ihre Kritik versteckt in ironischen oder verschlüsselten Bemerkungen oder standen offen zu ihrer Kritik und fanden sich damit ab, in geringen Auflagen 16 oder gar nicht veröffentlicht zu werden. Die Literatur wurde zu einer Ersatzöffentlichkeit, [ ], die je länger, desto entschiedener gegen die parteilich ausgewählten Themen und Meldungen der Medien wie auch gegen deren Desinformationsbestrebungen auftrat [...]. (Meyer-Gosau 2009:12) Entsprechend den unterschiedlichen Reaktionen von Schriftstellern wurden sie von der SED in linientreue Autoren, die sowohl in der DDR als auch in der BRD veröffentlichen durften, und andere kritischere Autoren unterteilt, die stärker von der Staatssicherheit und der Partei beobachtet wurden, weil sie ihre Werke zum Beispiel im Ausland veröffentlichen wollten (vgl. Schmidt 2010:62). Neben dem Ministerium für Kultur, das die wichtigste staatliche Kontrolleinrichtung des literarischen Lebens war, nahm also auch das Ministerium für Staatssicherheit Einfluss auf die Literaturgesellschaft der DDR. Während das Kulturministerium aktiv das Buchwesen durch einen mehrstufigen Zensurierungsprozess (Meyer-Gosau 2009:13) beeinflusste, bei dem Änderungen und Kürzungen in Manuskripten vorgenommen, Papiermengen zugeteilt oder Bücher als sogenannte Schmorfälle bis zu mehreren Jahren zurückgehalten wurden (Meyer- 16 Diese Bücher zählten zu der sogenannten Bückware. Als Bückware wurde Mangelware bezeichnet, die nur für besondere Kunden oder gegen eine kleine Aufmerksamkeit, einen kleinen Aufpreis von dem Verkäufer unter dem Ladentisch hervorgeholt wurde (Wolf 2000:35). Vivien Berg 29

31 Gosau 2009:13), kümmerte sich das Ministerium für Staatssicherheit in erster Linie um die Vertreter der Literaturszene. Von den Beschlüssen des Kulturministeriums erfuhr der Großteil der Bevölkerung nichts, die Entscheidungen der Staatssicherheit (z. B. Ausweisungen) blieben hingegen seltener verborgen. Konflikte mit der Staatsführung hatten weitreichende Konsequenzen. Die Strafrechtsordnung wurde in der Hinsicht geändert, dass ungenehmigte Buchveröffentlichungen im Westen als staatsfeindliche Hetze galt und dementsprechend bestraft wurde. Neben Zensurmaßnahmen wurden Schriftsteller auch mit dem Ausschluss aus dem Schriftstellerverband oder der Partei bestraft (vgl. Henschel 2002:55). Zu Buchverboten kam es allerdings kaum, da man der Veröffentlichung kritischer Bücher zuvor kam. Nach eindeutigen Hinweisen des Ministeriums für Kultur nahmen die Verlage das Manuskript zurück, um Problemen vorzubeugen. So wurde unerwünschte Literatur nicht von höherer Stelle verboten, sondern einfach nicht gedruckt (vgl. Lokatis 2009:28). Die für die Veröffentlichung notwendige Druckgenehmigung wurde vom Zensor jedoch nicht erteilt, nachdem er das Manuskript gelesen hatte dafür blieb meist keine Zeit, sondern lediglich auf der Grundlage des eingereichten Druckgenehmigungsantrages (vgl. Lokatis 2009:24). Das Lesen der Manuskripte erfolgte nur stichprobenhaft. Diese Stichproben genügten jedoch, weil in den Verlagshäusern bereits zensuriert wurde. Da auch die Änderungswünsche der Hauptverwaltung dem Verlag übermittelt wurden, der dann für die Durchführung zuständig war, blieben die Zensuroperationen des Kulturministeriums so fast unsichtbar. Im Laufe der Zeit wurden die Kriterien, nach denen ein Manuskript zugelassen wurde, toleranter und objektiver. Dennoch fand eine strenge und systematische Kontrolle der Belletristik statt: Was die Effektivität der Buchzensur angeht, definierte die DDR unangefochten das Weltniveau. Dass man in dieser Hinsicht selbst das große Vorbild, die sowjetische Zensur, übertreffen konnte, lag sowohl an der notorischen preußisch-bürokratischen Gründlichkeit als auch an den ungleich schwierigeren Arbeitsbedingungen in einem geteilten Land mit faschistischer Vergangenheit, welche die DDR-Zensur zur unablässigen Verfeinerung ihrer Methoden und zur effektiven Zentralisierung zwangen. (Lokatis 2009:25) Vivien Berg 30

32 Wenn es jedoch auch wirtschaftliche Aspekte zu beachten galt, wie zum Beispiel Devisen oder bereits angefallene Kosten, fiel die Kontrolle geringer aus, was aber nicht zu offensichtlich sein durfte. Aus diesem Grund wurden alle Argumente gegen die Veröffentlichung dokumentiert, um zu beweisen dass sie [Lektoren und Zensoren] es sich nicht leicht gemacht und Vorsicht hatten walten lassen (Lokatis 2009:26). Zensurerfahrene Lektoren verfügten über ausreichend Mittel, wie zum Beispiel kommentierende Nachwörter oder die Genehmigung einer kleineren Auflage, um Buchprojekte zu ermöglichen. Die Zensurpraxis wurde zum Ende der 1980er-Jahre nach der Devise: Erst drucken, dann diskutieren. gelockert (vgl. Charbon 1998:177) und schließlich in den letzten Jahren der DDR für die Belletristik abgeschafft. Das Druckgenehmigungsverfahren wurde zum 01. Januar 1989 aufgehoben und damit die öffentlichen Äußerungen in der Wendezeit beeinflusst (vgl. Lokatis 2009:27). Die Medienlandschaft der DDR wurde ebenso wie andere Gesellschaftsbereiche von der SED durchorganisiert. Seit der Gründung des Amtes für Literatur im Jahr 1951 und des Staatlichen Rundfunkkomitees im Jahr 1952 wurde versucht, die Presseerzeugnisse zu verwalten und deren Inhalte zu bestimmen (vgl. Pappert 2003:85), auch wenn dies nicht der Verfassung entsprach, in der es hieß: Die Freiheit der Presse, des Rundfunks und des Fernsehens ist gewährleistet (Deutsche Demokratische Republik 1968, Artikel 27, Abschnitt 2). Die DDR war bemüht, im Bereich der Presse für jede Zielgruppe eine sozialistische Zeitschrift zu publizieren. So gab es neben dem Leitorgan Neues Deutschland 17 u. a. 40 verschiedene Tageszeitungen in den Bezirken sowie eine Modezeitschrift ( Sibylle ) oder fünf Zeitschriften für Kinder und Jugendliche. Auf diese Weise sollte der Sozialismus näher an die Bürger herangetragen und in ihren Alltag einbezogen werden. Die Sprache der Medien war dabei darauf ausgerichtet, eine ideale sozialistische Welt darzustellen. Die wirklichen Entwicklungen wurden nur beiläufig erwähnt. 17 Die Tageszeitung war das Zentralorgan der SED und erschien zum ersten Mal am Neues Deutschland, die zweitgrößte Tageszeitung der DDR, wurde direkt von der Partei gelenkt und sollte deren Politik dementsprechend positiv darstellen und dafür sorgen [ ], dass das Panier der Partei sauber und blank ist, wie Wilhelm Pieck und Otto Grothewohl [sic] in ihrem Geleitwort zur ersten Ausgabe formulierten (Neues Deutschland). Vivien Berg 31

33 Die Bürgerinnen und Bürger sollten in den Tageszeitschriften, im Radio, im Fernsehen, in den Büchern, in der Oper, in den Museen und im Theater sozialistische Kultur zu sehen und zu hören bekommen. Die zahlreichen vor allem wirtschaftlichen Probleme, die die DDR vorzuweisen hatte, sollten keine Rolle spielen. (Schmidt 2010:12) Dies entsprach weitestgehend Lenins Prinzip der Parteilichkeit der Presse, nach dem die Medien den Auftrag erhielten, als Propagandist, Agitator und Organisator zu wirken, die Lehren des Marxismus-Leninismus zu verbreiten, aktuelle Geschehnisse im Sinne des Kommunismus zu interpretieren und die Massen zum Aufbau des Sozialismus zu motivieren (vgl. Baumann 2004:286). Insgesamt wurden die Textsorten in den eigenen Zeitschriften immer monotoner und ausländische Exemplare waren, wenn überhaupt, nur inoffiziell zu erhalten und zählten somit ebenfalls zur sogenannten Bückware: So wurde die Gefährlichkeit von Mickey-Maus -Heften wie folgt begründet: Sogenannte Jugendzeitschriften wie Mickey-Maus und andere. Mit diesen Schriften soll insbesondere unsere Jugend von der gesellschaftlichen Arbeit abgehalten werden. Hiermit wird das Ziel verfolgt, in der DDR sogenannte Jugendklubs zu bilden, um so die Jugend von Eintritt in die FDJ und dem Verband der Jungen Pioniere abzuhalten. Damit wird praktisch der erste Schritt getan, um unsere Jugend für die verbrecherischen Machenschaften der westlichen Machthaber zu gewinnen. (Lokatis 2009:29) 18 In diesem Zitat werden das Machtinteresse und die Angst der SED, Rückhalt in der Bevölkerung zu verlieren, deutlich. Während Textsorten wie Marktberichte immer seltener erschienen, konzentrierte man sich auf Kommentare, Leitartikel oder Kolumnen, mit denen die öffentliche Meinung gefestigt werden sollte (vgl. Schmidt 2010:73): Daher wurden meist Artikel verfasst, die die Hervorhebung der Errungenschaften der DDR und die gleichzeitige Abwertung von Geschehnissen aus dem Nichtsozialistischen Weltsystem zum Thema hatten. (Schmidt 2010:74) Einen besonderen Stellenwert hatte die Berichterstattung über das Ausland. Hier wurde entgegen der Verfassung (vgl. Artikel 27 der Verfassung) mit großer Akribie versucht, die 18 Siegfried Lokatis, 2009:29, aus Bericht zur Ein-, Aus- und Durchfuhr von Druckerzeugnissen, BArch Berlin-Lichterfelde DL 203, 294, AZKW, HA 2. Vivien Berg 32

34 günstigste Darstellung für sich und die verfolgte Politik zu finden. Es galt innerhalb der Partei die Devise: Was den Klassenkampf fördert, werden wir mit aller publizistischen Freiheit propagieren, was ihn indes hemmen will, hat keinen Anspruch auf Freiheit (Spiegel-Verlag 1968:46). Der Spiegel hat sich mit dieser Thematik 1968 in einem Artikel auf kritische Art beschäftigt. Dabei wurde konstatiert, dass es zwar keine offizielle Zensur der Presse gab, aber dennoch nicht von Pressefreiheit gesprochen werden konnte: Es gibt keine förmliche Pressezensur in der DDR. Das SED-Regime kann darauf verzichten dank perfekter Mechanismen zur Steuerung der veröffentlichten Meinung (Spiegel-Verlag 1968:44). Daher könnten die Tageszeiten eher als Regionalstellen der SED gesehen werden anstatt als unabhängige Presseorgane. So erhielten sie inhaltliche und formelle Weisungen für alle politischen Nachrichten, sodass sich die einzelnen Meldungen nicht stark voneinander unterschieden, was ein Beispiel zum Besuch von DDR-Ministerpräsident Stoph in der Mongolischen Volksrepublik (MVR) unterstreicht:,begeisterndes Willkommen in der MVR ( Sächsische Zeitung, Dresden), Begeistertes Willkommen in der Mongolischen VR ( Leipziger Volkszeitung ), Begeisterndes Willkommen in der Mongolischen VR ( Neuer Tag, Frankfurt/Oder). (Spiegel-Verlag 1968:46) Worüber in den Zeitungen und Nachrichten berichtet wurde, entschied die Kommission für Agitation im SED-Politbüro. Die Weisungen wurden an die zuständigen Presse- und Rundfunkstellen, wie dem staatlichen Presseamt, der Staatsagentur ADN oder dem staatlichen Fernsehfunk, sowie den Bezirksstellen der Partei (vgl. Spiegel-Verlag 1968:47) weitergeleitet. So wurde die Nachrichtenauswahl im Land bestimmt und Inhalte für Leitartikel bzw. Kommentare vorgegeben. Bis auf die Nachrichtenagentur ADN, bei der auch Übersetzer beschäftigt waren, und der Sprachendienst Intertext durfte niemand Informationen von westlichen Pressestellen konsultieren. Diese Informationen wurden ebenfalls vorsortiert und lediglich dienliche Informationen an die Redaktion weitergeleitet. Unerwünschte Berichte blieben unter Verschluss (vgl. Spiegel-Verlag 1968:48). Ein weiterer Punkt, der kritisch dargestellt wurde, war die Ausbildung der Journalisten, die von der SED gestaltet wurde. Durch die parteitreuen Pressevertreter Der sozialistische Vivien Berg 33

35 Journalist ist Parteifunktionär. konnte bei Nachrichtenbeiträgen und Artikeln auf Zensur verzichtet werden, schließlich konnte man sich sicher sein, dass keine kritische Berichterstattung erfolgt (vgl. Spiegel-Verlag 1968:48). Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass der Staat in alle Bereiche der schriftlichen Kommunikation aktiv eingegriffen und so die Kommunikation beeinflusst hat. Auch wenn die Einflussnahme in diesem Bereich in erster Linie auf Autoren und Ausgangstexte abzielte, waren letztendlich alle Kommunikationsteilnehmer und damit ebenso Übersetzer und Empfänger betroffen. Zudem fällt die Übersetzertätigkeit in alle soeben beschriebenen Bereiche. Bevor jedoch dargelegt werden soll, wie sich das praktische Berufsleben und die wissenschaftliche Tätigkeit gestalteten und die Ausbildung aufgebaut war, wird kurz das Arbeitswerkzeug der Übersetzer die Sprache in der DDR vorgestellt werden. 2.4 Der Einfluss auf die Sprache 19 Alle Eingriffe in die eben dargelegten Bereiche führen zu sprachlichen Besonderheiten oder verlangen den Einsatz spezifischer sprachlicher Mittel. Dies soll in diesem Abschnitt näher betrachtet werden, wobei insbesondere die Merkmale berücksichtigt werden, die auch für die Übersetzung von Bedeutung sind. Es ist wichtig hervorzuheben, dass keine DDR-Sprache existierte. Es wurde ebenso Deutsch gesprochen wie in der BRD und zum größten Teil gab es zwischen beiden Gruppen in Alltagssituationen keine Verständnisschwierigkeiten. Wie in jeder Kommunikationsgemeinschaft gab es Besonderheiten, die von spezifischen Kommunikationssituationen und -bedürfnissen hervorgerufen wurden. Außerdem ist die Kommunikation von den Kenntnissen und Erfahrungen der Partner abhängig. Das Sprachbewusstsein wird von der Außenwelt geprägt und verändert sich dadurch nur langfristig (vgl. Hartung 2004:36f.): Manches davon (etwa Wörter und ihr Gebrauch) kann sich oft ohne größere Mühe aktuellen Veränderungen anpassen, anderes (etwa Aussprache und Grammatik) ist über viele Generationen mehr oder weniger fest. Das sich darüber bildende Sprachbewusstsein ist entsprechend komplex und nur noch sehr bedingt aus einer aktuellen Situation erklärbar oder allein auf sie beziehbar. Das gilt auch für die Sprecher, die in der DDR lebten. (Hartung 2004:37) 19 Beispiele zur Sprache (Lexik, Stil etc.) werden unter Punkt C 2.4 angegeben. Vivien Berg 34

36 Solche Veränderungen fanden zum Beispiel unter verschiedenen Staatsführungen statt, die verschiedene Politiken und Strategien verfolgten: Es gibt erhebliche Unterschiede im Vokabular (nur dies als Beispiele) zwischen der frühen (stalinistischen) und der späteren Ulbricht-Zeit, zwischen der Honecker-Ära der Abgrenzung und der Glasnost- und Perestroika-Zeit. Ähnliches gilt für die BRD. (Hellmann 2004:21) Walter Ulbricht verfolgte das Ziel, die Sprache zu pflegen und vor schädlichen Einflüssen zu bewahren: Hatte [Walter Ulbricht] doch 1970 in Abgrenzung von der vom Imperialismus verseuchten und von den kapitalistischen Monopolverlagen manipulierten Sprache in Westdeutschland für die DDR in Anspruch genommen, dass sie die deutsche Sprache Goethes, Schillers, Lessings, Marx und Engels, die vom Humanismus erfüllt ist, pflegte. (Schlosser 2004:48) Die Bestrebungen zu dieser Zeit sind ein Grund dafür, dass die Sprache in der DDR altmodischer und konservativer war als in der BRD. Die Sprache war vom Humanismus und der Klassik geprägt. Auch die politische Sprache war in der DDR konservativer. Durch die Machtverhältnisse im Land bedurfte es keiner Wortgefechte im Wahlkampf, um Wählerstimmen zu gewinnen. Des Weiteren verwendete die SED-Führung ein Vokabular, das seinen Ursprung in der Weimarer Republik hatte. So wurden beispielsweise Sozialismus, Heimat, Gemeinschaft und Volk als Hochwertwörter entscheidende Bestandteile der Parteiterminologie. Am Begriff Sozialismus wurde bis zum Schluss festgehalten, selbst als das Konzept 1989 gescheitert war. Als wichtige Massenorganisation der DDR ähnelte die FDJ sprachlich der SED: In ihr waren Demokratie, demokratisch und antifaschistisch ideologische Leitwörter. Die dreifache Nennung von überparteilich und der Kontext mit der expressiven Wendung wie den eigenen Augapfel hüten weisen auf die zentrale Rolle des Konzeptes der Überparteilichkeit hin. Im weiteren Verlauf der Rede ist FDJ in Kontexte eingebettet wie nationale Werte, Fortschritt des eigenen Volkes, Wohl der Menschheit, Ideale der Freiheit, Demokratie, aber auch verbunden mit konkreten Substantiven, die zeittypische Aufgaben benennen: Vivien Berg 35

37 Jugendtraktorenbrigaden, Frühjahrsbestellung, junge Stoßbrigade [ ] Kennzeichnend [ ] ist eine Emotionalität, die generell frühen DDR-Reden eigen ist. (Geier 2004:101f.) Ein ebenso wichtiger Punkt in den Texten von SED und FDJ war die Sowjetunion. Bei den zahlreichen Verweisen auf deren Vorbildrolle wurden sowohl positiv konnotierte Wörter verwendet als auch die Familienmetaphorik die Sowjetunion als großer Bruder in der sozialistischen Völkerfamilie (Geier 2004:104f.): Wenn heute das deutsche Volk, die deutsche Jugend die Möglichkeit haben, ungehindert zu den Quellen der Kunst und Wissenschaft zu streben, das kulturelle Erbe unseres Volkes zu pflegen, den 200. Geburtstag seines großen Genius würdig zu begehen, so danken wir dies vor allem einem Volk, in dem die Werke Goethes seit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution eine Heimstatt haben: dem sowjetischen Volk und seiner ruhmreichen und unbesiegbaren Armee. (Geier 2004:104) Die verschiedenen Kommunikationsakte wiesen unterschiedliche Merkmale auf. Die Texte der politischen Organisationen dienten häufiger der Propaganda, was sich in der Lexik widerspiegelte. Dabei wurde eine formelle Sprache mit politischen Leit- und Schlüsselwörtern wie Heimat, Arbeiterklasse oder Aufbau des Sozialismus kombiniert. Mit der direkten Einbeziehung der Adressaten durch den Einsatz des Personalpronomens wir wird die Grenze zwischen Staatsführung und der Bevölkerung verwischt (vgl. Schmidt 2010:32). Wörter wie demokratisch, Freiheit oder Ideale werden in diesem Bereich euphemistisch gebraucht. Die eigentliche Grundbedeutung der Wörter wurde überlagert und für den eigenen Staat als Aushängeschild benutzt [ ] (Schmidt 2010:32). Damit sollte über Missstände hinweggetäuscht werden. Gleichzeitig wollte man die sozialistische Gemeinschaft betonen und sich so von anderen Staatsformen und Ländern abheben. In den Artikeln der Zeitungen und Zeitschriften war der Stil häufig elliptisch, propagandistisch und polemisch. Auch hier wurden mithilfe des Wir-Diskurses oder dem Gebrauch des Possessivpronomen unser versucht, den Staat und die Bevölkerung zu einem Kollektiv zusammenzuführen und den Menschen eine Identifikationsmöglichkeit mit der Vivien Berg 36

38 Politik zu geben (vgl. Schmidt 2010:78). Charakteristisch für den offiziellen Sprachgebrauch waren die Verwendung von Abkürzungen sowie die Ballung stereotyp benutzter Verbalabstrakta auf -ung [ ], typische Passivkonstruktionen [ ] oder auch Kollektivität betonende Indefinitpronomen und Adverbien wie einstimmig, allseitig, ständig usw. [ ]. (Wolters 2004:215) Da es auch im Bereich der Planwirtschaft keinen Wettbewerbsdruck gab und keine Werbemaßnahmen ergriffen werden mussten, wurden die Sprachtraditionen bewahrt und kaum Neuerungen verzeichnet. So wurde der Supermarkt zum Beispiel nicht mit dem Markennamen benannt, sondern hieß schlicht Kaufhalle (vgl. Schlosser 2004:51ff). Die Bevölkerung blieb von der Wortwahl der Regierung nicht unbeeinflusst. Der private Stil war jedoch weniger formell und weniger elliptisch. Die Anrede Genosse war allerdings zum Beispiel bei der Arbeit ebenso üblich wie die Bezeichnung Kollege (vgl. Kuntzsch 2004:148ff). Neben den lexikalischen Prägungen wurden Abkürzungen, zum Beispiel Ökulei für Ökonomisch-kultureller-Leistungsvergleich (Schmidt 2010:57), und offizielle Ausdrücke der Staatsverwaltung wie operativ oder administrieren häufig verwendet (vgl. Dittmar / Steckbauer 2004:172ff). Abkürzungen waren sowohl in der schriftlichen als auch in der mündlichen Kommunikation üblich, zum einen um zu sperrige Ausdrücke zu vermeiden und zum anderen um sich von anderen Personen abzugrenzen (vgl. Schmidt 2010:57). In der Ausdrucksweise waren der oftmals formelle Charakter, Nominalisierungen und der Einsatz von Kommunikationsverben wie sagen oder ansprechen auffällig (vgl. Dittmar / Steckbauer 2004:175). Am auffälligsten bei der Betrachtung der Sprache in der DDR sind die terminologischen Besonderheiten, die ebenso in offiziellen wie in privaten Texten auftreten. Diese sind zu einem großen Teil auf Neologismen zurückzuführen und zählen somit zur spezifischen Lexik der Kommunikationsgemeinschaft der DDR. Diese Gruppe der Neologismen kann zusätzlich unterteilt werden in Entlehnungen aus dem Russischen wie Datsche (Bungalow, abgeleitet von дача) oder Subbotnik (freiwilliger Arbeitseinsatz, der meist an einem Samstag stattfand, abgeleitet von суббота [Samstag]) und in DDR-eigene Bildungen wie Aktendulli (Heftstreifen) oder Ketwurst (Hot Dog). Vivien Berg 37

39 Dokumente mit diesen sprachlichen Merkmalen können eindeutig der DDR zugeordnet werden, und mit diesen lexikalischen Besonderheiten geht aus übersetzungswissenschaftlicher Sicht das Problem der Realienbezeichnungen einher. Dabei stellt sich die Frage, wie Übersetzer mit dieser kulturellen Färbung umgehen. Unter Punkt C 2.1 wird diese Frage wieder aufgegriffen. Jetzt soll zunächst noch die Lehre des Marxismus-Leninismus näher erläutert werden, da diese einen großen Anteil am Leben der Menschen und so auch am Einfluss durch die Staatsführung hatte. 3 Die Bedeutung der offiziellen Staatsphilosophie Marxismus-Leninismus Nachdem der Begriff Marxismus-Leninismus bereits in der vorliegenden Arbeit erwähnt wurde, soll hier kurz erklärt werden, was sich dahinter verbirgt und welche Ansichten, Inhalte und weiteren Konzepte damit verbunden sind. Birgit Wolf gibt in ihrem Wörterbuch Sprache in der DDR folgende Definition für Marxismus-Leninismus : Die von Marx und Engels begründete und von Lenin weitergeführte Lehre, die mit ihren drei Teilen Philosophie, Politische Ökonomie und Wissenschaftlicher Kommunismus als (O-Ton) die wissenschaftliche Weltanschauung der Arbeiterklasse und ihrer Partei galt und die von der SED zu ihrer theoretischen Handlungsgrundlage erklärt wurde. (2000:142) Auf dieser Definition aufbauend, soll die Erklärung noch etwas ausgeführt werden. Der Marxismus-Leninismus war bis zum Ende der 1980er-Jahre die offizielle Staatsphilosophie in der ehemaligen Sowjetunion und in den einstigen RGW 20 -Staaten (Springer Gabler). Grundlage dieser Philosophie war der Marxismus, die Wirtschafts- und Gesellschaftstheorie und die politische Weltanschauung von Karl Marx und Friedrich Engels. Die grundlegenden Werke bilden Das Kapital von Marx, in dem er den Kapitalismus kritisiert, und Das kommunistische Manifest, das das politische Bekenntnis beinhaltet (vgl. 20 Die Abkürzung RGW steht für den Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, der 1949 als Gegenpol zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft gegründet wurde. Mitglieder des Rates, der in den westlichen Ländern unter der Bezeichnung COMECON geführt wurde, waren die Sowjetunion, Polen, Ungarn, die DDR, die Tschechoslowakei, Rumänien, Bulgarien, die Mongolei, Kuba und Vietnam (vgl. Wolf 2000:193). Vivien Berg 38

40 Bundeszentrale für politische Bildung 2012). Wie die neue Gesellschafts- bzw. Wirtschaftsform gestaltet werden sollte, wurde weder von Marx noch von Engels konkret vorgegeben, sodass verschiedene Modelle möglich waren und vielfach Veränderungen und Anpassungen an bestehende Bedingungen vorgenommen wurden. So modifizierten auch Lenin und später Stalin die Konzepte für die russische Revolution sowie den Aufbau und die Stabilisierung des Landes. Dabei ist Lenin, der von einer durch die russische Revolution ausgelösten Weltrevolution ausging, für das Konzept des Sozialismus verantwortlich. Kennzeichen der Strömung sind die Diktatur des Proletariats, die unter der Führung einer kommunistischen Partei erfolgt, die Vergesellschaftung von Produktionsmitteln, die zentralisierte Planung und Lenkung der Wirtschaft sowie die Verteilung des Ertrags nach dem Leistungsprinzip (vgl. Springer Gabler). Sozialismus ist eine Entwicklungsstufe zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Diese politische Weltanschauung zielt darauf ab, eine solidarische Gesellschaft zu schaffen, in der die Grundwerte Freiheit und Gleichheit verwirklicht werden. Eine zentrale Rolle nimmt dabei die Veränderung der privatkapitalistischen Wirtschaftsordnung ein, die nach sozialistischem Verständnis soziale und ökonomische Abhängigkeit begründet und der persönlichen und gesellschaftlichen Emanzipation entgegensteht. (Bundeszentrale für politische Bildung 2012a) Der Begriff erschien im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts und ist mit nicht-kapitalistischen Wirtschaft- und Gesellschaftssystemen mit genossenschaftlichen oder staatlichen Eigentumsverhältnissen verbunden (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung 2012a). Es ging um neue, menschlichere Formen des Zusammenlebens sowie der gemeinsamen Produktion und Versorgung (Bundeszentrale für politische Bildung 2012a). Zurzeit der Industrialisierung kam es durch die soziale Verelendung und die Ausbeutung der Arbeiter zu einem Aufschwung dieser Weltanschauung, die zur Massenbewegung wurde. Nach der russischen Revolution entstanden zwei Arten des Sozialismus: eine freiheitliche, demokratische Version, die sich vom Marxismus ab- und zur Sozialdemokratie hinwandte, und die Variante des autoritären Staatssozialismus der Sowjetunion, der sich zum Marxismus- Leninismus bekannte und unter dessen Diktatur der Arbeiterklasse die Produktionsmittel Vivien Berg 39

41 verstaatlicht und der Wirtschaftsprozess zentraler staatlicher Planung und Lenkung unterworfen ist (Bundeszentrale für politische Bildung 2012a). Die höchste und angestrebte Form des Sozialismus ist der wissenschaftliche Sozialismus, der auch unter dem Begriff Kommunismus bekannt ist. Die Lehrmeinung des Kommunismus besagt, dass der Kapitalismus die letzte Form von Ausbeutungsverhältnissen des Menschen durch Menschen (Bundeszentrale für politische Bildung 2012b) ist. Der Kommunismus ist gleichzeitig eine politische Bewegung und Herrschaftsform, in der diese Lehrmeinung verbreitet wurde, von Staat zu Staat aber variierte und je nach Ziel weiterentwickelt wurde (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung 2012b). Im Kapitalismus übernimmt eine kleine Gruppe in Ausbeutungsverhältnissen das gesamte vorhandene Eigentum. Durch den zunehmenden industriellen Fortschritt für immer leistungsfähigere Produktionsanlagen wird vermehrt Kapital benötigt. Gleichzeitig sollen dabei Konkurrenten ausgeschaltet werden. Den Rahmen dafür bildet eine nur für Kapitalisten vorteilhafte und vom kapitalistischen Staat geschützte Eigentumsordnung, die es erlaubt, eine zunehmende Anzahl von Besitzlosen (Proletariern) auszubeuten (Bundeszentrale für politische Bildung 2012b). In dieser Art von Wirtschaft sinkt die Zahl der Kapitalisten durch das Konkurrenzverhalten und gleichzeitig kommt es zu einer massenhaften Mittellosigkeit und Verelendung der breiten Bevölkerungsmassen (Bundeszentrale für politische Bildung 2012b), wodurch diese für die Kapitalisten als Abnehmer ausscheiden. Das Ergebnis dessen ist eine Krise, die zu einer unausweichlichen Revolution des Proletariats (Bundeszentrale für politische Bildung 2012b) führt, bei der das Privateigentum abgeschafft wird und der erreichte Fortschritt der gesamten Bevölkerung zukommt. Nach dieser Revolution ist die Abfolge von Herrschaftsund Ausbeutungsverhältnissen [ ] beendet [und] die klassenlose Gesellschaft des Kommunismus geschaffen (Bundeszentrale für politische Bildung 2012b). Das Erreichen des Kommunismus war das Ziel der sowjetischen Führung, die dafür verschiedene Entwicklungsstufen des Sozialismus durchschritten hat. Nachdem bis zum Ende der 1960er-Jahre der Sozialismus aufgebaut und in diesem Zuge die Wirtschaftordnung der staatssozialistischen Zentralplanwirtschaft (Springer Gabler) von Stalin durchgesetzt wurde, folgte die Etappe des entwickelten Sozialismus (Springer Gabler), in der die Grundlage für den Kommunismus gelegt werden sollte. Es war allerdings nicht geklärt, wann und unter welchen Bedingungen letzterer realisiert wird (Springer Gabler). Der von der Sowjetunion vertretene Sozialismus wurde auf die anderen Staaten des Ostblocks übertragen, selbst wenn Vivien Berg 40

42 vollkommen andere Ausgangsbedingungen gegeben waren. Mit dem Ende der Sowjetunion der Schutzmacht des Kommunismus und den gesellschaftspolitischen Umbrüchen der 1980er- und 1990er-Jahre war das Ende der kommunistischen Bewegung und deren Lehrmeinung zu verzeichnen (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung 2012b) und der Marxismus-Leninismus hatte im Großteil der RGW- Mitgliedsstaaten seine Rolle als Staatsdoktrin verloren (Springer Gabler). Davor, in der für diese Arbeit relevanten Zeit, wurden nicht nur Privatleben und Produktion beeinflusst, auch die Wissenschaft blieb nicht verschont. Es kann sogar von einer ideologischen Instrumentalisierung der Wissenschaft gesprochen werden. In welchem Verhältnis die Translationswissenschaft der DDR zu dieser Philosophie stand, wird im nächsten Kapitel dargelegt. B DIE ÜBERSETZUNGSWISSENSCHAFT IN DER DDR 1 Die Sprachmittlerausbildung Möglichkeiten neben dem Studium Auf dem Staatsgebiet der DDR gab es zwar bereits seit den 1920er-Jahren Dolmetscher- und Übersetzereinrichtungen, wie zum Beispiel Dolmetscherinstitute an den Handelshochschulen (u. a. in Leipzig), an privaten Schulen oder an Auslandsinstituten der Universitäten, Darstellungen über den Inhalt oder den Aufbau der Ausbildung in der DDR gibt es jedoch nur wenige. Eine umfassende Übersicht geben Heidemarie Salevsky und Manfred Schmitz in ihrem 1986 gemeinschaftlich verfassten Artikel Zur Sprachmittlerausbildung in der Deutschen Demokratischen Republik. Auf diesen Artikel und die Beschreibung der Ausbildung von Fachübersetzern in der DDR von Gunter Neubert stützen sich die Aussagen im nachfolgenden Abschnitt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1946 mit der Berliner Fremdsprachenschule in der Mendelssohnschule die erste Dolmetscherschule in der Sowjetischen Besatzungszone gegründet, womit dem großen Bedarf nachgekommen werden sollte. Die an der Schule ausgebildeten Dolmetscher verließen die Einrichtung mit dem Prädikat Amtlich geprüft. Mit der Betrachtung der Sprachmittlung als autonome wissenschaftlicher Disziplin wurde die Grundlage für ein eigenständiges Studium mit Hochschulcharakter gelegt. Daraufhin wurde Vivien Berg 41

43 1956 das Dolmetscherinstitut an der Karl-Marx-Universität gegründet und bereits 1962 folgte das Institut an der Humboldt-Universität zu Berlin. Wenig später nahmen auch die Ernst- Moritz-Arndt-Universität in Greifswald und die Wilhelm-Pieck-Universität in Rostock Studenten für den Studiengang Diplomsprachmittler auf. Bis 1974 wurden dort über Diplomsprachmittler mit zwei Arbeitsfremdsprachen ausgebildet (vgl. Salevsky / Schmitz 1986:118). Neben dem Studiengang wurde seit 1969 in Leipzig außerdem eine dreijährige Fachschulausbildung zum Sprachmittler mit einer Arbeitsfremdsprache angeboten, die mit einem Abschlusszeugnis der 10. Klasse begonnen werden konnte. Seit 1980 gab es eine solche Ausbildung auch in Berlin, jedoch für bereits aktive Sprachmittler, die in einer Fremdsprache einen Abschluß erwerben möchten und von ihrer Institution dazu delegiert werden, als vierjähriges Fachschulabendstudium (Salevsky / Schmitz 1986:118). Eine weitere Möglichkeit war die Fachübersetzerausbildung, bei der ab 1964 in vier Semestern für ein bestimmtes Fachgebiet (z. B. eine Naturwissenschaft) Kenntnisse im Bereich der Sprachmittlung für die Fremdsprachen Russisch, Englisch und Französisch vermittelt wurden. Um diese Ausbildung an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Technischen Universität Dresden, der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt, der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock, der Karl-Marx-Universität Leipzig oder an der Bergakademie Freiberg absolvieren zu können, musste ein Hoch- oder Fachschulabschluss im Fachgebiet nachgewiesen oder angestrebt werden. Der Fachübersetzerabschluss galt dann auch nur in Verbindung mit diesem Abschluss (vgl. Salevsky / Schmitz 1986:118). Fachübersetzer sollten die Sprachmittlungskapazität in der DDR ergänzen und den Diplomsprachmittlern in den Betrieben zur Seite stehen (vgl. Neubert 1986:124). Neben den fachlichen Kenntnissen, auf denen in den Lehrveranstaltungen aufgebaut wurde, mussten die Bewerber für diese besondere Ausbildung in einer Aufnahmeprüfung auch sprachliche Vorkenntnisse nachweisen: Die Bewerber sollten Kenntnisse und Fertigkeiten im Umfang der Sprachkundigenprüfung IIb besitzen. Der Abschluß IIb im Rahmen des Systems der Sprachkundigenausbildung in der DDR bedeutet mittlere Fähigkeiten insbesondere im verstehenden Lesen und im Übersetzen aus der Fremdsprache in dem vom Teilnehmer gewählten Kommunikationsbereich; verstehendes Hören, Führen von Alltags- und Fachgesprächen sowie schriftliches Formulieren Vivien Berg 42

44 von Berichten, Mitteilungen u. ä. werden bei IIb in geringerem Maße gefordert. Einbezogen sind Grundkenntnisse über fachsprachliche Erscheinungen, insbesondere den Grundwortschatz des eigenen Fachgebiets, wie sie in der obligatorischen Fremdsprachenausbildung an den Hoch- und Fachschulen vermittelt werden. (Neubert 1986:124) Durch die Ausbildung sollten Fachleute später in der Lage sein, fremdsprachige Literatur in ihrem Fachgebiet zu übersetzen und ihren Kollegen zugänglich zu machen. Insgesamt war die Ausbildung sehr praxisorientiert, was vor allem an der Wahl der Übungstexte deutlich wurde 21. So wurden je nach Fachgebiet Fachartikel, Fachvorträge oder Patente behandelt (vgl. Neubert 1986:124f.). Die Fremdsprachenkenntnisse wurden ebenfalls ausgebaut. In einem geringeren Umfang wurden auch Übungen zur Übersetzung in die Fremdsprache durchgeführt, wobei diese Tätigkeit nicht das Ziel der Ausbildung war. Im Gegensatz dazu wurden bei der Übersetzung aus der Fremd- in die Muttersprache druckreife Zieltexte angestrebt. (vgl. Neubert 1986:125). Der Unterricht fand zum größten Teil in Seminaren statt, in denen gemeinsam übersetzt wurde oder angefertigte Übersetzungen besprochen wurden. Zudem fanden Übungen zum Führen von Fachgesprächen und Veranstaltungen zur Länderwissenschaft (Neubert 1986:125) statt. Die Abschlussprüfung setzte sich aus verschiedenen Teilprüfungen zusammen: einer Hausübersetzung, einer schriftlichen Übersetzungsprüfung und einer mündlichen Prüfung, bestehend aus einer Textzusammenfassung in der Fremdsprache, einer Stegreifübersetzung und einem Theorieteil zum Übersetzen (vgl. Neubert 1986:125). 1.1 Die Ausbildungsinhalte und deren Strukturierung im Diplomstudiengang Von Beginn an bemühte man sich in der Ausbildung, auf die Bedürfnisse der Praxis einzugehen und die Studenten optimal auf das Arbeitsleben vorzubereiten. Ein Ergebnis dieser Bemühungen und der Zusammenarbeit von Theorie und Praxis in Gremien wie dem Arbeitskreis Sprachmittlung beim Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen, in dem auch 21 Eine detaillierte Übersicht zum Ausbildungsinhalt befindet sich im Anhang unter Punkt 1. Im Zuge der Ausbildung zum Fachübersetzer vermittelter Lehrinhalt am Beispiel der Technischen Universität Dresden. Vivien Berg 43

45 Otto Kade entscheidend mitarbeitete, war 1974 der erste, für alle Institute verbindliche Studienplan für Diplomsprachmittler. Dieser bildete die Grundlage für eine höhere Qualität der vierjährigen bzw. fünfjährigen 22 Ausbildung in zwei Arbeitsfremdsprachen. Zum Wintersemester 1983/84 wurde ein neuer Stundenplan eingeführt, um das Studium an die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung anzupassen. Es fand eine engere Verbindung von theoretischen und praktischen Aspekten statt und der Umfang und die Vermittlung der zweiten Arbeitsfremdsprache wurde an die der ersten Fremdsprache angeglichen (vgl. Salevsky 1984:119). Insgesamt konnten 43 Fremdsprachen, darunter auch afrikanische und asiatische Sprachen, an den Sektionen der Universitäten gelernt werden (vgl. Salevsky / Schmitz 1986:121). Das Sprachenangebot war an die philologischen Institute der Einrichtungen geknüpft, sodass in Greifswald beispielsweise die skandinavischen und in Berlin die afrikanischen Sprachen unterrichtet wurden und sprachliche Knotenpunkte auf dem Gebiet der DDR entstanden (vgl. Schmitz ). Während des Studiums wurden Sprachkenntnisse und Fertigkeiten im Übersetzen und Dolmetschen vermittelt. Neben der fachlichen Ausbildung belegten alle Studenten die Fächer Marxismus-Leninismus und Körperliche Erziehung (vgl. Schmidt 2012:38). Diese Studieninhalte wurden auf die Fachsemester eins bis acht aufgeteilt 23. Ein weiterer Bestandteil war ein mehrwöchiges Betriebspraktikum, das, wenn die Möglichkeit bestand, bereits am künftigen Arbeitsort absolviert wurde. Den Abschluss des Studiums bildete die Diplomarbeit (vgl. Wotjak 2007:XIV). Mithilfe dieses Studieninhalts sollten die Absolventen Kenntnisse über das Wesen und die Funktion der Sprache, über die Wechselbeziehung zwischen Sprache und Gesellschaft und die wirksame Nutzung von Sprache erhalten. In den Lehrveranstaltungen zur Sprach- und Übersetzungswissenschaft wurden wissenschaftliche Grundlagen gelegt, sodass die sprachmittlerische Tätigkeit bewusster ausgeübt und besser erfasst werden konnte und Studenten selbst in der Lage waren, Impulse für die Weiterentwicklung von Theorien zu geben (vgl. Salevsky / Schmitz 1986:122). Des Weiteren hatte die Universität die Pflicht, 22 Wenn es sich bei einer der Arbeitsfremdsprachen um eine Sprache handelte, die nicht in der Schule erworben werden konnte, wie zum Beispiel Chinesisch oder Arabisch, dauerte das Studium fünf Jahre. Neben dieser Nichtschulsprache wurde eine der traditionellen Weltsprachen gewählt (vgl. Salevsky 1986:118f.). 23 Eine genaue Semesterübersicht befindet sich im Anhang unter Punkt 2. Semesterübersicht. Vivien Berg 44

46 auch die Persönlichkeit der Studenten auszubilden und deren Kenntnisse in Literatur, Kultur, Geschichte und Allgemeinwissen zu erweitern. Die Absolventen sollten über gründliche linguistische Kenntnisse, ein sicheres fachspezifisches Können sowie eine gute kulturelle und polytechnische Allgemeinbildung verfügen und in der Lage [sein], ihr Wissen selbständig anzuwenden und ständig zu erweitern. (Salevsky / Schmitz 1986:120) Außerdem mussten sie in der Lage sein, sprachmittlerische Probleme wissenschaftlich darzustellen und zu lösen, Hilfsmittel zu erarbeiten und wissenschaftliche Erkenntnisse in der Praxis umzusetzen. Das erwähnte Betriebspraktikum wurde im sechsten oder achten Semester absolviert und dauerte vier Wochen. Bei diesem Praktikum handelte es sich um ein sprachmittlerisches Fachpraktikum, in dem typische Aufgaben übernommen wurden. In speziellen Praktikumsbetrieben wurden die Studenten dabei von Mentoren fachgerecht betreut: Einen bedeutenden Platz in der Ausbildung nehmen Praktika ein, da sie den Studierenden unmittelbar an die spätere berufliche Tätigkeit heranführen und gleichzeitig einen erheblichen erzieherischen Einfluß ausübe. (Salevsky / Schmitz 1986:123) Die Studenten hatten in allen Fächern Prüfungen abzulegen. Dabei waren die Prüfungsfächer der Abschlussprüfungen: Übersetzungstheorie, Theorie und Praxis der Sprache der Gegenwart, Geschichte, Literatur und Landeskunde. Die Hauptprüfung im letzten Studienjahr bestand aus Teilprüfungen in den Fächern Marxismus-Leninismus, Theorie und Praxis des Übersetzens sowie Theorie und Praxis des Dolmetschens. Für die Zulassung zur Prüfung in Theorie und Praxis des Übersetzens musste eine Hausübersetzung angefertigt und für ausreichend bewertet werden. Wenn die Hauptprüfung bestanden wurde, lag als letzte Prüfung die Verteidigung der Diplomarbeit vor den Studenten (vgl. Salevsky / Schmitz 1986:123). In der DDR war die Diplomsprachmittlerausbildung, wie bereits zur ersten Institutsgründung festgelegt, eine eigenständige Disziplin, sodass man beispielsweise nicht aus dem Lehrerstudium in das Sprachmittlerstudium wechseln konnte, zudem letzteres auch durch eine Vivien Berg 45

47 Eignungsprüfung zulassungsbeschränkt war. Bei dieser Eignungsfeststellungsprüfung wurden mündliche und schriftliche sprachliche Fähigkeiten in der Muttersprache sowie die Kenntnisse in den Schulfremdsprachen überprüft. Ein Auslandsaufenthalt wurde vor dem Studienantritt jedoch nicht vorausgesetzt (vgl. Salevsky / Schmitz 1986:120) 24. Die tatsächliche Kombination der studierten Arbeitsfremdsprachen stimmte allerdings nicht immer mit dem geprüften Sprachen überein: Ich hatte die Eignungsprüfung in Englisch sehr gut bestanden. Der Prüfer sagte zum Abschluss: Ich weiß nicht, was ich Sie noch fragen soll. [ ] In Russisch war ich so gut, wie das bei dem Russisch-Lehrniveau in meiner Oberschulklasse möglich war. [ ] Im Vergleich zu meinen Kommilitonen hätte ich in Russisch durchaus im Mittelfeld mithalten können. [ ] Mir wurde dann Französisch als Zweitsprache verordnet. Ich musste Französisch vollkommen neu lernen. Dies geschah so glaube ich nicht, weil ich in Russisch nicht so gut bestanden hatte wie in Englisch, sondern weil Französisch-Studenten fehlten. (M. G. Brief ) 25. Die Studenten wurden bereits früh in Arbeitskreisen oder Veranstaltungen zur Vorbereitung der Diplomarbeit in die Forschung mit einbezogen. Im Unterschied zu anderen Ländern berechtigte der Studienabschluss in diesem Fach zu einer Promotion gleich ob als Forschungsstudium im Anschluß an das Diplomstudium oder aber in Form einer planmäßigen, außerplanmäßigen oder Frauensonderaspirantur in späteren Jahren (Salevsky / Schmitz 1986:119). Eine weitere Besonderheit war, dass die Übersetzer- und Dolmetscherausbildung nicht wie in anderen Einrichtungen getrennt, sondern als beide Disziplinen einschließendes Studium [ ], dafür aber bisher noch ohne obligatorisches (als Ergänzung vorgesehenes) nichtphilologisches Sachfach (Salevsky / Schmitz 1986:119) angeboten wurde. Beim Übersetzen stand zunächst ein übersetzungsbezogener Sprachvergleich, der mit der praktischen Übersetzertätigkeit verbunden werden sollte, im Mittelpunkt und es wurde nach einer Übersetzungsgrammatik gesucht. Im Dolmetschunterricht wurde vor allem daran gearbeitet, Automatismen auszubilden und das Gedächtnis und die Notationstechnik für das 24 Dass sich die Zulassung trotz bestandenem Eignungstest nicht immer einfach gestaltete, zeigen verschiedene Dokumente im Anhang unter Punkt 3 Zulassung zum Studium. 25 Der Brief befindet sich im Anhang unter Punkt 4 Brief von M. G.. Vivien Berg 46

48 Konsekutivdolmetschen zu trainieren. Es wurde auch eine Einführung in das Simultandolmetschen gegeben: Sie muß natürlich den Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Studenten angepaßt werden. Für eine Ausbildung zum professionellen Simultandolmetscher indes ist erstens nicht jeder Sprachmittler geeignet und brauchte er zweitens eine ausreichende praktische Erfahrung in den anderen Arten und Formen des Übersetzens und Dolmetschens. Dieses Problem zeigt deutlich, daß die Sprachmittlerausbildung an den Hochschulen objektive Grenzen hat und bestimmte Anforderungen nur in der Einheit von Aus- und Weiterbildung erfüllt werden können. (Salevsky 1986:122) Die Frage des Sachfaches wurde ausgiebig diskutiert und nicht grundlegend abgelehnt. Aus praktischen Gründen und wegen der möglichen Fachübersetzerausbildung wurde jedoch kein Sachfach verpflichtend eingeführt. Dies war nicht die einzige Frage, die sich den Lehrverantwortlichen stellte. So war man sich nicht sicher, wie beide Arbeitsfremdsprachen gleichmäßig vermittelt werden und ob dies wünschenswert ist. Es wurde überlegt, ob eine Sprache zu Beginn des Studiums intensiver gelernt werden oder ob die Ausbildung in beiden Sprachen gleichzeitig erfolgen sollte und somit beide Sprachen als gleichrangig angesehen werden. Für die Nichtschulsprachen wurde die erste Methode gewählt, ansonsten erfolgte der Unterricht parallel (vgl. Salevsky / Schmitz 1986:121). Die Sprachkenntnisse waren essentiell und konnten sich auch als Problem erweisen. So wurde es als Schwierigkeit gesehen, daß die sprachmittlerische Ausbildung bereits im 2. Jahr beginnt, woraus folgt, daß die Arbeit mit der Sprache (beim Übersetzen und Dolmetschen) stets noch von der Arbeit an der Sprache (Normgerechtheit) begleitet wird und damit die Fachausbildung belastet [ ]. (Salevsky / Schmitz 1986:122) Ein weiterer auch heute noch kritischer Punkt war die Übersetzungsarbeit in die Fremdsprache, die durch die zunehmend bessere Sprachbeherrschung der Schulfremdsprachen in der Arbeitswelt von Sprachmittlern für Russisch und Englisch verlangt wurde und woran diese auch gemessen wurden: Es erhebt sich allerdings die Frage, ob die Ausbildung den Erwerb dieser Qualifikation im vollen Umfang garantieren kann Vivien Berg 47

49 (Salevsky / Schmitz 1986:122). Der Unterricht im Übersetzen in die Fremdsprache wurde auch gegeben, um den Studenten eine breite Grundlage zu bieten, damit diese nach ihrem Abschluss gleichermaßen den Beruf des Dolmetschers ergreifen konnten. Zudem war dieser Ausbildungsaspekt notwendig, da in der DDR nicht genügend fremdsprachige Muttersprachler lebten, die diese Aufgabe übernehmen konnten (vgl. Schmitz ). Man fragte sich auch, ob eine Einführung in die Fachsprache oder die Terminologielehre in ein Übersetzerstudium gehörten oder diese Fächer als eigenständige Disziplinen gesehen werden sollten. Auslandsaufenthalte während des Studiums erfolgten zunächst nur in sozialistische Staaten, häufig in der Form eines Hochschulferienkurses. In die DDR kamen jedoch auch Studenten aus Großbritannien oder Frankreich, sodass ein kultureller Austausch und der Kontakt zu Muttersprachlern auch für Studenten mit westlichen Arbeitssprachen möglich waren. 1975/76 gelang es den Verantwortlichen für die Weiterbildung schließlich, bei der SED die Genehmigung für Aufenthalte in Frankreich (Grenoble), Großbritannien (Cambridge 26 ) und Spanien (Madrid) zu erhalten (vgl. Schmitz ). Nach dem erfolgreichen Studienabschluss erfolgte der direkte Übertritt in die Arbeitswelt: Mit der Immatrikulation wird dem Studenten (selbstverständlich nach erfolgreichem Abschluß) ein seiner Ausbildung entsprechender Arbeitsplatz garantiert. Verständlicherweise muß er dabei in Kauf nehmen, daß er sich unter diesen Voraussetzungen die Fachrichtung (Sprachkombination) nicht immer frei wählen kann. (Salevsky / Schmitz 1986:120) Zu den Einsatzstellen der Diplomsprachmittler gehörten der Staatsapparat, der Fremdsprachendienst Intertext, gesellschaftliche Organisationen, volkseigene Kombinate und Betriebe, wie zum Beispiel das Schwermaschinenbau-Kombinat Ernst Thälmann (SKET), und wissenschaftliche Einrichtungen. Die ersten Kontakte zu Vertretern dieser potentiellen Arbeitsstellen konnten die Studenten noch vor Studienbeginn beim Tag der offenen Tür der 26 Für Großbritannien hatte man eigentlich eine Arbeiteruniversität wie Birmingham gewählt, um bei der Genehmigung nicht auf Widerstand zu stoßen. Mit dem beginnenden Eurokommunismus war der SED eine solche Universität jedoch zu riskant, sodass sie eine konservative Einrichtung wie Oxford oder Cambridge bevorzugte (Schmitz ). Vivien Berg 48

50 Universität knüpfen (vgl. Salevsky / Schmitz 1986:121). Durch die zentralistische Verwaltung der Universitäten wurde die Zusammenarbeit zwischen den Ausbildungsstätten und den Betrieben bzw. staatlichen Einrichtungen, darunter besonders dem Zentralen Fremdsprachendienst Intertext 27 mit regionalen Büros (Wotjak 2007:XIV), erleichtert. Die Ausbildung sollte stets effektiver gestaltet werden, was nur in der Praxis und in verschiedenen Gremien wie Berufsverbänden, Arbeitskreisen oder der Arbeitsgruppe Sprachmittler erreicht werden konnte. So unterstützten sich die Universitäten und die Vereinigung der Sprachmittler durch Vorträge, Gasthörerschaften und die wissenschaftliche Betreuung gegenseitig (vgl. Salevsky / Schmitz 1986:124). 1.2 Die Weiterbildung Nicht nur der Ausbildung, sondern auch der Weiterbildung wurde eine große Bedeutung beigemessen. Eine wichtige Institution für die Weiterbildung war der Berufsverband Vereinigung der Sprachmittler (VdS), der 1962 gegründet wurde und einen Großteil der fest angestellten Übersetzer der DDR vereinte (vgl. Salevsky / Schmitz 1986:119). Die VdS gehörte zur Vereinigung der Journalisten (VdJ), die eine Organisation der SED war. Die Mitgliedschaft in der VdS war für Übersetzer nicht verpflichtend, aber durchaus erwünscht (vgl. W. D ). Die Mitglieder wurden in Sprachgruppen unterteilt. Auf diese Weise wurde die Terminologiearbeit 28 gut organisiert. Die VdS setzte sich für ein umfassendes System der Aus- und Weiterbildung und einen engen Kontakt zum Sprachmittlungswesen (Lehre, Praxis und Forschung) und dessen Verflechtung ein. Der Berufsverband arbeitete dafür sowohl in inländischen als auch in ausländischen Gremien und war beispielsweise auch im FIT 29 -Komitee für Aus- und Weiterbildung aktiv (vgl. Salevsky / Schmitz 1986:119). Für die VdS waren Aus- und Weiterbildung untrennbar und gingen unmittelbar ineinander 27 Auf den Fremdsprachendienst Intertext wird im Punkt C 1.1 genauer eingegangen. 28 Beispiele für die Terminologiearbeit des VdS werden im Punkt C 3 und im Anhang unter Punkt 5 Terminologiearbeit angegeben. 29 FIT steht für die Fédération Internationale des Traducteurs, der Dachorganisation der Berufsverbände der Übersetzer. Vivien Berg 49

51 über. Für diesen Übergang stand der Berufsverband den Diplomsprachmittlern unterstützend zur Seite: Ein System staatlicher und gesellschaftlicher Maßnahmen unterstützt den Absolventen auf vielfältige Weise. Bei Intertext (dem größten Übersetzungsbetrieb der DDR) sowie auch in einigen anderen größeren Betrieben und Institutionen gibt es ein Förderungsjahr, in dem die erwartete Produktivität des Absolventen nur mit der Hälfte der Leistung der anderen Mitarbeiter veranschlagt wird und die Einarbeitung nach einem ausgewogenen Programm unter Anleitung durch erfahrene Mentoren vonstatten geht. (Salevsky / Schmitz 1986:123) Auch innerhalb der VdS gab es zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel Veranstaltungen für die verschiedenen Sprachgruppen oder Internatslehrgänge. Die Weiterbildungsmaßnahmen fanden sowohl auf Bezirks- als auch zentraler Ebene statt. Der Weiterbildung dienten auch die jährlich stattfindenden dreitägigen Treffen von Übersetzern. Diese Treffen (Unterkunft, Verpflegung) wurden staatlich unterstützt und waren für die Teilnehmer kostenlos. Außerdem wurden die Reisekosten von den Betrieben und Intertext übernommen (vgl. W. D ). Im Jahr 1984 wurde an der Karl-Marx-Universität Leipzig das erste Institut für Weiterbildung (IWS) eingerichtet. In dieser staatlichen Einrichtung wurden regelmäßige Maßnahmen angeboten. Zu diesen Maßnahmen zählten Reaktivierungskurse für die zweite Fremdsprache, Spezialkurse oder sechsmonatige Kurse im Konferenzdolmetschen. Ein Bestandteil aller Lehrgänge war die Weiterbildung in den Bereichen Sprach- und Übersetzungswissenschaft, Literatur, Landeskunde sowie in den Sachfächern (vgl. Salevsky / Schmitz 1986:124). 1.3 Von der Sektion Theoretische und Angewandte Sprachwissenschaft der Karl-Marx- Universität Leipzig In der DDR konnte an vier Universitäten der Diplomstudiengang Sprachmittlung 30 belegt 30 In der DDR wurden die Studenten sowohl in Übersetzen als auch in Konsekutivdolmetschen unterrichtet, sodass die Absolventen auf beide Bereiche vorbereitet waren und sich später spezialisieren konnten. In Leipzig Vivien Berg 50

52 werden. Exemplarisch für die Sprachmittlereinrichtungen der DDR soll die Sektion Theoretische und Angewandte Sprachwissenschaft (TAS) der Karl-Marx-Universität Leipzig hier auf Grundlage der Institutspräsentation 31 und der Darstellung von Gerd Wotjak in einigen Punkten näher vorgestellt werden. Das Leipziger Institut ging aus der 1945 entstandenen kommunalen Fremdsprachenschule der Stadt Leipzig hervor, die vier Jahre später in eine staatliche Fachschule und 1953 in die Fachrichtung Dolmetscher und Übersetzer umgewandelt wurde (vgl. IALT). Nachdem 1956 das Dolmetscherinstitut als Einrichtung der Karl-Marx-Universität Leipzig gegründet wurde, erfolgte am 24. Januar 1969 mit der dritten Hochschulreform die Gründung der Sektion Theoretische und Angewandte Sprachwissenschaft (TAS) für die Ausbildung in fremdsprachigen Philologien mit einer Abteilung für Sprachmittlung, in der die Übersetzerund Dolmetscherausbildung stattfand (vgl. IALT). Die Studenten wurden in Seminargruppen zu jeweils 15 Personen unterteilt und vom Seminargruppenleiter regelmäßig beurteilt 32. Die Unterteilung erfolgte für die B-Sprachen Englisch, Französisch, Russisch und Spanisch. Anfang der 1970er-Jahre wurde das Sprachenspektrum in Leipzig erweitert. Jetzt konnten fast alle slawischen Sprachen studiert werden und auch Arabisch, Ungarisch, Neugriechisch, Portugiesisch und Rumänisch wurden angeboten. Die Gruppenstärke hatte verschiedene Gründe. Zum einen übernahm auch in Leipzig die Universität in dieser Zeit mit der Immatrikulation die Verpflichtung, für die Studenten, wenn diese ordnungsgemäß ihren Abschluss erhalten, eine ausbildungskonforme Arbeitsstelle zu finden 33. Zum anderen mussten die Studierenden (mit Ausnahme von Russisch, wo für alle ein Auslandsaufenthalt wurde beispielsweise der postgraduale Studiengang Konferenzdolmetschen zum Wintersemester 1966/1967 eingeführt (vgl. Salevsky 2007:368). 31 Unter der Internetadresse wurden Informationen zur Geschichte des Instituts für Angewandte Linguistik und Translatologie (IALT), dem Nachfolger der Sektion Theoretische und Angewandte Sprachwissenschaft der Universität Leipzig, zusammengetragen. 32 Eine solche Einschätzung befindet sich im Anhang unter Punkt 6 Einschätzung im Studium. 33 Dieser Arbeitstätigkeit mussten die Berufseinsteiger gemäß der gesetzlich festgelegten Absolventenzeit für einen Zeitraum von drei Jahren nachkommen (Schmitz ). Vivien Berg 51

53 obligatorisch war; nach 1972 dann auch für maximal 5 Spanischstudierende in Kuba) die zur Berufsausübung erforderlichen Fremdsprachenkenntnisse ausschließlich vor Ort in Leipzig [erwerben] [ ] und dafür [erschien] der Unterricht in kleinen Gruppen und möglichst in Sprachlabors unabdingbar [ ]. (Wotjak 2007:XIV) Bei Studieninhalten, Seminaren und Vorlesungen glich Leipzig ebenso wie beim obligatorischen Betriebspraktikum den anderen Universitäten. Doch gab es hier zusätzlich zum Betriebspraktikum verschiedene Gelegenheiten für kürzere Praktika, zum Beispiel bei den Messen, der Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche oder bei der Betreuung von Sport- und Jugendgruppen oder Delegationen aus Partei und Gewerkschaft (vgl. Wotjak 2007:XIV). Neben der Ausbildung ist es insbesondere die wissenschaftliche Tätigkeit der Sektion Theoretische und Angewandte Sprachwissenschaft, die genauer vorgestellt werden sollte. 2 zur Leipziger übersetzungswissenschaftlichen Schule Bei der Betrachtung der Übersetzertätigkeit in einer bestimmten Region oder einem bestimmten Staat dürfen die Ausbildungseinrichtungen, insbesondere die Institute an den Universitäten, nicht vergessen werden. Neben der praktischen Übersetzertätigkeit ist auch die wissenschaftliche Arbeit von großer Bedeutung, da sie erstere nicht nur durch die fachliche Ausbildung und die Lehre entscheidend prägt. Da auch die Wissenschaft nicht von äußeren Einflüssen unbeeindruckt bleibt und sich die Politik auch im Bildungswesen eines Staates widerspiegelt, sind die theoretischen Ansätze der Leipziger übersetzungswissenschaftlichen Schule nicht frei von ideologischen Äußerungen. Dieser sichtbare Einfluss des Staates und die Stellung des Leipziger Instituts begründen das nachfolgende Kapitel zur Übersetzungswissenschaft in der DDR. Das bedeutendste Institut für Übersetzungswissenschaft der DDR war die Sektion Theoretische und angewandte Sprachwissenschaft an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. Der sich dort herausgebildeten Richtung der Übersetzungswissenschaft, die Leipziger übersetzungswissenschaftliche Schule, wird nicht nur in der ehemaligen DDR, sondern in der deutschsprachigen Translationswissenschaft insgesamt eine große Bedeutung beigemessen. So sagte Heidrun Gerzymisch-Arbogast beispielsweise über die Leipziger Schule: Vivien Berg 52

54 Keine andere übersetzungswissenschaftliche Schule in Deutschland hat mit ihren Problemstellungen und Differenzierungen das wissenschaftliche Denken in der Translationswissenschaft so maßgeblich und nachhaltig beeinflusst wie die Leipziger Schule. (2007:60) Die Leipziger Schule nahm ihren Ausgangspunkt in der kontrastiven Sprachwissenschaft und entwickelte sich in den 1960er-Jahren in der DDR. Im Laufe der Zeit wurde schließlich der besondere Charakter der Translationswissenschaft herausgearbeitet. Das Ziel der Übersetzungswissenschaft, die als Teildisziplin der Sprachwissenschaft verstanden wurde, war die Erarbeitung einer Übersetzungsgrammatik, in der systematisch alle mehr oder minder regelhaften, von einem Vergleich der Sprachsysteme ableitbaren und vom Translator einzuhaltenden Regeln zusammengefasst werden (Prunč 2007:50) sollten. Mit dem Beschluss, dass die Ausbildung von Übersetzern und Dolmetschern künftig als Universitätsstudium erfolgen sollte, ging man in der DDR 1956 auch die Verpflichtung ein, die praktische Ausbildung wissenschaftlich zu belegen. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine verwertbaren Studien 34 zur Übersetzungswissenschaft, sodass wissenschaftliche Beschreibungen dringend gebraucht wurden (vgl. Wotjak 2007:IX). In diesem Kontext wurde mit der Dissertation von Otto Kade Zufall und Gesetzmäßigkeiten beim Übersetzen mit Bezug auf die wenige verfügbare einschlägige Literatur zum Thema, [ ] 1964 eine grundlegende [ ] translationswissenschaftliche Arbeit vorgelegt, die im Einklang mit dem in der DDR üblichen Prozedere erst vier Jahre später publiziert erschien. (Wotjak 2007:IX) Diese Dissertation in der Kade seiner Zeit weit voraus war (vgl. Snell-Hornby 2007:390) gilt als Geburtsstunde der Übersetzungswissenschaft. Im darauffolgenden Jahr fand die weltweit erste internationale Tagung zur Übersetzungswissenschaft in Leipzig statt, mit der die intensive Beschäftigung mit translatorischen Problemen begann. Anlass dafür waren das verstärkte wissenschaftliche Interesse wie auch die deutlich empfundene Notwendigkeit eines inter- wie transdisziplinären, interinstitutionellen sowie Ländergrenzen überschreitenden Dialogs (Wotjak 2007:X), die sich in dem von Gert Jäger gegründeten Arbeitskreis 34 Die erste Studie auf diesem Gebiet wurde 1958 in Leningrad (heute Sankt Petersburg) von Andreij Fedorov vorgelegt (vgl. Wotjak 2007:IX). Vivien Berg 53

55 Übersetzungswissenschaft entwickelten. Im Zuge der zunehmenden wissenschaftlichen Tätigkeit wurden die Vertreter der seit 1969 bestehenden Sektion Theoretische und Angewandte Sprachwissenschaft für die Ausbildung in fremdsprachigen Philologien mit der Abteilung Sprachmittlung bald als Leipziger übersetzungswissenschaftliche Schule oder kurz Leipziger Schule bezeichnet, obwohl sie diesen Namen nie selbst gewählt hatten (vgl. Wotjak 2002a:2). Zahlreiche Translatologen wie Bernado sehen die Bezeichnung Schule jedoch als berechtigt an, da gemeinsame Ziele verfolgt, einer kollektiven Arbeitsweise nachgegangen und Forschungsvorhaben konsequent durchgeführt wurden (vgl. 2007:46). Die wichtigsten Ziele und wesentlichen Konzepte, die von den Vertretern der Leipziger Schule erarbeitet wurden, werden nachfolgend dargestellt. 2.1 Das Proprium quid der Übersetzungswissenschaft Die grundlegende Fragestellung der Leipziger Schule beschäftigte sich mit dem Proprium quid der Übersetzungswissenschaft, ihrem Verhältnis zu Nachbardisziplinen und mit den Gesetzmäßigkeiten bei der Übersetzung (vgl. Gerzymisch-Arbogast 2009). Im Fokus stand das Problem der Übersetzbarkeit. Bei der Beschäftigung mit den Wesensmerkmalen der Übersetzungswissenschaft wurden Definitionen erarbeitet und auf diese Weise entscheidend zur Entwicklung der Metasprache der Übersetzungswissenschaft beigetragen. Ein grundlegender Begriff ist dabei Translation 35. Die Translation wurde als zweisprachige vermittelte Kommunikation definiert, bei der ein Translator als Zwischenglied zwischen einem Sender (S) und einem anderssprachigen Empfänger (E ) vermittelt. Der Prozess erfolgte in drei Phasen, wobei die erste Phase aus der Übermittlung des Textes zwischen dem Sender und dem Translator bestand. Die Kommunikation erfolgte in der Sprache des Senders, die als Ausgangssprache L 1 bezeichnet wurde. Der Translator übernahm hier die Rolle des Empfängers E. Nach der Textrezeption nahm der Sprachmittler in der zweiten Phase die Umkodierung des Textes vor, von der Ausgangssprache L 1 in die Zielsprache L 2, welche die Sprache des eigentlichen Empfängers 35 Der Begriff Translation wurde nicht von allen Übersetzern als ideal bewertet. Insbesondere diejenigen, die im Gegensatz zu Kade entsprechende englische Literatur im Original gelesen haben (vgl. Schmitz ). Vivien Berg 54

56 war. Die Kommunikation zwischen dem Translator und dem Empfänger bildete die dritte Phase. Dabei übermittelte der Translator als Sender S den Zieltext (vgl. Kade 1968:7f.). Kade stellte den Vorgang der zweisprachigen vermittelten Kommunikation 1968 (vgl. 1968:203) in folgendem Schema dar: Abb. 1.: Translation als zweisprachige vermittelte Kommunikation. Neben der Bestimmung von Translation wurden u. a. auch die Hyponyme Übersetzen und Dolmetschen definiert und so voneinander abgegrenzt. Doch nicht nur die Terminologie der Translationswissenschaft oder die Prozesshaftigkeit der Übersetzung beschäftigten die Leipziger Schule. Ein wesentlicher Teil ihrer Arbeit behandelte die Frage der Übersetzbarkeit. Dabei verfolgte sie zunächst einen linguistisch orientierten Ansatz, zu dessen zentralen Begriffen Äquivalenz, kommunikativer Wert und Invarianz gehörten, mit denen die Leipziger Schule auch stets in Verbindung gebracht wird. Das Konzept der Leipziger Schule kommentierte Gerzymisch-Arbogast wie folgt: Es ist charakteristisch für die klassische Leipziger Schule, dass sie Translation als Vermittlungsprozess zwischen zwei Einzelsprachen begreift und damit das Problem der Invarianz bzw. Äquivalenz zwischen diesen beiden Einzelsprachen fokussiert. Dabei sieht die klassische Leipziger Schule [ ] allerdings nicht nur die Linguistik als theoretischen Bezugsrahmen. (2007:64) Bei der Übersetzung trägt der Begriff Äquivalenz nicht die Bedeutung von Gleichheit, sondern von Gleichwertigkeit. Bei der Äquivalenzdefinition ging die Leipziger Schule nicht von der Situation aus, in die eine Äußerung eingebettet war (wie die Stylistique comparée 36 ), 36 Die Stylistique comparée war eine Richtung der Übersetzungswissenschaft, die bereits während des Zweiten Weltkriegs entstand (mit dem Werk von Alfred Malblanc Stylistique comparée du français et de l allemand ). Die wichtigste Arbeit dieses Ansatzes stammt jedoch aus dem Jahr 1958 und wurde von Jean-Paul Vinat und Vivien Berg 55

57 sondern von den Sprachsystemen. Zudem konzentrierte man sich zunächst auf die lexikalische Ebene und nutzte als Vergleichsmedium für die außersprachliche Realität das tertium comparationis 37. Man hoffte, Elemente in der Sprache zu finden, die mithilfe eines Regelsystems durch äquivalente Elemente einer anderen Sprache ersetzt werden konnten. Auf diese Weise sollte eine Art Übersetzungsgrammatik erstellt werden, auf die Sprachmittler zurückgreifen können sollten. Dementsprechend wurde angenommen, dass zwischen Sprachen eine Symmetrie vorliegt, sodass zwischen ihnen Zuordnungen vorgenommen werden können. Beim Ansatz der kommunikativen Äquivalenz ging man davon aus, dass sich Texte durch den kommunikativen Wert voneinander unterschieden und beide Texte die gleiche Funktion hatten 38. Kommunikative Äquivalenz war dann gegeben, wenn der kommunikative Wert während des Kommunikationsprozesses erhalten blieb und die Texte den gleichen Effekt bei den jeweiligen Empfängern auslösten 39. Der kommunikative Wert war eben genau diese Eigenschaft eines Textes, mit einem bestimmten Abbildungskomplex ausgestattet zu sein und damit einen bestimmten kommunikativen Effekt auszulösen (vgl. Jäger 1975:3). Damit stellte die kommunikative Äquivalenz das Evaluierungskriterium für die Übersetzung dar, d. h., ein Zieltext wurde als gut bewertet, wenn er äquivalent mit dem Ausgangstext war. Zur Verfolgung des Äquivalenz-Konzepts mussten zum einen der Gegenstandsbereich auf Gebrauchstexte beschränkt werden, da bei literarischen Texten keine einfachen Äquivalenzbeziehungen herstellbar waren, zum anderen musste ein idealer Translator, nach dem Muster des idealen Sprechers / Hörers, angenommen werden, der die Jean Darbelnet verfasst: Stylistique comparée du français et de l anglais. Bei dieser kontrastiv-linguistischen Herangehensweise wurde versucht, durch einen Strukturvergleich eines konkreten Sprachenpaares Übersetzungsprobleme zu ermitteln und konkrete Verfahren anzubieten, um strukturelle Unterschiede zu überwinden und Äquivalenzen zu erzeugen. Übersetzungsprobleme sollten vorhersehbar und Lösungsmöglichkeiten dank konkreter, didaktisierbarer Vorgehensweisen (z. B. Entlehnung [emprunt] oder Modulation [modulation]) in einem Regelsystem abrufbar werden. Das Problem dieses Ansatzes war die Überbetonung der Mikrostruktur, sodass nicht der gesamte Text, sondern der Satz die zu übersetzende Einheit darstellte (vgl. Prunč 2007:44ff). 37 Das tertium comparationis ist eine Gemeinsamkeit zwischen zwei verschiedenen Gegenständen oder Sachverhalten, die als Vergleichspunkt herangezogen wird (vgl. Dudenredaktion 2007:1341). Es wird bei der Übersetzung für den Einsatz von zielsprachigen Äquivalenten herangezogen. So kann zum Beispiel das englische (US) Wort truck mit dem deutschen Wort Lastkraftwagen bzw. LKW übersetzt werden, da beide über eine Schnittmenge von gemeinsamen Eigenschaften verfügen (Fahrzeug zum Gütertransport, mehrere Achsen etc.), auch wenn sie in ihrer Erscheinung und Handhabung nicht identisch sind. 38 Im Gegensatz zur Leipziger Schule setzten die Vertreter des Funktionalismus (u. a. Reiß, Vermeer) diese Funktionskonstanz nicht mehr als gegeben voraus. 39 Dieses Konzept kann nur funktionieren, wenn, ideale Kommunikationspartner vorausgesetzt, also von unterschiedlichen sozialen, kulturellen oder psychologischen Einflüssen abgesehen wird, was in der Praxis jedoch selten ist und auch von Otto Kade eingestanden wurde (Kade 1981:202). Vivien Berg 56

58 Übersetzungsgrammatik unabhängig von seiner Herkunft bzw. sozialen Bedingungen anwenden konnte (vgl. Prunč 2007:57). Da die vollständige kommunikative Äquivalenz in der Praxis auch für die Leipziger eine utopische Vorstellung darstellte und man sich bewusst war, dass es schwierig wäre zu überprüfen, ob kommunikative Äquivalenz erreicht wurde (vgl. Van Vaerenbergh 2007:402), wurde das Konzept der maximalen Äquivalenz aufgestellt. Dabei wurde eine größere Verschiedenartigkeit zwischen den Texten zugelassen: Ausgangs- und Zieltext galten als äquivalent, wenn sie sich nur soweit unterschieden, wie es ihre Struktur und Verwendung erforderten (vgl. Bernado 2007:51). Daraus ergab sich dann zum Beispiel die Fragestellung, ob eine Adaptation dann noch zum Gegenstandsbereich der Übersetzungswissenschaft zu zählen war oder nicht. In dem Maße, in dem sich das Konzept der kommunikativen Äquivalenz als zu eng und praxisfern herausstellte, erwies sich die Annahme eines symmetrischen Verhältnisses zwischen Sprachen bald als falsch. Für das asymmetrische Verhältnis zwischen Sprachen bedurfte es eines komplexeren Regelsystems, das allein mit linguistischen Mitteln nicht realisierbar war (vgl. Prunč 2007:31). Daraufhin löste sich die Leipziger Schule allmählich vom Paradigma der Systemlinguistik (vgl. Prunč 2007:53). Gleichzeitig gewann die Textlinguistik an Einfluss, wodurch nicht mehr die Beschreibung des Sprachsystems (langue) im Mittelpunkt stand, sondern der Schwerpunkt nun auf die Untersuchung der konkreten Realisationsform in Texten (parole) gelegt wurde. Mit dieser Entwicklung wurde der Satz als Analyseeinheit durch den Text abgelöst (vgl. Prunč 2007:54). Mit dem Begriff der Äquivalenz war der Invarianz-Begriff verbunden: Der Begriff der Invarianz wurde aus der strukturellen Linguistik übernommen. Ihr Ziel war, Sprachen als abstrakte Systeme zu untersuchen. Die Hauptaufgabe einer solchen Analyse lag darin, auf allen Sprachebenen invariante, d. h. von ihrer konkreten Realisierung unabhängige Elemente, festzustellen und sie von ihren positionsabhängigen Varianten zu unterscheiden. Analog sollten in der Translationswissenschaft jene Elemente als invariant bezeichnet werden, die zwischen AT und ZT nicht verändert werden. (Prunč 2007:31) Zu den Invarianzforderungen gehörte u. a. die Invarianz der Denotation, die durch eine Translation [unbedingt] erreicht werden muss[te] (Prunč 2007:57), sodass ein Zieltext, der Vivien Berg 57

59 diese Eigenschaft nicht erfüllte, kein Translat war und somit nicht in den Gegenstandsbereich der Übersetzungswissenschaft gehörte. Da bei der Translation ein bestimmter kommunikativer Wert vermittelt werden musste, war dieser Wert ebenfalls als Invariante anzusehen, die beim Übersetzen erhalten bleiben musste, damit kommunikative Gleichwertigkeit zwischen Original und Translat gegeben war. Der Begriff kommunikativer Wert geht auf Kade zurück. Er bestand nach diesem sowohl aus textuellen als auch aus außertextuellen Komponenten und war somit nicht nur von sprachlichen Gegebenheiten, sondern auch von situativen Merkmalen abhängig, womit die kommunikative Gleichwertigkeit ebenfalls nicht nur von absoluten Eigenschaften der sprachlichen Zeichen abhängig war, sondern vom komplexen Gefüge der Kommunikation (vgl. Gerzymisch-Arbogast 2009). Mit dieser Entwicklung hatte die Leipziger Schule ihren Äquivalenz-Ansatz auf eine weitere Art relativiert und war von einer rein linguistischen Sichtweise abgerückt (vgl. Bernado 2007:52). Die Leipziger können durch ihre eigene Weiterentwicklung nicht auf die Linguistik reduziert werden. Wie bei den Schwerpunkten der Hauptvertreter nachfolgend gezeigt wird, war die Sprachwissenschaft lediglich der Ausgangspunkt und wurde im Verlauf der wissenschaftlichen Auseinandersetzung u. a. mit Aspekten der Kommunikationstheorie und der Pragmatik erweitert. Wie später in dieser Arbeit noch gezeigt wird, beschäftigten sich die Vertreter der Leipziger Schule (vor allem Otto Kade, Gerd Wotjak und Wladimir Kutz) mit der Realienproblematik. 2.2 Die Hauptvertreter der Leipziger Schule Als die bekanntesten Vertreter der Leipziger Schule sind Otto Kade, Gert Jäger und Albrecht Neubert zu nennen. Doch müssen auch deren Nachfolger und Kollegen wie Heide Schmidt, Gerd Wotjak, Eberhard Fleischmann oder Wladimir Kutz erwähnt werden. Otto Kade, der als Konferenzdolmetscher und Übersetzer tätig war, stellte unter seinen Kollegen an der Sektion Theoretische und Angewandte Sprachwissenschaft eine Ausnahme dar, denn diese kamen zunächst aus fachfremden Bereichen. Um dem Stellenwert Kades, Jägers und Neuberts gerecht zu werden und ein genaueres Bild von deren ersten übersetzungswissenschaftlichen Ansätzen zu erhalten, werden diese drei Vivien Berg 58

60 Vertreter genauer vorgestellt. a) Otto Kade 40 Der Konferenzdolmetscher und Übersetzer für Russisch und Tschechisch hat 1964 die erste Promotion Ostdeutschlands im Bereich der Übersetzungswissenschaft geschrieben und gilt als Mitbegründer der Übersetzungswissenschaft. Kade ist wohl der bekannteste Leipziger : Der Versuch Otto Kades, die Kommunikationswissenschaft für die Erhellung der Übersetzungs- und Dolmetschprozesse fruchtbar zu machen und die engen Grenzen einer rein linguistischen Betrachtungsweise zu überwinden, war ein fundamentaler Beitrag zu einer allgemeinen Translationstheorie. Diese Arbeit gehört bis heute zu den am häufigsten zitierten übersetzungswissenschaftlichen Publikationen, in besonderem Maße betrifft das die Definition von Translation, Übersetzen und Dolmetschen. (Salevsky 2007:367) Da nicht nur die wissenschaftliche Arbeit Kades für die Übersetzungswissenschaft und die Übersetzertätigkeit von großer Bedeutung waren, sondern Kade auch auf andere Weise wegweisend war und die Entwicklung der Berufe Übersetzer und Dolmetscher prägte, sollen einige Punkte aus seiner, von Heidemarie Salevsky nachgezeichneten Biografie aufgegriffen und vorgestellt werden. Kade war stellvertretender Institutsleiter und erhielt in Leipzig 1968 den ersten Lehrstuhl für die Übersetzungswissenschaft in der DDR (Salevsky 2002:108). Außerdem leitete er dort den Wissenschaftsbereich Russische Übersetzung und das Forscherkollektiv Übersetzungswissenschaft (vgl. Salevsky 2007:368). Neben der Lehrtätigkeit in Leipzig war Kade auch an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig, wo er die Vorlesungen in Übersetzungswissenschaften hielt (vgl. Salevsky 2002:108) erfolgte die Habilitation mit Kades Habilitationsschrift zum Thema Die Sprachmittlung als gesellschaftliche Erscheinung und Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung, in der die verschiedenen Erscheinungsformen der Sprachmittlung analysiert wurden und Kade versuchte, den Gegenstand, die Aufgaben und die Ziele der Übersetzungswissenschaft zu 40 Otto Adolf Wenzel Kade wurde am in Frydlandt geboren. Er starb am in Eichwalde (vgl. Historisches Seminar der Universität Leipzig 2008). Vivien Berg 59

61 bestimmen (vgl. Salevsky 2007:367). Zwischen der Dissertation und der Habilitation trug Kade dazu bei, die Sprachmittlerausbildung aufzubauen. Er war Leiter der Arbeitsgruppe Sprachmittler des Wissenschaftlichen Beirats für Kultur-, Kunst- und Sprachwissenschaften beim Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen. In dieser Position erarbeitete er den ersten Studienplan für die Grundstudienrichtung Diplom-Sprachmittler. Bereits im Jahr 1962 war Otto Kade an der Gründung des Berufsverbandes Sektion Dolmetscher und Übersetzer beim VdJ beteiligt, der 1971 zur Vereinigung der Sprachmittler der DDR umgebildet wurde (vgl. Salevsky 2007:368). Zudem war er Mitbegründer und Mitherausgeber der Zeitschrift Fremdsprachen 41, deren wissenschaftliches Profil er bis 1980 prägte. Kade griff stets auf erworbene Erkenntnisse zurück, um andere Bereiche zum Positiven weiterzuentwickeln. So nutzte er seine praktische Erfahrung, die ihn auch in seinen theoretischen Ansichten prägte, bei seiner universitären Arbeit, wodurch er sehr früh deutlich zu machen versuchte, daß ein rein linguistischer Zugang einen unzulässigen theoretischen Reduktionismus bedeuten und die Kluft zwischen Theorie und Praxis nur vergrößern würde. (Salevsky 2002:224) Zwei der größten Verdienste Kades in der Übersetzungswissenschaft waren die Metasprache und die damit verbundenen Definitionen von Translation, Übersetzen und Dolmetschen. Translation wurde in der Bedeutung Übersetzung zum ersten Mal vom humanistischen Arzt Heinrich Steinhöwel ( ), der unter anderen auch Petrarca und Boccaccio übersetzte, verwendet (Prunč 2007:13). Seine wissenschaftliche Bedeutung erhielt das Wort allerdings erst 1963 von Otto Kade, der es als Überbegriff für Übersetzen und Dolmetschen einführte. Dabei grenzte Kade die Translation zunächst von anderen Textübertragungsarten ab (vgl. Salevsky 2002:91): Wir verstehen unter Translation jede Form der Übertragung eines Inhalts aus der Form einer Sprache in die Form einer anderen Sprache und grenzen sie ab gegenüber der Transposition 41 Die Zeitschrift Fremdsprachen war eine Fachzeitschrift für Dolmetscher und Übersetzer und erschien von 1957 bis 1990 im VEB Verlag Enzyklopädie in Halle und Leipzig. Vivien Berg 60

62 als der Übertragung eines Inhalts aus einer Form in eine andere innerhalb einer Sprache sowie gegenüber der Transmutation als Übertragung eines Inhalts aus einer sprachlichen Form in eine nichtsprachliche. (Kade 1963:91) Gleichzeitig benannte er den produzierten Zieltext Translat und den Sprachmittler Translator. Fünf Jahre später differenzierte Kade zwischen Translation im engeren und weiteren Sinn: Wir verstehen unter Translation im weiteren Sinne jenen in einen zweisprachigen Kommunikationsrecht 42 (und damit zugleich in ein komplexes gesellschaftliches Bedingungsgefüge sprachlicher und außersprachlicher Faktoren) eingebetteten Prozeß, der mit der Aufnahme eines AS-Textes [ ] beginnt und mit der Realisierung eines ZS-Textes [ ] endet. Die wichtigste Phase diese Prozesses ist der Kodierungswechsel AS ZS, der aufgrund seiner Funktion im Kommunikationsakt bestimmten Bedingungen unterliegt und den wir als Translation im engeren Sinne auffassen können. (Kade 1981:199) Des Weiteren unterschied Kade in Übersetzen und Dolmetschen, wobei die wesentlichen Unterscheidungskriterien dafür nicht die Schriftlichkeit gegenüber der Mündlichkeit, sondern Wiederholbarkeit und nachträgliche Korrigierbarkeit waren (vgl. Prunč 2007:14). Nachdem Kade 1963 den Begriff Translation eingeführt hatte, schlug er 1973 für die dazugehörige Wissenschaft Translationswissenschaft 43 vor (vgl. 1973:184). In diesem Zusammenhang machte Kade deutlich, dass bei der Übersetzung Faktoren wirkten, die mit Mitteln der Mikrolinguistik nicht erklärt werden konnten, aber unbedingt von der Übersetzungswissenschaft erfasst werden mussten (vgl. 1973:183). Außerdem suchte Kade nach den Gesetzmäßigkeiten der Übersetzung und beschäftigte sich dabei verstärkt mit der Frage der Übersetzbarkeit und des Äquivalenzkonzeptes. Was die Äquivalenz betrifft, ging auch Kade vom linguistischen Ansatz aus, der sich auf das Sprachsystem konzentrierte und bei dem ein symmetrisches Verhältnis angenommen wurde. Kade unterschied dabei zwischen verschiedenen Äquivalenzmöglichkeiten, die er in einem 42 Prunč schreibt Kommunikationsakt (S. 14) und verweist darauf, dass es sich um einen Druckfehler handelt. 43 Dieser Begriff setzte sich erst in den 1990er-Jahren gegen den Begriff Übersetzungswissenschaft durch (vgl. Salevsky 2002:58). Vivien Berg 61

63 Ordnungsprinzip aus theoretischen Kombinationsmöglichkeiten 44 der strukturellen Elemente zweier Sprachen anordnete und damit eine einfache, und vielleicht gerade deshalb so wirksame Äquivalenztypologie entwickelt. Sie wirkte auch in einer Zeit, in der sich ein Teil der Leipziger Forscher bereits von diesem Konzept entfernt hatte, noch immer nach und wurde von Forschern außerhalb der Leipziger Schule, so z. B. von Katharina Reiß (1971), Hans-Jürgen Diller und Joachim Kornelius (Diller + Kornelius 1978), vor allem aber von Werner Koller (1978 c etc.) übernommen. (Prunč 2007:51) Beim Thema der Übersetzbarkeit, das Kade auch als Gretchenfrage bezeichnete, vertrat er durch die Bedingtheit der Äquivalenz die Meinung, dass weder von einer absoluten Übersetzbarkeit noch von einer generellen Unübersetzbarkeit zwischen natürlichen Sprachen ausgegangen werden könnte (vgl. 1977:38f.). Für die Übersetzbarkeit spräche jedoch folgende Eigenschaft von Sprachen: Jedes sprachliche System verfügt über verschiedene potentielle Möglichkeiten, neue Begriffe und somit auch Begriffe, die durch das Zusammentreffen mit Erscheinungen einer bestimmten sozial-ökonomischen und kulturellen Gemeinschaft erstmalig auftreten, nach bestimmten, dem System innewohnenden Gesetzen zu kodifizieren. (1968:72) Die Bedingtheit der Äquivalenz relativierte seinen Ansatz der kommunikativen Äquivalenz, sodass hier noch einmal eine Fortentwicklung und Korrektur der eigenen Ansichten zu erkennen war. Die Bedingtheit entstand, da der kommunikative Wert auch an außersprachliche Komponenten geknüpft war (Wissen, Bräuche etc.), die nicht absolut identisch in der vermittelten Kommunikation übertragen werden konnten. Zudem unterschieden sich wenn auch nur minimal die Kommunikationssituationen in Phase I und III der Translation, in denen der Text jeweils vom Sender an den Empfänger gegeben wurde, woraus ebenfalls Abweichungen resultierten (vgl. 1977:37ff). b) Gert Jäger So können Sprachen deckungsgleich (1:1, totale Äquivalenz) oder unterschiedlich ausdifferenziert sein (1:X; X:1; Eins-zu-Viele- und Viele-zu-Eins-Äquivalenz), sich teilweise überlappen (X:X, Teiläquivalenz) oder keine Entsprechung (1:0, 0:1 Nulläquivalenz) ausweisen (Prunč 2007:51). Bei der Nulläquivalenz unterscheidet Kade in denotative, lexikalisch-semantische und stilistisch-pragmatische Nulläquivalenz (vgl. Kade 1968). Vivien Berg 62

64 Auch Gert Jäger war Professor an der Sektion Theoretische und Angewandte Sprachwissenschaft. Von 1973 bis 1992 hatte er die Professur für Übersetzungswissenschaft und Westslawische Sprachen inne. Als Linguist ging er in seinen Arbeiten ebenfalls von der Sprachwissenschaft aus und ist als Vertreter der Translationslinguistik zu sehen, wobei er annahm, dass die Invariante eines Textes mit linguistischen Mitteln beschrieben werden konnte (vgl. Salevsky 2002:223). Seine Monographie Translation und Translationslinguistik bildete den Höhepunkt der kontrastiv-linguistisch orientierten Translationswissenschaft der Leipziger Schule. Auch er griff das Konzept der kommunikativen Äquivalenz auf und sah eine Übersetzung gelungen, wenn diese Äquivalenz erreicht wurde, indem der Zieltext für dessen Adressaten denselben kommunikativen Wert hatte wie der Ausgangstext für dessen Adressaten. Mit dieser Ansicht weitete er die Invarianzforderung von einzelnen Textelementen auf den gesamten Text aus (vgl. Prunč 2007:53). In der Leipziger Schule erfolgte so allmählich die deutliche Loslösung von der Systemlinguistik. Jäger gilt als entschiedenster Vertreter des linguistischen Ansatzes, wobei auch er nicht darauf reduziert werden darf. Schließlich erkannte er auch die Bedeutung der Pragmatik für die Übersetzung, indem er nicht nur auf die sprachlichen Aspekte einging und diese auch nicht als ausschließlichen Gegenstand erachtete (vgl. 1973:47). Außerdem widmete er sich dem Thema der maschinellen Übersetzung. Dabei versuchte Gert Jäger, den linguistischen Ansatz mit der maschinellen Übersetzung in Zusammenhang zu setzen: Die maschinelle Translation hatte vor allem zur Folge, dass deutlich wurde, dass die linguistischen Fragen der Translation die Hauptschwierigkeit bei der Automatisierung der Umkodierungsprozesse bildeten. Diese Erkenntnis sowie die zuerst von Recker und Fedorov konsequent gestellte Frage, was das Gemeinsame aller Translationsprozesse sei, und die Antwort, dass das Gemeinsame aller Translationsprozesse darin liege, dass es sprachliche Prozesse seien, führte in den 50er Jahren unseres Jahrhunderts zur Entstehung einer linguistischen Theorie der Translation. (1975:73) Den Kernpunkt in Jägers Betrachtungen bildete die Erklärung der Umkodierungsprozesse zwischen natürlichen Sprachen. Im Vordergrund standen dabei das Problem der Invarianten 45 Gert Jäger wurde am in Dresden geboren (vgl. Leipziger Antiquariat). Vivien Berg 63

65 und das Problem der Transferierbarkeit (vgl. Gerzymisch-Arbogast 2007:67), womit er sich den klassischen Themen dieser Zeit zuwandte. Auch Jäger leistete einen Beitrag zur Metasprache der Übersetzungswissenschaft. Auf ihn ist die Bezeichnung translatorische Kompetenz zurückzuführen: Wir gehen nun davon aus, dass die praktische kommunikative Tätigkeit eines Sprachmittlers, d. h. der konkrete Vollzug der Translationsprozesse sich auf seine Fähigkeit gründet, solche Prozesse auszuführen, genauer: auf mehrere Fähigkeiten, die in jeweils spezifischer Kombination der Voraussetzung für die jeweilige Art der translatorischen Tätigkeit bilden. Da wesentliche Gemeinsamkeiten aller Translationsprozesse darin besteht, dass es sprachliche Prozesse sind, nimmt die Fähigkeit, den sprachlichen Prozess der Textzuordnung auszuführen zu können, unter den für die kommunikativen translatorischen Tätigkeiten notwendigen Fähigkeiten den zentralen Platz ein. Wir wollen diese Fähigkeit translatorische Kompetenz nennen und annehmen, dass sie für alle Vollzugsarten gleich ist. (Jäger 1976:2f.) Die translatorische Kompetenz war für Jäger die spezifische sprachliche Fähigkeit, die den Translator in die Lage versetzte, einem AS-Text einen ihm kommunikativ äquivalenten ZS- Text zuzuordnen (1976:3), die sprachliches Wissen umfasste und sich im Zusammenspiel mit außersprachlichen Fähigkeiten zeigte. c) Albrecht Neubert 46 Albrecht Neubert erhielt im Jahr 1962 an der Karl-Marx-Universität die Professur für Englische Sprache, etwas später auch für Übersetzungswissenschaft / Englisch. Er war zudem der erste Institutsleiter der Sektion Theoretische und Angewandte Sprachwissenschaft. Auch Neubert nahm seinen Ausgangspunkt in der Linguistik, ging dabei aber von einer soziound textlinguistischen Position aus. Neubert war der vorsichtigste Vertreter des Ansatzes der kommunikativen Äquivalenz, da es für ihn schwer war, eine Annäherung an Äquivalenz zu messen und objektive Kriterien zur 46 Albrecht Gotthold Neubert wurde am in Hartenstein geboren (vgl. Historisches Seminar der Universität Leipzig 2006). Vivien Berg 64

66 Beurteilung einer Übersetzung festzulegen (vgl. 1985:143f.) 47. Deshalb suchte Neubert nach neuen Möglichkeiten: Neubert unternahm den Versuch, die sieben Textualitätsprinzipien von de Beaugrande und Dressler [ ] als translatorische Äquivalenzkriterien anzusetzen und den kommunikativen Wert eines Textes durch die Einbeziehung textlinguistischer Vorstellungen von der Konstruktion der Gesamtbedeutung des Textes zu definieren (mit Hilfe von Makroregeln, die aus Mikropropositionen Makropropositionen bilden). Dabei könne der kommunikative Wert von Original und Übersetzung in der Regel nicht total übereinstimmen. (Salevsky 2002:223) Neubert ordnete die Textualitätskriterien von de Beaugrande und Dressler 48 dabei neu, sodass sie seiner Zielsetzung entsprachen. Dabei beruhte [d]ie Modernität von Neuberts Auffassung von Textualität und Translation [ ] auf der Tatsache, dass er einen interaktionalen, kommunikativen Ansatz mit einem kognitiven verknüpft hat (Van Vaerenbergh 2007:404). Des Weiteren ist festzuhalten, dass sich Albrecht Neubert bereits früh mit dem pragmatischen Aspekt der Translation beschäftigt hatte und mit seinem Aufsatz Pragmatische Aspekte der Übersetzung im Jahr 1965 die pragmatische Wende in der Übersetzungswissenschaft einleitete. In dieser Arbeit wurde zum ersten Mal eine rein linguistische Betrachtungsweise gesprengt und die Aufmerksamkeit auf die unterschiedliche Verwendung der sprachlichen Zeichen von Sprachbenutzern gelenkt [ ], deren Relevanz des Zieltextes zwar vom Ausgangstext induziert ist, aber unter unterschiedlichen situativen und kommunikativen Bedingungen erfolgt, ergeben sich Diskrepanzen, die der Sprachmittler zu verwalten und gegebenenfalls auszugleichen hat. (Bernado 2007:47f.) Bei der pragmatischen Betrachtung wurde die Sprache in ihrer konkreten Kommunikationssituation gesehen. Damit wurden die Texttypen 49 ein wichtiger Gesichtspunkt der Übersetzung, da sie historisch entstandene mehr oder weniger fest gewordene Kommunikationsmuster (1973a:133) waren und für eine erfolgreiche 47 Neubert war nicht nur bei diesem Ansatz vorsichtiger, sondern auch in seiner gesamten Haltung. Ein Grund dafür waren seine guten Beziehungen zu Übersetzungswissenschaftlern in den USA und die Originallektüre von englischer Literatur (Schmitz ). 48 Robert-Alain de Beaugrande und Wolfgang Ulrich Dressler stellten sieben Kriterien auf, die dazu dienten, Texte von Nicht-Texten zu unterscheiden. Diese Textualitätskriterien bestimmen die Eigenschaften einer Textkommunikation. Wenn ein Text eines dieser Merkmale nicht erfüllt, ist er nicht kommunikativ und somit kein Text. Zu den Textualitätskriterien zählen die Kohäsion, die Kohärenz, die Intentionalität, die Akzeptabilität, die Informativität, die Situationalität und die Intertextualität (vgl. Beaugrande / Dressler 1981:3ff.). 49 Unter Texttypen versteht man heute die verschiedenen Textsorten. Vivien Berg 65

67 Sprachmittlung beachtet werden mussten. Denn je nach der Funktion des Texttyps musste sich der Übersetzer für eine mehr oder weniger treue Übersetzung entscheiden, sodass der Texttyp zu einem wesentlichen Entscheidungsparameter wurde, der auch das Konzept der Äquivalenz beeinflusste. Neubert ordnete Texttypen nach dem Grad der Übersetzbarkeit (und relativierte dabei die Annahme der grundsätzlichen Übersetzbarkeit) (vgl. Bernado 2007:48). Dementsprechend musste bei der Übersetzung zwischen Ziel- und Ausgangstext funktionale Äquivalenz hergestellt werden. Das war gemäß Neubert dann erreicht, wenn mit einem Text oder Textelement in einer konkreten Kommunikationssituation und unter Berücksichtigung einer konkreten Kommunikationssituation und unter Berücksichtigung einer konkreten Textsorte derselbe kommunikative Effekt erzielt wird, wie er durch den Ausganstext in der Ausgangssprache erzielt wurde/worden wäre. (in Prunč 2007:54) Der zielsprachige Leser einer übersetzten Bedienanleitung musste also ebenso in der Lage sein, mit dem Gerät umzugehen, wie der Leser des Originals. Um einen adäquaten Zieltext zu erhalten, musste der Translator also die Zieltextkonventionen beachten und den Text als Ganzheit betrachten. In diesem Ansatz zeigte sich Neuberts Übersetzungsstrategie. Er war nicht mehr für die Anwendung des bottom-up -Verfahrens, sondern dafür, holistisch heranzutreten und ein top-down -Verfahren einzusetzen. Auch die Frage der Übersetzbarkeit stand für Neubert im Vordergrund. Übersetzbarkeit war laut Neubert eine Eigenschaft aller gesellschaftlich-denkbaren Texte (1973:22) und er verstand die Übersetzungstheorie als systematische Lösung des Übersetzbarkeitsproblems (1973:25). 2.3 Ideologische Spuren in den Arbeiten der Leipziger Schule Wie bereits in Punkt B 2 angedeutet wurde, finden sich auch in den Arbeiten der Vertreter der Leipziger übersetzungswissenschaftlichen Schule Verweise auf die Staatsideologie des Marxismus-Leninismus. Dabei sind insbesondere die Aufsätze und Monographien von Otto Kade und Gert Jäger zu nennen. Eberhard Fleischmann geht 2007 in seinem Artikel Ein Rückblick: Durch Parteilichkeit zu den Höhen der Übersetzungskunst in der Zeitschrift Lebende Sprachen auf die ideologische Beeinflussung der Vertreter der Leipziger Schule und vor allem auf die Vivien Berg 66

68 ebengenannten Übersetzungswissenschaftler ein und schafft mit dieser Betrachtung eine einmalige Referenz, die daher in diesem Abschnitt vornehmlich als Sekundärquelle konsultiert wurde. Das Thema der Parteilichkeit des Übersetzers ist für Fleischmann ein wichtiger und zugleich problematischer Aspekt der Leipziger übersetzungswissenschaftlichen Forschung der 60er, 70er und 80er Jahre, der bisher keine kritische Aufarbeitung gefunden hat (2007:98). Diese Aufarbeitung scheint allerdings notwendig zu sein. Außerdem soll gezeigt werden, wie eng wissenschaftliche Weitsicht und doktrinäres Denken verknüpft sein können (2007:101). Eberhard Fleischmann war selbst am Leipziger Institut tätig und kann aus eigener Erfahrung auf die gegebenen politischen Umstände und Schwierigkeiten sowie den Umgang damit in Lehrveranstaltungen eingehen: Der Autor dieses Beitrags war in den Jahren, als dieser Aspekt in den Vordergrund gerückt wurde, in der Ausbildung von Russischdolmetschern an der damaligen Karl-Marx-Universität tätig und hatte wie übrigens auch andere Lehrkräfte in seinen Lehrveranstaltungen durchaus Mühe, diese Problematik zu behandeln, ohne sich mit den Vertretern des Parteilichkeitsgedankens zu solidarisieren oder allzu deutlich zu ihnen auf Distanz zu gehen. (2007:98) Fleischmann würdigt die Arbeiten von Neubert, Jäger und Kade. Besonders Letztgenanntem wird eine hohe Bedeutung beigemessen. Kade hatte sowohl mit seiner Dissertation als auch mit seiner Habilitationsschrift entscheidende Akzente im Bereich der Übersetzungswissenschaft gesetzt und in die Zukunft weisende Beiträge geleistet (vgl. Fleischmann 2007:99). Die Arbeiten wurden jedoch in einem System verfasst, das für sich in Anspruch nahm, alle gesellschaftlichen Zusammenhänge erklären und die Welt verändern zu können (2007:99). Die Menschen auch die Wissenschaftler sollten sich zu diesem System bekennen und sich von diesem leiten lassen, was mit von Parteilichkeit leiten zu lassen (2007:99) zu verstehen gegeben wurde. Wer sich dem nicht entziehen konnte oder wollte (Mit Mühe konnte es gelingen, auf entsprechende Verweise zu verzichten.), war gezwungen, seine Disziplin der Parteilichkeit unterzuordnen. Dies wurde dann kritisch, wenn Parteilichkeit zu einem konstitutiven Begriff der jeweiligen Wissenschaft hochstilisiert Vivien Berg 67

69 und zum Forschungsschwerpunkt erklärt bzw. letztlich sogar die Absicht verfolgt wurde, die philosophische Grundlage, den Marxismus-Leninismus, von der eigenen Disziplin her mitzugestalten und zu bereichern. Eine solche Absicht ist sowohl in den Arbeiten Otto Kades als auch Gert Jägers [ ] unübersehbar. Dass es sich bei ihren Überlegungen zur Parteilichkeit nicht um einmalige Ausrutscher handelte, zeigt die Vielzahl der in diese Richtung zielenden Äußerungen. (2007:99) So hat sich Kade bereits 1966 zu den philosophischen Ansichten der Staatsführung der DDR geäußert. In seinem Artikel Zur Parteilichkeit des Dolmetschers und Übersetzers erklärt Kade, dass Parteilichkeit die Bewertung von Ereignissen und Aussagen von einem bestimmten Standpunkt aus (1966:159) sei, wobei lediglich der richtige Standpunkt Objektivität gewährleisten könne. Dieser richtige Standpunkt ist für ihn der der Arbeiterklasse, deren Grundlage der Marxismus-Leninismus sei (vgl. 1966:160). Dieser richtigen Parteilichkeit stehe die Parteinahme für die Klasse der Kapitalisten gegenüber, die auf Lüge und Irrtum (1966:161) beruhe. Kade geht weiterhin auf die Arbeit von Übersetzern und Dolmetschern ein, für die Parteilichkeit ein Merkmal ihrer Person und ihrer Arbeit sei. Bei ihrer Arbeit würden sie durch die marxistisch-leninistische Bewertung der Kommunikationssituation die Treue zum Original gewährleisten (vgl. 1966:169). Während die richtige Parteilichkeit und die richtige Klassenzugehörigkeit also zu einem adäquaten Zieltext führen, fördern die gegenteiligen Eigenschaften Fehler. Zu diesem Ergebnis kommt Kade, nachdem er im Artikel Übersetzung und Gesellschaft westdeutsche Übersetzungen mit ihren russischen Ausgangstexten vergleicht. So seien den Übersetzern gesellschaftlich bedingte, d. h. zum Beispiel aufgrund der Ausbildung, Fehler unterlaufen, zudem hätten sie die Pragmatik nicht zielpublikumsgerecht wiedergegeben und die Aussage verändert. Da dafür eine Analyse gesellschaftlicher Erscheinungen notwendig sei, sieht Kade die Wahrung der Pragmatik als klassenbedingte und ideologieabhängige (1966:237) Leistung. In seiner Monografie Die Sprachmittlung als gesellschaftliche Erscheinung und Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung baut Kade das Konzept der Parteilichkeit noch allgemeinphilosophisch aus (vgl. Fleischmann 2007:99). Er geht noch einmal auf den richtigen Standpunkt und die richtige Klasse ein. Dabei sei die Arbeiterklasse die einzig wissenschaftliche, weil ihr vom Menschen erkannte Gesetzmäßigkeiten in Natur und Gesellschaft zugrunde liegen (Kade 1980:38). Nur auf dieser Basis könne die Wahrheit Vivien Berg 68

70 ermittelt werden, denn schließlich beruhe die marxistisch-leninistische Parteilichkeit auf Objektivität. Durch die Verbindung mit dem Begriff Objektivität wird die Vorstellung der Parteilichkeit von Kade etwas abgeschwächt. Seine Aussage, dass Parteilichkeit nicht als eine ideologische[ ] Umwertung des Originals (1980:46) verstanden werden darf, mäßigt Kades Darstellung ebenso wie die Erklärung, dass die wirklichen gesellschaftlichen Verhältnisse in Kommunikationssituationen beachtet werden müssten (vgl. Fleischmann 2007:99). Dabei müssten sozialistische Übersetzer und Dolmetscher auch bei Texten die Treue zum Original wahren, die nicht der eigenen Überzeugung entsprechen, wie zum Beispiel antikommunistische Hetze (Kade 1980:46). Bei solchen Texten müsste jedoch zunächst geprüft werden, ob eine Übersetzung wünschenswert und für die Absichten und Aufgaben [ ] der Arbeiterklasse (Kade 1980:47) zweckdienlich ist. Diese Überprüfung sollte nicht nur von außen erfolgen, sondern auch vom Sprachmittler übernommen werden. Dieser müsse ebenfalls entscheiden, ob die Übersetzung politisch verantwortlich ist und sein Produkt anschließend nicht politischen Schaden anrichtet (Kade 1980:47). Auch in dieser Ausarbeitung beschäftigt sich Kade mit der Arbeit westdeutscher Sprachmittler. Hier zeigt er aber nicht mehr nur deren Fehler auf, sondern bestreitet deren Fähigkeit, gesellschaftliche Faktoren, die in Kommunikationssituationen zum Tragen kommen, zu erkennen (vgl. 1980:43). Sie würden Abläufe in der Sprachmittlung, die gesellschaftlich bedingt sind, als rein sprachliche Erscheinung (1980:44) sehen. Damit würden Sprachen allein eine Weltanschauung aufzeigen und der Sprachmittler lediglich sprachliche Unterschiede überwinden müssen. Diesem Ansatz fehlt, dass auch gesellschaftliche Unterschiede erfasst und aufgearbeitet werden müssen (vgl. 1980:45). Kade kritisiert zudem den missbräuchlichen Einsatz von Übersetzungen. Ein Beispiel für die Verwendung von Übersetzungen für imperialistische Klasseninteressen (1980:57) ist die westdeutsche Übersetzung des Viermächte-Abkommens über Berlin 50. Im Abkommen wird 50 Das Viermächte-Abkommen über Berlin wurde am 03. September 1971 zwischen den USA, Großbritannien, Frankreich und der UdSSR geschlossen. Ziel des Abkommens war die Sicherung der Zufahrtswege nach West- Berlin und die Verständigung über den Status von Berlin. Im Abkommen wird Berlin als Vier-Mächte-Stadt festgeschrieben, die UdSSR verpflichtet sich, die Verkehrsverbindungen zwischen West-Berlin und der BRD nicht zu behindern und es wird eine Verbesserung der Kommunikation zwischen West- und Ost-Berlin zugesagt. In der DDR wurde das Abkommen als Vierseitiges Abkommen bezeichnet. (vgl. Bundeskanzler Willy Brandt Biografie). Vivien Berg 69

71 bei der Beschreibung der Beziehung zwischen West-Berlin und der Bundesrepublik in der englischen Version von ties, in der französischen von liens und in der russischen von связи gesprochen. Während in der Übersetzung der DDR Verbindungen verwendet wird, entschieden sich die Übersetzer des westdeutschen Zieltextes für Bindungen. Laut Kade habe die westdeutsche Übersetzung von Kontext- und Wirklichkeitsbezügen (1980:58) abstrahiert und auf diese Weise den Text verfälscht. Es bestünden gemäß der DDR-Position zwischen West-Berlin und der BRD lediglich technische Verbindungen und keine engeren Bindungen (vgl. Fleischmann 2007:100), sodass die Bonner Variante falsche Tatsachen implizierte. Otto Kade bezog in seine Überlegungen zum Umkodierungsprozess auch andere Möglichkeiten mit ein, um Sprachbarrieren beseitigen zu können. Eine mögliche Alternative zur Sprachmittlung ist der Einsatz einer Mittlersprache. Dabei hebt er Englisch und Russisch hervor, deren Durchsetzungschancen unter Berücksichtigung der politischen Systeme unterschiedlich bewertet werden: In großen Teilen der kapitalistischen Welt wird Englisch als Mittlersprache benutzt. Seine Entwicklung zur globalen Mittlersprache ist jedoch durch sozial-ökonomische Faktoren beschränkt. Der Ausbreitung des Englischen, die sich heute in der Regel als Folge eines erhöhten politischen und ökonomischen Einflusses der USA vollzieht, sind durch das sozialistische Lager und durch die um ihre vollständige Befreiung von der imperialistischen Bevormundung ringenden jungen Nationalstaaten Grenzen gesetzt [ ] Die Erfahrungen, die bei der Verbreitung des Russischen in der Sowjetunion und teilweise im sozialistischen Lager gesammelt wurde, berechtigen zu dem Schluß, daß der Sieg des Kommunismus im Weltmaßstab günstige Voraussetzungen für die Ausbreitung einer globalen Mittlersprache schaffen wird. (Kade 1968:53) Wie zu Beginn dieses Abschnittes erwähnt, war Kade nicht der einzige Vertreter der Leipziger Schule, in dessen Arbeiten ideologische Betrachtungen zu finden sind. Gert Jäger 51 hat ebenfalls auf den Marxismus-Leninismus oder Lenins linguistische Ansichten verwiesen. Beispielsweise bezieht sich Jäger bei der Klärung der Frage, wie sich die Bedeutung und damit der kommunikative Wert eines Textes zusammensetzen, auf Lenin: 51 Gert Jäger war u. a. der letzte Parteisekretär am Institut vor der Wiedervereinigung. Dieses Amt wurde wie die Institutsleitung rotationsmäßig vergeben (Schmitz ). Vivien Berg 70

72 Die marxistisch-leninistische Sprachtheorie kann bei der Lösung dieser (über die Linguistik hinaus in die Erkenntnistheorie hineinreichenden) Frage an eine Bemerkung LENINS anknüpfen, der das Wesen des Problems sehr tief erfaßte, als er notierte Name ist Zufälligkeit und drückt die Sache selbst nicht aus (1971:265). Wir gehen demnach grundsätzlich davon aus, daß die Motivation von Benennungen nicht deren signifikative Bedeutung reflektiert oder die signifikative Bedeutung einer Benennung nicht durch die Motivation der Benennung bestimmt ist [ ]. (1975:96) Jäger sieht die Sprachwissenschaft als eine marxistisch-leninistische Disziplin, wodurch auch bestimmte wissenschaftliche Herangehensweisen vorgegeben werden: Die marxistischleninistische Sprachtheorie muß deshalb von einer dialektischen Auffassung des sprachlichen Zeichens ausgehen [ ] (1975:97). Kade orientiert sich ebenfalls an den Sprachauffassungen des Marxismus-Leninismus. Er sieht Karl Marx und Friedrich Engels zwar nicht als Sprachwissenschaftler, deren Aussagen über die Sprache 52 bilden dennoch für ihn die Grundlage für die Sprachbetrachtung und damit auch für die Sprachmittlung (vgl. Kade 1980 Fußnote 31). Auch für Kade ergeben sich bestimmte Ansätze aus der Annahme der marxistisch-leninistischen Sprachauffassung: Für eine auf dem Marxismus-Leninismus fußende Sprachwissenschaft ist die kommunikationswissenschaftliche Betrachtung vielmehr eine notwendige Ergänzung, die es gestattet, sprachliche Phänomene [ ] in größeren gesellschaftlichen Zusammenhängen zu sehen. (1980:27) Außerdem soll die Translationslinguistik für Gert Jäger einen Beitrag zur sozialen Erkenntnis leisten und der Gesellschaft dienen. Dabei ist sie mit der geltenden Weltanschauung verbunden: Das bedeutet aber auch, daß sich die Translationslinguistik sowohl als eine auf den Marxismus-Leninismus gegründete theoretische Disziplin als auch als eine Disziplin verstehen muß, die zugleich auch eine praktisch-geistige Tätigkeit umfaßt, d. h. die geistige Vorwegnahme von auf die praktische Aneignung und Veränderung der Wirklichkeit gerichteten Tätigkeiten ebenfalls zum Gegenstand hat. (Jäger 1977:21) 52 Diese Aussagen wurden 1974 in Über Sprache, Stil und Übersetzung in Berlin veröffentlicht. Vivien Berg 71

73 Jäger sah zwischen der Sprachmittlung unter sozialistischen und unter kapitalistischen Bedingungen einen Unterschied (vgl. Fleischmann 2007:100). Durch den Klasseninhalt (Jäger 1984:24) und die unterschiedliche Beantwortung der Fragen, für wen und wozu übersetzt werde, unterscheiden sich beide Sprachmittlungsformen (vgl. Jäger 1984:24). In der DDR diente die Sprachmittlung verantwortungsvollen Aufgaben wie der Durchsetzung der friedlichen Koexistenz, der Fortsetzung des antiimperialistischen Kampfes, der auslandswirksamen Darstellungen des realen Sozialismus und der Herausbildung eines Feindbildes vom Imperialismus (Jäger 1984:24f.). Laut Fleischmann zeige sich hier Jägers Absicht, die zentralen Begriffe der DDR-Philosophie mitzubestimmen (Fleischmann 2007:100). Für Jäger sollte die Translationslinguistik im Rahmen der marxistisch-leninistischen Sprachtheorie eine marxistisch-leninistische Theorie der Translation [ ] erarbeiten, die auf den Grundbestandteilen des Marxismus- Leninismus aufbaut und ihn zugleich bereichert. (Jäger 1975:83) Jäger beschränkt die gesellschaftlichen Unterschiede, die zweifelsfrei vorhanden waren, allerdings auf politische Umstände. Auch er sah in der marxistischen Parteilichkeit des Übersetzers die richtige Parteilichkeit. Genau genommen gab es nur die marxistische bzw. sozialistische Parteilichkeit. Eine kapitalistische Parteilichkeit existierte nicht. Nach Jägers Auslegung der marxistisch-leninistischen Parteilichkeit stellten sich ihre Anhänger in den Dienst des gesellschaftlichen Fortschritts (vgl. Fleischmann 2007:101). Übersetzer und Dolmetscher, die einer anderen Gesellschaftsordnung angehören, würden einem Betrug und Irrtümern zum Opfer fallen. Die Arbeit dieser Sprachmittler sei nach Kade als parteiisch zu beurteilen (Kade 1980:38). Nach außen würde durch den bewußten oder unbewußten Verzicht [ ] auf die Bewertung der gesellschaftlichen Rolle von Aussagen (Kade 1966:159f.) Objektivität vorgegeben, um die Parteilichkeit zu verbergen. Jäger und Kade haben einige Arbeiten gemeinsam verfasst, wie zum Beispiel den Artikel Zu einigen Aspekten des Verhältnisses von Sprachmittlung und Gesellschaft von In diesem Text thematisieren sie erneut die Parteilichkeit von Sprachmittlern, Vivien Berg 72

74 wobei sie wiederum den Versuch unternahmen, die vom Sprachmittler geforderte Gründlichkeit, Sachlichkeit, Neutralität und Auftragsgebundenheit in marxistischleninistische Parteilichkeit umzufunktionieren. (Fleischmann 2007:100) Bei ihren Überlegungen gingen sie dahingehend durchaus von richtigen Annahmen aus, dass sich in der Sprache insbesondere in der Lexik gesellschaftliche Zusammenhänge widerspiegeln (vgl. Kade / Jäger 1973:211). Die Bedeutung des Kontextes und des Zwecks der Sprachmittlung sind ebenfalls gesellschaftlich unterschiedlich, sodass Kade und Jäger auch hier Recht hatten. Doch engten sie den funktionalen Bereich zu sehr ein, indem sie Menschen ausschließlich als Vertreter einer Klasse oder Schicht wahrnahmen (vgl. 1973:212). Abschließend wollten Jäger und Kade in ihrem Beitrag noch darauf aufmerksam machen, dass sich Parteilichkeit und Objektivität nicht ausschließen. Ihre Schlussfolgerung ist in einem DDR-typischen Stil verfasst und daher relativ lang: Deshalb gehört zu den zu postulierenden Qualifikationsmerkmalen des Sprachmittlers nicht nur die Kenntnis zweier Sprachen und der Äquivalenzbeziehungen zwischen ihnen sowie Sachverständnis in bezug auf den Gegenstand der Kommunikation, sondern auch und vor allem ein fester Klassenstandpunkt, d. h. marxistisch-leninistische Parteilichkeit (bzw. unter den Bedingungen der Machtausübung der Arbeiterklasse sozialistische Parteilichkeit), die auf dem Fundament einer soliden gesellschaftswissenschaftlichen Bildung (im besonderen in Marxismus-Leninismus und Länderwissenschaften) in ständiger politisch-ideologischer Verarbeitung der Ereignisse und Entwicklungen in der weltweiten Klassenauseinandersetzung zwischen dem sieghaften Sozialismus/Kommunismus und dem absterbenden Imperialismus/Kapitalismus wachgehalten und immer wieder erneuert werden muß. Das Postulat der Parteilichkeit des Sprachmittlers ist eine zwingende Schlußfolgerung aus der gesellschaftlichen Determiniertheit der Sprachmittlung, die wir nachzuweisen versucht haben [ ] Die marxistisch-leninistische [ ] Parteilichkeit des Sprachmittlers äußert sich darin, daß er die für den Verlauf und das Ergebnis der Sprachmittlung relevanten gesellschaftlichen Gegebenheiten (sowohl die über die sprachlichen Zeichen vermittelten als auch die unmittelbar aus dem gesellschaftlichen Kontext heraus wirkenden) vom Standpunkt der Arbeiterklasse und ihrer wissenschaftlichen Weltanschauung aus beurteilt und bewertet, um hieraus die im Interesse der Objektivität und Originaltreue notwendigen Schlußfolgerungen für die Umkodierung [ ] zu ziehen. [ ] Nur der Marxismus-Leninismus liefert dem Sprachmittler sichere Bewertungsmaßstäbe, denen vom Menschen erkannte objektive Gesetzmäßigkeiten [ ] zugrunde liegen. Marxistisch-leninistische (sozialistische) Parteilichkeit steht daher nicht etwa im Widerspruch zur Originaltreue, sondern bildet vielmehr eine solide Basis für deren Einhaltung. (Kade / Jäger 1973:214f.) Vivien Berg 73

75 Auch anderen Betrachtungen ist die Erwähnung des Marxismus-Leninismus nicht entgangen. So schreibt Ballard: Désireux de ménager les susceptibilités des dirigeants politiques, les traductologues estallemands parlaient volontiers de Karl Marx, citaient des journaux et des revues communistes et décortiquaient complaisamment les interviews accordées par le secrétaire général du comité central du SED. Ainsi, dans une étude intitulée «Translation und Texttheorie», Albrecht Neubert cite un article paru dans le Morning Star ; dans une étude intitulée «Die Rolle der Präinformation bei der Analyse und Übersetzung von Texten», S. Bastian cite des phrasesexemples tirées des Cahiers du Communisme ; et un numéro de la revue Fremdsprachen paru en 1985 contient de larges extraits d un entretien accordé par Erich Honecker au quotidien Le Monde. (2011 :166) Gleichzeitig belegt er damit, dass diese Haltung zur Normalität gehörte, sodass Kade und Jäger nicht als Ausnahmen gesehen werden können. Wie diese Haltung und die wissenschaftliche Arbeit der Leipziger Schule von anderen Translatologen aufgenommen wurden, soll im nächsten Abschnitt erläutert werden. 2.4 Wie sehen andere Übersetzungswissenschaftler die Leipziger Schule? Zahlreiche Übersetzungswissenschaftler beschäftigten und beschäftigen sich mit der Leipziger übersetzungswissenschaftlichen Schule. Dabei sind vor allem die deutschsprachigen Translatologen Werner Koller und Wolfram Wilss zu nennen. In ihren Arbeiten sind sowohl Zustimmungen, aber auch Ablehnungen zu finden. So wurde der Terminus Translation von der westlichen Übersetzungswissenschaft, die das Wort Sprachmittlung verwendete, häufig abgelehnt, als unnütz und ideologisch befrachtet bezeichnet (Prunč 2007:15). Insbesondere die ideologischen Äußerungen wurden kritisch kommentiert. Hier ist zum Beispiel Werner Kollers Auseinandersetzung mit Otto Kade zu erwähnen. Die Monografie Die Sprachmittlung als gesellschaftliche Erscheinung und Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung von Otto Kade (1980) kommentierte Koller mit den Worten: Dieses verbissen dogmatische Buch bringt den Nachweis, daß die marxistisch-leninistische Weltanschauung sicheres Fundament für Wissenschaftlichkeit und Originaltreue in der Sprachmittlung ist [ ]. (Koller 1983:6) Vivien Berg 74

76 Trotz dieser Kritik war Koller nicht nur uneins mit den Ansätzen der Leipziger Schule. Bei seinen Äquivalenztypen kam er der Ordnung von Otto Kade sehr nah und bei der Zieltextproduktion stimmte er Albrecht Neubert zu, dass ein ansprechender Text keine bloße Addition wohlgeformter Sätze sei (Prunč 2007:66). Insgesamt war Koller jedoch gegen den funktionalistischen Ansatz und dafür, die Übersetzungswissenschaft weiter zu fassen, als es in Leipzig getan wurde (vgl. Gerzymisch-Arbogast 2007:65). Auch Wilss lehnte den funktionalistischen Ansatz ab, kam den Leipzigern allerdings sehr nah, wenn er Translation als internationales Kommunikationsmedium (1977:9) bezeichnete. Wilss stand ihren Auffassungen insgesamt am nächsten. Er suchte ebenfalls nach den Möglichkeiten und Grenzen der Übersetzbarkeit (vgl. Gerzymisch-Arbogast 2007:69). Dies zeigt auch, dass zu dieser Zeit generell ein linguistisch-kommunikationsorientierter Ansatz verfolgt wurde und die Leipziger Schule eine zeitgemäße Tendenz widergespiegelt hat. Bernado kommentiert die generelle Haltung, die andere übersetzungswissenschaftlichen Richtungen gegenüber Leipzig einnahmen, wie folgt: Trotz ihrer bahnbrechenden und zentralen Stellung in der Entwicklung der Übersetzungswissenschaft im deutschsprachigen Raum ist die Rezeption der Leipziger Schule verhältnismäßig gering geblieben. Vor allem in den sechziger und siebziger Jahren lässt sich nur eine spärliche Beschäftigung mit dem in Leipzig entwickelten kommunikativen Ansatz feststellen, etwa bei Wilss (1977). Bei Koller (1979) findet man schon eine ausführlichere Behandlung der Leipziger Schule: Es werden die zwei von Kade und Jäger vorgeschlagenen Vollzugsarten von Translation erläutert (Substitution bzw. Umkodierung aufgrund bereits in den zwei Sprachen standardisierter Entsprechungen und Interpretation bzw. Neukodierung aufgrund Versprachlichung von interpretierten Bewusstseinsinhalten) sowie das kommunikative Übersetzungsmodell und die Axiome der prinzipiellen Ausdrückbarkeit und Übersetzbarkeit im Rahmen der sprachtheoretischen Auseinandersetzung über die Äquivalenzproblematik kritisch behandelt. (2007:57) Obwohl sich Neubert umfassend mit der Pragmatik beschäftigte, bei Jäger, der am stärksten linguistisch orientiert war, auch nicht nur die Mechanismen des Übersetzens Berücksichtigung fanden und Kade konstatierte, dass sich der kommunikative Wert eines Textes nicht nur aus sprachlichen Komponenten ergäbe, [ ] wurden die Leistungen der Leipziger Schule bezogen auf die außersprachliche, pragmatische Komponente bei der Translation [wenig gewürdigt und vielfach missverstanden] (Gerzymisch-Arbogast 2007:69f.). Vivien Berg 75

77 Wolfgang Pöckl stellte 2007 bei seiner Studie zur Beachtung der Leipziger Schule in Einführungswerken der Übersetzungswissenschaft fest, dass ihre Pionierleistungen in der Summe durchaus gewürdigt würden und einige Translatologen (z. B. Salevsky und Prunč) die Weiterentwicklung und den Ausbau des Konzepts der kommunikativen Äquivalenz zur funktionalen Äquivalenz honorierten. Zudem würde Neubert als Vorreiter gesehen, was die Einbeziehung der Pragmatik in den Übersetzungsprozess beträfe (vgl. Pöckl 2007: 345f.). 2.5 Abschließende Betrachtung zur Leipziger Schule Insgesamt kann gesagt werden, dass die Leipziger Schule in einem politisch bedingt schwierigen Umfeld für ihre Zeit innovative Erkenntnisse gesammelt hat. So zählt Otto Kade mit seinen Definitionen und seiner Metasprache auch heute noch zu den viel zitierten Vertretern der deutschsprachigen Übersetzungswissenschaft (vgl. Wotjak 2007:15). In ihrer Blütezeit zwischen 1964 und den 1980er-Jahren galt die Leipziger Schule als richtungsweisende Forschung, die die Übersetzungswissenschaft entscheidend geprägt hatte (vgl. Gerzymisch-Arbogast 2007:59). In dieser Zeit wurde die wissenschaftliche Arbeit von einer besonders anregenden Atmosphäre unterstützt. In den 1980er-Jahren musste durch ein Ausscheiden verschiedener Vertreter ein deutlicher Rückgang verzeichnet werden (vgl. Wotjak 2007:XI). Die Leistungen der Leipziger Schule können zusammenfassend wie folgt dargelegt werden: Die anfängliche Grundannahme, bei der Translation handele es sich lediglich um einen Umkodierungsprozess, erwies sich schnell als zu eng, und auch vom kontrastiv-linguistischen Ansatz, bei dem auf der Ebene der Sprachsysteme nach Äquivalenz gesucht wurde, entfernte man sich wieder, da sich herausstellte, dass dieser Ansatz nicht zielführend war. Der Versuch, Gleichheits- bzw. Ähnlichkeitsbeziehungen zwischen Sprachen herzustellen, scheiterte, da die Sprache letztendlich einen anderen Weg vorgegeben hat. Durch den kommunikationstheoretischen Ansatz lag der Fokus nicht mehr allein nur auf den Sprachsystemen, sondern auch die Akteure innerhalb der Kommunikation haben allmählich Berücksichtigung gefunden. In der Spätphase nahm man schließlich Abstand von der Untersuchung von Äquivalenzbeziehungen auf der Ebene der Sprachsysteme und näherte sich Vivien Berg 76

78 durch den Einfluss der Text- und Soziolinguistik Überlegungen zur Bedingtheit der Translation in verschiedenen Kommunikationssituationen. Man ging vom Sprachsystem über zu den verschiedenen Erscheinungsformen. Der Text wurde früh durch Gert Jäger als Ganzes betrachtet und zur relevanten Übersetzungseinheit. Während dieser Entwicklung wurde stets angenommen, dass zwischen den Texten (Ausgangs- und Zieltext) Funktionsgleichheit herrscht (vgl. Prunč 2007:57). Das vertretene Konzept der kommunikativen Äquivalenz war kompatibel mit anderen Ansätzen, die später erschienen und teilweise in Konkurrenz zur Äquivalenz-Theorie standen. Gleichzeitig bildete dieses Konzept den größten Unterschied zu den Vertretern der Funktionalisten 53. Während der Anfänge der Übersetzungswissenschaft schien die Äquivalenz geeignet, um den Prozess der Translation richtig zu beschreiben (vgl. Prunč 2007:78). Neben den eigenen Leistungen im Bereich der Übersetzungswissenschaft ist es ein Verdienst der Leipziger Schule, dass sie die Arbeiten slawischer Translatologen durch die Übersetzung für das deutschsprachige Publikum zugänglich gemacht haben (vgl. Bernado 2007:48). Außerdem hat sie zu einer einheitlichen Terminologie und Arbeitsweise beigetragen, dadurch auch methodologische Fortschritte erzielt und sich um eine wissenschaftliche Betrachtung der Sprachmittlung sowie um eine adäquate Ausbildung bemüht (vgl. Bernado 2007:54f.). Dadurch, dass die Leipziger Schule zur Verwissenschaftlichung der Disziplin, zur Bestimmung und Definition des Forschungsgegenstandes, zur Klärung terminologischer und methodologischer Fragestellungen der Übersetzungswissenschaft entscheidend beiträgt und darüber hinaus sowohl linguistische als auch semiotische Gesichtspunkte in die eigene Betrachtung mit einschließt, fasst sie vorherige wissenschaftliche Bemühungen in sich zusammen. Zwar öffnet sie zugleich auch den Blick auf den Zielkontext und auf dessen Spezifik [ ], aber es besteht weiterhin ein Gleichgewicht zwischen dem Ausgangs- und dem Zielkontext, beide Pole halten sich gleichberechtigt die Waage. Beim funktionalistischen Ansatz hingegen wird später dieses Gleichgewicht zerstört (mit der so genannten Entthronung des Originals) und nur der Zielkontext verabsolutiert. (Bernado 2007:55) Als Schwachpunkt kann den Leipzigern vorgehalten werden, sich nie konsequent mit der Skopostheorie beschäftigt und den Auftraggeber im Translationsprozess stets vernachlässigt zu haben. Doch darf die Leipziger Schule nicht nur auf ihr linguistisches Herangehen reduziert werden, da sie sich in den eigenen Reihen, beispielsweise mit der pragmatischen 53 Während der Ausgangstext für das Äquivalenz-Konzept die entscheidende Größe ist, sehen die Funktionalisten das Zielpublikum als wichtigste Variable im Übersetzungsprozess. Vivien Berg 77

79 Wende und dem kommunikativen Ansatz von Albrecht Neubert, weiterentwickelt hat (vgl. Wotjak 2002a:10f.). Die gesellschaftliche Prägung von Übersetzern wird in erster Linie jedoch nicht bei wissenschaftlichen Beiträgen, sondern bei ihrer praktischen Arbeit deutlich. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn sie für ein Zielpublikum schreiben, dessen Mitglieder nicht aus ihrer Kommunikationsgemeinschaft stammen. In jeder Kommunikationsgemeinschaft werden andere Ideen und Weltbilder vermittelt, die sich in der Sprache widerspiegeln. So kam es beispielsweise bei der Vollversammlung der ARGE Alpenadria im Jahr 1986 zu einem Eklat, als eine Übersetzung für einige Delegationsmitglieder die Anrede Genossen enthielt, die sich dadurch düpiert fühlten (vgl. Prunč 2007:24). Während es für den Übersetzer eine vollkommen gewöhnliche und neutrale Anrede war, hatte diese Anrede für den Empfänger eine andere Konnotation. Nachdem nun sowohl einige Aspekte zur DDR als auch die Übersetzungswissenschaft und die Ausbildung näher vorgestellt wurden, beschäftigt sich die Arbeit im Anschluss mit der praktischen Tätigkeit von Übersetzern in der DDR und der Versprachlichung von deutschsprachigen ebenso wie von fremdsprachigen Texten. C DIE ÜBERSETZERISCHE PRAXIS IN DER DDR 1 Die Übersetzertätigkeit In der DDR arbeitete die Mehrheit der Übersetzer direkt in einem Betrieb, für einen Verlag oder für einen der beiden Sprachdienste. Im Vergleich zu anderen Ländern waren nur wenige Übersetzer freiberuflich tätig (vgl. Uhlmann) 54. Einen hohen Stellenwert hatte zudem die Literaturübersetzung. Während heute effektiv mehr pragmatische Texte übersetzt werden, wurde Übersetzen damals auch in der DDR vorrangig mit Werken der Belletristik und Dramatik in Verbindung gebracht. Der Weg in den Beruf wurde von der Universität geebnet, die, wie unter Punkt B 1.1 erwähnt, 54 Die Freiberuflichkeit wird unter Punkt C 1.2 behandelt. Der Inhalt des Telefonats mit Herrn Uhlmann ist im Anhang unter Punkt 12 Telefonat mit Herrn Peter Uhlmann zu finden. Vivien Berg 78

80 verpflichtet war, für die Absolventen einen Arbeitsplatz zu finden. Von zentraler Bedeutung war dabei: 1.1 Der Fremdsprachendienst Intertext 55 Intertext wurde im Jahr 1962 gegründet und war einer der beiden Fremdsprachendienste der DDR 56. Neben dem Hauptsitz des Betriebes, welcher der SED unterstand, in Ostberlin gab es Zweigstellen in sieben weiteren Bezirken der DDR an Wirtschaftsschwerpunkten. Intertext beschäftigte Übersetzer, Dolmetscher, Lektoren und Spezialisten bestimmter Fachgebiete. Zwischenzeitlich war der Sprachendienst Arbeitgeber von Personen, womit er einer der größten Sprachmittlungsunternehmen der Welt war (vgl. W. D ) 57. Vor der Wiedervereinigung waren Mitarbeiter in einer Festanstellung bei Intertext beschäftigt. Einige Aufträge wurden gegen ein Honorar auch an freiberufliche Übersetzer und Dolmetscher vergeben. Der Sprachendienst dominierte den Sprachmittlungsbereich in der DDR und kümmerte sich um Übersetzungs- und Dolmetschdienstleistungen in den verschiedensten Fachbereichen, wie zum Beispiel Politik, Wissenschaft und Technik. Es wurden aber auch allgemeinsprachliche Texte (Zeitungsartikel etc.) übersetzt. Zudem war Intertext für Beglaubigungen von bereits übersetzten Dokumenten zuständig. Die Übersetzung einer Seite (30 Zeilen) kostete 13 DDR-Mark, die Honorartätigkeit wurde mit 9,- DDR-Mark entlohnt (W. D ). Bei Intertext wurde von Anfang an nach dem Vier-Augen-Prinzip gearbeitet und die Zieltexte mussten den staatlichen Anforderungen entsprechen. Dementsprechend wurden die Dokumente gemäß den allgemein gültigen Technischen Güte- und Lieferbedingungen 55 Die Informationen zum Fremdsprachendienst Intertext wurden von Manfred Schmitz in Gesprächen am und am (Der Inhalt der Gespräche ist im Anhang unter Punkt 11 Gespräche mit Herrn Manfred Schmitz zu finden) zur Verfügung gestellt und durch Informationen weitere Übersetzer vervollständigt. 56 Neben Intertext gab es den Sprachendienst Interpret. Dieser unterstand der CDU und arbeitete für diese Partei und die Wirtschaft. Bei Interpret arbeiteten im Gegensatz zu Intertext mit zwei bis drei Personen kaum Festangestellte. In der Regel wurden die Aufträge dort von Freiberuflern bzw. Teilzeit-Freiberuflern übernommen (Schmitz ). 57 Der Brief von W. D. ist im Anhang unter Punkt 7 Brief von W. D. zu finden. Vivien Berg 79

81 (TGL) 58 angefertigt. Da einige Übersetzer bei Intertext auch für Texte zur Außendarstellung und Propaganda zuständig waren, hatte der Sprachendienst ebenfalls Zugang zur westlichen Presse (z. B. Le Monde, The Times, Daily Worker [ab 1966 Morning Star] oder El País). Die Inhalte dieser Tageszeitungen wurden unter den Mitarbeitern rege diskutiert. Intertext war in dieser Hinsicht relativ frei. Wenn für eine Übersetzung verbotene Literatur benötigt wurde, dann wurde diese Literatur bereitgestellt und die nötige Genehmigung für den Giftschrank der Staatsbibliothek in Berlin erteilt. Die Mitarbeiter mussten zwar auch an Parteilehrgängen der SED oder dem Parteilehrjahr teilnehmen, fühlten sich jedoch nicht ideologisch unterdrückt. Wichtige Auftraggeber von Intertext waren sowohl die SED und der Staatsapparat als auch die Wirtschaft. Für den Staat waren vor allem die Dolmetscheinsätze für Delegationen von Bedeutung. Insgesamt war das Verhältnis zwischen Übersetzungs- und Dolmetschaufträgen ausgeglichen. Für die Wirtschaft war die Zahl der Übersetzungen höher. Die Betriebe erhielten jedes Jahr einen bestimmten Fonds, der für Übersetzungen bei Intertext verbraucht werden durfte (W. D ). Gelder, die innerhalb der zwölf Monate nicht eingesetzt wurden, durften nicht mit ins Folgejahre genommen werden, sodass es im November und Dezember den Hochleistungsmonaten teilweise zu unnötigen Übersetzungsaufträgen kam (z. B. zusätzliche Broschüren) (vgl. W. D ). In der Zentralleitung in Berlin wurden Mitte der 1970er-Jahre zwei Bereiche eingerichtet: der Direktionsbereich I (Wirtschaft) und der Direktionsbereich II (Politik). Der Direktionsbereich II befasste sich im Besonderen mit Übersetzungen von Texten über die DDR. Dazu gehörten die Übersetzungen des Buches Die DDR stellt sich vor, das in elf Sprachen veröffentlicht wurde, sowie von Informationsheften zu Sozialpolitik, Wissenschaft oder Landwirtschaft in der DDR. Dabei wurde mit ausländischen, bei Intertext angestellten Übersetzern zusammengearbeitet. Für das Presseamt des Ministerates wurden in erster Linie informative Texte übersetzt, vorwiegend russische Zeitschriften, die in einer Cover-to- 58 Die Technischen Güte- und Lieferbedingungen entsprachen den DIN-Normen der BRD. Diese Bedingungen wurden in Gesetzblatt-Sonderdrucken oder TGL-Taschenbüchern veröffentlicht und mussten verpflichtend eingehalten werden (vgl. Bauer 2012). Vivien Berg 80

82 Cover-Translation übertragen wurden. Zu den Großereignissen im politischen Bereich gehörten die Parteitage, die alle vier Jahre stattfanden, Großveranstaltungen der FDJ oder Gewerkschaftskongresse. Parteiveranstaltungen wurden in bis zu 24 Sprachen (u. a. Suaheli und Vietnamesisch) gedolmetscht. Die entsprechenden Broschüren wurden 14 Tage vor den Versammlungen übersetzt. Da der Inhalt bis zur Veranstaltung geheim war und geheim bleiben sollte, arbeiteten die Übersetzerteams von 150 bis 200 Personen isoliert von der Außenwelt im damaligen Bezirk Neubrandenburg. Die Mitarbeit an solchen Veranstaltungen wurde den Übersetzern und Dolmetschern mit Auszeichnungen (und gelegentlich Prämien) gedankt, die zu den auch bei Intertext zahlreich vergebenen beruflichen Ehrungen hinzukommen 59. Wie bereits unter Punkt B 1.1 erwähnt, unterhielten die Universitäten enge Beziehungen mit potentiellen Arbeitgebern und insbesondere mit Intertext, da der Sprachendienst auch die Lenkung der Studenten, d. h. die Vermittlung einer Arbeit übernahm. Diese Aufgabe wurde dem Betrieb von staatlicher Seite erteilt. Zudem war Intertext ein Praktikumsbetrieb, der ständig zwischen 30 und 40 Praktikanten beschäftigte. Bei der Einstellung bei Intertext wurden verwandtschaftliche Beziehungen des Bewerbers nach Westdeutschland besonders registriert. Diese wurden in einem dafür (auch in anderen Betrieben) üblichen Formular erfasst 60. Das Fehlen solcher Verwandtschaftsgrade war die Voraussetzung, um in den Reisekader aufgenommen zu werden. Wie jeder Betrieb hatte Intertext einen offiziellen Verbindungsmann beim Ministerium für Staatssicherheit, der für den Sprachendienst zuständig war. Ob einzelne Mitarbeiter inoffiziell für die Staatssicherheit tätig waren, ist nicht bekannt. Die Kontrolle durch den Staat war normal und kein Geheimnis. Beispielsweise erkundigte sich monatlich ein offizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit beim Leiter der Außenstelle Dresden nach Neuigkeiten (vgl. W. D ). Die Übersetzungen, die für den Staat angefertigt wurden, wurden ebenfalls kontrolliert. Manfred Schmitz hat während seiner Zeit bei Intertext drei Mitarbeiter der Staatssicherheit erlebt, deren persönliche Qualität, der Gesamtentwicklung des Ministeriums entsprechend, abnahm. Während der Erste keine Schwierigkeiten bereiten wollte, verfolgte der Letzte das Ziel, auf jeden Fall Informationen zu finden, die er 59 Beispiele für Urkunden und Ehrungen befinden sich im Anhang unter Punkt 8 Urkunden und Ehrungen. 60 Ein solches Formular wurde anonymisiert im Anhang unter Punkt 9 Verwandtschaftsbeziehungen angeführt. Vivien Berg 81

83 weiterleiten konnte. Wurde etwas gefunden, wurde der entsprechende Mitarbeiter für nächste Einsätze gesperrt. Neben der offiziellen Kontrolle wurden auch innerhalb des Betriebes die Entwicklungen der Mitarbeiter verfolgt 61. Von Intertext wurden auch Weiterbildungsmaßnahmen und Hochschul- und Hochschulferienkurse durchgeführt. So konnte beispielsweise im Hochschulferienkurs in Jugoslawien Serbokroatisch gelernt und damit das eigene Arbeitsfeld erweitert werden (vgl. W. D ). Für diese Aufgaben waren Chefsektoren, u. a. auch Manfred Schmitz, zuständig. Intertext hat alle Mitarbeiter unterstützt, die eine Dissertation schreiben wollten und schrieben. Auch die Arbeit an der Zeitschrift Fremdsprachen und die Berufsorganisation VdS wurden vom Sprachendienst unterstützt. Bei der VdS betreute Intertext insbesondere die Terminologiearbeit, für die zwölf Mitarbeiter als Instrukteure für Terminologie tätig waren. Innerhalb der Terminologiegruppen wurde intensiv über Begrifflichkeiten diskutiert. Termini aus der BRD wurden nicht verwendet. Dafür wurden Termini geschaffen, die der DDR- Wirklichkeit gerecht wurden. Dabei erfolgte keine direkte Einflussnahme durch die Partei oder die Staatsführung statt, durch die kulturelle Prägung konnte es jedoch bei der Wahl eines Begriffes unbewusst zur Selbstzensur kommen. Seit Mitte der 1970er-Jahre unterhielt Intertext eine Beziehung zu einer Genossenschaft von Übersetzern aus Stuttgart. Diese übernahm die Übersetzungsaufträge ins Italienische und Intertext fertigte als Gegenleistung die Arbeiten ins Russische und ins Tschechische an. Der Kontakt schlief ein, wurde nach einem Treffen auf dem Machine Translation Summit 1988 in München wieder aufgefrischt. Um die weitere Zusammenarbeit zu besprechen, trafen sich die Leitungen von Intertext und der Stuttgarter Firma am 08. November Nach dem Fall der Mauer halfen die Stuttgarter Mitarbeiter sofort und unterstützten Intertext dabei, die neue Gesellschaftsform den Genossenschaftsstatus einzuführen, in der das Unternehmen heute noch tätig ist. 61 Beispieldokumente von Kadergesprächen oder Einschätzungen durch Kollegen befinden sich im Anhang unter Punkt 10 Einschätzungen im Arbeitsleben. Vivien Berg 82

84 1.2 Freiberuflich vs. fest angestellt In der DDR arbeiteten etwa Übersetzer freiberuflich. Um der Übersetzertätigkeit in dieser Form nachzukommen, musste man eine Zulassung erhalten. Die Zulassung wurde von einer Kommission übernommen. Diese unterstand der Berufsorganisation VdS. Sie bestand aus vier Mitgliedern: zwei Vertretern der Vereinigung der Sprachmittler und zwei Mitarbeitern der Abteilungen Kultur oder Finanzen staatlicher Bezirksbehörden der DDR. Festanstellungen für Übersetzer gab es nicht nur bei Intertext, sondern auch bei der Regierung bzw. in Betrieben, Instituten, Ministerien oder Behörden. So beschäftigten das Ministerium für Außenhandel oder das Ministerium für Nationale Verteidigung Übersetzer, die bei letzterem vor allem aus dem Russischen ins Deutsche gearbeitet haben. Dabei wurden u. a. Anleitungen und Beschreibungen von Waffensystemen übersetzt. Die Übersetzungen wurden häufig diktiert. Mit dieser Technik schafften die Übersetzer zwischen 25 und 30 Seiten am Tag. Die große Zahl an Aufträgen konnte jedoch nicht intern erfüllt werden, sodass mit Intertext zusammengearbeitet wurde. 50 Prozent der festangestellten Übersetzer hatten Russisch als Arbeitssprache. Mit zunehmenden wirtschaftlichen Beziehungen mit afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Staaten stieg die Zahl der Aufträge aus Sprachen wie Vietnamesisch oder Spanisch. Das Ministerium für Staatssicherheit beschäftigte im Referat 3 ebenfalls Sprachmittler. Diese erledigten sowohl Übersetzer- und sprachmittlerische Dienste für andere Referate als auch für die Führungsebene des Ministeriums. Dabei wurden für Verhandlungen, Arbeitstreffen oder Auslandsbesuchen sowie Konferenzen Dolmetscher benötigt. Übersetzer kümmerten sich u. a. um amtliche Informationsmaterialen, die die Abteilung X beispielsweise von den Innenministerien anderer Ostblockländer erhielt und die dann an die entsprechenden Abteilungen bzw. die Leitung des MfS weitergegeben wurden. (Tantzscher 2001:58f.) Außerdem wurden Informationsmaterialien, wie zum Beispiel Einschätzungen zu militärischen, innen- und außenpolitischen Themen oder Briefkopien, Ersuche und Telegramme übersetzt und die fremdsprachige Presse ausgewertet (vgl. Tantzscher 2001:59). Vivien Berg 83

85 Auch die großen Kombinate stellten Übersetzer ein. Die Bezirke in der DDR waren wirtschaftlich gleichmäßig entwickelt und verfügten alle über Industrieproduktionen. Während beispielsweise im Bezirk Rostock der Schiffbau dominierte, war im Bezirk Karl- Marx-Stadt 62 vorwiegend die Textilindustrie und im Bezirk Halle die Chemieindustrie angesiedelt. Der Industriezweig bestimmte so die Spezialisierung der Übersetzer, für die bereits bei der Ausbildung der Grundstein gelegt wurde. 1.3 Zur Literaturübersetzung Auch Literaturübersetzer waren freiberuflich oder bei Verlagen fest angestellt. Bei der Literaturübersetzung gab es durchaus Aspekte, in denen sich die Situation in der DDR von der in der BRD nicht erheblich unterschied. In anderen Dimensionen waren die Differenzen dafür umso größer (vgl. Lenschen 1998:7f.), da die DDR-Staatsführung einen größeren Einfluss auf die Gesellschaft nahm. So heben sich die Bedingungen, um zu übersetzen und von diesem Beruf zu leben, deutlich zwischen der BRD und der DDR voneinander ab, wobei sich die Verhältnisse im Verlauf des vierzigjährigen Staatsbestehens verändert haben (vgl. Creutziger 1998:16ff). Literaturübersetzer galten als Boten des Literaturbetriebs und genossen ein gewisses Ansehen. Sie verdienten durchschnittlich Mark im Jahr, wobei durch Nachauflagen oder Tantiemen von Theatern auch mehr als Mark verdient werden konnten. Allerdings gab es auch Fälle, deren Jahreseinkommen unter Mark lag (vgl. Creutziger 1998:26ff). In den 1980er-Jahren galten folgende Honorare: Den Verlagen war vom Kulturministerium ein Rahmen gegeben worden, innerhalb dessen die Seitenhonorare für literarische Übersetzungen nach Schwierigkeit, auch nach Seltenheit der Ausgangssprache mit den Übersetzern ausgehandelt wurden. Die Seite war bei literarischen Übersetzungen mit Zeichen definiert. Der Rahmen reichte, abgesehen von sehr seltenen Sprachen, bis 20 Mark. Gezahlt wurden an gute, bewährte Übersetzer für schwierige Texte 19, in sehr seltenen Fällen 20 Mark. War der Übersetzer in einer nicht so starken Position, so bekam er 17 oder auch nur 16 Mark. (Creutziger 1998:35) Bei der Bezahlung wurde kaum nach Schwierigkeit des Ausgangstextes oder Qualität des 62 Karl-Marx-Stadt war die damalige Bezeichnung für Chemnitz. Vivien Berg 84

86 Zieltextes unterschieden. Wer keine komplizierten oder rechercheaufwendigen Ausgangstexte bekam, konnte schneller arbeiten und verdiente entsprechend mehr. Für Nachdichtungen lagen die Zeilenpreise zwischen drei und sechs Mark. Eine Dramenübersetzung war hingegen nur äußerst lukrativ, wenn das Stück aufgeführt wurde. Ansonsten arbeitete man gegen einen geringen Vorschuss (vgl. Creutziger 1998:35). Zum Ende der 1980er-Jahre galt eine neue Honorarordnung, nach der ein Seitenhonorar 63 von bis zu 23 Mark möglich war. Wenngleich sich die Einkommenssituation leicht verbesserte, wurden diese Fortschritte durch die inflationären Tendenzen bei den Konsumgüterpreisen wieder relativiert (vgl. Creutziger 1998:37). Am Jahresende mussten Literaturübersetzer auch in der DDR eine Steuererklärung einreichen. In den meisten Fällen gab es Steuererstattungen, da 30 % [der] Bruttoeinnahmen [ ] pauschal als berufsbedingte Ausgaben anerkannt [wurden] (Creutziger 1998:36). Die Übersetzertätigkeit war in der DDR steuerbegünstigt. 20,3 Prozent der Einkommen mussten für Sozialabgaben aufgewendet werden. Kulturfonds übernahmen bei Übersetzern, deren Bruttoeinnahmen unter Mark lagen, die Hälfte des Betrags. Zur Mitte der 1980er-Jahre verbesserte sich auch die Altersversorgung (vgl. Creutziger 1998:36). Durch die Verbote ausländischer Werke wurde auch die Tätigkeit der Literaturübersetzer eingeschränkt. Hinzu kam, dass die Rechte für moderne westliche Literatur mit knappen Devisen bezahlt werden mussten, sodass keine große Zahl dieser Werke für die Übersetzung erworben wurde. Dementsprechend war die Zahl der Aufträge für bestimmte Sprachkombinationen sehr gering. So wurden zum Beispiel in manchen Jahren nur drei Bücher aus dem Finnischen ins Deutsche übersetzt (vgl. Uhlmann) 64. Und auch bei den Übersetzungen kam es zu Streichungen. Die Ausgangstexte wurden gelesen und auf kritische Stellen untersucht. Diese Aufgabe wurde in den Verlagen, wie u. a. Volk & Welt, Aufbau-Verlag usw., von Lektoraten übernommen. Die zur Auswahl stehenden Werke und Bücher wurden nach verschiedenen Kriterien unterteilt. Die Lektorate gaben Hinweise und sprachen Empfehlungen aus, wie mit dem Buch umgegangen werden soll. Mehr noch als 63 Eine Seite umfasste als Normalseite Zeichen (vgl. Creutziger 1998:36). 64 Die Information wurde freundlicherweise von Peter Uhlmann in einem Gespräch am zur Verfügung gestellt. Peter Uhlmann arbeitet als literarischer Übersetzer für die Sprachkombination Finnisch- Deutsch. Vivien Berg 85

87 bei Belletristik, die ins Deutsche übersetzt wurde, wurde bei Broschüren für das Ausland, die der Propaganda und Außendarstellung ( DDR-Revue ) dienten, darauf geachtet, dass die Übersetzung angemessen ist. Dementsprechend war die Kontrolle an dieser Stelle größer (vgl. Uhlmann und Schmitz) 65. Die Lektoren entschieden auch, ob ein Werk neu übersetzt werden sollte. Wichtig war, ob es sich um ein opportunistisches Buch handelte. Ein weiterer Punkt war, ob das Buch aus einer großen Sprache stammt oder einer kleinen. Bei kleinen Sprachen waren die Verlage von den Vorschlägen und den Einschätzungen der Übersetzer abhängig (vgl. Creutziger 1998:21). Dabei konnte es im Nachhinein zu Schwierigkeiten kommen: Es konnte geschehen, daß ein Verlag nach einem Übersetzervorschlag ein Buch übersetzen ließ und dann doch politische Schwierigkeiten befürchtete, wenn es darum ging, die fertige (bezahlte!) Übersetzung zu veröffentlichen. Ich übersetzte zum Beispiel für den Aufbau- Verlag ein Buch des jugoslawischen Autors Mehmed Selimovic; der Aufbau-Verlag wagte weder die Veröffentlichung noch die Lizenzvergabe an einen Westverlag. (Creutziger 1998:22) Literaturübersetzer für Russisch und Ungarisch konnten durch die Kriterien des Auswahlverfahrens bereits in der Zeit um 1965 aktuelle Werke übersetzen und einen regelmäßigen Kontakt zu den Autoren pflegen. Für westliche Sprachen gab es hingegen kaum Werke der Gegenwartsliteratur, die übersetzt werden sollten. Die französischen Romane aus dieser Zeit entsprachen mit ihren Themen wie der Entfremdung oder der Dekadenz zum Beispiel nicht den Vorstellungen der Staatsführung (vgl. Gersch 1998:86). Andererseits wurden die Werke von Balzac trotz der hohen Kosten für die Rechte übersetzt und mit großer Begeisterung gekauft: Balzac war mit Tolstoi, Dickens und anderen einer der Säulenheiligen des bürgerlichen Realismus, der ja den sozialistischen Realismus gebären sollte. [ ] Die Kulturdoktrin der DDR war von vornherein auf die Klassik orientiert. Sie wurde großzügig unters Volk gebracht, wirtschaftliche Gründe spielten dabei lange überhaupt keine Rolle. Man setzte auf die erzieherische Wirkung der humanistischen Ideale schließlich hatte man die Religion abgeschafft. (Gersch 1998:88) Autoren aus dem westlichen Ausland, die als kommunistisch galten oder mit dem System der DDR sympathisierten, wie zum Beispiel die Franzosen André Stil, Pierre Gamarra oder 65 Diese Informationen stammen aus den Gesprächen mit Peter Uhlmann ( ) und Manfred Schmitz ( ). Vivien Berg 86

88 Aragon, wurden dabei häufiger zur Übersetzung zugelassen. Insgesamt wurden französische Werke zahlreich übersetzt: La comparaison avec la liste des auteurs français traduits en RDA n est pas à l honneur de notre pays. Cette liste est impressionnante, non seulement par sa longueur, mais aussi par sa diversité. Je n évoquerai que la traduction d auteurs contemporains. Balzac, Stendhal, Jules Verne, Romain Rolland ont toujours été accessibles en RDA dans les bibliothèques, mais aussi en librairie. (Badia 1998:126) In der Presse wurde wenig über die Übersetzungen gesprochen. Dafür war die Mundpropaganda zu neuen Übersetzungen von westlichen Werken umso größer (vgl. Gersch 1998:88). Die Übersetzer versuchten selbstverständlich, eine gute Arbeit abzuliefern, auch wenn die Qualität einer Übersetzung sowohl im Osten wie im Westen in den Verlagen umfassend überprüft wurde und kleine Mängel keine schwerwiegenden Konsequenzen hatten (vgl. Creutziger 1998:22). So hatte die Übersetzerin Christel Gersch beim Aufbau-Verlag in Ostberlin zwei Lektoren, die jede ihrer Übersetzungen aufmerksam mit dem Original verglichen: Dann lagen die Manuskripte bis zum Druck an die zwei Jahre. In der DDR lernte man alle Arten von Geduld (Gersch 1998:86). Durch die Planwirtschaft und Komplikationen, wie beispielsweise der Devisenstopp zu Zeiten des Mauerbaus, verging zwischen der Genehmigung eines Buches und dessen Erscheinen oft viel Zeit (vgl. Links 1998:120). Einige Aspekte des gesellschaftlichen Lebens der DDR wirkten sich auch positiv auf die Tätigkeit der Literaturübersetzer aus: Jeder Verlag hatte in der DDR seinen Literaturbereich, sodass unter den Verlagen kein Konkurrenzkampf herrschte, wodurch Ausgaben für Werbung und Promotion entfielen. Zusammen mit der hohen Nachfrage nach Büchern innerhalb der Bevölkerung des Leselandes führte dies je nach Sprachkombination zu einer relativ guten Auftragslage für Übersetzer. Dies galt insbesondere für Übersetzer, die sozialistische oder ältere Literatur übersetzten, für die keine Autorenrechte bezahlt werden mussten. Bei neueren oder westlichen Werken mussten die Verlage in der DDR häufig fertige Übersetzungen aus dem Westen Vivien Berg 87

89 übernehmen 66. Die Übersetzung von sowjetischer Literatur wurde später von Autorenagenturen der UdSSR verwaltet, die entsprechende Aufträge aufteilten, um über die Tantiemen einen besseren Verdienst zu erzielen. Übersetzer verloren dadurch aber keinen Auftrag: Es gab in der DDR auf dem Wege über die Literatur in hohem Maße über die kritische sowjetische Literatur der frühen Jahre und dann der siebziger und der achtziger Jahre -, also über übersetzte Literatur, eine ziemlich breite Verständigung, die über das Literarische hinausging. Es wurde wirklich gelesen, und das war gut für uns Übersetzer. (Creutziger 1998:23) Des Weiteren gab es keine große Konkurrenz für Übersetzer. Da es keine offene Arbeitslosigkeit in der DDR gab und auch Frauen berufstätig waren, hat niemand als Hobby übersetzt oder den Übersetzerberuf ergriffen, weil er keine andere Beschäftigung gefunden hat. Zwar war die Bezahlung nicht sehr hoch wodurch die Zahl der Übersetzer ebenfalls überschaubar gehalten wurde doch bot der Beruf des Literaturübersetzers auch einen Vorteil: Nämlich: Literaturübersetzer sein, das hatte in der DDR den erheblichen Vorteil, daß man nicht so sehr wie in Betrieben oder wissenschaftlichen Institutionen zu politischen Konformitätsbekundungen veranlaßt wurde; in dieser Hinsicht war das Übersetzen eine ruhige Nische. (Creutziger 1998:23) Die Zensur bzw. der starke ideologische Druck nahmen im Laufe der Zeit ebenfalls ab. Die Werke wurden ausschließlich als Literatur gesehen und nicht mehr als Einflussmöglichkeiten. In dieser Haltung wurde allerdings auch der Zerfall der Ideologie erkennbar (Erb 1998:47): Auf den staatlichen Dirigismus paßt das Wort Zensur immer weniger, und dies nicht nur deshalb, weil die Zensur sozusagen im Prinzip in die Köpfe der Autoren und vor allem der Verlagsleiter verlegt wurde, wobei sich auch in den Köpfen die Maßstäbe im Sinne einer gewissen Liberalisierung änderten, sondern das Wort Zensur paßt auch deshalb immer weniger gut, weil der Oberzensor einer der Stellvertreter des Kulturministers nicht nur bedrohliche Literatur zu verhindern hatte, sondern auch zu verhindern hatte, daß die DDR außerhalb ihrer Grenzen als literaturverhindernder Staat erscheine, womit sein Ansehen bedroht worden wäre. Am Ende der achtziger Jahre hatten die Verlage der DDR mit wenigen Ausnahmen alle bedeutenden Werke der Weltliteratur der sogenannten schönen Literatur 66 Dies galt umgekehrt auch für die Ostliteratur, die zu dieser Zeit in der BRD publiziert werden sollte (vgl. Creutziger 1998:23). Vivien Berg 88

90 veröffentlicht. Es ließe sich natürlich darüber streiten, was als bedeutend zu gelten habe. Es fehlten die ausgesprochen kommunismuskritischen Bücher. Um ein Beispiel zu nennen: Es fehlte meines Wissens bis zum Schluß George Orwell. Es fehlten auch die aus der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Ländern gerade erst weggegangenen Autoren (so wie größtenteils die DDR-Dissidenten). (Creutziger 1998:20f.) Des Weiteren kann eingeschätzt werden, dass ein deutlicher Unterschied zwischen der Staatsführung unter Walter Ulbricht und der unter Erich Honecker bezüglich einer neuen Offenheit, erkennbar war (vgl. Petzold 1998:97ff). Während in den 1950er- und 1960er- Jahren von den Übersetzern ein parteiliches Übersetzen verlangt wurde, verringerten sich die ideologischen Zumutungen in den 1970er-Jahren. In der DDR unterlagen die Verlage nicht den Zwängen des Marktes. Es war nicht notwendig, immer den Geschmack der Leser zu treffen. Ein größeres Problem stellte hingegen die Mangelwirtschaft dar, die sich in Papierzuteilungen und eingeschränkter Druckkapazität äußerte. Exportaufträge wurden dabei vorrangig behandelt, wobei Übersetzer unter keinen starken Termindruck standen: Natürlich wurden zwischen Übersetzern und Verlagen Termine vereinbart; aber ich habe fast jeden Termin überzogen und bin deshalb nicht aus dem Geschäft geflogen. Ich habe auch nie eine Arbeit im Eiltempo erledigen, also schludern müssen, nur damit mir der nächste Auftrag nicht entginge. Und etwas besonders Wichtiges: ich glaube nicht, daß ein DDR-Verlag jemals das Original eines zu übersetzenden Werkes sozusagen auseinandergerissen und an mehrere Übersetzer verteilt hat, um noch schneller auf den Markt zu kommen. (Creutziger 1998:24) Die meisten Literaturübersetzer waren Mitglied im Schriftstellerverband, der über eine Sektion für Literaturübersetzer verfügte. Der Verband unterstützte die fachliche Arbeit und förderte Projekte. Auch kürzere Reisen in das sozialistische Ausland wurden übernommen. Zwar war der Schriftstellerverband eine staatliche Einrichtung, doch war die finanzielle Unterstützung nicht unerheblich. Der Staat hoffte mit dem Verband, Regeln für das Übersetzen ableiten zu können, quasi eine marxistisch-leninistische Theorie des literarischen Übersetzens (Creutziger 1998:30). In der seit November 1952 erschienenen Zeitschrift des Schriftstellerverbands Neue Deutsche Literatur gab es ein Forum für Literaturübersetzer. In diesem Forum konnten Fragen gestellt werden und dort erschienen die einzigen übersetzungskritischen Arbeiten der letzten 20 Jahre der DDR (vgl. Creutziger 1998:32). Vivien Berg 89

91 Es gab in der DDR kein Institut, an dem eine Ausbildung zum Literaturübersetzer absolviert wurde. Die aktiven Literaturübersetzer pflegten lediglich einen losen Kontakt mit der Leipziger Schule, da sie sich nicht mit deren theoretischen Ergebnissen auseinandersetzten. Die Teilnahme an internationalen Tagungen blieb einem Großteil der Übersetzer aufgrund von Restriktionen verwehrt. Auch andere Reisen, die aus beruflichen Gründen in das nichtsozialistische Ausland hätten erfolgen müssen, stellten die Ausnahme dar. Christel Gersch kam einmal in den Genuss einer solchen Reise: Aber diese meine bis zur Wende einzigen zehn Tage auf französischem Boden hätten einem Übersetzer von Staats wegen nicht einmal zugestanden, ich verdankte sie der List meines Lektors und des Verlagsleiters, der die Balzacs herausgab und die meinen sehr schätzte. Ich bekam eine der kostbaren Dienstreisen für die KA-Lektoren, das heißt, die eine Sprache des kapitalistischen Auslands betreuten [ ]. (Gersch 1998:90) Nachdem die gesellschaftliche Situation geschildert und die Übersetzertätigkeit von der Ausbildung bis zur Berufsausübung dargestellt wurde, sollen nun die Sprache und die Versprachlichung in den Vordergrund rücken. Dabei werden Erscheinungen thematisiert, die sich problematisch auf die Übersetzertätigkeit auswirken können: Realienbezeichnungen, Propaganda und Zensur. 2 Der Umgang mit Übersetzungsproblemen Bevor anhand von Textbeispielen Übersetzungsschwierigkeiten bzw. -probleme vorgestellt werden, sollte zunächst geklärt werden, was unter ÜS-Probleme zu verstehen ist. Für diese Darstellung wird die Unterscheidung zwischen ÜS-Problemen und ÜS-Schwierigkeiten von Christiane Nord verwendet. Dabei sind ÜS-Probleme im Gegensatz zu ÜS-Schwierigkeiten objektiv und ergeben sich aus verschiedenen sprachlichen und kulturellen Strukturen (vgl. Nord 2009:170). ÜS-Schwierigkeiten sind hingegen subjektiv und ergeben sich aus der Situation des Übersetzers (Erfahrung, Fachwissen, Ausstattung). Bei den ÜS-Problemen unterscheidet Nord vier Kategorien: pragmatische, konventionsbezogene, linguistische und textspezifische ÜS-Probleme (vgl. 2009:177f). Vivien Berg 90

92 Probleme äußern sich in vielfältigen Facetten. In der vorliegenden Arbeit wird auf drei Aspekte näher eingegangen, die sich unterschiedlich auf die Übersetzung auswirken und verschiedene Strategien von Übersetzern fordern, die nachfolgend dargestellt werden. Den Anfang bilden Realienbezeichnungen. 2.1 Realienbezeichnungen als Übersetzungsproblem Stärker als in anderen Ländern wurden in der DDR zahlreiche Neologismen geschöpft, um die Lebenswirklichkeiten, die stark vom Staat geprägt waren, sprachlich auszudrücken. Diese Neologismen waren Abbilder einer Wirklichkeit, die es in anderen Gesellschaften nicht gab, sodass sie als Realienbezeichnungen bezeichnet werden können. Realienlexeme aus der DDR erschwerten vor allem die Übersetzung in die Fremdsprache, sei es bei Texten für die Außendarstellung der DDR, die im Auftrag der Regierung in der DDR übersetzt wurden, oder bei Texten über die DDR, die im Ausland verfasst oder dort übersetzt wurden. Bei der Übersetzung stellen Realienbezeichnungen nicht nur bei literarischen Übersetzungen, sondern auch bei der Übersetzung von Fachtexten (Politik, Wirtschaft etc. betreffend) ein kulturspezifisches Übersetzungsproblem dar. Es handelt sich nach der Differenzierung von Christiane Nord um ein pragmatisches Übersetzungsproblem, da Realienbezeichnungen objektiv sind und ihre Ursache in verschiedene kulturellen Strukturen haben (vgl. Nord 2009:177f.). Das Wissen um einzigartige kulturspezifische Gegebenheiten und landeskonventionelle Elemente gehört zur Kulturkompetenz des Übersetzers. Der Übersetzer soll Kommunikation über Kultur- und Sprachgrenzen hinweg ermöglichen (Witte 2000:75). Übersetzer und Auslandskorrespondenten nehmen mit ihren Kenntnissen in diesem Bereich eine entscheidende Stellung ein. Auch die Kenntnis der eigenen Kultur muss umfassend sein, da nur so ein angemessener Vergleich erfolgen kann, der eine entsprechend qualitative Versprachlichung ermöglicht. Im interkulturellen Kontakt geschehen Wahrnehmung, Interpretation und Bewertung der Fremdkultur letztlich im und durch den Vergleich mit der Eigenkultur (Witte 2000:77). Dieser Vergleich muss bewusst erfolgen, damit Unterschiede erkannt werden können und entsprechend verfahren werden kann. Fremdkulturwissen ist stets eigenkulturspezifisch. Vivien Berg 91

93 Die Kulturspezifik ergibt sich dadurch, dass Sprache Ideen und Vorstellungen wiedergibt, die von einer Kultur vertreten werden. Unter Kultur versteht man dabei: [ ]all das, was man wissen, beherrschen und empfinden muss, um beurteilen zu können, wo sich Einheimische in ihren verschiedenen Rollen erwartungskonform oder abweichend verhalten, und um sich selbst in der betreffenden Gesellschaft erwartungskonform verhalten zu können, sofern man dies will und nicht etwa bereit ist, die jeweils aus erwartungswidrigen Verhalten entstehenden Konsequenzen zu tragen. (Göhring 1978:10) Somit bedeuten unterschiedliche Kulturen immer auch unterschiedliche Denkmuster, Ideen und Weltanschauungen, was gerade in der vorliegenden Thematik von Bedeutung ist. Die Einzigartigkeit bestimmter Konzepte wird beim Übersetzen deutlich, wenn Realienbezeichnungen auftreten. a) Begriffsbestimmung und Definition Zur näheren Bestimmung von Realienbezeichnungen kann zunächst gesagt werden, dass sich die Realienbezeichnung als Wort gegen andere Sonderbegriffe der Sprache abgrenz[t]. Zu allererst gegen den Terminus, der einer Realie geradezu entgegengesetzt ist (Markstein 2006:288). In einigen Fällen ist es schwer abzugrenzen, wann es sich um eine Sprachvariante handelt und wann um eine Realienbezeichnung, da das Empfinden oft subjektiv ist. Fremdheit allein reicht nicht, um etwas als Realienbezeichnung zu definieren (vgl. Markstein 2006:289). Gerade beim Vergleich verschiedener Kommunikationsgemeinschaften innerhalb einer Sprache muss zwischen Realienbezeichnungen und Sprachvarianten unterschieden werden. So stellt die in der DDR verwendete Bezeichnung Fahrerlaubnis im Verhältnis zur Bezeichnung Führerschein in der BRD eine Variante dar. Staatsratsvorsitzender 67 ist hingegen eine Realienbezeichnung der DDR, da das politische Konzept in der BRD nicht existiert. Neben der Abgrenzung des Phänomens erweist sich auch dessen Benennung als schwierig. 67 Der Staatsrat war das kollektive Staatsoberhaupt der DDR, das aus 25 Mitgliedern bestand und von der Volkskammer gewählt wurde. Der Staatsratsvorsitzende stand an der Spitze dieses Gremiums. Vorsitzende des Staatsrats waren Walter Ulbricht, Erich Honecker, Egon Krenz und Manfred Gerlach (vgl. Wolf 2000:216f.). Vivien Berg 92

94 Auch unter den Vertretern der Leipziger Schule, die sich ebenfalls mit dieser Thematik beschäftigt haben, existiert keine einheitliche Bezeichnung. So findet man u. a. äquivalenzlose 68 Lexik (Wotjak), Lücke (Jäger) Realienbezeichnungen (Krüger) und Realienlexem (Kutz 1977a:12). Kutz und Krüger unterscheiden zwischen Realie als Ausschnitt der objektiven Wirklichkeit (Kutz 1977a:12) und Realienlexem bzw. Realienbezeichnung als Bezeichnung dieser Wirklichkeit. In der gleichen Weise unterscheiden sich die Definitionen der Realienbezeichnungen. Es folgt hier nur eine kleine Auswahl. Barchudarow versteht unter Realienbezeichnungen: Wörter für Gegenstände, Begriffe und Situationen, die in der praktischen Erfahrung der Träger einer anderen Sprache einfach nicht vorhanden sind (1979:101). In Iwanows Definition wird die Darstellung explizierter: lexikalische Einheiten, die milieuspezifische [ ] Erscheinungen des QS-Bereiches bezeichnen, welche im ZS-Bereich nicht vorhanden sind oder aus anderen Gründen sprachlich nicht besonders bezeichnet werden (1985:18). Kade erklärt milieuspezifische Erscheinungen ähnlich als sozial-ökonomische und kulturelle [ ] Erscheinungen, die einer bestimmten sozial-ökonomischen Ordnung bzw. einer bestimmten Kultur eigen sind (1968:74). Kutz bietet seinerseits eine umfassende Begriffserklärung, die sowohl den Sprachvergleich als auch die Ursache für Realien beinhaltet Danach sind Realienbezeichnungen: sprachliche Kodifizierungen der in einer bestimmten Phase gesellschaftlicher Entwicklung entstandenen spezifischen Erscheinungen des gesellschaftlichen [ ] Lebens einer historisch gewachsenen Kommunikationsgemeinschaft, die sich beim Vergleich der objektiven Wirklichkeit zweier (oder mehrerer) Kommunikationsgemeinschaften, der Systeme von kodifizierten Abbildern und der jeweiligen Sprachsysteme im Fehlen (1) einer entsprechenden Referenz, eines kodifizierten Abbilds im Bewusstsein der ZS-Empfänger und eines Formativs oder (2) eines entsprechenden kodifizierten Abbilds und eines Formativs äußern. (1977a:14) Insgesamt lassen sich für Realienbezeichnungen folgende Merkmale ableiten: Es handelt sich bei dieser sprachlichen Erscheinung um kulturspezifische, vom Menschen geschaffene Ausschnitte der Wirklichkeit (vgl. Markstein 2006:289), die als Identitätsträger der 68 Äquivalenz ist die Beziehung zwischen AS- und ZS-Text, die in ihrer Kultur auf ranggleicher Ebene die gleiche Kommunikationsfunktion erfüllen (vgl. Reiß / Vermeer 1984:139). Vivien Berg 93

95 ausgangssprachlichen Kultur dienen. Des Weiteren basiert ihre Sprachspezifik auf ihrer Kulturspezifik und es existiert in der Zielsprache kein Äquivalent für Realienbezeichnungen (vgl. Herrmann 1996). b) Merkmale von Realienbezeichnungen Die ebengenannten Merkmale sollen an dieser Stelle etwas genauer erörtert werden. Nach Reinart werden sie ausschließlich in einem Sprachvergleich deutlich (vgl. 2009), da sich innerhalb einer Kommunikationsgemeinschaft 69 Merkmale wie der Sprachbezug nicht zeigen, weil die Sprecher dort über die gleichen sprachlichen Voraussetzungen und die gleiche Präsupposition verfügen. Innerhalb der Kommunikationsgemeinschaft der DDR-Bürger verursachten Bezeichnungen wie Reisekader 70 oder Jungpionier 71 daher keine Kommunikationsprobleme. Für andere deutschsprachige Sprecher wird die Kulturspezifik hingegen sehr deutlich und die Suche eines Äquivalents schwierig. Wie diese Beispiele ebenfalls zeigen, haben Realienbezeichnungen immer einen soziokulturellen Bezug, da es sich um von Menschen Geschaffenes (vgl. Markstein 2006:289) handelt. Es werden gesellschaftliche und politische Einrichtungen bzw. Organisationsformen ( Reisekader ), Titel ( Jungpionier ) oder Kulturgut wie Feiertage, Bräuche etc. bezeichnet, wodurch die Kulturspezifik unterstrichen wird. Sprache fixiert [ ] die kulturspezifischen Vorstellungen der Welt, die Realitätsauffassungen einer Gesellschaft (Reinart 2009:52), sodass Sprachspezifik mit Kulturspezifik einhergeht. Da der Staat Einfluss auf die Kultur einer Gesellschaft nimmt und Teil dieser Kultur ist, kann die Entstehung von Realienbezeichnungen als Abbildung der kulturellen Wirklichkeit als ein Ergebnis dieser Beeinflussung gesehen werden. Die Kulturspezifik von Realien bedingt, dass der Wirklichkeitsausschnitt in einer anderen 69 Kommunikationsgemeinschaft wurde hier anstatt Sprachgemeinschaft gewählt, da diese Gruppe nicht mit Sprechern der gleichen Sprache gleichgesetzt werden kann. Auch innerhalb einer Sprachgemeinschaft können soziokulturelle Besonderheiten zur Entstehung von Realienbezeichnungen führen. 70 Ein Reisekader war eine Person, der Dienstreisen ins Ausland übertragen wurden. Um Reisekader für nichtsozialistische Staaten zu werden, war neben familiären Bindungen (d. h. man mußte verheiratet sein und/oder ein Kind haben eine positive Bewertung der (O-Ton:) politischen Zuverlässigkeit durch den Vorgesetzten und die staatlichen Sicherheitsorgane Voraussetzung (Wolf 2000:191). 71 Ein Jungpionier war ein junges Mitglied der Pionierorganisation Ernst Thälmann im ersten bis dritten Schuljahr (vgl. Wolf 2000). Vivien Berg 94

96 Kultur fehlt, wodurch ein Äquivalent in einer anderen Sprache fehlt und dort kein entsprechendes Lexem vorhanden ist (vgl. Kade 1968). In dieser fehlenden Äquivalenz gründet das Problem der sprachlichen Wiedergabe in einer anderen Kommunikationsgemeinschaft. Ohne die Möglichkeit, ein Äquivalent zu verwenden, muss es bei der Übersetzung für die Wiedergabe in der Zielsprache andere Mittel geben. c) Auflösungsverfahren von Realienbezeichnungen Es gibt verschiedene ÜS-Verfahren für die Versprachlichung von Realienbezeichnungen, mit denen Äquivalenz bzw. Adäquatheit 72 hergestellt wird und die dem kommunikativen Zweck gerecht werden. So können je nach Einzelfall (Text, Übersetzungsauftrag und beteiligtem Sprachenpaar [vgl. Nord 1999:352]) Auflösungsverfahren wie die Entlehnung, die Lehnübersetzung, die Lehnschöpfung, die Umschreibung (Explikation), die Analogieverwendung, die Generalisierung und die Verwendung einer autorisierten Übersetzung angewandt werden. In den meisten Fällen werden verschiedene Methoden kombiniert. Dabei erfolgt die Entscheidung für ein Auflösungsverfahren nicht wahllos. Je nach Texttyp und Textsorte kann nicht immer gleich verfahren werden. Während in expressiven Texten keine langen Erklärungen realisierbar sind, besteht in informativen Texten unter Berücksichtigung von Layout, Konventionen und Zeichenzahl die Möglichkeit, eine Paraphrase einzufügen. Das Textumfeld ist ebenfalls von Bedeutung. So müssen in einem Fachtext wesentlich exaktere und konkretere Wiedergaben gewählt werden, wohingegen in allgemeinsprachlichen Texten auch eine etwas unspezifischere Realisierung möglich ist, solange sie das Verstehen und den Skopos sichert. Entscheidend für die Wahl ist außerdem, an welcher Stelle im Text die Realienbezeichnung erscheint. Für die Überschrift wird ein anderes Verfahren, für eine kürzere ZS-Realisierung, gewählt als bei einer Wiedergabe im Fließtext. Anzahl und Funktion der Realienbezeichnung bestimmen zusätzlich die Versprachlichung. Der Umgang mit einmalig oder erstmalig im Text auftauchenden Realienbezeichnungen ist ausführlicher als 72 Adäquatheit ist die Relation zwischen Ziel- und Ausgangstext bei der konsequenten Beachtung eines Zweckes (Skopos), den man mit dem Translationsprozess verfolgt (Reiß / Vermeer 1984:139). Vivien Berg 95

97 bei deren dritter Wiederholung. Dann reicht eine Entlehnung, weil das Wissen der ZK-Leser zuvor gesichert und die ungleichen Verstehensvoraussetzungen ausgeglichen wurden. Das größte Problem der Wiedergabe von Realienbezeichnungen ist die mitschwingende Konnotation, die jede Realienbezeichnung enthält: Zum Thema Realien gehört ein weiterer, für die Übersetzenden noch subtilerer Bereich die Konnotationen, durch die Realien fest im Kontext verankert sind. [Ein] Samowar beispielsweise ist mehr als eine russische Teemaschine, das Wort steht darüber hinaus für Gemütlichkeit [ ]. (Markstein 2006:289) Die Übersetzung von Realienbezeichnungen gestaltet sich dadurch schwieriger, ist aber nicht unmöglich, sodass nicht von Unübersetzbarkeit gesprochen werden kann. Eine Versprachlichung ist mit den akzeptierten Mitteln der Zielsprache für jede Erscheinung der objektiven Wirklichkeit möglich, sodass die Nulläquivalenz aufgehoben werden kann. Dementsprechend gilt auch die Versprachlichung für eine andere Kommunikationsgemeinschaft (ohne eine Übersetzung zu sein) als möglich. Dabei können die gleichen Verfahren genutzt werden wie bei der Übersetzung, was am nachfolgenden Beispiel La politique étrangère de la R.D.A. von Jean-Paul Picaper gezeigt werden soll. Im Anschluss daran werden einige Beispiele aus Übersetzungen des Fremdsprachendienstes Intertext angegeben, die in der DDR für das Ausland in Auftrag gegeben und angefertigt worden. Dabei wird neben dem Umgang mit Realienbezeichnungen auch aufgezeigt, wie propagandistischen Formulierungen für das Zielpublikum versprachlicht wurden. 2.2 Propaganda als Übersetzungsproblem Der Begriff Propaganda ist heute mit negativer Konnotation hingehend bekannt, eine konkrete Definition gibt es allerdings nicht. Das Wort kommt vom lateinischen Verb propagare, das fortpflanzen, im Sinne von der Nachwelt überliefern, [ ] erweitern, ausdehnen [ ], verlängern (Stowasser et al. 1994:410) bedeutet. Die kommunikative Bedeutung erhielt der Begriff 1622, als Papst Gregor XV. die Missionseinrichtung der katholischen Kirche Congregation de Propaganda Fide zur Glaubensverbreitung und zur Zensierung anderer Schriften legitimierte (vgl. Ueding 2005:274 Band 7). Seinen gesellschaftspolitischen Sinn Vivien Berg 96

98 bekam Propaganda erst im Zuge der fortschreitenden technischen und medialen Entwicklung nach der Französischen Revolution mit der Industrialisierung. Seit dem bezeichnet es die schriftliche, mündliche oder anderweitige [ ] Verbreitung (politischer, religiöser etc.) Überzeugungen, oft in Verbindung mit weiterer persönlicher Überzeugungsarbeit. Der Begriff P. hat (ebenso wie Agitation, Indoktrination) einen negativen Unterton und wird oft mit den politischen Manipulationen autoritärer und totalitärer Regime in Verbindung gebracht [ ]. (Schubert 2006:242) Die Verbreitung der Überzeugungen erfolgt systematisch (vgl. Dudenverlag 2006:1325), um einen bestimmten Adressatenkreis zu eigennützigen Zwecken versteckt zu gewinnen. Eine Abgrenzung zu anderen manipulativen Techniken wie Werbung oder Public Relations fällt jedoch schwer (vgl. Sucharski 2009:7). Neben Propaganda gibt es eine weitere Kommunikationsform, die der Beeinflussung dient: Agitation. Während die Kommunikationsform der Propaganda für die langfristige Strategie zur Sicherung oder Veränderung der Einstellung einer Personengruppe im Interesse einer anderen steht, ist die Agitation die konkrete Vorgehensweise, um zu spontanen Unternehmungen zu mobilisieren (vgl. Ueding 2005:258 Band 1). So umfasst Agitation Einzelhandlungen. In der Deutschen Demokratischen Republik waren Propaganda und Agitation entscheidende Mittel zum Machterhalt von Partei und Staatsführung. Dabei wurde das gesellschaftspolitische System der BRD abgewertet und Kapitalismus sowie Imperialismus wurden angegriffen. Auch die DDR versuchte, mithilfe der Propaganda auf die Gesellschaft Einfluss zu nehmen. In den Medien wie in der Nachrichtensendung Aktuelle Kamera oder der wöchentlich ausgestrahlten Sendung Der schwarze Kanal 73 sowie in den Tageszeitungen (u. a. Neues Deutschland ) und in den Veranstaltungen der Massenorganisationen wurde Propaganda betrieben. Agitation gab es in Form von Familiengesprächen 74, Versammlungen von Mitarbeitern oder Mietern eines Hauses, um diese 73 In dieser Sendung wurde die Situation in der BRD äußerst negativ abgebildet. Durch willkürlich zusammengestelltes Filmmaterial erfolgte eine einseitige, aufstachelnde Darstellung, die jedoch von der Bevölkerung der DDR abgelehnt wurde (vgl. Wolf 2000:200). 74 Ein Familiengespräch war ein Gespräch eines Beauftragten einer Parteileitung der SED mit einem anderen Parteimitglied und dessen Familienangehörigen, wenn nach Meinung der Partei Grundsätze der sozialistischen Vivien Berg 97

99 zum Beispiel für einen freiwilligen Arbeitseinsatz einem sogenannten Subbotnik aufzurufen (vgl. Wolf 2000:4ff). Da Propaganda von der vorherrschenden Ideologie abhängt, verbarg sich hinter dieser in der DDR das Interesse der SED. Diese schrieb der Propaganda eine maßgebliche Funktion bei der Gestaltung der sozialistischen Gesellschaft [zu], weil sie die Menschen mit dem notwendigen wissenschaftlich fundierten Wissen ausstatten würde. Tatsächlich reduzierte sich aber die Propaganda zumeist auf die Verbreitung wirklichkeitsfremder Phrasen, die auf die breite Masse der Bevölkerung kaum Einfluss hatten. (Wolf 2000:184) Überzeugte Anhänger des Marxismus-Leninismus bewerteten Propaganda, die richtige Inhalte wiedergibt, als positiv, da sie nach Marx und Lenin der Arbeiterklasse bei der Verbreitung von Theorien und Gedanken helfe. Dies sei mit ausländischer Propaganda jedoch nicht zu vergleichen, sodass die eigenen Handlungen in diesem Bereich seit Beginn der 1960er-Jahre nicht mehr als Auslandspropaganda bezeichnet, sondern Auslandsinformation genannt wurden. Propaganda kam stets nur von politischen Gegnern (vgl. Brünner 2011:11). Als Kommunikationsform äußert sich Propaganda in Texten. Diese werden von Katharina Reiß der appellativen Funktion zugeordnet, wobei sie anders als Werbung, die eindimensional für ein Produkt wirbt, zweidimensional die eigene Position bewerben bzw. loben und gleichzeitig die gegnerische Position abwerten (vgl. Reiß 1976:43ff). Dazu wird eine Sprache benutzt, die übersteigert ist und durch einen hymnischen Stil beinahe religiösen Charakter haben kann. Häufig werden ein unangemessenes Register sowie ein unangebrachtes Vokabular und sich wiederholende Reiz- oder Schlagwörter gewählt, wodurch Emotionen geweckt werden. Diese an Gefühle gebundenen Begriffe, die auch einen Erinnerungswert haben, schaffen nach Reiß die Appellwirkung. Das Ineinandergreifen von positiver und negativer Konnotation ist für Propaganda von zentraler Bedeutung. Die Wortwahl von Propagandatexten beschränkt sich nicht ausschließlich auf politische Begriffe. Wörter aus anderen Bereichen behalten teilweise ihre ursprüngliche Assoziation, sodass die Adressaten mit bereits bekannten Meinungen konfrontiert und objektive Argumentationen Moral in dieser Familie nicht beachtet wurden und dadurch das Ansehen der SED beeinträchtigt werden könnte (Wolf 2000:60). Mit dem Gespräch sollte eine positive Verhaltensänderung des Parteimitgliedes erreicht werden. Vivien Berg 98

100 in der Folge umgangen werden (vgl. Sucharski 2009:31). Neben Fremd- und Fachwörtern kommt es oft zu Neologismen. Ziel dieser Wortschöpfungen ist es, komplexe Sachverhalte zusammenzufassen und semantische Verschwommenheit zu schaffen (Reiß 1976:46) und auf diese Weise gegnerischen Angriffen zu entkommen. Weitere Merkmale propagandistischer Texte sind ein Stilmix aus Standardsprache, Alltagssprache und Jargon, Worthäufungen, die Verwendung von Superlativformen und Imperativen sowie rhetorische Mittel wie Metaphern, Allegorien, Antithesen, Bilder, rhetorische Fragen und Anaphern. Die Adressaten werden in der Regel direkt angesprochen. All diese Stilmittel sollen Aufmerksamkeit erzeugen und Interesse wecken. Gleichzeitig werden die Nachrichten anschaulicher und in eine bestimmte Richtung gelenkt (vgl. Sucharski 2009:35). Des Weiteren sind solche Appelle einprägsam und haben eine suggestive Wirkung, die auch mit einem gewissen Zwang einhergehen kann (vgl. Bussemer 2005:29). Andere Personen werden als Referenz angegeben, um so trotz irrationaler Argumente Glaubwürdigkeit zu vermitteln (vgl. Reiß 1976:48). Es wird mit eindeutigen Gegensätzen (Freund vs. Feind, gut vs. böse) gespielt und die Illusion der Alternativlosigkeit geschaffen. 2.3 Zensur bei der Übersetzung Beim Thema der Übersetzertätigkeit in der DDR muss der Aspekt der Zensur berücksichtigt werden, zumal dieser stets im Zusammenhang damit genannt wird. Daher soll dieser Punkt an dieser Stelle kurz aufgegriffen werden. Die Politik oder die Ideologie können einen großen Einfluss auf die Übersetzung nehmen. Übersetzungen können verboten oder Zensurmaßnahmen ergriffen werden. Der Übersetzer kann also insbesondere durch Zensur zum gelenkten Übersetzer werden. Autoren und Übersetzer können sich so aus Gehorsam eine Selbstzensur auferlegen. Die Zensur ist allerdings nicht nur ein Mittel diktatorischer Regime. In Europa war diese Praxis bis weit ins 19. Jahrhundert im Verwaltungswesen durchaus üblich (vgl. Prunč 2007:317). Unter Zensur versteht man die (politische) Kontrolle öffentlich geäußerter Meinungen (in Presse, Funk und Fernsehen, aber auch im Bereich der Literatur, Kunst etc.) (Schubert 2006:333). Bei dieser Kontrolle werden Texte, Filmmaterial etc. von zuständigen in erster Vivien Berg 99

101 Linie staatlichen Stellen auf politische, gesetzliche, sittliche oder religiöse Konformität (Dudenredaktion 2006:1969) überprüft. Es existieren verschiedene Zensurformen wie die Vor- und die Nachzensur bzw. die direkte und die indirekte Zensur sowie die Selbstzensur. Bei der direkten Zensur werden Informationen zurückgehalten, verspätet zugestellt und kontrolliert. Die indirekte Zensur äußert sich in der Bereitstellung von Informationen durch offizielle Stellen (z. B. Presseagenturen). Die Zensur wird auch dafür eingesetzt, die Wirklichkeit von der Öffentlichkeit fernzuhalten und so eine erfolgreiche Propaganda zu ermöglichen (vgl. Schauerte 2008:50f.). In dieser Arbeit wurden bereits einige Eingriffe des Staates zur Kontrolle der Medien und der öffentlichen Meinung genannt und sollen an dieser Stelle nicht noch einmal wiederholt werden. Nachfolgend soll auf die Zensur bei der Übersetzung eingegangen werden. Es gab schon immer Zensurpraktiken und es wird diese in einem gewissen Maße und unterschiedlichen Formen immer geben. Übersetzer werden in ihrer Vermittlerrolle stets damit konfrontiert (vgl. Tomaszkiewicz 2011:341). Bei der Übersetzung kann es wie beim Verfassen des Ausgangstexts zur Zensur kommen. Dabei hat die Übersetzung eine besondere Stellung innerhalb dieser Problematik. Einerseits liegt das Original bereits vor und ist somit einem Publikum schon zugänglich, andererseits kann ein Zieltext sowohl der Selbstzensur des Übersetzers als auch einer offiziellen Zensur unterliegen (vgl. Ballard 2011:12). Zur Selbstzensur kann es nicht nur aus politischen Gründen kommen, sondern beispielsweise auch, wenn der Übersetzer die Vulgärsprache des Ausgangstexts für sich umgehen möchte oder der Ausgangstext gegen Normen verstößt, die für den Übersetzer bzw. die Gemeinschaft des Zielpublikums von Bedeutung sind. Selbstzensur kann in Form von übersetzerischen Entscheidungen also auch die Anwendung bestimmter gesellschaftlicher Maxime sein (vgl. Risterucci-Roudnicky 2011:350). Zensur geht in diktatorischen Regimen laut Gallagher mit Propaganda einher und soll ebenfalls das herrschende Regime schützen und deren Macht erhalten. Außerdem dient sie dazu, der Bevölkerung regimefremde Ideen vorzuenthalten (vgl. Gallagher 2011:159), wobei sie sich auch auf die Übersetzung auswirkt: Vivien Berg 100

102 Il y a deux points à retenir. Premier point : du jour au lendemain, certaines traductions disparaissent du marché, tandis que d autres sont commercialisées avec l approbation pleine et entière des dirigeants politiques. Deuxième point : les maisons d édition, soucieuses d éviter les tracasseries administratives et les poursuites judiciaires, pratiquent habituellement l autocensure. Par conséquent, les textes traduits sont souvent raccourcis ou remaniés. (Gallagher 2011 :160) Beim Übersetzen ist es zugleich schwerer und leichter, Zensurmaßnahmen zu ergreifen als bei der einsprachigen Textredaktion. Schwerer deshalb, weil der Text im Gebiet des Zensors veröffentlicht werden soll und dieser den Zieltext akzeptieren muss. Da es sich nicht um den Originaltext handelt, ist es allerdings leichter, Veränderungen vorzunehmen, sodass es vom Zensor erlaubt wird (vgl. Risterucci-Roudnicky 2011:355). Cet angle de vue tend à considérer la traduction comme une récriture de l œuvre selon certains procédés externes (lisibles dans le péritexte) ou internes (par le travail du traducteur), spécifiques d une poétique de l oblique. (Risterucci-Roudnicky 2011 :355) Von der Zensur sind bei der Sprachmittlung nicht nur Übersetzer betroffen, sondern alle Berufsgruppen, die in diesem Prozess von der Wahl des Ausgangstexts bis zur Veröffentlichung des Zieltextes beteiligt sind (vgl. Garbovskiy 2011:284). Übersetzer wissen in totalitären Regimen meist, dass ihre Arbeit kontrolliert wird. Dementsprechend können sie bei Übersetzungen reagieren. So können durchaus Ambiguitäten in den Zieltext eingefügt werden, die nicht so im Ausgangstext waren, dass mithilfe der Zweideutigkeit die Aussage des Originalverfassers für das Zielpublikum erhalten bleibt, diese aber nicht vom Zensor erfasst und gestrichen wird. Für diese Praxis muss dem Übersetzer die Kommunikationsgemeinschaft des Adressatenkreises gut bekannt sein. Eine andere Methode ist die surtraduction die Überdifferenzierung bei der Übersetzung 75, von Inhalten, die indirekt mit dem Ausgangstext vermittelt werden. Auch das Hinzufügen eines erklärenden Vorwortes kann dazu dienen, Zensurmaßnahmen zu umgehen und streitbare Texte herauszugeben. Der Einsatz von rhetorischen Mitteln wie Periphrasen kann ebenfalls zweckmäßig sein, um den Zensor nicht durch bestimmte Aussagen aufzuschrecken. Solche 75 Die Überdifferenzierung bei der Übersetzung gilt als Übersetzungsfehler, der darin besteht Elemente des Ausgangstextes ausdrücklich zu nennen, die im Zieltext entfallen sollen (Delisle / Lee-Jahnke 1999:400). Vivien Berg 101

103 rhetorischen Kniffe setzen voraus, dass sowohl die Zensureinrichtung als auch die kritischen bzw. verbotenen Inhalte bekannt sind, was bei verhältnismäßig wahlloser Zensur wie in der DDR schwierig war. Durch dieses taktische Übersetzen zählen diese offiziellen Übersetzungen gleichzeitig nicht zu den besten Zieltexten, mit denen die Intention des Senders unauffällig vermittelt wird (vgl. Tomaszkiewicz 2011:345f.). All diese Möglichkeiten und persönlichen Einflüsse zeigen, dass die Selbstzensur beim Übersetzen häufiger anzutreffen ist als die öffentliche Zensur (vgl. Garbovskiy 2011:285). 2.4 Textbeispiele zum Umgang mit den Übersetzungsproblemen Realienbezeichnungen, Propaganda und Zensur Dass sich die äußeren Einflüsse einer Kommunikationsgemeinschaft auf die Sprache auswirken, wurde bereits für die Erscheinungen Realienbezeichnungen, Propaganda und Zensur theoretisch erläutert. Mithilfe der nachfolgenden Textpassagen sollen die theoretischen Erkenntnisse nun belegt und veranschaulicht werden. Gleichzeitig stehen damit die praktische Übersetzertätigkeit und die Lösung von Übersetzungsproblemen im Vordergrund. Für diese Arbeit wurden hier drei Texte gewählt, die einerseits verschiedene Textsorten und Thematiken abdecken und andererseits als Beispiele für die Übersetzungsproblematik dienen, wobei die Texte unterschiedliche Schwerpunkte enthalten. Als Erstes stehen die Realienbezeichnungen im Mittelpunkt, die auch in den Texten des zweiten Punktes enthalten sind. In diesem Abschnitt dominiert jedoch die Propaganda. Zensurmaßnahmen und der Sprachstil in der DDR werden abschließend im letzten Beispiel behandelt. a) La politique étrangère de la R.D.A. Der Text La politique étrangère de la R.D.A. wurde von Jean-Paul Picaper 76 geschrieben und erschien 1975 in Politique étrangère (N 5), einer vierteljährlich erscheinenden 76 Jean-Paul Picaper, geboren 1938 in Pau, studierte Germanistik, Skandinavistik und Politikwissenschaft in Bordeaux, Berlin (West) und Paris, promovierte in Straßburg, habilitierte in Berlin und erhielt eine Assistenzprofessur für Politikwissenschaft an der dortigen Freien Universität bis 1977 war er Chefredakteur der deutsch-französischen Zeitschrift "Documents" in Straßburg, von 1977 bis 2003 Deutschland- Korrespondent der Tageszeitung "Le Figaro" (vgl. be-bra Verlag). Vivien Berg 102

104 Zeitschrift über internationale Beziehungen. Der Artikel informiert über einen Aspekt der ostdeutschen Politik und richtet sich an politisch interessierte Leser. Wie es bereits im Titel deutlich wird, behandelt der Text die Außenpolitik der Deutschen Demokratischen Republik, was zweifelsohne zu den kulturspezifischen Themen zu zählen ist. In diesem Fall beeinflusst die Wirklichkeit der DDR keinen Übersetzer bzw. Verfasser der eigenen Kultur, sondern einen Verfasser einer anderen Kultur. Der Text ist ein Beispiel für eine Versprachlichung von einem Verfasser, der weder der Kommunikationsgemeinschaft der DDR noch der deutschen Sprachgemeinsacht angehört, für ein Zielpublikum, das ebenfalls nicht dieser Kommunikationsgemeinschaft angehört oder deutschsprachig ist. Der Text wurde gewählt, weil er zum einen ebenso eine Übersetzung sein könnte und die gleiche Problematik widerspiegelt, die ein übersetzter Text wiedergeben könnte. Zum anderen ist er durch seinen neutralen Verfasser frei von propagandistischen Elementen, sodass allein die Realienbezeichnungen thematisiert werden können. Mithilfe dieses Textes werden diese kulturspezifischen Übersetzungsprobleme vorgestellt und Verfahren gezeigt, mit denen eine Wiedergabe ermöglicht wird. Lehnschöpfung, Lehnübersetzung und Entlehnung 77 Depuis le départ de Walter Ulbricht puis son décès et la nomination d Erich Honecker aux fonctions de premier secrétaire du parti S.E.D. (*), en mai-juin 1971, la direction est-allemande entonne à nouveau l unisson de la politique étrangère soviétique. (*) Initiales du parti communiste de R.D.A. (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands : Parti socialiste unifié d Allemagne). On s attend à ce que le 9 e congrès du parti qui aura lieu en mai 1976 change notamment le nom du parti car il n est plus conforme aux réalités. Tab. 1: Textbeispiel 1 La politique étrangère de la R.D.A Jean-Paul Picaper nennt die Personen Walter Ulbricht und Erich Honecker ohne weitere Erklärung im Text. In einem Text über die DDR ist die vom Verfasser an den Leser gestellte Präsupposition so hoch, dass die Namen der Staatsführung bekannt sein 77 Die kursiven Zwischenüberschriften geben einen Überblick über die im Textbeispiel thematisierte Erscheinung bzw. Übersetzungsstrategie. Vivien Berg 103

105 sollten. Aus diesem Grund ist die Wiedergabe nachvollziehbar. Für das Amt des Parteisekretärs der SED verwendet Picaper eine Lehnschöpfung, bei der Premier secrétaire du parti S.E.D. die deutsche Bezeichnung Generalsekretär ersetzt. In Frankreich selbst wird das Amt des Parteivorsitzenden eher mit Président bezeichnet. Eine Lehnschöpfung ist eine Wortschöpfung nach fremdsprachlicher Anregung (vgl. Lewandowski 1990:646f.). Kutz erklärt sie als Schaffung eines neuen ZS-Lexems ohne jegliche formale Anlehnung an das QS-Vorbild (1977:256). Koller und Reiß erwähnen diese Methode nicht. Dieser kreative Umgang mit Realienbezeichnungen zählt zu den komplizierteren Verfahren und verlangt eine große übersetzerische Kompetenz (z. B. Etat régional / Bundesland). Die Lehnschöpfung wird im Gegensatz zur Lehnübersetzung eher selten verwendet. Der Verfasser muss sowohl kreativ sein als auch um die Eigenschaften und Inhalte des Wirklichkeitsausschnitts der Ausgangskultur wissen, damit in der Versprachlichung alle Merkmale getragen werden und das Verständnis gesichert ist. Die Abkürzung der Partei erscheint im Ausgangstext als Entlehnung, jedoch gemäß der Sprachkonventionen S.E.D.. Eine Entlehnung ist die Übernahme eines Zeichens aus einer Sprache in eine andere (vgl. Lewandowski 1990:263). Koller und Kade definieren dies auf die gleiche Weise, wobei Kade Entlehnungen in der Zielsprache in Anführungszeichen setzt. Kutz bezeichnet Entlehnungen als Lexementlehnung (1977:256). Kutz und Koller unterscheiden bei der Entlehnung die phonologische Kalkierung mit und ohne Homographie. Es erfolgt eine teilweise bis vollständige Anpassung an morphologische, phonetische und graphische Normen der Zielsprache. Nach Kutz findet hier eine assimilierende Lexementlehnung (1977:256) statt, bei der das AT-Lexem an die zielsprachlichen Normen angepasst wird. Entlehnungen zeigen am deutlichsten den Realiencharakter, setzen aber die wenigsten Informationen um. Der Vorteil der Entlehnung ist die Übertragung des Lokalkolorits. Der Nachteil besteht in der geringen Informativität. Dieser Nachteil wird durch eine Erläuterung ausgeglichen, da in der Fußnote zusätzlich die Nennung des vollständigen Parteinamens erfolgt. Es findet also auch hier eine Entlehnung statt. Zudem wird der Name mit Hilfe einer Lehnübersetzung für die Adressaten zugänglich gemacht. Bei Vivien Berg 104

106 der Lehnübersetzung wird ein Morphem der Ausgangssprache durch das semantisch nächststehende Morphem der Zielsprache übersetzt. Dabei werden die ZS- Wortbildungsregeln beachtet (vgl. Lewandowski 1990:647). Hierbei handelt es sich also um eine wörtliche Übersetzung der unmittelbaren semantischen Konstituenten (z. B. route nationale / Nationalstraße). Anders als bei der Partei wird beim Akronym des Staatsnamens nicht das deutsche Akronym entlehnt, sondern aus der autorisierten Übersetzung gebildet. Die Verwendung einer autorisierten Übersetzung ist bei Institutionen oder geographischen Eigennamen möglich. Wenn eine autorisierte Übersetzung vorhanden ist, sollte diese unbedingt verwendet werden. Durch die Bekanntheit der Übersetzung wird das Verstehen in der Zielkultur ohne umständliche Erklärungen optimal gewährleistet. Das Fehlen der Langform République démocratique allemande bei der ersten Erwähnung im Text deutet erneut auf eine hohe Präsupposition hin. Autorisierte Übersetzung Avec l accord de Berlin du 3 juin 1972, les Trois Occidentaux ont signé pour la première fois un texte portant en toutes lettres le nom de la République Démocratique Allemande. La vague de reconnaissances de en fut la conséquence. La déclaration d Helsinki, signée l été dernier, tire le trait final. Tab. 2: Textbeispiel 2 La politique étrangère de la R.D.A Bei den Vertragstexten und dem Staatsnamen verwendet der Verfasser die autorisierten Übersetzungen. Lehnübersetzung Enfin, ce traité bilatéral avec l Union soviétique complète les accords du «triangle de fer» signés en mars 1967 avec la Pologne et la Tchécoslovaquie, en mai 1967 avec la Hongrie, puis en septembre 1967 avec la Bulgarie et en septembre 1968 avec la Mongolie. [ ] Tous ces accords soulignent «l unité de la communauté socialiste» et mettent l accent sur «l internationalisme socialiste». Vivien Berg 105

107 Ainsi, en cas de résiliation du Pacte de Varsovie, l alliance militaire orientale ne disparaîtrait pas pour autant. Tab. 3: Textbeispiel 3 La politique étrangère de la R.D.A Triangle de fer ist eine Lehnübersetzung und beschreibt die Stellung der DDR, der Tschechoslowakei und Polens innerhalb der Warschauer-Pakt-Staaten. Gottfried Niedhart erläutert diese Verbindung im Spiegel Special Geschichte: Ein zwischen Ost-Berlin, Warschau und Prag geschmiedetes Eisernes Dreieck sollte als Bollwerk gegen die Verlockungen aus dem Westen wirken. Innerhalb dieses Dreiecks wie ganz allgemein im Warschauer Pakt bestimmten allerdings zunehmend Interessengegensätze die politische Wirklichkeit. (vgl. 2008) Beachtung müssen in dieser Passage zudem zwei in den kommunistischen Staaten übliche Wendungen l unité de la communauté socialiste und l internationalisme socialiste finden, die im Deutschen mit Einheit der sozialistischen Gemeinschaft und sozialistischer Internationalismus wiedergegeben werden. Picaper hat hier erneut das Verfahren der Lehnübersetzung angewendet. Metonymie und Hyperonym Le traité de 1964 comme le précédent faisait encore allusion à la «création d un Etat allemand unitaire pacifique et démocratique», à réaliser «seulement par des négociations à droits égaux entre les deux Etats souverains allemands». C était l hameçon auquel mordit le gouvernement de Bonn. Ce passage est absent du nouveau traité. Pourtant, le gouvernement est-allemand a décrété cette année le 7 octobre, date de la création de la R.D.A., «fête nationale». Tab. 4: Textbeispiel 4 La politique étrangère de la R.D.A Für die Regierung der Bundesrepublik Deutschland wählt Picaper eine Metonymie 78. Metonymien zählen nach Nord ebenfalls zu den pragmatischen ÜS-Problemen, die bei einer großen kulturellen Distanz zu Verstehensschwierigkeiten führen. Picaper scheint 78 Eine Metonymie ist die Ersetzung eines Ausdrucks durch einen anderen Ausdruck, der zu ihm in einer realen, d. h. kausalen, räumlichen oder zeitlichen Beziehung steht [ ] (Lewandowski 1990:712). Es werden zwei Arten unterschieden: Pars pro toto, bei dem ein Teil für das Ganze steht, und Totum pro parte, wobei ein Ganzes für einen Teil steht. Neben gouvernement de Bonn werden im Text Bonn oder Kremlin als Metonymie für die Regierung der BRD bzw. der UdSSR verwendet. Vivien Berg 106

108 die Distanz als klein genug einzuschätzen, um diese Metonymie zu verwenden. Der Verfasser verwendet neben der Erklärung des 7. Oktobers als date de la création de la R.D.A. das Hyperonym fête nationale, ohne den Tag mit dem deutschen Namen Tag der Republik konkret zu benennen. Wörtliche Übersetzung und Analogieverwendung Il y a un an, la Chambre du peuple de R.D.A. supprimait de la constitution la référence à la nation. La constitution de Walter Ulbricht, adoptée en avril 1968, exprimait en son article premier l objectif national : «La République démocratique allemande est un Etat socialiste de nation allemande». Tab. 5: Textbeispiel 5 La politique étrangère de la R.D.A Da es in der AT-Kultur mit der Assemblée générale oder dem Sénat kein Äquivalent gibt und ein Hyperonym zu unkonkret wäre, übersetzt Picaper Volkskammer wörtlich mit Chambre du peuple. Meines Erachtens könnte noch eine Erklärung wie organe législatif angeschlossen werden. Da der Verfasser jedoch generell ein hohes Vorwissen bei seinen Adressaten voraussetzt und auch an anderen Stellen ausschließlich eine Lehnübersetzung verwendet, entspricht es seinem Schreibstil. Bei der Nennung der Verfassung wählt Picaper die Analogie bzw. die autorisierte Übersetzung (beide Wiedergabeverfahren führen zu derselben Lösung), beginnt aber nicht mit einem Großbuchstaben. Koller versteht unter der Analogieverwendung die Verwendung eines ZS-Ausdrucks mit ähnlicher oder gleicher Bedeutung, d. h., einem festen Ausdruck der Zielsprache wird die Bedeutung des AS-Ausdrucks zugeordnet (vgl. 1979:165). Kutz beschreibt die Analogieverwendung als Erweiterung des Bedeutungsumfangs eines ZS-Lexems durch Übernahme bestimmter Bedeutungselemente von einem QS-Lexem (1977:256). Bei der Verwendung eines zielkulturellen Äquivalents muss die Funktion der Realienbezeichnung beachtet werden. Vivien Berg 107

109 Beim Staatsnamen der DDR zeigt der Autor eine Schwäche. Er ist bei seiner Wiedergabe nicht konsequent. Während er ansonsten alle Namensbestandteile mit einem Großbuchstaben schrieb, sind die Adjektive an dieser Stelle kleingeschrieben, was gemäß des Le Petit Robert des noms propres die richtige Schreibweise ist. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Jean-Paul Picaper der Umgang mit Kulturspezifika gut gelungen ist und die Realienbezeichnungen gut wiedergegeben wurden. Der Kommunikationszweck eine Information über die Außenpolitik, wurde mit den gewählten sprachlichen Mitteln erfüllt. Der Text zeigt, dass je nach Situation und in Abhängigkeit von Skopos, Anzahl, Position und Funktion der Realienbezeichnung die verschiedenen Möglichkeiten der Versprachlichung verwendet und Verfahren kombiniert werden können. Anders als im Text von Jean-Paul Picaper sind es in den nächsten Beispielen nicht nur Realienbezeichnungen, sondern insbesondere die propagandistischen Formulierungen, die bei der Übersetzung beachtet werden müssen. Aus diesem Grund werden zwar einige Realienbezeichnungen und der Umgang mit diesen vorgestellt, der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Propaganda der DDR, die mit diesen beiden Texten dargestellt werden soll. Da beide Texte den gleichen Auftraggeber und dem gleichen Zweck dienen, werden sie in einem Punkt gemeinsam behandelt. b) 750 Jahre Berlin und Die DDR stellt sich vor In Zeiten des Kalten Krieges wurde der Propaganda auf beiden Seiten große Bedeutung beigemessen und versucht, die Bevölkerung und die Öffentlichkeit in gegnerischen Staaten zu mobilisieren. Dabei wollte man die Menschen direkt ansprechen und den Umweg über den diplomatischen Kontakt mit den Regierungen vermeiden 79 (vgl. Brünner 2011:12). Dies wollte man auch in der DDR erreichen. In den 1960er-Jahren wurde vor allem das Ziel der völkerrechtlichen Anerkennung verfolgt, dem man mit einer positiven Selbstdarstellung 79 Diese Art der Außenpolitik wird als Public Diplomacy bezeichnet (vgl. Tuch 1990:3). Vivien Berg 108

110 näher kommen wollte. Nachdem die DDR bis 1973 von zahlreichen westlichen Staaten anerkannt wurde, stand ein weiteres Mal der Versuch im Vordergrund, die westlichen Gesellschaften im Sinne des Sozialismus zu beeinflussen. Dazu wurden die Errungenschaften der DDR präsentiert, Neuerungen in Kultur und Wissenschaft vorgestellt und die Politik der BRD aufgedeckt (vgl. Brünner 2011:22ff). Die Agitationsschriften waren konsequent auf die Selbstdarstellung der sozialistischen DDR ihrer inneren Entwicklung und ihrer Außenpolitik zu orientieren. In interessanter Weise ist die Überlegenheit der sozialistischen Gesellschaftsordnung über den Kapitalismus nachzuweisen und insbesondere sichtbar zu machen, daß das Wohl des Menschen, vor allem der Arbeiterklasse, oberstes Ziel allen Tuns und Handelns von Partei, Regierung und Gesellschaft ist. Die Publikationen müssen dazu beitragen, Schritt um Schritt antikommunistische Vorbehalte abzubauen. 80 Ein wichtiges Werk zur Außendarstellung der DDR war das Buch Die DDR stellt sich vor. Diese Broschüre war eine der zahlreichen Publikationen der Presseagentur Panorama DDR 81, die für die DDR-Propaganda die entscheidende Einrichtung war. Die DDR stellt sich vor und 750 Jahre Berlin wurden auch deshalb gewählt, weil sie von Panorama DDR veröffentlich wurden. Ihre Zugehörigkeit zur Kommunikationsform Propaganda und die komplexe Darstellung der DDR haben die Entscheidung ebenfalls beeinflusst. Diese beiden Texte unterstreichen zudem noch einmal den Stellenwert des Fremdsprachendienstes Intertext, der mit diesen, für die DDR wichtigen Übersetzungen betraut wurde. Außerdem geben die Texte einen Einblick in die Arbeit von Intertext. In den nachfolgenden Abschnitten werden die Merkmale propagandistischer Texte mit Beispielen belegt und es wird dargestellt, wie englisch- und französischsprachige Übersetzer 80 SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/3 1953, ZK 130/1972, Konzeption zur weiteren Entwicklung der Agitationsschriften für Besucher aus der BRD und aus Westberlin, S. 1. In: Brünner (2011:29). 81 Die Presseagentur wurde am auf Vorlage der Agitationskommission zur Verbesserung der Auslandsinformation von Vertretern von 14 Ministerien, Verbänden, Betrieben und Massenorganisationen gegründet. Panorama DDR war eng mit dem Nachrichtendienst ADN verbunden und diente bis 1973 ausschließlich der Pressearbeit. Nachdem das Ziel der völkerrechtlichen Anerkennung der DDR dann erreicht war, wurde die Agentur im Sinne des Zentralkomitees des SED umstrukturiert und arbeitete seit dem mit dem Verlag Zeit im Bild zusammen, wodurch nun Informationsmaterial in Form von Broschüren und Büchern herausgegeben wurde. Diese Broschüren wurden zunächst nur in der BRD veröffentlicht. Später entschied man, fremdsprachige Exemplare an Touristen zu verkaufen oder an Interessierte aus dem nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet zu versenden. Panorama DDR bestand bis 1990 (vgl. Brünner 2011:13ff). Vivien Berg 109

111 mit solchen Ausgangstexten umgehen. Zusätzlich wird die Versprachlichung von solchen Realienbezeichnungen gezeigt, die erwähnenswert sind und nicht im Text von Jean-Paul Picaper behandelt wurden. Textbeispiel 750 Jahre Berlin Die anlässlich des Jubiläums verfasste Broschüre über die Hauptstadt der DDR wurde für das Ausland übersetzt und sollte der positiven Außendarstellung dienen. Es werden nachfolgend der deutsche Ausgangstext und die englische sowie die französische Übersetzung analysiert. Zum 750-jährigen Bestehen der Stadt Berlin ließ die Staatsführung durch das Komitee der Deutschen Demokratischen Republik zum 750jährigen Bestehen von Berlin, dessen Vorsitz Erich Honecker inne hatte, eine Broschüre zur geschichtlichen und gesellschaftlichen Entwicklung der Stadt veröffentlichen. Verfasst wurde der Beitrag von Historikern und 1987 im Verlag Zeit im Bild von der Panorama DDR Auslandspresseagentur GmbH publiziert. 750 Jahre Berlin diente neben der Information in erster Linie der positiven Außendarstellung der DDR und wurde von der Staatsführung zu Propagandazwecken genutzt. Auf 75 Seiten wird die Stadtgeschichte chronologisch in neun Kapiteln dargestellt. Zu Beginn der Broschüre wird ein Bild Honeckers gezeigt. Im Anschluss daran werden in einer kurzen Einleitung der positive Wandel Berlins im Sozialismus nachgezeichnet und die Leser auf den weiteren Inhalt eingestimmt. Bereits auf diesen ersten einleitenden Seiten sind die positive Selbstdarstellung und die gleichzeitige Diffamierung anderer Gesellschaftssysteme zu erkennen. Die Einleitung weist viele Merkmale propagandistischer Texte auf und enthält zusätzlich einige Realienbezeichnungen. Im Gegensatz zu den ersten Seiten sind die Kapitel eins bis drei zur frühen Geschichte neutral. Erst ab Kapitel vier, das mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs beginnt, wird der Kommunikationszweck der Broschüre wieder deutlicher. Insgesamt wird 750 Jahre Berlin seiner Intention gerecht: Die DDR und alle systemrelevanten Partner bzw. Theorien werden durch positive Konnotationen, Vivien Berg 110

112 Hochwertwörter etc. aufgewertet, während die gegnerische Seite u. a. mit den entsprechend negativ konnotierten Reizwörtern diffamiert wird. Für die nachfolgenden Beispiele wurden besonders auffällige oder stilistisch reiche Textstellen gewählt, um mit einer angemessenen Zahl eine möglichst umfassende Darstellung der theoretischen Erkenntnisse zu gewährleisten. Hochwertwörter, Reizwörter, Realienbezeichnungen DE FR EN Dank der Arbeiter-und-Bauern-Macht, dank der fleißigen, schöpferischen Arbeit seiner Bürger besitzt heute der Name Berlins unter den Völkern, bei vielen Menschen überall auf dem Erdball einen guten Klang. Berlin, von dem unter imperialistischer Herrschaft zwei Weltkriege ausgingen und dessen Name imperialistische Kräfte bis heute zum Schüren gefährlicher Spannungen zu mißbrauchen suchen, wurde zu einem Inbegriff konsequenter sozialistischer Politik des Friedens, der Völkerverständigung und internationaler Zusammenarbeit. (1987:7) «Grâce au pouvoir des ouvriers et des paysans, grâce au travail ardu et créateur de sa population, le nom de Berlin est comme une recommandation pour les peuples, pour de nombreux êtres dans le monde. Berlin est devenue synonyme de politique socialiste énergique de défense de la paix, de compréhension des peuples et de coopération internationale, alors que deux guerres mondiales y ont eu leur origine sous le pouvoir impérialiste et que son nom sert toujours de prétexte aux forces impérialistes pour provoquer de dangereuses tensions.» (1987a :7) Thanks to the workers and farmers state and to the creative endeavours of its people, Berlin has earned a good reputation among the nations of the world, among people everywhere. Although Berlin was the point of origin of two world wars under imperialist rule and its name is still being misused by imperialist forces seeking to build up tension, it has also become a byword for unswerving socialist commitment to peace, international goodwill and cooperation. (1987b:7) Tab. 6: Textbeispiel Jahre Berlin Gleich in diesem ersten Beispiel aus der Einleitung der Broschüre finden sich zahlreiche Merkmale der Propagandasprache der DDR. Während für Aussagen über die Westmächte negativ konnotierte Wörter verwendet werden, verbindet man mit dem Vokabular zum Osten stets positive Assoziationen. So wird fleißige, schöpferische Arbeit den negativ klingenden Wörtern gefährlichen Spannungen und dem Reizwort Missbrauch gegenübergestellt. Der Satzanfang Dank, der kurz danach wiederholt wird, unterstreicht die positive Vivien Berg 111

113 Haltung der Verfasser gegenüber der DDR und zeugt davon, dass die Bevölkerung einen hohen Stellenwert in der Politik des Landes hat. Dies gehört wie die Wörter Volk, Völkerverständigung, internationale Zusammenarbeit, das Hochwertwort Frieden, und Arbeiter-und-Bauern-Macht sowie imperialistisch zur Propaganda. Arbeiter-und-Bauern-Macht ist dabei eine Realienbezeichnung. Darunter versteht man nach Wolf: Die Staatsform, die nach der herrschenden Ideologie dadurch gekennzeichnet war, daß die Arbeiter und Bauern unter Führung der Partei der Arbeiterklasse die Macht ausübten. Die Bezeichnung geht auf Lenin zurück und wurde seit 1952, dem Jahr des Beginns des Aufbaus des Sozialismus in der DDR, verwendet. (2000:10) Arbeiter-und-Bauern-Macht wird zur Abgrenzung der DDR bzw. UdSSR gegenüber Weststaaten verwendet (vgl. Sucharski 2009:39). Außerdem wurde so der Eindruck erweckt, dass die Macht wie in einer Demokratie vom Volk ausgeht, und dient somit der Verschleierung wirklicher Zustände. Mit diesem Begriff ist das Wort Arbeiterklasse eng verbunden, das in dieselbe sprachliche Kategorie fällt ( Arbeiterklasse folgt in einem anderen Beispiel). Mit der Arbeiterklasse begründet das Regime seine Macht, da es schließlich die Arbeiterklasse vertritt und zu vertreten hat. Frieden oder die Adjektive friedlich und friedliebend werden häufig in offiziellen Texten verwendet. Frieden spielte in der Propaganda die zentrale Rolle und wurde oftmals mit anderen Konzepten verbunden, wie zum Beispiel Frieden und Fortschritt oder Frieden und Sozialismus. Der Sozialismus galt zudem als einziges System, das Frieden, Gerechtigkeit und Wohlstand garantieren kann. In Übereinstimmung damit wurde die UdSSR stets als Garant des Friedens dargestellt. Mit all diesen Formulieren war Frieden kein erstrebenswertes Gut mehr, sondern nur noch ein Schlagwort zur Unterstützung kommunistischer Ideen (vgl. Sucharski 2009:41ff). Frieden wurde von der Staatsführung manipulierend und verzerrt eingesetzt, was Wolf in ihrer Definition verdeutlicht: In der Bevölkerung akzeptiertes Grundprinzip, das die Erfahrungen des Zweiten Vivien Berg 112

114 Weltkrieges und der Nachkriegszeit widerspiegelte, indem es den Wunsch ausdrückte, die Beziehungen zu den benachbarten Völkern ohne Gewalt und auf freundschaftlicher Grundlage zu gestalten. Für die SED-Propaganda eignete sich dieses Wort besonders, weil man über den Gedanken des Friedens hinaus weitere Prinzipien anfügen konnte, um so die kommunistische Ideologie zu vermitteln [ ]. Es wurde auf diese Weise suggeriert, daß der Frieden vom Bestehen der DDR [ ] abhängen würde. Als angeblicher Leitgedanke einer sozialistischen Außenpolitik wurden auch die allein vom Machtstreben der Sowjetunion ausgehenden aggressiven Handlungen [ ] zur Sicherung und Erweiterung von Einflußsphären als friedliche Handlungen deklariert. (2000:75) Die Verwendung des Wortes Volk ist charakteristisch für die DDR, in der es im Gegensatz zur BRD in großer Zahl und vielfältig eingesetzt wurde. Volk wird dabei als Terminus des Wissenschaftlichen Kommunismus gebraucht. Danach wurden im Sozialismus alle Klassenunterschiede aufgehoben, sodass alle Bürger zum Volk gehörten im Gegensatz zu den kapitalistischen Staaten, in denen nach dieser Theorie die Bezeichnung Volk von den Herrschenden benutzt [wurde], um die Klassengegensätze zu verschleiern (Wolf 2000:238). In diesem Fall sind beide Übersetzungen schwächer als der deutsche Text. Zwar werden Völker und Frieden wörtlich übersetzt, doch wird die andere Lexik freier versprachlicht. Die Wiederholung das positiven Wortes Dank übernimmt nur der französische Übersetzer. In der englischen Version steht Thanks nur einmal am Satzbeginn, sodass die Hervorhebung entfällt. Auch der Umgang mit der Realienbezeichnung ist unterschiedlich. Während in der französischen Übersetzung eine Lehnübersetzung verwendet wurde, die jedes Glied des deutschen Kompositums wiedergibt, finden die Adressaten des englischen Textes die Lehnübersetzung für das Lexem Arbeiter-und-Bauern-Staat. Dies wurde zwar als Synonym verwendet, nimmt der Aussage jedoch Stärke, da Staat bzw. state eine andere Wirkung erzielt als Macht bzw. force. Die sich von der Staatsführung der SED zugeschriebene Bedeutung wird dem Zielpublikum nicht vermittelt. An dieser Stelle findet im englischen Text eine Neutralisierung statt. Dafür ist die Übersetzung des Verbes mißbrauchen im Englischen durch misused adäquater als im Französischen durch provoquer, das weniger starke Emotioenen Vivien Berg 113

115 hervorruft. Der Übersetzer des englischen Textes nimmt bei der Übertragung von internationaler Zusammenarbeit eine Erweiterung vor und schreibt international goodwill and cooperation. Damit werden im Englischen nicht nur die Zusammenarbeit, sondern auch der Wille für eine solche und die Verständigungsbereitschaft ausgedrückt. In dieser Version wird die Politik der DDR mit einem zusätzlichen positiven Aspekt versehen. Insgesamt ist die französische Übersetzung zunächst durch die Struktur am Anfang und die Wortwahl etwas näher am Ausgangstext. Die Konstruktion des zweiten Satzes entspricht in der englischen Übersetzung allerdings eher der Intention des Ausgangstextes, da die positive Eigendarstellung an der Position am Satzende deutlicher hervorgehoben wird. Diese Erweiterung kann die fehlende Wiederholung am Anfang in Teilen kompensieren. Für den frankophonen Leser steht so eher die Abwertung des Westens im Vordergrund. Rhythmus und positive Konnotationen DE FR EN Die 750-Jahr-Feier Berlins wird die Berliner mit ihren Freunden aus den sozialistischen Bruderländern wie aus aller Welt zusammenführen im Rückblick auf die Geschichte und beim Voranschreiten in die Zukunft: alles zu tun für die Stärkung des Sozialismus, für das Glück und Wohl des ganzen Volkes, für die Sicherung des Friedens, für das Gedeihen dieser Stadt und ihrer Einwohner. (1987:7) «Les fêtes du 750 e anniversaire de Berlin réuniront les Berlinois et leurs amis des pays frères socialistes et du monde entier pour un retour sur le passé et un regard sur l avenir, un avenir fait de l investissement de toutes les forces pour le renforcement du socialisme, pour le bonheur et la prospérité du peuple tout entier, pour la sauvegarde de la paix, pour la prospérité de la ville et de ses habitants.» (1987a :7) The 750th anniversary celebrations in Berlin will bring the city s inhabitants together with their friends from allied socialist countries and from the world at large as they review their history and look ahead into the future, vowing to devote all their energies to the task of adding to socialism s strength and safeguarding peace so that all people may live in happiness and this city and its residents may continue to thrive and prosper. (1987b:7) Tab. 7: Textbeispiel Jahre Berlin Vivien Berg 114

116 In diesem Satz steht das propagandistische Vokabular der DDR im Mittelpunkt. Der Anlass der 750-Jahr-Feier wird mit verschiedenen positiven Ausdrücken zusammengebracht, wodurch eine positive Grundstimmung erzeugt wird. Gleichzeitig wird die Aussage rhythmisch einprägsam gestaltet, indem eine Anapher 82 für das verwendet wird. Durch die sich wiederholende Einleitung der Wortgruppen wird sie eingängig dargestellt. Das Vokabular besteht aus Hochwertwörtern wie Freunde, Zukunft oder Glück und Begriffen aus der marxistisch-leninistischen Theorie, die ebenfalls positiv bewertet und zur Abgrenzung zum Westen eingesetzt werden. Zu diesen Begriffen gehören sozialistische Bruderländer (wie im Text von Jean-Paul Picaper gesehen, handelt es sich zudem um eine Realienbezeichnung) und (Stärkung des) Sozialismus. Mit der Wortwahl von Gedeihen wird ein stilistisch zu hohes Register gewählt. Dies ist charakteristisch für die Kommunikationsform und dient dazu, die Aufmerksamkeit der Leser zu wecken. In den Übersetzungen wird die positive Textaussage mithilfe von wörtlichen Übersetzungen der Hochwertwörter übernommen. Der französische Zieltext ist dabei ausdrucksstärker als der englische Text. Einerseits wird im Französischen die Anapher nachgebildet ( pour le bzw. pour la ), wodurch der Satz einprägsamer wird. Andererseits wird avenir kurz hintereinander wiederholt und auf diese Weise verstärkt, wodurch auch die Aussage über die Zukunft der DDR verstärkt wird. Die englische Übersetzung ist hingegen wenig eingängig und in ihrer Haltung der DDR gegenüber nüchterner. Register und Stil DE In diesen schweren Tagen und Wochen des Neubeginns halfen die Sowjetsoldaten, wo sie nur konnten. Aus ihren Händen empfingen die Berliner das erste Stück Brot des Friedens. (1987:44) 82 Bei einer Anapher werden zu Beginn aufeinanderfolgender Sätze oder Satzteile ein oder mehrere Wörter wiederholt (vgl. Dudenredaktion 2007:96). Vivien Berg 115

117 FR EN «En ces jours et semaines pénibles du renouveau, les soldats soviétiques aidaient là où ils pouvaient. C est de leurs mains que les Berlinois reçurent le premier morceau de pain de la paix.» (1987a :44) In those difficult days and weeks when a new start had to be made it was the Soviet soldiers who reached out to help wherever they could. It was from their hands that the people of Berlin received their first peacetime bread. (1987b:46) Tab. 8: Textbeispiel Jahre Berlin Auch im vorliegenden Text finden sich Sätze, deren Register unangemessen hoch ist und die stilistisch nicht in eine Informationsbroschüre passen. Hier ist einerseits das Bild Brot des Friedens überhöht. Andererseits werden durch die Wendung schweren Tagen und Wochen beim Leser Emotionen geweckt, die mit Tod und Trauer verknüpft und an dieser Stelle übertrieben sind. Schließlich litten nicht nur Menschen in Berlin unter den Folgen des Zweiten Weltkrieges. Gleichzeitig wird die UdSSR in diesen Sätzen als Retter dargestellt. Beide Übersetzer verwenden eine wörtliche Übersetzung 83 und bleiben nah am Ausgangstext. In den Zieltexten sollten ebenfalls Gefühle angesprochen werden. Alliteration, Antonymie, Nominalstil (Nomen auf -ung) DE FR Die imperialistischen Westmächte gingen offen zum Bruch des Potsdamer Abkommens über. Sie unterbanden in den Westsektoren die Bestrafung und Entmachtung der Kriegsverbrecher und Konzernherren. Antifaschisten wurden aus den Verwaltungen und der Polizei entfernt und die konsequente Entnazifizierung verhindert. [ ] Mit aktiver Unterstützung der Sowjetunion und in Erfüllung des Potsdamer Abkommens wurden hier Entmilitarisierung und Entnazifizierung konsequent durchgeführt. (1987:47f.) «Très ouvertement, les puissances impérialistes occidentales passèrent à la rupture des accords de Potsdam. Elles interrompaient, dans les secteurs occidentaux, les condamnations et la dépossession des criminels de guerre et des grands industriels. Les antifascistes étaient écartés de l administration et de la police, la dénazification était empêchée. [ ] Avec le soutien actif de l Union soviétique et conformément aux accords de Potsdam, on procédait à la démilitarisation et à la dénazification systématiques.» (1987a :47f.) 83 Eine wörtliche Übersetzung ist eine Übersetzungsstrategie, bei der die formalen Eigenheiten des Ausgangstextes bewahrt werden und ein Zieltext geschaffen wird, der grammatikalisch dem Sprachgebrauch der Zielsprache entspricht, ohne jedoch unbedingt idiomatisch oder transparent zu sein. (Delisle / Lee-Jahnke 1999:144). Vivien Berg 116

118 EN The imperialist Western powers began overtly to violate the Potsdam Agreement. In the western sectors they prevented war criminals and corporation bosses from being punished and stripped of power. Antifascists were removed from administrative and law enforcement agencies, and thorough denazification was prevented. [...] Rigorous demilitarization and denazification were carried out here with the active support of the Soviet Union and in accordance with the Potsdam Agreement. (1987b:50) Tab. 9: Textbeispiel Jahre Berlin Der vorliegende Abschnitt zeigt durch die parallele Gestaltung und die antonymische Formulierung deutlich die Gegenüberstellung der beiden Machtblöcke. Während im ersten Satz negativ konnotierte Wörter für das Fehlverhalten des Westens verwendet werden, stehen in der praktisch selben Formulierung positiv konnotierte Wörter für das richtige Handeln des Ostens. So wird aus dem Bruch des Potsdamer Abkommens die Erfüllung des Potsdamer Abkommen, Kriegsverbrecher und Konzernherren werden durch Entmilitarisierung und Entnazifizierung ersetzt und konsequent [ ] verhindert ist im zweiten Satz konsequent durchgeführt. Der Kontrast ist erneut sehr einprägsam. Auffällig sind zudem die Alliterationen bei Kriegsverbrecher und Konzernherren und Entmilitarisierung und Entnazifizierung, wodurch die Aussage hervorgehoben wird. Gleichzeitig wurden paarweise Aufzählungen eingesetzt. Ein weiteres Merkmal der offiziellen Sprache der DDR ist die Häufung von Substantiven mit der Endung -ung, das in diesem Beispiel mit Bestrafung, Entmachtung, Verwaltungen oder Unterstützung belegt werden kann. Abschließend ist mit Potsdamer Abkommen ein Eigenname enthalten. Für die Übersetzung des Eigennamens wählen beide Sprachmittler die autorisierte Übersetzung des accords de Potsdam und Potsdam Agreement, wobei der Eigenname in der englischen Version durch die Verwendung einer Majuskel deutlicher wird. Im Rahmen der sprachlichen Möglichkeiten wird auch in den Zieltexten der Kontrast dargestellt und die Intention des Textes mithilfe positiver und negativer Konnotationen verdeutlicht. Der Kontrast wird jedoch schwächer wiedergegeben. Beide erhalten die Alliteration von Entmilitarisierung und Entnazifizierung durch démilitarisation et à la dénazification und demilitarization and denazification. Für die Gegenüberstellung fehlt allerdings eine zweite Alliteration in criminels de guerre Vivien Berg 117

119 et des grands industriels bzw. war criminals and corporation bosses, was den Wortbildungskonventionen der Zielsprache geschuldet ist. Die Parallelität wird durch den Einsatz verschiedener Wortarten ebenfalls aufgehoben. Während im Deutschen Substantive mit dem Potsdamer Abkommen verbunden werden, sind es im Französischen ein Substantiv und ein Adverb und im Englischen ein Verb und eine präpositionale Wendung. Zudem wird in beiden Versionen auf die Übersetzung von konsequent verzichtet. Alle diese Übersetzungsstrategien schwächen die Aussage des Ausgangstextes ab, sodass die Zieltexte neutraler wirken. Negative Konnotationen und Superlative DE FR EN Als Ende 1947 der Imperialismus den kalten Krieg gegen den Sozialismus forcierte, wurde Berlin zu einem Brennpunkt der weltweiten Klassenauseinandersetzung. Noch waren die Folgen des faschistischen Raubkriegs überall drückend spürbar, da nutzten die aggressivsten imperialistischen Kräfte ihre Positionen in den Westsektoren, um ihre Politik des Zurückrollens des Sozialismus voranzutreiben. Unter Führung der SED kämpften die bewußtesten Teile der Arbeiterklasse und der anderen Werktätigen gegen diese gefährliche, erneut den Frieden bedrohende Entwicklung. Auf Initiative der SED entstand die Volkskongreßbewegung für Einheit und gerechten Frieden. (1987:49) «Lorsque fin 1947, l impérialisme attisa la guerre froide contre le socialisme, Berlin devint un foyer de la lutte de classe internationale. Alors que l on pouvait encore ressentir partout les séquelles de la guerre de spoliation fasciste, les forces impérialistes les plus agressives utilisaient leurs positions dans les secteurs occidentaux pour intensifier leur politique de refoulement du socialisme. Sous le direction du S.E.D., les éléments les plus clairvoyants de la classe ouvrière et des autres travailleurs combattirent cette évolution dangereuse qui menaçait à nouveau la paix. A l initiative du S.E.D. naquit le Mouvement du congrès du peuple allemand pour l unité et une paix juste.» (1987a :49) When imperialism fanned the cold war against socialism in late 1947, Berlin became a focal point in the worldwide class struggle. The heavy burden resulting from the predatory fascist war was still omnipresent when the most aggressive forces of imperialism exploited their position in the western sectors to force through their policy of rolling back socialism. Guided by the SED, the most class-conscious sections of the working class and other working people took up the fight against this dangerous threat to peace. The SED initiated the movement for a people s congress to safeguard unity and just peace. (1987b:52) Tab. 10: Textbeispiel Jahre Berlin Vivien Berg 118

120 Das erste Merkmal in dieser Passage ist die Verwendung des Fremdworts forcieren. Fremdwörter werden häufig zur Auf- oder Abwertung eingesetzt. Zudem wird deren Unverständlichkeit ausgenutzt wenn eine Aussage schwer zu überprüfen ist, kann sie auch nur schwer widerlegt werden (vgl. Sucharski 2009:32). Zudem werden die beiden politischen Systeme einander gegenübergestellt. Ein Mittel sind dabei die Adjektive aggressiv und bewusst, die in der für Propaganda typischen Form des Superlativs verwendet werden. Insgesamt wird der Westen erneut negativ dargestellt. Insbesondere die Formulierung faschistischer Raubkrieg kann als Diffamierung gesehen werden. Hier werden ein Substantiv und ein Adjektiv verbunden, die beide negative Emotionen wecken. Das Hervorrufen von Emotionen ist nach Reiß die Appellwirkung. Durch den Erinnerungswert von Wörtern sind diese mit Konnotationen verknüpft, sodass der Adressat diesen nicht neutral begegnet. Dies ist für Propaganda von zentraler Bedeutung. Typisch für Texte aus der DDR ist das Wort Initiative. Initiative ist dabei als Euphemismus zu verstehen, da das Merkmal der Freiwilligkeit in der DDR häufig fehlte. Wolf definiert Initiative wie folgt: Von der SED bzw. dem Staat oftmals in Verbindung mit einem aktuellen politischen Anlaß oder einem Gedenktag organisiertes Handeln von Arbeiterkollektiven oder Gruppen in Wohngebieten, die nach offizieller Darstellung aus Überzeugung, d. h. aus eigenem Antrieb, freiwillig und uneigennützig tätig wurden. Initiativen waren darauf gerichtet, durch zusätzliche Arbeit gesellschaftlichen Nutzen zu erreichen [ ]. (2000:101) Solche Maßnahmen, die der Propaganda dienten, waren Teil der Verschleierungstaktik der SED; die der Außenwelt glauben machen wollte, die Staatsführung sei vom Volk demokratisch gewählt und so legitimierter Träger der Staatsmacht (vgl. Sucharski 2009:44f.). Diese Passage enthält des Weiteren eine Realienbezeichnung: Volkskongreßbewegung. In diesem Beispiel sind die Übersetzungen neutraler als der Ausgangstext. In beiden Versionen wurde forcierte nicht mit einem Fremdwort übersetzt. Die Gegenüberstellung von Sozialismus und Kapitalismus erfolgt lexikalisch durch die Vivien Berg 119

121 Adjektivkonstruktionen les plus agressives, les plus clairvoyants bzw. most aggressive, most class-conscious und die Lehnübersetzung von faschistischer Raubkrieg in la guerre de spoliation fasciste und fascist war, wobei in der englischen Version auf die Übersetzung von Raub verzichtet wurde, sodass eine sinntragende Einheit fehlt. Die französische Übersetzung ist insgesamt näher am Ausgangstext, grenzt sich jedoch durch die Erweiterung allemand, die der Explikation der Realienbezeichnung dient und die ansonsten als Lehnübersetzung übertragen wird, etwas ab. Im englischen Text erfolgt die Abgrenzung durch die fehlende Übersetzung von erneut. Stattdessen wird das Demonstrativpronomen this gewählt. Dadurch wird die Aussage punktuell abgeschwächt und die Andeutung von bereits früheren Bedrohungen umgangen. An dieser Stelle ändert der Übersetzer für das Zielpublikum die Aussage und nimmt gleichzeitig die beabsichtigte Wirkung der Diffamierung. Diffamierung und Konnotationen DE FR EN Die damals und später von der imperialistischen Propaganda bewußt hochgespielte Lüge von einer angeblichen Blockade kann nichts an der Tatsache ändern, daß die UdSSR und die demokratischen Kräfte Berlins großzügige Angebote zur Versorgung der Westsektoren unterbreiteten und Verhandlungsbereitschaft an den Tag legten. Die imperialistischen Kräfte aber setzten dem ihre provokatorische Luftbrücke -Aktion entgegen. Diese entpuppte sich als ein politisches Erpressungsmittel gegenüber der UdSSR, als ein friedensgefährdendes Manöver großen Stils und zugleich als ein lohnendes Profitgeschäft der Konzerne. (1987:50f.) «Les mensonges largement répandus par la propaganda impérialiste à l époque et plus tard, et faisant état d un prétendu blocus ne peuvent rien changer au fait que l U.R.S.S. et les forces démocratiques de Berlin firent de larges propositions pour approvisionner les secteurs occidentaux et montrèrent leur disposition à négocier. A tout cela, les forces impérialistes répondirent par leur pont aérien provocateur. Celui-ci se révélait être un moyen de pression politique contre l U.R.S.S., une manœuvre de grande envergure menaçant la paix et dans le même temps une source de profits intéressante pour les monopoles.» (1987a :50) The blockade lie, which then and in times to follow was deliberately made an issue of imperialist propaganda media, cannot change the fact that the Soviet Union and democratic forces in Berlin made generous offers to ensure supplies for the western sectors and indicated their preparedness to enter into negotiations. The imperialist forces countered these efforts by their airlift policy. This proved to be a form of political extortion against the USSR, a largescale manoeuvre with inherent grave dangers to peace and, at the same time, a highly profitable Vivien Berg 120

122 exercise for big business circles. (1987b:53) Tab. 11: Textbeispiel Jahre Berlin Um die eigene Position aufzuwerten, werden nicht nur positiv konnotierte Wörter verwendet, sondern vor allem auch Reiz- und Schlagwörter, mit denen die Adressaten negative Assoziationen verbinden. In diesem Beispiel liest man dementsprechend im Zusammenhang mit der UdSSR die Adjektive großzügige und demokratischen, während für den Westen Propaganda, Lüge, angeblichen, provokatorische, entpuppte, Erpressungsmittel und friedensgefährdendes gewählt wurden. Die Verwendung des Adjektivs demokratisch für die Beschreibung sowjetischer Kräfte stellt eine Pervertierung dar, was typisch für die Propaganda der DDR war (vgl. Sucharski 2009:44). Das Regime der UdSSR war nicht demokratisch, sondern verfolgte den demokratischen Zentralismus, ein Organisationsprinzip in Staat, Wirtschaft und Parteien, nach dem alle Angelegenheiten von einer Zentrale aus geplant und geleitet wurden [ ] Die praktische Wirkung dieses von Lenin begründeten Prinzips bestand darin, daß die Zentrale im wesentlichen alle Entscheidungen selbst traf und die untergeordneten Stellen ausschließlich zur [ ] Umsetzung dieser Entscheidungen beitragen durften. (Wolf 2000:42) Ein Mitspracherecht, das wesentlich für Demokratien ist, existierte faktisch also nicht. Mit der Wiederaufnahme von als wird die Aufzählung der negativ konnotierten Begriffe noch verstärkt und wie eine Klimax 84 angeordnet. Dabei nimmt aus sozialistischer Sicht die Schwere der Folgen (Erpressung, Gefahr des Friedens und Profit) zu. Auf diese Weise ist die Kritik einprägsam für den Leser. Insgesamt wird in dieser Passage von Seiten der DDR in Bezug auf die Luftbrücke der Amerikaner eine Lüge verbreitet. Lügen sind ein weiteres Merkmal propagandistischer Texte, die formuliert werden, um die Wirklichkeit zu vertuschen und das eigene Idealbild zu schaffen. Zwar wird in den Zieltexten durch wörtliche Übersetzungen und Lehnübersetzungen ein ähnlich bewertetes Vokabular verwendet, die Wirkung bleibt durch die weniger eingängige Formulierung am Ende jedoch geringer. In beiden Versionen fehlt eine 84 Eine Klimax heißt wörtlich Steigerung des Ausdrucks (Dudenredaktion 2007:717) und ist meist eine dreigliedrige Aufzählung, die von Glied zu Glied eine Steigerung enthält (Schmid 2011:8). Vivien Berg 121

123 einleitende Konjunktion, die für die Betonung der Negativität sorgt. Zudem hemmen die adverbialen Gruppen der Zeit dans le même temps und at the same time die Klimax und schwächen das letzte Glied. Im Deutschen ist dieser Effekt durch zugleich nicht anzutreffen. Die Übersetzungen sind also etwas schwächer. Parallelismus und Antonymie DE FR EN Erstmals in der deutschen Geschichte war ein Staat geschaffen, der die Interessen und den Willen der werktätigen Massen verkörpert, der nicht Krieg, sondern Frieden, nicht Haß, sondern Völkerfreundschaft zu seinem Programm erklärte. (1987:53) «Pour la première fois dans l histoire de l Allemagne était crée un Etat qui incarnait les intérêts et la volonté des masses laborieuses, dont le programme n était pas la guerre, mais la paix, pas la haine, mais l amitié entre les peuples.» (1987a :53) For the first time in German history a state had come into being which represented the interests and the will of the working masses and made not war but peace, not hatred but international friendship the cornerstones of its programme. (1987b:56) Tab. 12: Textbeispiel Jahre Berlin Dieses Beispiel weist nicht nur den typischen Schwarz-weiß -Kontrast in Form zweier Antithesen 85 auf, sondern auch stilistische Mittel wie Parallelismus und Rhythmus. Der Kontrast wird durch die Gegenüberstellung der Antonyme Krieg und Frieden sowie Haß und Völkerfreundschaft erzeugt. Diese wird in einem Gleichklang versprachlicht, der durch die Wendung nicht sondern erreicht wird. Die Formulierung nicht sondern verbindet jeweils ein Reizwort mit einem Hochwertwort. Die Wiederholung schafft einen Parallelismus und ist gleichzeitig als Wiederaufnahme ein weiteres Merkmal propagandistischer Texte. Mithilfe der sprachlichen Mittel wird die Botschaft einprägsam dargestellt. Die Übersetzer verwenden eine wörtliche Übersetzung, sodass die Zieltexte ebenfalls über diese sprachlichen Charakteristika verfügen. Schlagwörter 85 Bei diesem rhetorischen Mittel werden entgegengesetzte Begriffe zusammengestellt (vgl. Dudenredaktion 2007:117). Vivien Berg 122

124 DE FR EN Gleiche Chancen für alle, gesicherte Arbeitsplätze, aktive Teilnahme an der Machtausübung, gesundheitliche Betreuung und Erholung, ein sorgenfreier Lebensabend sind zur Lebenserfahrung Hunderttausender in einer Stadt geworden, für die einst Elendsviertel, kapitalistische Ausbeutung und Rechtlosigkeit des Volkes charakteristisch waren. Sie kennen keine Arbeitslosigkeit, keinen Lehrstellenmangel, keinen Mietwucher und keine Obdachlosigkeit. Soziale Sicherheit, Geborgenheit und Zukunftszuversicht prägen immer stärker das Leben im sozialistischen Berlin. (1987:73) «L égalité des chances, la sécurité de l emploi, la participation active à l exercice du pouvoir, la prise en charge médicale et le repos, une retraite sans soucis sont les faits de la vie quotidienne pour des centaines de milliers d habitants d une ville qui se caractérisait autrefois par ses quartiers misérables, l exploitation capitaliste et l absence de droits pour le peuple. Les Berlinois d aujourd hui ne connaissent pas le chômage, ni le manque de postes d apprentissage, ni les loyers usuraires, ni l existence des sans-abri. La sécurité matérielle, le bien-être et la certitude de l avenir manquent toujours davantage la vie dans le Berlin socialiste.» (1987a:73) Equal opportunities for all, secure jobs, active participation in the exercise of power, health care and recreation, and old age in security have become a matter of course for hundreds of thousands in a city which, in the past, was notorious for its slum areas, capitalist exploitation and the lack of rights of its people. Its residents today know no unemployment, no shortage of apprenticeships, no exorbitant rents, and no homelessness. Material security, a feeling of belonging and confidence in the future have increasingly become characteristic of life in socialist Berlin. (1987b:76f.) Tab. 13: Textbeispiel Jahre Berlin Dieses letzte Beispiel aus der Broschüre 750 Jahre Berlin zeigt noch einmal deutlich die Gegenüberstellung vom guten Sozialismus und bösen Kapitalismus. Diese Gegenüberstellung erfolgt erneut mit positiv konnotierten Begriffen und Hochwertwörtern und negativ konnotierten Wörtern sowie Schlagwörtern. Auffällig ist in diesem Beispiel die große Dichte der Worthäufungen, bei der sich jeweils zwei Gruppen aus vier und aus drei Gliedern gegenüberstehen. Dabei verstärkt die Verbindung der Schlagwörter mit dem Attribut kein zusätzlich den Kontrast. Diese Passage befindet sich am Ende des Textes, sodass dem Leser noch einmal zusammenfassend vor Augen geführt wird, welches System das Bessere ist. In beiden Übersetzungen werden die Aussage mit den entsprechenden zielsprachlichen Mitteln wiedergeben und die Struktur beibehalten. Zum Abschluss wird beim Zielpublikum die gleiche Wirkung erzielt wie beim ausgangssprachlichen Adressatenkreis. Vivien Berg 123

125 Zusammenfassend kann man sagen, dass in diesem Beitrag nicht Berlin, sondern die DDR und der Sozialismus im Mittelpunkt stehen und als bessere Alternative gegenüber dem kapitalistischen Westen hochgehalten werden. Dementsprechend ist der Kommunikationszweck deutlich als Propaganda identifizierbar, was durch die zahlreichen sprachlichen Merkmale belegt wird. Beide Übersetzungen geben mit den entsprechenden sprachlichen Mitteln die Intention des deutschen Textes wieder, wobei der englische Zieltext insgesamt etwas neutraler gestaltet wurde als der französische. Zudem ist der englische Text fünf Seiten länger als das Original. Die französische Übersetzung ist hingegen genauso lang wie der deutsche Text. Normalerweise ist das Verhältnis umgekehrt. Ursache für die verschiedenen Seitenzahlen sind zusätzliche Erklärungen im Englischen. Im nachfolgenden Abschnitt wird gezeigt, ob auch die französische Übersetzung des Werkes Die DDR stellt sich vor direkter ist als die englische. Textbeispiel Die DDR stellt sich vor Die Broschüre Die DDR stellt sich vor wurde in regelmäßigen Abständen in der DDR für das Ausland und Touristen verfasst. Auch hier werden der deutschsprachige Ausgangstext und die französische und die englische Übersetzung untersucht. Das Werk der Presseagentur Panorama DDR enthält umfassende Informationen zur Deutschen Demokratischen Republik und soll den Staat im Ausland näher vorstellen. Die Verfasser wollen nicht nur informieren, sondern auch eine positive Wirkung beim Zielpublikum erzielen. Dementsprechend ist die Darstellung der DDR sehr positiv. Im Gegensatz zu 750 Jahre Berlin ist die sprachliche Gestaltung jedoch dezenter und die Beeinflussung geringer. Ursache dafür sind die sachlichere Beschreibung und der Verzicht auf die Diffamierung des Gegners. In dieser Broschüre steht der eigene Staat im Mittelpunkt. Karten, Diagramme und Statistiken verleihen der Broschüre einen objektiven Charakter. Die zahlreichen Bilder, die freudige politische und alltägliche Situationen abbilden, unterstützen die Kommunikaitonsintention und sind zu den propagandistischen Mitteln zu zählen. Vivien Berg 124

126 Insgesamt werden Politik, Geschichte, Wirtschaft, Kultur, Gesundheitswesen, Freizeitbereich sowie die Hauptstadt Berlin und die Bezirke auf 306 Seiten in zwölf Kapiteln vorgestellt. Zu Beginn befinden sich erneut ein Zitat und ein Foto von Erich Honecker. Danach folgen die Kapitel zu den gesellschaftspolitischen Themen. Den Abschluss bildet die Präsentation der Bezirke und der Hauptstadt. Nachfolgend werden noch einmal einige Realienbezeichnungen und propagandistische Äußerungen und deren Übersetzung vorgestellt, um die vorherigen Ergebnisse zu belegen und zu vervollständigen. Explikation, Realienbezeichnung und positive Konnotation DE FR EN Die FDJ hat rund 2,3 Millionen Mitglieder. Auf freiwilliger Grundlage haben [sic] sich ihr mehr als drei Viertel aller Jugendlichen im Alter von 14 bis 25 Jahren angeschlossen. Sie ist die einheitliche und selbständige politische Jugendorganisation in der DDR. Zu ihr gehört die Pionierorganisation Ernst Thälmann als Kinderorganisation für die Jungen und Mädchen von 6 bis 14 Jahren. (1986:63) La F.D.J. compte quelque 2,3 millions d adhérents, soit plus des trois quarts des ans. L organisation unitaire et autonome des jeunes de R.D.A. aide la jeune génération à se préparer au plan spirituel et dans la pratique aux exigences d aujourd hui et de demain, tout en lui offrant des loisirs variés. Elle organise aussi les 6 14 ans au sein des Pionniers d Ernst Thaelmann. (1988:36) The FDJ has approximately 2.3 million members, which is more than three quarters of all young people aged between 14 and 25. Based on voluntary membership, the FDJ ist he unified and independent youth organization in the GDR. It assists young people to meet the theoretical and practical requirements of society now and in the future and offers wide range of leisure time activities. The junior wing of the FDJ is the Ernst Thälmann pioneer Organization for boys and girls of 6 to 14 years of age. (1988a:36) Tab. 14: Textbeispiel 1 Die DDR stellt sich vor Diese Sätze zeigen den Versuch des Staates, das Alltagsleben der Menschen in der DDR zu bestimmen und die Ideologie in allen Generationen zu verbreiten. Zu Beginn dieser Textpassage wird noch einmal der Umgang mit einem Akronym gezeigt. Da die Jugendorganisation an dieser Stelle nicht zum ersten Mal erwähnt wird, verwenden beide Übersetzer eine Entlehnung, die den Zielsprachenkonventionen angepasst wird (vgl. Punkte hinter den Gliedern der Abkürzung im Französischen). Der Eigenname Ernst Thälmann wird im französischen Zieltext ebenfalls angepasst und der Umlaut Vivien Berg 125

127 ä in einem Diphthong ae umgeschrieben. Des Weiteren wird der Eigenname durch die Kursivschreibung hervorgehoben. Zusätzlich zum Namen Ernst Thälmann wird die Institution durch die Realienbezeichnung Pionierorganisation näher bestimmt. Während in der englischen Übersetzung eine Lehnübersetzung pioneer Organization verwendet wird, findet man in der französischen Version eine kreativere Übersetzung. Dabei findet eine Umformulierung 86 statt, in der aus dem deutschen Kompositum eine Verbindung aus einem Verb und einem Substantiv wird organise des Pioniers. Pionier wird in beiden Sprachen mit dem Äquivalent übertragen. In beiden Zieltexten wird eine zusätzliche Explikation eingefügt, in der die Funktion der Jugendorganisationen verdeutlicht wird. Als propagandistisches Element ist das positiv konnotierte Adjektiv freiwillig zu nennen. Mit diesem Wort wird die Wirklichkeit verfälscht dargestellt und nach außen ein Idealzustand vermittelt. Das Adjektiv wird [o]ffiziell gebraucht für ein Verhalten, dem kein direkter Zwang, sehr wohl jedoch Einsicht dahingehend zu Grunde lag, ein ausreichendes Maß an Anpassung an die Wünsche der Partei gewähre die besten Möglichkeiten, im privaten Bereich nach eigenem Gutdünken zu leben. (Wolf 2000:73) Die Freiwilligkeit wird explizit nur im Englischen wiedergegeben mit volontary membership. In der französischen Übersetzung wurde dies nicht übersetzt. Hier wird lediglich von Mitgliedern adhérents gesprochen. Die englische Übersetzung ist so enger am Ausgangstext, die neutrale Wiedergabe im Französischen erzielt jedoch keine negative Wirkung. Eine Betonung der freiwilligen Mitgliedschaft in einer Jugendorganisation, die als vorausgesetzt angenommen wird, könnte im Gegenteil irritierend wirken und Fragen provozieren. Hochwertwörter und Nominalstil 86 Eine Umformulierung ist ein Übersetzungsverfahren, das darin besteht, die Äquivalenz des Sinns durch eine Änderung der grammatikalischen Struktur herzustellen. (Delisle / Lee-Jahnke 1999:408). Vivien Berg 126

128 DE Stern der Völkerfreundschaft Dieser Orden wird an Persönlichkeiten und gesellschaftliche Organisationen für besondere Verdienste um die Freundschaft und Zusammenarbeit der Völker, um die Erhaltung des Friedens sowie um die Stärkung und Erhöhung des internationalen Ansehens der DDR verliehen. (1986:80) FR Etoile de l amitié entre les peuples Cette distinction est décernée à des personnalités et des organisations de masse pour récompenser leurs mérites particuliers au bénéfice de l amitié et de la coopération entre les peuples, de la sauvegarde de la paix et de l affermissement du prestige international de la R.D.A. (1988:40) EN Star of International Friendship This award is presented to individuals and public organizations who have been particularly outstanding in fostering international friendship and cooperation, preserving peace and strengthening the GDR s international prestige. (1988a:40) Tab. 15: Textbeispiel 2 Die DDR stellt sich vor Nachdem auf den ersten Seiten die Bedeutung von Orden und Auszeichnungen dargelegt wurde, finden diese selbstverständlich auch Einzug in einer Broschüre über den Staat. In diesem Beispiel wird die Auszeichnung Stern der Völkerfreundschaft vorgestellt. Dabei werden Hochwertwörter wie Freundschaft, Frieden bzw. Ansehen oder positiv konnotierte Wörter wie Völker oder Zusammenarbeit verwendet, die der Propaganda dienen. Zusätzlich werden auch in Die DDR stellt sich vor positive Substantive mit der Endung -ung eingesetzt. Damit ist dies ein typisches Beispiel für Texte aus der DDR, denn auch die paarweise Nennung dieser ist gegeben. Die Substantive Erhaltung, Stärkung und Erhöhung stellen einen Idealzustand dar und verschleiern die Realität. So wird suggeriert, dass die Situation bereits gut ist und nur verbessert werden kann, anstatt zuzugeben, dass zunächst ein normaler bzw. befriedigender Zustand erreicht werden muss. Beide Übersetzungen bleiben in diesem Fall sehr nah am Ausgangstext und entsprechen somit der Propaganda. Mit den zielsprachlichen Mitteln werden die Hochwertwörter übertragen. Die Eingängigkeit ist im Englischen jedoch größer, da hier mit Gerundiumformen gearbeitet wurde: fostering, preserving und strengthening, während im französischen Text zwar zwei Substantive verwendet Vivien Berg 127

129 wurden, diese allerdings sehr unterschiedlich sind: sauvegarde und affermissement. Da beide Übersetzer auf die paarweise und dadurch verstärkende Formulierung von Stärkung und Erhöhung verzichten, ist der Abschluss der Beschreibung etwas neutraler. An der Wirkung ändert sich dadurch jedoch nicht viel. Neutralisierung DE Mit der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Staaten fest verbunden (1986:88) Freundschaftliche und solidarische Zusammenarbeit mit den Staaten Asiens, Afrikas und Lateinamerikas (1986:84) FR Les relations avec l Union soviétique et les autres Etats socialistes (1988:45) Les relations avec les Etats d Asie, d Afrique et d Amérique latine (1988:47) EN Relations with the Soviet Union and the other socialist countries (1988a:45) Relations with countries in Asia, Africa and Latin America (1988a:47) Tab. 16: Textbeispiel 3 Die DDR stellt sich vor An dieser Stelle werden zwei Teilüberschriften beispielhaft angeführt, die verdeutlichen, dass die Übersetzungen wesentlich sachlicher sind. Mithilfe von Neutralisierungen werden aus festen Verbindungen und freundschaftlicher und solidarischer Zusammenarbeit einfache Beziehungen relations / relations. Auf diese Weise werden Wertungen aufgehoben. Die propagandistische, positive Selbstdarstellung wird in den Übersetzungen nicht deutlich und diese verfehlen somit die Intention des Ausgangstextes. Lehnschöpfung und Umschreibung von Realienbezeichnungen DE Wesentlichen Einfluß auf den Bildungs- und Erziehungsprozeß nehmen der Jugendverband Freie Deutsche Jugend sowie die Pionierorganisation Ernst Thälmann als selbständige und einheitliche politische Massenorganisation. Schule, Kinder- und Jugendorganisation sowie Eltern arbeiten eng zusammen. An jeder Schule wirkt ein von allen Eltern gewählter Elternbeirat, in jeder Klasse ein Klassenelternaktiv. Der Elternbeirat wird alle zwei Jahre, das Vivien Berg 128

130 Elternaktiv jährlich zu Beginn des Schuljahres gewählt. (1986:182f.) FR EN L organisation de jeunesse «Jeunesse libre allemandes» (F.D.J.) et l organisation des pionniers Ernst Thaelmann influent largement sur la formation et l éducation. Des conseils de parents d élèves existent dans chaque école et chaque classe. Les membres des conseils de parents d élèves au niveau de l école sont élus tous les deux ans, ceux au niveau des classes au début de chaque année scolaire. (1988:111f.) The Free German Youth organization and the Ernst Thälmann Pioneer Organization have a major say in matters concerning the education and upbringing of young people. Cooperation between family and school is indispensable for the harmonious development of every child. Parent-teacher associations are elected at all schools, as are parental groups for all classes. Parent-teacher associations are elected for a two-year period and parental groups at the beginning of every new school year. (1988a:111f.) Tab. 17: Textbeispiel 4 Die DDR stellt sich vor In der Broschüre wird auch das Bildungssystem thematisiert. Dabei wird der Einfluss der SED nicht verschwiegen, wenn es auch nicht offen angesprochen wird. Durch die bekannte Verbindung der Jugendorganisationen mit der SED wird dieser allerdings deutlich. In jedem Bildungswesen gibt es Eigenheiten, die zu Realienbezeichnungen führen. So auch in der DDR, in der die Elternvertretung der Klasse Klassenelternaktiv oder kurz Elternaktiv und die der Schule Elternbeirat genannt wurde. Aktiv ist gleichzeitig ein Beispiel für die zahlreichen Russizismen in der DDR. Diese Entlehnungen aus dem Russischen wie Aktiv, Brigade oder Kollektiv zeigen sowohl die starke politische und kulturelle Stellung der UdSSR, die in der DDR in allen Bereichen als Vorbild galt, als auch den Versuch der Staatsführung, das Alltagsleben sprachlich zu bestimmen (vgl. Sucharski 2009:33). Bei der Übersetzung verwendet der französische Sprachmittler eine Lehnschöpfung und eine Umschreibung. Sowohl Elternbeirat als auch Elternaktiv werden mit conseil de parents übersetzt. Es wird also keine Differenzierung vorgenommen, wobei dennoch kein Bedeutungsverlust zu verzeichnen ist. Die Konkretisierung erfolgt mithilfe der Umschreibungen au niveau de l école und au niveau des classes. Im Englischen erfolgt mit parent-teacher associations und parental groups eine Differenzierung. Auch hier wird eine Lehnschöpfung eingesetzt, die allgemeiner ist Vivien Berg 129

131 als Beirat oder Aktiv. Für das Verständnis des jeweiligen Zielpublikums sind die Lösungen allerdings angemessen. Lediglich die Einbindung der Lehrer im englischen Text ist irreführend, da diese so nicht erfolgte. Eltern halfen den Lehrern, Lehrer waren aber nicht direkt im Aktiv und Beirat tätig. Die Erklärung des Beirates lautet nämlich: Für die Dauer von zwei Jahren an einer Schule von allen Eltern gewählte Elternvertretung, die die Aufgabe hatte, v. a. durch die Mitarbeit in verschiedenen Kommissionen [ ] die Lehrer zu unterstützen und zu entlasten. (Wolf 2000:52) Abgesehen von dieser Ungenauigkeit wird die Aussage des Ausgangstextes von beiden Übersetzungen adäquat wiedergegeben. Fachwort und Realienbezeichnung DE FR In der DDR wurde ein dichtes Netz von Betriebsgesundheitseinrichtungen aufgebaut. Etwa hauptamtliche Ärzte (darunter etwa 900 Fachärzte für Arbeitshygiene) und Betriebsschwestern sind auf diesem speziellen Gebiet beschäftigt. 6,7 Millionen Werktätige sind in die komplexe betriebsärztliche Betreuung in der Einheit von Prophylaxe, Therapie und Rehabilitation einbezogen. (1986:231f.) La médecine du travail emploie près de médecins travaillant à temps plein (dont environ 900 sont spécialisés dans l hygiène du travail) et environ infirmières. Les trois quarts des actifs sont pris en charge par le système de médecine du travail qui associe la prévention au traitement et à la rééducation. (1988:147) EN The industrial health facilities have a total staff of about 2,500 full-time doctors (including 900 specializing in industrial hygiene) and 10,000 nurses. They cater for 75 per cent of the country s workforce with preventive, therapeutic and rehabilitative services. (1988a:147) Tab. 18: Textbeispiel 5 Die DDR stellt sich vor Neben den Realienbezeichnungen Betriebsgesundheitseinrichtungen und Betriebsschwester ist in dieser Passage noch einmal ein Beispiel für die Verwendung eines Fachwortes, in diesem Fall Prophylaxe. Fachwörter sollen in diesen Kommunikationssituationen Wissen demonstrieren, obwohl ihr Gebrauch nicht notwendig ist, wodurch sie teilweise Befremden Vivien Berg 130

132 hervorrufen und so die Aufmerksamkeit der Adressaten wecken (vgl. Reiß 1976:46). Dieses Mittel wurde in der DDR sehr häufig eingesetzt, sodass dessen Wirkung verfehlt wurde. In den Zieltexten wurde nicht der medizinische Terminus technicus verwendet, sondern die geläufigere Bezeichnung prévention bzw. preventive service. Es kommt also zu keinem Registerbruch. Die Erwähnung der Betriebsgesundheitseinrichtungen als eine sozialistische Maßnahme im Sozialwesen soll von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten ablenken (vgl. Sucharski 2000:65). Die Übersetzer setzen Lehnschöpfungen ein, die im Französischen mit der Generalisierung médecine de travail allgemeiner ist als im Englischen, wo mit industrial health facilities noch der Bezug zu den Betrieben geschaffen wird. Die Betriebskrankenschwestern werden in beiden Fällen mit den Hyperonymen infirmières und nurses übertragen, sodass an dieser Stelle erneut von Generalisierungen Gebrauch gemacht wird. Insgesamt sind die Zieltexte durch die Entscheidungen der Übersetzer sachlicher und somit zu den informativen Texten zu zählen. Die positive Außendarstellung wird abgeschwächt und die propagandistische Wirkung gemindert. Die Broschüre soll die Errungenschaften der DDR präsentieren. In diesem Beispiel unterscheiden sich die Übersetzungen nicht stark voneinander. Die drei Texte haben denselben Umfang und sind gleich gestaltet. Sprachlich kommen die beiden Übersetzungen dem neutraleren Ausgangstext relativ nah, auch wenn einige Punkte durch Generalisierungen oder Umschreibungen sachlicher versprachlicht wurden. Die Außendarstellung bleibt positiv, ist jedoch weniger propagandistisch. Die sprachlichen Mittel werden bei dieser Broschüre von den Zieltexten insgesamt eher übernommen als in 750 Jahre Berlin, sodass der Intention des Senders hier auch in den Fremdsprachen nachgekommen wird. Die Beispiele zeigen, welch hohen Stellenwert die Staatsführung der Propaganda eingeräumt wurde. Dabei war der Einsatz von Auslandspropaganda für die DDR in Staaten Westeuropas, in denen es eine lebendige kommunistische Bewegung gab (z. B. Frankreich) Erfolg versprechender. In anderen Ländern waren Veröffentlichungen schwieriger, weil der passende Vivien Berg 131

133 Ansprechpartner fehlte und die Haltung innerhalb der Bevölkerung negativ war. So genoss die DDR in Großbritannien zu keinem Zeitpunkt ein gutes Ansehen und galt stets als Marionette der UdSSR (vgl. Brünner 2011:32). Dementsprechend mussten die Nachrichten für die einzelnen Adressatenkreise unterschiedlich versprachlicht werden, was zum Beispiel bei der Übersetzung der Broschüre 750 Jahre Berlin an den Unterschieden zwischen der englischen und der französischen Version zu beobachten war. Problematisch war das fehlende Einfühlungsvermögen für fremde Kommunikationsstile: Wie es die Verantwortlichen der Auslandspropaganda von der staatssozialistischen Presse gewohnt waren, stimmten sie letztlich mit allem, worüber sie berichten, ein Loblied auf den Sozialismus und auf die Partei an, die seine Durchsetzung und Entwicklung in der DDR sicherstellte. (Brünner 2011:81) Die Übersetzer schienen die jeweilige Haltung des Zielpublikums besser zu kennen als die Verfasser des Ausgangstextes. Dementsprechend konnte der französische Übersetzer näher am Ausgangstext bleiben als der englischsprachige, wodurch die englische Ausgabe von 750 Jahre Berlin in einem neutraleren Stil geschrieben ist und durch die größere Zahl an Erklärungen sachlicher wirkt. Alles in allem konnte die Presseagentur Panorama DDR die Erwartungen mit ihren Broschüren nicht erfüllen und die Auslandspropaganda nicht die Wirkung erzielen, die man sich versprochen hatte. c) La religieuse und Die Nonne Nachdem bereits auf die literarische Übersetzung in der DDR eingegangen wurde, sollen nun die ostdeutsche und die bundesdeutsche Übersetzung des Werkes La religieuse des französischen Schriftstellers Denis Diderot verglichen werden. In der DDR wurde Christel Gersch mit der Übersetzung der Werke Diderots beauftragt, nachdem in der BRD Hans Hinterhäuser diese bereits in den 1960er-Jahren ins Deutsche übertragen hatte. So erschien Die Nonne von Hinterhäuser 1966 im Propyläen Verlag in Westberlin, 15 Jahre vor der deutschen Fassung von Gersch, die im Aufbau-Verlag in Vivien Berg 132

134 Ostberlin herausgegeben wurde. Zwar schrieb Denis Diderot La religieuse bereits im Jahr 1760, dem breiten französischen Publikum wurde das Werk aber erst nach der Revolution 1796 zugänglich. Im Roman wird die Lebensgeschichte eines jungen Mädchens, das von ihren Eltern zu einem Leben im Kloster gezwungen wird, autobiografisch dargestellt. Dabei stehen der Kampf um ein selbstbestimmtes Leben, der Ausbruch aus einem autoritären System und die verschiedenen menschlichen Eigenschaften im Mittelpunkt. Genau dieser Inhalt im Zusammenhang mit dem Thema Kirche 87 hat zur Wahl dieses literarischen Werkes geführt. Bei der Interpretation diese Romans können durchaus Parallelen mit DDR-Schicksalen gezogen werden, sodass die Frage aufkommt, ob es bei der Übersetzung zur Zensur kam. Außerdem wird die sprachliche Realisierung der beiden Zieltexte analysiert und betrachtet, ob sie die gleiche Wirkung erzielen wie der Ausgangstext Diderots. Anhand der nachfolgenden Passagen sollen die wesentlichen Merkmale hervorgehoben werden, sodass eine angemessene Bilanz gezogen werden kann. Metonymie, Fremdwort und Stil FR DE/DDR DE/BRD Il est impossible qu on vous fasse un certain sort; vous avez pris l habit ; on s est constitué en dépenses ; par cette démarche vous avez donné des espérances ; le bruit de votre profession prochaine s est répandu dans le monde. (1972:56) Es ist ausgeschlossen, Euch gebührend auszustatten; Ihr habt die Tracht angenommen; Eure Eltern haben sich in Kosten gestürzt; Ihr habt ihnen mit Eurem Schritt Hoffnungen gemacht; die Nachricht Eurer baldigen Profeß hat sich herumgesprochen. (1981:13) Es ist nicht möglich, Sie standesgemäß auszustatten; Sie haben den Schleier genommen; man hat viel für Sie ausgegeben; mit diesem Schritt haben Sie Hoffnungen erweckt; die Nachricht, daß Sie in Bälde die Gelübde ablegen werden, hat sich draußen herumgesprochen. (1966:103) Tab. 19: Textbeispiel 1 La Religieuse / Die Nonne 87 Im Kommunismus wurde die christliche Religion abgelehnt, sodass Werke zu diesem Thema sehr kritisch betrachtet wurden (vgl. Garbovskiy 2011:292). Vivien Berg 133

135 An dieser Textstelle werden die unterschiedlichen Übersetzungsstrategien deutlich. Hinterhäuser verwendet einen eher modernen und allgemein-, fast umgangssprachlichen Stil. Dementsprechend übersetzt er l habit mit Schleier, profession mit Gelübde und setzt die gewöhnliche Anrede Sie ein. Schleier stellt bei der Übersetzung eine Metonymie, ein Pars pro toto dar. So bezeichnet Schleier lediglich die Kopfbedeckung, l habit steht für die gesamte Ordenskleidung. Schleier vermittelt allerdings eine negative Konnotation des Klosterlebens und wirkt umgangssprachlich. Da dieser Ausspruch von einem Mitglied des Ordens stammt, ist die Wahl unpassend. Mit der Anrede Sie bleibt Hinterhäuser zwar in einem höheren Register, das die Distanz und den entgegengebrachten Respekt der Personen wiedergibt, für den Handlungszeitraum des Romans gäbe es allerdings noch eine weitere Möglichkeit. Für diese andere Möglichkeit entscheidet sich Gersch. Sie verwendet die veraltete Form Ihr bzw. Euch. Dadurch wirkt ihre Übersetzung im Bezug auf das Original zeitgemäß und gibt die Kommunikation innerhalb des Ordens standesgemäß wieder. Auch die Wahl des Wortes Tracht (vor allem in Verbindung mit dem Verb angenommen statt genommen ) entspricht der Kommunikationssituation besser. Auf diese Weise ist die Formulierung sachlicher und enthält keine Wertungen. Zu diesem Stil passt die wörtliche Übersetzung von profession mit dem Fremdwort Profeß. Zudem wird hier der häufigere Fachwortgebrauch in der DDR erkennbar. Im westdeutschen Zieltext entspricht die Verwendung des allgemeinsprachlichen Äquivalents Gelübde der Übersetzungsstrategie. In den nächsten Beispielen werden die ebengenannten Merkmale unterstrichen, sodass ihr genereller Charakter deutlich und gezeigt wird, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt. Entlehnung und Umstrukturierung FR DE/DDR Depuis que je savais qu il n était pas mon père, sa présence ne me causait que de l effoir. Je me levai, je lui fis révérence. (1972:74) Seit ich wußte, daß er nicht mein Vater war, flößte mir seine Nähe nur mehr Furcht ein. Vivien Berg 134

136 Ich erhob mich, ich machte ihm meine Reverenz. (1981:27) DE/BRD Seit ich wußte, daß er nicht mein Vater war, flößte seine Anwesenheit mir nur noch Furcht ein. Ich stand auf und verneigte mich vor ihm. (1966:122) Tab. 20: Textbeispiel 2 La Religieuse / Die Nonne An einigen Stellen bleibt die ostdeutsche Übersetzung nicht nur syntaktisch, sondern auch lexikalisch nah am Ausgangstext. In diesem Beispiel ist eine wörtliche Übersetzung erkennbar, in der der Zieltext lediglich an die Grammatik angepasst wird. Was das Vokabular betrifft, verwendet Gersch eine Entlehnung und benutzt erneut ein Fach- bzw. Fremdwort, dessen Bedeutung zwar durch den Kontext ersichtlich wird, aber nicht gleich für jeden zu erschließen ist. Deshalb wurden vielleicht auch Fremdwörter verwendet. So konnte die Interpretation mit der Situation in der DDR erschwert werden und sich der Leser von der Handlung abgrenzen. Sollte dies der Fall sein, kann der verstärkte Gebrauch von Fach- und Fremdwörtern als Zensurmaßnahme gesehen werden. Bewiesen werden kann dies jedoch nicht. Es kann sich ebenso gut um den Stil des Verfassers handeln. In der Übersetzung aus der BRD ist der Stil wieder allgemeinsprachlicher. Durch eine Umstrukturierung ist die Versprachlichung freier. Aus je lui fis révérence wird verneigte mich vor ihm, sodass ein rein verbaler Ausdruck gewählt wird, der zweifelsohne verstanden wird. Wortwahl FR DE/DDR DE/BRD Eh bien! jurez-moi, par la sainte obéissance que vous aves vouée à Dieu, que cela est ; et malgré les apparences, je vous croirai. Madame, il ne vous est pas permis d exiger un serment pour une chose si légère ; et il ne m est pas permis de le faire. Je ne saurais jurer. (1972:100) Nun, so schwört, bei dem heiligen Gehorsam, den Ihr Gott gelobt habt, daß es an dem ist; und ich werde Euch trotz allem Anschein glauben. Madame, Euch ist nicht erlaubt, um eine so geringe Sache einen Eid zu fordern; und mir ist nicht erlaubt, ihn zu leisten. Ich darf hierauf nicht schwören. (1981:47) Gut! dann schwören Sie bei dem heiligen Gehorsam, den Sie Gott gelobt haben, daß dem so ist, und ich will Ihnen dem Anschein zum Trotz Glauben schenken. Madame, es ist Ihnen nicht gestattet, einer solchen Lappalie wegen einen Eid zu fordern, und mir nicht, ihn zu leisten. Ich werde nicht schwören. (1966:150) Vivien Berg 135

137 Tab. 21: Textbeispiel 3 La Religieuse / Die Nonne Diese Passage beinhaltet ein Beispiel für die typische Wortwahl in der DDR: Sache. Mit der wörtlichen Übersetzung verwendet Gersch einen Begriff, der sowohl zur Alltagssprache gehörte als auch in offiziellen Texten häufig zu finden war. Sache war die [v]on der SED und den von ihr gesteuerten Massenmedien verwendete Bezeichnung für das gesellschaftliche Anliegen, den Interessen der Arbeiterklasse zu dienen und den Sozialismus aufzubauen. (Wolf 2000:195) Für das Zielpublikum trifft Gersch eine normale Entscheidung. Die freiere Übersetzung von Hinterhäuser entspricht seinem Zielpublikum. Beide stellen sich also angemessen auf ihren Adressatenkreis ein. Stilistisch ist die westdeutsche Variante für den Zieltext ansprechender. Register FR DE/DDR DE/BRD Si je passais sous des fenêtres, j étais obligée de fuir, ou de m exposer à recevoir les immondices des cellules. Quelques sœurs m ont craché au visage. (1972:127f.) Ging ich unter den Fenstern entlang, mußte ich fliehen oder gewärtig sein, daß der Unflat aus den Zellen über mir ausgeschüttet wurde. Manche Schwestern spien mir ins Antlitz. (1981:69) Wenn ich unter den Fenstern vorbeiging, mußte ich mich sputen, wollte ich mich nicht der Gefahr aussetzen, daß Unrat aus den Zellen über mich ausgegossen wurde. Mehrere Schwestern haben mir ins Gesicht gespuckt. (1966:178) Tab. 22: Textbeispiel 4 La Religieuse / Die Nonne Diese Sätze unterstreichen noch einmal die stilistischen Unterschiede. Gersch hat (fast) durchgängig ein höheres Register gewählt als Hinterhäuser. Die Emotionen der Hauptperson werden bei Letzterem jedoch deutlicher und für den Leser nachvollziehbarer ausgedrückt. In die Zeit und das Klosterleben passt die Variante von Christel Gersch besser. Für den Leser könnte diese Gefasstheit aber auch überraschen. Insgesamt klingt die bundesdeutsche Übersetzung durch das gewählte Vokabular moderner, obwohl es die ältere Übersetzung ist. Die Wortwahl der Übersetzer ist auf Vivien Berg 136

138 den generellen Sprachgebrauch in den beiden Ländern zurückzuführen. Der konservative Stil der DDR wurde bereits unter Punkt A 2.1 angesprochen. Die Beispiele zeigen allerdings, dass dieser bewusst oder unbewusst verwendete Stil sehr gut zum Buch La religieuse passt. Konkretisierung und Stil FR DE/DDR DE/BRD Il y a dans les communautés des têtes faibles ; c est même le grand nombre [ ] (1972:129) Es gibt Schwachköpfe in jeder Gemeinschaft; sie sind sogar in der Überzahl [ ] (1981:70) Es gibt in allen Klöstern einfältige Gemüter; sie sind sogar in der Überzahl [ ] (1966:181) Tab.23: Textbeispiel 5 La Religieuse / Die Nonne Aber natürlich gibt es auch Textstellen, in denen Hans Hinterhäuser den besseren Stil gefunden hat. Die Übersetzung von têtes faibles entspricht mit einfältige Gemüter besser der Hauptperson als Schwachköpfe von Gersch. Gleichzeitig wählt Gersch die wörtliche Übersetzung Gemeinschaft für communautés, während Hinterhäuser eine Konkretisierung vornimmt und sich für Klöster entscheidet. Die ostdeutsche Übersetzung bleibt auf diese Weise allgemeiner und wird nicht zur Kritik an der Kirche. Kritik FR DE/DDR DE/BRD Je ne m en imposai point sur leurs sentiments ; cet acte que je leur proposais, fait tandis que j étais encore engagée en religion, devenait invalide ; et il était trop incertain pour elles que je le ratifiasse quand je serais libre. (1972:114) Gleichwohl macht ich mir über ihre Denkweise nichts vor; diese Verzichterklärung, die ich vorschlug, wäre ungültig, weil ich sie als Insassin eines Klosters leistete; und sie hätten keinerlei Gewißheit, daß ich, wäre ich erst frei, dazu stünde: und dann, geziemte ihnen, meine Vorschläge anzunehmen? (1981:58) Ich machte mir über ihre Gefühle keine Illusionen; die Verzichterklärung, die ich vorschlug, verlor ihre Rechtsgültigkeit, da ich sie noch als Nonne unterzeichnete; und es Vivien Berg 137

139 stand für sie keineswegs fest, daß ich, einmal in Freiheit, noch bereit sein würde, sie zu bestätigen. (1966:165) Tab. 24: Textbeispiel 6 La religieuse / Die Nonne Abschließend soll eine kritischere Formulierung aus der DDR-Übersetzung angesprochen werden, um zu zeigen, dass es sich nicht um eine schlichte oder befangene Übersetzung handelt. Dabei verwendet Gersch das Wort Insassin für die Formulierung engagée en religion. Insasse wird nach dem Duden für Personen gebraucht, die in einem Heim wohnen oder einem Gefängnis bzw. Lager festgehalten werden, sodass hier die Unfreiwilligkeit des Hauptcharakters zum Ausdruck kommt. Zusammen mit den geschilderten Erlebnissen im Kloster wird die Kritik an der Kirche deutlich. Hinterhäuser ist an dieser Stelle neutraler und entscheidet sich für die wertfreie Bezeichnung Nonne. Die wesentlichen Unterschiede liegen bei den beiden Übersetzungen also im Stil und Register sowie in der Wortwahl. Während die Übersetzungsstrategie von Hans Hinterhäuser durch allgemein- und umgangssprachliche Elemente und einen weniger klassischen Stil eher auf eine zeitgemäße Versprachlichung abzielt, verfolgt Christel Gersch einen anderen Ansatz. Sie bleibt konservativer und näher am Ausgangstext. Leider gibt es keinen Kommentar der Übersetzerin, in welchem sie ihre Strategie erläutert. So lassen sich nur Vermutungen anstellen. Hinter der Nähe zum Original und der sachlichen Wortwahl kann sich eine Selbstzensur verbergen, mit der mögliche kritische Interpretationen und Rückschlüsse auf das Regime der DDR-Staatsführung vermieden werden. Es könnte sich allerdings auch schlicht um den Stil von Christel Gersch bzw. den üblichen Sprachgebrauch handeln. Abschließend kann gesagt werden, dass beide Übersetzungen die gleiche Wirkung beim Zielpublikum erzielen wie das Original. Trotz kleinerer Kritikpunkte erfüllen sie die Anforderungen, die an eine gute Übersetzung gestellt werden. Die Charaktere und die Situationen werden insgesamt adressatengerecht dargestellt. Die deutschsprachigen Leser erhalten abgesehen von Unterschieden durch äußere Kommunikationseinflüsse den gleichen Interpretationsansatz wie die französischsprachigen Empfänger. Vivien Berg 138

140 In diesem Beispiel sind Zensurmaßnahmen also nicht offensichtlich zu erkennen. Doch gab es, wenn auch in geringer Zahl (vgl. Uhlmann ), andere Fälle. Aus diesem Grund darf die Zensurproblematik nicht vergessen werden. 2.5 Fazit der Textanalyse Die Analyse der Texte zeigt, dass in der DDR ebenso wie in anderen Kommunikationsgemeinschaften die Sprache und damit auch die Sprache in den Zieltexten einer Übersetzung von der Kommunikationssituation, den Bedürfnissen, den Erfahrungen und Kenntnissen der Kommunikationspartner abhängig ist. Entscheidend sind dabei die Konnotationen von Wörtern, die zwischen verschiedenen Kommunikationsgemeinschaften zu Missverständnissen führen können. Wie bereits das Zitat von Wolfdietrich Hartung im Punkt A 2.4 zeigt, verändern sich diese Konnotationen und sprachliche Konventionen in einer Gemeinschaft nicht während einer Generation, sondern langfristig. Die gewählten Texte unterstreichen noch einmal, dass die Gesellschaft und das Staatssystem Sprache prägen und dies auf unterschiedliche Weise tun können. Je nach Sender und Empfänger eines Textes und dessen Intention kann die Beeinflussung stärker (vgl. 750 Jahre Berlin ) oder schwächer (vgl. La politique étrangère de la R.D.A. ) sein. Bei den angeführten Beispielen wurde der übliche Sprachgebrauch in der DDR ebenso deutlich wie der propagandistische Einfluss des Staates. Die Zensur bestimmter Aussagen wurde allerdings nicht beobachtet. Die Texte zeigen auch, dass mit verschiedenen sprachlichen Problemen unterschiedlich umgegangen werden kann. Während es für Realienbezeichnungen konkrete Übersetzungsstrategien gibt, wird der Umgang mit Propaganda und Zensur zur persönlichen Einstellungs- bzw. Entscheidungsfrage. Dabei ist keine allgemeingültige Regel ableitbar. So ist der Verfasser eines Textes bei der Nachzensur durch offizielle Stellen beispielsweise machtlos. Die Beispiele stehen jedoch nicht nur für die kritischen Punkte in der Kommunikation, sondern auch für die Sprachvielfalt in der DDR, sodass belegt wird, dass man nicht von der Sprache der DDR sprechen kann. Was in der Übersetzerbranche der DDR aber bereits ebenso wichtig war, wie es heute in professionellen Sprachendiensten ist, war die Terminologiearbeit. Vivien Berg 139

141 3 Terminologiearbeit in der DDR Unter Punkt B 1.2 wurde die Terminologiearbeit der Vereinigung der Sprachmittler (VdS) bereits erwähnt. Im nachfolgenden Abschnitt sollen nun einige Beispiele für diese Arbeit gegeben werden. Eine besondere Bedeutung für die Terminographie kommt dem Berufsverband VdS zu, der nicht nur Glossare, sondern auch Fachworthefte herausgab. Glossare wurden zu verschiedenen Themenbereichen in Zusammenarbeit mit dem Fremdsprachendienst Intertext erstellt. Diese Glossare wurden ursprünglich als Arbeitsmittel für und von Intertext erarbeitet, um den gängigen Wortschatz möglichst umfangreich zu erfassen und die Arbeit der Übersetzer zu erleichtern. Durch das große Interesse anderer Sprachmittler beschloss die VdS, die Ausarbeitungen auch diesen Kollegen zugänglich zu machen und als Sonderdrucke herauszugeben. Die Verfasser der Glossare sahen ihre Angaben allerdings nicht als alleinige Übersetzungslösung, sondern als Empfehlungen, worauf auch im Vorwort hingewiesen wurde: Die Autoren waren bemüht, den Begriffsinhalt der betreffenden Wortstellen gründlich zu erschließen und bei der Erarbeitung von Äquivalenten gemeinsam mit [ ] Muttersprachlern die jeweils sinnvollste der Übersetzungsmöglichkeiten [ ] zu wählen. Dennoch können sie keine Patentrezepte bieten, sondern sie wollen Vorschläge oder Empfehlungen unterbreiten. Niemand ist also davon befreit, seine eigene Entscheidung unter Beachtung der konkreten Verwendungsbedingungen und auch des Zwecks der Sprachmittlung zu treffen. (VdS 1988:3f.) Die Dokumente wurden stets mit Muttersprachlern erarbeitet und waren zu dieser Zeit der aktuelle Stand der Diskussion über die jeweils günstigste fremdsprachige Wiedergabe von DDR-spezifischen Begriffen (VdS 1988:3). Die Glossare, in denen Terminologie in der Richtung Deutsch Fremdsprache aufgelistet wurde, dienten der Übersetzung in die Fremdsprache, was in der DDR, wie bereits dargestellt, üblicher Arbeitsalltag war. Als logische Folge dieser Sprachrichtung enthielten solche Glossare zahlreiche Realienbezeichnungen, wie zum Beispiel Arbeiterkampflied, Brigade, Jahresendprämie Vivien Berg 140

142 oder Subbotnik 88. Neben Wortlisten gab die VdS auch eine Reihe an Fachwortheften heraus. Die VdS-Reihe Arbeitsmaterial für Übersetzer 89 wurde zu verschiedenen Themen (z. B. Elektrotechnik) als Arbeitsmittel für Sprachmittler, die Mitglied des Berufsverbandes waren, verfasst. In diesen Fachwortheften wurden die entsprechenden Fachgebiete umfangreich und adressatengerecht vorgestellt. Die einzelnen Bereiche der Hauptthematik wurden auf verschiedene Ausgaben aufgeteilt. So gab es für die Reihe zur Elektrotechnik beispielsweise mehrere Hefte zu den Schwerpunkten Kabel und Leitungen und Isolationskoordination. Die Unterkategorien wurden schließlich noch in Gruppen wie Erzeugnisse, Werkstoffe, Technologie oder Grundbegriffe gegliedert. Auf diese Weise konnten die Sprachmittler gezielt recherchieren und sich konkret in bestimmte Bereiche einarbeiten. Die Hefte bestanden aus zwei Teilen. Der erste Teil diente der Erschließung des Fachgebiets. Die einzelnen Erklärungen wurden mithilfe von technischen Zeichnungen (mit Beschriftungen) und Tabellen vervollständigt und belegt. Im zweiten Teil befanden sich schließlich das Glossar und die Fachwortlisten, in denen der entsprechende Fachwortschatz alphabetisch aufgeführt wurde. Im Glossar wurden die deutschen Termini mit ihren russischen, englischen und französischen Äquivalenten aufgelistet. Anschließend wurden die fremdsprachigen Termini jeweils in einer Liste alphabetisch geordnet und mit einem Verweis auf ihren Fundort im Glossar angegeben. Damit dienten die Fachworthefte nicht nur deutschsprachigen Sprachmittlern bei der Übersetzung in die Fremdsprache, sondern auch in die Muttersprache bzw. fremdsprachigen Sprachmittlern bei der Übersetzung ins Deutsche bzw. in ihre Muttersprache. Da es sich bei diesen Fachwortheften nicht nur um Wortlisten handelte, sondern in erster Linie um Einführungen in Fachgebiete, war die Zusammenarbeit mit Experten noch wichtiger. Daher wirkten zum Beispiel an der Erarbeitung der Reihe zur Elektrotechnik Diplomingenieure oder Doktoren der Ingenieurswissenschaften mit. Die sprachliche Überprüfung erfolgte ebenfalls durch Fachleute der Disziplin sowie durch Sprachexperten. Insgesamt stellten diese Ausarbeitungen der VdS eine umfangreiche und qualitativ 88 Im Anhang werden unter Punkt 5 Terminologiearbeit einige Seiten dieser Glossare zur Ansicht angeführt. 89 Im Anhang werden unter Punkt 5 Terminologiearbeit einige Auszüge dieser Fachworthefte zur Elektrotechnik angeführt. Vivien Berg 141

143 hochwertige Recherchemöglichkeit dar, mit der die Übersetzertätigkeit vereinfacht werden konnte. Gleichzeitig trugen sie auch dazu bei, eine einheitliche Terminologie zu verbreiten und so die Qualität der Dokumentation zu verbessern. An dieser Stelle sei außerdem angemerkt, dass es neben den angeratenen Vorgaben durch die VdS auch gelegentlich lexikalische Vorgaben am Arbeitsplatz gab: So durften wir z. B. das Wort Pluralismus nicht verwenden. [ ] Es wurde uns beigebracht, dass die sozialistischen Länder keine Atomwaffen, sondern Kernwaffen [sic!] besitzen Atomwaffen besitzen die Imperialisten. [ ] Auch war es untersagt, deutsche Orts- und Gebietsnamen von vor 1945 zu verwenden. So wurde ich eines Tages zur Parteisekretärin gerufen, weil ich ins Deutsche übersetzt hatte, dass 1980 in Schlesien x t Steinkohle gefördert wurden. Es müsse heißen in Şląsk. (W. D ) Mit diesem Kapitel soll die Betrachtung der verschiedenen Sprachbeispiele abgeschlossen und eine annähernd umfassende Beschreibung des Tätigkeitsbereichs von Übersetzern in der DDR erreicht sein. Es bleibt eine zusammenfassende Darstellung des Inhalts dieser Arbeit. Vivien Berg 142

144 Schlussfolgerung und Ausblick Zum Übersetzen gehören neben der sprachlichen Kompetenz die Kenntnis und das Wissen um die entsprechende Thematik. Auch ein gutes Allgemeinwissen und das Interesse, sich in unbekannte Sachgebiete einzulesen, sind von Bedeutung. Zu diesen Gebieten zählen auch politische und historische Themen, wie zum Beispiel der Einfluss des Staates in der DDR. Diesem sollte in dieser Arbeit in Bezug auf die Übersetzertätigkeit in all ihren Facetten nachgegangen werden. Dabei haben die Untersuchungen der Übersetzertätigkeit in der DDR und der Leipziger Schule gezeigt, wie komplex die Beziehungen in der Kommunikation sind. Die Kommunikation wird auch von der Gesellschaft beeinflusst, die ebenfalls ein hochkomplexes Gebilde darstellt, in dem die einzelnen Teile in Wechselwirkung zueinander stehen. Ein Gesichtspunkt ist dabei die Staatsführung, durch welche die ideologische Ausrichtung des Staates bestimmt wird. Wie in der Arbeit gezeigt wurde, nehmen externe Machtfelder, vor allem Politik und Ideologie, stets Einfluss auf die Übersetzung (vgl. Prunč 2007:317). Dies trifft auch auf die Übersetzungswissenschaft in der DDR zu, was an den Verweisen auf Lenin oder Marx, dem Bezug auf die Lehre des Marxismus-Leninismus sowie der Verwendung von Beispielen, die sich auf den Unterschied zwischen der DDR und der BRD beziehen oder spezifische Termini enthalten, deutlich zu erkennen ist. Besonders in den Schriften von Otto Kade und Gert Jäger finden sich zahlreiche Verweise auf die Lehre des Marxismus-Leninismus sowie die Äußerungen Lenins zur Sprache. Nichtsdestotrotz waren und sind die Arbeiten der Leipziger Übersetzungswissenschaftler von großer Bedeutung für die (deutschsprachige) Translatologie. Diese Bedeutung sollte mit der vorliegenden Arbeit unterstrichen werden. Dabei sollte weder eine Verklärung auf Grund der übersetzungswissenschaftlichen Beiträge noch eine ungerechtfertigte Reduzierung auf politische Einflüsse stattfinden, weshalb sowohl positive als auch negative Aspekte erläutert wurden. Das gleiche Ziel wurde bei der Darstellung des Übersetzerberufs von der Ausbildung bis zur konkreten Beschäftigung verfolgt. Dabei sind der frühe Kontakt zum Arbeitsleben durch Praktika während des Studiums, die Weiterbildungsmöglichkeiten durch die VdS oder die Stellung der Literaturübersetzer durchaus als Stärken des Systems zu bewerten. In der Kontrolle der Mitarbeiter, der wahllos erschwerten Studienzulassung oder den sprachlichen Vorgaben zu Gunsten des Staates zeigen sich die Schwächen. Ebenso wie die Beschreibung der Übersetzertätigkeit lässt auch die Sprache in der DDR keine homogene Darlegung ohne Vivien Berg 143

145 Brüche zu. So steht, wenn über die Sprache in der DDR gesprochen wird, meistens der offizielle Sprachgebrauch im Mittelpunkt, das von Stefan Heym 1976 als Hoch-DDRsch bezeichnet wurde. Bei dieser Betrachtung kann schnell in Vergessenheit geraten, dass es sich um eine natürliche Sprache handelte, deren Sprecher sich an die verschiedenen Kommunikationssituationen anpassten. Zwar weist die Sprache wie in jeder Kommunikationsgemeinschaft Besonderheiten auf, diese können aber nicht pauschal in jeder Kommunikationssituation wieder gefunden werden. Während in offiziellen Texten zur Außendarstellung propagandistische Formulierungen überwiegen, sind es in Texten über den Staat Realienbezeichnungen. Wiederum andere Texte liefen Gefahr, der Zensur zu unterliegen. Es gab aber natürlich auch Texte, die keine der hier thematisierten Erscheinungen enthielten. In Verbindung mit der sprachlichen Betrachtung sollte auf Übersetzungsprobleme aufmerksam gemacht und mithilfe von Beispielen der Umgang mit diesen beschrieben werden. So sollte konkrete praktische Übersetzerarbeit ebenfalls behandelt werden. Mit dieser Arbeit sollte insgesamt ein erster Schritt zu einem vollständigeren Bild der Übersetzertätigkeit in der DDR getan werden. Es sollte zu einem besseren Verständnis bestimmter sprachlicher Aspekte und zu einer differenzierteren Betrachtung der DDR beigetragen werden. Sicherlich ist das Thema noch nicht erschöpft. Auch in Zukunft können, trotz der schlechten Quellenlage (vgl. Hartung 2004:47), die sprachliche Vielfalt in der DDR durch detaillierte Analysen von weiteren Textbeispielen unterstrichen und die Übersetzertätigkeit mithilfe zusätzlicher Zeitzeugenberichte umfassender dargestellt werden. Auf diese Weise kann das hier skizzierte Bild weiter mit Farbe gefüllt werden. Vivien Berg 144

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155 Gespräche und Befragungen SCHMITZ, Manfred: Gespräch am in Berlin. SCHMITZ, Manfred: Gespräch am in Berlin. UHLMANN, Peter: Telefonat am D., W.: Brief am G., M.: Brief am Textbeispiele DIDEROT, Denis (1966): Die Nonne. In: Das erzählerische Gesamtwerk von Denis Diderot. Bd. 1. Propyläen Verlag: Berlin. DIDEROT, Denis (1972): La religieuse. Editions Gallimard: Malesherbes. DIDEROT, Denis (1981): Die Nonne. Aufbau-Verlag: Berlin. PANORAMA DDR Auslandspresseagentur GmbH (Hrsg.) (1986): Die DDR stellt sich vor. Berlin: Verlag Zeit im Bild. PANORAMA DDR Auslandspresseagentur GmbH (Hrsg.) (1987): 750 Jahre Berlin. Berlin: Verlag Zeit im Bild. PANORAMA DDR Auslandspresseagentur GmbH (Hrsg.) (1987a): 750 Years of Berlin. Berlin: Verlag Zeit im Bild. PANORAMA DDR Auslandspresseagentur GmbH (Hrsg.) (1987b): Berlin a 750 ans. Berlin: Verlag Zeit im Bild. PANORAMA DDR Auslandspresseagentur GmbH (Hrsg.) (1988): The German Democratic Republic. Berlin: Verlag Zeit im Bild. PANORAMA DDR Auslandspresseagentur GmbH (Hrsg.) (1988a): La R.D.A se présente. Berlin: Verlag Zeit im Bild. PICAPER, Jean-Paul (1975): La politique étrangère de la R.D.A.. In : Politique étrangère. N 5, Paris : centre d Etudes de Politique Etrangère. S VEREINIGUNG DER SPRACHMITTLER DER DDR (Hrsg.) (1982): Elektrotechnik. Kabel und Leitung. Fachwortheft Nr. 19, VdS-Reihe Arbeitsmaterial für Übersetzer. Berlin. VEREINIGUNG DER SPRACHMITTLER DER DDR (Hrsg.) (1982): Elektrotechnik. Kabel und Leitung. Fachwortheft Nr. 25, VdS-Reihe Arbeitsmaterial für Übersetzer. Berlin. VEREINIGUNG DER SPRACHMITTLER DER DDR (Hrsg.) (1984): Elektrotechnik. Isolationskoordination. Fachwortheft Nr. 38, VdS-Reihe Arbeitsmaterial für Übersetzer. Berlin. Vivien Berg

156 VEREINIGUNG DER SPRACHMITTLER DER DDR (Hrsg.) (1988): Intertext-Glossar. Gesellschaftspolitischer Wortschatz zur Auslandsinformation. Deutsch / Englisch. VdS-Sonderdruck 4. Berlin. VEREINIGUNG DER SPRACHMITTLER DER DDR (Hrsg.) (1989): Intertext-Glossar. Politik und Wirtschaft. Deutsch / Spanisch. VdS-Sonderdruck 5. Berlin. Vivien Berg

157 Vivien Berg Anhang

158 Punkt 1 Im Zuge der Ausbildung zum Fachübersetzer vermittelter Lehrinhalt am Beispiel der Technischen Universität Dresden Zur Demonstration des Inhalts der Fachübersetzerausbildung sei nachfolgend der Stoffplan angegeben, der der Ausbildung im Fach Maschinenwesen, Sprachrichtung Englisch-Deutsch, an der Technischen Universität Dresden zugrundeliegt: 0. Einführung (philosophische Grundlagen des Übersetzens politisch-ideologische Aspekte Ausbildungsgänge und Berufsmerkmale Status des Fachübersetzers gesetzliche Regelungen, Rechte und Pflichten des Übersetzers die Berufsvereinigung Vereinigung der Sprachmittler der DDR die Weltorganisation FIT Anmerkungen zum automatischen und zum rechnergestützten Übersetzen) 1. Grundlagen aus Sprach- und Übersetzungswissenschaft (Modell des Übersetzungsprozesses Grundbegriffe Grundforderungen an eine Übersetzung) 2. Die syntaktischen Ausdrucksmittel in den beiden Sprachen (grammatische und kommunikative Satzgliedfolge Aktiv/Passiv, persönliche/unpersönliche Ausdrucksweise [sic!] Nominalität Modalität Negation Gebrauch des Artikels Aufzählungen ) 3. Die lexikalischen Ausdrucksmittel in den beiden Sprachen (formale und inhaltliche Wortbildungsregeln Regeln für Wortwahl und Wortverknüpfung Funktionswörter allgemein verbreitete Wörter und Wendungen allgemein verbreitete Termini besondere Ausdrucksmittel wie Symbole, Formelzeichen, Maßeinheiten ) 4. Besonderheiten einzelner Faktoren (Monographien und wissenschaftlich-technische Artikel Vortragsmanuskripte Referate, Zusammenfassungen Texte stark praxisorientierten Inhalts technische Dokumentationen Bedienanleitungen Patente Sach- und Terminologiestandards Verträge und Urkunden Werbeschriften Ersatzteil-, Stücklisten Lehrwerke ) 5. Methodik des Übersetzens (Arten von Übersetzungen Verfahrensweise beim Übersetzen Hilfsmittel des Übersetzers ) (Neubert 1986:125).

159 Punkt 2 Semesterübersicht Der Studieninhalt für den Diplomstudiengang Sprachmittler wurde wie folgt strukturiert: Die Ausbildung umfaßt folgende Lehrinhalte: - Grundlagen des Marxismus-Leninismus ( Semester) - Einführung in die Sprachwissenschaft (1. und 2. Semester) - Einführung in Grundbegriffe und Grundtätigkeiten der Sprachmittlung (3. Semester) - Grundprobleme der Übersetzungstheorie (7. Semester) - Theorie und Praxis der Sprache der Gegenwart (in beiden Arbeitsfremdsprachen, Semester) - Theorie und Praxis des Übersetzens (in beiden Arbeitsfremdsprachen, Semester) - Theorie und Praxis des Dolmetschens (in beiden Arbeitsfremdsprachen, Semester) - Sprachgeschichte (in beiden Arbeitsfremdsprachen, 4. Semester) - Geschichte (in beiden Arbeitsfremdsprachen, Semester) - Literatur (in beiden Arbeitsfremdsprachen, Semester) - Landeskunde (in beiden Arbeitsfremdsprachen, Semester) - Spezialisierung (für die Diplomarbeit, Semester) - Sprecherziehung (1. u. 2. Semester) - Russisch als dritte Fremdsprache (für die Fachrichtungen ohne Russisch, Semester) - Maschinenschreiben Russisch (2. u. 3. Semester) - Sport ( Semester) (Salevsky / Schmitz 1986:121).

160 Punkt 3 Zulassung zum Studium Antwort auf die Bewerbung

161 Vertagung nach Eignungstest

162 Einspruch

163 Zulassung zum Folgejahr

164 Praktisches Jahr

165 Punkt 4 Brief von M. G.

166 Punkt 5 Terminologiearbeit Glossare

167

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173 Fachworthefte

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186 Punkt 6 Einschätzung im Studium

187 Punkt 7 Brief von W. D.

188

189 Punkt 8 Urkunden und Ehrungen

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S T EC K B R I E F D D R

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