HERAUSGEGEBEN VON WERNER D'INKA, BERTHOLD KOHLER, GÜNTHER NONNENMACHER, HOLGER STELTZNER. Beruf & Chance. Dienstag, 16.
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1 1 von :20 FAZJOB.NET LEBENSWEGE SCHULE FAZ.NET Anmelden Abo Newsletter Mehr HERAUSGEGEBEN VON WERNER D'INKA, BERTHOLD KOHLER, GÜNTHER NONNENMACHER, HOLGER STELTZNER Gehaltsatlas: Das verdienen Ingenieure in Deutschland Beruf & Chance Dienstag, 16. Dezember 2014 VIDEO THEMEN BLOGS ARCHIV Frankfurt 7 POLITIK WIRTSCHAFT FINANZEN FEUILLETON SPORT GESELLSCHAFT STIL TECHNIK & MOTOR WISSEN REISE BERUF & CHANCE RHEIN-MAIN Home Beruf & Chance Recht und Gehalt Altersvorsorge von Juristen: Unternehmen werden unattraktiv Altersvorsorge von Juristen Eine Frage der Rente Nicht jeder Student der Rechtswissenschaften kann oder will Richter, Staatsanwalt oder Advokat werden. Auch eine Karriere in Unternehmen war für Juristen immer sehr attraktiv - bis jetzt , von CORINNA BUDRAS
2 2 von :20 IMAGO Die Juristerei bot früher ein breites Betätigungsfeld - es könnte enger werden. ie Juristerei öffnet viele Tore. Mit zwei Staatsexamen in der Tasche kann man vieles werden: Richter oder Staatsanwalt, Rechtsanwalt oder Verwaltungsjurist. Auch Unternehmen unterhalten gerne ihren eigenen Hausjuristen, für die vielen Rechtsstreitigkeiten mit Kunden oder zum Aushandeln der Verträge. Besonders in den Personalabteilungen wimmelt es vor Rechtsberatern, schließlich sind die Arbeitsverträge der eigenen Mitarbeiter ein einziges Minenfeld. Allerdings ist die Karriere eines Unternehmensjuristen für viele Absolventen plötzlich ziemlich unattraktiv geworden. Der Grund dafür ist überraschend: die miese Altersvorsorge. Autorin: Corinna Budras, Jahrgang 1976, Redakteurin in der Wirtschaft. Folgen: Wie alles im Leben ist mies natürlich immer eine Frage der Bezugsgröße. Natürlich sind die Rentenaussichten von Unternehmensjuristen auch nicht schlechter als von allen
3 3 von :20 anderen Berufsgruppen, die an der gesetzlichen Rentenversicherung hängen. Aber sie sind auch nicht besser. Und das ist genau das Problem: Denn sie sind es nicht mehr. Bis vor kurzem konnten sich Unternehmensjuristen noch von der gesetzlichen Rentenversicherung befreien lassen und stattdessen ihre Altersvorsorge vom berufsständischen Versorgungswerk regeln lassen - wie alle freiberuflich tätigen Anwälte auch. Das ist meist lukrativer als die gesetzliche Rente, die von Jahr zu Jahr unattraktiver wird. Die Unterschiede sind so groß, dass eine gestandene Rechtsanwältin jüngst triumphierend verkündete, dass ihr bisheriger Rentenanspruch in den vergangenen Jahrzehnten auf den doppelten Betrag ihres Mannes angestiegen war, der als Geschäftsführer arbeitet - obwohl sie einst sogar im gleichen Monat angefangen haben zu arbeiten. Dieser Unterschied könnte in Zukunft erheblich kleiner werden, schließlich leiden auch die berufsständischen Versorgungswerke unter der dauerhaften Niedrigzinsphase. Aber bisher ist die Möglichkeit, sich privat abzusichern, für viele Juristen noch ein erheblicher Pluspunkt. Unternehmensjuristen merken den Unterschied nicht sofort Die gleiche Anzahl von Versicherungsjahren, aber nur die Hälfte der Rente - das tut weh. Tausenden Unternehmensjuristen droht jetzt ein ähnliches Schicksal wie dem Geschäftsführergatten. Das Bundessozialgericht hat sie nämlich in hohem Bogen zurück in die gesetzliche Rentenversicherung geworfen. Rechtsanwälte, die bei einem nichtanwaltlichen Arbeitgeber angestellt sind, Weisungen erhalten und deshalb nicht selbständig tätig sind, dürfen sich nicht von der gesetzlichen Rentenversicherung befreien lassen, entschieden die Kasseler Richter. Unternehmensjuristen merken den Unterschied nicht sofort: Sie zahlen jeden Monat noch immer den gleichen Betrag ein, nur eben nicht in das Versorgungswerk, sondern in die gesetzliche Rentenkasse. Spürbar wird der Unterschied erst im Alter - und wie groß er ausfallen wird, darüber lässt sich im Moment nur spekulieren. Doch die Entscheidung ist noch aus einem ganz anderen Punkt misslich: Den Unternehmensjuristen entgehe nicht nur die attraktivere Renditeerwartung des Versorgungswerks, warnt Klaus-Stefan Hohenstatt, Managing Partner für Deutschland der Kanzlei Freshfields. Sondern
4 4 von :20 es drohen auch Nachteile, die sich bei einer Zersplitterung der Versorgungswege ergeben, so Hohenstatt. Auch den Juristen Philipp Heinemann hat es eiskalt erwischt. Im vergangenen Jahr war er von der Großkanzlei in ein Unternehmen gewechselt. Die Gehaltseinbußen hat er damals in Kauf genommen - zugunsten von geregelten Arbeitszeiten. Doch die delikate Frage der Altersversorgung hatte er nicht auf dem Schirm. Mit so einem Kahlschlag habe ich nicht gerechnet, sagt der Anwalt, der seinen richtigen Namen lieber nicht nennen möchte. Denn er steckt noch mitten in den Verhandlungen darüber, ob sein neuer Arbeitgeber bei der Altersvorsorge noch einmal nachlegen könnte. In Großkonzernen werden Juristen schlicht umgemeldet Am günstigsten wäre es natürlich, wenn ihn der Arbeitgeber künftig doppelt absichert: wie bisher üblich im berufsständischen Versorgungswerk und in der gesetzlichen Rentenversicherung. Mit einem solch großzügigen Angebot an alle Neubewerber hat sich bisher noch kein Unternehmen an die Öffentlichkeit gewagt. Dabei liegt es durchaus auf der Hand, zumindest für Unternehmen, die händeringend nach guten Bewerbern suchen. Mehr zum Thema Gegenrede zu Das freie Denken kommt zu kurz : Hier geht es um Indianer, nicht um Häuptlinge Jurastudium: Das freie Denken kommt zu kurz Aus Großkonzernen wie der Allianz hört man jedoch vielmehr, dass dort die Kollegen schlicht umgemeldet werden. Die älteren Mitarbeiter hingegen profitieren meist noch von den großzügigeren Befreiungsregeln, die die Rentenversicherung über Jahrzehnte angewendet hat. Denn können sie eine Befreiung für ihren Arbeitgeber vorweisen, haben sie gute Chancen, auf Bestandsschutz zu pochen. Allerdings kann es auch ganz schlecht laufen, mit echten Einbußen auf dem Gehaltszettel: Schnell werden die Unternehmensjuristen nicht nur vom Versorgungswerk abgemeldet und in die gesetzliche
5 5 von :20 Rentenkasse verfrachtet, sondern müssen auch noch die versäumten Rentenbeiträge der vergangenen Monate nachzahlen. Der Arbeitgeber kann die pfändbaren Anteile einfach bei der nächsten Gehaltszahlung einbehalten, zumindest für die vergangenen drei Monate. Noch schwieriger ist allerdings die Frage, ob der Arbeitgeber auch die zu viel gezahlten Beiträge in das Versorgungswerk zurückfordern kann. Darüber streiten sich die Juristen derzeit. Wie viele Arbeitgeber so rigoros vorgehen, ist derzeit unklar. Es könnte noch schlimmer kommen Jedenfalls hat die Aufregung vor allen Dingen eines bewirkt: Sie hat den Beruf des Unternehmensjuristen erheblich unattraktiver gemacht. Das grundsätzliche Interesse an dieser Arbeit ist zwar weiterhin vorhanden, sagt Petrus Gerbaulet, Managing Partner von der juristischen Personalberatung Neumann Legal. Aber es wird immer schwieriger. Nach dem Urteil des Bundessozialgerichts spielten die wirtschaftlichen Gesichtspunkte und insbesondere die Rentenansprüche eine große Rolle. Einige Bewerber hätten schon abgewinkt, weil die Unternehmen die Nachteile durch das Urteil nicht ausgleichen wollten. Inzwischen ist selbst der Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) alarmiert. Er hatte jüngst versprochen, eine Lösung für die Interessen der Syndikusanwälte zu finden. Mit konkreten Vorschlägen hält er sich aber noch zurück. Einige mutmaßen indes, dass es sogar noch schlimmer kommen könnte: Immer wieder wird auch davor gewarnt, dass der Trend, den Kreis der gesetzlich Versicherten weiter auszudehnen, bald auch die angestellten Anwälte in den großen Wirtschaftskanzleien erreichen könnte. Die agierten schließlich auch nicht so unabhängig, wie es vom freien Advokaten stets verlangt wird. Quelle: F.A.Z. Zur Homepage Themen zu diesem Beitrag: Altersvorsorge Alle Themen Hier können Sie die Rechte an diesem Artikel erwerben
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