Segeltörn Schwedische Schären vom bis Anreise

Transkript

1 Segeltörn Schwedische Schären vom bis Anreise Auf diesem Törn werden wir 15 Leute auf der Esprit sein. Einige kennen sich zwar schon untereinander, aber im Großen und Ganzen sind wir ein bunt zusammen gewürfelter Haufen, welcher sich die nächsten Tage zusammen raufen muss. Die Anreise wurde von jedem selbst organisiert. Es kamen welche mit dem Auto, andere mit dem Flugzeug oder der Fähre aus Kiel. Eine kleine Überraschung war es, dass die Esprit nicht dort vor Anker lag wo es in den Unterlagen angegeben war. Dank Handy hatten aber alle noch rechtzeitig eine SMS bekommen und wussten davon. Also machten wir uns auf den Weg zum Liegeplatz, welchen wir schon von der Fähre aus erspäht hatten. Als wir ankamen wurde auch klar, warum die letzte Crew dort gelandet war. Sie hatten Probleme mit der Maschine und haben unter Segeln angelegt. Da man in der Göta Alv nicht segeln darf, mussten sie dort anlegen. Wir erfuhren, dass die Kupplung zwischen Motor und Getriebe abgerissen sei, der Mechaniker aber schon dabei war einen neue zu organisieren. Da schönes Wetter war machten es sich alle an Deck bequem und es gab die ersten gemeinsamen Gespräche, wer wer ist und wie er hierher gekommen sei. Am Nachmittag wurde dann noch Proviant gebunkert und die Kammern eingeräumt. Als wir beim Abendbrot saßen kam dann das Ersatzteil, welches morgen eingebaut werden soll.

2 Wir haben uns mit dem Frühstück beeilt, damit der Abwasch fertig wird, denn heute soll die Kupplung eingebaut werden. Dazu muss aber die Spüle hochgeklappt werden, um an die Maschine zu gelangen. Ein Teil der Mannschaft macht sich auf den Weg, um Göteborg zu besichtigen, der Rest repariert die Kupplung. Da noch kleinere Anpassungen gemacht werden müssen, wurde kurzerhand eine Hafendalbe mit Schraubstock ausgerüstet und zur Werkbank umfunktioniert. Am Nachmittag kam dann der große Moment. Die Maschine wurde gestartet und lief wie ein Uhrwerk. Wir konnten los!! Dann hieß es Ölzeug anziehen und alle Mann an Deck zur Segeleinweisung. Wir legten dann sogar unter Segeln in Göteborg ab in Richtung Öckerö. Es war das richtige Segelwetter zum eingewöhnen. Am Abend kamen wir dann mit dem letzten Licht in Ökerö an und wunderten uns über die Ruhe im Hafen. Als dann jemand von den Duschen kam war klar warum es hier so ruhig war. Die Saison ist in Schweden schon am zu Ende. Und da sind dann halt nur noch wenige WC und Duschen offen. Egal es gab welche und das war das wichtigste. Alles andere findet sich. Nach dem obligatorischen Anleger wurde Abendbrot gemacht und getratscht bis in die Nacht hinein.

3 Heute soll der Wind im Laufe des Tages noch weiter abnehmen. Wir wollen heute in Richtung Marstrand durch die Scheren fahren. Nach dem Frühstück und Abwaschen geht es los. Dicke Sachen anziehen, denn hier ist es schon empfindlich kalt und frieren beim segeln ist nicht gut. Nachdem wir das enge Fahrwasser von Ökerö verlassen hatten übten wir Wenden und Halsen fahren. Der Wind schlief dann fast ein, so dass wir uns auf den Weg nach Marstrand machten. Dazu mussten wir einen sehr engen Kanal durchqueren. Der Wind oder besser das was davon noch übrig war, stand für uns günstig und wir konnten durch den Kanal segeln. Wir glitten ganz langsam auf einer spiegelglatten Wasserfläche dicht an den Felsen vorbei. Kurz vor Marstrand verließ uns dann auch noch die letzte Brise und es wurde beschlossen in Marstrand anzulegen und durch die Schären zu wandern oder die Festung zu besichtigen. Nach dem Anleger machten wir uns auf, die Insel in kleinen Gruppen zu erkunden und die einmalige Landschaft der schwedischen Schären zu bewundern. Auch hier war die Saison schon zu Ende und wir waren so ziemlich die einzigen Touristen auf der Insel. Bei unserer Wanderung traf man dann auch öfter auf Leute von der Esprit als auf andere Urlauber. Die Ruhe und die Landschaft waren Balsam für die Seele. Nach dem Abendbrot mit reichlich Schokoladenpudding als Nachtisch wurden dann Erlebnisse und Geschichten aus den ach sooooo vielen Segelurlauben erzählt. Wir haben den Abend noch lange darüber gelacht.

4 Heute ist Wind und wir wollen nach Hunnebostrand, dem nördlichsten Punkt unserer Reise. Das Hafenhandbuch sagt, dass es dort eine Schlucht gibt, welche sehr schön sein soll. Um die ca. 45 Seemeilen zu schaffen sind wir aus den Schären auf die Ostsee gefahren. Dort sind wir in langen Schlägen am Wind gekreuzt und am Abend doch recht durch gefroren in Hunnebostrand angekommen. Auch hier ist die Saison schon zu Ende. An den Cafes ist mit großen Buchstaben Tack för sommaren 2008 till sommaren 2009 zu lesen. Einen Kaffee bekommt man dieses Jahr hier nicht mehr. Also wird die Espressomaschine auf der Esprit wieder angeschmissen und wir verpflegen uns selbst. Da diese nach Dichtungswechsel und richten des Kaffeeeinsatzes endlich wieder funktioniert, können wir den geschlossenen Cafes entspannt mit einer Tasse Espresso entgegen lächeln und den Abend genießen.

5 Heute wollen wir die Hunnebo klyfta durchqueren und dann die Aussicht auf Schären und Skagerak genießen. Also brechen wir die alte Seglerweisheit Laufe nie weiter als Dein Boot lang ist und brachen auf. Auf dem Weg durch den Ort kommen wir an einer Schule vorbei wo gerade Sportunterricht stattfindet. Uns kommen Kinder entgegen, welche nur mit T-Shirt und kurzer Hose bekleidet sind. Wir haben uns alle dick eingepackt, denn für uns ist es doch schon recht kühl. Aber anscheinend ist es für die Einheimischen noch warm und so fallen wir sofort auf. Egal, bei uns ist es nun mal wärmer. Der Weg durch die Schlucht ist wunderschön. Das Hafenhandbuch hat nicht übertrieben. Es geht durch enge Spalten und über große Felsbrocken immer bergauf. Oben weitet sich die Schlucht und man steht vor dem letzten Anstieg zum Aussichtspunkt. In einer Senke hat sich ein Teich gebildet wo sogar Sonnentau wächst. Oben angekommen bietet sich ein herrlicher Blick. Wir machen kurz Rast und genießen den Ausblick.

6 Zurück an Bord bereiten wir das Ablegen vor. Wir haben heute Windstärke 0 und wollen durch einen Kanal, in dem Segeln verboten ist. Also stört uns das nicht weiter. Unser Ziel ist die Insel Lilla Kornö. Im Hafenhandbuch heißt es dazu die Insel erwacht im Sommer für ein paar Monate zum Leben, sonst ist es hier tot. Wir fragen uns wie es dort wohl aussehen wird, wenn so etwas schon niedergeschrieben wurde? Erst einmal genießen wir die Fahrt durch den Kanal und die Schären. In der Dämmerung erreichen wir dann die Insel und suchen uns mit dem Boot einen Anlegeplatz. Wir haben noch nicht festgemacht da ist auch schon ein Inselbewohner da und sagt uns wir sollen ganz vorn festmachen es käme noch ein großes Schiff. Wir hatten zwar alle Fragezeichen über dem Kopf, wo hier noch ein Schiff herkommen soll, taten ihm aber den Gefallen. Die Insel ist schnell erkundet Sie besteht aus 32 Briefkästen und entsprechenden Häusern dazu. Wir sehen 5 Inselbewohner und in einem Haus brennt am Abend tatsächlich Licht. Es ist wirklich tot. Da wir heute wandern gewöhnt sind, besteigen wir den höchsten Berg der Insel und haben ein herrlichen Blick über die Umgebung. Dann wird der Grill ausgepackt und gegrillt. Da es doch schon recht frisch ist und hier tausende von Mücken unterwegs sind entschließen wir uns unter Deck zu essen und danach in gemütlicher Runde in den Abend hinein zu sitzen.

7 Am Morgen waren wir immer noch alleine im Hafen, das erwartete große Schiff ist natürlich nicht gekommen. Wir fahren heute weiter Richtung Süden. Der Wind hat auch wieder zugenommen, so dass wir schön segeln können. Zu Anfang sind wir zwischen den Schären noch etwas hin und her gekreuzt und dann ging s raus auf die Ostsee. Dort sind wir vor dem Wind gekreuzt bis wir in Marstrand waren. Wir wussten, dass es dort noch offene Duschen und WC gab, also entschlossen wir uns dort anzulegen. Mittlerweile ist über die Hälfte des Urlaubs um und alle kennen sich schon richtig gut auf dem Schiff aus. Mit Unterstützung der Stammcrew sind wir in das Seglerleben eingestiegen. Wir wissen wie die Segel heißen und wie sie gesetzt werden, und dürfen sogar selbst versuchen, die Mitsegler dabei anzuleiten. Wir lesen Seekarte, steuern das Schiff, berechnen den Kurs und halten Ausschau nach Seezeichen, Schiffen und Bojen. Ablegemanöver werden mit dem Skipper besprochen und jeder, der möchte, kann danach versuchen, unter Anleitung so ein Manöver zu fahren. Das macht richtig Spaß und man weiß: die Stammcrew steht hinter einem und hilft mit Rat und Tat, wenn es mal nicht weiter geht. Als besonderes Hobby hat sich das An- und Abschlagen der Vorsegel herausgestellt. Wir haben die Fock heute gegen die Genua ausgetauscht. Zum Abschlagen, Zusammenlegen und Verpacken wurde die Zeit gestoppt, als Vorgabe standen 10 Minuten zur Verfügung. Nach 9 Minuten und 42 Sekunden war die Fock im Segelsack verschwunden

8 Es geht zurück nach Göteborg. Schon ist eine Woche segeln um. Die Mannschaft und das Schiff haben gerade zusammengefunden und harmonieren miteinander, nun müssen morgen alle von Bord und alles ist vorbei. Wir würden am liebsten noch hier bleiben und weiter segeln. Heute genießen wir aber noch mal den Tag mit Wind. Nach einem Schausegeln vor der Küste wo zwei Mannschaftsmitglieder von Land aus fotografiert haben, sind wir durch den Kanal Richtung Öckerö zurückgefahren und hatten schönen Wind zum kreuzen. Wir waren recht schnell unterwegs und allen hat da Wenden fahren richtig Spaß gemacht. Dann ging es an Öckerö vorbei in die Göta Alv. Die Esprit war unterwegs in den Häfen immer eines der größten Schiffe. In Göteborg wurden wir wieder richtig winzig neben all den Containerschiffen und Fähren. Im Stadthafen angekommen wurde klar Schiff gemacht. Die Vorsegel wurden abgeschlagen und verpackt, Schoner und Groß landfein gelegt, die Leinen und Taue aufgeschossen und zum Schluss Deck geschruppt. Damit war der aktive Teil des Törns zu Ende. Es gab den letzten Anleger und alle erzählten über die Reise und ihrer Fahrt morgen nach Hause. Nach dem Abendfestschmaus wurden noch zu später Stunde Lieder gesungen.

9 Die letzten Stunden an Bord und das letzte gemeinsame Frühstück. Es wird noch einmal hektisch, Salon und Kammern müssen gereinigt und die Sachen wieder in die Seesäcke, Rucksäcke und Taschen gepackt werden. Jeder steht davor und fragt sich wie das alles in der Tasche war und welch Wunder, es passt auch alles wieder rein. Unser Skipper hat es besonders eilig, da er um 10:00 Uhr am Busbahnhof sein muss um den Flughafenzubringer zu erreichen. Also werden die Arbeiten verteilt und er verlässt uns nach der Übergabe an den Co-Skipper als erster. Wir beginnen alle mit dem Saubermachen und es ist erstaunlich, dass man sich bei dem Gewusel nicht ständig im Weg ist. Wie uns am Anfang gesagt wurde scheint das Schiff im Laufe der Reise größer geworden zu sein. Stimmt! Wir sind gerade beim abwaschen als unser Skipper wieder auf dem Steg erscheint. Alles stürmt an Deck und will wissen was schief gegangen ist. Er erzählt uns dann folgendes. Als er auf dem Busbahnhof angekommen war wollte er sich erkundigen welcher Bus zum Flug nach Berlin fährt. Die Frau am Schalter war verdutzt und sagte, dass heute kein Flug nach Berlin ginge. Er meinte aber, er habe doch hier das Ticket. Die Frau sah es sich an und weist ihm dann höflich darauf hin, dass das Abflugsdatum der sei und heute ist doch erst der Was wieder einmal bestätigt, beim segeln vergisst man Zeit und Raum. Dann kam aber wirklich die Zeit, dass unsere Crew sich verabschieden musste. Die ersten fuhren mit dem Auto ab, bei den nächsten fuhr der Bus zum Flughafen, einer blieb noch in Göteborg und der Rest machte sich auf den Weg zur Fähre nach Kiel. So ging ein spannender erlebnisreicher Segeltörn durch die schwedischen Schären zu Ende. Der Urlaub war wieder einmal zu kurz und die Zeit bis zum nächsten ist zu lang.