Wenn der Wecker den Verkehr regelt
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- Klara Friedrich
- vor 7 Jahren
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1 Wenn der Wecker den Verkehr regelt KEYFACTS - Mitte des Jahrhunderts werden 70 Prozent aller Menschen in Städten leben. - Damit droht ein Verkehrskollaps - Smart Cities beginnen beim vernetzten Verkehr und enden beim vernetzten Haus 08. Juni 2016 Wenn am Sonntag in Nizza das EM-Vorrundenspiel zwischen Polen und Nordirland angepfiffen wird, dann wäre es keine große Überraschung, wenn es rund um das Spiel Stau geben würde. Wenn die Fans aber nach dem Spiel in Richtung Stadtzentrum fahren, dann könnte das schon anders aussehen. Denn rund um den Boulevard Victor Hugo ist die Straße mit Sensoren ausgestattet. Sensoren, die die Autofahrer zum nächsten freien Parkplatz leiten, für den sie via Smartphone zahlen können. Wenn es irgendwann dunkel ist, werden die Straßenlaternen leuchten. Jedenfalls solange Menschen in ihrer Nähe sind. Ohne messbare Bewegung in ihrer Nähe hingegen schalten die 1/5
2 Laternen auf Stand-By und sparen Energie. Wenn irgendwann in den Morgenstunden die Müllabfuhr die Spuren der Nacht beseitigt, dann wird sie schon vorher wissen, welche Mülleimer sie leeren muss weil die Mülleimer den Grad ihrer Befüllung an das Leitsystem der Müllabfuhr senden. Boulevard connecté nennt sich das Pilotprojekt, mit dem die französische Hafenstadt seit einigen Jahren schon an der bedarfsgerechten Nutzung städtischer Infrastruktur arbeitet. Die energiesparende Stadt ohne Stau was in Nizza passiert, mag auf den ersten Blick erstaunlich sein. Nach der Einschätzung verschiedener Experten ist es aber nur ein erster Vorgeschmack auf das, was Städte künftig leisten können: Smart Cities vernetzt, effizient und ressourcenschonend. 70 Prozent der Weltbevölkerung werden nach UN- Prognosen im Jahr 2050 in Städten leben Nach Angaben der Vereinten Nationen lebten 2008 erstmals mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Mitte des Jahrhunderts sollen es schon 70 Prozent der Weltbevölkerung sein, so die Prognose. Damit einher geht ein drohender Verkehrsinfarkt denn nach Schätzungen der OECD soll sich die Zahl der Kraftfahrzeuge bis 2050 glatt verdoppeln. Unabhängig von der Frage, wie das Weltklima diesen Anstieg verkraften soll Kommunen und Städte bereiten sich schon heute auf den Verkehr der Zukunft vor. Smart Traffic mit einem Parkplatzleitsystem wie in Nizza ist dabei wohl nur der erste Schritt. Langfristig wird es darum gehen, sämtliche Verkehrsmittel miteinander zu vernetzen, sagt Mathias Oberndörfer, Bereichsvorstand Öffentlicher Sektor bei KPMG. Was für Busse und Bahnen bereits heute kein Problem ist, ist für Auto, Lkw und Fahrrad derzeit noch ungelöst. Man könnte Technologien entwickeln, die Smartphones mit einer Plattform vernetzen, so dass man minütlich weiß, was der schnellste, beste und energiesparendste Weg ist, um von A nach B zu kommen, sagt Oberndörfer. Das geht bis zu einer Verknüpfung mit dem smart home, bei dem mein Wecker das Verkehrsgeschehen kennt und mich rechtzeitig weckt, so dass ich pünktlich im Büro bin. Auto, wir wissen wo Deine Tankstelle steht Die Entwicklung entsprechender Plattformen sei dabei auch für privatwirtschaftliche Anbieter durchaus interessant. So können Passagiere des Hamburger Verkehrsverbundes HVV künftig die von Daimler entwickelten App moovel nutzen, um Angebote von Taxis, Deutscher Bahn, Mietfahrrädern, Carsharing und ÖPNV zu buchen. Mit Apps wie Qixxit oder ally setzen auch Deutsche Bahn und Start-Ups auf neue Möglichkeiten zur vernetzten Verkehrsnutzung. 2/5
3 Mit eigenen Apps können Unternehmen im Automobilbereich ihre eigenen Flotten optimieren, sagt Oberndörfer. Speziell im E-Mobility-Bereich sei es hilfreich, wenn man wisse, an welchen Standorten Tanksäulen aufzustellen seien. Oder aber, wenn man aus den Nutzerdaten wisse, wie lang die tatsächlich gefahrenen Strecken seien und dementsprechend die Leistungskraft der Batterien entwickele. Für den Betrieb eigener datengestützter Apps hingegen sei eine solide Planung sowie eine Strategie zur Umsetzung wichtig. Wie bringe ich die Stakeholder zusammen, wie sorge ich dafür, dass das System weiterentwickelbar ist? Und wo gibt es Fördergelder für Projekte, die den öffentlichen Sektor betreffen das sind einige der Fragen, die hier beantwortet werden müssen, sagt Oberndörfer. Verlängerung an der Schüler-Ampel Bei all diesen Plänen steht auch immer der Gedanke nach mehr Sicherheit mit im Raum. Das bedeutet auch eine gesellschaftliche Debatte darüber, welche Technik wir überhaupt wollen. Smart Cities tragen bei zu einer nachhaltigeren Nutzung basieren aber eben auch auf Daten. Und damit auf der Frage, ob eine Gesellschaft wirklich alles wissen will. Was wäre mit dem technisch problemlos herstellbaren Schulranzen, anhand dessen Bluetooth-Funktion Eltern jederzeit sehen können, ob sich ihr Kind immer noch auf dem Schulweg befindet? Ein Beispiel für die Grenzwertigkeit des Konzeptes von Smart Cities, sagt Hartfrid Wolff, Manager Öffentlicher Sektor bei KPMG. Schon anders sähe aber die Sache aus bei intelligenten Schulränzen, die dazu führen, dass Ampeln länger und schneller auf grün schalten, wenn der Träger eines solchen Ranzens an eine Kreuzung kommt? Worauf es aber vor Allem ankäme, sei eine Trial-and-Error-Mentalität, die auch Fehler erlaube, aus denen man lernen könne. Dazu gehöre auch Resilienz, also die gesellschaftliche Stabilität und Widerstandsfähigkeit gegen Störungen und starke Beanspruchungen. Beispielsweise durch gesellschaftliche Großereignisse, bei denen städtische Infrastruktur zum selben Zeitpunkt von sehr vielen Menschen benutzt wird. Wie bei einer Fußball-EM beispielsweise. Wo dank vernetzter Daten die Besatzungen von Krankenwagen wissen, auf welchem Weg sie am schnellsten vom Stadion zum Krankenhaus kommen. Wo dank vernetzter Daten künftig davon auszugehen ist, dass Ampeln automatisch auf grün schalten werden, wenn sich ein Helfer nähert, der es wirklich eilig hat. 3/5
4 Mathias Oberndörfer Bereichsvorstand Öffentlicher Sektor Nachricht schreiben Unsere Services ZUSAMMENGEFASST» Irgendwann werden Smart Cities so weit sein, dass mein Wecker das Verkehrsgeschehen kennt und mich deshalb rechtzeitig weckt, so dass ich pünktlich im Büro bin. «Bei der Entwicklung von Smart Cities kommt es darauf an, eine Trial-and-Error-Kultur zu entwickeln. Für privatwirtschaftliche Anbieter bieten die neuen technischen Möglichkeiten viele Chancen. Ob beispielsweise als Automobil-Konzern zur Optimierung der eigenen Flotte. Oder als Entwickler fortschrittlicher Apps in der Zusammenarbeit mit Städten und Kommunen. KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ein Mitglied des KPMG-Netzwerks unabhängiger Mitgliedsfirmen, die KMPG International Cooperative ("KPMG International"), einer juristischen Person schweizerischen Rechts, angeschlossen sind. Alle Recht vorbehalten. 4/5
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